Warum waren Buddhas Lehrreden so "langatmig"?

  • Hallo!


    Wenn man eine Sutta von Buddha liest, muss man ein ordentliches Maß an Konzentration mitbringen. So geht es mir jedenfalls.


    Warum ist das so? Warum hat er so gesprochen?


    Ich gebe mal ein Beispiel: Bhayabherava Sutta – Furcht und Schrecken


    Dort heißt es z.B.:


    Zitat

    "Ich erwog so: 'Wann immer Mönche oder Brahmanen sich ungeläutert im körperlichen
    Verhalten
    an entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald zurückziehen,
    dann rufen diese guten Mönche und Brahmanen aufgrund der Unzulänglichkeit ihres
    ungeläuterten körperlichen Verhaltens unheilsame Furcht und Schrecken hervor.
    Aber ich ziehe mich nicht ungeläutert im körperlichen Verhalten an entlegene Lagerstätten
    im Dschungeldickicht im Wald zurück. Ich bin geläutert im körperlichen
    Verhalten. Ich ziehe mich an entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im
    Wald zurück als einer der Edlen mit geläutertem körperlichen Verhalten.' Weil
    ich in mir diese Läuterung des körperlichen Verhaltens erkannte, fand ich große
    Erleichterung darin, im Wald zu wohnen."


    Auf diese Passage folgen 15 (!) weitere Passagen, die denselben Wortlaut haben, bis auf die Stelle, die ich in roter Farbe geschrieben habe (ungeläutert im körperlichen Verhalten)
    In diesen 15 weiteren Passagen werden andere Dinge genannt, die dazu führen, dass die Mönche und Brahmanen nicht ruhig und angstfrei im Wald wohnen können.


    Mir ist schon klar, dass Buddha darauf hinweisen wollte, dass viele Ansichten/Verhaltensweisen im Weg stehen, um frei von Furcht sein zu können (in diesem Fall insgesamt 16). Aber so sind viele Reden von ihm (alle?). Sie haben eine gewisse Monotonie, Mantraartigkeit, oder wie ich das nennen soll. Ich sag' mal als Laie: Als ob er den Mönchen nicht zutraute zu verstehen, außer durch ständige Wiederholung. Wisst ihr wie ich das meine?


    • Offizieller Beitrag

    Ich glaube, dass hat viel damit zu tun, dass die Lehhreden oftmals mündlich weitergehen wurden.


    Da schein etwas Rhythmisches und Strukturiertes - was man auch rezitieren kann - leichter auswendig zu lernen sein.

  • Je eher Du das "langatmige" vergisst je eher hörst Du Buddha zu. Ich hab mich auch einmal durch dieses Ding gequält. beim zweiten mal hab ich den Irren ausgeschaltet und habe es gelesen und den Worten zugehört und mit jeder scheinbaren Wiederholung wurde immer klarer was mir Buddha zeigt. Jeder Widerstand ist nicht verstehen fördernd.

    Was Buddha zeigt kann man nicht lesen es erscheint und wenn es erscheint kann man es nicht in Worte fassen. Die Worte sind NotWendig, auch wenn ich das niemals gelaubt hätte, es ist so.

    Als ich MN 1 gehört habe musste ich hellwach bleiben denn ein bestimmtes Wort in einem langatmigen Text nicht zu erkennen und das ganze Sutra ist nur noch ein Gebrabbel.

  • Es waren damals auch andere Zeiten. Vermutlich hatten gelehrte Schüler eine größere Aufmerksamkeitsspanne als der moderne Mensch, zumal nicht irgendein oller Lehrer daherredete sondern Lord Buddha persönlich. Ich nehme an, da hört man besser zu.


    Aber was void oben (2) anmerkt, ist sicherlich der wahre Grund für den sich wiederholenden Stil. Es wird immer vergessen, dass wir nicht wissen, wie der Buddha gesprochen hat und dass der Palikanon nicht vom Buddha geschrieben wurde sondern eine Nacherzählung ist, eine Niederschrift aus mündlich überliefertem Auswendiggelerntem. Eine Riesenleistung und sicherlich authentisch - aber es saß niemand mit einem Diktafon neben dem Buddha und sicherlich hat er gar nicht in diesem Stil gesprochen.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Die Lehre wurde am Anfang nur mündlich weitergegeben, und man konnte und wollte nichts weglassen.

