Verspricht buddhistische Meditation zu viel?


  • , dann bleibe ich lieber bei meiner täglichen 20-30 minütigen Meditation pro Tag. xD

    Das halte ich auf jeden Fall für eine gute Idee. Vielleicht nützt es ja doch noch was. ;)


    Liebe Grüße,

    Aravind.

    Ja, das hoffe ich doch, dass es noch was nützen wird :D


    Aber dann bitte so, wie ich es mir erhofft habe - nen relativ cooles Leben soll noch etwas easier und cooler werden - Optimierung halt xD

    Retarded und reif für die Klapse möchte ich am Ende nicht sein:grinsen:


    Ok, ernsthaft:

    Muss nun das Posten einstellen, da ganz ehrlich:
    Woher habt ihr die ganze Zeit für so viel Internetz - hat euer Tag mehr als 24h? xD


    Muss fürs erste reichen - viel Spaß weiter und bitte meinen Postingstyle nicht zu bierernst nehmen - offensichtlich amüsiere ich mich hier ein wenig und das äußer sich stilistisch in den Posts wieder :)

    Allgemein denke ich schon, dass diese Richtung viel fürs eigene Leben machen kann, aber dass es scheinbar so viele Verirrungen gibt und alles doch nicht so 'safe' erscheint, hat mich einfach doch etwas stärker überrascht.

    Nochmals drüber nachgedacht, hat sich aber mittlerweile die Überraschung wieder gelegt, und somit alles gut ^^

  • Was du sagst bzgl. der Vorzüge von Meditation gilt sicher für den Pfad der Anhäufung. Ab dem Pfad der Vorbereitung wird Meditation jedoch zunehmend in dem dem ihr gebührenden Licht erscheinen.


    _()_

    Mein Motto: "Nur Materie ist real." Probier's mal aus :)

  • Was du sagst bzgl. der Vorzüge von Meditation gilt sicher für den Pfad der Anhäufung. Ab dem Pfad der Vorbereitung wird Meditation jedoch zunehmend in dem dem ihr gebührenden Licht erscheinen.


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    Das sind so Begrifflichkeiten (Pfad der Anhäufung ect.) mit denen ich nichts anfangen kann. Mir stehen solche Kategorien und Benennungen im Weg. Da würde ich vlt. da sitzen und mir Gedanken darüber machen, wo ich mich ggf. gerade befinde... Oder ob dieses Erleben jetzt das oder jenes ist. Würde mich aber kein Stück weiter bringen. Im Gegenteil, je mehr ich von solchen Kategorien und Benennungen ablasse , desto freier der Geist.

  • Das ist in Ordnung. Die Sphären der Erfahrung gehören unterschiedlichen Linien an.



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    Mein Motto: "Nur Materie ist real." Probier's mal aus :)

  • Hallo @Grashuepfer

    Ich versuche mal, das auseinanderzupfrimeln:


    Wahrscheinlich geht es mir weniger um 'simpel und anwendbar': Wenn ich mal Kornfield, Goldstein, Rosenberg, Pema Chödrön, Gunaratana, Sayadaw U Tejaniya nehme (weil die für mich wichtig waren), so sind ihre Meditationsanweisungen wirklich 'simpel und anwendbar und darüber hinaus oft didaktisch vorzüglich. Für mich ist eher das Problem, ob das Ausweiten der Meditation (und ihrer Ergebnisse) vom Kissen auf das Leben abseits des Kissens wirklich funktioniert. Gefordert wird das ja eigentlich von allen, aber ich frage mich inzwischen, ob die Unfähigkeit, das auch wirklich zu tun (und ich nehme sehr viele buddhistisch Praktizierende als neurotische Baustellen wahr), nicht mit der Methode selbst zu tun hat und nicht damit, dass sie irgendwas 'falsch' machen.


    Zitat

    Ich bin kein Experte für Jhanas. Aber mir scheint wiederum, das gerade Flow-Erlebnisse auch sehr vielen Menschen, die nicht meditieren, beschieden sind. Eben Sportlern, Musikern...


