Habt ihr ein Bodhisattva-Gelübde abgelegt?

  • Ich kenne die Lehren der Bodhisattva-Tugenden. Ich weiß nicht wie oft ich gelesen habe oder gehört habe, dass ein Bodhisattva seinen Körper gibt für andere, z.B. für Tiere, damit sie sich davon ernähren.


    Ich weiß nicht wie oft ich auf Menschen gestoßen bin, die Bodhisattva-Gelübde genommen haben und sich schändlich verhalten haben.


    Wenn ich hier lese, dass man ja alles reparieren könne, die Bodhisattva-Gelübde also sooo ernst nicht zu nehmen sind, dann bin ich erschüttert.


    Wenn ich hier lese wie irgendwelche Lamas schwadronieren über Bodhicitta und Ego, dann rechne ich ihre Überheblichkeit ihrer weltlichen Position in ihrer Tradition zu und möchte nicht in ihrer Haut stecken, wenn sie den letzten Atemzug nehmen.


    Ich sage euch, wer ein Bodhisattva Gelübde nimmt, fährt entweder sofort zur Hölle oder tritt sofort aus dem weltlichen Leben aus.


    Ich werf es aber niemandem vor, sich derart hinters Licht geführt haben zu lassen und sich Bodhisattva-Gelübde aufgeschwatzt haben zu lassen. Im Gegenteil, dem aufgesessen zu sein, spricht dafür, dass die edelsten Tugenden in einem schlummern. Insofern schwebt ihr nun zwischen 'zur Hölle fahren' und 'aus dem weltlichen Leben austreten'.

    Wenn ihr euch aber nicht entscheiden könnt, ist es wohl das Beste, ihr gebt eure Gelübde zurück.



    Mögen alle Wesen Befreiung aus dem Daseinskreiselauf erlangen. :heart:

    Mein Motto: "Nur Materie ist real." Probier's mal aus :)

  • Deine Sichtweise ist total übertrieben. Dann dürfte ja nur derjenige Bodhisattvagelübde nehmen, der schon ein Bodhisattva ist. So jemand braucht aber gar kein Gelübde mehr, weil er sich eh ganz von Natur aus dran hält.


    Du könntest genauso gut fordern, dass niemand, der nicht schon wie ein Buddha ist, Buddhist sein dürfte.


    Man ist doch auf dem Weg. Selbst wenn man so'n Mist baut, dass man in die Hölle kommt, ist man immernoch auf dem Weg.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Wenn man das Bodhisattva-Gelöbnis abgelegt hat, sorgen die Buddhas dafür, dass man auch ein Bodhisattva wird. Fehler sind Stufen auf dem Weg. Solange man ernsthaft den Entschluss gefasst hat ein Bodhisattva zu werden, wird man auch einer.

  • Liebe Lirum Larum,


    nun mag es ja verschiedene Versionen der Gelübde geben. Ich hab mal nur kurz einen Blick geworfen in eine sehr gute Zusammenstellung von Gelübden eines tibetischen Mönches (es handelt sich dabei aber nicht um monastische Gelübde) und da reicht mir bereits der Blick auf die ersten drei Bodhisattva-Hauptgelübde, um die Gelübde im Kontext Laientum und was nur diese drei Gelübde eigentlich zur Folge haben müssten einschätzen zu können.


    Nur um nicht missverstanden zu werden: ich habe nicht den geringsten Zweifel daran, dass die von Buddha gelehrte ethische Lebensführung, dass der Vorsatz sich daran zu halten und die gewissenhafte Überprüfung das A und O des Pfades sind und dass der Erfolg des Pfades sich niederschlägt in ethischer Lebensführung und dem Auslöschen der Geistesgifte.

    Ich habe aber Zweifel an der Sinnhaftigkeit dieser Gelübde für Laien und mich würde auch interessieren, wann und durch wen der Brauch, dass Laien diese Gelübde ablegen können, eingeführt wurde.

    Mein Motto: "Nur Materie ist real." Probier's mal aus :)

  • Hallo stevie 12


    Um etwas zu erreichen

    wünscht man sich ja erst einmal es zu erreichen .

    Für mich ist es eher Zuflucht zu nehmen zu den Segenswünschen für alle Wesen und Gelübde hab ich keine abgelegt.

    Im Buddhismus gibt es eben auch solche und solche und zu welchen du dazu gehören mögest muss halt jeder selbst entscheiden .

