Rechte Achtsamkeit

  • Da habt ihr recht. Danke für den Hinweis.


    Andererseits kommt es da wohl auch auf den Standpunkt an, den ich dabei einnehme. Ich kann zum einen darüber "betrübt" sein, dass mein Verlangen nicht gestillt wird, oder aber darüber, dass durch das Verlangen in der Welt so viel Unheil angerichtet wird.

    DON'T HATE, MEDITATE.

    Einmal editiert, zuletzt von Hotte ()

  • Sowas wie d

    Die Betrübtheit der Welt entspricht dem Verlangen, dass die Welt anders wäre (mehr meinen Vorstellungen von richtig und falsch entsprechend).


    Man könnte doch auch sagen, dass die Betrübtheit dem Mitgefühl entspricht.

    Das ist eine Sicht die ich kenne. Durch Mitgefühle betrübt. Der mittlere Weg ist aber: rechtes Mitgefühl. Das erhebt mich nicht und hemmt nicht.

    Prüfung der Gefühle ergibt Mit-leiden, sei es mit meinen oder fremder Leiden. Das rechte Mitgefühl ist noch zu üben.

    Es ist entweder Anfang oder Ende.

    Kein Vergehen oder Entstehen, dazwischen ist genießen.

  • Wegpunkt: rechtes Handeln.

    Rechte Einsicht: Mit meinem Mitgefühl stimmt etwas nicht.

    Rechte Praxis üben: Die vergangene Situation analysieren.

    Rechte Achtsamkeit: Erkennen der vergangenen Aktionen.

    Rechte Einsicht: Mein Miteid erkennen und von Vorstellungen reinigen.

    Rechte Praxis: Die gewählte neue Aktion ausüben.

    Rechte Achtsamkeit: Die Gefühle betrachten und prüfen.


    So hat mir Buddha das gezeigt, um zu inneren Frieden zu kommen, der zu Wissen und dann zu Freiheit führt.

    Es ist entweder Anfang oder Ende.

    Kein Vergehen oder Entstehen, dazwischen ist genießen.

  • Ich finde diese Flut von Kommentaren befremdlich, als ob sich ein Geier aufs Aas stürzt und das nur um deutlich zu machen, dass der buddhistische Laie in Deutschland die tiefste Lehre Buddhas braucht und dabei seinen Unterhalt vergessen soll. Sicher, wer finanziell unabhängig ist und sich von Anderen bezahlen lässt, kann sich geistig allen Spielereien hingeben, aber wer genötigt ist, die Normen der deutschen Gesellschaft zu erfüllen, stößt unweigerlich auf Grenzen.


    Wir haben hier im Allgäu in der Nähe bei Buchenberg ein Zen-Kloster. Ich war öfter dort und habe es mir angeschaut. Es finanziert sich durch Vermietung und Seminare für finanzstarke Wirtschaftsunternehmen, es entspricht also der deutschen Marktwirtschaft zu 100 %.

    Da bleibt vom Gefühl zu Buddha mit japanischen Zen nicht viel übrig. Jedoch wer die vier edlen Wahrheiten wirklich befolgt, wovon soll er leben in Deutschland? So ist die Achtsamkeit schwer genug beim Geld verdienen, aber die rechte Achtsamkeit ist so gut wie unmöglich.

  • Ewald, ist es nicht so, dass Du das "Geier-Aas-Gefühl" in Dir haben musst, wenn Du Dich durch Erfahrungen der User derart befremdlich fühlst?


    Dies ist ein Forum des Austausches.


    Mich befremdet, dass Du ein Zenkloster geleitet hast.

    Eigentlich bestätigst Du unsere Beiträge.


    Aber eigentlich wundert mich nichts mehr.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Mich befremdet, dass Du ein Zenkloster geleitet hast.


    Wieso, Monika? Alle größeren Einrichtungen sind i.d.R. in einen fachlichen und in einen administrativen Bereich gegliedert. Ewald hat ja nicht gesagt, dass er der Abt des Klosters gewesen wäre.

    DON'T HATE, MEDITATE.

  • Jedoch wer die vier edlen Wahrheiten wirklich befolgt, wovon soll er leben in Deutschland?