    Eben. Und sie scheinen sie weitaus 'müheloser' zu erreichen. Natürlich werden jetzt manche einwenden, nicht das Erreichen sei das Ziel, sondern das Erkennen, dass es sich auch hier (so angenehm und beeindruckend diese Erfahrung auch ist) um vorübergehende Phänomene handelt, an die man sich nicht klammern darf. Dieser Einwand ist natürlich richtig, aber er stößt sehr oft auf taube Ohren (man schaue sich nur mal die endlosen Diskussionen darüber hier im Forum an). Manchmal erinnert mich das an die Werbung der Alkoholhersteller, 'verantwortungsvoll zu trinken'...:grinsen:


    Zitat

    Ja, die Debatte wurde ja in dem letzten Artikel auch aufgenommen. Ich selber würde es nicht ganz so verschwörerisch formulieren. Viele ihrer Vertreter sind halt recht überzeugt vom Buddhismus, wie z.B. Kabat-Zinn, wollen aber möglichst ideologiefrei dessen pragmatische Erkenntnisse lehren. Das führt dann auch zu manchen widersprüchlichen SItuationen.

    Oh, ganz Deiner Meinung: Ich sehe da auch keine 'Verschwörung', sondern die von Dir angeführten Gründe. Entschuldige bitte, wenn ich mich da missverständlich ausgedrückt habe.


    Zitat

    Glaube ich nicht. Während die von dir genannten Dinge durchaus alle hilfreich sind und förderlich für die psychische Gesundheit - ein systematisches Geistestraining ersetzen sie nicht. So wie Wandern gehen eben nicht das selbe Resultat bringt, wie für einen Schwarzgurt zu trainieren. Sicher, beides super - aber die Ambition und Methode ist doch deutlich verschieden.


    Da kommen wir jetzt ganz nah ans von mir gemeinte 'Eingemachte': Abgesehen davon, dass ich mir konsequentes 'Lesen eines Romans, Spazierengehen in der Natur, Sorge um Zimmerpflanzen und Haustiere' auch nur als Ergebnis eines 'systematischen Geistestrainings' vorstellen kann (oh, der innere Schweinehund, der uns immer wieder davon abhält... Ich spreche aus Erfahrung!), halte ich 'psychische Gesundheit' für das einzige Ziel, das wir uns realistisch setzen können. Ich selber bin in meinem Leben einigen wenigen wirklich 'psychisch gesunden' Menschen begegnet, aber noch niemanden, den ich für 'erleuchtet' gehalten habe. Den Kampf um mehr 'psychische Gesundheit' halte ich für gewinnbar (und für uns alle und den Planeten für anstrebenswert), den Kampf um mehr 'Erleuchtete' nicht. Auch hier ist wieder einmal das 'Bessere' der Feind des 'Guten'.


    Zitat

    So interessant diese Debatte ist, ich frag mich auch, ob wir mit der Diskussion in eine bestimmte Richtung gehen können, oder ob wir nur allgemein hinterfragen.

    Genau darum geht es mir doch. Glaubst Du wirklich, ich hätte jetzt einen Lustgewinn daraus, ein Forum aufzumischen, weil ich die Leute für doofe, inkompetente Deppen halte?

    Einmal editiert, zuletzt von Spock ()

  • Useless


    "Tief in sich schauen" und das praktisch sinnhafte Fazit eines "Tief in sich Schauens" ist, dass man seine Gewöhnungen und seine wunden Stellen und seine so oder so leicht reizbaren Stellen kennenlernt. Und irgendwann passierts dann mal. Man reagiert nicht im Affekt. Sondern man stellt fest: " ... das wird jetzt eine Sache, da muss ich sehr aufpassen." Oder aber man stellt nach einem Wutausbruch fest. Uuups. Mein Frust hat ja eigentlich gar nix damit zu tun, dass ein anderer das oder das gesagt oder gemacht hat.


    Geht die Antwort in die Richtung deiner ursprünglichen Frage?

    Nein, aber ich finde Deine Aussagen richtig, die von Dir beschriebenen Reaktionen für wichtig und erstrebenswert und wahrscheinlich durch regelmäßige Meditation erreichbar.

  • Ich fange klein an: ich benötige zurzeit kein dauerhaftes endgültiges Glück, aber weshalb sollte ich leiden wollen? ... Leerheit verinnerlichen, dennoch Konventionelles berücksichtigen, ... alles eine Sache der eigenen Sicht der Dinge.


    LG mkha'

    Hätte ich jetzt beinahe übersehen:


    Wie Du ja schon an meinem 'Like' gesehen hast, stimme ich Dir eigentlich in allem zu.