    Es ist jedoch nicht im Sinne der liebevollen Güte und des Mitgefühs den Zeigefinger zu schwingen ;)


    LG UND NUR MEINE MEINUNG :sunny:

  • Ich empfehle Dir zum besseren Verständnis von Sinn und Zweck der Gelübde das Heftchen von Geshe Thubten Ngawang "Die Bodhisattvagelübde" zu lesen. Gelübde sind im Buddhismus allgemein Übungen, nicht Bedrohungen. Bodhisattvagelübde sind nicht toxisch sondern sehr heilsam.


    Offensichtlich sind Dir die Hintergründe um diese Gelübde nicht geläufig.

    Macht nichts, man kann nicht alles wissen. Aber es empfiehlt sich dann, auf dem Teppich zu bleiben.


    Edit: Schau mal hier: Wurzelgelübde des Bodhisattvas — Study Buddhism

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Liebe Losang Lhamo,


    natürlich muss ich mich an meinen eigenen Maßstäben messen und die Gelübde als Bestandteil eines Dharma-Weges respektieren.


    Vielleicht ist es ja auch der Anschein einer soziale Kontrolle, die einen offiziell, vor Anderen ausgesprochenen Entschluss wirkungsvoller macht als wenn man den Entschluss nur für sich fasst. Ich bin am Wort 'Gelübde' hängengeblieben. Ein 'Entschluss vor Anderen' hätte sich für mich anders gelesen.


    Und wo du nun die Gelübde verlinkt hast, bleibe ich gleich wieder hängen und zwar an Nr. 2, weil man ja doch in einigen Schriften lesen kann, dass der Bodhisattva alles weggibt. Aber gut, vielleicht nehmen wir es einfach als idealisierende Übertreibung, um Demut hervorzurufen?


    Wenn wir 'weggeben' durch 'teilen' ersetzen, müsste ein Bodhisattva alles teilen, weil wenn er es nicht täte, würde er/sie ja anhaften und das ist nicht zulässig. Das finde ich schon eine verdammt schwere Prüfung, weil eine andere Ursache als Anhaftung kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, wenn man nicht alles teilt. Da bin ich also die Manifestation von Anhaftung, ich bin sozusagen Anhaftung aus Fleisch und Blut und ich weiß ganz genau, warum diese Gelübde nichts für mich wären.

    Mein Motto: "Nur Materie ist real." Probier's mal aus :)

  • Vielleicht solltest du versuchen, die Perfektion aufzugeben. Perfektion kann ganz schön hinderlich sein.

    :buddha: Es geht immer darum, sich in die Unannehmlichkeiten des Lebens hineinzulehnen und sich diese ganz genau anzuschauen. :buddha:

  • Es kann auch gut sein, dass die Bodhisattvagelübde eine Praxis sind, mit der Dein Geist noch nichts am Hut hat. Es ist eben eine höhere Praxis, die man auch wirklich verstehen sollte oder zu der man ein natürliches Grundvertrauen verspürt.

    Wenn man das so katholisch versteht und meint, man kommt in die Hölle, falls man was aus Versehen übertritt, dann ist der Geist dafür blockiert und man sollte sie dann auch nicht nehmen.


    Das ist nicht schlimm, wenn man die Gelübde nicht nehmen möchte und es mit den Tantraeinweihungen dann auch lieber lässt. Ich kenne auch tibetische Buddhisten, die das so machen. Man kann auch andere gute Praxis und Meditationen machen.


    Hier im Thread ging es aber ursprünglich nicht um die Daseinsberechtigung der Gelübde oder um ein Beurteilen der Lernenden, die die Gelübde genommen haben.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • ---

    Wurzelgelübde des Bodhisattvas — Study Buddhism

    Das ist nochmal der Link von oben, aber der Unterpunkt "Aufrechterhalten der Gelübde" und danach noch, welche Faktoren dazu zu gehören, dass die Gelübde schwer gebrochen sind.

    Lies mal erstmal nicht die Gelübde, weil Du sie eh noch nicht recht verstehst, sondern schau mal, was alles dazugehört, sie zu brechen.

    Und das Brechen vermeidet man nicht aus Angst vor der Hölle - man kommt eher in die Hölle, wenn man Hass entwickelt - sondern um die Gelübde nicht zu schwächen. Wozu braucht man starke Gelübde? Nicht als Gängelband, sondern weil sie einen schützen und den Weg für eine gute Praxis ebnen helfen. Gelübde sind Schutzschilde. Wenn sie schwach sind, ist das sehr schade drum, aber es ist keine "Sünde" im christlichen Sinne, die mit Schuld und Vergeltung zu tun hat.


