Wiedergeburtsglaube als Akt der Vernunft ?

  • Religionen haben bisher ja noch nie damit geglänzt Wahrheiten respektive konsistente Antworten zum Leben, dem Universum und dem ganzen Rest zu geben. Religionen befassen sich mehr mit der Art und Weise wie wir Menschen miteinander, mit uns selber und mit unserer Umwelt umgehen.


    Unter diesem Aspekt ist ein buddhistischer "Glaube an Wiedergeburt" durchaus vernünftig und sollte auch von den Gegner so stehen gelassen werden. Schliesslich wird nicht verlangt an Wiedergeburt zu glauben, man soll diesen Glauben aber auch nicht in Frage stellen, denn dies ist kontraproduktiv.


    Gründe warum Wiedergeburt geduldet werden soll:


    1. politische Gründe:


    Ohne Glaube an Wiedergeburt würden tibetische Würdenträger ihre überweltliche Legitimitation verlieren da sie als Wiedergeburt frührerer Lamas betrachtet werden.


    Der Glaube eine bessere und schlechtere Wiedergeburt durch eigene Verdienste zu erreichen ermöglicht Im Theravada die Alimentierung der Mönchsgemeinschaft durch die Laien. Die einfachste Möglichkeit für Laien eine bessere Wiedergeburt zu erreichen besteht nämlich in grösszügiger Gabe von Dana an die Mönche.


    2. pädagogisch / erzieherische Gründe


    Wer glaubt er würde von einer überweltlichen Kraft für seine Taten in Form besserer oder schlechterer Wiedergeburt belohnt respektive bestraft lässt sich besser führen, er wird eher sittlich handeln.


    Wer glaubt später wieder auf diese Welt zurückzukehren wird eher Verantortung für diese Welt übernehmen. Er erkennt nämlich , dass er die Suppe, die er sich heute einbrockt später auch wieder auslöffeln werden wird.


    3. psychohygienische Gründe


    Der Glaube an ein höheres überweltliches System, welches gerecht und moralisch korrekt funktioniert (im sinne von "die gutenn ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen") schafft Geborgenheit. Man kann sich als Teil eines gerechten Ganzen fühlen auch oder gerade weil man sich im Moment vom Schicksal eher ungerecht behandelt fühlt. Man nimmt sich als wichtig, wertvoll und gleichwertig und ebenbürtig wahr. Dies gibt Halt in einer Umwelt in der man täglich ums überleben kämpft und scheinbar immer nur der Stärkere gewinnt.



    Was spricht gegen den Wiedergeburtsglaube: (oder das man anderen diesen Glauben vergönnt) ? Eigentrlich doch nur intellektueller Stolz.


    Genau darum hat und würde êin Buddha nichts dagegen einwenden. Oder hat jemand den Eindruck ein Glaube an Wiedergeburt wäre unheilsam ?



    Gruss Bakram

  • Dein kompletter Beitrag ist der Leidentstehung förderlich.
    Wenn Du vernünftig über Wiedergeburt denken würdest würde Dir nie in den Sinn kommen das Wiedergeburt irgendeinen hilfreichen Sinn hat.
    Dieser Wiedergeburtsglaube hat schon genug Menschen geknechtet und ausgebeutet, gerade in Tibet gerade wegen den Lamas, gerade wegen dem/den Dalai Lamas.
    Lese mal Buddha Dhamma ohne Kommentare und Fußnoten das wird dich erschrecken.


    Oder war dein Beitrag Satire?!?!
    Das kann nur Satire sein!!!
    Bitte befreie mich davon anzunehmen das Du das wirklich ernst meinst.

  • Wie muss man dem Weltlichen verhaftet sein, ihm gläubig sein,
    um so etwas zu äußern ?!

  • Hallo Ellviral


    Ich möchte kein Leid verursachen. Deshslb versuche ich zu erklären.


    Satire beinhaltet immer auch Wahrheit. Und Wahrheit mutet manchmal wie Satire an.


