Yoniso Manasikara

  • Elliot:

    Und so kann sakkaya-ditthi oder Atman-Glaube durch weises Ergründen ganz ohne Meditation überwunden werden..Elliot


    Wenn sakkaya-ditthi so primitiv an den Indischen Atman-Glaube gebunden
    wäre und darüber keine Zweifel herrschten und auch nicht an alten Indischen
    Riten des Atman-Glaubens festgehalten würde, dann würde schon immer
    die halbe Menschheit den Stromeintritt haben und daher nach er Lehre des
    Buddha in spätestens 7 Leben nibbana realisiert haben.


    Das ist leider nicht so einfach, wie sich manche vielleicht vorstellen mit
    dem Stromeintritt. Der Stromeintritt wird durch yonisomanasikāra und einen
    dadurch bedingten Moment vollständiger Ablösung ausgelöst. Wie es in dem
    Lehrreden oft heißt betrachtet er alle Dinge bzw. Khandhas als etwas Fremdes
    und Hinfälliges, als leer und ichlos. Das ist das entscheidende an sakkaya-ditthi:
    fremd, hinfällig, leer und ichlos und daher von allem abgelöst, wenn auch nur
    für einen Augenblick geht (wie es in den Lehrreden heißt) ihm "das Auge der
    Wahrheit auf
    ". Das ist kein einfaches überlegen mehr.


    Dadurch kommt es zum Stromeintritt und das ist es was der Stromeingetretene
    als das erkennt was Befreiung bedeutet, was er immer wieder anstrebt, sodaß der
    Buddha sagen konnte, das ein Solcher es nicht mehr lassen könnte diesen Anblick
    sich immer vor Augen zu führen und dadurch immer wieder unweigerlich der
    vollständigen Ablösung und Befreiung immer näher zu kommen wird. Deswegen ist
    dort der Abweg verbaut und die möglichen Leben begrenzt. Alles andere kann man
    vergessen was sich jemand zurecht denkt über den Stromeintritt. Es würde nicht
    ausreichend sein.

    Zitat


    "Was es an Körperlichkeit gibt , an Gefühl, Wahrnehmung, Gestaltungen und Bewusstsein, all diese Erscheinungen betrachtet er als vergänglich und leidhaft, als ein Siechtum und ein Geschwür, einen Stachel, ein Übel, eine Qual, als etwas Fremdes und Hinfälliges, als leer und ichlos."

    Dadurch kommt es (im günstigen Fall) zur ersten kurzen Ablösung, dem
    Stromeintritt und das beglückt den Geist eines solchen Nachfolgers. Alles
    andere wäre doch auch langweilig und fade.

  • Aus eigener Erfahrung muss ich Dir Recht geben, Accinca.
    Ich habe mich zig Jahre mit dem Leid und seinen Ursachen beschäftigt und die Worte des Buddha zwar intellektuell verstanden. Aber erst jetzt beginne ich das Ausmaß zu fühlen, was es bedeutet



    Danach gibt es keine Begeisterung mehr über mögliche Fortschritte der Menschheit, tolle Häuser, Verliebtheit, schöne Körper usw.
    Es ist aber nicht so, dass dieses nicht mehr gesehen wird, es ist vielmehr so, dass dies nicht mehr von Bedeutung ist und im Falle der Konfrontation - mit einem glücklichen neuen Hausbesitzer z.B. oder der neuen Liebe eines bereits zuvor mehrmals Enttäuschten - wird bereits das Glück als Leid erkannt.


    _()_ Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • accinca:

    Wenn sakkaya-ditthi so primitiv an den Indischen Atman-Glaube gebunden wäre und darüber keine Zweifel herrschten und auch nicht an alten Indischen Riten des Atman-Glaubens festgehalten würde, dann würde schon immer die halbe Menschheit den Stromeintritt haben und daher nach er Lehre des Buddha in spätestens 7 Leben nibbana realisiert haben.


    Ein heutiges Pendant zum Atman-Glauben ist der christliche Glaube an das ewige Leben:


    Zitat

    Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige katholische (christliche/allgemeine)[4] Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Amen.


    (http://de.wikipedia.org/wiki/A…isches_Glaubensbekenntnis)


    accinca:

    Wie es in dem Lehrreden oft heißt betrachtet er alle Dinge bzw. Khandhas als etwas Fremdes und Hinfälliges, als leer und ichlos.


