Die Lehre und das Leiden

  • BigR:

    ...
    Demnach wäre es also unabdingbar Leben letztendlich als Leidvoll zu verstehen um Nirvana zu erlangen? Richtig? Oder kommt es nicht darauf an worauf man seinen Fokus innerhalb einer Meditation richtet?
    ...


    Ich bezweifle, dass man das so herum (im Ausschlussverfahren) sehen muss. Keine Ahnung, ob es nicht auch noch einen anderen Weg geben mag, wo man das Leid nur so nebenbei betrachtet.

    Das Leid zu betrachten, erfordert zwar etwas Mut, ist dann jedoch sehr hilfreich, aufschlussreich, erhellend über diese ganzen Zusammenhänge. Buddhas Lehre ist da auch ein Geländer, dass man eben nicht in eine landläufige Depression rutscht. Nach dem Loslassen ist alles besser, nicht verloren.


    Durch Verstehen des Leids (woher es kommt und wie es entsteht),mag man vielleicht überhaupt erst den Wunsch entwickeln, Nirwana zu erlangen. Wozu sonst Nirwana? Befreiung wovon denn?
    Es geht darum den ganzen Daseinskreislauf zu erkennen. Nicht nur die paar Jahre, die wir hier als Mensch auf unserem Landsitz genießen, sondern den ganzen Kram, den man schon in den ganzen Leben durchgemacht hat. Es geht darum, davon die Nase voll zu haben, ernüchtert zu sein und zu erkennen "Dies ist es nicht, das ist es auch nicht."
    Wenn man Träume von Ruhm, Reichtum und Eigennutz ernüchtert fallenläßt, weil das doch eh alles hohles Zeugs ist, dann kann man auch besser sehen, was wirklich wichtig ist und schließlich sagen: "Dies ist es, und das ist es auch." :)

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Aus dem Alltag


    Ich habe mich erst kürzlich mit einen Bekannten über Stress, Ärger, Verdruss und Leid im Alltag unterhalten. Als ich ihn dann zu erklären versuchte, dass man diese unangenehmen Begleiterscheinungen des Alltages verhindern sollte/könnte, gab er mir spontan zur Antwort:


    Was willst du ?
    Ich brauche Stress und Ärger, denn ohne Stress und Ärger fehlt mir die Motivation, um die alltäglichen Anforderungen zu bewältigen, die die heutige Gesellschaft an mich stellt.


    Ich vertrete zwar eine Gegenteilige Meinung, aber viele ungeschulte Samsarier denken so.


    hedin

  • Ja, bis sie anderen Stress&Ärger-Vertretern begegnen, die sich an ihnen "motivieren", oder? Das dauert alles so lange, bis man mal was begreift.


    Das frag ich mich manchmal: kann das Geistkontinuum - oder wie auch immer Ihr das nennen wollt - überhaupt etwas "lernen" oder taumelt man nur die ganze Zeit von einer Sensation zur anderen und merkt und merkt nichts?

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Losang Lamo:

    Ja, bis sie anderen Stress&Ärger-Vertretern begegnen, die sich an ihnen "motivieren", oder? Das dauert alles so lange, bis man mal was begreift.


    Das frag ich mich manchmal: kann das Geistkontinuum - oder wie auch immer Ihr das nennen wollt - überhaupt etwas "lernen" oder taumelt man nur die ganze Zeit von einer Sensation zur anderen und merkt und merkt nichts?


    Genau das ist es... Nur zweiteres. Alles was man wieder mit dem Verstand aufnimmt, ist auch nur wieder neuer Müll.

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha

  • Losang Lamo:

    Das frag ich mich manchmal: kann das Geistkontinuum - oder wie auch immer Ihr das nennen wollt - überhaupt etwas "lernen" oder taumelt man nur die ganze Zeit von einer Sensation zur anderen und merkt und merkt nichts?


