Nobody is perfect...

  • Lieber void,

    Danke, dass du mir deine weltliche Interpretation von Buddha-Aktivität dargelegt hast. Ich verstehe dich. Du siehst das mit den Augen der Welt, die an sich glaubt. Und da bist du sicher nicht allein, denn du hast die Welt auf deiner Seite. Ich diskutiere nicht mit der Welt, deshalb diskutiere ich auch nicht mit dir, missverstehe also bitte meine Worte nicht als Versuch, dich und die Welt von eurem Glauben abzubringen. Ich lege nicht die Maßstäbe der Welt an und nur dies tue ich hier kund.

    Aber zum einen verstehe ich nicht, warum du schreibst

    "Und es mindert natürlich Buddha und seine Fähigkeit, ganz weltliche und praktische Probleme zu lösen herab"

    - warum schreibst du so etwas? - Buddha wirkt immer zum Wohle der Welt und der Weltlinge.

    und zum anderen - wenn ich all deine weltlichen Interpretationen rausnehme - kann ich nicht erkennen. warum seine Regel zur Reihenfolge der Toilettenbenutzung (ich gehe davon aus, dass es die Regel tatsächlich so gab wie du hier schilderst) eine weltliche Regel sein sollte oder dass wegen dieser Regel der Vinaya weltlich sein sollte. Ist er nämlich aus meiner Perspektive nicht und diese Regel auch nicht.

    Mir scheint, du verwechselst, was dir gewöhnlich weltlich erscheint mit der Buddha-Aktivität. Ich halte es nicht für unnötig, Buddha-Aktivität von weltlicher Aktivität zu unterscheiden. Ganz im Gegenteil.

    Alles was der Buddha lehrte, lehrte er unter Verwendung von weltlicher Sprache, weil seine Lehre an die Welt gerichtet war. Er sprach von rechter Rede, rechter Anstrengung etc etc von 'du sollst kein Leben nehmen' (diese Vorschrift könnte auch sehr weltlich interpretiert werden!) etc etc er sprach so, damit es die Welt verstehen konnte. So sprach er auch von Toilettenbenutzung. Er wandte damit die Täuschungen an, der die Welt unterliegt, um zu helfen, mit jedem seiner Worte! Da er aber - wenn er so spricht - weiß, dass die Welt/die Weltlinge niemals wissen kann/können, worüber er spricht, obgleich sie seine Worte verstehen, ist keines seiner Worte weltlich, sondern Buddha-Wort zum Wohle der Getäuschten.

    _()_


    Mein Motto: "Nur Materie ist real." Probier's mal aus :)

  • Wobei mich ja doch mal interessieren würde, wie man bzw. wie --- den Massenselbstmord in einer spirituellen Übungsgemeinschaft (wenn man der Schauerstory mal wirklich historische Akkuratesse zubilligt) ganz konkret "überweltlich" wertet.


    Liebe(r) Sudhana,


    könnte ich Buddha-Aktivität angemessen bewerten, dann wäre ich ein halber Buddha, nämlich einer der weiß und ich wäre dann immer noch kein vollkommener Buddha, wenn ich nicht die Worte fände, die dich zufrieden stellen könnten.


    _()_

    Mein Motto: "Nur Materie ist real." Probier's mal aus :)

  • Buddha verkündete die Entsagung. Und zwar nicht nur die Entsagung von persönlichen Wünschen ( zugunsten des Kollektiven und Sakralen) sondern auch die Enstagung von Familie, von Gesellschaft und amit auch von den Göttern die der Gesellschaft heilig sind. Selbst "Devas" und "Nagas", also das was für viele Gesellschaften das höchte und heilige verkörpert, werden unter "samsarisches" eingeordnet, sie müssen ihren Heiligenschein an der Garderobe abgeben und sich mit all den anderen veblendete, leidenden Wesen einreihen.


    Buddha tranzendiert nicht nur das Einzelwesen sondern auch den Bereich des Kollektiven und Sakralen. Aber gerade weil uns unsere Gefühle des Erahabenen, des Heiligen des Magischen, der sakralen Weltordnung, so wichtig sind, gibt es eine Tendenz das nicht hinzunehmen und stattdessen Buddha zu einem sakralen Idol zu machen und unter die Göttergestalten einzuordnen.


    Lieber void,


    Buddha verkündete auch die Entsagung von weltlichen Erwägungen und damit die Entsagung von Extremen. Letzteres scheint dir fremd zu sein, denn du siehst ein Extrem, lehnst es ab und entscheidest dich für das andere.


