Lack und Leder BDSM im Buddhistischen Kontext

  • Wenn ich nicht wirklich mein absolutes Vertrauen auf den Weltenlehrer gerichtet habe, durch nachprüfen seines Zeigens, dann kommt es zu einem Zirkelschluss.

  • Und auch sonst: Wenn (um mal einen 'gesellschaftlichen Umstand' anzuführen) das Töten von Hitler einen Massenmord verhindert oder zumindest verlangsamt oder abschwächt, dann ist das Töten von Hitler 'heilsam', was aber etwas anderes ist als die abstrakte Formulierung 'Töten ist heilsam'.

    Ich verstehe zwar Deinen Einwand und hätte Dir fast zugestimmt, wäre mir da nicht eingefallen:


    wie viel "heilsame" Morde will man denn begehen, um Menschen vor Massenmördern zu retten?


    Genau das ist ja das Motiv, Hitler wollte (seiner Meinung nach minderwertige) Rassen ausrotten und hatte dabei ein sicher gutes Gewissen.


    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • wie viel "heilsame" Morde will man denn begehen, um Menschen vor Massenmördern zu retten?

    Darauf wird Dir niemand eine allgemein gültige Antwort geben können, Leben lässt sich nicht in allgemeinen Formulierungen einfangen, und wir können uns immer und alle bei der konkreten Beantwortung schrecklich irren.

  • Unabhängig davon ob das nun buddhistisch ist oder nicht, finde ich es nicht gut alle die jenseits der Norm liegen zu stigmatisieren. Ich kannte einen, der im Ostheim gross wurde und übel missbraucht wurde als Kind. Er konnte keine normale Sexualität haben, ohne Angst zu haben und Flashbacks zu bekommen. Er entwickelte darauf einen Luftballonfetisch und über die nichtsexuelle Spielbeziehung konnte er wieder Kontakt mit Frauen haben. Das war freiwillig, hat niemandem geschadet und war für ihn eine Möglichkeit das zu verarbeiten. Es ist falsch so jemanden mit Gewalttaten, Missbrauch und was nicht alles in einen Pool zu werfen.

    Danke.:heart:_()_

  • Danke für die Zuspitzung, da habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt. "Der Buddha hat immer recht.", nichts läge mir ferner! "Komm und sieh", sagt der Buddha.


    Ich legte doch Wert auf die erforschende buddhistische Praxis: Ersetze "Der Buddha hat immer recht." durch "Ob der Buddha recht hat, ob etwas für mich heilsam oder unheilsam ist, kann ich durch fortschreitende Praxis erkennen". Daran muss man tatsächlich am Anfang glauben; später wird das durch Erfahrung gestützt. Diesen Effekt des Weges kann man natürlich anzweifeln, aber dann bleibt von der Lehre des Buddhas nichts mehr übrig, nur bloßer Glaube an die Schriften.


    Ich bezweifle, dass das Töten von Hitler für den Mörder heilsame Auswirkungen hat. Aber dass könnte er nur selbst herausfinden, das ist je gerade mein Punkt. Für die meisten anderen ist das in diesem Fall natürlich eine tolle Sache. Und ich bin Herrn Hitler sehr dankbar, dass er seine Selbsttötung durchgezogen hat.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Danke für die Zuspitzung, da habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt. "Der Buddha hat immer recht.", nichts läge mir ferner! "Komm und sieh", sagt der Buddha.


    Ich legte doch Wert auf die erforschende buddhistische Praxis: Ersetze "Der Buddha hat immer recht." durch "Ob der Buddha recht hat, ob etwas für mich heilsam oder unheilsam ist, kann ich durch fortschreitende Praxis erkennen". Daran muss man tatsächlich am Anfang glauben; später wird das durch Erfahrung gestützt.

    Wenn man nicht von Anfang an ernsthaft in Betracht zieht, dass etwas später nicht 'durch Erfahrung gestützt' wird, wird man immer nur Bestätigungen finden (siehe Bestätigungsfehler).

  • wie viel "heilsame" Morde will man denn begehen, um Menschen vor Massenmördern zu retten?

    Darauf wird Dir niemand eine allgemein gültige Antwort geben können, Leben lässt sich nicht in allgemeinen Formulierungen einfangen, und wir können uns immer und alle bei der konkreten Beantwortung schrecklich irren.

