Zuviel Achtsamkeit kann schaden!

  • liebe forumsgemeinde


    was ich mir schon lange dachte hat nun auch ein fachmann bestätigt,zuviel achtsamkeit kann schaden! folgender absatz scheint mir zentral zu sein:


    Hirnforscher David Eagleman schreibt:


    "Dass unser Bewusstsein vieles, was im Oberstübchen abläuft, nicht mitbekommt, ist gut so. Sei es beim Einparken, beim Tennisspielen oder beim Lesen: Die Prozesse laufen automatisch und im Energiesparmodus ab, das Gehirn muss sich nicht anstrengen. Zu viel Bewusstsein kann bei vielen Routineabläufen sogar schaden: Wer sich beim Klavierspielen auf die Finger konzentriert, versiebt das Stück garantiert".


    http://www.sonntagszeitung.ch/…etailseite/?newsid=208110


    gruss zenbo

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • Ja, da hast Du Recht, Zenbo, damit ist die Achtsamkeitspraxis auch nicht gemeint. Die Achtsamkeit beim Autofahren bezieht sich auch nicht auf das routinemäßige Schalten und Kuppeln, sondern auf den Straßenverkehr und vorausschauendes Sehen.


    _()_ Monika

  • monikamarie:

    Ja, da hast Du Recht, Zenbo, damit ist die Achtsamkeitspraxis auch nicht gemeint. Die Achtsamkeit beim Autofahren bezieht sich auch nicht auf das routinemäßige Schalten und Kuppeln, sondern auf den Straßenverkehr und vorausschauendes Sehen.


    _()_ Monika


    naja, für mich ist es einfach nicht gut wenn ich zu lange nach innen schaue. ich lebe eher im handeln, das macht mich glücklich. trotzdem sollte man respekt vor sehr aktiven langanhaltenden übungen haben.


    gruss zenbo


  • Wenn ich Auto fahre, schaue ich nicht nach innen. Die Achtsamkeitspraxis übt im Nachinnenschauen genau so wie Nachaußenschauen. Aber es ist natürlich up to you, was Dich glücklich macht. Nur vergleichst du Äpfel mit Birnen.
    _()_

  • Zitat

    Zuviel Achtsamkeit kann schaden!


    Zuviel Achtsamkeit auf die kontextuell unpassenden Objekte kann schaden. Wenn man Auto fährt, liegt der passende Fokus der Achtsamkeit woanders als wenn man meditierend auf dem Kissen sitzt, Klavier spielt oder Nudeln kocht.


    Damit wir uns auf das konzentrieren können was wichtig ist, hat die Natur dafür gesorgt, dass unser Gehirn Reizfilter implementiert hat. Diese Filter reduzieren die vom Gehirn zu bearbeitende Datenmenge auf das Wesentliche und erhöhen somit die Effektivität des Prozesses. Darüber hinaus, müssen wir aber auch selber dafür sorgen unsere Aufmerksamkeit so zu schulen, dass sie kontextbezogen sinnvoll fokussiert wird. Im Buddhismus ist damit zum Beispiel u.a. das gezielte Betrachten innerer Vorgänge gemeint. Beim Bogenschießen liegt der Schwerpunkt auf der Atmung und der Körperhaltung im Bezug auf bestimmte Parameter. So hat jede Technik ihre Schwerpunkte und jeder Kontext seine Anforderungen an die Achtsamkeit.


    Zwischendrinn braucht der Körper aber erfahrungsgemäß auch mal Pausen. Darum kann es sicherlich nicht verkehrt sein ab und zu einfach "abzuschalten". Jeder macht das individuell verschieden. Manche setzen sich zum Abschalten mal gerne vor den TV (ich zähle mich dazu :D ) andere spielen Karten mit Freunden und wieder andere treiben Sport. Der richtige Ausgleich ist wichtig. Patentrezepte gibts aber nicht.


    lg
    maus

    3 Mal editiert, zuletzt von Erdmaus ()

  • darkwave:


    naja, für mich ist es einfach nicht gut wenn ich zu lange nach innen schaue. ich lebe eher im handeln, das macht mich glücklich. trotzdem sollte man respekt vor sehr aktiven langanhaltenden übungen haben.


    gruss zenbo


    Wenn ich atme, dann weiß ich, dass ich atme.
    Wenn ich gehe, dann weiß ich, dass ich gehe.
    Wenn ich Auto fahre, dann weiß ich, dass ich Autofahre. (Na hoffentlich ;) )
    Es geht um Gegenwärtigkeit im Moment, um Achtsamkeit der eigenen Aktivität gegenüber. Offen sein und mit allen Sinnen erfahren.
    Ich sehe da überhaupt keinen Widerspruch.
    Das Gong Fu der Shaolin-Mönche ist ein Beispiel für "Action-meditation", also Meditation in Bewegung. Das geht nur mit automatisierten Bewegungsabläufen. Über jede dafür notwendige Aktivierung eines Muskels nachzudenken bzw. das für eine Bewegung nötige Zusammenspiel von Muskeln bewußt steuern zu wollen ist nicht das Gleiche wie eine Bewegung bewusst zu erfahren.
    Gruß,
    Wusheng

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • darkwave:


    naja, für mich ist es einfach nicht gut wenn ich zu lange nach innen schaue. ich lebe eher im handeln, das macht mich glücklich. trotzdem sollte man respekt vor sehr aktiven langanhaltenden übungen haben.


    Achtsamkeit bezieht sich nicht nur auf die Innenschau, dafür steht eher der Begriff Rechte Sammlung (sammā-samādhi).
    Achtsamkeit lässt sich bestens auf das Handeln anwenden. Wenn man bewusst und achtsam handelt dann schweift man nicht in Gedanken herum, ist in der Gegenwart, macht immer weniger Fehler, teilt seine Kraft vernünftig ein und achtet darauf, ob die Handlungen heilsam sind. Achtsames Handeln ist das Geheimnis des Erfolges.

  • trotzdem behaupted der artikel, das der mensch nicht für dauerselbstkontrolle geamcht ist. das sollte zu denken geben.


    gruss zenbo

  • darkwave:

    trotzdem behaupted der artikel, das der mensch nicht für dauerselbstkontrolle geamcht ist. das sollte zu denken geben.


    gruss zenbo


    Mmmmh, ich ging von der Überschrift des Threads aus, da geht es um Achtsamkeit. hat mit Kontrolle nix zu tun. Kontrolle WILL ein bestimmtes Ergebnis / Erignis, Achtsamkeit nimmt jedes Ergebnis / Ereignis wertfrei an.
    Wenn es um Dauerselbstkontrolle geht, stimme ich Dir zu, ohne den Artikel gelesen zu haben.
    LG, Wusheng

  • darkwave:

    trotzdem behaupted der artikel, das der mensch nicht für dauerselbstkontrolle geamcht ist. das sollte zu denken geben.
    gruss zenbo


    Jeder Mensch braucht Ruhephasen und ausreichend Schlaf. Der eine mehr, der andere weniger. Darüber hinaus bedeutet Achtsamkeit nicht Selbstkontrolle. Das sind doch zwei paar Schuhe oder nicht?


    lg
    maus

  • darkwave:

    trotzdem behaupted der artikel, das der mensch nicht für dauerselbstkontrolle geamcht ist. das sollte zu denken geben.


    Mir scheint eher, dass unsere Zivilisation nicht förderlich ist für Achtsamkeit. Wenn man bei Handlungen in so viele Prozesse verstrickt ist, läuft eben einiges unbewusst ab. Darum ist perfektes achtsames Handeln wahrscheinlich nur möglich, wenn die Beschäftigung auf ein notwendiges Minimum reduziert ist.