    Ich befürworte die politisch gefärbte Wiedergeburtslehre nicht, aber sie ist halt so. Anhänger des tibetischen Buddhismus müssen sich da ihre eigenen Gedanken dazu machen. Auf sie kommt ja nun auch das Problem zu, dass dereinst nicht mehr sie selber bestimmen können, wer als künftiger Dalai Lama wiedergeboren werden wird, sondern die chinesische Regierung.


    Ich will niemand vor den Kopf stossen. Wiedergeburt ist ein schwieriges da emotionales Thema. Ich habe das Thema einfach mal aus einer unemotionalen, berechnenden, manipulatven, kaltherzigen, utilaristischen und von mir aus weltlichen Sichtweise heraus formuliert.


    Ich habe mir überlegt ob es Sinn macht und den Menschen überhaupt hilft an eine Wiedergeburt zu glauben, selbst wenn es sie nicht gäbe. (unkt 2 und 3 ) Schliesslich kann man Wiedergeburt weder beweisen noch wiederlegen. Es bleibt eine Glaubensfrage. Ob man es nun von sich aus glaubt oder weil es im Palikanon steht spielt ja keine Rolle.


    Dann hab ich mir überlegt weshalb v.a Theravadin und Tibeter Wiedergeburt hier so vehement vertreten, da kam mir der Gedanke, dass ihr ganzes Schul-System politisch und organisatorisch darauf aufbaut ( Punkt 1)


    Ich selber verschwende weder Gedanken an meine Person noch an meine Wiedergeburt. Das alles spielt für mich im Moment keine Rolle mehr. Da es nicht mehr so sehr um meine eigene Person geht, richtet sich meine Motivation zu handeln und meine Aufmerksamkeit vorwiegend nach aussen.


    Darauf gründet auch meine Motivation diesen post zu schreiben. Er richtet sich an die Vernunftmenschen, die keinen vernünftigen Sinn im Konzept Wiedergeburt erkennen können. Ich will ihnn mitttrilen sie sollen denen, die an Wiedergeburt glauben, ihre Ansicht lassen, denn es ergibt Sinn. Man kann diesen Sinn vernünftig begründen.


    Die Zeilen richten sich nicht an Gefühlsmenschen, die keine Probleme mit Wiedegeburt haben.


    Deshalb wählte ich eine eher gefühllose, kalte Sprache. Mit Amerikanern spricht man schliesslich auch besser englisch und mit Japanern japanisch ;)


    Gruss Bakram

  • Onyx9:

    Wie muss man dem Weltlichen verhaftet sein, ihm gläubig sein,
    um so etwas zu äußern ?!


    Hallo Onyx


    Das kann nur jemand äussern der weder dem Einen ( überweltlichen ) noch dem Anderen ( weltlichen ) anhaftet. Freiheit, Befreiung besteht eben gerade darin ebenbürtig gleichzeitig sowohl im Einen wie im Anderen zu sein. ;)


    Aussedem ist der Text nicht für deine Ohren bestimmt ( S.o.) Du verstehst diese Sprache nicht. Ist nicht abwertend gemeint, im Gegenteil. :D


    Gruss Bakram

  • upaya - geschickte Mittel


    Wie kriegst du jemand dazu aufs Kissen zu sitzen.


    Für manche ist es in manchen Lebenssituationen nützlich sich mit Wiedergeburt zu beschäftigen - zu *glauben*.


    Für andere wiederum kann es kontraproduktiv sein.


    Vergänglichkeit ist so ein Ding: Manche können sich nur schwer mit ihrem bevorstehenden Tod *anfreunden* ... die können sich dem halt sozusagen von hinten annähern.


    Im dharma gibt es eben keine Gießkannenlösungen.


    Und klar, falsch angewandt kann jedes Mittel ins negative führen.