    Es gibt im achtgliedrigen Pfad den "rechten Lebenserwerb". Ich frage mich, wieso die viel edlen Wahrheiten einem Leben in Deutschland widersprechen sollten.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Hallo Ewald,


    es ist ja in jedem Beruf so, dass man da nur so gut sein kann, wie es die Umstände zulassen. Wenn du aber dabei dein Bestes gibst, dann warst du schon achtsam genug! Ich habe das Gefühl, dass du die Ansprüche an dich selbst zu hoch steckst.

    DON'T HATE, MEDITATE.

  • Rechter Lebenserwerb bedeutet ja, seinen Lebensunterhalt auf eine Art und Weise zu verdienen mit der man weder sich selbst noch anderen schadet. So kann man auch als Laie in Deutschland leben und den Dharma im Rahmen seiner Möglichkeiten praktizieren.


    Genauso kann man auch als Laie rechte Achtsamkeit in Deutschland praktizieren, denn diese besteht ja im Wesentlichen darin, dass man darauf achtet, den eigenen Geist nicht unter den Einfluss von Leidenschaften geraten zu lassen.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Einrichtung und Unterhalt eines Tempels in einem kulturellen Umfeld, in dem es keine Tradition des dana gibt, ist eine 'verdienstvolle' aber auch schwierige Angelegenheit, vor allem in ökonomischer Hinsicht. Unter "Tempel" verstehe ich einen Ort, an dem ein/e Ordinierte/r mit Lehrbefugnis seiner bzw. ihrer Tradition lebt (ggf. mit Familie - in Japan sind das idR 'Familienbetriebe'), und regelmäßig gemeinsames Zazen sowie Begleitung auf dem Weg anbietet,


    Ich habe als Ex-Vorsitzender des (gemeinnützigen) Fördervereins einer solchen Einrichtung da etwas Einblick gehabt. Bei einem 'Kloster' (vihāra) - also einer Einrichtung, in der eine größere Gruppe entsprechend einem Regelwerk zusammen lebt und praktiziert, steigen die Schwierigkeiten mit Größe des vihāra.


    Wir trennen Leistungen für die *Besucher* - also Unterkunft und Verpflegung - von den Kosten für die 'Kurse' (sesshin). Die 'Betreuer' / Wegbegleiter auf diesen Sesshin (die 'Kursleiter') erhalten neben freier Unterkunft und Verpflegung von den Kursteilnehmern dana. Jede*r entscheidet selbst, was ihm oder ihr die Wegbegleitung wert ist bzw. wieviel er oder sie dafür entbehren kann. Wenn jemand nichts entbehren kann oder will - dann ist das eben so. Wenn man darüber hinaus schon mit der Bezahlung von Unterkunft und Verpflegung ein Problem hat, kann man sich um Unterstützung an den Förderverein wenden. Wie lange (noch) das funktioniert, steht in den Sternen. Reich werden kann man mit so einem Konzept jedenfalls nicht (darum geht es auch nicht); dazu bräuchte es schon einen professionell aufgezogenen Seminarbetrieb und das zugehörige Marketing. Manpower. Wenn man den richtigen Leuten dann mit entsprechend geschmiertem Mundwerk 'Zen Leadership' zum Kauf anbietet, wird das auch was. Wer 'leader' ist oder es werden will, kann sich so etwas ja auch leisten. Da hält sich - ganz ehrlich? - mein Mitgefühl in Grenzen.

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Hallo Ewald,


    Diese Flut an Belehrung war ja zu erwarten, da besonders in Deutschland die buddhistisch Interessierten vehement an den buddhistischen Lehren festhalten,

    Sorry, das ist einer der lustigsten Sätze, die in letzter Zeit hier gelesen habe. Das ist so, als wenn jemand zu mir sagen würde: "Hätte ich mir ja denken können, dass Du mit Strömungsmechanik und Gravitation kommst, wenn ich Dich als Physiker nach Flugzeugen frage." Noch dazu, wo Dir hier vor allem Menschen geantwortet haben, von denen ich weiß, dass sie auf eine jahrelange *Praxis* zurück blicken, und eben nicht an den Formulierungen der Schriften haften.


    Deine Erfahrungen interessieren mich aber sehr. Was genau am Kapitalismus hindert Dich, rechte Achtsamkeit zu üben? Und warum meinst Du, rechte Achtsamkeit "einhalten" zu müssen? Das klingt für mich nach einem Anstrengungsprogramm. Das ja grundsätzlich zum Scheitern verurteilt ist, mindestens, so lange man nicht erwacht ist. So kenne ich den Übungsweg des Buddha nicht.


