accinca:All das ändert aber nichts an der Tatsache, das es nach der Lehre Vertiefungen gibt, in denen das was wir als Körper betrachten nicht wahrgenommen wird.
Vielleicht sollten wir uns auf bestimmte Benennungen einigen.
Wenn Du Vertiefung als Übersetzung von Jhana verwenden möchtest, dann wüsste ich keine Lehrrede, derzufolge kaya in einem Jhana nicht wahrgenommen würde. Wenn Du mit Vertiefungen aber nicht nur die vier Jhanas ("angenehme Verweilungen", samma samadhi), sondern zusätzlich die formlosen ("friedvollen") Verweilungen bezeichnen möchtest, dann ist bei letzterem der Geistsinn von der Körperwahrnehmung entkoppelt:
Zitat"Freund, was kann mit geläutertem Geist-Bewußtsein, das von den fünf Sinnesfähigkeiten entbunden ist, erschlossen werden?"
"Freund, mit geläutertem Geist-Bewußtsein, das von den fünf Sinnesfähigkeiten (Auge, Ohr, Zunge, Nase, Körper) entbunden ist, kann das Gebiet der Raumunendlichkeit so erschlossen werden: 'Raum ist unendlich'; das Gebiet der Bewußtseinsunendlichkeit kann so erschlossen werden: 'Bewußtsein ist unendlich'; das Nichtsheit-Gebiet kann so erschlossen werden: 'Da ist nichts [4]'."
(MN 43)
accinca:Wo mit offenen Augen nicht gesehen wird mit offenen Ohren nicht gehört usw. und trotzdem Bewußtsein besteht und das war es worum es hier ging.
Das sind dann offenbar die gerade genannten formlosen (arupa) Verweilungen. Und an der Stelle stimmt dir Übersetzung von Anupubbanirodha Sutta ja auch:
ZitatAlles anzeigenNeun stufenweise Erlöschungen (anupubba-nirodha) gibt es, ihr Mönche. Welche neun?
1. Für den in die erste Vertiefung Eingetretenen sind die sinnlichen Wahrnehmungen erloschen (während der Vertiefungen ist die Fünfsinnentätigkeit ausgeschaltet).
2. Für den in die zweite Vertiefung Eingetretenen sind Gedankenfassen und Überlegen erloschen.
3. Für den in die dritte Vertiefung Eingetretenen ist Verzückung erloschen.
4. Für den in die vierte Vertiefung Eingetretenen ist Ein- und Ausatmung erloschen.
5. Für den in das Gebiet der Raumunendlichkeit Eingetretenen sind die Körperlichkeitswahrnehmungen ( rūpasaññā ) erloschen.
6. Für den in das Gebiet der Bewußtseinsunendlichkeit Eingetretenen ist die Vorstellung des Raumunendlichkeitsgebietes erloschen.
7. Für den in das Nichtsheitsgebiet Eingetretenen ist die Vorstellung des Bewußtseinsunendlichkeitsgebietes erloschen.
8. Für den in das Gebiet der Weder-Wahrnehmung-noch-Nicht-Wahrnehmung Eingetretenen ist die Vorstellung des Nichtsheitsgebietes erloschen.
9. Für den in die 'Erlöschung von Wahrnehmung und Gefühl' Eingetretenen sind Wahrnehmung und Gefühl erloschen.
Das, ihr Mönche, sind die neun stufenweisen Erlöschungen.
Und zwar deswegen, weil rūpasaññā die Wahrnehmbarkeit des (grobstofflichen) Körpers voraussetzt:
Zitat"Wiederum, Udāyin, habe ich meinen Schülern den Weg zu folgendem Verstehen verkündet: 'Dieser mein Körper, der aus materieller Form besteht, sich aus den vier großen Elementen zusammensetzt ( kāyo rūpī cātumahābhūtiko ), von Mutter und Vater gezeugt wurde und mittels gekochtem Reis und Reisbrei aufgebaut wurde, ist der Vergänglichkeit unterworfen ..."
(MN 77)
Was nicht stimmt, das ist die erste Zeile:
Zitat1. Für den in die erste Vertiefung Eingetretenen sind die sinnlichen Wahrnehmungen ( kāmasaññā ) erloschen (während der Vertiefungen ist die Fünfsinnentätigkeit ausgeschaltet).
Weil kāmasaññā hier ungenau mit "sinnlichen Wahrnehmungen" übersetzt wird, es muss aber "Wahrnehmung von sinnlichem Verlangen" heissen:
Zitat"Udāyin, es gibt diese fünf Stränge sinnlichen Vergnügens ( kāmaguṇā ). Was sind die fünf? Formen, die mit dem Auge erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen. Klänge, die mit dem Ohr erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen. Gerüche, die mit der Nase erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen. Geschmäcker, die mit der Zunge erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen. Berührungsobjekte, die mit dem Körper erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen. Dies sind die fünf Stränge sinnlichen Vergnügens."
(MN 66)
In der ersten Vertiefung ist also nicht die Fünfsinnentätigkeit ausgeschaltet, sondern das Verlangen nach angenehmen Gefühlen, die durch Sinneswahrnehmungen entstehen könnten:
Zitat"Freund, in der ersten Vertiefung sind fünf Faktoren überwunden und fünf Faktoren sind darin enthalten. Wenn da ein Bhikkhu in die erste Vertiefung eingetreten ist, ist Sinnes"begierde" ( kāmacchando ) überwunden, Übelwollen ist überwunden, Trägheit und Mattheit ist überwunden, Rastlosigkeit und Gewissensunruhe ist überwunden und Zweifel ist überwunden; und es treten anfängliche Hinwendung des Geistes, anhaltende Hinwendung des Geistes, Verzückung, Glückseligkeit und Einspitzigkeit des Geistes auf. Auf diese Weise sind in der ersten Vertiefung fünf Faktoren überwunden und fünf Faktoren sind darin enthalten."
(MN 43)
An die Stelle von Berührungen tritt im Fall der Körperwahrnehmung dies:
ZitatAlles anzeigen"...ihr Bhikkhus, tritt da ein Bhikkhu ganz abgeschieden von Sinnesvergnügen, abgeschieden von unheilsamen Geisteszuständen, in die erste Vertiefung ein, die von anfänglicher und anhaltender Hinwendung des Geistes begleitet ist, und verweilt darin, mit Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Abgeschiedenheit entstanden sind.
Er läßt die Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Abgeschiedenheit entstanden sind, diesen Körper durchtränken, durchsättigen, anfüllen und durchdringen, so daß es kein Körperteil gibt, das nicht von der Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Abgeschiedenheit entstanden sind, durchdrungen ist.
... Er läßt die Glückseligkeit, die frei von Verzückung ist, diesen Körper durchtränken, durchsättigen, anfüllen und durchdringen, so daß es kein Körperteil gibt, das nicht von der Glückseligkeit, die frei von Verzückung ist, durchdrungen ist.
... Er sitzt da und durchdringt diesen Körper mit einem reinen, klaren Herzen, so daß es kein Körperteil gibt, das nicht vom reinen, klaren Herzen durchdrungen ist.
(MN 119)
Zitat"Dies nennt man die Glückseligkeit der Entsagung, die Glückseligkeit der Abgeschiedenheit, die Glückseligkeit des Friedens, die Glückseligkeit des Erwachens. Von dieser Art von Glück sage ich, man sollte es pflegen, man sollte es entfalten, man sollte es üben, man sollte es nicht fürchten."
(MN 66)
Viele Grüße
Elliot