    Richtig. Wie eben in der oben zitierten MN 109. Nur dass "Nicht-Atman" eine präzisere Übersetzung für Anatta wäre als "ichlos".


    accinca:

    Das ist das entscheidende an sakkaya-ditthi: fremd, hinfällig, leer und ichlos und daher von allem abgelöst, wenn auch nur für einen Augenblick geht (wie es in den Lehrreden heißt) ihm "das Auge der Wahrheit auf". Das ist kein einfaches überlegen mehr.


    Vielleicht wollen wir uns eine solche Lehrrede einmal ansehen?


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Accinca:

    Zitat

    Wie es in dem
    Lehrreden oft heißt betrachtet er alle Dinge bzw. Khandhas als etwas Fremdes
    und Hinfälliges, als leer und ichlos. Das ist das entscheidende an sakkaya-ditthi:
    fremd, hinfällig, leer und ichlos und daher von allem abgelöst, wenn auch nur
    für einen Augenblick geht (wie es in den Lehrreden heißt) ihm "das Auge der
    Wahrheit auf". Das ist kein einfaches überlegen mehr.


    Ja. Diese Erkenntnis, die innerhalb von Sekundenbruchteilen eintritt, ist aber beglückend;
    sie scheint nämlich "im Geschmack" des Todlosen auf. Was sich oft wie eine langatmige, aufgegliederte Analyse in den Sutra liest
    ist in Wirklichkeit ein intuitives, unmittelbares, einsgefasstes, leicht kontemplatives Realisieren
    der Wahrheit und zwar in Bezug auf das Wesen der Dinge gleichzeitig auch auf das Wesen von Nibbana.
    Buddha trat unmittelbar in das Dhamma seiner Lehrer ein, d.h. in deren Realisierung,
    er war hellwach und gewiss kein unerleuchteter Bodhisattva, jedenfalls nicht mehr in dieser Existenz;
    Buddha hat immer `meditiert`- wie kann man annehmen Erlösung, auch nur im Kleinen wäre
    ohne zu Sitzen möglich ? Es war auch Mitleiden und Liebe zu allen Wesen, warum er "aus dem Haus" ging
    und natürlich wusste er er muss der mit dem Haus verbundenen Unruhe, dem "Staubaufwirbeln" entgehen.
    Alles Heilsame gründet sich auf der "Ahnung" & dem "Durchscheinen" des Dharmakaya. Je klarer das ist
    desto mehr zieht es einen an und zwingt einen geradezu zur Gegenwärtigkeit, was ja nichts anderes bedeutet als
    Abgeschiedenheit oder Stille, ein sich Beruhigen des Gestaltens, des Anhaftens. Es kann ansonsten keine
    Klarheit sein. Buddha hatte eine Ahnung der Wahrheit und durch entschlossene Übung erschien ihm die erlösende Wahrheit ( Dhamma ).
    Intellektuelle Analyse geht mit Anhangen einher, nicht so ariya Yoniso Manasikara . Diese Übung ist nicht kompliziert. Sie ist ganz schlicht. Und einen anderen Weg gibt es nicht. Mir scheint aber es wird Angst vor einem ganzen Einlassen auf Shamatha verbreitet aus der "Vipassana-Szene".
    Vielleicht spielt das auch hier eine Rolle ? Das weiß ich nicht.

  • Hallo Blue-Apricot,


    Zitat

    Buddha trat unmittelbar in das Dhamma seiner Lehrer ein, d.h. in deren Realisierung,
    er war hellwach und gewiss kein unerleuchteter Bodhisattva, jedenfalls nicht mehr in dieser Existenz;


    Ja, er war hell-wach, ja und natürlich erleuchtet in dieser seiner letztendlichen Existenz, aber zu diesem Zeitpunkt also Bodhisatta noch kein Buddha, aber schau selbst, was er über sich selbst sagt:


    Zitat

    Majjhima Nikāya 19
    Zwei Arten von Gedanken - Dvedhāvitakka Sutta


    2. "Ihr Bhikkhus, vor meiner Erleuchtung, als ich noch lediglich ein unerleuchteter Bodhisatta war, kam mir in den Sinn: 'Angenommen, ich teile meine Gedanken in zwei Klassen ein.' Auf die eine Seite brachte ich dann Gedanken der Sinnesbegierde, Gedanken des Übelwollens und Gedanken der Grausamkeit, und auf die andere Seite brachte ich Gedanken der Entsagung, Gedanken des Nicht-Übelwollens und Gedanken der Nicht-Grausamkeit."