    Ich persönlich finde auch die deutschen Übersetzungen grausam, aber das ist Geschmackssache.

    Ich habe diese Sachen auch erst nach ein paar Jahren gelesen, wo meine Geduld und achtsamkeit schon sehr stark war.

    Ich lese heute immer noch sehr wenig, weil ich inzwischen eine Bibliothek, eine Sangha, und Buddha in mir gefunden habe, aber ich bin inzwischen auch sehr dankbar dafür, dass die Schriften so ausführlich vorhanden sind. Das ist ein Segen für die Welt.

  • Genau so ergeht es mir und halte ich es, lieber Martin.

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Hallo!


    Wenn man eine Sutta von Buddha liest, muss man ein ordentliches Maß an Konzentration mitbringen. So geht es mir jedenfalls.


    Warum ist das so? Warum hat er so gesprochen?

    Diese Lehrreden sind wohl eine Zusammenfassung dessen, was er gesprochen hat. So wie sie verfasst sind erfordern sie Konzentration, nach einer Gewöhnungsphase finde ich das sehr gut. Man hat es ja sonst oft mit weniger wichtigen Dingen sehr eilig oder veschwendet viel Zeit damit oder hat Langeweile.

  • In dieser Lehrrede kommt jemand (hier: der Brahmane Jāṇussoṇi) zum Buddha, um ihm eine Frage zu stellen. So ist es ja häufig. Eine andere Situation, die auch oft beschrieben wird, ist, dass Buddha vor einer Gruppe von Mönchen spricht.


    Hier ist es ein Einzelner, der zu ihm kommt. Dem Brahmanen geht es vor allem darum, von Buddha zu erfahren, wieso er im Wald leben kann und damit gar keine Probleme hat. "Hauslosigkeit" wird das genannt, worunter man sich ja gut etwas vorstellen kann. Ich habe zumindest das Bild vor mir: da meint es jemand ernst! Und verlässt alles was er hat, um die Abgeschiedenheit zu suchen.


    Es werden dann eben 16 Dinge genannt, die überwunden werden müssen / im Weg stehen, um so einen großen Schritt zu machen.

    Nur wird eben jedesmal wieder die ganze Szene mit genau denselben Worten benannt/beschrieben, nur um das Nächste zu überwindende zu nennen.


    Ja, es ist von anderen aufgeschrieben worden. Das ist vermutlich nicht genauso, wie Buddha gesprochen hat. Aber selbst dann sind das nicht gerade künstlerisch sehr begabte Schriftgelehrte gewesen... :? Eher so Auswendiglerner... :grinsen:


  • Schmu


    Zitat

    Wenn man eine Sutta von Buddha liest, muss man ein ordentliches Maß an Konzentration mitbringen. So geht es mir jedenfalls.


    Warum ist das so?


    Vielleicht ja auch, weil es eine gute Sache ist, Konzentration also vertieftere Hinwendung zu auszuüben.


    Bisher hatte ich öfter geschrieben, dass eine Absicht erkennbar ist: Die gesprochenen Worte dauerhafter zu machen, sie in einem gewissen Masse gegen Vergänglichkeit abzusichern. Indem eben auch eindeutig formuliert wird. Was sich dann so äussert, dass das eine selbe immer wieder so gleich und damit auf die selbe Art verschieden von anderem (was sich verschieden untereinander äussern kann, hier 16 fach beschrieben) aufgeführt wird.


    In Majjhima Nikāya 4


    Ja, es ist von anderen aufgeschrieben worden. Das ist vermutlich nicht genauso, wie Buddha gesprochen hat. Aber selbst dann sind das nicht gerade künstlerisch sehr begabte Schriftgelehrte gewesen... :? Eher so Auswendiglerner... :grinsen:


    Je weniger Kunst also Verkünstelung und damit Entstellung also Uneindeutigmachung, desto besser, finde ich. Das Auswendiglernen wurde übrigens durch den Buddha empfohlen.

