ettikettieren angenehm, unangenehm, neutral

  • Jojo: Es ist keiner gezwungen hier zu antworten. Ich danke Dir aber trotzdem! :)


    Mir hat es eine Menge gebracht diese Fragen hier zu stellen, mir ist einiges klarer geworden und ich habe nicht nur eine hervorragende Hausaufgabe erledigen können, sondern nun auch eine solide Grundlage bekommen mich nun meiner Meditationspraxis zu widmen! Vielen Dank Euch allen dafür! :):):)


    Ji'un Ken und Jojo werden aufatmen... "na endlich" :badgrin:



    LG prathiba


  • Hi
    ich versteh gar nicht so recht, warum du so fragen stellst, die immer weiter ins detail gehen. klingt mir nach einem wunsch von selbstoptimierung. manch systematisierungs-"wütige" literatur löst so was aus, nämlich, daß wir anfangen zu glauben, wir hätten was wichtiges übersehen oder es gäbe effektivere, schnellere methoden. aber wohin willst du ? wahrheit und erlösung ist immer hier und jetzt. du sagst doch, daß du mit der zen-übung einen guten stand und präsenz zu deinen klienten hast. werturteilsfreie präsenz macht eine gute beratung aus, weil man auch gut zuhört, und weil man sich in selbstannahme übt, kann man "das gegenüber" in seinem "zustand" auch einfach so akzeptieren, wie sich selber. meiner intuition traue ich, jedesmal wenn ich es nicht tue, habe ich den salat. die intution ist für mich schlichtes unterscheidendes gewahrsein. und nicht zusammengesetzt. aber natürlich genauso getrübt, mal mehr mal weniger. da ist doch nichts radikales daran, heute geh ich lieber einer situation und person aus dem weg und morgen kann ich mich ihr stellen. die dinge verändern sich doch stetig. nach buddha dharma sollen heilsame kontakte und umgebungen bevorzugen, soweit möglich.


    alles gute !
    Cu

  • prathiba:

    Durch die 6 Sinne kommt es zur Empfindung : angenehm, unangenehm, neutral.
    Und man sagt, wenn man seine Empfindungen bewertet, dass man deshalb leidet und anderen Leid schafft.
    Deshalb ist die Empfehlung, das gedanklliche Urteilen und bewerten zu unterlassen und nur die Empfinungen wahrzunehmen.


    Jetzt meine Frage: Ist in "angenehm, unangenehm, neutral" nicht auch schon eine gedankliche Bewertung mit drin?


    Manche Empfindungen sind so unmittelbar, dass man kaum von gedanklicher Bewertung sprechen kann.


    Zitat

    "Ihr Bhikkhus, abhängig vom Körper und Berührungsobjekten entsteht Berührungsbewußtsein; das Zusammentreffen der drei ist Kontakt; durch den Kontakt bedingt ensteht das als angenehm, schmerzhaft oder weder-schmerzhaft-noch-angenehm Gefühlte."


    (MN 148)


    Je nachdem, ob das Berührungsobjekt nun ein flauschiges Fell, eine heiße Herdplatte oder eine Türklinke ist, wird sich wohl unmittelbar das jeweils angenehm, schmerzhaft oder weder-schmerzhaft-noch-angenehm Gefühlte einstellen, ohne dass dort eine gedankliche Bewertung zwischengeschaltet werden müsste.


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Zitat

    Beispiel: Nehmen wir an, ich bin Beratende in einer Beratungsstelle und ein junger Mann kommt herein. Ich sehe ihn an und in mir steigt ein "unangenehmes" Gefühl auf. Wie passt denn die Empfindung "unangenehm" mit der inneren Haltung zusammen, in jedem Menschen die Buddhanatur zu sehen? Wäre es deswegen nicht besser, nur wahrnzunehmen: "Mensch" und die Kette vor der Empfindung "unangenehm" zu unterbrechen?