    Zitat

    Ferner versteht der Mönch beim Gehen, Stehen, Sitzen, Liegen: ,Ich gehe' . . . ,Ich stehe' . . . ,Ich sitze' . . . ,Ich liege'.
    http://www.palikanon.com/buddh…buddhas/09wortbuddhas.htm

  • Erdmaus:

    Jeder Mensch braucht Ruhephasen und ausreichend Schlaf. Der eine mehr, der andere weniger. Darüber hinaus bedeutet Achtsamkeit nicht Selbstkontrolle. Das sind doch zwei paar Schuhe oder nicht?


    lg
    maus


    naivling! :D


    werden denn die beobachteten prozesse später nicht genau kontrolliert, reflektiert und bewertet. man muss schon ehrlich zu sich sein, meditation ist ein eingriff in ein komplexes system.


    gruss zenbo

  • Zitat

    naivling! :D


    Das nehm ich mal als Kompliment :D


    Zitat

    werden denn die beobachteten prozesse später nicht genau kontrolliert, reflektiert und bewertet. man muss schon ehrlich zu sich sein, meditation ist ein eingriff in ein komplexes system.


    die Meditation ist auf jeden Fall ein Werkzeug, welches die Gehirnstruktur verändert und durchaus tiefgreifend wirksam ist. Aus dem Grund ist es wichtig, dass man an dieser Stelle einen guten Lehrer hat, der einem die Technik und deren Anwendung gut vermittelt. Ich denke da sind wir einer Meinung. Jede gute Sache wandelt sich ins Umgekehrte, wenn sie überdosiert wird. Der mittlere Weg soll ja grade verhindern, dass man in die Extreme kippt.


    Für mich selbst ist immer die eigene Befindlichkeit ein Indikator. Wenn ich mich überanstrengt, ausgelaugt oder zwanghaft fühle, versuche ich das zu kompensieren. Ich will ja nicht wie ein Zwangsgestörter mit nem Stock im Allerwertesten herumlaufen. Man muss schon auch mal locker Abhängen können und so. Und warum nicht mal gemütlich zu einem schönen Ballerfilm im TV ein gepflegtes Bierchen (gerne auch Alkoholfrei) süffeln und Knabbergebäck futtern? Meine Güte, dass wird auch einen Buddhisten nicht umhauen :D


    Es gibt ja Menschen, die sind wirklich zwanghaft und die sehen auch nicht aus, als würde ihnen das Spaß machen. Dabei ist Freude an der Sache doch eine wichtige Komponente! Darum mein Motto: Bloß nicht alles zu Ernst nehmen, denn Ernst hat mit Buddha nichts am Hut :grinsen:


    Grüße
    maus

  • Erdmaus:

    Ich will ja nicht wie ein Zwangsgestörter mit nem Stock im Allerwertesten herumlaufen. Man muss schon auch mal locker Abhängen können und so.


    :lol: Ich mag das realistische Denken wenn man am Weg ist anstatt künstlich irgendwie abzuheben in Selbstüberschätzung und Verstiegenheit. Meine jetzt wirklich niemanden bestimmten, nur allgemein gesagt.

  • mukti:
    Erdmaus:

    Ich will ja nicht wie ein Zwangsgestörter mit nem Stock im Allerwertesten herumlaufen. Man muss schon auch mal locker Abhängen können und so.


    :lol: Ich mag das realistische Denken wenn man am Weg ist anstatt künstlich irgendwie abzuheben in Selbstüberschätzung und Verstiegenheit. Meine jetzt wirklich niemanden bestimmten, nur allgemein gesagt.


    Relativierend muss ich dazu aber auch sagen, dass das meine eigene Herangehensweise ist. Jeder Mensch tickt ein bischen anders. Ich will damit nicht sagen, dass das ein allgemeines Rezept ist und ich selber bin mit Sicherheit auch schon oft genug auf die Nase gefallen. ^^


    lg
    maus

  • Erdmaus:


    Relativierend muss ich dazu aber auch sagen, dass das meine eigene Herangehensweise ist. Jeder Mensch tickt ein bischen anders. Ich will damit nicht sagen, dass das ein allgemeines Rezept ist und ich selber bin mit Sicherheit auch schon oft genug auf die Nase gefallen. ^^


    Ja mit Selbstüberschätzung und Verstiegenheit hab ich selber leidvolle Erfahrungen gemacht, daraus hat sich dann eine realistische Herangehensweise entwickelt. Fürchte der Prozess ist noch nicht ganz abgeschlossen :lol:
    Denke schon dass das allgemein gilt mit dem realistischen Denken, wenn auch nicht jeder zu unrealistischem Abheben neigt.

  • Achtsamkeit ist für mich schon eine Art Innenschau mit Kontrollfunktion, von der es m.E. jedoch nie zuviel geben kann. Ich versuche immer dann achtsam zu sein wenn ich merke (ich mich kontrolliere): "ups, da steigt Ärger in mir hoch! - warum nur ?" Das kann im Auto passieren ("warum nimmt der Depp mir jetzt die Vorfahrt ?") oder auf dem Meditationskissen. Achtsamkeit ist für mich eine Chance, den aufkommenden Ärger möglichst schnell wieder loszulassen. Daraus kann dann eine gewisse Gelassenheit resultieren. Hatte ich früher immer geglaubt, ich müßte auf einen Vorwurf unbedingt sofort reagieren, dann versuche ich nun, erst mal einen Schritt zurückzutreten und "achtsam mit meinen Gefühlen und Geistesgiften umzugehen". Mal gelingt es, mal gelingt es nicht. Aber ich bin ja noch ein Übender.


    Liebe Grüße
    Matthias

  • darkwave:

    Zuviel Achtsamkeit kann schaden!


    Ich würde an deiner Stelle erstmal versuchen Achtsamkeit zu verstehen, lieber darkwave, denn bevor man es versteht, kann es auch kein Genug geschweige denn 'zuviel des Guten' geben.


    darkwave:

    "Dass unser Bewusstsein vieles, was im Oberstübchen abläuft, nicht mitbekommt, ist gut so"


    Bewusstsein und Achtsamkeit sind zwei Dinge.


    Verkehrte Achtsamkeit und richtig angewandte Achtsamkeit sind zwei Dinge.



    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

    Einmal editiert, zuletzt von nibbuti ()

  • Maybe Buddha:

    Moin Zenbo...
    Ne, seh ich nicht so!Achtsamkeit ist immer gut...


    mann was für ein hammer, jetzt hast du meine argumente aber wirklich widerlegt!


    gruss zenbo

  • darkwave:

    ...
    mann was für ein hammer, jetzt hast du meine argumente aber wirklich widerlegt!...


    Welche Argumente hattest du denn? ;)


    LG
    Ji'un Ken

  • Ji'un Ken:

    Welche Argumente hattest du denn? ;)


    LG
    Ji'un Ken


    Zu viel Bewusstsein kann bei vielen Routineabläufen sogar schaden: Wer sich beim Klavierspielen auf die Finger konzentriert, versiebt das Stück garantiert


    gruss zenbo

  • Ji'un Ken:
    darkwave:

    ...
    mann was für ein hammer, jetzt hast du meine argumente aber wirklich widerlegt!...


    Welche Argumente hattest du denn? ;)


    LG
    Ji'un Ken


    *this*


    Und selbst wenn du Argumente hättest brauch ich die doch nicht wiederlegen. Ich seh es anders und Punkt. Ich muss dich nicht überzeugen und kenn dich (hier im Forum) gut genug um zu wissen das das ziemlich aussichtslos wäre.


    Wenn dir zu viel Achtsamkeit schadet, dann lass es halt ;) ...


    PS: Hab grade dein letzten post gesehn. Wem schadet es denn wenn man sich beim Klavierspielen verspielt? Aber im Grunde seh ich das auch anders. Klavierspielen, Kampfkunst, Auto fahren etc muss alles erstmal erllernt werden. Und dabei muss man achtsam sein. Ist es dann erstmal erlernt, kann man auch ohne auf jeden Fingerhieb zu achten spielen, aber dennoch muss Achtsamkeit aufs spielen dabei sein.

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha


  • Dem widerspricht ja auch niemand. Aber Routine ist wohl ziemlich das Gegenteil von Achtsamkeit ;)

  • Ich lese gerade das Buch "Inkognito" von Eagleman. Er beschreibt einfach, dass unser Bewusstsein (im Sinne von bewusst erfassen/benennen) nur einen ganz ganz kleinen Teil unseres Geistes ausmacht. Viele geistige Prozesse laufen völlig ohne unser aktives Zutun und unser explizites Wissen von diesen Prozessen ab. Und das ist auch gut so. Achtsamkeit hat nicht den Zweck, solche Automatismen grundsätzlich aufzubrechen. Höchstens den des automatischen Dauer-Weiterspinnens von Gedanken...


    Charlie

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)