    Lieber Useless

    diese Frage hat der Buddha in MN -20-

    denke ich aber schon beantwortet.....


    "....Wenn er mit zusammengebissenen Zähnen und an den Gaumen gepreßter Zunge den Geist mit dem Herzen niederwirft, ihn zu Boden zwingt und überwältigt, dann werden jegliche üble, unheilsame Gedanken, die mit Begierde, mit Haß und mit Verblendung verbunden sind, in ihm überwunden und verschwinden. …":rose:_()_

  • 'Zusammengebissene Zähne' und 'an den Gaumen gepresste Zunge' scheinen mir eher ein Hinweis auf Stress zu sein und sehr weit entfernt von seiner Kindheitserfahrung unter dem Rosenapfelbaum, die er vermutlich sein Leben lang nicht vergessen hat.


    Lieber SMG,

    ich will mit Dir nicht streiten: Beiß' gerne die Zähne zusammen, presse Deine Zunge an den Gaumen, zwinge zu Boden, und überwältige.

    Viel Erfolg dabei wünscht Dir

    Axel

    Einmal editiert, zuletzt von Useless ()

  • Es ist eine gute Übung mit an den oberen Gaumen gepresster Zunge den Mund auf und zu zu machen. Damit kann der Unterkiefer sich frei bewegen und eventuelle Fehlstellungen von Zähnen die Repariert wurden finden.

    Bei der Meditation hat es den gleichen Effekt wenn man bevor die Zähne "zusammengebissen" werden die Zunge an den Gaumen legt, hier aber an den Zahnfleichrand der oberen Schneidezähne.

  • Danke für die Zuspitzung, da habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt. "Der Buddha hat immer recht.", nichts läge mir ferner! "Komm und sieh", sagt der Buddha.


    Ich legte doch Wert auf die erforschende buddhistische Praxis: Ersetze "Der Buddha hat immer recht." durch "Ob der Buddha recht hat, ob etwas für mich heilsam oder unheilsam ist, kann ich durch fortschreitende Praxis erkennen". Daran muss man tatsächlich am Anfang glauben; später wird das durch Erfahrung gestützt.

    Wenn man nicht von Anfang an ernsthaft in Betracht zieht, dass etwas später nicht 'durch Erfahrung gestützt' wird, wird man immer nur Bestätigungen finden (siehe Bestätigungsfehler).

    Ja stimmt, das wäre so, wenn es auf dem Pfad keine Weiterentwicklung und keine kritische Überprüfung geben würde. Momente, in denen man (beispielsweise in der Meditation) seine eigenen Bestätigungsfehler erkennt, machen ja gerade den Weg der Reinigung aus. Der Glaube an ein unveränderliches Ego ist gerade ein Musterbeispiel hierfür.


    Wenn man diese Möglichkeit verneint, hat es keinen Sinn, zu praktizieren. Praktische Entwicklung erfordert ein hohes Maß an Offenheit und Achtsamkeit.


    Mal vom Ende gedacht: Wenn ein Erwachter nicht weiß, was heilsam und unheilsam ist, dann ist er nicht erwacht, oder die Lehre ist von Anfang an Mist. Wie sollte man Heilsames fördern und Unheilsames vermeiden, wenn diese Einordnung immer beliebig wäre.


    Das schließt natürlich mit ein, dass das, was als heilsam/unheilsam erfahren wird, sich mit der Zeit ändert. Diese Labels können nicht endgültig sein, sondern sind immer ein Momentanzustand.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

    PS: Danke für Deine Einwände. Das hilft mir sehr, meine Gedanken zu sortieren und zu klären.

    • Offizieller Beitrag

    Mir ging es nur darum, dass zu trennen. Die Kategorie "heilsam" macht nicht so sehr ihr Inhalt aus, sondern, das Ziel auf die sie sich bezieht. Also das buddhistische Ziel, des Erlöschens von Gier, Hass und Verblendung.

    Das ändert aber doch nichts an meiner Behauptung, dass die dem Wort 'heilsam' zugeschriebenen Inhalte von Faktoren wie 'einer bestimmten Epoche, Gesellschaftsschicht oder Subkultur' abhängig sind, oder verstehe ich Deinen Einwand falsch?