    Wenn Du magst, lies nochmal hier, ich möchte mich nicht so gerne wiederholen :lol: :


    http://www.buddhaland.de/viewt…&t=14351&start=30#p286343



    Ja, er hatte eine Ahnung und ja, er hatte genug Kraft, sich entschlossen an die Sprengung der Hindernisse zum Auffinden der erlösenden Wahrheit zu machen. Er hatte ja auch beste Voraussetzungen, so ähnlich wie wir heute. Nur wir sind Nutznießer. Den Weg allerdings muss auch heute jeder ganz alleine gehen.


    Zitat

    Buddha hatte eine Ahnung der Wahrheit und durch entschlossene Übung erschien ihm die erlösende Wahrheit ( Dhamma ).
    Intellektuelle Analyse geht mit Anhangen einher, nicht so ariya Yoniso Manasikara . Diese Übung ist nicht kompliziert. Sie ist ganz schlicht. Und einen anderen Weg gibt es nicht.


    Ja, die Wahrheit ist m.E. immer ganz schlicht. Und einen anderen Weg gibt es nicht.


    Elliot




    Um auf die Diskussion von Accinca und Elliot zurückzukommen. Ich meine, ohne die entsprechende Weisheit - die ein Ausdruck seiner allumfassenden Reife ist - hätte der Bodhisatta Siddharta sich nicht so "einsetzen" können. Und so endet die Ursachenforschung der theistischen Religionen in obigem Glaubensbekenntnis, während die Tiefen-Erforschung des Buddha hier erst anfängt.
    So jedenfalls meine Sicht.


    _()_

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  • .


    Dazu kommt mir noch der Gedanke, dass es unabdingbar ist, einen geläuterten Geist zu haben. Denn die aufgrund der Befreiung "einschießende Energie" ist unmöglich zu ertragen für jemanden, der erst am Anfang steht und dessen Kraft noch nicht ausreicht. Diese Energie ist so kraftvoll, dass sie aus den "Latschen hauen" kann - auch wenn sie gleichzeitig unglaublich glücklich macht. Solange das Ego noch nicht genug abgebaut ist, z.B. der Dünkel, der Persönlichkeitsglaube noch zu sehr vorhanden sind, führt bzw. kann diese Energie in die Irre im wahrsten Sinne des Wortes führen


    Ergo: Muss der 8fache Pfad zunächst ausreichend geübt und so weit wie möglich umgesetzt werden. Und da kommt wieder Weisheit ins Spiel.
    Der Buddha hatte da schon seine Gründe, die Lehre systematisch aufzubauen. Schließlich sagte er selbst, es sei zu schwer zu vermitteln bzw. das könnte niemand verstehen. Zum Glück hat er sich "überzeugen" lassen.
    _()_

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  • Elliot:


    Vielleicht wird es klarer, wenn man zunächst etwas genauer untersucht, was sakkaya-ditthi bedeutet.


    Sakkāya ist offenbar eine Bezeichnung für die 5 khandha, ditthi bezeichnet ein geistiges Sehen, also Ansicht, Anschauung, Sichtweise. Sakkāya-ditthi bedeutet die Ansicht, mit den Daseinsgruppen identisch zu sein:



    "Persönlichkeit" ist eine Übersetzung von "sakkāyasamudayo". Amudayo bedeutet soviel wie "an diesem Anteil nehmen".
    Sakkāya-ditthi würde ich demnach übersetzen als "Die Gruppen sein", Identifikation mit den khandha, die Ansicht "Ich bin Körper und Geist", in einem weiteren Sinn jede Art "Ich bin", Atmanglaube miteingeschlossen, da es ja außerhalb der khandha keinen Atman gibt.


    Elliot:


    "Er betrachtet Bewußtsein als Selbst" nun ist die Übersetzung von "viññāṇaṃ attato samanupassati", in der das Pali-Wort atta auftaucht, âtman im Sanskrit, zumeist mit "Selbst" übersetzt, wobei "Seele" beinahe noch zutreffender wäre. âtman hatte für die Zeitgenossen des Buddha eine besondere Bedeutung, die über das hinaus geht, was wir heutzutage mit Selbst bezeichnen:
    ................
    sakkaya-ditthi ist also der Atman-Glaube der brahmanischen Upanishaden.


