Der Sinn der Buddhalehre

  • mukti:


    Die Welt, das sind die fünf Gruppen: Körperlichkeit, Gefühl, Wahrnehmung, Gestaltungen und Bewusstsein.


    Genau. Wer jedoch 'loslässt', glaubt das aus einem "Gegenüber-zu : diesen fünf Gruppen" zu tun bzw. glaubt, die irgendwie 'loslassen zu können'. Derweil sind da nur diese fünf Gruppen. Aber genau das wird dabei nicht verstanden. Wie auch, wenn


    mukti:

    [..] nichts davon bin ich oder gehört irgendwie zu mir


    bei diesem dissoziierten Neti-Neti der Glaube an ein Selbst naturgemäß das ist was übrig bleibt, wenn scheinbar 'alles abfällt'. Also ist 'Loslassen' nichts anderes als 'Ergreifen'. Ich denke nicht, daß man Buddha in einen Korb mit all diesen 'Lass einfach los' Gurus werfen kann. Von Neti-Neti Methoden wie im Advaita ganz zu schweigen. So gilt-


    thigle:

    Viel wichtiger scheint die Akzeptanz dessen was ist bzw. 'Sehen' dessen was ist. Und wie es ist, ist alles was erscheint sowieso vergänglich. Aber auch anatta. Und das ist eine gute Nachricht, denn 'im konkreten Wissen darum' liegt Freiheit- u.a. auch die Freiheit von einem Konzept wie 'Loslassen', welches ja auf dem Glauben an so ein 'Selbst' gründet.

  • Hallo Mukti


    Wichtig ist vorallem loszulassen in allem einen Sinn zu suchen (finden zu wollen).


    dann 1.OT: es gibt nichts das als ein "Selbst" fungiert. Allerdings ist genauso wie "Selbst" eine Erfindung auch "Nichts" eine Täuschung.


    und 2.OT: nur wer loslässt, d.h. sich nicht festklammert erweitert seinen Horizont


    Bakram


  • Hi Bakram,


    Die Suche nach Glück im Vergänglichen macht keinen Sinn, daher macht es Sinn, diese Suche aufzugeben.


    Punkt 2: Ja!


  • Sorry, ich kann dir nicht recht folgen. Wenn der Buddha sagt "Alles, ob fern oder nah, grob oder fein usw. muss man so betrachten: Das bin ich nicht, das gehört mir nicht, das ist nicht mein Selbst", dann ist das kein dissoziierter Neti-Neti Glaube, und der Buddha ist deshalb kein "Lass einfach los" Guru. Na lassen wirs gut sein, es hat ja jeder gesagt was er sagen wollte.

  • Hallo mukti


    Also wenn schon dann müsste es heissen: Den Sinn den ich der Buddalehre stifte. Ich bin davon übezeugt, dass jeder den Dingen nur individuellen Sinn stiftet. Sinn selber ist ja auch veränderlich, relativ. Es gibt nicht "den ultimativen Sinn".


    Es ist tatsächlich so, alles ist relativ. Was ja irgendwie auch paticcasamuppda aussagt.


    mukti:

    Die Suche nach Glück im Vergänglichen macht keinen Sinn, daher macht es Sinn, diese Suche aufzugeben.


    Naja :?:


    Dies tun 99,999% aller Menschen. Einige davon meinen zwar sie würden im Unvergänglichen suchen, dabei gibt es gar nichts unvergängliches und einige andere täuschen sich damit indem sie Glück einfach umbennen und vorgeben etwas anderes zu suchen, was ja dann auch eine Art Glück zur folge haben soll, wenn sie es denn fänden.


    Es ist doch Wunschdenken, zu glauben man könne diese Suche aufgeben.



    Bakram

  • Ok, danke, es hat sich bei mir wieder ein bisschen geklärt.


    Danke thigle, deine Warnungen haben mich wiedermal getroffen, gerade das bei der Welle war die Neti-Neti Falle. Ich bin davon ausgegangen, dass der Geist zu allem sagt "Nicht-ich", Loslassen/Abwenden.


