Braucht es ein früheres Leben ?

  • Wiedergeburt entsteht aus karmischer Tat. Abhängig aus einer inneren Haltung, erfolgt eine entsprechende Handlung. Über diese Handlung, wird das was innerlich ausgebrütet wurde, in die Welt geboren. Das Geborene wirkt sich z.B. wiederum auf andere Menschen aus, in denen es sich in bestimmter Art und Weise reinkarniert.
    Usw. und so fort. So können sich "viele" in einem Körper manifestieren, wo sie zu einem " Ich" zusammengefasst werden, welches wiederum karmische Taten begeht....
    Das ist Wiedergeburt im Sinne des abhängigen Entstehens... Wird kein Karma mehr erzeugt, gibt es auch keine Wiedergeburt mehr.

  • JazzOderNie:

    Wenn es darum geht, dass grundliegend menschliche eigenschaften oder in diesem leben erfahrenes wiederholt wird (karma), dann is das in meinen augen korrekt, aber wenn man sagt, dass etwas personenhaftes nach dem tod in einen neuen koerper schluepft, dann ist das in meinen augen zumindest nicht dem buddhistischen dogma entsprechend.


    Ich weiß nicht was du genau mit "personenhaftes" meinst, aber nach der Lehre sieht
    die Sache so aus das das was bei den Menschen als "personenhaft" gilt,
    also seine geistigen und charakterlichen Fähigkeiten und Eigenarten,
    inneren Spannungen usw. usw. das diese durch die speziellen Taten in
    diesem Leben oder in einem früheren Leben erwirkt wurden und ihn
    zu der charakteristischen Person machten als ihn die Menschen in seiner
    Umgebung kennen.
    Also all diese real vorhandene, mehr oder weniger unbewußte Spannungsgefüge usw. ist das
    einzige "Personenhafte" von dem jemand konkret reden könnte wenn er von Personenhaft
    redet.
    Aber von einer tieferen Sicht ist genau dieses Personenhafte in Wahrheit unpersönlich
    ohne tatsächlich bleibenden atta der Wahrheit entsprechend zu betrachten.
    Diese Tatsache alleine ändert aber nun garnichts an den Funktionen dieser sog. Persönlichkeit.


    Es besagt nur etwas über das wahre Wesen dieser sog. "Persönlichkeit" die das
    jeweilige Leben eines Wesens beinhalte.


    Und genau diese Persönlichkeit, die genauer betrachtet keine ist, ist aber das einzige
    von dem man als "Personenhaft" reden könnte und genau dieses "Personenhafte" ist es
    das auch den Daseins und Lebensdrang enthält und ist das was nach der Lehre in einem
    anderen Leben weiter lebt ganz ohne ein beständiges atta, denn ein ewiges atta hatte
    es noch nie gegeben - auch nicht in diesem Körper.


    Aber das sog. "Personenhafte" ist genau jetzt in diesem Körper vorhanden (ohne atta)
    und wird auch wieder einen neuen Körper ausbauen wenn immer die Bedingungen
    dafür zum tragen kommen.


    Einerseits ist also das Personenhafte gar nicht wirklich Personenhaft aber andererseits
    sind es ja die Kräfte die immer wieder scheinbar Personenhaftes neu bilden und genau
    die sind es die wieder (je nach ihrer Art und Qualität) die nächste Lebensform bestimmen
    in hell oder dunkel oder gemischt.
    Daher ist gutes kamma wichtig um überhaupt in der Lage zu sein das sog. Personenhafte
    zu verbessern und irgendwann weitestgehend abzubauen um durchbrechend alles Anhangen
    abzuschütteln und das damit verbundene Leiden zu beenden.
    So jedenfalls die Lehre des Buddha.
    -

  • bel:

    Es gibt von Seiten der Vertreter "Personellen Wiedergeburts-Theorien*" kein einziges schlüssiges, und widerspruchfreies Modell, das diese ohne Verletzung des antatta/paticcasamuppada-Prinzips erklären könnte.