    Für die Annahme dass sakkāya-ditthi ausschließlich den Atman-Glauben bezeichnet, sehe ich keinen ausreichenden Grund.


    Könnte übrigens auch sein dass "atta" oder "atman" ursprünglich nicht nur dieses ewige Sein bezeichnet, sondern jede Art von Ich oder Selbst miteinschließt.


    Zitat

    Atman (Sanskrit: आत्मन् ātman m., Nom. Sg. आत्मा ātmā) bedeutet Hauch, Seele, das Selbst, Wesen, Natur. Atman kann auch die eigene Person (im Sinne von "sich selbst"), Eigentümlichkeit, den Leib, Körper, Verstand, die Intelligenz sowie Allseele, Weltseele bezeichnen.
    http://wiki.yoga-vidya.de/Atman


    In der Taittiriya Upanishad ist z.B von verschiedenen Ebenen des Selbstes (Atman) die Rede:
    http://www.yoga-solingen.com/html/anandavalli.html#1

  • Dass atta nicht nur den atman im Sinne von ewiges Selbst oder Seele bezeichnet scheint mir nach einem Blick ins Mylius-Wörterbuch immer wahrscheinlicher. Es gibt im Pali Zusammensetzungen wie: attakatta-selbstgemacht, attakilamatha-Selbstpeinigung, attagarahin-selbstkritisch, attattha-eigenes Interesse, usw.

  • Der springende Punkt ist doch, dass alle fünf Daseinsgruppen vergänglich sind bzw. dem Entstehen und Vergehen unterliegen:


    Zitat

    Die Geburt der Wesen in die verschiedenen Klassen der Lebewesen, ihr Geborenwerden, Herausstürzen aus dem Schoß, Erzeugung, die Manifestation der Daseinsgruppen, das Erlangen der Sinnesgrundlagen - dies wird Geburt genannt.


    Das Altern der Wesen in den verschiedenen Klassen der Lebewesen, ihr Alter, das Zerbrechen der Zähne, das Ergrauen der Haare, das Runzligwerden der Haut, der Abstieg des Lebens, die Schwäche der Sinne - dies wird Altern genannt. Das Abscheiden der Wesen aus den verschiedenen Klassen der Lebewesen, ihr Dahinscheiden, Auflösen, Verschwinden, Sterben, Ablaufen der Zeit, Auflösung der Daseinsgruppen, Ablegen des Körpers - dies wird Tod genannt.


    (MN 9)


    Genau diese Vergänglichkeit ist es, die es ausschließt dass eine der Daseinsgruppen Atman sein kann:



    Bei dieser gründlichen Erwägung geht es also darum, jede der fünf Daseinsgruppen als einen Kandidaten für den als unvergänglich und unzerstörbar gedachten Atman (im Sinne von unsterblicher Seele) auszuschließen.


    Ein persönliches Ich dagegen wird ja für gewöhnlich durchaus als veränderlich, vergänglich, sterblich gedacht oder verstanden.


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Mein Eindruck ist auch, dass Ihr recht anspruchsvolle Erlebnisse und Einsichten bereits mit dem Stromeintritt verbindet.


    Aber so viel ist da gar nicht Voraussetzung:



    Wobei mit Tugenden die Panca-Sila gemeint sind:



    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot


  • Ja das auch.


    Elliot:


    Ein persönliches Ich dagegen wird ja für gewöhnlich durchaus als veränderlich, vergänglich, sterblich gedacht oder verstanden.


    Dass es ein solches Ich nicht gibt, lässt sich nach MN 109 ja auch noch erwägen:


    Zitat

    "Ist das, was vergänglich, leidvoll und der Veränderung unterworfen ist, geeignet, so betrachtet zu werden: 'Dies ist mein, dies bin ich, dies ist mein Atman '?" - "Nein, ehrwürdiger Herr."