    Aber gerade dieser Loslassungs-Prozess geht ja vom Geist aus, ist ein geistiges Phänomen. Aber hier gibt es bei Buddha keinen Dualismus. Auch wenn vom Geist aus die Loslösung kommt, ist der Geist selbst auch wieder anatta, denn alles Erfahrbare sind die Skhandas und nichts gibt es außerhalb davon was ein Selbst sein könnte.


    Damit ist für Buddha ganzheitlich bzw. Nondual ALLES Nicht-Selbst, ganz egal was kommt oder passiert. Daher wird die Lehre auch die Nicht-Selbst-Lehre,
    Anatta-Lehre / Dharma genannt. Hab ichs so richtig verstanden ?

    Nibbana:..Befreit von der Zuordnung durch Form, Vaccha, ist der Tathagata tief, grenzenlos, hart auszuloten, wie die See. 'Wiedererscheinen', ist nicht anwendbar. 'Nicht wiedererscheinen',ist nicht anwendbar... MN72 (http://zugangzureinsicht.org/)


  • Bakram, ich glaube an das Nibbana und vertraue dem Buddha, bis jetzt hat er mich nicht enttäuscht:


    Zitat

    Dann dachte ich: Warum strebe ich denn nach dem, was diesem Gesetz unterliegt? Sollte ich nicht lieber, da ich doch das Nachteilige darin erkannt habe, nach dem streben, was nicht diesem Gesetz unterliegt, nach dem höchsten Frieden, nach dem Nirwana? Und nach einiger Zeit, als ich noch jung und dunkelhaarig war, in der ersten Jugendkraft, ließ ich mir gegen den Willen meiner weinenden Eltern Haar und Bart scheren, zog ein gelbes Gewand an und ging aus dem Hause in die Heimatlosigkeit. Das Heil suchend, nach der höchsten Stätte echten Friedens strebend, wanderte ich zu Alara Kalama und bat ihn um Aufnahme in seine Schule.


    Ob das nun relativ oder gestiftet oder sonstwas ist, es macht Sinn für mich, und ich befinde mich in Gemeinschaft mit Millionen, für die das ebenso Sinn macht. Und ich habe den Wunsch, die Suche nach Glück im Vergänglichen (das dem Gesetz unterliegt) aufzugeben, weil ich dabei bin, das Nachteilige darin zu erkennen. Und ich weiß und erfahre, dass Frieden und selbstgenügsames Glück und das Schauen der Wirklichkeit besteht, je mehr ich es aufgebe, in der Welt danach zu suchen. Da können alle von Wunschdenken und Relativität reden, innerlich weiß ich, dass es richtig ist.


    Gute Nacht

  • Bakram:

    Also wenn schon dann müsste es heissen: Den Sinn den ich der Buddalehre stifte. Ich bin davon übezeugt, dass jeder den Dingen nur individuellen Sinn stiftet. Sinn selber ist ja auch veränderlich, relativ. Es gibt nicht "den ultimativen Sinn".


    Andererseits kann eine Sache Sinn haben oder keinen Sinn haben ganz
    unabhängig davon ob dieser Sinn von jedem erkannt wird oder nicht erkannt wird.
    Denn klar ist ja auch das der Sinn oder der Unsinn einer Sache nicht von der
    Erkenntnisfähigkeit bzw. "Stiftungsfähigkeit" eines Blinden abhängt.
    Daher ergibt sich der Sinn nicht durch eine Interpretation oder Stiftung sondern
    aus der Erfahrung, insbesondere aus der Erfahrung der tatsächlichen Leidüberwindung.
    Soll heißen, das Heilmittel zu nehmen das auch heilt macht für die Leidensüberwindung
    Sinn und ein Mittel zu nehmen das nicht hilft, sondern unheilsam ist, macht keinen Sinn
    für die Leidüberwindung, ganz unabhängig davon ob der Kranke in der Lage ist dem
    nehmen des Mittels Sinn zu stiften bzw. seine Sinnhaftigkeit zu erkennen.