    Du kannst das Nicht-Weltliche nicht denken, kannst aber nicht vom Denken lassen, deshalb verfällst du in Extreme.


    Der mittlere Weg ist nicht einfach zu erlangen. Er ist nicht von dieser Welt.


    _()_

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  • Ich glaube es wurde schon erwähnt, dass Buddha von manchen Praktizierenden Eigenschaften zugeschrieben werden die eigentlich eher aus Monotheismen bekannt sind und dann auch typische Problemstellungen davon aufwerfen. Die "Allwissenheit" im PK bezieht sich auf tevijja. Ausserdem bedeutet "alles" im PK "die sechs Sinne". Also menschliche Fähigkeiten, keine theistischen.


    Lieber Spock


    das ist doch Unsinn, wenn du die Extreme menschliche Fähigkeiten vs theistische Fähigkeiten aufmachst, und Buddha-Gewahrsein den menschlichen Fähigkeiten zuschreibst.


    Warum folgst du denn dann dem Buddha Wort und nicht dem Wort irgendeines Menschen?


    _()_

    Mein Motto: "Nur Materie ist real." Probier's mal aus :)


  • Aber es war doch er, der die Befreiung erlangt hatte, und nicht alle Menschen oder irgendein Mensch. Und deshalb folgst du seinen Worten und nicht den Worten von einem der vielen angebliche Befreiten die heutzutage ihre Bücher auf den Markt werfen.


    So wie er seine Lehre 'in der Mitte verkündet' hat, so muss er auch 'in der Mitte' gesehen werden und die Mitte ist nicht von dieser Welt, denn

    Zitat

    Auf zweierlei (Möglichkeit) kommt, Kaccāyana, diese Welt zumeist hinaus [28], auf Sein und auf Nichtsein. ...Durch Aufsuchen, Erfassen und Dabeiverbleiben [29] ist ja, Kaccāyana, diese Welt zumeist gefesselt.

    Kaccānagotta Sutta


    Der Buddha ist nicht von dieser Welt. er ist Arya, ein 'Überweltlicher'.


    _()_:rad:

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  • Du fragst ja grade mich und mir persönlich ist es total egal wer das ist. Es hätte auch die Bäckersfrau sein können, wenns hilft.

    'wer das ist'?


    Wenn's das ist, dann mach dir darüber keinen Kopf, aber folge seiner Lehre.


    _()_

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  • 'wer das ist'?

    Für mich ist "er" eine Textüberlieferung (unabhängig davon wie historisch echt das Überlieferte ist). Aber für andere nicht und ich will nicht unhöflich sein, darum sage ich "er" und dass "er" im PK ein Mensch ist, kann man nun wirklich nicht bestreiten.

    Vollkommen i.O. für mich. Ich sag ja, dass die Frage 'wer das ist' unangemessen ist und dass er im PK ein 'ganz besonderer Mensch' ist, sollte sich von selbst verstehen.


    _()_

    Mein Motto: "Nur Materie ist real." Probier's mal aus :)

  • Vollkommen i.O. für mich. Ich sag ja, dass die Frage 'wer das ist' unangemessen ist und dass er im PK ein 'ganz besonderer Mensch' ist, sollte sich von selbst verstehen.


    _()_

    Für mich ist das unlogisch, dass es unangemessen sein soll. Auch ein ganz besonderer Mensch ist ein Mensch.

    'Auch ein ganz besonderer Mensch ist ein Mensch' Aus der Sicht der Welt mag das schlüssig sein. Aber bereits aus Sicht des PK ist das nicht mehr schlüssig, denn man folgt ja nicht jedem Menschen.


    Die Frage zu stelllen 'wer das ist' ist deshalb unangemessen, weil man ja über die eigene Wahrnehmung hinaus, nichts wird finden können.



    _()_

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  • 'Auch ein ganz besonderer Mensch ist ein Mensch' Aus der Sicht der Welt mag das schlüssig sein. Aber bereits aus Sicht des PK ist das nicht mehr schlüssig, denn man folgt ja nicht jedem Menschen.

    Ich vermute du assoziierst zu viel mit dem Wort "Mensch". Welche Sicht hast du um sagen zu können, dass Buddha kein Mensch war? (Das ist eine ernstgemeinte Frage)


    Auch ein besonderer Mensch ist ein Mensch. Wenn es nach deiner Sicht nicht so ist, dann würde mich die Begründung interessieren.