    Keine die du bisher verstanden hättest jedenfalls.


    bel:

    2.
    Für die buddhistische Praxis besteht keine zwingende Notwendigkeit, an irgendeine personelle Wiedergeburt oder irgendwelche "andere Welten" zu glauben, explizit siehe A.III. 66 - ganz im Gegenteil,


    Das kommt auf die Gründe für eine solche Praxis (was immer das sein sollte ohne Grund)
    Lebensertüchtigung - Yoga - Sport usw. wird ja auch gemacht.


    bel:

    3.
    Personelle Wiedergeburts-Theorien stellen ein ernsthaftes Hindernis für die buddistische Praxis dar, explizit siehe M2


    Hat der Buddha allerdings nicht gelehrt im Gegenteil - eher ein Hindernis


    bel:

    * Damit alle Theorien gemeint, die die Transmigration eines pesönlich spezifischen Dingens von einem zum nachfolgenden Leben annehmen


    Das ist etwas falsch formuliert. Es müßte richtig heißen:
    * Damit alle Theorien gemeint, die die Transmigration eines absolut und ewig
    bestehenden pesönlich spezifischen ewigen attaDingens von einem zum
    nachfolgenden Leben annehmen.
    Ja dannn, was es nicht einmal jetzt gibt, (ewiges atta) das kann auch nicht
    transmigrieren. Allerdings was es gibt das könnte das.
    -


  • Damit ist ein weiteres Mal klar, wo der Hase im Pfeffer liegt - wie schon vorher gesagt, im atta-Verständnis.
    "absolut und ewig" ist deine Ausdeutung, das ist die Billig-Variante von atta, die jeder mit mit nem bissel gutem Willen gleich durchschauen kann - in M38 widerspricht der Buddha jedoch dem Mönch Sati (also seinem Ordensmitglied, nicht etwa einem Brahmanenjünger, der ganz andere Probleme hat) in folgender Auffassung:

    Zitat

    "Tadevidaṁ viññāṇaṁ sandhavati saṁsārāti anaññaṁ."


    Eine übliche Übersetzung lautet : "das selbe Bewußtsein, das von Existenz zu Existenz wandert, kein anderes."
    Nun könnte man tatsächlich auf die Idee kommen, "selbes und kein anderes" als etwas "absolut und ewiges" zu interpretieren, wenn da nicht die ausdrückliche Rückfrage des Buddhas wäre:

    Zitat

    "katamaṃ taṃ, sāti, viññāṇa"


    Was meinst du denn damit, was für ein Bewußtsein?
    Und jetzt läßt Sati die Hosen runter und antwortet nicht etwa "ein ewiges" (sassata oder sanantana) und nicht bedingtes, sondern:

    Zitat

    yvāyaṃ (yo ayaṃ), bhante, vado vedeyyo tatra tatra kalyāṇapāpakānaṃ kammānaṃ vipākaṃ paṭisaṃvedetī


    also "Dasjenige Bewußtsein, das dort (in einem anderen Leben) die jeweiligen Früchte des hiesigen Tuns (in diesem Leben) erntet."
    Daß er kein "absolut (völlig unbedingt) und ewiges" Bewußtsein meinen kann, geht einfach auch schon daraus hervor, daß er zugesteht, das da etwas "Früchte erntet" und dadurch bedingt ist, also nicht "absolut" und deshalb auch nicht "ewig". Was er dem von ihm gemeinten Bewußtsein einzig zuschreibt, ist einfach daß es fortlaufend von Leben zu Leben migriert (sandhāvati) und jeweils dort die Früchte der Taten vergangener Leben erntet - genau in diesem Sinne, als ein individuell und einem spezifischen Karma zuzuordnendem Bewußtsein, sprach er von "das selbe und kein anderes" - wäre ja auch zu komisch, einer könne und müsse ernten was ein anderer pflanzte.


    Nach dieser Erklärung weist der Buddha Satis Auffassung schroff ab und legt stattdessen paticcasamuppada dar, indem er zunächst unmißverständlich klar macht, daß jede Form von Bewußtsein an Sinnesorgan und Sinnesfunktion gebunden ist, also nicht ohne diese irgendwohin "wandern" kann. Bewußtsein gibt es nicht "an sich" (und auch nicht einfach nur bedingt durch vorheriges Bewußtsein oder in dessen Kontinuität), sondern "spezifisch von etwas", nur in spezifischer Abhängigkeit von etwas anderem, zunächst Sinnesorgan/Funktion und deren Objekten - es gibt deshalb auch kein "Sehbewußtsein an sich" (und auch nicht allein bedingt von vorherigem Sehbewußtsein) sondern nur eines, daß in Abhängigkeit von einer (auch momentan) spezifischen Form und einem (auch momentan) spezifischen Modus der Sehfunktion besteht - das gilt das für alle andere Sinnesbewußtseinsarten entsprechend.
    Fehlt aber Sinnesfunktion, gibts auch kein Sinnesbewußtsein und dann würde der ganze Nexus paticcasamuppada spätestens bei "Berührung" (phassa) zusammenbrechen.
    Genau deshalb stellt er diese Erklärung auch vor die weitere systematische Erörterung.