  • Zitat

    "N’etaṃ mama, n’eso’ham-asmi, na m’eso attā":
    'Dies ist nicht mein, dies bin ich nicht, dies ist nicht mein Atman'


    (MN 109)


    Das ist der "Slogan" der Anhänger des Buddha und als Kontrapunkt zu den so'ham-asmi-(Dies-bin-ich-)Mottos der konkurrierenden zeitgenössischen Schulen zu verstehen, hier beispielsweise aus der brahmanischen Chandogya Upanishad:



    Anders als der Atman ist der Purusha ein Konzept aus der Samkhya-Philosophie:


    Zitat

    "In dem klassischen System des Samkhya wird die Welt auf zwei ewige Prinzipien zurückgeführt. Dies sind die unbewusste, aktive Urnatur (Prakriti) einerseits und die Vielzahl der geistig bewussten, individuellen Geistmonaden (Purusha) andererseits. Da in der empirischen Welt eine Vielzahl von Individuen existieren, geht die Philosophie des Samkhya von einer unendlichen Zahl von Geistmonaden aus. Der Purusha ist seinem Wesen nach reines Bewusstsein, ein ewiges Subjekt, das nie Objekt werden kann. Es erfreut sich an dem Spiel der sich entfaltenden Prakriti."


    (http://de.wikipedia.org/wiki/Purusha)


    Beim Buddha heißt es dagegen:


    Zitat

    "Was auch immer darin an Form, Gefühl, Wahrnehmung, Gestaltungen und Bewußtsein existiert, er sieht diese Zustände als vergänglich, als Dukkha, als eine Krankheit, als ein Geschwür, als einen Stachel, als ein Unglück, als Leid, als fremd, als etwas, das sich auflöst, als leer, als Nicht-Atman.


    (MN 64)


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Elliot:

    Mein Eindruck ist auch, dass Ihr recht anspruchsvolle Erlebnisse und Einsichten bereits mit dem Stromeintritt verbindet.


    Aber so viel ist da gar nicht Voraussetzung:


    Diese zwei Sätze erzeugen in mir einen Widerspruch. Entweder ich verbinde bereits einen Stromeintritt mit entsprechender Erfahrung und Reife oder aber es ist eben gar nicht so viel Voraussetzung.
    Vielleicht ist das Wort "bereits" nicht richtig gewählt?



    Ich habe mal geforscht :lol:


    Zitat

    "Möge, ihr Mönche, der von Zuversicht erfüllte Laienbruder solchen rechten Wunsch hegen: 'Daß ich doch sein möchte wie Citta, der Hausvater, und Hatthaka aus Ālavi!', denn Citta, der Hausvater, und Hatthaka aus Ālavi sind der Maßstab und die Richtschnur für meine Laienanhänger." (A II, 133)

    "Vaccha, es gibt nicht nur hundert oder zwei- oder drei- oder vier- oder fünfhundert, sondern weit mehr Laienanhänger, Schüler von mir, die weißgekleidet ein zölibatäres Leben führen, die mit der Vernichtung der fünf niedrigeren Fesseln spontan in den Reinen Bereichen erscheinen und dort Nibbāna erlangen werden, ohne je von jener Welt zurückzukehren." (M 73)


    und dies




    Zitat

    accinca: Genau - Der Unterschied zum Weltling ist der, das der Stromeingetretene durch die Erfahrung beim Stromeintritt in prinzipiell in der Lage ist sich zu besinnen und die Persönlichkeitsempfindungen als unpersönlich zu durchschauen. - Und genau diese Übung muß und macht er auch immer wieder, wodurch sich die Bindungen langsam immer mehr lösen.
    Das sind dann Betrachtungen der Daseinsmerkmale.
    http://www.buddhaland.de/viewt…=Stromeingetreten#p262341

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Monikadie4.:
    Elliot:

    Mein Eindruck ist auch, dass Ihr recht anspruchsvolle Erlebnisse und Einsichten bereits mit dem Stromeintritt verbindet.


    Aber so viel ist da gar nicht Voraussetzung:


    Diese zwei Sätze erzeugen in mir einen Widerspruch. Entweder ich verbinde bereits einen Stromeintritt mit entsprechender Erfahrung und Reife oder aber es ist eben gar nicht so viel Voraussetzung.
    Vielleicht ist das Wort "bereits" nicht richtig gewählt?


    Vielleicht habe ich mich missverständlich ausgedrückt.


    Ich meine, es ist in einigen Lehrreden recht ausdrücklich gesagt, was Stromeintritt bedeutet, einige wurden ja schon zitiert, hier noch eine:



    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Elliot:

    Zitat

    Mein Eindruck ist auch, dass Ihr recht anspruchsvolle Erlebnisse und Einsichten bereits mit dem Stromeintritt verbindet.
    Aber so viel ist da gar nicht Voraussetzung:


    Nuja...