    Ich habe doch nie gesagt, dass Buddha kein Mensch gewesen wäre. Wie hätte er denn sonst mit den Menschen kommuniziern können?


    Natürlich ist ein besonderer Mensch auch ein Mensch. Das ist unstrittig. Aber nicht jeder Mensch ist ein besonderer Mensch hinsichtlich besonderer Zielsetzungen.


    _()_

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  • Ja sicher, aber dann verstehe ich nicht was extrem daran sein soll, dass ich menschliche Fähigkeiten als menschliche Fähigkeiten bezeichne. Mir geht es grade nicht ums besserwissen, sondern ich finde das verwirrend.

    Lieber Spock,


    es ist einfach so, dass hier in diesem Thread Weltlinge - du magst ja eine Ausnahme sein - die Unterscheidung gemäß welticher Maßstäbe propagieren.

    Und für diese Weltlinge ist alles, was den Buddha und seine Aktivitäten von der Welt unterscheidet, eine Überhöhung ins 'religiöse' oder ins 'göttliche'.

    Sie verstehen nicht, dass alles was die Welt versteht und was sie selbst verstehen, nicht auffindbar ist.


    Worüber reden wir dann eigentlich?


    Wenn wir über die Worte des Buddha reden, dann reden wir über Buddha-Aktivitäten, welche mit dieser Welt, mit dem was wir verstehen können, nur insofern etwas zu tun hat, als die Worte zwar für uns verständlich sein mögen, mit unserer Welt aber nichts zu tun haben, sondern uns darüber hinaus führen. Buddha sei Dank!


    _()_

    Mein Motto: "Nur Materie ist real." Probier's mal aus :)

  • Nur damit wir nicht aneinander vorbei reden: "mit unserer Welt aber nichts zu tun haben, sondern uns darüber hinaus führen" damit meinst du "überweltlich", also "ohne Anhaftung und ohne Unwissenheit"?

    So in etwa, ja.


    _()_

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    • Offizieller Beitrag

    Lieber void,

    Danke, dass du mir deine weltliche Interpretation von Buddha-Aktivität dargelegt hast. Ich verstehe dich. Du siehst das mit den Augen der Welt, die an sich glaubt.

    Ich denke nicht, dass du mich versteht.Im Buddhismus geht es um die vollständige Befreiung vom Leid. Um die Überwindung von Samsara und das Erlangen von Nibbana. Und es ist von zentraler Bedeutung das zu sehen, was zu diesem Ziel hinführt und das was anderen Zielen dient. Wenn Buddha den Alltag seiner Mönche regelt dann tut er das im Hinblick auf dieses Ziel.


    Der zentrale Punkt ist das Ziel. Und Buddhadhamma ist Budddhadhamma weil es zur Befreiung führt.


    Während demgegenüber andere Unterscheidungen von "weltlich", egal ob jetzt " nicht-übernatürlich", "nicht-sakral", " nicht-araya" nicht wichtig sind. Und jetzt sagst du, dass ich damit die Perspektive der Welt vertreten würde.

  • Ich habe keine solche Sicht auf den Buddha. Im Gegenteil: Ich nehme mehrfach in der Woche und immer wieder neu und aufrichtig Zuflucht zu Buddha, Dharma und Sangha. Ein fehlerhafter und menschlicher Buddha hält mich davon nicht ab:


    Das ist ja okay.

    Es ging aber in weiten Teilen dieses Threads darum, ob das überhaupt fehlerhaft war, als der Buddha vor einer bestimmten Versammlung von Mönchen über die Unschönheit des Körpers gesprochen hat.

    Das hast du auch mit deinem letzten Beitrag noch nicht gezeigt.

    Du kennst überhaupt nicht die genaue Rede des Buddha und überhaupt nicht diese Mönche und schon gar nicht die Intention des Buddha zur Zeit dieser Rede.

    Wenn Mönche in einem einzigen Fall mal einen Massenselbstmord begangen haben wegen der Unschönheit des Körpers - warum soll der Buddha sich da fehlerhaft verhalten haben? Der Buddha hat sich doch nicht umgebracht! - Höchstens die Mönche haben sich fehlerhaft verhalten.