    Deiner Aussage stimme ich zu. Allerdings ist ja so eine "Heilsamkeits-Diskurs" wie dieser ja genau der Ort, wo sich entscheidet, welche Faktoren da hineinspielen sollten und welche nicht gelten gelassen werden. Was ja eine andere Perspektive ist, als die aus der man dann da Ergebnis diskutiert. "Warum wir keine Erdbeeren in unseren Kuchen tun sollten!" ist was anderes als "Warum dann am Ende droch Erbeeren in ihrem Kuchen landeten. "

  • Lieber Axel,

    ich bedanke mich für Deine Interpretation.


    Doch was beim Buddha Stress ausgelöst hat oder was er vergessen hat

    oder auch nicht kann ich jedenfalls nicht beurteilen.

    Nur das der Buddha die ca. 17500 Lehrreden ganz sicher nicht für mich hinterlassen hat.:hug:


    Danke Dir für die Deine ehrlichen Wünsche.

    Ist ein langer Erfolgsweg und eins darf ich feststellen, die Zunge hat bis heute nicht gelitten ....(:


    Hoffe es geht Dir bei Dir ebenso voran?

    Denn, nur mein bescheidener verblendeter Eindruck,

    aus Deinen Textbeiträgen lese ich nicht immer die reine Herzensfreude heraus.


    In Metta und herzliche

    Grüße aus dem sonnigen Hamburg

    Susann:rose:_()_

  • Liebe SMG,

    bitte entschuldige meinen Buchstabendreher und das falsche Geschlecht. Schon interessant, dass ich - ohne irgendwelche Anhaltspunkte für das eine oder andere zu haben - anscheinend erstmal von 'männlich' ausgehe...:oops:


    Was die 'reine Herzensfreude' angeht, ist Dein Eindruck ganz sicher nicht 'verblendet'. Ich halte die 'reine Herzensfreude' auch nicht zwingend für einen Zustand, der den Weg des Erwachens immer begleitet, aber sie ist sicher etwas, was um ihrer selbst Willen zu pflegen ist. Eine Erkenntnis, die ich oft vergesse und ich danke Dir aufrichtig dafür, mir das wieder ins Bewusstsein gebracht zu haben.


    Von der Sache her möchte ich aber darauf hinweisen, dass meine Erwähnung der Rosenapfelbaum-Episode aus dem Leben Gautamas schon etwas aussagen sollte. Ich persönlich halte sie für ein glaubhafteres Selbstzeugnis als andere, ihm zugeschriebene Aussagen.


    Lieben Gruß

    Axel

    Einmal editiert, zuletzt von Useless ()

  • Meint ihr Praktiken aus dem BDSM Bereich hinterlasse Spuren im Geist?

    Die Karmischen Resultate müssten bei nicht schädlicher Intension nicht zu schädlichen Resultaten führen.


    Gibt es hierzu Belehrungen welche Praktiken generell vermieden werden sollten?

    Perversion? Ganz sicher aber eine Anhaftung.

  • Meiner Meinung nach wird BDSM dann zu einer Anhaftung, wenn man daran anhaftet.


    Das ist wie immer die typische Geschichte mit dem Loslassen.


    Zitat

    Zwei Mönche waren auf Wanderschaft. Eines Tages kamen sie an einen Fluss. Dort stand eine junge Frau in wunderschönen Kleidern.

    Offenbar wollte sie ans andere Ufer, doch da das Wasser sehr tief war, konnte sie den Fluss nicht durchqueren, ohne dass ihre Kleider nass werden würden.

    Ohne zu zögern ging einer der Mönche auf die Frau zu, hob sie auf die Schultern und watete mit ihr durch das Wasser. Auf der anderen Flussseite setzte er sie trocken ab. Nachdem der andere Mönch auch durch den Fluss gewatet war, setzten die beiden ihre Wanderung fort.

    Nach etwa einer Stunde fing der eine Mönch an, den anderen zu kritisieren: „Du weißt schon, dass das, was du getan hast, nicht richtig war?Du weißt, wir dürfen keine Frauen berühren und auch sonst keinen nahen Kontakt mit ihnen haben. Wie konntest du nur gegen diese Regel verstoßen?“

    Der Mönch, der die Frau durch den FLuss getragen hatte, hörte sich die Vorwürfe des anderen ruhig an. Dann antwortete er: „Ich habe die Frau vor einer Stunde am Fluss abgesetzt – du aber trägst sie noch immer mit dir herum.“