  • Es ist ja auch so, wenn man die Art des Aufbaus kennt liest man nicht alle Wiederholungen Wort für Wort, eher erfasst man mit einem Blick den Sinn und die verschiedenen Möglichkeiten die da ausgedrückt sind. Mir geht's jedenfalls so. Und dann freut es mich dass der Buddha an alles gedacht hat und dass nichts übereilt wirkt, sondern mit Bedacht und Sorgfalt überliefert wurde.

    Und wo doch die Genialität der Aussagen Bewunderung und Begeisterung erwecken kann, soll mir die Form nicht zum Ärgernis werden. Das Ganze ist überhaupt ein Blick in eine altehrwürdige Kultur, die sich auf so manche Weise erfreulich vom hiesigen Zeitgeist unterscheidet.

  • Hab mal versucht Sutra dahingehend zu verkürzen um sie nicht so "langweilig" erscheinen zu lassen. Das Blöde ist nur dann hab ich sie nicht mehr gefühlt und verstanden. Die "Seele" des Ganzen war weg, da war nur noch Geist.

    Mir hat Fritz Schäfer auch sehr klar gemacht das jedes Wort da hin gehört, egal was mein Ich glaubt.

  • Das Auswendiglernen wurde übrigens durch den Buddha empfohlen.

    Ja, den Eindruck habe ich immer mal wieder gehabt. Ich könnte das jetzt nicht durch Lehrreden belegen, aber ich denke, das war sicher eine Empfehlung von Buddha, Auch kommt es wohl dem Rezitieren entgegen.

    Und da habe ich ein Verständnisproblem, einerseits. Vielleicht auch nicht unbedingt.

    Meine eigene Erfahrung ist so, dass mir Wahrheiten wie z.B. Leerheit oder Zeichenlosigkeit im Laufe meines Lebens immer mehr an Deutlichkeit / Klarheit gewannen. Vor 20 Jahren hat mir ein Begriff wie Zeichenlosigkeit so gut wie nichts gesagt. Jetzt ist es schon anders. Und ich nehme an, dass es in weiteren 10 Jahren wieder etwas klarer sein wird.

    Das liegt sicher auch daran, dass mir diese Begriffe immer wieder "über den Weg gelaufen" sind und von verschiedenen Autor/innen immer wieder auf unterschiedliche Weise beleuchtet wurden.

    Das eigentliche Ein-Stück-weit-besser-"Verstehen" spielt sich aber immer in einem einzigen Moment ab, wenn ich gerade gar nichts darüber lese und gedanklich scheinbar gar nicht damit beschäftigt bin.

    Soll heißen: Ich bin über den Nutzen von Auswendiglernen / Rezitieren unsicher... Spielt das überhaupt eine Rolle, in dem Sinne, dass es den Einzelnen "weiterbringt"?


  • Das eigentliche Ein-Stück-weit-besser-"Verstehen" spielt sich aber immer in einem einzigen Moment ab, wenn ich gerade gar nichts darüber lese und gedanklich scheinbar gar nicht damit beschäftigt bin.

    Soll heißen: Ich bin über den Nutzen von Auswendiglernen / Rezitieren unsicher... Spielt das überhaupt eine Rolle, in dem Sinne, dass es den Einzelnen "weiterbringt"?

    Am Wichtigsten ist wohl den Sinn der Rede zu erfassen. Es gibt ein Sutta über Sinn, Wortlaut und danach handeln, ich finde es aber gerade nicht.

  • Soll heißen: Ich bin über den Nutzen von Auswendiglernen / Rezitieren unsicher... Spielt das überhaupt eine Rolle, in dem Sinne, dass es den Einzelnen "weiterbringt"?


    mukti kennt die Lehrrede, in der der Sinn des Auswendiglernens erklärt wird. Zumindest hat er sie hier im Forum schon mehrmals (meine Erinnerung ist so) gepostet. Damit man sich zu späterer Zeit daran erinnert, dass einem die Worte wieder aufsteigen. Dazu gehören aber auch Sinnsprüche, Gedichte, Wiedergeburtsgeschichten undsoweiter. Ich selbst habe bisher nur wenige ernsthafte Versuche unternommen, mir wichtig erscheinende Passagen wortwörtlich einzuprägen. Damit bin ich nicht zufrieden, mein Kommentar dazu noch.


    mukti


    Ich habe hier mal das gefunden:


    Zitat

    Zwei, ihr Mönche, machen falsche Aussagen über den Vollendeten. Welche zwei?

