Totes Zen / Zen des toten Holzes

  • Hallo zusammen.


    In dem Forum hab ich nur einen ziemlich abgespeckten Thread gefunden zu dem Thema. Google sagt nix brauchbares dazu (nur ein recht kurzer Thread in einem anderen Forum, wo alle Fragen dazu mit der Antwort "Kein/fehlendes Mitgefühl" abgeschmettert wurden), und da es ja immer wieder als Anfängerfalle bezeichnet oder davor gewarnt wird, ohne genauer beschrieben zu werden, bitte ich hier zu dem Thema "Zen des toten Holzes" für alle Anfänger - so wie mich - um umfassende Infos.


    1. Was genau ist das jetzt? Ist es wirklich das naive und stupide dasitzen ohne Konzentrazion/innere Zuwendung zum Selbst und warten bis die Zeit um ist?

    1b. Wenn nicht: Warum/wie genau ist das "Zen des toten Holzes" schlecht? Kann man es dann einfach als banales Zeittotschlagen/verschwenden "ohne Wirkung" sehen?

    2. Wie prüft man, ob man sich selbst darin 1. im Zazen und 2. im Alltag verirrt hat?

    3. Und wie vermeidet man ein erneutes abrutschen da hinein, was macht man dazu bewusst und verstärkt anders?


    (ich verdächtige mich z.B. weils mir seit ca. einer Woche auffällig leicht fällt, im Alltag, wie auch beim Sitzen "auszuschalten"/Leere entstehen zu lassen. Es fühlt sich bezüglich meiner sonst immer eher parteiischen und aktiven Gedankenwelt ein bischen tot an. Es ist zwar eine ziemliche Erlösung, endlich mal Ruhe und Frieden von mir selbst zu haben, aber grad weils so einfach ist, bin ich halt skeptisch. Gegenüber anderen bin ich aber aufmerksam und möglichst hilfreich/zugänglich. Seitdem sind sehr viele Probleme wie weggeblasen, und wenn ich doch mal eins hab, weis ich sofort was los ist/wer schuld is. Wo da in diesem Zustand die Freude Platz hat, weis ich zwar noch nicht, aber wenns dann doch mal wieder sein muss, weis ich ja genau, was zu tun ist. Jeff Shore hat jedenfalls auch in seinem Buch letztens davor gewarnt und es als Realitätsflucht bezeichnet (das würde mich bei mir nicht wurdern) und damit ist einfach jetzt für mich zu oft davor gewarnt worden um es nicht mal konkret aufgegriffen und behandelt zu haben.)


    Ihr könnt euch auch gern nur allgemein äussern (um den Leser nicht seiner eigenen Erfahrungen zu berauben/ oder wenn ich euch schon nerve) ohne auf meine Situation einzugehen. Vielleicht ist diese Möglichkeit des Irrwegs aber auch so unwahrscheinlich und viel zu offensichtlich, dass eine einfache Warnung immer schon gereicht hat? Für die meissten zumindest^^. Oder wird das Thema irgendwo anders (Link, Buch, video) ausführlich und für einen Anfänger verständlich beschrieben? Danke für euere Mühe schon mal. :heart:

  • Du stellst schwierige Fragen, Mentus :shock:;)


    Zen ist die buddhistische Tradition (so verstehe ich es mehr und mehr), in der du die wenigsten Antworten bekommen wirst. Das liegt (nicht zuletzt) auch daran, dass das "Weiterkommen" bedeutet, dass mir klar wird: Es gibt gute Fragen, aber es gibt nur wenige gute Antworten. Die Frage ist "das Herzstück", die schnelle Antwort ist das ewige Gerplapper des Ichs. :)


    Ich weiß nicht, wo du dich befindest. Ich bin selber Schüler. Ich fühle mich nicht berufen, andere Schüler zu beurteilen und Antworten zu geben, von denen ich gar nicht weiß, ob sie hilfreich sein könnten.


    Vorgestern gab es ein Video von Muho, in dem etwas angesprochen wurde, dass eine Resonanz in mir fand:


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    Es gibt eine Playlist bei Muho mit dem Titel "Das tägliche Zen-Häppchen". Dort erscheint jeden Tag ein ca. 10-minütiges Video von ihm. Vielleicht ist etwas dabei, das deiner Frage nahekommt? Du kannst da mal durchschauen, wenn du magst...


  • Im Zen kennt man drei Abschnitte der Praxis:

    vor der Erleuchtung - Erleuchtung - nach der Erleuchtung oder wie manche das formulieren: vor dem Kensho, Kensho, nach dem Kensho.


    Das ist in den 10 Ochsenbildern dargestellt. Diese Abschnitte sind aber Konstrukte. In Wahrheit sind sie eins, so wie vorher, jetzt, nachher, vergangen, gegenwärtig, zukünftig. Es gibt immer nur jetzt und gegenwärtig. Und im jetzt und gegenwärtig gibt es nichts zu erreichen und alle Vorstellungen von gestern und morgen können verschwinden.


    Der Begriff des toten Holzes und der kalten Asche bezieht sich auf die Weise der Versenkungsübung. Genauer gesagt, Zazen ist keine Versenkungsübung. Das ist in diesem blog erläutert:

    zensplitter: Meditation - eine "Zen-Geschichte"


    Und die Verbindung zum Alltag ist hier:

    Zitat

    "Wenn du verstehst, wie wertvoll dein Leben ist und dass die Art, wie du es manifestierst und es lebst, voll und ganz deiner eigenen Verantwortung unterliegt - dann ist das solch eine große Verantwortung, dass so jemand ganz natürlich sich für ein Weilchen hinsetzt. Es ist keine absichtsvolle Handlung, es ist eine natürliche Handlung."