    Ganz allgemein gesagt, ist es immer absurd, in einem Fall wo wir nicht dabei gewesen sind und so wenig Informationen haben wie in dem besagten Sutta, jemanden irgendeine Schuld oder Fehler zuzuweisen. Wenn der Fall vor Gericht käme, müssten Zeugen geladen werden, die dabei gewesen waren und der Buddha selbst müsste gehört werden.


    Das war unser Thema hier.

    Abgesehen davon ist es deine freie Entscheidung, den Buddha als fehlerhaft und menschlich anzusehen. Wahrscheinlich ist dann auch besser für dich.

    Mir aber ging es um Begründung, warum der Buddha an diesem Massenselbstmord mitschuldig sein soll.

    :rainbow:

  • Och mei, als Lehrer und Autoritätsfigur ist man ja schon zentral. Find ich jetzt nicht so abwegig, mal die Frage nach der Verantwortung zu stellen. Besonders, wenn eine seiner Unterweisungen mitverursachend war und wenn es so viele Mönche betroffen hat.


    Wie gesagt: m. E. sollte man den Text entweder metaphorisch oder historisch-kritisch lesen. Aber warum nicht mal davon ausgehen, dass es echt so war. In dem Fall ist das doch eine legitime Frage.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Rudolf.


    Ich denke, man kann davon ausgehen, dass die Auswahl der Details in dieser kleinen Geschichte nicht zufällig sind. Somit gibt es verschiedene Möglichkeiten, die sich aus diesen Details ergeben.


    Das Sutra stellt zunächst einen unmittelbaren Zusammenhang her zwischen den Unterweisungen des Buddha und der Reaktion der Mönche:


    Zitat

    Der Erhabene hat von verschiedenen Standpunkten aus von der Unschönheit gesprochen, er pries die Unschönheit, er pries die Entfaltung der Unschönheit ', und sie weilten in verschiedener Weise, an den Yoga der Entfaltung der Unschönheit angejocht. Sie fanden diesen Körper eine Plage, sie schämten sich seiner, sie ekelten sich vor ihm...

    .


    Ich habe schon gesagt, dass die Unterweisung wahrscheinlich nicht die Ursache für den Massenselbstmord war, sondern nur der Auslöser. Das Sutra stellt hingegen eine unmittelbare ursächliche Verbindung her: Unterweisung -> Yoga der Entfaltung der Unschönheit –> Ekel vor dem Körper –> Selbstmord.


    Wenn Buddha gewusst hat, welche Wirkung seine Schilderung und die Meditationsanleitungen haben würde, als er zu den Mönchen von verschiedenen Standpunkten aus von der Unschönheit sprach, die Unschönheit pries, die Entfaltung der Unschönheit pries, dann wäre die Frage: "Wie kommt es, Anando, daß die Mönchsgemeinde so spärlich geworden ist?" eine befremdlicher Ausdruck von Zynismus und Lüge. Das nehme ich aber nicht an. Ich glaube, er hat wirklich nicht gewusst, dass seine Unterweisungen eine solche Tragödie auslösen würde. Das zeigt aber, dass er nicht in dem Sinne allwissend und perfekt war, wie ihn spätere Sichtweisen gerne dargestellt haben und darstellen.


    Offenbar war seine Unterweisung und die folgenden Meditationen so "wirksam", dass es nicht nur den einen oder anderen labilen Charakter in den Selbstmord getrieben hat, sondern gleich hunderte. Das kann ja nur von einer sehr einseitigen Sicht auf die negativen Aspekte des Daseins zurückzuführen sein. Ananda ist das bewusst, denn er sagt zu Buddha:


    Zitat

    Gut wäre es, o Herr, wenn der Erhabene eine andere Lehrdarlegung geben würde, damit die Mönchsgemeinde höchste Erkenntnis erreichen kann.


    Buddha geht auf diesen Vorschlag ein.


    Diese Situation sagt auch viel über das Verhältnis von Ananda und seinem Meister. Ananda hat offenbar die ganze Tragödie miterlebt und auch eine Verbindung hergestellt zwischen der ursprünglichen Unterweisung über die Unschönheit und dem massenhaften Selbstmord, denn er empfiehlt Buddha den Mönchen in dieser Situation eine andere Lehrdarlegung, die diese Selbstmordwelle zu stoppen in der Lage ist. Der Schüler rät dem Lehrer, wie er in einer dieser Situation sich verhalten sollte. Buddha hätte auch selbst darauf kommen können. Die Autoren des Sutra lassen aber Ananda Buddha diesen Ratschlag geben.