    • Derjenige, der eine Lehrrede mit einem der Deutung bedürfenden Sinne für eine Lehrrede mit ausgemachtem Sinne erklärt; (*1) und
    • derjenige, der eine Lehrrede mit ausgemachtem Sinne für eine Lehrrede mit der Deutung bedürfenden Sinne erklärt (*2).

    Diese beiden machen falsche Aussagen über den Vollendeten.

    Zwei, ihr Mönche, machen keine falschen Aussagen über den Vollendeten. Welche zwei?

    • Derjenige, der eine Lehrrede mit einem der Deutung bedürfenden Sinne für eine ebensolche erklärt; und
    • derjenige, der eine Lehrrede mit ausgemachtem Sinne für eine ebensolche erklärt.

    Diese beiden machen keine falschen Aussagen.

    Anguttara Nikaya 2 (22-42)


    Meinst du das?

  • Früher,

    zu Buddhas Zeiten konnten die Menschen ja weder schreiben noch lesen.

    Oft malte er ihnen sogar mit

    einem Stock die Lehren in den Sand oder verwendete eben Gleichnisse damit sich die Menschen das zu lernende

    besser einprägen konnten.


    Vergleichbar ist das wohl heute mit dem singen in einem Chor. Um so öfter sich der Text wiederholt umso tiefer geht er.

    Dafür müsste ich diese Texte dann noch nicht einmal lesen oder schreiben können....

    Immer wieder rezitieren, chanten und singen reicht bei mir auch völlig aus:rose:

  • Ich nehme an, dass es nicht wenige waren, die zu Buddhas Zeit lesen und schreiben konnten. Das ist auch durch die Lehrreden erfahrbar.


    Dass er mit einem Stock "Lehren in den Sand" malte, ist für mich aus keinem Text entnehmbar. Und Gleichnisse sind auch heute ein wichtiges didaktisches Mittel und dazu auch im jeweiligen Rahmen zutreffende (oder auch weniger zutreffende) Implikation von Gleichförmigkeit, oder gleichförmiger Entwicklung.


    Dass die Worte durch den Buddha nicht niedergeschrieben wurden und auch die erste Zeit nicht durch andere niedergeschrieben wurde, hat andere Gründe.

  • ...


    Soll heißen: Ich bin über den Nutzen von Auswendiglernen / Rezitieren unsicher... Spielt das überhaupt eine Rolle, in dem Sinne, dass es den Einzelnen "weiterbringt"?

    Hallo liebe/r Schmu.


    Es hat auf jeden Fall einen Nutzen.


    1. Man hat die Lehre immer bei sich. Ob im Zug oder im Wartezimmer. Auch wenn das System zusammenbricht, man in Gefangenschaft ist oder auf der Flucht. Man muß keine schweren Bücher umherschleppen, die obendrein gestohlen werden können oder verloren gehen können.


    Das alles natürlich nur für den Fall, dass der Geist noch ausreichend funktioniert um sich zu erinnern. Was zum 2. Punkt führt.


    2. Es ist ein Training des Geistes und Gedächtnisses. Die Merkfähigkeit erhöht sich.


    3. Durch den Vorgang des Auswendiglernens und des Wiederholens des Gelernten beschäftigt man sich mit der Lehre.


    4. In der Meditation oder sonst im Alltag können viel eher Gedanken, die mit der Lehre zu tun haben, aufkommen. Eine Chance der Befreiung oder Einsicht.


    5. Man hat einen viel besseren Überblick über die Lehre. Man muß nicht nachschlagen. Die Lehre kann sich letztendlich für einen selbst viel leichter und harmonischer zu einem Ganzen fügen. Auch unbewußt ohne viel über das auswendig Gelernte nachzudenken. (Reflektieren, kontemplieren oder weises nachdenken ist natürlich trotzdem grundsätzlich eine gute Sache.)


    6. Das Rezitieren der Sutten oder des Gelernten kann auch eine Art Meditation sein. So wie andere Mantren oder Rosenkränze beten/rezitieren.


    Man kann es als Geistesruhe- oder Einsichtsmeditation machen.