    Was das 'Leiden' angeht: Leiden zu 'wollen' ist neurotisch, aber für genau so neurotisch halte ich den Versuch, ein 'leidfreies Leben' ('Es gibt Leid... Der Weg zu einem Leben ohne Leid ist...') zu erreichen.


  • Eventuell siehst du das alles zu ernst. Meine tägliche Meditation hat oft rein den Zweck, meine Verbindung mit dem Buddhismus und dessen Lebensweise aufrechtzuerhalten. Nicht mehr und nicht weniger. Belehrungen haben oft rein den Zweck, meine Inspiration aufrechtzuerhalten um weiter zu praktizieren.

    Ich denke, du möchtest halt auch die Bestätigung das Meditation nie und nimmer zur Erleuchtung führt. Von einem tief religiösen Mensch wirst du diese Bestätigung halt niemals erhalten. Andere, die der Buddhismus interessiert, denken eventuell überhaupt nicht darüber nach.

    :buddha: Es geht immer darum, sich in die Unannehmlichkeiten des Lebens hineinzulehnen und sich diese ganz genau anzuschauen. :buddha:

  • Useless

    Musiker, Sportler, ... haben ja ihre Flow-Erlebnisse auch erst dann, wenn sie ganz in dem aufgehen was sie tun. Dazu mussten sie aber auch lange üben, damit man beim Klavierspielen z.B. nicht mehr die ganze Zeit auf die Tasten schauen muss. Aufgrund der Übung können sie nun etwas weg lassen und so ist das ja bei der spirituellen Praxis auch.

    Der Klavierspieler hat halt den Vorteil, dass er/sie normalerweise nicht aus dem Grund Klavier spielt, um ein Flow-Erlebnis zu erreichen. Wenn er das immer im Hinterkopf hätte würde es da auch nicht klappen.

  • Was das 'Leiden' angeht: Leiden zu 'wollen' ist neurotisch, aber für genau so neurotisch halte ich den Versuch, ein 'leidfreies Leben' ('Es gibt Leid... Der Weg zu einem Leben ohne Leid ist...') zu erreichen.

    Leiden zu wollen ist deiner Meinung nach neurotisch. Von dieser Neurose frei sein zu wollen, hältst du also auch für eine Neurose. Das bedeutet, das Überwinden einer Neurose ist selbst eine Neurose. Das erzähl mal an Neurosen Erkrankten, denen du durch diese Einstellung deren Wunsch nach Überwindung ihrer Neurose diskreditierst. Oder anders formuliert: von einer Krankheit frei kommen zu wollen, ist selbst eine Krankheit nach deiner Logik.


    Wenn es, wie du meinst, neurotisch ist, sich von den Leiden und ihren Ursachen befreien zu wollen, dann hat Buddha Sakyamuni mit den vier edlen Wahrheiten nach deiner Logik ja eine Neurosen fördernde Lehre gegeben.


    Gruß Helmut

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Nein, aber ich finde Deine Aussagen richtig, die von Dir beschriebenen Reaktionen für wichtig und erstrebenswert und wahrscheinlich durch regelmäßige Meditation erreichbar.


    Das würde ich gar nicht so spezifisch sagen. Dass es mit Meditation erreichbar ist, dass man sich besser erkennt. Es fällt mir das Urteil schwer, was Meditation oder auch der Versuch zu meditieren in der Welt lebend bedeutet und bringt.


    Es tut vielen gut, höre ich :). In den Lehrreden wird explizit davon gesprochen, dass das Nachdenken über und das Betrachten des Begehrens und des Gefühls und der Vorstellungen in dem Sinne wichtig ist.


    Es ist ja auch klar. Verinnerliche ich mir nocheinmal wie ich aus Versehen einen mir wichtigen Menschen (und damit mir auch mir selbst?) viel Schmerz bereitet habe, dann mache ich damit ein Erkennen später (eines ähnlichen Gefühls- und Wahrnehmungszusammenhangs) wahrscheinlicher. Man festigt einen Eindruck/eine Einsicht durch Befassung damit.

  • Für mich ist eher das Problem, ob das Ausweiten der Meditation (und ihrer Ergebnisse) vom Kissen auf das Leben abseits des Kissens wirklich funktioniert. Gefordert wird das ja eigentlich von allen, aber ich frage mich inzwischen, ob die Unfähigkeit, das auch wirklich zu tun (und ich nehme sehr viele buddhistisch Praktizierende als neurotische Baustellen wahr), nicht mit der Methode selbst zu tun hat und nicht damit, dass sie irgendwas 'falsch' machen.