    Man muss sich mit Buddhismus lange befassen, bis man erkennt, wie weit das wirklich von unserer christlichen Prägung manchmal entfernt ist.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Wenn ich mir, mal als Beispiel, vornehme ab jetzt immer mein Geschirr direkt nach dem Essen abzuspülen, dann kann ich das auch in Form eines Gelübdes tun. Nur, weil ich das nun jetzt gesagt habe, heißt das nicht, dass ich das auch sofort schaffen werde. Was es aber bewirkt, ist, dass ich mich damit auseinander setze. Ich fange an darüber nachzudenken, wieso es so wichtig ist (oder sein kann) das Geschirr direkt abzuspülen. Wenn ich es dann nicht gemacht habe und es rumstehen sehe, werde ich mich daran erinnern, dass ich das so ja eben nicht mehr machen wollte. Entsprechend achte ich auf eine Besserung. Das Vorhaben, oder Gelübde, ist also mein Ziel und dient mir als stetige Erinnerung was ich erreichen will und dient gleichzeitig als Basis für meine Überlegungen wieso ich es erreichen will. Würde ich mein Geschirr schon immer direkt nach dem Essen abspülen, dann gäbe es gar keinen Grund darauf einen Gedanken zu verschwenden.

    _()_

  • Doch.Die Pancasila(5)und weiterführenden Pratimoksha'Gebote sind "monastische".Der Mönch führt dagegen nicht die Zen-Buddhistischen(Bodhisattva) Gebote an?Die beruhen auf dem Brahma-Net-Sutra(als Teil der Sanskrit Sutra).


  • Liebe Losang Lhamo,


    wie gesagt, wenn die Sichtweise eines Dharma-Weges ist, dass man Gelübde benötigt als Ersatz für einen Entschluss oder weil ein Entschluss alleine sonst nicht besonders wirksame wäre, dann ist das für mich in Ordnung. Das ist halt dann die Praxis eines Dharma-Weges, der nicht meiner ist, weil ein Gelübde, das de facto aussagt 'Ich gelobe keine Anhaftung zu haben' für mich keinen Sinn macht. Ein Gelübde, das aussagen würde 'Ich gelobe an der Auslöschung meiner Anhaftung zu arbeiten.' würde eher Sinn machen, aber das ist doch eigentlich nichts anderes als mein Entschluss, den ich sowieso getroffen habe.


    Nun ein kleines Elaborat über das Gelübde als solches aus meiner Perspektive:

    Wenn ich nun ein Gelübde der Art 'Ich gelobe keine Anhaftung zu haben' nehmen würde, dann hätte ich es in dem Moment, in dem ich es nehme, bereits gebrochen. Und so hätte ich dann nichts weiter zu tun als kontinuierlich mein Gelübde zu reparieren um es im nächsten Moment schon wieder zu brechen. Statt mich auf meinen Anhaftungen zu fokusieren, würde ich mich dann nur mehr auf das Gelübde fokusieren, weil ICH ja MEIN Gelübde gebrochen habe und es reparieren muss.

    So ein Gelübde stellte für mich also eine zusätzliche Ebene dar, die nicht nur überflüssig ist, sondern auch immer wieder in die Kerbe meiner angeborenen Ignoranz schlägt und dieser eine erworbene Ignoranz hinzufügt: denn es war ja meine Intentionalität, ICH war es, der die Entscheidung getroffen hat, so ein Gelübde abzulegen, weil einen natürlichen Impuls nach einem Gelübde kann ich in meinem Inneren nicht finden. Was ich aber in meinem Inneren finden kann, ist ein natürlicher Impuls meine Anhaftung loszuwerden.

    Soll heißen: Nur wenn sich das ICH einmischt, könnte ich erst auf den Gedanken kommen, ein Gelübde nehmen zu wollen. Während der Entschluss Anhaftung zu überwinden ein direkter Impuls von was-auch-immer ist, ist ein Wunsch nach einem Gelübde die Fabrikation meines ICH und seiner gekünstelten Gedankengänge.


    Bitte ... was ich hier schreibe ist meine individuelle Perspektive, gesprochen aus der Sphäre meiner individuellen unteilbaren Erfahrung, und damit ist keinerlei beabsichtigte Generalisierung verbunden! Ich unterstelle mit meiner individuellen Wahrnehmung niemandem, der ein solches Geblübde nimmt, dass er/sie aus Ignoranz handelt. Im Gegenteil, jemand der ohne viel darüber nachzudenken, aus innerem Antrieb heraus, freudvoll und ohne Zweifel so ein Gelübde nimmt, ist sicher mit Verdiensten gesegnet, von denen ich nicht mal träumen kann.