    Das Rezitieren selbst ist wohl eher Geistesruhe Training, wenn man das Rezitierte kontempliert/darüber nachdenkt wohl eher Einsichtsmeditation. Wobei Geisteruhe sowieso auch zu Einsicht führen kann und Einsicht einen auch innerlich ruhiger werden läßt. Zumindest am Ende des Einsichtsprozesses, denn nicht jede Einsicht ist immer gleich angenehm und beruhigend.


    7. Bei Mantren wird mir schneller langweilig, als wenn ich lange Sutten rezitiere. Ich bin viel wacher bei Sutten. Also für Leute die Abwechslung brauchen, könnte das auch ein Vorteil sein.


    8. Für Leute die weitere Existenzen nach dem Tod in Betracht ziehen: Durch das Auswendiglernen sind die Eindrücke der Lehre im Herz-Geist vielleicht mehr und stärker präsent. Das würde die Chance erhöhen wieder in Bereichen zu erscheinen wo man auf die gute Lehre trifft, falls man Befreiung in diesem Leben nicht schafft.


    Das ist aber nur eine Vermutung von mir und ich weiß auch nicht ob es weitere Existenzen nach dem Tod gibt. In den Sutten spricht Buddha jedenfalls immer mal wieder darüber. Seine 2 Einsichten darüber in der Nacht seines vollkommenen Erwachens, bezeichnet er als "wahres Wissen". Aber aus eigener Erfahrung kann ich weder sagen, dass es nächste Existenzen gibt, noch dass es sie nicht gibt.


    *


    Das ist so das was mir einfällt und meine Erfahrung ist. Ich habe langsam mit dem Auswendiglernen angefangen, weil ich Lust darauf hatte. Immer nur einen Satz oder an guten Tagen auch etwas mehr. Und auch nur wenn ich es wollte. Dadurch gab es Phasen wo ich mich jeden Tag damit beschäftigte und Phasen wo ich wochen- oder monatelang nichts tat. Alles ganz easy und ohne Stress.


    Oft wiederhole ich auch einfach nur das Gelernte, ohne Neues zu lernen. Und wenn ich dann noch mag und Kraft habe, kommt ein Satz oder mehr dazu.


    Und es hat auch nichts damit zu tun ob man sich gut Dinge merken kann oder nicht. Ich bin darin auch nicht gut. Man kann mit einem Satz anfangen bis man ihn sicher kann. Und wenn man dazu Tage, Wochen, Monate oder Jahre braucht, dann ist das eben so. Muß man ja niemandem erzählen, wenn man sich schämt.


    Und wenn man diesen einen Satz kann, dann nimmt man in der Rezitation den zweiten Satz dazu, bis man das nach Tagen, Wochen, Monaten oder Jahren sicher drauf hat.


    Dann den dritten Satz und so weiter.


    Nach der Schulzeit war ich froh nichts mehr auswendiglernen zu müssen, aber irgendwann hatte ich Lust Sutten auswendig zu können. Für mich ist das nicht nur Arbeit, sondern auch Spaß.


    Und wer da selbst keinen Spaß daran hat, muß es nicht machen. Ich denke wichtiger für den eigenen Weg ist es den Sinn der Lehre zu verstehen und die Lehre anwenden zu können. Da kann auch schon ein Wort oder eine Geste reichen.


    Ich zum Beispiel hatte ein wichtiges Erlebnis als ich den nichtbuddhistischen "Lehrer" sah, wie er mit kleinen Tanzschritten zum Klo ging, während ich auf einer Treppe saß.


    Ich kann das schon nachvollziehen, dass Auswendiglernen für jemanden nichts ist. Gerade auch wenn man dabei ist vom Kopf zum Herz zu kommen.


    Das Auswendiglernen muß trozdem grundsätzlich kein Hinderniss sein. Jede/r wie er/sie mag oder wie es am Besten passt. Die Menschen sind verschieden:

    ...


    Darum, ihr Brüder, soll man also bestrebt sein: 'Obzwar wir selber gesetzeseifrig sind, wollen wir dennoch den sich vertiefenden Mönchen unser Lob spenden.' Und warum? Weil man, ihr Brüder, in der Welt gar selten solch außerordentliche Menschen antrifft, die das Todlose Element (amatam dhātum; d.i. Nibbāna) leibhaftig erfahren haben.