    (Houn Kobun, 1938 - 2002)



    Damit habe ich deine 1. und 2. Frage vielleicht beantwortet.


    Wie bemerkst du, dass du dich verstiegen hast?

    Du wirst es vielleicht nicht sofort bemerken, aber deine Mitwelt merkt es sofort. Und das ist letztlich der Lehrer - wie der Stein im fließendem Wasser rund geschliffen wird, so werden dir die Erleuchtungsdünkel abgeschliffen. Falls du es zulässt.

    Der wahre Ort er Übung ist dein Alltag.


    Und mit der Zeit entwickelst du ein immer feineres Gespür für den "Sand im Reis" und dir wird die kleinste Unstimmigkeit deiner Praxis auffallen. Sehr hilfreich ist dabei eine regelmäßige ununterbrochene Praxis der täglichen Übung - und das ist gar nicht so einfach, vor allem wenn die Erwartungen enttäuscht werden und nichts los ist und Langeweile sich zeigt.

    Und gelegentlich ein oder zwei Mal im Jahr an einem längeren Retreat bzw. Sesshin teilnehmen ist auch sehr hilfreich.

    :zen:



  • Schwierige Fragen^^ Für mich ist die Frage ungefähr so gemeint wie: "Wie erkennt sich ein Geisterfahrer auf der Autobahn?"

    Da könnte man ja antworten "anhand dessen, dass ein Auto nach dem anderen mit 300km/h Differenzgeschwindigkeit, warnendem Lichtzeichen und Hupe vorbeirauschen." Stattdessen wird geantwortet mit "Sei nicht so kompliziert/Die Frage ist die Antwort und der Weg/Oder auch: Schau mal... da gibts ein Video über was ganz anderes... das gefällt mir gut" ----- Booooom:grinsen:


    Ja befürchte ich fast auch so, dass man Fragen stellt, aber man wohl die Antwort selbst finden muss, weils ansonsten nur ein fremdes Wissen ist und nicht deine eigene Frucht in/aus dir. Das Video von Muho... er wird als glaubwürdiger Vertreter des authentischen Soto-Zens angesehen, oder spreizen sich da die Meinungen über ihn (bei mir ist einfach noch viel zu viel "Ich" da um das sagen zu können)? Weil wenn ich mir Shohaku Okumura anschaue, bilde ich mir schon einen Unterschied ein. Oder die Bescheidenheit von Muho ist nur trügerisch...


    Das mit dem Alltag hab ich schon verstanden, mir gehts auch nicht darum " im Zug, der mich nach zuhause bringt, nach vorne zu laufen, damit ich eher da bin" sondern zu verhindern, dass ich womöglich voller Überzeugung in die entgegengesetzte Richtung fahre. Klar, man kann jetzt einhacken: Wenn du überzeugt bist, irrst du dich ja bereits. Aber irgendwie muss ich ja als Anfänger eine erste Klarheit entwickeln können, wo es lang geht, der ständige Zweifel, ob meine Praxis wirklich Zazen ist, macht mich unsicher. Und ich übe bis jetzt im Bezug auf meine Vorangehensweise beim Sitzen und auch im Alltag nur basierend auf: Hoffnung, dass ichs bis jetzt richtig verstanden hab, was ich gelesen hab. (ich akzeptier das aber als erstes, sich mir bereits jetzt schon selbst erklärendes Koan, wenn das so okay ist). Und auf "Bevor ichs nicht mache, mach ichs lieber falsch."


    Dein Link hat mir erstmal nur bestätigt, was du eh schon geschrieben hast, dass Zazen keine Versenkungsübung ist. Okay. Also stell ich mir halt die Frage: "Mache ich eine Versenkungsübung?" Der Link, der wiederrum auf der Seite dann zu finden war Visuddhi Magga X erklärt alle Jhanas in für mich wirrer, zwar sehr lebhafter aber trotzdem unverständlicher Sprache. Ich glaube aber recht sicher (korrigiert mich bitte), dass es sich allein schon von den Überschriften her ums selbe handelt, wie ich kürzlich in Jeff Shores "Der Weg beginnt unter deinen Füßen" ab Seite 86 gelesen hab, die 4 Dhyanas: grenzenloser Raum, grenzenloses Bewusstein, nicht ein einziges Ding, weder Wahrnehmung noch Nichtwahrnehmung. Und er beschreibt all dies als "im Zen nicht notwendige Erfahrungen" die, falls sie auftreten, zu durchschreiten und hindurchzugehen/zudurchdringen sind, ohne an ihnen festzukleben. Ich les es grad extra paralell zum schreiben nochmal nach, um nix falsches zu schreiben/zu verstehen. Aber es wird nirgends ausdrücklich geschrieben "Das hat nix mit Zazen zu tun/tut das nicht/das ist verkehrt". Andererseits schreibt er - zumindest in dem Kapitel - auch nicht, dass es was mit zazen zu tun hat. Er benutzt den Ausdruck Meditationserfahrungen. Zazen versteht sich ja nicht als Meditation, sondern als "nur Sitzen (je mehr ich mich irgendwie damit beschäftige, was das jetzt heisst, umso weniger weis ich es genau...)". Aber er schreibt, dass Zazen die zentrale Praxis im Rinzai ist. Versteht sich also das Zazen nur im Soto nicht als Meditation und im Rinzai schon, und du beziehst dich eher aufs Soto?


    Mir ist klar, dass der Soto-Zen manche Betrachtungen des Rinzai ablehnt. Aber ist der Unterschied zwischen den zweien so groß? Dann muss ich mich evtl mal fürs eine oder andere entscheiden...