    Freundlichen Gruß

  • Ich halte die ethisch erzwingende Form des Wiedergeburtsglauben für genauso unvernünftig wie den einer ewigen Hölle. Muss jedoch anmerken das letzteres psychologisch wohl einen größeren Schaden anrichten kann. Angesichts der vielen Geisteskranken der Kirche, welche oft sogar den Ehrentitel „Heilige(r)" erhielten. Freilich mag man sich es doppelt überlegen ob man jemanden verletzt, im Hinterkopf habend im nächsten Leben dafür zu bezahlen. Von diesem Aspekt aus gesehen mag der Wiedergeburtsglaube auch eine moralisch fördernde Grundlage besitzen. Könnte jedoch auch eine engere Verhaftung mit dem Materialismus erzeugen. Wie oben angemerkt gibt es auch Pervertierungen dieser Lehre wie im tibetischen Buddhismus. Generell halte ich herzlich wenig von Angst erzeugter Moral. Wie soll der Mensch Selbstachtung entwickeln wenn alle seine lobenswerten Taten nicht seiner Selbst entspringen?


    Ich erachte den Glauben an Wiedergeburt Wissenschaftlich als unvernünftig. Es gibt keinerlei messbare Beweise das Menschen nach ihrem Tode irgendwie reinkanieren. Nur Vermutungen, Ahnungen und Spekulationen. Menschen, die daran glauben, erinnern sich seltsamerweise nie richtig konkret an das frühere Leben. So wird es wahrscheinlich auch dem derzeit 24 Jährigem zukünftig 15ten Dalailama ergehen. In welchen der noch lebendige Dalailama, direkt nach seinem Tode, sich zu reinkanieren gedenkt. Auch sog. „Rückführungstherapien“ halte ich für nicht sonderlich seriös. Ich durfte einmal einer Hypnoseshow beiwohnen und konnte einen Bekannten bewunern, der sich auf der Bühne plötzlich für DJ Özi hielt. Ich bin der festen Überzeugung das man den Menschen unter Hypnose von so einigem überzeugen kann.


    Ich erachte den spirituellen Glauben an eine Wiedergeburt für unvernünftig. Da dieser, zu ende gedacht, sich metaphorisch vergleichen ließe mit einem Neugeborenem, welches eine schwere Geburt hinter sich gebracht hatte und nun deshalb erneut in den Mutterschoß geschoben wird. Die Reinkanationslehre beinhaltet zudem, wie schon angemerkt, ein heimliches Anhaften des Karmas, da der Reinkanierte von seinem früherem Leben nichts weiß. Das Neugeborene könnte also seine Geburt erneut genauso vermasseln. Würde also die Zielführung etwas wirr gestalten.


    Ich erachte den Reinkanationsglauben nur außerhalb eines zielgerichtetem "überweltlichem System welches gerecht und moralisch korrekt funktioniert" als halbwegs logisch. Da die Tatsache der moralisch gerichteten Instanz innerhalb der Welt, dem orthodoxen Buddhismus jegliche Berechtigung seiner, breit flächig geglaubten, Leidens-lehre nehmen würde. Wenn das Sein selber den Menschen zum Besseren, humaneren und moralischen fördert, somit also zum immer leidloserem, wäre dieser Gedanke zerstört. Wieso sollte das was einem Feind ist einem zum Ziel bringen? Wenn aber ein intelligentes humanes Ziel im Sein steckt, warum war die Konstruktion des Sein nicht etwas intelligenter und hätte dem Menschen einfach mehr Zeit gegeben sich von seinen Anhaftungen zu lösen und zu vervollkommnen? Dann wären die ständigen Neustarte unnötig. Zudem stellt sich die Frage: wieso der Mensch überhaupt von Anhaftungen befallen sein kann, wenn das Ziel doch ohne leichter zu erreichen wäre? Deshalb muss das Konzept also einem vollkommen willkürlichem und geistlosem Antrieb unterworfen sein. Nur dort kann die Frage den rationellen, den wissenschaftlichen, den spirituellen und philosophischen Schlussfolgerungen entfliehen.

  • Bakram:

    Der Glaube eine bessere und schlechtere Wiedergeburt durch eigene Verdienste zu erreichen ermöglicht Im Theravada die Alimentierung der Mönchsgemeinschaft durch die Laien. Die einfachste Möglichkeit für Laien eine bessere Wiedergeburt zu erreichen besteht nämlich in grösszügiger Gabe von Dana an die Mönche.


    .... und dies hat der Buddha selber!!! so geregelt und viele Lehrreden dazu gehalten.
    (Siehe Mahavagga und Angereihte Sammlung)
    Wobei er aber nie von "Wiedergeburt" oder gar "Reinkarnation" sprach, sondern von "wieder geboren werden" oder "eine neue Geburt".


    Und Onda, da braucht es kein "atta" (festen, konstanten "Seelenkern") das wandert.
    Wo Begierde nach Dasein ... da Geburt.
    Das ist eben der Unterschied, den die Wieder - Geburts"gegner" nicht verstehen, da sie an-atta und die Ursachen für dukkha noch nicht (selber) durchschaut haben.


    ()

  • Meines Erachtens liegt die Schwierigkeit darin, eine buddhistische Form finden zu wollen, die FÜR ALLE Gültigkeit besitzt. Das liegt wohl in der menschlichen Natur (vor allem die des Westens), die Paradoxien nur schwer aushalten kann.


    Vielleicht ist es hilfreich, wenn man sich an eine pluralistische Vorgehensweise gewöhnt: Es gibt buddhistische Gruppierungen, für die "Wiedergeburt" extrem wichtig ist - und das ist vollkommen in Ordnung.


    Und es gibt buddhistische Gruppierungen, die mit "Wiedergeburt" nichts anfangen können und die auch nicht für ihre Praxis entscheidend ist - und das ist ebenfalls vollkommen in Ordnung.


    Auf diese Weise würden sich die verschiedenen Lager nicht mehr bekämpfen müssen - und unglaublich viel Energie verbrauchen, die nicht mehr für die Praxis da ist - sondern würde die Unterschiedlichkeit der Menschen und ihres Karmas anerkennen und würdigen.


    Wie Professor Jay Garfield schreibt, sollten wir „niemals die engstirnige Frage stellen, welcher Buddhismus nun der authentische ist. Besser ist es zu fragen: Wie ist es möglich, dass der Buddhismus sich so vielfältig entwickelt hat, dass er eine solche Vitalität besitzt? Wir sollten ihn mit einer Pflanze vergleichen, bei der es ja ein Zeichen von Gesundheit und Stärke ist, dass ihre Blüten, ihre Äste und Zweige eben nicht genauso aussehen wie ihre Wurzeln, sondern sich in ihrer ganzen Vielfalt entwickeln.“

  • Ja, ja, die Paradoxien…


    Für alle pluralistisch? Hmm. Das wäre aber kein Entwicklungsweg des Buddhismus, sondern einer in jedem einzelnen Kopf/Herz/Bauch. Und damit vielleicht des Budshismus.
    Nötig wäre, das eigene Vertrauen zu kultivieren. Das eigene Vertrauen auch dann als stark zu erleben, wenn das Vertrauen des Nachbarn schon wieder ganz anders aussieht.
    Widerspricht das dem Vertrauensbegriff? Muss das Objekt des Vertrauens nicht stark, klar erkennbar (wenn auch mglweise nicht leicht zu verstehen) und eindeutig da stehen, um ihm mein Vertrauen geben zu können? Kann ich etwas vertrauen, dem scheinbar nur ich vertraue?
    Der Mensch als zoon politicon nimmt gerne die Gruppe als Schutzraum der gleichen oder ähnlichen Identifikation gegen die eigene Unsicherheit/Angst. Unsicherheit hier als unmittelbarer Antagonist zum Vertrauen.
    Erst, wenn wir in uns diese Unsicherheiten angehen oder sogar überwunden haben, können wir einen solchen Pluralismus zulassen. Erst, wenn wir erkennen, dass die nackte Angst uns dazu treibt, diese "Lagerkämpfe" zu führen, können wir davon ablassen.
    Eint uns dann etwas neues? Brauchen wir diese Einheits- und Identitätsbildung von Heilslehren unbedingt, wenn sie uns doch u.a. in den Lagerkämpfen nur darin bestärkt, dass es die Angst, das eigene sei "nicht richtig" bestärkt?


    Wir dürfen eigentlich lernen, dass wir verbunden sind – auch mit dem Nachbarn mit dem "anderen Vertrauen". Verbunden soll dabei eben nicht heißen, dass es um gleichmacherisches, sentimentales "Wir sind alle (nur) Menschen" geht. Da ist jemand, der anders ist. Man könnte nun sagen, dass man mit ihm verbunden ist, weil er anders ist, oder, dass man Verbundenheit spürt, obwohl er anders ist, gegebenenfalls über diese Unterschiede hinweg. Ich meine, dass Verbundenheit erst entsteht, wenn man ohne die Attribute verbunden ist. Mit den Attributen fällt die Einschätzung und Bewertung der Andersartigkeit und des Unterschiedlichen. Das Unterschiedliche selbst bleibt erhalten, es tritt nur aus dem Raum zwischen den Menschen in die Menschen selbst zurück. Er oder sie ist auf diese Art und Weise, aber er oder sie ist nicht anders. Er oder sie ist nicht gleich, auch nicht ähnlich.


    Diese Utopie ist – wie in vielen anderen Heilslehren – auch im Buddhismus enthalten. Insofern sagt Bakram richtig:

    Bakram:

    … Religionen befassen sich mehr mit der Art und Weise wie wir Menschen miteinander, mit uns selber und mit unserer Umwelt umgehen


    Ein tatsächlich verbundener Umgang miteinander würde sich wohl recht schnell auch auf die Umwelt ausweiten. Der Mensch, auf den wir treffen, ist nur immer das erste Übungsfeld, eben weil wir diesem Treffen nicht so leicht aus dem Weg gehen können.


    In dem Moment, in dem diese Utopie einträte, würde sie alle Heilslehren überflüssig machen. Sogar dieses Bild des zurückzulassenden Floßes ist ja enthalten. So lange wir die Ausstattung des Floßes betrachten, uns Gedanken über die Anzahl der Baumstämme, des Sonnenschutzes, der Sicherheit, oder Bequemlichkeit machen, so lange wir argwöhnisch auf den Fluss um uns herum schauen, was der andere da an seinem Floß herumschraubt, vertrauen wir schlicht unserem eigenen nicht.
    Eine Frage der Perspektive? Ich bin ja nun auch Segler. Ich beobachte immer wieder, dass "meine" Crews in der Zeit auf dem Schiff mit aufmerksamen Augen und vielen Kommentaren die Schiffe um uns herum betrachten, kommentieren, kritisieren und beneiden. Man sieht wenig von dem Dampfer, auf dem man selbst steht. Das Schiff da drüben sehe ich in seiner Gänze… Da ich nicht im Geld schwimme, bin ich eher auf etwas schlichteren Dampfern unterwegs, jahrelang auch als Ausbilder auf Schiffen, die als "Fahrschulfahrzeug" ihre besten Tage hinter sich hatten. In sofern mag dieser Blick besonders nachvollziehbar sein. Spannend war aber immer, bei den Crew-Mitgliedern den Blick auf die eigene Planke zurückzuführen. Klar zu machen, dass dieses Schiff unter uns uns am Abend in den Hafen bringen wird, und dass man sich deswegen vielleicht eher um das eigene Boot als das da drüben kümmern solle…


    Ich merke gerade, dass ich eine lange Plattitüde mit dem Tenor "kehr zuerst vor Deiner eigenen Tür" geschrieben habe. Na gut.
    Jeder behält diese eigene Tür. Egal, ob er für sich in einem Haus wohnt, oder ob er in einem riesigen Komplex lebt, der einen Eingang für viele hat.
    Wir sollten dieser Tür sauber halten und dem vertrauen. Ohne Stolz, denn das lässt uns nur wieder auf den Art und Weise schauen, in der der Nachbar die Tür fegt. Vielleicht entdecken wir in dem Vertrauen, dass wir durch diese Türen (die zugleich Schwellen sind) miteinander verbunden sind. Nicht trotz dieser Schwellen. Mit ihnen.


    Hochachtungsvoll
    Mal Sehen

  • Sukha:

    da braucht es kein "atta" (festen, konstanten "Seelenkern") das wandert.
    Wo Begierde nach Dasein ... da Geburt.
    Das ist eben der Unterschied, den die Wieder - Geburts"gegner" nicht verstehen, da sie an-atta und die Ursachen für dukkha noch nicht (selber) durchschaut haben.


    Was aber nicht heißt, dass der Wiedergeburtsglaube zum Durchschauen der Ursachen und Verstehen von Anatta führt.


    :)

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • Könnte es sein, dass manche hier die Diskussionen arg persönlich nehmen?
    In einem Diskussions-Forum wird nun mal diskutiert oder?


    Was dann jeder daraus macht ist sein Bier/Karma :)


    Merkur-Uranus:


    Auf diese Weise würden sich die verschiedenen Lager nicht mehr bekämpfen müssen


    Wo siehst Du Kampf? Ich sehe Argumente und Sichtweisen, die hin und her gehen.
    Das einzige was unterschiedlich ist, ist der Wissensstand und der Staub auf den Augen.
    Aber das darf so sein, wie es ist.


    May you be well, happy and peacefull!


    ()

  • Sukha:


    Das ist eben der Unterschied, den die Wieder-Geburts"gegner" nicht verstehen, da sie an-atta und die Ursachen für dukkha noch nicht (selber) durchschaut haben.
    ()


    Ich wäre für den Anfang schon sehr zufrieden damit, wenn es den Wiedergeburtsfreunden gelänge, ihr geliebtes Konzept einmal anständig - und sei es nur in Grundzügen - zu definieren. Da sie schon an dieser Aufgabe kläglich scheitern, sollten sie keine Spekulationen über die Verständnisfähigkeit anderer anstellen.


    Onda

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

  • nibbuti:

    Was aber nicht heißt, dass der Wiedergeburtsglaube zum Durchschauen der Ursachen und Verstehen von Anatta führt.


    Vollkommen richtig lieber nibutti.
    Gut, dass Du daran erinnerst. :)


    ()

  • Onda:

    Ich wäre für den Anfang schon sehr zufrieden damit, wenn es den Wiedergeburtsfreunden gelänge


    Lies das noch mal von SoGen. Hat mir recht gut gefallen.


    ()

  • Bakram:

    .


    Dann hab ich mir überlegt weshalb v.a Theravadin und Tibeter Wiedergeburt hier so vehement vertreten, da kam mir der Gedanke, dass ihr ganzes Schul-System politisch und organisatorisch darauf aufbaut ( Punkt 1)


    Lieber Bakram,


    ich halte dein Eingangsposting für sachlich gut durchdacht. Als tibetisch Praktizierender wird man konstant mit dem Glauben an Wiedergeburt konfrontiert, denn ohne ihn wird es ein wenig "eng"für unsere Lehrer.


    Aber ich denke kaum ein Westler sitzt im Tempel bei den Belehrungen mit ausgeschaltetem Verstand. Inkarnation eine hohen Lamas oder Rinpoches kann man glauben, ist aber nicht Pflicht. Wenn welch immer ausgewählter Kandidat nach seinem Auffinden die bestmögliche Ausbildung erhält, dann bleibt nach Abzug des Wiedergeburtsglaubens immer noch ein sehr gut ausgebildeter Lehrer. Durch den Eingriff der chinesischen Regierung wird das nicht mehr gewährleistet sein, denn wer in Tibet soll eigentlich noch ausbilden ?


    Ich denke durch die politichen Entwicklungen in Tibet, innerhalb der Linien und auch durch die Praxis hier im Westen ( wir sind nun mal keine Asiaten, die im Feudalsystem groß geworden sind ) wird auch der bisher noch relativ dogmatisch gelehrte Glauben an die Wiedergeburt immer mehr aufgeweicht werden.


    Als Westler praktiziere ich freiwillig, weil es für mich Sinn ergibt und nicht aus Angst vor einer niederen Wiedergeburt.

  • Sukha:


    Lies das noch mal von SoGen. Hat mir recht gut gefallen.
    ()


    Mich interessiert nicht das Wiedergeburtsverständnis von SoGen, sondern deines.
    Du bist herzlich eingladen, es hier in Form einer Definition darzulegen.


    Onda

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

  • Sukha:

    Wo siehst Du Kampf? Ich sehe Argumente und Sichtweisen, die hin und her gehen.
    Das einzige was unterschiedlich ist, ist der Wissensstand und der Staub auf den Augen.


    Und die Arroganz und Hybris, mit der eigene Meinungen mit fortgeschrittenem Wissen gleichgesetzt werden...

  • Axel Benz:

    mit der eigene Meinungen mit fortgeschrittenem Wissen gleichgesetzt werden...


    Steht das da Axel?


    Da steht:

    Zitat

    Das einzige was unterschiedlich ist, ist der Wissensstand und der Staub auf den Augen.


    Und das ist unterschiedlich bei uns allen.
    Dies gilt es zu sehen.


    May you be well, happy and peacefull!



  • Hallo Bakram
    Ich habe mir das erst einfach durchgelesen, dann habe ich meine Gefühle laufen lassen und geantwortet. Dann kam die Idee der Satire und nun nehme ich es wieder ernst.
    Du hast recht! Es ist so, da wird ein Glaube erzeugt und am Leben erhalten um der Führung die Möglichkeit zu erhalten weiterhin zu profitieren und ein gutes Leben zu haben. Natürlich nur zum Besten des Volkes.


    Bei den Friesen gab es ein Gesetz das keiner ein Haus aus Stein bauen durfte. So war es den Friesen möglich sich von sich allzu hoch stellenden Häuptlingen zu befreien. Das ging ganz einfach, man steckte sein Haus an, denn der Häuptling mußte ein eigenes Haus haben. Hätten wir auch sowas wie Wiedergeburt erfunden wäre unser Land auch voller Tempel und Herrschaftshäuser. Wir haben nur unser Land geschützt.
    Ein Prinz fragte mal einen unserer "Herrscher" warum es denn keinen Adel gibt? Die Antwort zeigt meine Einstellungen: Die haben wir beizeiten umgebracht. Lieber Tot als Sklave war seit früher Jugend mein Leitspruch und so manches mal ein Stolperstein für scheinbar Adlige.
    Ich bin zu sehr Friese um mächtig und berühmt zu werden. Ein weiterer Nachteil ich das ich keine Angst habe mir die Finger zu verbrennen. Herzlich willkommen im Stamm!!
    Ein frohes Fest wünsche ich Dir!
    Helmut

  • Onda:
    Sukha:


    Lies das noch mal von SoGen. Hat mir recht gut gefallen.
    ()


    Mich interessiert nicht das Wiedergeburtsverständnis von SoGen, sondern deines.
    Du bist herzlich eingladen, es hier in Form einer Definition darzulegen.


    Onda


    Stimmt: dieser SoGen hat klar definiert bis zur Schmerzgrenze;
    Warum willst Du unsereiner dumme Definitionen. Wir sind so dumm zu verstehen,
    warum Buddha von Definitionen abgesehen hat.

