Der Sinn der Buddhalehre

  • Aiko:

    Was heißt denn da "üben"? Ausüben kann das doch nur sein. Er übt Satipatthana aus. Und das ist dann auch das Ergebnis. Aber da blickt er nicht zurück oder vergleicht es, sondern übt erneut aus - ganz gleich wie das Ergebnis nun erneut ist.


    Ja- noch (übt er aus). Das wird sich ändern-


    Zitat

    [..] Wiederum, ihr Bhikkhus, mit dem völligen Überwinden des Gebiets von Weder-Wahrnehmung-Noch-Nichtwahrnehmung trat Sāriputta in das Erlöschen von Wahrnehmung und Gefühl ein und verweilte darin. Und seine Triebe wurden zerstört, indem er mit Weisheit sah.


    Er trat achtsam aus jenem Erreichungszustand heraus. Nachdem er das getan hatte, betrachtete er die vergangenen Zustände, die aufgehört und sich verändert hatten, folgendermaßen: ‘Diese Zustände treten also tatsächlich in Erscheinung, nachdem sie vorher nicht vorhanden waren; nach ihrem Vorhandensein zerfallen sie.’ In Bezug auf jene Zustände verweilte er, ohne angezogen zu werden, ohne abgestoßen zu werden, unabhängig, ungebunden, frei, losgelöst, mit einem unbeschränkten Herzen. Er verstand: ‘Es gibt nichts mehr jenseits davon’, und mit der Pflege jenes Erreichungszustands bestätigte er, daß es nichts mehr gibt.” (MN 111)

  • thigle:
    accinca:


    lieber an den Buddha halten.


    Was dem nicht widerspricht.


    Was man nur hoffen kann wenn man sich darauf verläßt.

  • Aiko:

    Was heißt denn da "üben"? Ausüben kann das doch nur sein.


    Ausüben wenn er es denn kann. Das ist wie beim Klavier spielen, erst übt man
    dann übt man aus.

  • accinca:
    Aiko:

    Was heißt denn da "üben"? Ausüben kann das doch nur sein.


    Ausüben wenn er es denn kann. Das ist wie beim Klavier spielen, erst übt man
    dann übt man aus.


    Genau so ist es eben nicht. Und Klavier in dieser Weise zu spielen, das ist eben überflüssige Beschäftigung. Klavier wird gespielt, nicht geübt.


  • Die Pflege dieses Erreichungszustandes übt er dann weiterhin aus - sonst wäre es ja keine Pflege.

  • thigle:

    Daß es dieser Schritte jedoch nicht unbedingt bedarf, ist u.a. in Udana 1.10 zu ersehen, was zu temporären Nibbana führt.


    Genau, wenn man Heilig ist bedarf es keiner Schritte mehr und keiner Übung.
    Deswegen gilt der vollkommen Heilige auch als der Übung ledig. Es muß nicht
    mehr üben. Alle anderen die dieses Ziel erreichen wollen müssen aber noch üben.

  • Aiko:

    Genau so ist es eben nicht. Und Klavier in dieser Weise zu spielen, das ist eben überflüssige Beschäftigung. Klavier wird gespielt, nicht geübt.


    Das glauben aber nur die Zenisten und "freestiler" sich einreden zu müssen.

  • accinca:
    thigle:

    Daß es dieser Schritte jedoch nicht unbedingt bedarf, ist u.a. in Udana 1.10 zu ersehen, was zu temporären Nibbana führt.


    Genau, wenn man Heilig ist bedarf es keiner Schritte mehr und keiner Übung.
    Deswegen gilt der vollkommen Heilige auch als der Übung ledig. Es muß nicht
    mehr üben. Alle anderen die dieses Ziel erreichen wollen müssen aber noch üben.


    Eben. Sonst wäre es kein 'temporäres' Nibbana. Darum wurde danach ausgeführt, daß letztendlich doch wieder Übung notwendig ist, mit diesem temporären Nibbana als 'Pfad'. Es wird niemanden dieses 'Schritt für Schritt' erspart bleiben.

  • Aiko:


    Die Pflege dieses Erreichungszustandes übt er dann weiterhin aus - sonst wäre es ja keine Pflege.


    Genau. Er übt sich in der Pflege dieses Ereichungszustandes. Schließlich ist da vorerst nur temporäres Nibbana.

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • thigle:

    Eben. Sonst wäre es kein 'temporäres' Nibbana. Darum wurde danach ausgeführt, daß letztendlich doch wieder Übung notwendig ist, mit diesem temporären Nibbana als 'Pfad'.


    Wobei das mit dem sog. "temporären" (also zeitweiligen also unbeständigen) Nibbana
    noch so eine Sache ist. Natürlich ist der Begriff des Nibbana nicht vom Buddha. Er
    wurde daher von ihm neu definiert. Danach ist Nibbana eigentlich nicht temporär.

  • accinca:
    thigle:

    Eben. Sonst wäre es kein 'temporäres' Nibbana. Darum wurde danach ausgeführt, daß letztendlich doch wieder Übung notwendig ist, mit diesem temporären Nibbana als 'Pfad'.


    Wobei das mit dem sog. "temporären" (also zeitweiligen also unbeständigen) Nibbana
    noch so eine Sache ist. Natürlich ist der Begriff des Nibbana nicht vom Buddha. Er
    wurde daher von ihm neu definiert. Danach ist Nibbana eigentlich nicht temporär.


    Vielleicht meint er 'weltlich' und 'überweltlich'?

  • accinca:
    thigle:

    Eben. Sonst wäre es kein 'temporäres' Nibbana. Darum wurde danach ausgeführt, daß letztendlich doch wieder Übung notwendig ist, mit diesem temporären Nibbana als 'Pfad'.


    Wobei das mit dem sog. "temporären" (also zeitweiligen also unbeständigen) Nibbana
    noch so eine Sache ist. Natürlich ist der Begriff des Nibbana nicht vom Buddha. Er
    wurde daher von ihm neu definiert. Danach ist Nibbana eigentlich nicht temporär.


    Solange noch diverse Befleckungen vorhanden sind, solange wird Nibbana immer wieder und wieder 'verdeckt'. Trotz allem kann es durch diverse Übung für eine Zeit lang offenbar werden (aber nicht 'hergestellt'/'konstruiert' werden; es ist auch keine 'Vertiefung'). So gilt es diesen Erreichungszustand zu pflegen, und ihn zu pflegen bedeutet sich dieser Befleckungen zu widmen, mit Basis auf diesem temporären Nibbana, das nur durch Übung offenbar wird. Wenn denn irgendwann diese Ich/Mein-Vorstellung nicht immer wieder "wiedergeboren wird" (damit meine ich schon 'dieses Leben'), weil alle Befleckungen erloschen sind, dann kann man von einem Arahat sprechen und von vollständigem Nibbana.

  • Also ich stehe ja dem Theravada nahe. Da sagt der Buddha im Maha Satipatthana Sutta:


    Zitat

    Der einzige Weg ist dies, o Mönche, zur Läuterung der Wesen, zur Überwindung von Kummer und Klage, zum Schwinden von Schmerz und Trübsal, zur Gewinnung der rechten Methode, zur Verwirklichung des Nibbāna, nämlich die vier Grundlagen der Achtsamkeit.


    Und dann beginnt es:


    Zitat

    Da ist hier, o Mönche, der Mönch in den Wald gegangen, an den Fuß eines Baumes oder in eine leere Behausung. Er setzt sich nieder, mit verschränkten Beinen, den Körper gerade aufgerichtet, die Achtsamkeit vor sich gegenwärtig haltend, und achtsam eben atmet er ein, achtsam atmet er aus.
    http://www.palikanon.com/diver…patthana/satipatt_10.html


    Ich denke man sollte nicht übersehen, dass der Buddha das zu Mönchen sagt. Ein Mönch hat erstmal alles hinter sich gelassen und ist besitzlos in die Hauslosigkeit gezogen. Die Buddhalehre besteht nicht nur aus dem Sutta Pitaka, sondern, neben dem Abhidhamma, ganz wesentlich auch aus dem Vinaya.


    Empfehlenswert ist dazu die Schrift: Vinaya - die unbekannte Seite der Lehre des Buddha. http://www.dhamma-dana.de/buecher/kevali-vinaya.pdf


    Daraus:


    Zitat

    „In vollkommener Sittlichkeit wollen wir leben,
    vollkommen in der Mönche Gesetz.
    Selbstbeherrscht, in der Pātimokkha gezügelt
    wollen wir leben, in Wandel und Umgang perfekt.
    Selbst im Geringsten der Fehler Gefahr erkennend
    woll’n wir uns schulen, den Regeln, unser’m Gelöbnis gemäß,“



    Also erst der Verzicht auf Hab und Gut, Haus und weltliche Gemeinschaft, dann die 227 Pathimokkha Regeln, das Annehmen eines Unterweisers, dann "geht der Mönch in den Wald, zum Fuß eines Baumes oder in eine leere Behausung" und übt Satipatthana. Nicht dass ein bisschen Sathipatthana alle Regeln und den Verzicht überflüssig macht, man sich nicht gesondert darum zu bemühen braucht, weil dann ja automatisch oder ganz natürlich die Erleuchtung kommt. Ein Mönch führt ein sehr streng geregeltes und äusserst entsagtes Leben, ich aber wäre so jemand besonderer, bei dem die Loslösung ganz natürlich kommt durch ein Stündchen Satipatthana täglich? Das lass ich mir nicht einreden. Sehr anstrengen muss sich ein Mönch, um nicht eine Regel zu übertreten, und sei es nur in Gedanken. Beim Uposhata Tag werden die Pathimokkha Regeln rezitiert, wer gefehlt hat meldet sich, und es gibt die entsprechenden Sühnevorschriften, je nach Einteilung der Vergehen.


    So sieht das Umfeld aus, in dem Sathipatthana eingebettet ist. Billiger wirds nicht gehen.

  • Bin kein Mönch, habe aber im Laufe der Zeit und Übung alles verloren was mir einst lieb und teuer war. Darum weiß ich natürlich, daß es wohl meist gewisser Umstände bedarf. Aber diese wiederum sind nur dazu da, um zu akzeptieren wie es ist. Also recht ähnlich deiner Satipatthana-Praxis. Zum Rest wurde von meiner Seite her alles gesagt. Alles Gute!

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • thigle:

    habe aber im Laufe der Zeit und Übung alles verloren was mir einst lieb und teuer war.


    Das tut mir aber leid für dich :cry:


    Bakram

  • Bakram:
    thigle:

    habe aber im Laufe der Zeit und Übung alles verloren was mir einst lieb und teuer war.


    Das tut mir aber leid für dich :cry:


    Danke, aber muss es nicht mehr. Dafür wurde viel gelernt und daraus etwas gewonnen.

  • thigle:

    Bin kein Mönch, habe aber im Laufe der Zeit und Übung alles verloren was mir einst lieb und teuer war. Darum weiß ich natürlich, daß es wohl meist gewisser Umstände bedarf. Aber diese wiederum sind nur dazu da, um zu akzeptieren wie es ist. Also recht ähnlich deiner Satipatthana-Praxis. Zum Rest wurde von meiner Seite her alles gesagt. Alles Gute!


    Hab ich auch, und damit einige Illusionen, inzwischen wieder ein bisschen was angesammelt, aber man versucht sich anzunähern. Ein Bikkhu ist ein Vorbild für mich, und der Buddha das größte Vorbild, in Wissen, Meditation, und ganz wesentlich in der Lebensweise. Aus Trägheit und Unwissenheit bin ich kein Nachfolger des Buddha sondern halte meine Geldbörse fest.
    Ja, alles Gute dann auch, war ein inspirierender Dialog.

  • accinca:
    Aiko:

    Genau so ist es eben nicht. Und Klavier in dieser Weise zu spielen, das ist eben überflüssige Beschäftigung. Klavier wird gespielt, nicht geübt.


    Das glauben aber nur die Zenisten und "freestiler" sich einreden zu müssen.


    Frag' doch mal einen Pianisten - der hat was Übung anbetrifft ein anderes Verständnis als einer, der die Tasten quält. Ich selbst bin in einer Musikerfamilie aufgewachsen - mein Vater hat nie "geübt" - er hat immer seine Instrumente gespielt, d.h. gepflegt i.S. des oben erwähnten Erreichungszustandes. Das Ausüben einer Praxis setzt nichts voraus - man fängt eigentlich nur an zusammen mit einem Musiker zu spielen. Er zeigt wie es geht und du machst es nach - irgendwann spielst du wie er, später dann auf deine Weise.

  • ich wollte dir nur sagen, daß du das gut & für mich richtig geschrieben hast (oben), mukti.
    lass dich nicht kirre machen. bleib so. auf dem pfad. :)

  • Aiko:

    Er zeigt wie es geht und du machst es nach - irgendwann spielst du wie er, später dann auf deine Weise.


    Ja, genau das nennt sich auch üben.
    Jemand übt sich (hier in satipatthāna) und fängt sagen wie mit der
    Übung in aus und einatmen an. Lang ausatmend weiß er er atmet
    lang aus kurz ausatmend weiß er ich atme kurz aus usw. Als erstes
    stellt er fest, das er dazu nicht einmal eine oder zwei Minuten in der
    Lage ist. Übt er jetzt nicht weiter sondern gibt auf wird er das auch
    niemals beherrschen. Übt er aber weiter und bewahrt Selbstdisziplin
    im Üben, mag es ihm irgendwann vielleicht gelingen. So einfach ist das.

  • mukti:

    [ Aus Trägheit und Unwissenheit bin ich kein Nachfolger des Buddha sondern halte meine Geldbörse fest.


    Es gab selbst zu Lebzeiten des Buddha reiche Leute
    die dem Buddha nachfolgten seit Lebens getreu und
    später vielleicht sogar in die Hauslosigkeit gingen.

  • accinca:


    Ja, genau das nennt sich auch üben.
    Jemand übt sich (hier in satipatthāna) und fängt sagen wie mit der
    Übung in aus und einatmen an. Lang ausatmend weiß er er atmet
    lang aus kurz ausatmend weiß er ich atme kurz aus usw.


    Wer nicht atmen kann, muss wohl atmen üben - :grinsen:

  • Aiko:
    accinca:


    Ja, genau das nennt sich auch üben.
    Jemand übt sich (hier in satipatthāna) und fängt sagen wie mit der
    Übung in aus und einatmen an. Lang ausatmend weiß er er atmet
    lang aus kurz ausatmend weiß er ich atme kurz aus usw.


    Wer nicht atmen kann, muss wohl atmen üben - :grinsen:


    Das ist dann aber kein satipatthāna.
    Atmen kann wohl jeder, nur wer kann es auch durchgehend beobachten
    ohne ablenkende Zwischengedanken den Geist darauf zur Ruhe bringen?

  • Sammlung/Konzentration


    Man wird es nicht schaffen, wenn man sich zwingt ohne ablenkende Gedanken
    zu sein, sie gehören zu den Skandha und entstehen auf einer unbewussten Ebene.
    Wozu es stoischer Anstrengung bedarf, ist, ohne auszugreifen, ohne aufzugreifen,
    ohne Weiterführen der Impulse zu verweilen. Der Atem ist dazu das Halteseil.
    Wer Gedanken aufgreift und fortführt schafft Nivarana und der Geist kann sich
    nicht klären und ruhen. Wenn die Gedanken auf natürliche Weise versiegen, weil ihnen kein
    Nährstoff geboten wird durch Bewegung und Reflektion, dann haben wir zumindest
    einen Stock einen halben Meter in den Sumpf getrieben. Nicht mehr, aber auch nicht
    weniger. Ganz drin ist er, wenn ...das steht auf einem anderen Blatt, dem, der
    "persönlichen Erfahrung".

  • Aiko:

    Klavier wird gespielt, nicht geübt.


    Als studierter Musiker und Leiter einer Musikschule möchte ich hierzu anmerken:
    die Grenzen zwischen "spielen" und "üben" sind beim Instrumentalspiel sicherlich fließend. Fortschritte auf dem Instrument wird jedoch nur der machen, der den grundlegenden Unterschied zwischen den beiden Aktivitäten "spielen" und "üben" begreift und in seiner Spielpraxis umsetzt. Es ist eine der wesentlichen Lektionen der Instrumentalpädagogik, den Schülern klarzumachen, dass "einfach spielen" noch lange kein "Üben" ist und: wie man richtig übt. Ganz zu schweigen davon, dass ein Musiker sich nicht nur unmittelbar mit Musik und deren Interpretation beschäftigt, sondern auch mit rein technischen Übungen zur Verbesserung seiner Motorik. Der "nicht übende Musiker" ist eine weltfremde & romantische Phantasterei.


    Onda

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)