    Zitat

    Der Lehre lehrgemäß nachfolgen, ist ein Glied zum Stromeintritt.
    Strom, Strom, Sāriputta, sagt man. Was ist das aber, Sāriputta: der Strom?"


    "Eben dieser edle achtfältige Pfad, o Herr, ist der Strom, nämlich rechte Erkenntnis, rechte Gesinnung, rechte Rede, rechtes Handeln, rechter Lebensunterhalt, rechte Anstrengung, rechte Achtsamkeit, rechte Einigung".



    Zitat

    Nach dem Abh. ist der 'überweltliche Pfad', oder einfach 'Pfad' (magga) eine Bezeichnung für den beim Eintritt in eine der 4 Stufen der Heiligkeit aufblitzenden und das Leben für immer umgestaltenden Hellblick in die Vergänglichkeit (anicha), das Elend (dukkha) und die Unpersönlichkeit (anattā) alles Daseins. Die unmittelbar darauf als Wirkung folgenden und bis zur Erreichung der höheren Pfade unter Umständen noch unzählige Male sich wiederholenden Bewußtseinsmomente gelten als das Ziel, wörtlich die Frucht des Pfades.



    ()

  • Elliot:
    Zitat

    "N’etaṃ mama, n’eso’ham-asmi, na m’eso attā":
    'Dies ist nicht mein, dies bin ich nicht, dies ist nicht mein Atman'


    (MN 109)


    Das ist der "Slogan" der Anhänger des Buddha und als Kontrapunkt zu den so'ham-asmi-(Dies-bin-ich-)Mottos der konkurrierenden zeitgenössischen Schulen zu verstehen, hier beispielsweise aus der brahmanischen Chandogya Upanishad:
    .......


    Aham bedeutet einfach "Ich" und bezieht sich wohl eher auf ahamkara, was im Vedanta und im Buddhismus die fälschliche Auffasung eines "Ich" bezeichnet.
    Aber wenn du das so interpretieren willst möchte ich nichts dreinreden. Ich sehe es so dass die khandha weder ein zeitweiliges oder veränderliches Ich sind noch ein ewiges Sein irgendwelcher Art. Wobei sakkāya-ditthi als erste Fessel vor allem die Ansicht ist eine Person zu sein die geboren ist, handelt und erlebt, und wieder sterben wird: Ich bin Sohn, Tochter, Vater, Mutter, Ehegemahl, Bauarbeiter, Professor, usw. usw., all die unzähligen Identitäten, Ich-Ansichten die es gibt, sowie die Sicht: Das ist mein Körper, mein Leben, mein Wille, mein Charakter, usw.
    Diese Illusion mittels yoniso manasikara abzulegen wäre Voraussetzung für den Stromeintritt (sotāpanna), und man kann ja selber nachprüfen, wie weit man damit ist. Das ergibt am ehesten Sinn für mich und ist übrigens auch die Ansicht im Theravada soviel ich weiß.

  • "Klassischer Stromeintritt" im PK aus M 56.18 :

    Zitat

    Dann gab der Erhabene dem Haushälter Upāli fortschreitende Unterweisung, das heißt, einen Vortrag über Großzügigkeit, einen Vortrag über Sittlichkeit, einen Vortrag über die himmlischen Welten; er erklärte die Gefahr, Erniedrigung und Befleckung in den Sinnesvergnügen und den Segen der Entsagung. Als er erkannte, daß der Geist des Haushälters Upāli bereit, aufnahmefähig, frei von Hindernissen, freudig und zuversichtlich war, erläuterte er ihm die Lehre, die die Besonderheit der Buddhas ist: Dukkha, sein Ursprung, sein Aufhören und der Pfad. Gerade so wie ein sauberes Tuch, bei dem alle Markierungen entfernt wurden, Färbemittel gleichmäßig aufnehmen würde, so erschien auch im Haushälter Upāli, während er dort saß, die fleckenlose, reine Schau des Dhamma: "Alles, was dem Ursprung unterworfen ist, ist dem Aufhören unterworfen." Da sah der Haushälter Upāli das Dhamma, erlangte das Dhamma, erkannte das Dhamma, drang in das Dhamma ein; er ließ den Zweifel hinter sich, er wurde frei von Verwirrung, er erlangte Selbstvertrauen und wurde in der Lehre des Lehrers von anderen unabhängig. Dann sagte er zum Erhabenen: "Jetzt, ehrwürdiger Herr, müssen wir gehen. Wir sind beschäftigt und haben viel zu tun."