    Oder haben wir verschiedene Definitionen, was *rechte* Achtsamkeit heißt? Das "rechte" bedeutet für mich: Achtsamkeit ohne den Wunsch nach Kontrolle, ohne Wertung, ohne Anhaftung zu fördern. Nennt man das im Zen nicht Anfängergeist?


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Wenn Rechte Achtsamkeit anstrengend wird, ist es kein Rechtes Praxis üben. Es sind wohl richtige Ansichten in Arbeit zur Rechter Einsicht hin, dann kommt es auch zu Rechter Achtsamkeit.

    Es ist entweder Anfang oder Ende.

    Kein Vergehen oder Entstehen, dazwischen ist genießen.

  • ewald


    Ja es ist eine wirklich große Aufgabe sich im geschäftigen täglichen Leben-/Überleben in Achtsamkeit und auf dem achtfachen Pfad zu üben.

    Gerade auch wenn man schon so einige Jahre an Lebenserfahrung hinter sich gebracht hat.


    Erfahrungen die einen immer wieder an die wertvolle Läuterung im Dhamma erinnern.Läuterungen die das Herz auf-/erfüllen.


    Das lässt reine Dankbarkeit aufkommen.Dankbarkeit die die Dringlichkeit unterstützt.


    Und so ist es ja auch einst vom Buddha beschrieben.

    Sich zu üben, zu üben zu üben.


    Und so kann ein jeder nur von sich sprechen und nicht von Anderen.Denn sie sind für ihren Geist, ihr Kama, ihre Gefühlswelt selber verantwortlich.


    Der Buddha erklärte einst, das,

    wer sich auf dem achtfachen Pfad bemüht, seine Absicht und Motivation trainiert zu seinen Schülern zugehörig die besten Vorraussetzungen in diesem menschlichen Leben schafft.


    Es braucht also keinen Wettbewerb oder ein ‚mehr‘ an irgendwas da draußen.


    Der innere Weg ist abseits vom Weltlichen.

    Hier und Jetzt und so auch jederzeit im Alltag.


    Das üben in Achtsamkeit ist dabei nur ein Instrument, jedoch nicht der Zweck an sich.


    Alles Gute auf Deinem Weg

    In Metta🙏


  • Es finanziert sich durch Vermietung und Seminare für finanzstarke Wirtschaftsunternehmen, es entspricht also der deutschen Marktwirtschaft zu 100 %.

    Da bleibt vom Gefühl zu Buddha mit japanischen Zen nicht viel übrig.


    Zen-Klöster und Tempel in Japan müssen sich auch selbst finanzieren. Sie sind damit selbst Wirtschaftsunternehmen.


    Ist das Verkaufen von bud. Beerdigungsritualen an Menschen, die mit Buddhismus sonst nichts zu tun haben, ethisch korrekter als die Untervermietung von Räumen an Firmen?


    Was soll daran „böse“ sein?

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna

  • Ich finde diese Flut von Kommentaren befremdlich, als ob sich ein Geier aufs Aas stürzt


    Hierzu will ich mich noch äussern: Wir sind hier ein Diskussionsforum. Wenn niemand auf Deine Beträge antwortete, wäre das schon sehr seltsam, oder?

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna

  • Habe nur meinen Kommentar zum Thema abgegeben, und zwar meine persönliche Erfahrung mit Achtsamkeit, rechter Achtsamkeit und buddhistischer Lehre in Deutschland, ein Staat der durch und durch kapitalistisch ist und nach wachsender Wirtschaft strebt. In meinen Augen das Gegenteil von dem, was Buddha vermittelte mit Reduktion, Vergänglichkeit oder den mittleren Weg und da sehe ich einen Konflikt. Die Reaktion hier im Diskussionsforum ist durch weg, dass ich über Buddhas Ansichten belehrt werde, die mir absolut geläufig sind, aber wie sind sie im Verhältnis zum deutschen Staat zu sehen, der nun mal auch nach juristischen Kriterien für alle Menschen, die in Deutschland leben, gilt.


    Wenn ich als Heilpraktiker, der im Volk für Gesundheit sorgen möchte und eine Untersuchung vom Gesundheitsamt bekomme und ihnen dies vorlege: Da ist die edle Wahrheit über das Leiden; die edle Wahrheit über die Ursache des Leidens; die edle Wahrheit über die Beendigung des Leidens; und die edle Wahrheit über den Pfad der Ausübung, der zur Beendigung des Leidens führt. Dann entzieht mir das Gesundheitsamt die Lizenz, denn das entspricht nicht der deutschen Philosophie.


    Man kann also theoretisch in Deutschland ewig über den Buddhismus sinnieren, genauso wie hier im Forum, aber wenn es praktisch wird und der größte Teil des Lebens ist praktisch, prallt juristische deutsche Tatsache auf nett gemeinte buddhistische Gedanken. Deshalb ist alles was rechte Achtsamkeit bedeutet, die Übungen dazu und die Verinnerlichung schön und gut, wer in Deutschland damit Geld verdienen will, bekommt es mit den Gesetzen des Staates zu tun.


    Ist jedoch das buddhistische Kloster nach kapitalistischen Gesetzen ein Unternehmen, ist das Profit machen, kein Problem. Mir ist aus dem Dharma von solchen Unternehmungen, die Buddha empfohlen hat, nichts bekannt. Wer also rechte Achtsamkeit wie von Buddha empfohlen lebt, und zwar ganz praktisch, bekommt es in Deutschland und wahrscheinlich auch in Japan mit den Behörden zu tun, die den Kapitalismus vertreten. Ist jedoch das buddhistische Zen-Kloster, wie hier in Buchenberg, oder in Japan, selber ein kapitalistisches Unternehmen, funktioniert es gut. Nur wie praktiziert man rechte Achtsamkeit in einem kapitalistischen Unternehmen, dass auf Profit aus sein muss und somit ausbeutet wie alle anderen Unternehmen auch?


    Die Theravāda Nonnen, auch ein Kloster in der Nähe, gehen mit Robe auf den Markt und bekommen Reis oder andere Esssachen in ihre Gefäße, das ist rechte Achtsamkeit, wie es Buddha empfahl.

  • Wenn ich als Heilpraktiker, der im Volk für Gesundheit sorgen möchte und eine Untersuchung vom Gesundheitsamt bekomme und ihnen dies vorlege: Da ist die edle Wahrheit über das Leiden; die edle Wahrheit über die Ursache des Leidens; die edle Wahrheit über die Beendigung des Leidens; und die edle Wahrheit über den Pfad der Ausübung, der zur Beendigung des Leidens führt.

    Tausche den Begriff Leiden aus gegen Frustration, Ungenügen, fehlende Zufriedenheit, Getrieben-Sein, Enttäuschung, Sinnlosigkeit, etc. Dann bist Du dem Begriff Dukkha deutlich näher und auch das Gesundheitsamt wird Dir keinen Ärger machen.


    Schreiben wir mit diesen Prämissen die vier edlen Wahrheiten doch mal etwas um:


    Das ist die edle Wahrheit darüber, dass ich weder Krankheit noch Tod dauerhaft entgehen kann, dass letztendlich nichts zu dauerhaftem Glück führen kann, dass alles und egal was ich auch aufbaue, wieder vergehen wird, dass ich mich von allem, was mir lieb geworden ist, werde trennen müssen, dass, auch wenn all meine Wünsche erfüllt sind, ich nicht glücklich sein kann (im Gegenteil), dass es für mich nie und keine wirkliche Sicherheit geben kann, dass jede Illusion letztlich zu einer Enttäuschung führen muss, dass mein Bild der Welt oder von mir nie der Wirklichkeit entsprechen wird (Solange ich Vorstellungen und Wirklichkeit vermische oder verwechsle).


    Das ist die edle Wahrheit über die Ursache all dieser Aufgeregtheit und Frustration.


    Das ist die edle Wahrheit über die Beendigung dieser Sichtweisen und Gewohnheiten.


    Das ist die edle Wahrheit über den Pfad der Ausübung, der zu einer tiefen Erkenntnis dieser Bedingungen führt, eine Erkenntnis und Praxis, die mich von dieser unguten Dynamik befreien kann.


    Gerade für Heilpraktiker ist das doch eine interessante Perspektive, oder?

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Achten auf die eigenen Gedanken und Gefühle und nicht das Handeln der Anderen.


    Was für ein guter Kommentar und ist absolut Bestandteil der Lebensbewältigung.


    Jedoch auch die eigenen Gedanken und Gefühle können verirrt sein und Leid verursachen, dann braucht es einen Weg, der da wieder hinausführt, es ist der achtfache Pfad, aber auch das Erkennen der Realitäten in der Gegenwart.