  • accinca:
    bel:

    2.
    Für die buddhistische Praxis besteht keine zwingende Notwendigkeit, an irgendeine personelle Wiedergeburt oder irgendwelche "andere Welten" zu glauben, explizit siehe A.III. 66 - ganz im Gegenteil,


    Das kommt auf die Gründe für eine solche Praxis (was immer das sein sollte ohne Grund)
    Lebensertüchtigung - Yoga - Sport usw. wird ja auch gemacht.


    Ich sprach von "buddhistischer Praxis" und ich beziehe mich auf A.III. 66


    accinca:
    bel:

    3.
    Personelle Wiedergeburts-Theorien stellen ein ernsthaftes Hindernis für die buddistische Praxis dar, explizit siehe M2


    Hat der Buddha allerdings nicht gelehrt im Gegenteil - eher ein Hindernis


    Aha, also da steht in M2 also nicht:


    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • accinca:
    bel:

    Es gibt von Seiten der Vertreter "Personellen Wiedergeburts-Theorien*" kein einziges schlüssiges, und widerspruchfreies Modell, das diese ohne Verletzung des antatta/paticcasamuppada-Prinzips erklären könnte.


    Keine die du bisher verstanden hättest jedenfalls.


    Ja, ganz offensichtlich.


    Wobei er sich aber anscheinend an einem privaten und nirgends nachlesbarem "antatta/paticcasamuppada-Prinzip" festzuklammern zu scheint, dass ihm ein Verständnis unmöglich macht. Vielleicht geht es bei ihm in diese Richtung:



    accinca:
    bel:

    2.
    Für die buddhistische Praxis besteht keine zwingende Notwendigkeit, an irgendeine personelle Wiedergeburt oder irgendwelche "andere Welten" zu glauben, explizit siehe A.III. 66 - ganz im Gegenteil,


    Das kommt auf die Gründe für eine solche Praxis (was immer das sein sollte ohne Grund) Lebensertüchtigung - Yoga - Sport usw. wird ja auch gemacht.


    Das anständige Benehmen, dass in A.III.66 als vernüftiges Verhalten abgeleitet wird, ist sicher nicht verkehrt, aber eben nur ein Teil der "buddhistischen Praxis", zumindest der Praxis, die im Palikanon beschrieben wird:



    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Elliot:

    Die Ansicht 'für mich gibt es einen Atman' ( Atthi me attā’ti ) entsteht in ihm als wahr und erwiesen; oder
    die Ansicht 'für mich gibt es keinen Atman' ( natthi me attā’ti ) entsteht in ihm als wahr und erwiesen; oder ...


    Mach mal deutsch:
    "Die Ansicht: "Für mich gibt es ein "Selbst" (oder auch "Ich und "Mein", nämlich z.b. "Ich und mein Karma", "Ich und meine Wiedergeburt", usw) entsteht in ihm als wahr und erwiesen" oder "Für mich gibt es kein "Selbst"....
    Es geht im ganzen Sutta immer um die Selbstbezüglichkeiten von Ansichten, also nicht etwa um "Rechte Ansicht".
    Rechte Ansicht und Praxis wird ja unten beschrieben:


    Zitat

    Er erwägt weise: 'Dies ist Dukkha' (nicht etwa "mein Dukkha"); er erwägt weise: 'Dies ist der Ursprung von Dukkha' (nicht etwa "mein Dukkha"); er erwägt weise: 'Dies ist das Aufhören von Dukkha' (nicht etwa "mein Dukkha"); er erwägt weise: 'Dies ist der Weg, der zum Aufhören von Dukkha führt' (nicht etwa "meinem Dukkha"). Wenn er auf solche Art weise erwägt, werden drei Fesseln in ihm überwunden:
    Persönlichkeitsansicht, Zweifel, und Anhaften an Regeln und Ritualen.


    Nicht zuletzt deshalb, weil es bei paticcasammuppada einzig und allein um die Entstehung und das Abfallen von Dukkha geht.


    Elliot:

    Das anständige Benehmen, dass in A.III.66 als vernüftiges Verhalten abgeleitet wird, ist sicher nicht verkehrt, aber eben nur ein Teil der "buddhistischen Praxis"


    Ansichten, die schon in einem Teil der Praxis überwunden sind, müssen nicht noch in einem andere Teil überwunden werden.
    Ist auch so ein grundlegendes Pfadverständnis, das bei den PK-Zitatekloppern kaum vorkommt.

  • bel:

    Zitat

    Es geht im ganzen Sutta immer um die Selbstbezüglichkeiten von Ansichten, also nicht etwa um "Rechte Ansicht".


    Ne, diese "Adepten" denken sich was und halten diesen Gedanken als "wahre und bewiesene" Ansicht fest, das ist das aber das Gegenteil von "Selbstwesenschau" zu der Buddha auffordert. Es geht also um einen Mangel an Klarheit, an "eigener" Erkenntnis von Wahrheit und Wirklichkeit.
    Nur das taugt (letztlich) als "Beweis".

  • bel:

    Bewußtsein gibt es nicht "an sich" (und auch nicht einfach nur bedingt durch vorheriges Bewußtsein oder in dessen Kontinuität), sondern "spezifisch von etwas", nur in spezifischer Abhängigkeit von etwas anderem, zunächst Sinnesorgan/Funktion und deren Objekten - es gibt deshalb auch kein "Sehbewußtsein an sich" (und auch nicht allein bedingt von vorherigem Sehbewußtsein) sondern nur eines, daß in Abhängigkeit von einer (auch momentan) spezifischen Form und einem (auch momentan) spezifischen Modus der Sehfunktion besteht - das gilt das für alle andere Sinnesbewußtseinsarten entsprechend.


    Nur mal eine kleine Überlegung dazu:


    Ein Moment ist der Zeitraum zwischen Entstehen und Vergehen eines bestimmten Objektes. Sehbewusstsein entsteht demnach mit dem Objekt von dem Zeitpunkt an ab dem es gesehen wird, und vergeht zu dem Zeitpunkt ab dem es nicht mehr gesehen wird. Wenn dieses selbe Objekt dann wieder gesehen wird, wird es als bekannt identifiziert, weil mit dem Sehen im Geistbewusstsein ein bleibender Eindruck entstanden ist - das wird Erinnerung genannt. Bewusstsein kann auch ohne die fünf Sinne, wenn sie verschlossen sind, alleine vom Geist abhängen. Warum kann es dann keine Erinnerung geben an vorige Leben? Der Körper zerfällt, Bewusstsein besteht geistig, der nächste Körper wird geboren, der geistige Eindruck des vergangenen Lebens ist noch da und kann unter bestimmten Umständen abgerufen werden. In diesem Leben wird nicht immer alles erinnert, es gibt auch ein Vergessen - der geistige Eindruck ist nicht mehr abrufbar, d.h. er ist noch da, aber wird nicht bewusst. So kann mit einer neuen Geburt voriges Leben vergessen sein, aber wieder bewusst werden, in diesem Fall mittels des vierten Jhana.


    So gibt es auch etliche dokumentierte Ausnahmefälle wo ein Kind ein voriges Leben beschrieben hat und nach genauen Recherchen hat sich herausgestellt, dass diese Person tatsächlich unter den beschriebenen Umständen gelebt hat. Oder ein Kind kann eine Sprache die es nie zuvor gehört hat, und dergleichen mehr.

  • bel:

    Ich sprach von "buddhistischer Praxis" und ich beziehe mich auf A.III. 66


    Buddhistisch kann allerdings viel sein.
    Sicher gibt es auch Preaxis die für das jetzige Leben von Vorteil ist.
    Aber die Übung bei denen es um das völlige Ende des Leides oder um
    die völlige Überwindung sinnlichen genießens geht, die sind dann ohne
    Grund und unnötig wenn es sowieso kein weiteres Leben geben würde.
    Ganz davon abgesehen, das das sowieso kaum jemand in einem kurzen
    Menschenleben schaft.
    Von diese Übungen von denen sprach ich. In sofern gibt es ohne weitere
    Leben keinen Grund für eine wahrhaft "buddhistische Praxis".
    Für alles andere würden auch andere Lehren ausreichen. So ist
    das zu verstehen gewesen.

    bel:
    accinca:

    Hat der Buddha allerdings nicht gelehrt im
    Gegenteil - eher ein Hindernis


    Aha, also da steht in M2 also nicht:

    Zitat


    ....
    Das nennt man ihr Mönche Gasse der Ansichten, Höhle der Ansichten, Schlucht der Ansichten, Dorn der Ansichten, Hag der Ansichten, Garn der Ansichten. Ins Garn der Ansichten geraten, ihr Mönche, wird der unerfahrene Erdensohn nicht frei vom Geborenwerden, Altern und Sterben, von Kummer, Jammer, Schmerz, Gram und Verzweiflung, er wird nicht frei, sag' ich, vom Leiden.


    Nun ja, kommt darauf an wie man es und ob man es versteht wie es gemeint war.
    Auf alle Fälle zitierst du hier den entscheidenden Satz: "wird der unerfahrene Erdensohn
    nicht frei vom Geborenwerden, Altern und Sterben
    usw." Und das heißt von der Kette
    weiterer Leben. War es das was du zugestehen wolltest?
    -

  • mukti:
    bel:

    Bewußtsein gibt es nicht "an sich" (und auch nicht einfach nur bedingt durch vorheriges Bewußtsein oder in dessen Kontinuität), sondern "spezifisch von etwas", nur in spezifischer Abhängigkeit von etwas anderem, zunächst Sinnesorgan/Funktion und deren Objekten - es gibt deshalb auch kein "Sehbewußtsein an sich" (und auch nicht allein bedingt von vorherigem Sehbewußtsein) sondern nur eines, daß in Abhängigkeit von einer (auch momentan) spezifischen Form und einem (auch momentan) spezifischen Modus der Sehfunktion besteht - das gilt das für alle andere Sinnesbewußtseinsarten entsprechend.


    Nur mal eine kleine Überlegung dazu:


    Ein Moment ist der Zeitraum zwischen Entstehen und Vergehen eines bestimmten Objektes. Sehbewusstsein entsteht demnach mit dem Objekt von dem Zeitpunkt an ab dem es gesehen wird, und vergeht zu dem Zeitpunkt ab dem es nicht mehr gesehen wird. Wenn dieses selbe Objekt dann wieder gesehen wird, wird es als bekannt identifiziert, weil mit dem Sehen im Geistbewusstsein ein bleibender Eindruck entstanden ist - das wird Erinnerung genannt. Bewusstsein kann auch ohne die fünf Sinne, wenn sie verschlossen sind, alleine vom Geist abhängen. Warum kann es dann keine Erinnerung geben an vorige Leben? Der Körper zerfällt, Bewusstsein besteht geistig, der nächste Körper wird geboren, der geistige Eindruck des vergangenen Lebens ist noch da und kann unter bestimmten Umständen abgerufen werden. In diesem Leben wird nicht immer alles erinnert, es gibt auch ein Vergessen - der geistige Eindruck ist nicht mehr abrufbar, d.h. er ist noch da, aber wird nicht bewusst. So kann mit einer neuen Geburt voriges Leben vergessen sein, aber wieder bewusst werden, in diesem Fall mittels des vierten Jhana.


    Bewußtsein und seine Sinnesfunktionen, eingeschlossen Geist(sinnes)funktion, ganz allgemein zerfallen mit dem Tod ebenso vollständig (M43). Geistbewußtsein selbst hat auch keine Erinnerungsfunktion - sondern nimmt "früheres" nur gefiltert über die Sankhara wahr, also einmal muß der ganze Zyklus durchlaufen werden - dabei wird der "Bekanntheitsgrad" wesentlich durch die Glieder Gefühl, Begehren und Anhaftung bestimmt.
    Auch in M43 wird der Unterschied zwischen einem zerfallenden Bewußtsein (im Tode) und den Bewußtseinsfunktionen desjenigen Übenden definiert, bei dem "Wahrnehmung und Gefühl" erloschen sind (in welchem Jhana auch immer). Von diesem wird gesagt, daß Sankhara zerfallen ist - mithin auch die "Erinnerungsfunktion" , so wie Erinnern gemeinhin verstanden wird, nämlich das Verbinden von nur gedacht "Früherem", ist es ja nicht, sondern nur schon "Gefiltertes" mit Augenblicklichen.
    Die Sinnesfunktions(-kontrollen) sind dagegen "rein" (indriyāni vippasannāni) - eben weil die Sinnesobjekte nicht mehr über eine "Erinnerungsfunktion" (Filterfunktion) verfälscht werden.
    Deshalb kann es da schon überhaupt kein "Erinnern" im landläufigen Sinne geben -abhijanati- sondern anussati/anussarati. Man kommt sehr leicht auf den Unterschied, wenn man die Bedeutungsfelder übereinander legt, und guckt, was bei anussati übrigbleibt. Ich verzichte hier darauf, weil das schon x-mal durchgekaut wurde.

  • bel:

    Damit ist ein weiteres Mal klar, wo der Hase im Pfeffer liegt - wie schon vorher gesagt, im atta-Verständnis. "absolut und ewig" ist deine Ausdeutung, das ist die Billig-Variante von atta, die jeder mit mit nem bissel gutem Willen gleich durchschauen kann - in M38 widerspricht der Buddha jedoch dem Mönch Sati (also seinem Ordensmitglied, nicht etwa einem Brahmanenjünger, der ganz andere Probleme hat) in folgender Auffassung:

    Zitat

    "Tadevidaṁ viññāṇaṁ sandhavati saṁsārāti anaññaṁ."


    Eine übliche Übersetzung lautet : "das selbe Bewußtsein, das von Existenz zu Existenz wandert, kein anderes."...


    Ich stimme mit die darin überein, das der "Hase" da im "Pfeffer liegt" allerdings
    nicht bei mir. M38 hast du ja leider gar nicht verstanden und den Sinn verfehlt.
    Alleine schon der Anfang der Lehrrede zeigt ganz offen, das die Situation eine
    ganz andere war als du behauptest, nämlich genau so wie du es abstreitest.
    Dort heißt es nämlich ganz eindeutig:
    "Ist es wahr, wie man sagt, Bruder Sati,
    du habest diese verkehrte Meinung gefasst:


    'Also verstehe ich die vom Erhabenen verkündete Lehre,
    dass es ein und dasselbe Bewusstsein ist, das den Kreislauf
    der Wiedergeburten durchläuft, kein anderes'?"
    "So ist es, ihr Brüder, allerdings fasse ich die vom Erhabenen
    verkündete Lehre dahin auf, dass es ein und dasselbe Bewusst
    Bewusstsein ist, das den Kreislauf der Wiedergeburten durchläuft, kein anders.' "


    Damit ist völlig klar, das diese Ansicht von einem statisch gleichen und
    damit ewigen Bewußtsein nicht der Lehre entspricht weil nicht vorhanden.
    Wohl aber gibt es ein sich ständig veränderndes Bewußtsein und das
    geht da unter und steigt dort auf - es entsteht und vergeht ständig und
    das entspricht genau dem Bewußtsein in der Paticcasamuppāda sowohl
    als auch in den khandhas. Deine Interpretation negiert die ganze Lehrrede.


    Hier das Orginal:
    "saccaṃ kira te āvuso sāti evarūpaṃ pāpakaṃ diṭṭhigataṃ uppannaṃ: tathāhaṃ bhagavatā dhammaṃ desitaṃ ājānāmi yathā tadevidaṃ viññāṇaṃ sandhāvati saṃsarati, anaññanti."
    "Evaṃ byā kho ahaṃ āvuso bhagavatā dhammaṃ desitaṃ ajānāmi yathā tadevidaṃ viññāṇaṃ sandhāvati saṃsarati, anaññanti."

  • accinca:

    ['Also verstehe ich die vom Erhabenen verkündete Lehre,
    dass es ein und dasselbe Bewusstsein ist, das den Kreislauf
    der Wiedergeburten durchläuft, unveränderlich.'?"


    von "unveränderlich" steht da einfach nix.


    Zitat

    Hier das Orginal:
    "saccaṃ kira te āvuso sāti evarūpaṃ pāpakaṃ diṭṭhigataṃ uppannaṃ: tathāhaṃ bhagavatā dhammaṃ desitaṃ ājānāmi yathā tadevidaṃ viññāṇaṃ sandhāvati saṃsarati, anaññanti."
    "Evaṃ byā kho ahaṃ āvuso bhagavatā dhammaṃ desitaṃ ajānāmi yathā tadevidaṃ viññāṇaṃ sandhāvati saṃsarati, anaññanti."]


    Hatte ich alles selbst zitiert, da steht nirgens "unveränderlich".

  • bel:

    Hatte ich alles selbst zitiert, da steht nirgens "unveränderlich".


    "kein anderes" ist unverändert.
    Sagt ja auch tadevidaṃ ein und dasselbe also unveränderlich.

    Einmal editiert, zuletzt von accinca ()

  • accinca:
    bel:

    Hatte ich alles selbst zitiert, da steht nirgens "unveränderlich".


    "kein anderes" ist unverändert.


    Das behauptest Du einfach, noch mal erklär ich es nicht.
    Allerdings kann das was da steht, eben zu dieser weiteren Ableitung führen, wie eben bei dir. Sati war schon n bissel schlauer.

  • bel:

    Sati war schon n bissel schlauer.


    Das glaube ich nicht.
    Er war wohl eher ein klassischer Vertreter eines atta-glaubens.
    Auf alle Fälle "wird der unerfahrene Erdensohn
    nicht frei vom Geborenwerden, Altern und Sterben usw."

  • accinca:
    bel:

    Sati war schon n bissel schlauer.


    Das glaube ich nicht.
    Er war wohl eher ein klassischer Vertreter eines atta-glaubens.
    Auf alle Fälle "wird der unerfahrene Erdensohn
    nicht frei vom Geborenwerden, Altern und Sterben usw."


    Das streite ich ja nicht ab :)
    "unverändert" ist übrigens "nicca" oder "dhuva"


  • Genau, "unverändert" ist schon die Konsequenz aus tadevidaṃ.

  • bel:

    "unverändert" ist übrigens "nicca" oder "dhuva"

    accinca:

    Genau, "unverändert" ist schon die Konsequenz aus tadevidaṃ.


    eben nicht zwingend, sonst würde es ja da stehen und der Buddha hätte sich auch seine Nachfrage sparen können.
    Aber da du auf den Gedanken kommst, kann man davon ausgehen, dass auch diese Vorstellungen Legion sind.


    So, wenn jetzt nicht noch unverhofft was Neues vorgebracht wird, was eure "Personellen Wiedergeburts-Theorien" stützt, mach ich erst mal ne Pause.

  • blue_aprico:

    bel:

    Zitat

    Es geht im ganzen Sutta immer um die Selbstbezüglichkeiten von Ansichten, also nicht etwa um "Rechte Ansicht".


    Ne, diese "Adepten" denken sich was und halten diesen Gedanken als "wahre und bewiesene" Ansicht fest, das ist das aber das Gegenteil von "Selbstwesenschau" zu der Buddha auffordert. Es geht also um einen Mangel an Klarheit, an "eigener" Erkenntnis von Wahrheit und Wirklichkeit.


    Das widerspricht sich ja nicht, ganz im Gegenteil, verstehe nicht, was da das "Ne" soll.

  • Nee. "e" vergessen.


    Hast "vergessen" zu zitieren:
    Nur dies, die Selbstwesensschau, taugt (letztlich) als "Beweis" ( "sich" Erweisen von Wahrheit und Wirklichkeit ) - und "Nicht-Beweis" ( nicht-erwiesene Wahrheit und Wirklichkeit; "großer Zweifel" )


    So ist es halt im "Buddhismus". So ist die Lehre die Praxis. Die wird auch nicht anders.

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • Sie sagen, es gibt einen
    (wandernden) Wesenskern, es gibt keinen,
    sie sagen das aber nicht aus Selbsterkenntnis...
    Gleichwohl stellt Buddha ja nicht die Wiedergeburt in Frage,
    ob du nun willst oder nicht,
    und so bleibt es ein Kreisen um Ansichten, oder auch Glaube,
    wenn es keine Selbsterkenntnis gibt.
    Das merkt ja ein Buddha, ob es da Selbsterkenntnis gibt,
    aber er fragt noch mal nach, es könnte ja sein,
    es hakt nur an einer "subtilen Stelle",
    was den "Erweis" im Ausdruck verzerren kann.
    Und freilich kannst du dir da nix heraus nehmen
    an Ansicht und Glaube, auch wenn du kein Priester bist;
    die aufgeführten Ansichten sind nämlich
    allesamt menschlich,
    allein der Priester predigt sie obendrein.
    Es gibt ja heutzutage auch "Weltanschauungspriester",
    die behaupten, sie wären ohne Glauben,
    und ihre Sichtweise wäre vernünftig-aufgeklärt
    was aber Unsinn ist, weil Persönlichkeitsansicht und "Gestimmtheit"
    so oder so Ansicht und Glauben mit bestimmt.
    Und nun kannst du behaupten, du wärest frei von Selbst-ich,
    aber das wäre jetzt nicht grad "vernünftig" ;)

    5 Mal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • accinca:
    bel:

    Sati war schon n bissel schlauer.


    Das glaube ich nicht.
    Er war wohl eher ein klassischer Vertreter eines atta-glaubens.
    Auf alle Fälle "wird der unerfahrene Erdensohn
    nicht frei vom Geborenwerden, Altern und Sterben usw."


    Frei werden von Geburt, Alter und Tod, darum dreht sich die Lehre des Buddha
    und darin liegt das Leben mit allem Dukkha.
    Alles andere aufgezählte Leiden kann sich daher darunter einreihen.
    Und ohne die Befreiung von Geburt, Alter und Tod setzt sich das Leiden
    immer weiter fort und diese Befreiung geschieht nicht von alleine durch
    den Tod eines Fleischleibes.
    Wird das ausgeklammert, gibt es keine Lehre von der Leidbefreiung und
    wäre auch gar nicht nötig. Von was sollte sie auch befreien?
    Daher gäbe es keinen Grund für diese Lehre (bzw. diese Befreiung) wenn
    durch den Tod des Fleischleibes diese Befreiung von Geburt, Alter und Tod
    (und damit des Leidens) von selber eintreten würde.
    Unter den Umständen wäre eine solche Lehre völlig unsinnig und es genügte
    ein wenig Humanismus bis zum tode aber nicht eine solche tief gehende Praxis
    der Überwindung jeglichen Anhangens. Und das war auch damals schon völlig klar.
    -

  • Accinca,


    Zitat

    Daher gäbe es keinen Grund für diese Lehre (bzw. diese Befreiung) wenn
    durch den Tod des Fleischleibes diese Befreiung von Geburt, Alter und Tod
    (und damit des Leidens) von selber eintreten würde.


    natürlich tritt die Befreiung von selbst ein, denn derjenige, der stirbt, erlebt ja seine nächste Geburt überhaupt nicht, wenn es denn überhaupt so wäre.


    Zitat

    Unter den Umständen wäre eine solche Lehre völlig unsinnig und es genügte
    ein wenig Humanismus bis zum tode aber nicht eine solche tief gehende Praxis
    der Überwindung jeglichen Anhangens. Und das war auch damals schon völlig klar.


    Nein, die Lehre ist auch unter diesen Umständen nicht völlig unsinnig, denn ein bisschen Humanismus reicht absolut nicht aus, um den Zustand von Freiheit, Befreiung, zu erleben. Dazu braucht es schon diese tiefgehende Praxis und auch das Loslassen von allem, was uns lieb und teuer oder widerwärtig ist. Die Aufhebung des begrifflichen bzw. unterscheidenden Denkens ist der Dreh- und Angelpunkt. Alles andere ist und bleibt Dukkha, selbst wenn es aus guten Motiven besteht.


    Wie erklärst Du Dir eigentlich die geringe Zahl derer, die eine Befreiung nach Deiner Interpretation der Lehre angestrebt und erreicht haben, im Verhältnis zu der gesamten Menschheit, die noch im Dunkeln tappt?
    Wozu soll also da die Lehre gut gewesen sein? Wieso war auch schon der Buddha überzeugt, dass diese Lehre nicht überlebt, sondern verwässert wird?


    _()_ Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)