    Nun noch zur Frage der Schuld. Ich gehe davon aus, dass es Buddha nicht klar war, was seine Lehrdarlegung und die folgenden Meditationanweisungen unter seinen Mönchen auslösen würde. Insofern trifft ihn keine unmittelbare Schuld. Es besteht aber ein Verantwortungsverhältnis zwischen Lehrer und Schüler, weil beide an der geistigen und seelischen Entwicklung des Schülers arbeiten. Der Lehrer führt den Schüler, der Schüler vertraut sich der Leitung des Lehrers an. Immerhin haben die Mönche Zuflucht zu ihm genommen. Seine Führung und Anleitung hat in diesem Fall nun dazu geführt, dass etliche Mönche den falschen Weg eingeschlagen haben, indem sie sich das Leben nahmen. Daran trägt der Lehrer eine Mitverantwortung.


    Ein spiritueller Lehrer sollte die Entwicklung seiner Schüler begleiten. Das bedeutet, er sollte sich immer zumindest im Groben dessen bewusst sein, was in seinen Schüler vor sich geht. In diesem Fall war es Buddha aber offenbar nicht klar, welche radikalen Auswirkung seine Lehrdarlegung auf einen großen Teil der Mönche haben würde. Wäre es ihm bewusst gewesen, hätte er, wie oben dargestellt, die Frage nicht gestellt: "Wie kommt es, Anando, daß die Mönchsgemeinde so spärlich geworden ist?" Dass es ihm aber nicht bewusst gewesen ist, zeigt, wie wenig er von seinen Mönchen gewusst haben muss. Damit aber ist er meiner Ansicht nach seiner Verantwortung als spiritueller Lehrer nicht gerecht geworden. Das ist anders als bei einem Schriftsteller, der einen Roman schreibt wie zum Beispiel Goethe mit den "Leiden des jungen Werther" oder Hermann Hesse mit dem "Steppenwolf". Beide Romane haben eine Selbstmordwelle zu ihrer Zeit ausgelöst. Dennoch kann man den Autoren hier keine Verantwortung zuschreiben, weil sie keine Verantwortung für ihre Leser übernommen haben. Anders ein spiritueller Lehrer, der Verantwortung für seine Schüler übernimmt, der sie einen sensiblen und gefahrvollen Weg der geistig-seelischen Entwicklung zu begleiten verspricht.


    Buddha hat seine Schüler durch die Lehrdarlegung offenbar in eine existenzielle Krisis geführt, die er hätte begleiten müssen. Die Krisis, ausgelöst durch die Betrachtungen und Meditationen über die Unschönheit, an sich ist sicherlich sehr förderlich für den Weg, die fehlende Begleitung durch einen spirituellen Lehrer während einer solchen Krise ist aber zumindest fahrlässig. Flapsig gesagt: erst die Leute in eine Krise führen und dann wochenlang in einen Einzelretreat verschwinden mit der Maßgabe, keiner solle ihn stören – das ist nicht gerade das verantwortungsvolle Verhalten, das man von einem spirituellen Lehrer erwarten würde. Offenbar gab es ja auch niemanden in dieser Zeit, der ihn hätte vertreten können. Ananda war wohl nicht dazu in der Lage, oder empfand sich zumindest nicht als ermächtigt genug.


    Wenn soetwas heute in dieser Weise passieren würde, wie es das Sutra darstellt, hätte dieses Verhalten wohl auch rechtliche Konsequenzen.


    Viele Grüße


    Thorsten

  • Ich glaube, er hat wirklich nicht gewusst, dass seine Unterweisungen eine solche Tragödie auslösen würde. Das zeigt aber, dass er nicht in dem Sinne allwissend und perfekt war, wie ihn spätere Sichtweisen gerne dargestellt haben und darstellen.

    Da stimme ich Dir zu, Thorsten. Er hätte ja auch nicht voraussagen können, dass "wir" 1969 auf den Mond fliegen.


    Eine derartige Allwissenheit halte ich auch nicht für notwendig, um als Befreiter vom Leiden zu gelten. Im übrigen war dem Buddha sicher klar, dass er nicht die ganze Welt retten kann. Ich vermute also eher, dass er nicht wie eine Glucke ständig um seine "Herde" besorgt war. Die Lehre betont ja ausdrücklich die Eigen-Verantwortung. Sonst hätte der Buddha ja nicht endgültig diesen Höllen-Planeten verlassen dürfen.