    Ansonsten nehm ich den Rest deiner Empfehlungen gern mal mit in den Alltag, und versuchs mal so. Zum Schluss hoff ich, dass ein Zen-Lehrer das dann schon sehen wird, und es mir auch klar sagen wird, wenn ich einen Irrweg gehe, oder? (Bitte sag jetzt nicht "Vorrausgesetzt ich höre ihm auch zu, oder noch schlimmer: das Wort "hoffen" sagt schon wieder alles" :grinsen:)


    Und danke für deine Unterweisung. :sunny:

    Einmal editiert, zuletzt von Mentus ()

  • Stattdessen wird geantwortet mit "Sei nicht so kompliziert/Die Frage ist die Antwort und der Weg

    Ich wollte nicht sagen: "Sei nicht so kompliziert". Ich sehe mein eigenes Kompliziertsein, da kann ich anderen schlecht vorhalten, sie seien zu kompliziert. Kompliziertheit, den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen, das scheint mir eine allgemeinmenschliche Eigenschaft zu sein. ;)



    Ja befürchte ich fast auch so, dass man Fragen stellt, aber man wohl die Antwort selbst finden muss, weils ansonsten nur ein fremdes Wissen ist und nicht deine eigene Frucht in/aus dir.

    Ja, so sehe ich es. Jeder Weg ist anders. Wenn ich etwas über Zazen schreibe, schreibe ich im Grunde über meinen ganz speziellen Weg. Mit meinen Schwierigkeiten, meinen Persönlichkeitsmerkmalen, meinen Stärken und Schwächen. Das kann bei jemand anderem ganz anders aussehen.


    Wir Menschen sagen anderen unwahrscheinlich gerne, wo's langgeht, wie's gemacht wird. Auch hier im Forum ist das ein großes Feld. Ständig erklärt jemand einem, was als richtig anzusehen ist und was an meiner Sichtweise zu bemängeln, zu kritisieren ist.

    Das unterscheidet uns von Meistern und Meisterinnen. Die sind so weit, dass sie auch wirklich erkennen können, wo du gerade stehst und was genau jetzt anliegt, um einen Schritt weiter zu gehen.


    Das Video von Muho... er wird als glaubwürdiger Vertreter des authentischen Soto-Zens angesehen, oder spreizen sich da die Meinungen über ihn (bei mir ist einfach noch viel zu viel "Ich" da um das sagen zu können)? Weil wenn ich mir Shohaku Okumura anschaue, bilde ich mir schon einen Unterschied ein. Oder die Bescheidenheit von Muho ist nur trügerisch...

    Muho kommt aus der Sawaki-Linie. Okumura auch. Die Äbte des Klosters (Antai-ji) seit Sawaki sind:


    Kōdō Sawaki

    Kōshō Uchiyama

    Kōhō Watanabe

    Shinyū Miyaura

    Muhō Nölke

    Ekō Nakamura


    Okumura war ein Schüler Uchiyamas. Du schreibst: "Weil wenn ich mir Shohaku Okumura anschaue, bilde ich mir schon einen Unterschied ein." Das meine ich! Sie entstammen derselben Linie, und haben trotzdem eine recht unterschiedliche Art, die Dinge zu vermitteln. Das bedeutet für mich: Wir sind alle ganz schön verschieden, und haben jede/r unseren eigenen Weg.

    Für einen ist Sawaki eine gute Richtschnur, für einen anderen Uchiyama oder Okumura, für den nächsten Muhō, und noch ein anderer kommt vielleicht mit jemandem aus einer ganz anderen Linie gut zurecht.


    Aber irgendwie muss ich ja als Anfänger eine erste Klarheit entwickeln können, wo es lang geht, der ständige Zweifel, ob meine Praxis wirklich Zazen ist, macht mich unsicher.

    Das ist z.B. so etwas, das kann ich nicht beurteilen. ist das die "normale" Unsicherheit, wie sie viele kennen werden? Oder ist das ein spezielles Persönlichkeitsmerkmal von dir, spielt also Zweifel allgemein eine überdurchschnittliche Rolle bei dir?

    Im ersten Fall wird es sich legen. Im zweiten Fall wird es hartnäckiger sein, und vielleicht selbst eines Tages zum Gegenstand genauerer Selbsterforschung werden.


    Zu dem Thema sagt Muhō übrigens auch etwas ;) :


    (Nicht wundern über sein Outfit und dass er anfangs seine Unterhose präsentiert, das geht noch auf ein Scherz-Video zurück, das er am 1. April gemacht hat. Er spricht hier zwar vor allem über die Körperhaltung im Zazen, aber ich finde, man kann auch manches auf den Geist übertragen, besonders ab Minute 6:00)


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    Er benutzt den Ausdruck Meditationserfahrungen. Zazen versteht sich ja nicht als Meditation, sondern als "nur Sitzen (je mehr ich mich irgendwie damit beschäftige, was das jetzt heisst, umso weniger weis ich es genau...)". Aber er schreibt, dass Zazen die zentrale Praxis im Rinzai ist. Versteht sich also das Zazen nur im Soto nicht als Meditation und im Rinzai schon, und du beziehst dich eher aufs Soto?


    Mir ist klar, dass der Soto-Zen manche Betrachtungen des Rinzai ablehnt. Aber ist der Unterschied zwischen den zweien so groß? Dann muss ich mich evtl mal fürs eine oder andere entscheiden...

    Lass dir Zeit damit, den Unterschied zwischen Soto und Rinzai herauszufinden. Am Ende wirst du vielleicht feststellen, dass der Unterschied gar nicht so groß ist. Und auch nicht so wichtig, wie es vielleicht zunächst erscheint, wenn du dieses oder jenes Buch liest.