    Mögen alle Wesen Befreiung aus dem Daseinskreislauf erlangen :heart:

    Mein Motto: "Nur Materie ist real." Probier's mal aus :)

  • --- ja gut, das kannst du ja bei deiner eigen Kreation "Ekayana" machen wie du willst, aber wenn du mit Leuten diskutierst die Linien und Traditionen folgen die nicht aus einer Laune heraus am Stammtisch ersonnen wurden, wäre es gut, auf deren Ebene zu bleiben. Dein ewiges Dagegengerede nervt mich zugegebenermaßen gerade tierisch

    :vajra: 200px-Mani_mantra.svg.png :vajra:

  • --- ja gut, das kannst du ja bei deiner eigen Kreation "Ekayana" machen wie du willst, aber wenn du mit Leuten diskutierst die Linien und Traditionen folgen die nicht aus einer Laune heraus am Stammtisch ersonnen wurden, wäre es gut, auf deren Ebene zu bleiben. Dein ewiges Dagegengerede nervt mich zugegebenermaßen gerade tierisch


    Liebe(r) Dawa Tschöden,


    ich verstehe es nicht als Dagegenreden, wenn wir unsere Erfahrungen austauschen. In dieser allgemeinen Forumsabteilung zur Praxis sind natürlich die Sichtweisen aller Traditionen willkommen und auch alle Erfahrungsmeldungen, die mit den Sichtweisen der Traditionen übereinstimmen ebenso. Aber ich denke nicht, dass dies eine Zensur individueller Erfahrungen zur Folge haben muss, die nicht zu 100% mit einer der Traditionen übereinstimmen.

    Mein Motto: "Nur Materie ist real." Probier's mal aus :)

  • Ich hab da neulich einen Post hier einfach überlesen.;)


    Aber auf der anderen Seite find es schon gut ,wenn Dawa auch mal deutlich macht, das man zwar im Dharma einen Gewissen Interpretiationsspielraum hat,alles drehen und wenden wie man gerade will kann man aber trotzdem nicht.:buddha:


    Ich hab mir mein Bodhisattvaversprechen übrigens von Karmapa aufschwätzen lassen. Aber wenn der im Sommer nach Deutschland kommt werd ich es bestimmt nicht zurückgeben sondern lieber wieder erneuern.


    :rad:

  • @mkha' ja, sowas ähnliches dachte ich mir dann eben auch. Die ganze Sache ist aber natürlich auch ein exzellentes Beispiel dafür, ob nun äußere Bedingungen oder der eigene Geist das Leid verursacht ;) In gewissen Situationen hilft da wirklich nur noch die Ignore Funktion :D

    :vajra: 200px-Mani_mantra.svg.png :vajra:

  • Liebe "Tibeter",

    Habt ihr denn eines oder mehrere besagter Gebote angenommen?*

    Oder zeitweise?Zum Beispiel an Tagen von Einweihungen o.ä.?


    *War das nicht die urspr.Frage??

  • Liebe "Tibeter",

    Habt ihr denn eines oder mehrere besagter Gebote angenommen?*

    Oder zeitweise?Zum Beispiel an Tagen von Einweihungen o.ä.?


    *War das nicht die urspr.Frage??

    Nein.


    Die ursprüngliche Frage lautet:


    Habt ihr ein Bodhisattva-Gelübde abgelegt?


    Und wenn ja, wie und wo habt ihr das gemacht?


    lg

    _()_

  • In gewissen Situationen hilft da wirklich nur noch die Ignore Funktion :D

    Weißt Du, Dawa Tschöden, verstehen kann ich das, ... doch ich selbst sperre niemanden durch diese Funktion aus, (und habe auch noch nie jemanden ausgesperrt). Mein Lehrer _()_ riet uns: "Ehret Eure "Feinde", nur sie können Euch (geistige) Disziplin lehren."

    Respekt würde bestimmt viel Stress auf der Welt verhindern. Tsongkhapa ging ja sogar soweit zu sagen: "Wertschätzung ist die Wurzel des Heilsamen." (Mittlerer Stufenweg, Lamrim Bringpa).


    Nichtsdestotrotz reicht ein dreimaliges geduldiges Erklären aus. Wenn es dann immernoch nicht verstanden werden will, wird klar, dass weitere Erklärungen es auch nicht besser machen werden.

    Diese Konsequenz hat mit Ignore und Genervtsein nichts zu tun. Es ist nur energiesparendes Schweigen. :like:

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Nach meinem Verständniss gehört es zum Bodhisattva Versprechen dazu ,niemanden ganz abzuscheiden.


    Aber man muß auch niemandem hinterherlaufen . Das ist ja der Trick beim Bodisattva Gelübte,es geschieht immer vollkommen freiwillig.


    :rainbow: