Citta, Viññāṇa, Mano

  • Elliot:
    mukti:

    Da gibt's anscheinend auch unterschiedliche Zuordnungen:


    Da frage ich mich, wo außer in diesem Wörterbuch das steht? In den Lehrreden findet sich so eine Beschreibung von Nama nicht.


    Es steht auch im PTS Wörterbuch:

    Zitat

    2. Specified. nāma as metaphysical term is opposed to rūpa, & comprises the 4 immaterial factors of an individual (arūpino khandhā, viz. vedanā saññā sankhāra viññāṇa;)
    Nāma als metaphysischer Begriff als Gegensatz zu Rupa, beinhaltet die 4 immateriellen Faktoren eines Individuums (arūpino khandhā, viz. vedanā saññā sankhāra viññāṇa;)
    http://dsalsrv02.uchicago.edu/…object.pl?c.1:1:2860.pali



    In den Sutten finde ich jetzt auch keine direkte Beschreibung von Nāma. Aber was sollte Nāma sonst bedeuten, z.B. hier:


    Zitat

    2. Bei dem, ihr Bhikkhus, der das Annehmliche an den Dingen, die mit den Fesseln zusammenhängen, im Auge hat, tritt Name und Form in die Erscheinung. Aus Name und Form als Ursache entstehen die sechs Sinnesbereiche...
    S.12.58. Name und Form - 8. Nāmarūpa Sutta


    Oder auch Nama-Rupa in der Nidanakette.


    Schöne Grüße

  • Elliot:
    mukti:

    Manāyatana bedeutet Grundlage oder Bereich der geistigen Vorgänge, dass sich das nur auf Denken und Verstand beziehen soll leuchtet mir nicht ganz ein. Nyanatiloka sagt auch dass Manāyatana das Gesamtbewusstsein bezeichnet. http://www.palikanon.com/wtb/ayatana.html


    Keine Ahnung, wie Nyanatiloka in diesem Zusammenhang auf "Gesamtbewusstsein" kommt. Auch dazu fällt mir keine Lehrrede ein.


    Worauf verweist er denn?


    Mit welcher Begründung gehst du davon aus dass sich Dhamme in MN 148 nur auf Gedankenkonstrukte bezieht? Dhamme bedeutet allgemein Dinge. In diesem Sinn wäre Manāyatana eben die innere geistige Grundlage für alle Dinge, weil ja alle wahrgenommenen Dinge durch die Geistpforte gehen. Demnach wäre das Bewusstsein der fünf Sinne (Sehbewusstein usw.), in dem Bewusstsein des Geistes enthalten. Oder anders gesagt: Wenn man etwas sieht, ist man sich dessen bewusst. Dass man sich dessen bewusst sein kann, dafür sorgt letztlich auch die Geistgrundlage. Die 5 Sinnesgrundlagen alleine genügen da ja nicht, die sind nur der physische Teil der Organe, der für den Kontakt mit den Objekten sorgt. Erst wegen Manāyatana entsteht das Bewusstsein. In diesem Sinne umfasst es eben alles Bewusstsein.


    Ist nur eine Überlegung, möglich dass sie falsch ist.


    Und weil du nach Lehrreden fragst, wo steht in Lehrreden dass Manāyatana nur die Grundlage für Gedanken ist, und wo ist dort Nama als etwas anderes beschrieben als das Geistige (die 4 geistigen Khandha)?


    Schöne Grüße,
    mukti

  • mukti:

    Es steht auch im PTS Wörterbuch:

    Zitat

    2. Specified. nāma as metaphysical term is opposed to rūpa, & comprises the 4 immaterial factors of an individual (arūpino khandhā, viz. vedanā saññā sankhāra viññāṇa;)
    Nāma als metaphysischer Begriff als Gegensatz zu Rupa, beinhaltet die 4 immateriellen Faktoren eines Individuums (arūpino khandhā, viz. vedanā saññā sankhāra viññāṇa;)
    http://dsalsrv02.uchicago.edu/…object.pl?c.1:1:2860.pali


    Und auch dort finde ich keinen Verweis auf eine Lehrrede, die Vinnana zu Nama zählt.


    mukti:

    In den Sutten finde ich jetzt auch keine direkte Beschreibung von Nāma. Aber was sollte Nāma sonst bedeuten, z.B. hier:


    Zitat

    2. Bei dem, ihr Bhikkhus, der das Annehmliche an den Dingen, die mit den Fesseln zusammenhängen, im Auge hat, tritt Name und Form in die Erscheinung. Aus Name und Form als Ursache entstehen die sechs Sinnesbereiche...
    S.12.58. Name und Form - 8. Nāmarūpa Sutta


    Oder auch Nama-Rupa in der Nidanakette.