    Weder ist da ein "Geist" noch ein "Geistkontinuum" noch einer der taumelt. Dies zu erkennen heißt "(be-)merken" im Kontext des Pfades.
    Was jedoch auffindbar ist, sind das Auge, das Ohr, die Zunge, die Nase, der Körper von dem Tastempfindung ausgeht, das Gehirn und die Nervenbahnen.
    Wann hat Sehen, Hören, Schmecken, Riechen, Tasten und Denken/Vorstellen/Bedeutung-Hervorbringen denn begonnen? Vor oder nachdem ein Körper war, der gelebt hat?


    Grüße
    TM

  • Die vier edlen Wahrheiten:


    1. Die edle Wahrheit vom Glücklichsein
    2. Die edle Wahrheit von der Ursache des Glücklichseins
    3. Die edle Wahrheit von der Schaffung des Glücklichseins
    4. Die edle Wahrheit vom Weg der zum Glücklichsein führt


    Liebe Grüße


    Norbert

    Gier, Hass und Verblendung sind weder in Werken noch in Worten zu überwinden, sondern nur durch wiederholtes weises Erkennen (A.X/23)

  • Gier, Hass und Verblendung sind weder in Werken noch in Worten zu überwinden, sondern nur durch wiederholtes weises Erkennen (A.X/23)

  • Eben ;)


    Liebe Grüße


    Norbert

    Gier, Hass und Verblendung sind weder in Werken noch in Worten zu überwinden, sondern nur durch wiederholtes weises Erkennen (A.X/23)

    Einmal editiert, zuletzt von Norbert ()


  • Auszug aus SN12.23 (B. Bodhi)

  • Aus obigem Zitat wird ersichtlich: Ohne rechte Entsagung (Einsichtige Abkehr & Ernüchterung) keine Befreiung.
    Die ursächlichen Beziehungen sind aber nicht deterministisch zu verstehen, in dem Sinne, dass eine "unmittelbare Ursache" notwendigerweise zu der entsprechenden Wirkung führen müsse. Nein, vielmehr ist es so, dass aus dem Vorhandensein einer Wirkung mit Sicherheit auf die entsprechende "unmittelbare Ursache" geschlossen werden kann.
    Warum ist das so?
    Weil es z.B. Konzentration gibt, die nicht rechte Konzentration ist. Und weil es z.B. vermeintliches "klares Wissen wie die Dinge sind" gibt, das nicht rechtes "klares Wissen wie die Dinge sind" ist.
    Während also von der Wirkung auf die Ursache geschlossen werden kann, führt nicht alles, das "Ursache" genannt wird, zu der entsprechenden Wirkung, weil es immer auch hemmende Faktoren gibt. Die Abwesenheit hemmender Faktoren wird üblicherweise mit den Begriffen "recht" bzw "richtig" benannt und die Anwesenheit hemmender Faktoren mit "falsch".



    Grüße
    TM


  • Ryonin:

    So hätte das Ego es gern.


    Ja, natürlich, aber das glaubt erstrecht niemand. Denn das wird als esoterischer Quatsch abgetan, obwohl es nicht unwahr ist. Und im Endeffekt hat es auch nicht dieselbe motivierende Wirkung wie die Befreiung vom Leid.
    _()_ Monika

  • Im Endeffekt ist es sogar so gut wie das Gleiche - "Weg der zum Glücklichsein führt" und "Befreiung vom Leid".


    Nur, wenn du nicht reingehst, kommst Du nicht raus. Wenn man sich das Leid nicht mal anschauen mag, kann es einen immer wieder erwischen, reinlegen, einlullen und blenden.
    Ich denke, das war dem Buddha klar.


    In eine Depression kann das nur führen, wenn man bei der 2. Edlen Wahrheit zum Jammern innehält und nicht mehr weiterdenkt oder -macht.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:



  • Das würde ich so nicht behaupten! Schließlich wurde der Buddha (glaubt man denn den Überlieferungen) ja auch erst befreit als er unter dem Bäumchen saß. Da hat er meditiert. Da konnte er sich an unzählige frühere Daseinsformen erinnern. Da kamen die Töchter Maras...


    Insofern könnte es tatsächlich irgendwann während einer Meditation soweit sein und man braucht das Schildchen auf dem der Hinweis steht „Bitte nicht stören, bin im Nirvana!“ nicht mehr.


    Ich denke, dass es auch alles eine Frage wie tief man denn in einer Meditation bereit ist zu gehen. Ich blocke manchmal und das bedeutet eben, dass ich noch nicht bereit bin. Also muss ich noch ein paar Steine am Grundgerüst bauen. Da ist wohl noch zuviel Gier und Verblendung vorhanden. *schmunzel*


    Es ist aber auch wirklich nicht so einfach das alles los zulassen und da kann ich unserem MM'chen nicht zustimmen. Es ist sehr schwer das Ich in die richtige Richtung zu schubsen denn es will immer in die falsche. :badgrin: Man muss Distanz zu ihm schaffen und da wären wir wieder bei der Meditation.

    mfg
    Rainer


    "Wir sind, was wir denken. Alles was wir sind, entsteht mit unseren Gedanken. Mit unseren Gedanken machen wir die Welt. "


  • Stimmt aber nicht und ist eine miserable Übersetzung.
    Ich glaube nicht das jemand aus dieser Übersetzung den
    ursprünglich gemeinten Sinn richtig erfassen könnte.
    Von einer "unmittelbare Ursache" kann gar keine Rede sein.
    "eine Voraussetzung" wäre die richtige Übersetzung.

    Einmal editiert, zuletzt von accinca ()

  • »194. "Er erkennt Nibbāna unmittelbar als Nibbāna. Nachdem er Nibbāna unmittelbar als Nibbāna erkannt hat, stellt er sich nicht Nibbāna vor, er macht sich nicht Vorstellungen in Nibbāna, er macht sich nicht Vorstellungen von Nibbāna ausgehend, er stellt sich nicht vor 'Nibbāna ist mein', er ergötzt sich nicht an Nibbāna. Warum ist das so? Weil er verstanden hat, daß Ergötzen die Wurzel von Dukkha ist, und daß es mit Werden (als Bedingung) Geburt, und für alles, was geworden ist, Alter und Tod gibt. Daher, ihr Bhikkhus, ist der Tathāgata durch die völlige Vernichtung, die Lossagung, das Aufhören, das Aufgeben und Loslassen der Begehren zur höchsten vollkommenen Erleuchtung erwacht, sage ich."


    Das ist es, was der Erhabene sagte. Aber jene Bhikkhus waren nicht entzückt über die Worte des Erhabenen «


    Es ist tatsächlich der Mühe wert das gesamte sutta sehr eingehendstens intensiv genau zu lesen als dann auch mit in die Praxis einzubeziehen.


    Majjhima Nikāya 1 Die Wurzel aller Dinge - (Mūlapariyāya Sutta)


    añjalī अञ्जलि
    Dorje Sema


  • BigR:

    Ich blocke manchmal und das bedeutet eben, dass ich noch nicht bereit bin. Also muss ich noch ein paar Steine am Grundgerüst bauen.


    Ja, wie ich schön öfters erwähnte, muss es auch karmisch passen und dabei helfen die Sila.


    Liebe Grüße
    Kusala

  • Schon besser ist:


    10. Welches ist aber, ihr Mönche, für die geistige Sammlung die Voraussetzung? Die Wonne (*f65) muss man hierauf erwidern.
    Aber auch die Wonne, behaupte ich, ihr Mönche, hat ihre Voraussetzung, ist nicht ohne Voraussetzung.


    11. Welches ist aber, ihr Mönche, für die Wonne die Voraussetzung? Die innere Beruhigung, muss man hierauf erwidern. Aber auch die innere Beruhigung, behaupte ich, ihr Mönche, hat ihre Voraussetzung, ist nicht ohne Voraussetzung.


    12. Welches ist aber, ihr Mönche, für die innere Beruhigung die Voraussetzung? Die Begeisterung muss man hierauf erwidern.
    Aber auch die Begeisterung, behaupte ich, ihr Mönche, hat ihre Voraussetzung, ist nicht ohne Voraussetzung.


    13. Welches ist aber, ihr Mönche, für die Begeisterung die Voraus¬setzung? Der Wohlgefallen muss man hierauf erwidern. Aber auch der Wohlgefallen, behaupte ich, ihr Mönche, hat seine Voraussetzung, ist nicht ohne Voraussetzung.


    14. Welches ist aber, ihr Mönche, für den Wohlgefallen die Voraussetzung? Das Vertrauen (*f66) muss man hierauf erwidern.
    Aber auch das Vertrauen, behaupte ich, ihr Mönche, hat seine Voraussetzung, ist nicht ohne Voraussetzung.


    15. Welches ist aber, ihr Mönche, für das Vertrauen die Voraus-setzung? Das Leiden, muss man hierauf erwidern.
    Aber auch das Leiden, behaupte ich, ihr Mönche, hat seine Voraussetzung, ist nicht ohne Voraussetzung.....

  • accinca:
    TMingyur:

    ...Auszug aus SN12.23 (B. Bodhi)


    Stimmt aber nicht und ist eine miserable Übersetzung.
    Ich glaube nicht das jemand aus dieser Übersetzung den
    ursprünglich gemeinten Sinn richtig erfassen könnte.
    Von einer "unmittelbare Ursache" kann gar keine Rede sein.
    "eine Voraussetzung" wäre die richtige Übersetzung.


    Schade dass dir meine Übersetzung die noch dazu nur eine verkürzende Extraktion der mir wichtigen Kernsätze darstellt nicht gefällt.
    Aber nun ja, jedem kann man's nicht recht machen.


    Grüße
    TM

  • TMingyur:
    Kusala:

    Ja, wie ich schön öfters erwähnte, muss es auch karmisch passen ...


    Kusala's esoterische Formel


    TMs ignorante Meinung. :lol:;)


    _()_

  • TMingyur:
    Kusala:

    Ja, wie ich schön öfters erwähnte, muss es auch karmisch passen ...


    Kusala's esoterische Formel :lol:;)


    Nix Esoterik. Knallhart :) und nüchtern betrachtete Ursache bedingte Entstehung.


    Im Rheinland sagt man: "Von nix kütt nix" (Von nichts kommt nichts)


    Liebe Grüße
    Kusala


  • Von nix kütt nix... Interessanterweise habe ich gerade festgestellt, dass die Kölner auch sehr viel Buddhistisches in ihrem Kölschen Grundgesetz haben. Lest doch selbst:


    http://www.koelner-karneval.info/Koelsches_Grundgesetz.htm


    Artikel 4- 6 ist schon sehr interessant:


    Artikel 4
    Jammere den Dingen nicht nach.


    Damit könnten sie meinen, dass man nicht an der Vergangenheit anhaften soll. Auf Kölsch: - Wat fott es es fott.


    Artikel 5
    Sei offen für Neuerungen.


    Das könnte bedeuten, dass das Leben unbeständig und im ständigen wandel ist- Nix bliev wie et wor.



    Artikel 6
    Seid kritisch, wenn Neuerungen überhand nehmen.


    Dieser Artikel könnte sich auf den Palikanon beziehen: - Kenne mer nit, bruche mer nit, fott domet.


    *schmunzel*

    mfg
    Rainer


    "Wir sind, was wir denken. Alles was wir sind, entsteht mit unseren Gedanken. Mit unseren Gedanken machen wir die Welt. "

  • TMingyur:

    "Ohne Fleiß kein Preis"?


    So ähnlich. ;)
    Ohne Sila kein Samadhi kein Panna.


    Auuuuuußer Du bringst in dieses Leben schon soviel mit (vipaka), dass ein Wort über Dhamma reicht und Du bist erwacht.
    (Kann auch im Laufe bis zum Ende des Lebens ja noch kommen)


    Je weniger "Staub auf den Augen" umso einfacher. Also fleißg Staub wischen (sila, samadhi, panna .... immer und immer wieder).


    BigR
    Eigentlich ist der Kölner/ Aachener Raum ja Rabenschwarz (Erzkatholisch), aber ich hatte immer schon die Vermutung, dass wir eigentlich getarnte geborene Buddhisten sind, nur ein wenig lustiger. :lol:


    ()