    Es gibt (so mein Eindruck) Meister beider Schulen in der Geschichte, die dieses oder jenes vernachlässigt / abgelehnt haben, und schließlich eher fast der jeweils anderen Richtung zugeordnet werrden konnten. ;)


  • Mentus

    Zitat

    Das mit dem Alltag hab ich schon verstanden, mir gehts auch nicht darum " im Zug, der mich nach zuhause bringt, nach vorne zu laufen, damit ich eher da bin" sondern zu verhindern, dass ich womöglich voller Überzeugung in die entgegengesetzte Richtung fahre. Klar, man kann jetzt einhacken: Wenn du überzeugt bist, irrst du dich ja bereits. Aber irgendwie muss ich ja als Anfänger eine erste Klarheit entwickeln können, wo es lang geht, der ständige Zweifel, ob meine Praxis wirklich Zazen ist, macht mich unsicher. Und ich übe bis jetzt im Bezug auf meine Vorangehensweise beim Sitzen und auch im Alltag nur basierend auf: Hoffnung, dass ichs bis jetzt richtig verstanden hab, was ich gelesen hab. (ich akzeptier das aber als erstes, sich mir bereits jetzt schon selbst erklärendes Koan, wenn das so okay ist). Und auf "Bevor ichs nicht mache, mach ichs lieber falsch."


    Der Zug ist eine schöne Metapher für Leben. Du wirst da in einen Zug gesetzt, das Leben setzt dich ins Leben und da bleibst du so lange, bis du zuhause angekommen bist. Während du da im Zug sitzt stellst du dir einen Haufen Sinn-Fragen und Sinn ist nichts anderes als die Frage nach der Richtung, nach dem Sinn des Lebens - dabei lächelt das Leben, das ohne Sinn, also ohne warum ist.


    Damit sollen die Sinn-Fragen nicht verworfen werden. Sie haben aber ihre Berechtigung, wo es um Dinge geht, die im Laufe des Lebens geschehen (sollen) - Berufswahl, Lebenspartner, Wohnung usw. - die Erlebnisse und Entscheidungen machen das Leben sinnvoll, sie bringen Erfahrungen hervor, das vieles im Leben ein trail-and-error ist.


    Bei Erdbeermarmelade lege ich Wert auf das richtige Etikett und würde mich beim Händler beschweren, wenn da Himbeermarmelade drin wäre. Aber letztlich kann ich mich da auf meine Sinne, wie dem Geschmack verlassen. Und so sehe ich das mit der Frage, ob deine Praxis wirklich Zazen ist. Vertraue deinem Geschmack - und du hast ja schon ziemlich gut erkannt, wie so ein nicht-authentischer Zen-Anbieter daher kommt.


    Was authentische Zen-Praxis ist kannst du bei Dogen im Fukanzazengi lesen. Sie hat eine körperliche und eine geistige Seite: wie muss ich sitzen - Augen auf oder zu - Hand als Schale oder als Faust - Rücken mit leichtem Hohlkreuz oder doch besser gerade - zur Wand oder zum Raum hin sitzen - halber, voller Lotus, Bänkchen oder Stuhl oder Zafu - die Fragen und Zweifel sind vielerlei. Sie wurden hier alle schon gestellt und ausdiskutiert. Entscheiden musst du und was du entscheidest ist zunächst dein authentisches Zen. Hier ist allerdings das Sitzen in Gemeinschaft sehr hilfreich, weil man sich da einfach in die übliche Weise einordnet.

    Die geistige Seite - dieses "nicht-denken denken" oder dieses "Buddha töten" - das braucht seine Zeit, weil das vergleichbar ist mit dem 5. Ochsenbild des "Zähmen des Ochsens". Es geht hier um die Übung des Samadhi, was vergleichbar mit den Versenkungsübungen ist und um das Loslassen dieser Erfahrungen. Und dann auch um die Satori-Erfahrung, die gleichfalls losgelassen werden muss, was als "Buddha töten" verstanden wird.

    Hier ist die Hilfe eines Lehrers, einer regelmäßigen Begleitung, neben einer Gruppe angebracht.


    Wenn man die vielen Angebote von Meditation und Achtsamkeitsübungen, mindfulness- und vipassana Praktiken heute im Netz findet, dann ist der Hinweis darauf, dass Zen zwar sprachlich auf Chan und Dhyana sich zurückführen lässt, was aber keine inhaltliche Übereinstimmung bedeutet. Zen ist keine Meditation und Satori ist keine Meditationserfahrung. Man findet bei Dogen eben auch, dass samadhi - die Erfahrung des Einsseins, was ein anderer Begriff ist für Weder-Wahrnehmung noch Nicht-Wahrnehmung (8. Jhana) - nicht mit Satori verwechselt werden darf.

    Die jhana sind im Pali-Kanon beschrieben und sie sind m.E. schwierig zu verstehen. Also mir ging das so - ich hab's nie kapiert.

    Bis ich Ayya Kemma fand und sie hat eine bessere Beschreibung:

    Jhanas-Vortrag.pdf

    Ich denke, es ist heute wichtig auf diese wesentliche Unterscheidung von Zen und Meditation einzugehen und den Fokus mehr auf die beständige (Aus-)Löschung der Konzepte, Vorstellungen und Ansichten zu legen.

    Auch Buddha hat die jhanas praktiziert, bei zwei bekannten Meistern, aber er hat sie als unzureichend angesehen und diese Übung für nicht notwendig erachtet. Sie ist allerdings hilfreich für Samadhi - d.h. für einen Aspekt des achtfachen Pfades.