    Ich habe mal an einer Meditations-Übung in einer Gruppe teilgenommen, bei der jeder für sich Geh-Meditation machte. Stieg ein Gedanke auf, hielt man sofort inne, benannte den Gedanken, ließ ihn ziehen und machte mit der Geh-Meditation weiter bis der nächste Gedanke aufstieg usw. Auf diese Weise blieb man innerlich unberührt und blieb in der inneren Ruhe. Mein Gedanke war damals: "Wenn ich das den ganzen Tag durchhalten könnte, wäre das so schön ruhevoll und friedvoll."


    Wenn man also das Bild eines wütenden Mannes vor sich hatte, benannte man es mit "wütender Mann". Dann machte man weiter. Auf diese Weise werden emotionale Folgereaktionen unterbunden und man bleibt dafür offen die Dinge zu sehen wie sie sind. Dies hat auch zum Ziel nicht eine Verbindung zu sich selbst aufzubauen. Dieser Mann ist wütend, weil er ständige frustrierende Erlebnisse nicht mehr aufnehmen kann. Hat man dies erkannt, fängt man nicht an eine Verbindung zu sich selbst aufzubauen. Man hat "automatisch" Mitgefühl, dass dieser Mensch soviel Frust aushalten muss. Außerdem ist klar, dass man die frustrierenden Erlebnisse ja gar nicht erzeugt hat und damit gar keine Zusammenhang mit sich selbst besteht.


    Zitat

    Wenn ich eine Gefühlsregung wahr nehme, nehme ich sie mit Mitgefühl wahr, aber ich halte sie nicht für die Realität, sondern lasse sei einfach gehen.


    Genau, sehe ich auch so. Die Sinne schauen nach Gefahren aus. Das ist von Natur aus ihre Aufgabe. Dieser Mann ist "unangenehm" bedeutet zuerst, dass etwas seltsam aussieht. Könnte dies auf eine Gefahr hindeuten? Wenn ja, dann weiter die Sache untersuchen. Andernfalls die Sache abhaken und ziehen lassen, sonst fängt sich die Sache an aufzuschaukeln. Gedanken zu beruhigen ist eine Essenz des Buddhismus so wie ich das bis jetzt verstanden habe.

  • Namaste


    Zitat

    Jetzt meine Frage: Ist in "angenehm, unangenehm, neutral" nicht auch schon eine gedankliche Bewertung mit drin?


    Beispiel: Nehmen wir an, ich bin Beratende in einer Beratungsstelle und ein junger Mann kommt herein. Ich sehe ihn an und in mir steigt ein "unangenehmes" Gefühl auf. Wie passt denn die Empfindung "unangenehm" mit der inneren Haltung zusammen, in jedem Menschen die Buddhanatur zu sehen? Wäre es deswegen nicht besser, nur wahrnzunehmen: "Mensch" und die Kette vor der Empfindung "unangenehm" zu unterbrechen? Ist dieses "unangenehm" wirklich frei von Verblendung ? Es kann doch mit allem möglichen zu tun haben, aber nicht mit diesem Menschen!


    Die Bewertung an sich ist ja nicht negativ, da es die Natur des Geistes ist, dies zu tun und das hat ja auch durchaus praktische Gründe.
    Die Handlungen, die darauf folgen, können negativ sein.
    Wenn man also erkennen kann was grade im Geist vor sich geht, kann man versuchen, die Handlungen die folgen, mit dem Wissen über die Vorgänge, ein wenig gegenzusteuern.

  • Hi,
    es ist in der Lehre Gotamo Buddhos enthalten, Gedanken und Gefühle, bewußt entstehen, bestehen und
    vergehend wahrzunehmen. Dies kann man auch mit dem Alltagsbewußtsein praktizieren.
    Diese Wahrnehmungen sollten nur neutral wahrgenommen werden.
    Die Übung im Achtfachen Pfad (Neumann) befindet sich bei den Pfeilern der Einsicht, 2. Teil: Gedanken und Gefühle empfinden. Dighanikayo


    sakko