    Aber wie auch immer, wir werden es nicht herausfinden und dem Buddha fällt kein Zacken aus der Krone, nur weil man bei ihm nach Fehlern sucht. Das hat er ja sogar empfohlen.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)


  • Lieber void,


    Du hattet geschrieben:

    Zitat

    Und dass eben kein Seniotitätsprinzip gilt, also hochrangige Mänche die länger dabei sind, nicht früher aufs Klos sollten. Ich finde das sehr vernünftig. Für das Problem (Ressourcen-Allokation von Latrinenplätzen) ist eine Lösung gefunden, die sich an dem Problem orientiert und eben nicht an dem Fortschritt auf dem Pfad des Erwachens. Das ist sehr pragmatisch und für die Zeit nahezeu demokratisch.

    und das ist eine weltliche Interpretation.


    Was nun deine Worte von '.Im Buddhismus geht es ...' bis 'weil es zur Befreiung führt.' da passt kein Blatt Papier zwischen uns.


    Und was den letzten Abschnit angeht, da liegst du leider insoweit falsch als die Sangha, zu der man Zuflucht nimmt, die Arya-Sangha ist, die Sangha also, die sich auf den 'über'weltlichen oder nicht-weltlichen Pfaden befindet.

    Denn wer Zuflucht nimmt bei Weltlingen, der kann die von dir richtigerweise hochgeschätze Befreiung nicht erreichen. Dass die Zuflucht bei Weltlingen etwas ist, was praktizierenden Weltlingen hin und wieder passiert und Ausdruck der aktuellen Lokalisation auf dem Pfad ist, versteht sich von selbst.


    _()_:rad:

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  • Das ist interessant.Dann ist der Vinaya also doch nicht von nicht-weltlicher Abkunft,wenn du den (noch)nicht-arya-Ordinierten den Respekt verweigerst.

    Lieber Aka Onyx 9,


    solltest du dich auf meine Worte beziehen, so habe ich doch weiter oben mit Bezug auf Buddha klar gemacht, warum der Vinaya nicht weltlich ist.

    Deine Gleichsetzung von 'jemandem Respekt zollen' und 'zu jemandem Zuflucht nehmen' ist mir unverständlich.


    _()_

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  • Zuflucht nimmt man zum Sangha,vierfache Versammlung.Unabhängig Arya oder nicht.Was weisst du denn wo einer steht?

    Es wundert mich nicht, dass dich bestimmte Probleme weltlicher Natur verfolgen. Aber wenn es so ist, dann ist es so und dann muss man da durch.


    _()_

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    • Offizieller Beitrag

    Lieber void,


    Du hattet geschrieben:

    Zitat

    Und dass eben kein Seniotitätsprinzip gilt, also hochrangige Mänche die länger dabei sind, nicht früher aufs Klos sollten. Ich finde das sehr vernünftig. Für das Problem (Ressourcen-Allokation von Latrinenplätzen) ist eine Lösung gefunden, die sich an dem Problem orientiert und eben nicht an dem Fortschritt auf dem Pfad des Erwachens. Das ist sehr pragmatisch und für die Zeit nahezeu demokratisch.

    und das ist eine weltliche Interpretation.

    Manchmal, muss man um ein Problem zu lösen ein anderes Problem lösen. Um Menschen zur Befreiung fühen zu können, muss man dafür Sorgen, dass sie gut unterkommen, Essen haben, es zu zu keinen Konflikten kommen. Insofern dieses Aufgaben dem ziel der Befreiung dienen sind sie nicht-weltlich. Aber, insofern sie dazu ein weltliches Teilziel lösen müssen, enstehen aus dieser Eigengesetzlichkeit Masstäbe. In Buddhas Sangha gab es viele Arhats aber trotzdem hatte jeder von diesen einen unterschiedlichen Charakter und unterschiedliche Fähigkeiten. Der eine hatte villeicht Redetalent, der andere Organisatiosntalent, und wieder ein anderer war ein begnadeter Lehrer. Von daher ist es wichtig, das sman für jede Aufgabe den richtigen Menschen verwendet. Und der Masstab ergibt sich aus der Bewältigung der Aufgabe. Lehrt der Lehrer gut? organisiert der Organiserer gut? Kann der Koch kochen? Wenn diese Aufgaben gemäß ihrer Eigengesetzlichkeit erfüllt sind, können Schüler gelehrt werden und Befreiung erlangen. Liegen sie dagegen mit Magenkämpfen darnieder, dann klappt das nicht so gut. "Weltlich" und "Nicht-weltlich" sind also keine aboluten Kategorien, sondern es kommt darauf an, welche Funktion eine bestimmte Teilaufgabe im Gesamtkontext hat.