    Und man soll, ihr Brüder, also bestrebt sein: 'Obzwar wir selber uns der Vertiefung widmen, wollen wir dennoch den gesetzeseifrigen Mönchen unser Lob spenden.' Und warum? Weil man, ihr Brüder, in der Welt gar selten solch außerordentliche Menschen antrifft, die einen tiefgründigen Lehrgegenstand in Weisheit durchdringend verstehen.«

    Anguttara Nikaya VI.46-54


    Aber nur (m)eine Meinung, außer das Zitat.


    Liebe Grüße

    Einmal editiert, zuletzt von Raphy ()

  • Ja sowas in der Art, hab jetzt auch was gefunden:

    Zitat

    Vier Menschen, ihr Mönche, sind in der Welt anzutreffen. Welche vier? Einer, der wenig weiß und dem das Wissen nichts nützt; einer, der wenig weiß und dem das Wissen Nutzen bringt; einer, der viel weiß und dem das Wissen nichts nützt; einer, der viel weiß und dem das Wissen Nutzen bringt.

    Inwiefern aber weiß einer wenig und das Wissen nützt ihm nichts? Da besitzt einer nur geringes Wissen an Lehrtexten, vermischter Prosa, Exegese, Versen, Hymnen, Aussprüchen, Geburtsgeschichten, wunderbaren Dingen und Erläuterungen (navanga-buddha-sāsana). Den Sinn und den Wortlaut des wenigen, das er gelernt hat, den kennt er aber nicht und folgt nicht dem rechten Pfad der Lehre. Insofern weiß einer wenig und das Wissen nützt ihm nichts.

    Inwiefern aber weiß einer wenig und das Wissen bringt ihm Nutzen? Da besitzt einer nur geringes Wissen an Lehrtexten, vermischter Prosa, Exegese, Versen, Hymnen, Aussprüchen, Geburtsgeschichten, wunderbaren Dingen und Erläuterungen. Doch den Sinn und den Wortlaut des wenigen, das er gelernt hat, den kennt er, und er folgt dem rechten Pfad der Lehre. Insofern weiß einer wenig, und das Wissen bringt ihm Nutzen.

    Inwiefern aber weiß einer viel und das Wissen nützt ihm nichts? Da besitzt einer großes Wissen an Lehrtexten, vermischter Prosa, Exegese, Versen, Hymnen, Aussprüchen, Geburtsgeschichten, wunderbaren Dingen und Erläuterungen. Den Sinn und den Wortlaut des Vielen, das er gelernt hat, den kennt er aber nicht und folgt nicht dem rechten Pfad der Lehre. Insofern weiß einer viel und das Wissen nützt ihm nichts.

    Inwiefern aber weiß einer viel und das Wissen bringt ihm Nutzen? Da besitzt einer großes Wissen an Lehrtexten, vermischter Prosa, Exegese, Versen, Hymnen, Aussprüchen, Geburtsgeschichten, wunderbaren Dingen und Erläuterungen. Den Sinn und Wortlaut des Vielen, das er gelernt hat, den kennt er, und er folgt dem rechten Pfad der Lehre. Insofern weiß einer viel und das Wissen bringt ihm Nutzen. A.IV.6

    Darauf folgt noch eine Zusammenfassung in Versen.

  • Oder das hier:

    Zitat

    »Viele Lehren, o Mönch, wurden von mir verkündet:

    Lehrtexte,

    vermischte Prosa,

    Exegese,

    Verse,

    Hymnen,

    Aussprüche,

    Geburtsgeschichten,

    wunderbare Dinge und Erläuterungen.

    Wenn da der Mönch auch nur von einer einzigen vierteiligen Strophe den Sinn und den Wortlaut kennt und die Lehre befolgt, so genügt das, um ihn wissensreich und einen Kenner der Lehre zu nennen.« -

    A.IV.186

    • Offizieller Beitrag

    Die älltesten Schriftzeugnisse in Indien sind die Inschriften des Ashoka.


    Und auch der Palikanon wurde erst 77 vor Christ niedergeschrieben.

    Die Pali-Überlieferung gehört zum ältesten Schriftgut des Buddhismus. Er geht auf die in Hinterindien und Ceylon verbreitete Vibhajyvāda-Sekte der Theravada-Richtung zurück.