    Und was den Unterschied zwischen Soto und Rinzai anbetrifft - das sind zwei Waggons in einem langen Zug - im Soto-Waggon fragt dich keiner nach dem Fahrschein - und im Rinzai-Waggon kommt ständig ein Fahrkarten-Kontrolleur.

    :zen:



    • Offizieller Beitrag

    Schwierige Fragen^^ Für mich ist die Frage ungefähr so gemeint wie: "Wie erkennt sich ein Geisterfahrer auf der Autobahn?"

    Da könnte man ja antworten "anhand dessen, dass ein Auto nach dem anderen mit 300km/h Differenzgeschwindigkeit, warnendem Lichtzeichen und Hupe vorbeirauschen."

    Ich glaube man kommt immer an einen Punkt, wo man nicht weiterkommt. Und der Unterschied ist dann der, inwieweit man mit ganzer Energie bei dem was einem im Weg steht verweilt. Oder ob man in der Energie nachlässt und "stump" wird.


    Es ist zwar jetzt kein Zenbegriff, aber eine gute innere Checkliste sind die fünf Hindernisse:

    Die Hindernisse sind im Einzelnen[1][2][3]:

    1. Sinnenlust, sinnliches Begehren (auch: Sinneslust) (p. kāma-chanda), metaphorischer Vergleich im Brāhmana-Vagga: Farbe, die Wasser trübt.[3]
    2. Übelwollen, Ablehnung (auch: Hass) (p. vyāpāda), metaphorischer Vergleich im Brāhmana-Vagga: kochendes Wasser.[3]
    3. Stumpfheit und Mattheit (auch: Starrheit, Trägheit) (p. thīna-middha), metaphorischer Vergleich im Brāhmana-Vagga: von Algen durchwachsenes Wasser.[3]
    4. Ruhelosigkeit und Aufgeregtheit (auch: Aufgewühltheit, Sorge, Gewissensunruhe) (p. uddhacca-kukkucca), metaphorischer Vergleich im Brāhmana-Vagga: von Wind aufgewühltes Wasser.[3]
    5. skeptischer Zweifel (p. vicikicchā), metaphorischer Vergleich im Brāhmana-Vagga: Wasser bei Dunkelheit.[3]

    Dem töten Zen entspricht am ehesten 3.


    Stille Wasser sind manchmal tief und manchmal eher trüb ( von Algen durchwachsen) Wenn ich ein Wasser wäre, würde ich mich sorglos trinken?

  • So wie ich den Palikanon verstehe waren Jhanas ein ganz wesentlicher Bestandteil für den Buddha gewesen. Im Anguttara Nikaya handelt ein ganzes Buch (neuner Buch?) um das Thema Jhana. In der mittleren Sammlung steht sehr oft, dass das erste Jhana ausreicht für den Stromeintritt. Im Dhammapada Vers 372 wird betont das Einsicht und Jhana beide wichtig sind. "Es gibt kein Jhana für jemanden ohne Einsicht, keine Einsicht für jemanden ohne Jhana. Aber jemand mit Jhana & Einsicht: Er ist an der Schwelle zur Befreiung."

  • Auch Buddha hat die jhanas praktiziert, bei zwei bekannten Meistern, aber er hat sie als unzureichend angesehen und diese Übung für nicht notwendig erachtet.

    Es bleibt wesentlich, das war mein Punkt.

  • Auch Buddha hat die jhanas praktiziert, bei zwei bekannten Meistern, aber er hat sie als unzureichend angesehen und diese Übung für nicht notwendig erachtet.

    Es bleibt wesentlich, das war mein Punkt.

    Das ist mir schon klar.

    Aber das war für Buddha nicht wesentlich für die Leidenserlöschung.


    Nur so ein kleiner Hinweis - die Schwelle zur Befreiung ist ( immer ) in jedem Moment.


    MN1 und MN121

    Also erkennt er: 'Auch diese geistige Einheit ohne Vorstellung (Jhana 8) ist zusammengesetzt,

    zusammengesonnen: was aber irgend zusammengesetzt, zusammengesonnen ist, das ist wandelbar, muß

    untergehn': das erkennt er.«


    Die jhanas sind Zustände, die beim Zazen erscheinen können, die aber nicht speziell geübt werden, weil sie eben vergänglich sind.

    :zen:



    Einmal editiert, zuletzt von Leonie ()

  • Gerade MN1 zeigt ja, wie man durch bzw mithilfe der Jhanas und Vipassana befreien kann. Da ist es nur ein Katzensprung zur völligen Befreiung.

    Ich meine mit wesentlich dominierend, weil es vom Umfang her sehr oft erwähnt wird in den Sutten. Oft wird in den Sutten "richtige Konzentration/Sammlung" (sammasamadhi) anhand 4 Jhanas erklärt , z.B. in der Maghasatipatthana-Sutta DN22. Es ist eine spezielle Form von Sammasamadhi anscheinend, die aber nicht notwendig ist über Jhana. In manchen Sutten ist sogar gar keine Art der formale Form der Praxis notwendig um die Loslösung vom "Leiden" zu verwirklichen (Z.B. "Alles brennt" - tausend Mönche waren auf einem Schlag befreit durch das Hören der Lehre SuttaCentral).

    Auf jeden Fall scheinen die Jhanas eine gute Plattform zu bieten für die Befreiung. MN1 zeigt ja gerade das Zusammenspiel von Jhana und Klarblick imo. Je subtiler die Form, umso subtiler die Loslösung anscheinend.

    Soweit ich weiß, hat der Buddha nach seiner Befreiung überlegt, wer ihn am besten verstehen würde . Da ist ihm nur sein letzter Lehrer eingefallen, der ihm u.a. die letzte Stufe der Jhanas beigebracht hat. Er war sich sicher, er würde sich am leichtesten von allen, die er kannte, befreien können. Er ist nur leider kurz vorher verstorben.