    Und es ist ja auch noch so, dass es einen Unterschied zwischen unmittelbaren und mittelbaren Wirkungen gibt. Vilelecit helfen ja bei dem ein oder anderen drastische Vorgehensweisen, um ihn zur Befreiung zu bringen, aber dennoch hat Buddha das "Drastische" meist vermieden. Und er hat auch mit sehr offenen Karten gespielt. Leuten hintenrum zu manipulieren um sie dadruch der Befreiung ein Stück näher zu bringen, war auch nicht seins. Von daher lese ich das Einganbeispiel eher naiv: Während Buddhas Abwesenheit haben sich Misstände ergeben, die er sobald er davon mitbekam, behoben hat. Das er da irgendein geheimes Ränkespiel veranstalte und das lben von Schüler opferte um anderen damit eine Lektion zu erteilen, traue ich dubiosen Gurus zu, aber nicht dem Erhabenen. Gerade im Klamaer Sutra, gibt Buddha ja Masstäbe mit, wie man Lehrer beurteilen sollte. Pragmatische, weltliche Masstäbe. Auch hier fällt es mir - in meiner Navität - schwer mir Buddha als jemanden vorzustellen, der anderen Masstäbe gibt und ihnen sagt sie zu benutzten, aber das dann garnciht so meint. Für mich ist Buddha, klar, offen und pragmatisch.


    stevie12:

    Und was den letzten Abschnit angeht, da liegst du leider insoweit falsch als die Sangha, zu der man Zuflucht nimmt, die Arya-Sangha ist, die Sangha also, die sich auf den 'über'weltlichen oder nicht-weltlichen Pfaden befindet.

    Da hast du recht. An der Stelle ist der "arya" Begriff wichtig.


    Stevie12:
    Denn wer Zuflucht nimmt bei Weltlingen, der kann die von dir richtigerweise hochgeschätze Befreiung nicht erreichen. Dass die Zuflucht bei Weltlingen etwas ist, was praktizierenden Weltlingen hin und wieder passiert und Ausdruck der aktuellen Lokalisation auf dem Pfad ist, versteht sich von selbst.

    Ich finde den deutschen Begriff "Weltling" herabsetztend. Gemeint ist doch einfach jemand, der "Nicht-Stromeingetrener" ist. Ich würde denken, dass auch unter den Ordinierten die meisten nicht der Kategorie Sotāpanna zuzuordnen sind. Und trotzdem sind es Menschen, die tief danach streben, die den Palikanon tief verstehen, die als Äbte und Lehrer wirken und ihre Gelübte einhalten. Diese als "Weltlinge" zu bezeichen klingt mir so, als würde man ihnen absprechen, ernsthafte Ordinierte zu sein, sondern solchen die - wenn man ihnen fünf Minuten den Rücken zudrehen- sich weltlichen Gelüsten frönen und schändliche Handlungen begehen. Damit wäre ihnen doch Unrecht getan.


    Natürlich ist es gut, wenn man jemanden hat, der auf dem Pfad sehr weit fortgeschritten ist. Aber wenn Buddha vom Stromeintritt spricht, dann doch alse inem ganz wichtigen Ziel für den einzelnen. Innerhalb der Sangha hat Buddha die Sotāpanna nicht hervorgehoben

    ( also dass sie wie im Karate einen Schwarzgurt tragen, während die anderen Mönche einen ockerfarbenen haben) und soweit ich weiß, er sagt er auch nicht, dass jemand der kein Sotāpanna ist nicht lehren sollte.


    Und ich vermute mal, er macht das deswegen nicht, weil er keine Abgrenzung und keinen Dünkel und keine Statusunterschiede schätzt. Alle sollen rektvoll miteinander umgehen, egwal ob es sich um ganz fortgeschrittene oder um Anfänger handelt. keiner benutzt seine eignen Fortschritte, um auf den anderen als "Weltling" herabszublicken.

  • dann wäre die Frage: "Wie kommt es, Anando, daß die Mönchsgemeinde so spärlich geworden ist?" eine befremdlicher Ausdruck von Zynismus und Lüge. Das nehme ich aber nicht an. Ich glaube, er hat wirklich nicht gewusst, dass seine Unterweisungen eine solche Tragödie auslösen würde.