  • Hallo Mukti


    Ich finde Deine Antwort ausserordentlich gut. Genau das wollte ich ausdrücken. Buddhismus ergibt Dir, zumindest im Moment, Sinn. Du stehst dazu ganz egal ob andere darin auch einen Sinn sehen für sich finden oder nicht. Das ist wahre Toleranz ( eben nicht) Gleichgültigkeit. Umgekehrt kann ein anderer dazu stehen darin kein Sinn zu finden ohne dass es dich gleich verletzt. Da ist es nicht mehr weit zur Gleichmut


    Hallo Accinca


    Deine Reaktion erscheint mir diesbezüglich noch nicht so reif. Und Du hast nicht verstanden was ich schrieb.
    Es geht mir mehr um die Vorstellung Sinn oder Unsinn als solche und weniger um Buddhismus.
    Das die meisten hier Buddhismus einen Sinn stiften ( von mir aus einen Sinn dran finden oder einen erkennen oder glauben es gäbe einen) ist mir klar und ich spreche diesen dem Buddhismus ja auch gar nicht ab (wobei dies wie Mukti schon schrieb dem der ihn hat eigentlich egal sein kann ob ein anderer auch einen darin findet oder nicht)
    Aber worin denn dieser Sinn bei denen die einen Sinn stiften, im Moment grad konkret besteht, das ist dann sehr unterschiedlich je nach Lebenssituation eben bedingt entstanden.
    Ich schreibe hier nichts für oder gegen Buddhismus, der ja selbst auch sehr heterogen ist in seinen Ausprägungen. Nur was über Unsinn von Sinn.


    Zitat

    Andererseits kann eine Sache Sinn haben oder keinen Sinn haben ganz
    unabhängig davon ob dieser Sinn von jedem erkannt wird oder nicht erkannt wird.


    Genau. Jeder erkennt halt anders. Wer ist nun Richter über richtig und falsch ?
    Wir sollten lernen andere Menschen und ihre Meinungen zu respektieren und wenn überhaupt, sie aufgrund ihrer Taten zu beurteilen. Hier sind die Brahmaviharas wichtig. Diese sind aber nicht nur via Buddhismus zu erlangen, Buddhismus ist nur einer der Wege der dorthin führen kann.


    Nirvana und so ist vorerst mal gar nicht so wichtig. Da heisst es überall es seien Äonen nötig um es zu erreichen und ihr sprecht davon als ob es grad um die Ecke zu erreichen wäre.


    Bakram

  • Bakram:

    Hallo Accinca
    Deine Reaktion erscheint mir diesbezüglich noch nicht so reif. Und Du hast nicht verstanden was ich schrieb.
    Es geht mir mehr um die Vorstellung Sinn oder Unsinn als solche und weniger um Buddhismus.


    Doch, genau so hatte ich es auch verstanden und deine Beurteilung von "nicht so reif" entspricht genau
    dem Thema denn es besagt, daß die Formulierung "nicht so reif" genau dem entspricht was du als Sinn
    meiner Worte zu erkennen und zu stiften vermagst. Ganz unabhängig vom möglichen Sinn meiner Worte.


    Zitat

    Andererseits kann eine Sache Sinn haben oder keinen Sinn haben ganz
    unabhängig davon ob dieser Sinn von jedem erkannt wird oder nicht erkannt wird.


    Bakram:

    Genau. Jeder erkennt halt anders.
    Wer ist nun Richter über richtig und falsch ?


    Das ist eine Frage welche ich schon beantwortet hatte.
    Ließ es noch mal durch und erweitere das erkennen des Sinnes.

  • Sterben eines Familienangehörigen


    Beim eigenen Tod finde ich einige gute Ansätze, aber gibt die Buddhalehre auch Sinn wenn es um "Trennung von Lieben" geht ? Das wird ja auch unter Dukkha gezählt und ich erlebe es zurzeit, da meinem krebskranken Vater diese Woche vom Arzt das Todesurteil gesagt wurde.


    So was nun, helfen die spirituellen Lehren jetzt wirklich ? Mit die sonstige Buddhatechnik alla "mein Vater ist Vergänglich dukha und Nicht-Selbst" zieht bei so einem Fall ja nicht. Was sagt Buddha hilfreiches zu so einer Situation ?


    Hoffnung auf das Leben gibt meinem Vater Kraft durchzuhalten und die wenigen Chancen auf Weiterleben durchzukämpfen. Wenn ich jetzt mit Buddha und Loslassen komme, könnte diese Kraft und Zuversicht zu Ende gehen und ich glaube der Rest meiner Familie würde es mir übel nehmen, da ihn niemand aufgeben will.


    So, was sollte ich in so einem Fall mit der Buddha-Lehre anfangen ? Das ist zurzeit wirklich meine Frage. Ist die Buddha-Lehre in so einem Fall zu Selbstbezogen ?

    Nibbana:..Befreit von der Zuordnung durch Form, Vaccha, ist der Tathagata tief, grenzenlos, hart auszuloten, wie die See. 'Wiedererscheinen', ist nicht anwendbar. 'Nicht wiedererscheinen',ist nicht anwendbar... MN72 (http://zugangzureinsicht.org/)

  • thigle:

    Vor lauter trübsinnigen 'Loslassen' sollte man dabei aber auch bedenken, daß das was dabei übrig bleibt, klarerweise immer noch der Glaube an ein 'Selbst' ist. In dieser Hinsicht ist dieses praktizierte/gekünstelte 'Loslassen' nicht so viel wert wie wohl oft angenommen. Ergreifen findet naturgemäß auch im 'Loslassen' statt. Viel wichtiger scheint die Akzeptanz dessen was ist bzw. 'Sehen' dessen was ist. Und wie es ist, ist alles was erscheint sowieso vergänglich. Aber auch anatta. Und das ist eine gute Nachricht, denn 'im konkreten Wissen darum' liegt Freiheit- u.a. auch die Freiheit von einem Konzept wie 'Loslassen', welches ja auf dem Glauben an so ein 'Selbst' gründet.


    Ja und Nein... Natürlich ist "sehen was ist" wichtiger. Aber ohne "sehen was is", kann wirkliches loslassen gar nicht stattfinden. Wie alles andere bedingt sich auch dies.

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha

  • thigle:
    mukti:


    Wenn Wissen bedeutet, dass alles vergänglich und anatta ist, übrigens auch voller Leid, dann haftet man eben nicht daran und löst sich davon los.


    mukti:


    Ich sehe da einen Zusammenhang mit einem Glauben an ein Selbst


    Auch der Buddha sprach von "Ich" und "Mein", jedoch war er sich immer bewusst dass das nur zur Verständigung gebraucht wird.

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha


  • Du scheinst immer davon auszugehen, das jeder es so meint, wie du es assoziierst.

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha


  • Hallo Mabuttar,


    gerade als es für meine Eltern zum Sterben ging, konnte ich den Wert der Buddhalahere besonders schätzen. Sie hatten keinen Zugang zu Spiritualität, von daher habe ich erst gar nicht versucht, ihnen was von Loslassen zu erzählen. Alles was ich tun konnte war ihnen das Leben in dieser letzten Zeit möglichst zu erleichtern, mich um ihre Pflege kümmern, für sie da sein, für alles Nötige zu sorgen, weil sie selber dazu nicht mehr imstande waren. Den Eltern ist man ganz besonders verpfichtet, sie haben so viel für einen getan, das sagt auch der Buddha:



    Es blieb nur das Problem, wie man mit dem Schmerz umgehen soll, den eine solche Situation in einem selber hervorruft. Wenn man tatsächlich mit dem Sterben von lieben und vertrauten Menschen konfrontiert ist, dann lernt man mehr als durch alle Theorien, bzw. ist man genötigt, die Theorie praktisch umzusetzen.
    Ganz klar - Der Schmerz entsteht durch Anhaftung, nicht durch echte Liebe. Es hilft den Sterbenden nichts, wenn man man sich an sie klammert und sie zurückhalten möchte. So habe ich mich um innere Loslösung bemüht, in dem Gedanken, dass der Tod etwas ganz normales ist das alle Wesen betrifft, tausendfach zu jeder Zeit. Und ich habe mich gefragt: Hast du etwa gedacht, sie werden ewig leben? So habe ich also ihr Sterben akzeptiert, und habe alles getan was ich konnte, um ihnen zu dienen und ihre letzte Lebenszeit zu erleichtern. Wie mein Vater dann tot im Spital gelegen ist, bin ich in die Kapelle gegangen, habe ihn losgelassen und aufrichtig alles Gute gewünscht auf seiner weiteren Reise. Danach war dieses Kapitel abgeschlossen, aus und vorbei. Alles in der Welt ist vergänglich, auch ich werde sterben. Diese Besinnung auf die Wirklichkeit, die wir so ungerne sehen wollen, verhindert, dass man von Trauergefühlen überwältigt wird.