    Sorry wegen dem OT.

  • Okumura war ein Schüler Uchiyamas. Du schreibst: "Weil wenn ich mir Shohaku Okumura anschaue, bilde ich mir schon einen Unterschied ein." Das meine ich! Sie entstammen derselben Linie, und haben trotzdem eine recht unterschiedliche Art, die Dinge zu vermitteln. Das bedeutet für mich: Wir sind alle ganz schön verschieden, und haben jede/r unseren eigenen Weg.

    Für einen ist Sawaki eine gute Richtschnur, für einen anderen Uchiyama oder Okumura, für den nächsten Muhō, und noch ein anderer kommt vielleicht mit jemandem aus einer ganz anderen Linie gut zurecht.

    Das ist schon interessant, ich werd das weiter beobachten, jetzt kommen nach Okumuras und Jeff Shores Buch noch Uchiyama (oder eher ein Witz von ihm) und Suzuki dran. Wird sich dann schon zeigen nach ein paar Tonnen Büchern^^ Es ist lustig, seit ich den Weg hier eingeschlagen hab... ich fühle mich oft viel besser unterhalten als jemals sonst muss ich sagen... das Leben wird grad zu einer einzigen Kommödie und ich lache schon bald jeden Tag über irgendwas - ab und zu seh ich aber dann wieder, dass da garnix lustig war.


    Ich mag diesen Zen Humor irgendwie^^ Da schreibt man, dass man an Muho zweifelt und kriegt gleich noch ein Video von ihm.

    Und das Video war echt ned schlecht... danke dir. Jetzt zweifle ich über ihn nimmer so, sondern mehr über mich xD Am lustigsten wärs gewesen, wenn du mir gleich das Aprilvideo gezeigt hättest...


    Er benutzt den Ausdruck Meditationserfahrungen. Zazen versteht sich ja nicht als Meditation, sondern als "nur Sitzen (je mehr ich mich irgendwie damit beschäftige, was das jetzt heisst, umso weniger weis ich es genau...)". Aber er schreibt, dass Zazen die zentrale Praxis im Rinzai ist. Versteht sich also das Zazen nur im Soto nicht als Meditation und im Rinzai schon, und du beziehst dich eher aufs Soto?


    Mir ist klar, dass der Soto-Zen manche Betrachtungen des Rinzai ablehnt. Aber ist der Unterschied zwischen den zweien so groß? Dann muss ich mich evtl mal fürs eine oder andere entscheiden...

    Lass dir Zeit damit, den Unterschied zwischen Soto und Rinzai herauszufinden. Am Ende wirst du vielleicht feststellen, dass der Unterschied gar nicht so groß ist. Und auch nicht so wichtig, wie es vielleicht zunächst erscheint, wenn du dieses oder jenes Buch liest.

    Es gibt (so mein Eindruck) Meister beider Schulen in der Geschichte, die dieses oder jenes vernachlässigt / abgelehnt haben, und schließlich eher fast der jeweils anderen Richtung zugeordnet werrden konnten. ;)

    Okay, so hätt ichs vorübergehend auch beschlossen, danke für deine Bestätigung dazu.


    Das Fukanzazengi hab ich mir auch schon vorgemerkt... habs gleich mal gesucht, ist das kein Buch sondern nur ein paar Seiten, oder was?

    Ein Buch auf Deutsch hab ich zumindest nirgends gefunden.


    Fukanzazengi-deutsch-Rumme-Evi.pdf

    Antaiji – Fukanzazengi

    Fukanzazengi.pdf


    Das Sitzen in Gemeinschaft ist auch vorgemerkt. Das werd ich schätz ich mal schon was finden, wenn ich suche. Das mit dem Buddha töten, merk ich mir auch mal gern... Bei den Jhanas ha bich mir gedacht es gäb nur 4, ist wohl auch wieder sowas, dass das jeder anders lehrt. Aber dein link schaut ja schon mal viel besser und verständlicher aus, das les ich mir gern mal durch. Gesegnet sei das Einfache.


    Und wenn das so ist, dass es zwei Wagons im gleichen Zug sind und nur die Kontrollen anders ist, kann ich mich ja immer wieder umsetzen, wenn ich die Kontrollen haben will oder auch nicht. Wobei... wenn ich mir das im echten Zug so vorstelle...

    Es ist zwar jetzt kein Zenbegriff, aber eine gute innere Checkliste sind die fünf Hindernisse:

    Die Hindernisse sind im Einzelnen[1][2][3]:

    1. Sinnenlust, sinnliches Begehren (auch: Sinneslust) (p. kāma-chanda), metaphorischer Vergleich im Brāhmana-Vagga: Farbe, die Wasser trübt.[3]
    2. Übelwollen, Ablehnung (auch: Hass) (p. vyāpāda), metaphorischer Vergleich im Brāhmana-Vagga: kochendes Wasser.[3]
    3. Stumpfheit und Mattheit (auch: Starrheit, Trägheit) (p. thīna-middha), metaphorischer Vergleich im Brāhmana-Vagga: von Algen durchwachsenes Wasser.[3]
    4. Ruhelosigkeit und Aufgeregtheit (auch: Aufgewühltheit, Sorge, Gewissensunruhe) (p. uddhacca-kukkucca), metaphorischer Vergleich im Brāhmana-Vagga: von Wind aufgewühltes Wasser.[3]
    5. skeptischer Zweifel (p. vicikicchā), metaphorischer Vergleich im Brāhmana-Vagga: Wasser bei Dunkelheit.[3]

    Dem töten Zen entspricht am ehesten 3.