    Oh, aber das ist doch eine allbekannte Methode, die Lehrer oft benutzen: sie stellen ihren Schülern Fragen, die sie natürlich auch selber beantworten könnten.

    Und insbesondere ist es Im Palikanon so (und auch heute noch bei anderen Lamas), dass der Buddha gebeten werden möchte Unterweisungen zu geben. Er drängt sich ja nicht auf, nur Menschen die wirklich, ernsthaft und möglichst dauerhaft an Belehrungen des Buddha interessiert sind, bekommen Unterweisungen von ihm. Es ist sogar nicht unwahrscheinlich, dass diese Selbstmörder ihn vorher darum gebeten hatten, über die Natur der Körperlichkeit zu sprechen.

    Deshalb jedenfalls hatte der Buddha den Ananda gefragt was passiert ist und so konnte Ananda den Buddha um eine andere Unterweisung bitten. Der Buddha ist ja kein aufgeregter Mensch, der seine Sachen unbedingt und ungefragt und schnell in der Welt anbringen will.



    Offenbar war seine Unterweisung und die folgenden Meditationen so "wirksam", dass es nicht nur den einen oder anderen labilen Charakter in den Selbstmord getrieben hat, sondern gleich hunderte. Das kann ja nur von einer sehr einseitigen Sicht auf die negativen Aspekte des Daseins zurückzuführen sein.


    "Das kann ja nur von einer sehr einseitigen ......"

    Das verstehe ich mal wieder überhaupt nicht.

    Hat es seitdem keine labilen Charaktere unter den Buddhisten gegeben? Das wäre eine unrealistische Behauptung, meine ich. Dein Wörtchen nur bedeutet ja, dass sich die Selbstmorde nach so einer Belehrung schon öfter wiederholt haben müssten.


    Es besteht aber ein Verantwortungsverhältnis zwischen Lehrer und Schüler, weil beide an der geistigen und seelischen Entwicklung des Schülers arbeiten. Der Lehrer führt den Schüler, der Schüler vertraut sich der Leitung des Lehrers an.


    "der Schüler vertraut sich der Leitung des Lehrers an" - Ja, richtig, dann hätten die Mönche den Buddha aber fragen müssen, ob es sinnvoll ist sich umzubringen aufgrund ihres Ekels vor ihrem Körper. !!

    Das haben sie aber nicht gemacht. Also bei ihnen fehlte das Anvertrauen. "Danach begab er sich für zwei Wochen auf einen Einzelretreat." - dass sie noch nicht mal zwei Wochen abwarten konnten, um ihn zun fragen, ist dann auch noch lächerlich. Waren die denn erst seit ein paar Tagen Mönche?

    Hier liegt eindeutig und einseitig ein Fehler der Mönche vor (wenn es denn ein Fehler war, dass sie sich umgebracht haben ;))


    Denn dies ist ja auch absurd:


    Buddha hat seine Schüler durch die Lehrdarlegung offenbar in eine existenzielle Krisis geführt, die er hätte begleiten müssen.

    Was heisst denn: "hätte begleiten müssen"?

    Muss ein spiritueller Lehrer oder auch ein Psychotherapeut ständig bei seinen Patienten bleiben? Darf er sie nie verlassen? Darf er sich keinen Augenblick von ihnen entfernen? Sich keinen anderen Patienten zuwenden? Das ist höchst absurd.

    Da die Mönche ohne Begleitung, ohne Rückfragen an den Buddha gehandelt haben, sind sie selbst für ihr Handeln verantwortlich.

    In beiden Fällen, ob der Buddha nun allwissend war oder nicht. Er ist jedenfalls nicht allmächtig gewesen.

    Und - was schon Monika richtig gesagt hat - der Buddha hat die Eigenverantwortlichkeit unseres Handelns gelehrt, und das wahrscheinlich öfter als die Unschönheit. Und dann hat er sie Erwachsenen gelehrt, und nicht Kindern.

    :rainbow:

  • Zuflucht nimmt man zum Sangha,vierfache Versammlung.Unabhängig Arya oder nicht.Was weisst du denn wo einer steht?

    Es wundert mich nicht, dass dich bestimmte Probleme weltlicher Natur verfolgen. Aber wenn es so ist, dann ist es so und dann muss man da durch.


    _()_

    Disruptive oder bloss produktive Arroganz?Würd ich mir keine eigene Lehre machen.