    Schöne Grüße,
    mukti

  • Bakram:


    ...
    Es ist doch Wunschdenken, zu glauben man könne diese Suche aufgeben.


    Guten Morgen, lieber Bakram,
    ja, es ist Wunschdenken, man könne die Suche aufgeben, denn die Suche fällt dann einfach ab. Genau so wie alle Hindernisse, wenn sie durchschaut sind und das Bedürfnis nach Befriedigung ent-fällt.
    Ich muss ja nicht mehr suchen, wenn ich gefunden habe 8)


    _()_ Monika

  • Bakram:

    Hallo Mukti


    Ich finde Deine Antwort ausserordentlich gut. Genau das wollte ich ausdrücken. Buddhismus ergibt Dir, zumindest im Moment, Sinn. Du stehst dazu ganz egal ob andere darin auch einen Sinn sehen für sich finden oder nicht. Das ist wahre Toleranz ( eben nicht) Gleichgültigkeit. Umgekehrt kann ein anderer dazu stehen darin kein Sinn zu finden ohne dass es dich gleich verletzt. Da ist es nicht mehr weit zur Gleichmut
    Bakram


    Hi Bakram,


    deine Zustimmung hat mich gefreut, aus zwei Gründen:
    Erstens ist auch für einen, der sich seines Weges sicher ist, eine Bestätigung willkommen als weitere Inspirition.
    Und zweitens fördert es die Achtung und den Respekt, wenn jemand Werte wie Toleranz und Gleichmut hochhält.


    Überhaupt finde ich es besser, wenn Diskussionsteilnehmer in einer Sache eines Sinnes sind, als wenn sie sich gegenseitig zu überzeugen suchen. Aber da habe ich auch noch einiges zu lernen.


    Gruß, mukti

  • Bakram:


    ....
    Nirvana und so ist vorerst mal gar nicht so wichtig. Da heisst es überall es seien Äonen nötig um es zu erreichen und ihr sprecht davon als ob es grad um die Ecke zu erreichen wäre.


    Und ich behaupte, Nirvana ist näher als Du denkst.
    _()_ Monika

  • Mabuttar:


    ...
    Hoffnung auf das Leben gibt meinem Vater Kraft durchzuhalten und die wenigen Chancen auf Weiterleben durchzukämpfen. Wenn ich jetzt mit Buddha und Loslassen komme, könnte diese Kraft und Zuversicht zu Ende gehen und ich glaube der Rest meiner Familie würde es mir übel nehmen, da ihn niemand aufgeben will.


    So, was sollte ich in so einem Fall mit der Buddha-Lehre anfangen ? Das ist zurzeit wirklich meine Frage. Ist die Buddha-Lehre in so einem Fall zu Selbstbezogen ?


    Lieber Mabuttar,
    dies ist eine sehr schwere Zeit. Für mich sind diese Erfahrungen bereits 36 Jahre her. Damals habe ich nicht gewusst, wie ich damit umgehen soll.


    Heute würde ich nichts weiter tun, als so oft wie möglich DA ZU SEIN, ZUZUHÖREN, innerlich bewertungsfrei zu bleiben - d. h. leer, damit keine "schiefen" Schwingungen rüberkommen. Ich weiß von anderen und aus der Sterbehilfe, dass das meiste Leid für Sterbende dadurch entsteht, weil kaum jemand mit ihnen über die Wahrheit bzw. Wirklichkeit sprechen will und jedes Wort über die Krankheit oder den Tod vermieden wird. In Wirklichkeit scheint es aber durchaus für viele wichtig zu sein, sich darüber klar zu werden, was geschehen mag, muss oder wird.