    Stille Wasser sind manchmal tief und manchmal eher trüb ( von Algen durchwachsen) Wenn ich ein Wasser wäre, würde ich mich sorglos trinken?

    Okay, die Hindernisse kommen mir nicht unbekannt vor, das drucke ich mir aus und hängs auf glaub ich. Danke.


    Dein Bild ist auch nicht ohne, ich fasse zusammen, bevor ichs mir mal überleg^^: Das Bild setzt vorraus, dass man ein Wasser ungern trinkt, wenn es dreckig ist. Und man trinkts lieber, wenns tief ist. Also sinds einfach 2 Werte, an denen man entscheidet, ob man als dieses Wasser dieses Wasser trinken will. Auf Punkt 3 hast du dich ja nicht bezogen.


    Gerade MN1 zeigt ja, wie man durch bzw mithilfe der Jhanas und Vipassana befreien kann. Da ist es nur ein Katzensprung zur völligen Befreiung.

    Ich meine mit wesentlich dominierend, weil es vom Umfang her sehr oft erwähnt wird in den Sutten. Oft wird in den Sutten "richtige Konzentration/Sammlung" (sammasamadhi) anhand 4 Jhanas erklärt , z.B. in der Maghasatipatthana-Sutta DN22. Es ist eine spezielle Form von Sammasamadhi anscheinend, die aber nicht notwendig ist über Jhana. In manchen Sutten ist sogar gar keine Art der formale Form der Praxis notwendig um die Loslösung vom "Leiden" zu verwirklichen (Z.B. "Alles brennt" - tausend Mönche waren auf einem Schlag befreit durch das Hören der Lehre SuttaCentral).

    Auf jeden Fall scheinen die Jhanas eine gute Plattform zu bieten für die Befreiung. MN1 zeigt ja gerade das Zusammenspiel von Jhana und Klarblick imo. Je subtiler die Form, umso subtiler die Loslösung anscheinend.

    Soweit ich weiß, hat der Buddha nach seiner Befreiung überlegt, wer ihn am besten verstehen würde . Da ist ihm nur sein letzter Lehrer eingefallen, der ihm u.a. die letzte Stufe der Jhanas beigebracht hat. Er war sich sicher, er würde sich am leichtesten von allen, die er kannte, befreien können. Er ist nur leider kurz vorher verstorben.

    Sorry wegen dem OT.

    Ob das alles so Offtopic war glaub ich nicht... danke für dein Einbringen! Das war ja schon ziemlich der Kern der Frage. Jhanas können kommen oder auch nicht, sollten dann aber losgelassen werden, damit man ihnen nicht anhaftet. Leonie sagt vorher auch das selbe. Danke euch.

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  • Gerade MN1 zeigt ja, wie man durch bzw mithilfe der Jhanas und Vipassana befreien kann. Da ist es nur ein Katzensprung zur völligen Befreiung.

    Ich meine mit wesentlich dominierend, weil es vom Umfang her sehr oft erwähnt wird in den Sutten. Oft wird in den Sutten "richtige Konzentration/Sammlung" (sammasamadhi) anhand 4 Jhanas erklärt , z.B. in der Maghasatipatthana-Sutta DN22. Es ist eine spezielle Form von Sammasamadhi anscheinend, die aber nicht notwendig ist über Jhana. In manchen Sutten ist sogar gar keine Art der formale Form der Praxis notwendig um die Loslösung vom "Leiden" zu verwirklichen (Z.B. "Alles brennt" - tausend Mönche waren auf einem Schlag befreit durch das Hören der Lehre SuttaCentral).

    Auf jeden Fall scheinen die Jhanas eine gute Plattform zu bieten für die Befreiung. MN1 zeigt ja gerade das Zusammenspiel von Jhana und Klarblick imo. Je subtiler die Form, umso subtiler die Loslösung anscheinend.

    Soweit ich weiß, hat der Buddha nach seiner Befreiung überlegt, wer ihn am besten verstehen würde . Da ist ihm nur sein letzter Lehrer eingefallen, der ihm u.a. die letzte Stufe der Jhanas beigebracht hat. Er war sich sicher, er würde sich am leichtesten von allen, die er kannte, befreien können. Er ist nur leider kurz vorher verstorben.

    Sorry wegen dem OT.

    Ich sehe es auch nicht als OT an, denn es ist genau das Thema.

    Nach dem Verständnis des Zen ist die Übung der jhanas "totes Holz und kalte Asche" - weil sie nicht zur Befreiung führen kann.

    Nirvana/Befreiung ist zwar Ziel, aber kein Handlungsziel. Ich kann mich nicht in Befreiung üben. Ich muss erkennen, dass ich es bin. Durch Tatabsichten, also Übungen, die Zustände hervorrufen, ist nirvana nicht erreichbar. Aus einem bedingten Zustand gibt es keinen Zugang zu einem Unbedingten. Und das gilt auch für die Übungen des achtfachen Pfades. Sie sind kein Weg zu einem Ziel, wie es Nirvana oder Befreiung ist.

    Sie sind aber Übungen zu einer Praxis des intentionslosen Handelns und damit gebe ich dir dann auch Recht: es sind Vorbereitungen für Befreiung. Aber genau deshalb sind sie eben auch nicht notwendig, denn wenn die Einsicht da ist, kommt Befreiung - wenn dieses, dann jenes.

    :zen:



  • Ich finde die Ausdrucksweise im Zen manchmal etwas überpedantisch. Oder so... Ich weiß nicht, wie ich das sagen soll.

    Das scheint sehr an Dogen zu liegen, soweit ich das bisher sehe... (also, noch nicht besonders weit) :)


    Bloß nichts wollen, bloß nichts beabsichtigen, bloß nicht handeln wegen irgendetwas.

    Wisst ihr, was ich meine?


    Ich sehe das absolut ein, keine Frage. Jedes Ziel nimmt mir die Offenheit für das, was sowieso da ist.


    Aber trotzdem kommt mir das fast ein bisschen zwanghaft vor. Also ich habe das Gefühl, das kommt eben auch aus einer Zeit, als die Menschen vielleicht allerlei "Zeugs" im Kopf hatten, was genau dabei heraus kommen soll.


  • Es ist für mich OT, weil ich einfach mein Interesse an den Sutten selbst verfolge ohne praktisch Nützliches hier beizutragen.

    Die Hinweise von Leonie haben mir aber auch weitergeholfen zum weiterforschen :).

    Die Jhanas in MN1 kann man wirklich als eine Vorbereitung sehen, wo die Jhanas selbst die Objekte sind, von denen man loslassen soll. In der Jhana-Sutta ( Anguttara Nikaya IX.32-41 ) hingegen scheint es wiederum ein Mittel für die Befreiung selbst zu sein. Letztendlich geht es in der Jhana-Sutta ("Geistesruhe und Hellblick") genau darum von allen Phänomenen, die auftreten loszulassen. Dabei ist es nicht wichtig, welches Jhana man dafür benutzt. Jede dieser Vertiefungen kann bis hin zur "Versiegung der Triebe" (Befreiung) führen. Wollte das nur erwähnen und nicht weiter vertiefen. Ist eher eine dhammawheel-Beschäftigung und weniger "zen" ^ ^

  • Dabei ist es nicht wichtig, welches Jhana man dafür benutzt. Jede dieser Vertiefungen kann bis hin zur "Versiegung der Triebe" (Befreiung) führen. Wollte das nur erwähnen und nicht weiter vertiefen. Ist eher eine dhammawheel-Beschäftigung und weniger "zen" ^ ^

    Es gibt da ja auch keine Abstufung. Das sind verbale Differenzierungen eines Prozesses. Dienen nur dazu durch Nachlesen zu bestimmen, wo man ist, falls das überhaupt wichtig ist. Mir haben die Differenzierungen jedenfalls geholfen den Prozess der durch Meditation erreicht wird, einfach so durch Übung, für mein Denken und Sprechen, Worte zu finden. Das das der Prozess der Meditation, Versenkung in den Worten des Buddha ist hab ich ja erst Jahre nach dem Durchlaufen erfahren. Intellektuelles Futter zum Mitreden.

    Damit ist Zazen als einzige Form der Versenkung bis vor Buddha eben gesichert, ob das nun Zazen oder wie auch immer heißt ist dem Zeitgeist geschuldet.

    Wer "Zazen" macht hat sowieso nichts mit Schulen des Buddhismus zu tun, außer er möchte sich austauschen, wenn nicht Zazen ist.

  • nur ne kurze Frage:

    Wäre das Thema vllt. nicht besser bei den "Zennies" aufgehoben....ist ja doch schon speziell und man kanns wiederfinden, falls man was nachschauen/nachlesen will?


    [mod]

    Jop - erledigt[/mod]

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  • Das ist mir - meinem Intellekt - auch aufgefallen. Aber ich schätz mal:


    - es gibt halt einfach auch nicht mehr Substanzielles zum (be)schreiben, also breitet man das Thema vom Umfang her aus (so wie ich gerade), weil man will, dass es möglichst viele verstehen. Und wenn ich ein Buch (gegenwärtiges Beispiel: Die Verwirklichung der Wirklichkeit von Okumura) nur zu 1/3 bis 1/2 deswegen verstehe, warens immerhin trotzdem 100-150 Seiten, die mir geholfen haben.


    - es ist besser, genauer zu messen, als ungenauer, weil sich die Ungenauigkeiten sowieso multiplizieren und am Ende wie bei der Flüsterpost was ganz anderes rauskommt.


    - Wenn ich was nicht verstehe, mach ich mir gleichmütig eine Markierung an den Rand, zum erneuten nachlesen für irgendwann (die Seiten sind teils dann relativ vollgeschmiert^^, verkaufen kann ich die sicher nicht mehr).


    - Jetzt wirds wirklich OT: Diese Zwanghaftigkeit (für mich nix anderes wie Anhaften), die du zum Schluss erwähnt hast, sollte ja dann generell kritisch betrachtet werden. Und vor allem ab wann ist irgendwas zwanghaft? Wo ganz genau ist da die Grenze? Wenn ich mich von aussen her betrachte, sehe ich, dass ich evtl bis sicher dem bald täglichen Zazen und der bereits täglichen Praxis anhafte/daran festhalte. Schon, weils mich interessiert, auch weil ich keinen anderen Weg für mich sehe. Dann kommt Dogen daher und sagt: "Es ist Täuschung, wenn wir uns selber antreiben, die 10000 Dinge willentlich zu praktizieren und zu erfahren." Meine momentane Einstellung dazu: Okay. Täuschung kommt ja immerhin vor dem Erwachen. :grinsen: (der smiley is so fürchterlich^^ der grinst genauso wenig, wie eine asiatische Maus, die mit dem Auto zusammengefahren worden is )

  • Jetzt hab ich letztens, wo ichs mir ausgedruckt/aufgehängt hab, verstanden, dass ich einfach nur (alles) lesen hätt müssen, um die Frage zu kapieren^^ Sorry... ich übersetze für mich das tief aber trotzdem der Verständlichkeit halber mit klar. Is ja das selbe Gemeint.