    Genau. Dort wird Nama definiert und Bewusstsein ( Vinnana ) ist dort nicht Teil von Nama, sondern Nama ist von Bewusstsein abhängig:


    Zitat

    Gefühl ( Vedanā ), Wahrnehmung ( saññā ), Wille ( cetanā ), Kontakt ( phasso ) und Aufmerken ( mana-sikāro ) - diese werden Name genannt. Die vier großen Elemente und die materielle Form, die von den vier großen Elementen abstammt - diese werden Form genannt. Dieser Name und diese Form also werden Name-und-Form genannt. Mit dem Ursprung von Bewußtsein ( Viññāṇa-samudayā ) ist der Ursprung von Name-und-Form. Mit dem Aufhören von Bewußtsein ( viññāṇa-nirodhā ) ist das Aufhören von Name-und-Form.


    (MN 9)


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Für empfehlenswert halte ich die Notiz zu MANO des Ehrw. Nanavira Thera:


    Englisch: http://nanavira.org/notes-on-dhamma/shorter-notes/mano


    Deutsch: http://issuu.com/pathpress/docs/notizenzudhamma (Seite 99)


    Hier einige Auszüge (von mir gekürzt und ohne Fußnotenzeichen, Querverweise und diakritische Zeichen beim Pali):


    Zitat

    Ein Großteil geistiger Aktivität (Vorstellung) ist zu einem gewissen Maß reflexiv (im weiteren Sinne); und Reflexion bringt nicht einfach nur Dinge ans Licht (wie die unreflexive Haltung), sondern auch die Natur der Dinge. Somit können dhamma, als die äußeren Gegenstücke zu mano, oft als „Universale“ aufgefasst werden. Das heißt natürlich nicht, dass sich der Geist unbedingt dazu entschließt, sich stets diesen universalen Dingen, die da auftauchen, zuzuwenden; vielleicht zieht er es vor, die Vorstellungen zu genießen, so wie das Auge sichtbare Formen genießt; dennoch wird er reflexiv von der unmittelbaren Welt zurückgezogen.


    Zitat

    Man beachte, ebenso wie das Auge als cakkhvayatana oder cakkhudhatu das ist, [...] wodurch man in der Welt Welt-Wahrnehmender und Sich-Welt-Vorstellender ist, d.h. das Ding in der Welt, in dessen Abhängigkeit es Wahrnehmen und Sich-Vorstellen der Welt gibt, nämlich ein kugelförmiger Fleischklumpen, der in meinem Gesicht steckt; genauso ist der Geist als manayatana oder manodhatu ebenfalls das [...] Ding in der Welt, von dem Wahrnehmen und Sich-Vorstellen der Welt abhängig ist, nämlich verschiedene, nicht genau umrissene Teile meines Körpers, aber vor allem eine graue Masse in meinem Kopf (physiologische und neurologische Beschreibungen sind völlig fehl am Platz). Dies stimmt überein mit der Tatsache, dass alle fünf khandha in Verbindung mit jedem der sechs ayatanani entstehen.


    Zitat

    Diese Darstellung von Geist (als manayatana) ist nicht gänzlich zufriedenstellend. Wir sollten uns vielleicht Geist in diesem Zusammenhang besser als fünf imaginäre ajjhattayatanani vorstellen, die in Beziehung zu fünf wirklichen ajjhattayatanani (Auge, Ohr usw.) stehen, so wie imaginäre Sehobjekte, Klänge (und so weiter) in Beziehung zu wirklichen Sehobjekten und Klängen stehen. Die Welt beinhaltet natürlich beides, das Wirkliche (oder Anwesende) und das Imaginäre, Vorgestellte (oder Abwesende); und so wie es, um wirkliche Dinge zu sehen, ein wirkliches Auge „in der Welt“ geben muss (das einen wirklichen Blickwinkel verkörpert), muss es auch, um imaginäre Dinge zu sehen, ein imaginäres Auge, ebenfalls „in der Welt“, geben (das einen imaginären Blickwinkel verkörpert).


    Zitat

    Im weiteren Sinne, in anderen Zusammenhängen ist Geist (mano) einfach „Vorstellung“ oder „Reflexion“, was genau genommen, im Kontext des vorangegangenen Abschnitts manovinnana, also die Anwesenheit von Bildern ist. Der Vibhanga (des Abhidhamma Piþaka) bringt Chaos in diese Sache, indem er annimmt, dass manodhatu und manovinnanadhatu aufeinander folgende Stadien der Vergegenwärtigung sind, die sich nur in der Intensität unterscheiden (und vielleicht auch noch irgendwie in der Art).