  • Zitat

    „Ihr Bhikkhus, wenn die Achtsamkeit auf den Körper immer wieder gepflegt, entfaltet, geübt, als Fahrzeug verwendet, als Grundlage benutzt, verankert, gefestigt und gut ausgeübt worden ist, können diese zehn Vorteile davon erwartet werden. Welche zehn?“
    ...
    (VIII) „Man erinnert sich an viele frühere Leben, das heißt, an eine Geburt, zwei Geburten, drei Geburten, vier Geburten, fünf Geburten, zehn Geburten, zwanzig Geburten, dreißig Geburten, vierzig Geburten, fünfzig Geburten, hundert Geburten, tausend Geburten, hunderttausend Geburten, viele Äonen, in denen sich das Weltall zusammenzog, viele Äonen, in denen sich das Weltall ausdehnte, viele Äonen, in denen sich das Weltall zusammenzog und ausdehnte: ,Dort wurde ich soundso genannt, war von solcher Familie, mit solcher Erscheinung, solcherart war meine Nahrung, so mein Erleben von Glück und Schmerz, so meine Lebensspanne; und nachdem ich von dort verschieden war, erschien ich woanders wieder; auch dort wurde ich soundso genannt, war von solcher Familie, mit solcher Erscheinung, war meine Nahrung solcherart, so mein Erleben von Glück und Schmerz, so meine Lebensspanne; und nachdem ich von dort verschieden war, erschien ich hier wieder.‘ So erinnert man sich an viele frühere Leben mit ihren Aspekten und Besonderheiten.“


    (IX) „Man sieht mit dem Himmlischen Auge, das geläutert und dem menschlichen überlegen ist, die Wesen sterben und wiedererscheinen, niedrige und hohe, schöne und häßliche, in Glück und Elend, und man versteht, wie die Wesen ihren Handlungen gemäß weiterwandern.“


    (MN119)


    Das kann man natürlich glauben oder nicht- Fakt ist jedoch, daß nur die konkrete rechte Praxis Antworten liefern kann. Auf Ebene irgendwelcher logischen Schlüsse, Konzepte und hausgemachten Definitionen wird sich kein Zugang, kein Verstehen, kein Wissen finden, und wenn man sich noch so anstrengt. Es scheinen hier einfach immer wieder viele zu vergessen, daß der Buddhismus keine graue Theorie ist. Auch Gelehrte und Phantasten sollten mal auf die Uhr schaun. Die Lebenszeit läuft ab. Wäre doch schade, seine Zeit und die der Anderen, damit komplett zu verplempern.

  • thigle:


    Das kann man natürlich glauben oder nicht- Fakt ist jedoch, daß nur die konkrete rechte Praxis Antworten liefern kann.


    http://www.buddhaland.de/viewt…&hilit=Thanissaro#p194018
    Siehe zweiter Absatz. Da kann man noch so erleuchtet sein, die Paliban lassen nur ihre Wahrheit gelten.


    Zitat

    Auf Ebene irgendwelcher logischen Schlüsse, Konzepte und hausgemachten Definitionen wird sich kein Zugang, kein Verstehen, kein Wissen finden, und wenn man sich noch so anstrengt.


    Was die unerleuchteten Wiedergeburtsfreunde nicht daran hindert, sich den Mund fusselig zu reden...


    LG
    Onda

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

  • Hallo Bakram,


    im Berzin Archiv findest Du eine gute Erklärung zur Wiedergeburt aus "tibetischer" Sicht. Bitte entschuldige, dass ich nicht in der Lage bin, sie mit eigenen Worten zu formulieren, aber bevor ich etwas falsch erkläre stelle ich lieber diesen Link ein (Achtung: Es sind mehr wie 3 Sätze):


    http://www.berzinarchives.com/…m.html?query=Wiedergeburt


    LG
    Matthias