  • Zitat

    "Alles, was dem Entstehen unterworfen ist, ist dem Vergehen unterworfen."


    Genau, und darin liegt auch die Erklärung für ein scheinbares
    ewigen Selbst und einem scheinbaren vergängliches Selbst.
    Das Ergebnis ist immer das Gleiche.
    Beide Vorstellungen können bei diesem Verstehen
    der Unbeständigkeit keinen Bestand mehr haben.
    Nicht für einen Augenblick. Solange man noch denkt:
    "das ist mein vergängliches Selbst" ist die Vergänglichkeit
    noch nicht erkannt und die Vorstellung von einem Selbst auch nicht.
    Genau das wird ja durchschaut, das es nirgends ein Selbst oder Eigen
    geben kann weil das was auch immer als Selbst bezeichnet wird eine rein
    geistige Konstruktion ist. Etwas durch anhaften gestaltetes, zusammengesonnenes,
    zusammenkonstruiertes. Das Loslassen dieser Anhaftung führt mit dem
    Loslassen der beiden anderen Fesseln zum Stromeintritt. Denn die Fesseln,
    das sind ja nichts anderes als geistig-emotionale Anhaftungen.

  • Ist denn nicht jetzt die Fragestellung hinreichend geklärt?
    Für mich sieht es so aus.
    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Elliot:
    blue_apricot:

    ()


    Abh.?


    Viele Grüße
    Elliot


    Naja, aufblitzen, aufscheinen, Helligkeit, heller Strom, wie auch immer; es gibt nun solche und solche Beschreibungen, für langsam, für plötzlich, das unterscheidet sich nur in der Ausdrucksform.Ich glaub aber auch, wenn
    man sich da für interessiert, schaut man besser bei den Erfahrenen nach, die Beschreibungen des Abh kommen viel zu technisch rüber.

  • Monikadie4.:

    Ist denn nicht jetzt die Fragestellung hinreichend geklärt?
    Für mich sieht es so aus.
    _()_


    Für mich ist die ungefähre Bedeutung klarer geworden. Aber was ist der Unterschied/Bezug zu Sati ? Im Satipatthāna Sutta scheint Yoniso Manasikara überhaupt nicht vorzukommen. Und zu Vipassana Bhavana? Oder sind das Synonyme.

  • mukti:
    Monikadie4.:

    Ist denn nicht jetzt die Fragestellung hinreichend geklärt?
    Für mich sieht es so aus.
    _()_


    Für mich ist die ungefähre Bedeutung klarer geworden. Aber was ist der Unterschied zu Sati ? Im Satipatthāna Sutta scheint Yoniso Manasikara überhaupt nicht vorzukommen.


    Zu yoniso manasikāra braucht man sammasati. je mehr sammasati für yoniso manasikāra
    eingesetzt werden kann um so besser auch für yonisomanasikāra.

  • accinca:


    Zu yoniso manasikāra braucht man sammasati. je mehr sammasati für yoniso manasikāra
    eingesetzt werden kann um so besser auch für yonisomanasikāra.


    Und die Betrachtung der Geistobjekte in D.22, da wäre dhammānupassanā dann genau dasselbe wie yoniso manasikāra?

  • mukti:
    accinca:


    Zu yoniso manasikāra braucht man sammasati. je mehr sammasati für yoniso manasikāra
    eingesetzt werden kann um so besser auch für yonisomanasikāra.


    Und die Betrachtung der Geistobjekte in D.22, das wäre Dhammānupassanā dann genau dasselbe für Yoniso Manasikara?


    Genau, Dhammānupassanā bedeutet ja nur die dhammas nachhaltig zu beobachten.
    yonisomanasikāra ist bei diesen Übungen in Dhammabeobachtung dabei das
    Durchdringen des Schleiers der Täuschungen wie z.B. beschrieben als "Wellenschaum, als
    eine Wasserblase, eine Luftspiegelung, der Bananenstamm oder Gaukelwerk" usw.
    Auch in diesem Zusammenhang geht yonisomanasikāra weit über rein vordergründiges
    Erwägen hinaus.