    Sobald ich selbst davon betroffen bin - und das ist ja nicht mehr lange hin, wünsche ich mir, ganz offen über alles sprechen und auch alles ganz bewusst hören und erfahren zu können, auch richtig Abschied nehmen zu können (was ich durch meine Praxis allerdings schon jahrelang übe).


    Ich würde auch nicht mit der Vergänglichkeit kommen und über den Dharma sprechen, wenn dazu kein Interesse besteht. Als vor zwei Jahren eine alte Freundin im Sterben lag, habe ich einfach nur ihre Hand gehalten und gestreichelt und bin ihren scheinbar wirren Gedanken gefolgt. Sie meinte, sie würde eine schöne Wiese sehen, Blumen und Sonnenschein und zeigte immer an die Zimmerdecke. Ich bin gemeinsam mit ihr auf diese Wiese gegangen. Das hat sie sehr gefreut. Was aber am erstaunlichsten war, sie sprach nicht mehr wirr, sondern sagte dann ganz klar zu mir: "Das, Monika, was jetzt geschieht (nämlich ihre starken Schmerzen und Verwirrung), habe ich immer verhindern wollen. Nun muss ich da durch."


    _()_ Monika

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • Sigitta:

    Ich finde den Begriff Loslassen in Ordnung. Das ist für mich kein Widerspruch zu Akzeptanz sonst müsste man ja "wegstoßen" sagen.


    Finde Loslassen auch passend. Man hält etwas, und das muss man eben loslassen. Da gibt es diese Geschichte mit dem Affen:


    Ein Affe sieht eine Banane in einem Käfig liegen, greift hinein und packt sie. Dann ist seine Faust aber zu groß um durch die Gitterstäbe zu passen, er kann sie nicht mehr herausziehen. Ich bin gefangen! Ich bin gefangen! denkt der Affe verzweifelt. Er braucht nur die Banane loszulassen, aber das kommt ihm nicht in den Sinn, die will er unbedingt haben.


    So fängt man in In Indien Affen, und so macht das der Mara.

  • mukti:


    Sorry, ich kann dir nicht recht folgen. Wenn der Buddha sagt "Alles, ob fern oder nah, grob oder fein usw. muss man so betrachten: Das bin ich nicht, das gehört mir nicht, das ist nicht mein Selbst", dann ist das kein dissoziierter Neti-Neti Glaube


    Wie praktizierst du Sattiphattana? Lässt du da auch los, oder ist da nur: "versteht er/weiß er"? Musst du während Sattiphattana irgendwas 'loslassen'? Oder ist das gar nicht extra notwendig, wenn gesehen wird wie es ist? Wie kommst du auf die Idee eines 'Weltverzichts' (Verzicht auf Skandhas)? Ist es nicht eher so, daß 'die Welt' (Skandhas) auf so ein 'Selbst' verzichten könnte? Kann es sein, daß da immer noch ein wenig Advaita/Hinduismus in deinem Buddhismus mitschwingt? Dieses 'Loslassen' substituiert 'Neti Neti' & Co.?

  • thigle:
    mukti:


    Sorry, ich kann dir nicht recht folgen. Wenn der Buddha sagt "Alles, ob fern oder nah, grob oder fein usw. muss man so betrachten: Das bin ich nicht, das gehört mir nicht, das ist nicht mein Selbst", dann ist das kein dissoziierter Neti-Neti Glaube


    Wie praktizierst du Sattiphattana? Lässt du da auch los, oder ist da nur: "versteht er/weiß er"? Musst du während Sattiphattana irgendwas 'loslassen'? Oder ist das gar nicht extra notwendig, wenn gesehen wird wie es ist? Wie kommst du auf die Idee eines 'Weltverzichts' (Verzicht auf Skandhas)? Ist es nicht eher so, daß 'die Welt' (Skandhas) auf so ein 'Selbst' verzichten könnte? Kann es sein, daß da immer noch ein wenig Advaita/Hinduismus in deinem Buddhismus mitschwingt? Dieses 'Loslassen' substituiert 'Neti Neti' & Co.?


    Wenn durch Sattipatthana klarer geworden ist, dass kein Ich und Mein, sondern nur Skhandas bestehen, dann hilft diese Erfahrung eben dabei, die Skhandas loszulassen. Man sitzt ja nicht immer da und meditiert, wenn man im Alltag Sinnesfreuden begegnet, kann man sich erinnern an das Wissen und die Erfahrung des Sattipathana: Da ist nur ein Objekt das durch Wahrnehmung ein Gefühl hervorruft, weder bin ich das Gefühl, noch die Wahrnehmung, noch gehört das Objekt zu mir. Das ist der Idealzustand. Nun ist es aber so, dass man (jedenfalls meine Wenigkeit), bereits an allerhand Dingen hängt, Sinneserfahrungen schätzt und sie ständig wiederholt, am Liebsten die Freude daran ständig hätte. Das beginnt bei den Bequemlichkeiten des Wohnens, beim Essen, und zieht sich über so allerhand Dinge hin, denen man nachgeht. Man ist bereits angehaftet, und deshalb muss man loslassen.


    So verstehe ich S.22.97:


    Zitat

    Solch edler Jünger, heisst es, baut ab, nicht häuft er an. Er gibt auf, nicht haftet er an. Er stoßt ab, nicht ist er zugeneigt. Er bringt zum Verlöschen, nicht bringt er zum Brennen.
    ....
    So erkennend, ihr Mönche, wendet sich der erfahrene, edle Jünger von der Körperlichkeit ab, vom Gefühl, der Wahrnehmung, den Gestaltungen, er wendet sich ab vom Bewusstsein. Abgewandt wird er entsüchtet, durch Entsüchtung wird er befreit. Im Befreiten ist die Erkenntnis: Befreit bin ich. Versiegt ist Geburt, vollendet der heilige Wandel, getan das Werk, nichts Weiteres nach diesem hier - so erkennt er.


    Von solch einem Mönch heisst es: Weder baut er ab, noch häuft er an, in vollzogenem Abbauen verharrt er. Weder stoßt er ab, noch ist er zugeneigt, in vollzogenem Abstossen verharrt er. Weder bringt er zum Verlöschen, noch bringt er zum Brennen, in vollzogenem Verlöschen verharrt er.


    Nun kann man nicht in vollzogenem Abbauen verharren, wenn man es nicht zuerst vollzogen hat. So komme ich auf die Idee des Weltverzichts, des Loslassens, Abbauens, Aufgebens, Verlöschens. Es ist die Idee des Buddha, da schwingt kein Advaita oder Hinduismus mit. Obwohl denen das natürlich auch nicht fremd ist, das ist eine grundlegende Wahrheit, alles aufzugeben. Die denken nur dass sie dafür ein ewiges Selbst erhalten, Im Buddhismus ist es Nibbana, Anatta.

  • Selbst im Advaita denkt kein Ramesh an eine ewige Seele, ewiges Selbst. Ich habe diesen Lehrer persönlich kennenlernen dürfen und weiß das aus erster Hand.


    Was das Loslassen anbelangt, stimme ich Mukti vollkommen zu, denn bis der Idealzustand erreicht ist, üben wir ja. Und Los-Lassen genau so wie Sein-Lassen sind ja bewährte Hilfsmittel.
    Wenn ich dann allerdings immer noch feststelle, dass ich zum 100sten Male aus "Satipathana-Gewohnheit-gewordener-Bequemlichkeit-ich-glaube-ich-kanns" heraus endlich sehe: "Huch, wieviele Male noch???", dann geb ich mir einen Tritt in den Arsch und sage zu mir: "Nun tu endlich, was Du als richtig erkannt hast, basta!!!"
    (Auch das ist in Buddhas Lehrreden zu finden, weiß leider so schnell nicht, wo ;) )


    _()_ Monika