    Der Kanon wurde unter König Vaṭṭagāmaṇī Abhaya (regierte von 89 bis 77 v. Chr.) bei Matale, Sri Lanka schriftlich niedergelegt und bildet die Grundlage des Theravada.

    Ist dann die Idee, dass zu Buddhas Zeiten viele lesen und schreiben konnten, wahrscheinlich?

    Von Buddha selbst gibt es keine Schriften. Ob er schreiben konnte, ist nicht bekannt.

    Wahrscheinlich wären wir - die ja aus einer sehr schriftbasierten Kultur kommen - einerseits erstaunt wie selten das Schreiben damals war - das feuchte Klima ist ja vergänglichen Materialien nicht förderlich - und andererseits erstaunt wie viel die Menschen damals auswendig wussten.

  • Soll heißen: Ich bin über den Nutzen von Auswendiglernen / Rezitieren unsicher... Spielt das überhaupt eine Rolle, in dem Sinne, dass es den Einzelnen "weiterbringt"?


    mukti kennt die Lehrrede, in der der Sinn des Auswendiglernens erklärt wird. Zumindest hat er sie hier im Forum schon mehrmals (meine Erinnerung ist so) gepostet. Damit man sich zu späterer Zeit daran erinnert, dass einem die Worte wieder aufsteigen. Dazu gehören aber auch Sinnsprüche, Gedichte, Wiedergeburtsgeschichten undsoweiter.


    ...

    Hallo lieber Vedana.


    Ich hätte das noch im Angebot:

    A.IV.191 Der Segen des Wissens - 1. Sotānugata Sutta


    Interessant für manche vielleicht auch:

    A.V.73 Der Befolger der Lehre I - 3. Paṭhama-dhammavihārī Sutta


    Liebe Grüße

    • Offizieller Beitrag

    Hallo lieber Vedana.


    Ich hätte das noch im Angebot:

    A.IV.191 Der Segen des Wissens - 1. Sotānugata Sutta


    Zitat

    Erklärt habe ich so, o Mönch, den Lerneifrigen, erklärt den eifrigen Lehrredner, erklärt den eifrigen Hersager, erklärt den eifrigen Denker und erklärt den Befolger der Lehre.


    Ich glaube, der 'eifrige Niederschreiber den Lehre" und der "eifrige Leser der Lehre" wären hier ebenso gepriesen worden und der Grund das sie hier fehlen, liegt wirklich darin, dass es sie vielleicht nicht gab. Kann das sein?

  • Hallo lieber void.


    Keine Ahnung. Ich war damals nicht dabei.


    Finde deine Argumentation aber schlüssig. Also ja, könnte vielleicht sein. :)


    Aber nur (m)eine Meinung.


    Du verlinkst übrigens die andere Sutta. Richtig wäre:


    A.V.73 Der Befolger der Lehre I - 3. Paṭhama-dhammavihārī Sutta


    Liebe Grüße

  • void


    Schrift war aber wohl grundsätzlich bekannt, laut folgender Sutta:


    Majjhima Nikāya 76


    Liebe Grüße

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    . "Wiederum, Sandaka, ist da irgendein Lehrer ein Traditionalist, einer, der mündliche Überlieferung als die Wahrheit ansieht; er lehrt das Dhamma durch mündliche Überlieferung, durch überlieferte Legenden, durch das, was in den Schriften überliefert wurde. Aber wenn ein Lehrer ein Traditionalist ist, einer, der mündliche Überlieferung als die Wahrheit ansieht, dann ist einiges davon richtig im Gedächtnis geblieben und einiges ist falsch im Gedächtnis geblieben, einiges ist wahr und mit einigem verhält es sich anders.


    In der Übersetzung von I.B.Horner kommt es so rüber, dass der Unterschied der zwischen etwas ist. was man irgendwo gehört hat und dem was der Autorität der Sammlungen zukommt.

    And again, Sandaka, some teacher here depends on report, holds to report for his ‘truths,’ he teaches Dhamma according to report, according to hearsay and tradition, according to the authority of the collections. If a teacher, Sandaka, depends on report, holds to report for his ‘truths,’ he remembers (part) well and he remembers (part) badly, and is both right and wrong.

    Es geht also nicht darum, ob etwas Niedergeschrieben ist oder nicht, sonder inwieweit es Autorität hat.