  • Elliot:
    mukti:

    Oder auch Nama-Rupa in der Nidanakette.


    Genau. Dort wird Nama definiert und Bewusstsein ( Vinnana ) ist dort nicht Teil von Nama, sondern Nama ist von Bewusstsein abhängig:
    ...


    Stimmt natürlich. Nāmarūpa lässt sich nur durch Viññāṇa erfahren. Als reine Aufzählung gehört Viññāṇa zu den Arūpa-Khandha, und dafür ist auch die Bezeichnung Nāma (Nāmakāya) gebräuchlich, wenn auch vor allem im Abhidhamma und der Tradition.


    Schöne Grüße

  • mukti:

    Als reine Aufzählung gehört Viññāṇa zu den Arūpa-Khandha, und dafür ist auch die Bezeichnung Nāma (Nāmakāya) gebräuchlich, wenn auch vor allem im Abhidhamma und der Tradition.


    Vielleicht kennt ja jemand mal eine Lehrrede mit Nāmakāya. Das scheint mir eine Sarvāstivāda-Erfindung zu sein.


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • mukti:

    Mit welcher Begründung gehst du davon aus dass sich Dhamme in MN 148 nur auf Gedankenkonstrukte bezieht? Dhamme bedeutet allgemein Dinge.


    In diesem Fall bedeutet dhamma eher Gedankengebäude, so wie hier:



    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • mukti:

    In diesem Sinn wäre Manāyatana eben die innere geistige Grundlage für alle Dinge, weil ja alle wahrgenommenen Dinge durch die Geistpforte gehen. Demnach wäre das Bewusstsein der fünf Sinne (Sehbewusstein usw.), in dem Bewusstsein des Geistes enthalten. Oder anders gesagt: Wenn man etwas sieht, ist man sich dessen bewusst. Dass man sich dessen bewusst sein kann, dafür sorgt letztlich auch die Geistgrundlage.


    Dafür sollte eigentlich das Sehbewusstsein genügen:


    Zitat

    "'Die sechs Klassen des Begehrens sollten verstanden werden.' So wurde gesagt. Und wovon abhängig wurde dies gesagt? Abhängig vom Auge und Formen entsteht Sehbewußtsein; das Zusammentreffen der drei ist Kontakt; durch den Kontakt bedingt ist Gefühl; durch das Gefühl bedingt ist Begehren.


    (MN 148)


    mukti:

    Die 5 Sinnesgrundlagen alleine genügen da ja nicht, die sind nur der physische Teil der Organe, der für den Kontakt mit den Objekten sorgt. Erst wegen Manāyatana entsteht das Bewusstsein. In diesem Sinne umfasst es eben alles Bewusstsein.


    Nein, eigentlich hat jedes Sinnesorgan sein eigenes Bewusstsein, auch der die Gedanken wälzende Verstand (Mano):


    Zitat

    Es gibt diese sechs Klassen von Bewußtsein: Sehbewußtsein ( cakkhu-viññāṇaṃ ), Hörbewußtsein ( sota-viññāṇaṃ ), Riechbewußtsein ( ghāna-viññāṇaṃ ), Schmeckbewußtsein ( jivhā-viññāṇaṃ ), Berührungsbewußtsein ( kāya-viññāṇaṃ ), Geistbewußtsein ( mano-viññāṇaṃ ).


    (MN 9)


    Aber das Geistbewusstsein hat gegenüber den 5 anderen "Sinnesorgan-Bewusstseinen" schon eine gewisse Sonderstellung:


    Zitat

    "Freund, mit geläutertem Geist-Bewußtsein ( mano-viññāṇena ), das von den fünf Sinnesfähigkeiten entbunden ist, kann das Gebiet der Raumunendlichkeit so erschlossen werden: 'Raum ist unendlich'; das Gebiet der Bewußtseinsunendlichkeit kann so erschlossen werden: 'Bewußtsein ist unendlich'; das Nichtsheit-Gebiet kann so erschlossen werden: 'Da ist nichts [4]'."


    (MN 43)


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Elliot:


    Aber das Geistbewusstsein hat gegenüber den 5 anderen "Sinnesorgan-Bewusstseinen" schon eine gewisse Sonderstellung:


    Zitat

    "Freund, mit geläutertem Geist-Bewußtsein ( mano-viññāṇena ), das von den fünf Sinnesfähigkeiten entbunden ist, kann das Gebiet der Raumunendlichkeit so erschlossen werden: 'Raum ist unendlich'; das Gebiet der Bewußtseinsunendlichkeit kann so erschlossen werden: 'Bewußtsein ist unendlich'; das Nichtsheit-Gebiet kann so erschlossen werden: 'Da ist nichts [4]'."


