Impulse vermeiden

  • Hallo,


    in letzter Zeit sind meine Gedanken chaotisch. Infolgedessen habe ich Probleme mit der Konzentration. Ständig bin ich am träumen bzw. nicht präsent bei der Arbeit.

    Ich habe ständig Impulse, mich ablenken zu lassen. D.h. beim Lernen schaue ich auf die Uhr oder wenn ich meditiere. Ich gehe auf gedankliche Ideen bzw. Inhalte an. Wenn mir z.B einfällt, was ich für meine Gesundheit tun kann.


    Seit ich dieses Smartphone habe, versuche ich mich abzulenken. Meinen Geist zu beschäftigen.

    Ich reagiere auf gedankliche Impulse, die ich früher nicht nachgeahmt hätte.

    Ich mache ständig Schwanzvergleiche mit der Vergangenheit. Z.B wie ging es mir früher mit der Ernährung als jetzt. Falls negativ, werde ich aus einem Erlebnis aus der Vergangenheit geprägt. Ging es mir schlechter, so versuche etwas dagegen zu unternehmen.


    Früher wäre ich diesen Impulse nicht nachgegangen. Ich hätte sie ignoriert.


    Ich frage mich, ob bestimme Faktoren eine Rolle spielen.

  • Ich denke dass da viele Faktoren reinspielen können. Seit ich starke Depressionen hatte (bzw. habe), merke ich, dass ich das "alleine sein mit meinem Kopf" sehr gemieden habe. Einfach, um diesen grausamen Gedanken zu entgehen. Auch kenne ich den Impuls zum Handy zu greifen - ich könnte ja etwas verpassen.


    Um da rauszukommen war für mich extrem wichtig zu erkennen, was der eigentliche Grund für das Verhalten war - also die Angst vor den depressiven Gedanken und die Furcht etwas zu verpassen. Mittlerweile nehme ich mir gezielt Zeit um nicht auf das Handy (oder andere Geräte) zu schauen und auch ganz gezielt Momente in welchen ich "mit mir alleine bin". Am Anfang konnte ich keine 5 Minuten sitzen, jetzt gehen ohne größere Probleme auch 30 und mehr (limitierend ist aktuell eher mein Rücken). Als Alternative zum Sitzen nehme ich mir auch Zeit zum spazieren gehen oder zum Film schauen - alles aber gezielt ohne Ablenkung. Auf der Arbeit hatte ich mal die Pomodoro-Technik genutzt, fand ich auch ganz gut, leider klappt das bei mir aufgrund von Unterbrechungen durch andere nicht so gut. Insgesamt lerne ich damit wieder, dass nichts schlimmes passiert, wenn ich den Impulsen nicht nachgebe.


    P.S.: Ja, ich denke tatsächlich, dass die immer weiterführende Vernetzung - gerade durch (Pseudo-)Soziale-Medien mit zu solchen Problemen führt. Letztlich liegt es aber an uns, zu lernen, dass es Ok ist, wenn man nicht 10.000 Freunde auf Facebook und keine 100.000 Follower auf Twitter hat und auch, dass es OK ist, wenn man mal für eine Zeit lang einfach nichts macht.

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  • Das ist sehr nervig und auch befremdlich. Das ist das erscheinen von Gewahrsein. Bewusstsein erwacht um die Welt die im Inneren geglaubt wird an der Wirklichkeit des Lebens zu prüfen.


    Das erste Mal als es wir passiert ist war ich in der gleichen nervigen Verwirrung. Das zweite Mal war ich schlauer. Da konnte dieser Reinigungsprozess leichter laufen, denn ich brachte mich immer wieder dazu mich jetzt genau um das zu kümmern was jetzt zu tun ist und ließ die Gedanken die nichts damit zu tun haben ihrer Wege gehen.


    Ich blieb bei meinem Tun und meine innere Welt änderte sich. Es wurde normal das ich fast ganz im Tun sein konnte. Das Problem für mich war dann aber, nur sehr kurze Verwunderung, das ich viele Handlungsweisen anders machte, einfach so und doch besser ich wusste manchmal nicht mehr wie ich das heute hilfreichen gestern gemacht hab. War mir aber auch egal wie ich das mal gemacht hab. Ich verlor damals, vor 20 Jahren jede Form von Angst.


    In Dem Buch "Buddhistische Psychologie" hab ich jetzt sehr viele Flash wie ich das gemacht hab, Flash, weil sich damit auch die Jahrzehnte langen unterschwelligen Zweifel ob das denn richtig war, verschwinden. Ich hatte mir alle Wege zusammen gesucht um meinen absolute Zerstörungspunkt meines bisherigen Lebens zu einen ganz im Erleben und neugierigen, risikoreichem, immer neuem Leben erlebend zu erkennen.


    Das Leben ist die reinste Freude, das Leiden sind meine Vorstellungen wie es zu sein hat.

  • Hallo und einen schönen guten Morgen Der Unglaubliche,

    das kann ich gut nachvollziehen. Aus meiner Sicht ist es einfach so, dass Du früher unbewusst warst und gar nicht gemerkt hast, was in Dir vorgeht. Jetzt kommt der Bodensatz hoch. Das ist m.E. auch gut so, denn Dir wird klar, was da abläuft. Leider ist das unangenehm.


    Durch die Vergleiche von früher und heute erkennst Du Deine Entwicklung. Auch das ist unbewusst niemandem möglich. Ich kenne Menschen, die sich nicht einmal erinnern können, wie sie sich als Kind fühlten.

    Erst durch den "Gang in die Stille" wird das aktiviert, es sei denn, jemand reflektiert ohnehin sein Leben immer wieder - also auch ohne buddhistische Lehre möglich.


    Du achtest jetzt auf die Abläufe im Innern. Deshalb hast Du auch das Bedürfnis, Dich abzulenken. Ich finde daran nichts verkehrt, es muss lediglich be-achtet werden und darf nicht Dich kontrollieren.


    So wie auch Helmut schreibt:

    Das ist sehr nervig und auch befremdlich. Das ist das erscheinen von Gewahrsein. Bewusstsein erwacht um die Welt die im Inneren geglaubt wird an der Wirklichkeit des Lebens zu prüfen.

    Genau, es ist das Erscheinen von Gewahrsein.

    Das Leben ist die reinste Freude, das Leiden sind meine Vorstellungen wie es zu sein hat.

    Klasse. Ich liebe Dich (wenn ich das mal so schreiben darf ):rose::heart:

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    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Lieber DerUnglaubliche,


    mit Impulsen ist es wie mit allem: gibt man nach, konditioniert man sich zum Nachgeben. So wirkt halt Karma: aus wiederholter Handlung folgt die gleiche Handlung wieder.


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    Mein Motto: "Nur Materie ist real." Probier's mal aus :)

  • Tja, das Ego ist schon ein heftiger Gegner. Ihn zu besiegen ist schwer.

    Nicht aufhören, nicht grübeln, nur einfach den Weg gehen.


    "Der höchste Weg ist gar nicht schwer, nur abhold wählerischer Wahl"

    Und einer der "Alten" sagte dazu :

    Schwer, ja schwer. Freund, sieh selber zu.


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    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • Tja, das Ego ist schon ein heftiger Gegner. Ihn zu besiegen ist schwer.

    'Ego' ist kein buddhistischer Begriff und ist zu sehr mit weltlichen Psychologismen befrachtet.


    Ersetze ich also den Begriff 'Ego' durch 'ich', so ist auch dieses 'ich' nicht notwendigerweise an Impulsen, denn um solche geht es hier, beteiligt.

    'Impuls' bedeutet ja grade, dass kein Entschluss vorliegt, sondern dass eine Gestaltung 'einfach so' oder besser abhängig entsteht.


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    Mein Motto: "Nur Materie ist real." Probier's mal aus :)

  • Früher wäre ich diesen Impulse nicht nachgegangen. Ich hätte sie ignoriert.

    Das ist doch interessant. Was war anders früher? Und wie kann man Impulse 'ignorieren', wenn sie erscheinen ohne dass man sie gerufen hat?

    Was denkst du, lieber DerUnglaubliche?


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    Mein Motto: "Nur Materie ist real." Probier's mal aus :)

  • Was ich überhaupt nicht verstehe ist das das Ego als Gegner gesehen wird. Das ist mein Ichbin dies und das, das ich befreien muss von allem das leiden bringt um es dazu zu bringen so zu handeln das begangene Wirkungen getanen Leides vermindert werden kann. Mein Ego ist mein bester Freund geworden nachdem ich aufgehört habe eine Feind darin zu sehen.

  • also die Angst vor den depressiven Gedanken und die Furcht etwas zu verpassen.

    Gerade heutzutage mit einer großen Reizflut durch Medien, Handies, etc. ein immer größeres Problem. Wie man aus der Angst was zu verpassen aussteigt weiß ich auch nicht so richtig. Man muss vielleicht einfach den Mut zur Lücke aufbringen und sich immer wieder sagen "brauche ich nicht, interessiert mich nicht, ist eh nur Gedöns". Und man muss es schaffen die Stille auszuhalten bzw. sie sinnvoll zu füllen, z.B mit Metta.

    mit Impulsen ist es wie mit allem: gibt man nach, konditioniert man sich zum Nachgeben. So wirkt halt Karma: aus wiederholter Handlung folgt die gleiche Handlung wieder.

    Das ist aus meiner Sicht was mit Wiedergeburt gemeint ist, wenn man die Lehre Buddhas aus therapeutischer Sicht anschaut.

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn

  • Ich verlor die Angst, dieses niederreißende Gefühl des nicht handeln können , weil....

    Was blieb mir das ich erst jezt so einigermaßen verstehen kann:

    Dieses verdammte es jedem recht machen wollen und immer wieder zu scheitern obwohl es mit gut geht wie ich handel.

    Nenn es einen Stock oder nenn es nicht Stock du bekommst 30 Schläge.

    Wie die meisten hab ich geglaubt das die Antwort wichtig ist um die Schläge nicht zu bekommen.

    Doch er sagt du bekommst 30 Schläge von Antworten sagt er nichts.

    Alles ist vergänglich jeder Atemzug ist immer der erste und der Letzte, Jedes Lob und jeder Tadel wird vergehen.

    Woran liegt das?

    Alles ist bedingtes Entstehen in wechselseitiger Abhängigkeit,

    alles Vergeht ist bedingte Unbeständigkeit in wechselseitiger Abhängigkeit.


    Ich kann nicht mehr Atem nehmen als ich brauch oder mehr Atem ausatmen als ich kann, beides führt zum Zerfallen.


    Wenn mein Herz nicht mit jedem Schlag neu schlägt wird es zerfallen.


    Eigentlich müsste der Titel "Impulsivität vermindern" heißen.