    (MN 43)


    Gewöhnlich ist das Geistbewusstsein an die fünf Sinnesfähigkeiten gebunden, wie in MN 43 steht:


    Zitat

    Diese fünf Sinnesfähigkeiten also, die jeweils ein eigenes Feld, ein eigenes Gebiet haben und nicht das Feld und Gebiet einer anderen erfahren, finden im Geist(sinn) Hilfe, und der Geist(sinn) erlebt ihre Felder und Gebiete."


    Demnach umfasst doch der Geistsinn alles Bewusstsein?


    Schöne Grüße

  • mukti:

    Gewöhnlich ist das Geistbewusstsein an die fünf Sinnesfähigkeiten gebunden, wie in MN 43 steht:


    Zitat

    Diese fünf Sinnesfähigkeiten also, die jeweils ein eigenes Feld, ein eigenes Gebiet haben und nicht das Feld und Gebiet einer anderen erfahren, finden im Geist(sinn) Hilfe, und der Geist(sinn) erlebt ihre Felder und Gebiete."


    Demnach umfasst doch der Geistsinn alles Bewusstsein?


    Vielleicht sollte man den Geist(sinn) hier als den Verbund der fünf Sinnesfelder betrachten, d. h. dank des Geistsinns haben wir "alle fünf Sinne beisammen". Das Auge hört nicht, das Ohr sieht nicht, aber beide gehören zu ein und demselben Individuum, welches hört und sieht. Genau dieses "Und", diese Assoziation innerhalb des Individuums, wäre eine Funktion des Geistsinns.

  • Endspurt:


    Vielleicht sollte man den Geist(sinn) hier als den Verbund der fünf Sinnesfelder betrachten, d. h. dank des Geistsinns haben wir "alle fünf Sinne beisammen". Das Auge hört nicht, das Ohr sieht nicht, aber beide gehören zu ein und demselben Individuum, welches hört und sieht. Genau dieses "Und", diese Assoziation innerhalb des Individuums, wäre eine Funktion des Geistsinns.


    Ja ohne Geistsinn gibt es auch kein 5-Sinnesbewusstein, ich glaube nicht dass der Geistsinnn nur für das Denken zuständig ist. Die Sinneswahrnehmungen lassen ein geistiges Bild entstehen, das dann das eigentliche Sinnesbewusstsein ist. Der Geist ist das Zentrum allen Bewusstseins.

  • mukti:
    Zitat

    Diese fünf Sinnesfähigkeiten also, die jeweils ein eigenes Feld, ein eigenes Gebiet haben und nicht das Feld und Gebiet einer anderen erfahren, finden im Geist(sinn) Hilfe, und der Geist(sinn) erlebt ihre Felder und Gebiete."


    Demnach umfasst doch der Geistsinn alles Bewusstsein?


    Nein, der Geist(Sinn) = Mano erlebt die fünf Sinnesfähigkeiten ( indriyāni ). Von Bewusstsein ( Vinnana ) ist dort nicht die Rede:


    Zitat

    "Freund, diese fünf Sinnesfähigkeiten haben jeweils ein eigenes Feld, ein eigenes Gebiet, und sie erfahren nicht das Feld und Gebiet einer anderen, also die Sehfähigkeit ( cakkh-undriyaṃ ), die Hörfähigkeit ( sot-indriyaṃ ), die Geruchsfähigkeit ( ghān-indriyaṃ ), die Schmeckfähigkeit ( jivh-indriyaṃ ) und die Berührungsfähigkeit ( kāy-indriyaṃ ). Diese fünf Sinnesfähigkeiten also, die jeweils ein eigenes Feld, ein eigenes Gebiet haben und nicht das Feld und Gebiet einer anderen erfahren, finden im Geist(sinn) ( mano ) Hilfe, und der Geist(sinn) erlebt ihre Felder und Gebiete."


    (MN 43)


    Aber es stimmt schon: Während das Auge nichts hört und die Nase nichts sieht, so erlebt der Geist über alle fünf Sinne gemeinsam, und Geist ist in diesem Sinne ist nicht nur Denken und sein Inhalt nicht nur Gedanken.


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • mukti:

    Was mag nun Manāyatana (Geistgrundlage) sein? Ist es ein Teil des Gehirns, oder etwas Geistiges? Ich hab' schon beide Versionen gelesen in Kommentaren.


    Es heißt von Auge, Ohr, Nase, Zunge, Körper und Geist, dass sie das sind, "wodurch man in der Welt Welt-Wahrnehmender und Sich-Welt-Vorstellender ist". (S 35.116) Vereinfacht ausgedrückt: Was jemand wahrnimmt, der Dich von außen betrachtet, ist das, wodurch Du ein Welt-Wahrnehmender und Welt-Vorstellender bist. Diese Rolle kannst Du auch selbst übernehmen, indem Du z. B. in einen Spiegel schaust.


    Es ist nicht möglich, die eigenen Sinne durch Introspektion festzustellen, darum hat der Buddha die inneren Sinnesgrundlagen mit einem leeren Dorf verglichen (S 35.197). Wer also sein Auge, sein Ohr, seine Nase, seine Zunge, seinen Körper und auch seinen Geist finden will, der muss "draußen" suchen, "in der Welt", die er wahrnimmt und sich vorstellt. Ein wichtiger Hinweis auf die Nicht-Ichheit der Sinne!

  • mukti:

    Was mag nun Manāyatana (Geistgrundlage) sein? Ist es ein Teil des Gehirns, oder etwas Geistiges? Ich hab' schon beide Versionen gelesen in Kommentaren.


    Schwer zu sagen. Was ist der Unterschied zwischen Sehgrundlage ( Cakkh-āyatanaṃ ) und Auge ( Cakkhuñca )?



    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Es heißt : Allem geht der Geist voran.
    Dann müsste das auch für die Sinne gelten, den Körper, überhaupt jede Form, ob "materiell" wie die Elemente oder transzendent wie Klänge. Oder ?

    Honen Shonin: "Weil es den Übenden in der heutigen Zeit aber gut geht, finden sie Einschränkungen schwer."

  • Elliot:
    mukti:

    Was mag nun Manāyatana (Geistgrundlage) sein? Ist es ein Teil des Gehirns, oder etwas Geistiges? Ich hab' schon beide Versionen gelesen in Kommentaren.


    Schwer zu sagen. Was ist der Unterschied zwischen Sehgrundlage ( Cakkh-āyatanaṃ ) und Auge ( Cakkhuñca )?


    Bhante Seelavansa meinte Sehgrundlage ist der sensitive Teil des Auges der das Sehen ermöglicht. Wobei nicht ganz klar geworden ist welcher Teil das ist, die Pupille aber angeblich nicht. Jedenfalls etwas Physisches wenn ich das richtig verstanden habe. Und so dann auch bei den anderen 4 Sinnen.



    Tja, was ist wohl der Unterschied zwischen Klang und Klanggrundlage, im Suttapitaka findet man dazu vielleicht keine genauere Beschreibung.


    Bewusstsein ist der Natur nach das Erfahrende, wobei die verschiedenen Klassen einander nicht teilhaben. Wobei mir Geistbewusstsein und Geistobjekte nicht so völlig klar sind, da könnte man alle Zusammenhänge ansehen, in denen das in den Sutten vorkommt. Im Satipatthāna Sutta sind Geistobjekte jedenfalls das Denken.


    Schöne Grüße

  • Endspurt:
    mukti:

    Was mag nun Manāyatana (Geistgrundlage) sein? Ist es ein Teil des Gehirns, oder etwas Geistiges? Ich hab' schon beide Versionen gelesen in Kommentaren.


    Es heißt von Auge, Ohr, Nase, Zunge, Körper und Geist, dass sie das sind, "wodurch man in der Welt Welt-Wahrnehmender und Sich-Welt-Vorstellender ist". (S 35.116) Vereinfacht ausgedrückt: Was jemand wahrnimmt, der Dich von außen betrachtet, ist das, wodurch Du ein Welt-Wahrnehmender und Welt-Vorstellender bist. Diese Rolle kannst Du auch selbst übernehmen, indem Du z. B. in einen Spiegel schaust.


    Es ist nicht möglich, die eigenen Sinne durch Introspektion festzustellen, darum hat der Buddha die inneren Sinnesgrundlagen mit einem leeren Dorf verglichen (S 35.197). Wer also sein Auge, sein Ohr, seine Nase, seine Zunge, seinen Körper und auch seinen Geist finden will, der muss "draußen" suchen, "in der Welt", die er wahrnimmt und sich vorstellt. Ein wichtiger Hinweis auf die Nicht-Ichheit der Sinne!


    Interessant, ich sehe aber weder in S.35.116 noch in S.35.197 eine Erwähnung der Grundlagen (āyatana), nur Sinne und Sinnesobjekte. Zwischen Auge (cakkhu) und Augengrundlage (cakkhāyatana) ist aber ein Unterschied, und so auch bei den übrigen 4 Sinnen und dem Geistsinn.


    Schöne Grüße

  • al-Nuri:

    Es heißt : Allem geht der Geist voran.
    Dann müsste das auch für die Sinne gelten, den Körper, überhaupt jede Form, ob "materiell" wie die Elemente oder transzendent wie Klänge. Oder ?


    Vielleicht meinst du das:



    Schöne Grüße

  • Ja, aus dem Dhammapada:



    Hier wird Mano mit Geist übersetzt beziehungsweise Mano für geistige Aktivität vewendet. Das Dhammapda entstand offenbar einige Zeit nach den Lehrreden:


    Zitat

    Das Dhammapada ist eine Anthologie von Aussprüchen des Buddha. Dabei sind die Verse so ausgewählt, dass sie den Kern der Lehre des Buddha wiedergeben. Es ist einer der bekanntesten Texte dieser Lehre und findet seine weiteste Verbreitung im südlichen Buddhismus. Dort begleitet es die Schüler des Buddha vom Anfang bis zum Ende ihres Pfades. Darüber hinaus ist es ein Meisterwerk sowohl der frühen buddhistischen Literatur als auch der indischen Tradition des Kāvya (Belle Lettre). Das Dhammapada wurde wohl auf dem 2. buddhistischen Konzil im Jahr 383 v. Chr. in den Palikanon unter den Kurzen Texten (Khuddaka-Nikaya) aufgenommen.[1] Er enthält 423 Verse.


    (http://de.wikipedia.org/wiki/Dhammapada)


    Und es hat offenbar eine Bedeutungsverschiebung der Begriffe Mano und Citta gegeben, denn in den Lehrreden heißt es beispielsweise noch:


    Zitat

    "Was sind heilsame Angewohnheiten? Es sind heilsame körperliche Handlungen, heilsame sprachliche Handlungen und die Läuterung der Lebensweise. Diese werden heilsame Angewohnheiten genannt."

    "Und wo entspringen diese heilsamen Angewohnheiten? Ihr Entspringen ist dargelegt: man sollte sagen, sie entspringen im Geist ( Citta-samuṭṭhānā’tissa ) . In welchem Geist ( cittaṃ )? Obwohl der Geist ( Cittampi ) vielfältig ist, verschiedenartig und mit unterschiedlichen Aspekten, gibt es Geist ( cittaṃ ), der nicht von Begierde beeinflußt ist, nicht von Haß oder Verblendung. Heilsame Angewohnheiten haben ihren Ursprung in diesem."


    (MN 78)


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Der PK nennt, soweit ich das verstehe, als Grundlage "einfach" Nama-Rupa, welche wiederum aus den Elementen bestehen, karmisch erworben sind und erworben werden, wobei es keine uranfängliche Ursache,also Grundlage gibt. "Das Bewusstsein" ( Mein-Bewusstsein ) gehört dazu und steht gleichermaßen wie außen vor ( Selbslos ):


    Zitat

    19. "Dann bleibt nur noch Bewußtsein übrig, geläutert und strahlend [3].


    Zitat

    20. "Dann bleibt nur noch Gleichmut übrig, geläutert und strahlend, geschmeidig, schmiedbar und leuchtend [4]


    Zur Wahrheit ( und das betrifft jede Frage ) sagt der PK dann "nur" folgendes:


    Zitat

    26. "Seine Befreiung, die auf der Wahrheit gegründet ist, ist unerschütterlich. Denn jenes ist unecht, Bhikkhu, was eine trügerische Natur hat, und jenes ist echt, was eine untrügerische Natur hat - Nibbāna. Daher, ein Bhikkhu, der diese Wahrheit besitzt, besitzt die höchste Grundlage der Wahrheit. Denn dies, Bhikkhu, ist die höchste edle Wahrheit, nämlich Nibbāna, das eine untrügerische Natur hat."


    MN140


    Elliot:

    Zitat

    Und es hat offenbar eine Bedeutungsverschiebung der Begriffe Mano und Citta gegeben


    Sieht so aus,ja. Hier kommt möglicherweise der Hang des Theravada zum Tragen sich von "Unreinheiten" abzusetzen und als Grundlage dafür die Sutten auch dahingehend zu interpretieren, folgend der Analyse Vorrang zu geben, weil man sich zur Kontrolle genötigt fühlt. Möglicherweise ist die Ursache der starke Askese-Yogi Einfluss. Weiß ich aber nicht. MN140 beschreibt eigentlich allein " Sitzen in Versenkung ". Von "Trennung" keine Spur, "nur" in Bezug auf eine natürliche, betrachtende Gegenwärtigkeit ( was ich ungern "Distanz" nenne ).


    Womöglich trat dabei die hoffnungsvolle/positive Lehre in den Hintergrund :


    Zitat

    "Was sind heilsame Angewohnheiten? Es sind heilsame körperliche Handlungen, heilsame sprachliche Handlungen und die Läuterung der Lebensweise. Diese werden heilsame Angewohnheiten genannt."


    Zitat

    "Und wo entspringen diese heilsamen Angewohnheiten? Ihr Entspringen ist dargelegt: man sollte sagen, sie entspringen im Geist ( Citta-samuṭṭhānā’tissa ) . In welchem Geist ( cittaṃ )? Obwohl der Geist ( Cittampi ) vielfältig ist, verschiedenartig und mit unterschiedlichen Aspekten, gibt es Geist ( cittaṃ ), der nicht von Begierde beeinflußt ist, nicht von Haß oder Verblendung. Heilsame Angewohnheiten haben ihren Ursprung in diesem."


    Viele Grüße
    Alles Gute !

    Honen Shonin: "Weil es den Übenden in der heutigen Zeit aber gut geht, finden sie Einschränkungen schwer."

  • al-Nuri:

    Der PK nennt, soweit ich das verstehe, als Grundlage "einfach" Nama-Rupa, welche wiederum aus den Elementen bestehen, karmisch erworben sind und erworben werden, wobei es keine uranfängliche Ursache,also Grundlage gibt. "Das Bewusstsein" ( Mein-Bewusstsein ) gehört dazu und steht gleichermaßen wie außen vor ( Selbslos ):...


    Also ich kenne nach wie vor keine Stelle in den Lehrreden, wo Bewusstsein ( Viññāṇa ) zu Nama-rupa gezählt wird.


    In der von Dir zitierten Lehrrede MN 140 taucht der Begriff Nama-rupa nicht auf.


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • al-Nuri:

    Elliot:

    Zitat

    Und es hat offenbar eine Bedeutungsverschiebung der Begriffe Mano und Citta gegeben


    Sieht so aus,ja. Hier kommt möglicherweise der Hang des Theravada zum Tragen sich von "Unreinheiten" abzusetzen und als Grundlage dafür die Sutten auch dahingehend zu interpretieren, folgend der Analyse Vorrang zu geben, weil man sich zur Kontrolle genötigt fühlt.


    Das ist aber auch Thema der Lehrreden, ohne dass hier eine spezielle "Interpretation" erforderlich wäre, beispielsweise:


    Zitat

    "Ihr Bhikkhus, angenommen ein Stück Tuch wäre befleckt und beschmutzt, und ein Färber tauchte es in die eine oder andere Farbe ein, in blaue oder gelbe oder rote oder rosafarbene; es würde schlecht gefärbt und farblich unrein aussehen. Warum ist das so? Wegen der Unreinheit des Tuches. Ebenso kann ein unglücklicher Bestimmungsort erwartet werden, wenn der Geist ( citte ) befleckt ist. Ihr Bhikkhus, angenommen ein Stück Tuch wäre rein und sauber, und ein Färber tauchte es in die eine oder andere Farbe ein, in blaue oder gelbe oder rote oder rosafarbene; es würde gut gefärbt und farblich rein aussehen. Warum ist das so? Wegen der Reinheit des Tuches. Ebenso kann ein glücklicher Bestimmungsort erwartet werden, wenn der Geist ( citte ) unbefleckt ist."

    "Was, ihr Bhikkhus, sind die Befleckungen des Geistes ( cittassa )? Habgier, die unrechtschaffene Gier ist eine Befleckung des Geistes. Übelwollen ist eine Befleckung des Geistes. Zorn ist eine Befleckung des Geistes. Rachsucht ist eine Befleckung des Geistes. Verachtung ist eine Befleckung des Geistes. Herrschsucht ist eine Befleckung des Geistes. Neid ist eine Befleckung des Geistes. Geiz ist eine Befleckung des Geistes. Hinterlist ist eine Befleckung des Geistes. Betrug ist eine Befleckung des Geistes. Starrsinn ist eine Befleckung des Geistes. Anmaßung ist eine Befleckung des Geistes. Dünkel ist eine Befleckung des Geistes. Überheblichkeit ist eine Befleckung des Geistes. Eitelkeit ist eine Befleckung des Geistes. Nachlässigkeit ist eine Befleckung des Geistes."


    (MN 7)


    al-Nuri:

    MN140 beschreibt eigentlich allein " Sitzen in Versenkung ".


    Jedenfalls tut MN 119 das:


    Zitat

    Ihr Bhikkhus, wenn die Achtsamkeit auf den Körper immer wieder gepflegt, entfaltet, geübt, als Fahrzeug verwendet, als Grundlage benutzt, verankert, gefestigt und gut ausgeübt worden ist, können diese zehn Vorteile davon erwartet werden. Welche zehn?“


    ... (VII) „Man versteht das Herz ( cetasā ceto ) anderer Wesen, anderer Personen, nachdem man sie mit dem eigenen Herzen umfaßt hat. Man versteht einen Geist ( cittaṃ ), der von Begierde beeinträchtigt ist, als von Begierde beeinträchtigt, und einen Geist ( cittaṃ ), der nicht von Begierde beeinträchtigt ist, als nicht von Begierde beeinträchtigt; man versteht einen Geist ( cittaṃ ), der von Haß beeinträchtigt ist, als von Haß beeinträchtigt, und einen Geist, der nicht von Haß beeinträchtigt ist, als nicht von Haß beeinträchtigt; man versteht einen Geist ( cittaṃ ), der von Verblendung beeinträchtigt ist, als von Verblendung beeinträchtigt, und einen Geist (...), der nicht von Verblendung beeinträchtigt ist, als nicht von Verblendung beeinträchtigt; man versteht einen zusammengezogenen Geist als zusammengezogen, und einen abgelenkten Geist als abgelenkt; man versteht einen erhabenen Geist als erhaben, und einen nicht erhabenen Geist als nicht erhaben; man versteht einen übertrefflichen Geist als übertrefflich, und einen unübertrefflichen Geist als unübertrefflich; man versteht einen konzentrierten Geist als konzentriert, und einen unkonzentrierten Geist als unkonzentriert; man versteht einen befreiten Geist als befreit, und einen unbefreiten Geist als unbefreit.“


    (MN 119)

    Zitat

    "Also, ihr Bhikkhus, liegt der Nutzen dieses heiligen Lebens nicht in Zugewinn, Ehre und Ruhm, oder im Erlangen von Sittlichkeit, oder im Erlangen von Konzentration, oder in Wissen und Schauung. Sondern es ist diese unerschütterliche Herzensbefreiung ( ceto-vimutti ) [4], die das Ziel dieses heiligen Lebens ist, sein Kernholz und sein Ende."


    (MN 29)


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Elliot:


    Also ich kenne nach wie vor keine Stelle in den Lehrreden, wo Bewusstsein ( Viññāṇa ) zu Nama-rupa gezählt wird.


    In der von Dir zitierten Lehrrede MN 140 taucht der Begriff Nama-rupa nicht auf.


    Viele Grüße
    Elliot


    Nicht ? Scheint mir, wurde hier im Unterforum permanent vertreten.


    Zitat

    Das ist aber auch Thema der Lehrreden, ohne dass hier eine spezielle "Interpretation" erforderlich wäre, beispielsweise:


    >Befleckt< ist zumindest noch gemischt hell-dunkel, Flecken auswaschbar. "Unrein" kann einem ja suggerieren : nix zu machen und hemmen .
    Und wenn gemischt hell-dunkel, siehe hell:

    Zitat

    Obwohl der Geist ( Cittampi ) vielfältig ist, verschiedenartig und mit unterschiedlichen Aspekten, gibt es Geist ( cittaṃ ), der nicht von Begierde beeinflußt ist, nicht von Haß oder Verblendung. Heilsame Angewohnheiten haben ihren Ursprung in diesem."

    Das ist auch bei der Goldwäsche so.


    Über so Begriffe seh ich eh nicht klar: Citta, Viññāṇa, Mano. Ich könnte mir die nicht mal merken. Im Zen stehen die im Sanskrit, Landesprache und dann eingedeutscht, bzw. als Naturmetapher. Da verstand ich das mit der Zeit leidlich einfach so. Da steht auch zum Glück immer überall dasselbe, egal welches Buch man aufschlägt. Gehen aber nur die Traditionalisten. Die hatten das auch studiert.


    Aber ich wollte euch nicht unterbrechen.

    Honen Shonin: "Weil es den Übenden in der heutigen Zeit aber gut geht, finden sie Einschränkungen schwer."

  • Elliot:


    Also ich kenne nach wie vor keine Stelle in den Lehrreden, wo Bewusstsein ( Viññāṇa ) zu Nama-rupa gezählt wird.


    Wenn Bewusstsein aber nicht Nāma ist, was ist es dann? Demnach gäbe es eine Dreiteilung: Viññāṇa, Nāma, Rūpa. Aber außer den Khandha gibt es nichts, und Bewusstsein wird zu den Khandha gezählt. Viññāṇa ist nun mal etwas Geistiges, und alles Geistige ist in 4 Khandha zusammengefasst.


    Viññāṇa bedingt zwar alles übrige, (Nāmarūpa), aber es ist dennoch selber ein Teil davon.


    Schöne Grüße