    Ja, das stimmt schon. Da gibt es m.E. schon auch eine Kluft in der Auslegung. Für manche, ich sag mal, orthodoxeren Buddhisten ist wohl schon allein der Hintergedanke, dass weltliche Vorzüge irgendeiner Form rausspringen könnten, eine Verfehlung. Dem stimme ich natürlich nicht zu.

    Das andere Extrem, dass man allein meditiert, um konzentrierter, ruhiger etc. zu sein, ist aber auch nicht unproblematisch, und dann stellt sich die Frage, in wiefern es noch buddhistische Meditation ist.


    Ich behaupte: Die meisten Westler würden von einer Psychotherapie in der einen oder anderen Form profitieren. Sehr viele Leute haben diverse mentale Baustellen, und oft soll Meditation das dann richten. Das kann sie nicht, und wenn sie als Methode zum spiritual bypassing genutzt wird (was ja fast immer unbewusst geschieht), dann kann es sogar tatsächlich schaden.


    Aber wie können wir herausfinden, in welchem Ausmaß das der Fall ist?


    Oh, ganz Deiner Meinung: Ich sehe da auch keine 'Verschwörung', sondern die von Dir angeführten Gründe. Entschuldige bitte, wenn ich mich da missverständlich ausgedrückt habe.

    Keine Ursache :)



    Da kommen wir jetzt ganz nah ans von mir gemeinte 'Eingemachte': Abgesehen davon, dass ich mir konsequentes 'Lesen eines Romans, Spazierengehen in der Natur, Sorge um Zimmerpflanzen und Haustiere' auch nur als Ergebnis eines 'systematischen Geistestrainings' vorstellen kann (oh, der innere Schweinehund, der uns immer wieder davon abhält... Ich spreche aus Erfahrung!)

    Wir nähern uns der Essenz, sehr schön! Wenn du schon das E-Wort sagst, dann erlaub mir bitte die Rückfrage: Wie viel Meditationserfahrung, und mit welchen Techniken, hast du denn? Ich frag, weil ich es doch überraschend finde, dass du dieses große Feld, das Meditationstechniken aller Couleur sind, auf ein bloßes "konsequent und konzentriert etwas tun" reduzierst.

    Deswegen mein Vergleich: Wenn man wandern geht, ist man auch körperlich tätig. So, wie wenn man einen schwarzen Gürtel in Jiu-Jitsu erwirbt. Und doch wird der Jiujitsuka (k.a. obs das Wort gibt, lol) gewisse Kompetenzen erwerben, die der Wanderer nicht vorweisen kann. Warum? Weil er sich einem vielseitigen und spezifischen Training unterzogen hat.


    Dazu kommen ja mittlerweile auch wissenschaftliche Erkenntnisse rein. Ich denke, man kann zweifelsfrei sagen: MEditation hat sehr spezifische Effekte aufs Gehirn.

    halte ich 'psychische Gesundheit' für das einzige Ziel, das wir uns realistisch setzen können. Ich selber bin in meinem Leben einigen wenigen wirklich 'psychisch gesunden' Menschen begegnet, aber noch niemanden, den ich für 'erleuchtet' gehalten habe. Den Kampf um mehr 'psychische Gesundheit' halte ich für gewinnbar (und für uns alle und den Planeten für anstrebenswert), den Kampf um mehr 'Erleuchtete' nicht. Auch hier ist wieder einmal das 'Bessere' der Feind des 'Guten'.

    So. Da sind wir dann endlich in der Nähe der Kernfrage :) Freut mich, dass wir doch einiges an Klarheit rausextrahieren konnten. Da wird natürlich auch in der TMI-Community grade sehr, sehr viel drüber gesprochen.


    Und das ist wohl auch eine der schwierigsten Fragen im ganzen Kontext: Was ist Erleuchtung, was darf man von ihr erwarten und was nicht? So wie ich dich lese, hältst du gar nichts von dem Konzept an sich, was eine sehr verständliche SIchtweise ist. Sicherlich eine, die nur die säkularsten säkularen teilen :).

    Man könnte natürlich weiterfragen, wie man psychische Gesundheit erkennt. Daran, dass man nicht zornig wird? Dass man altruistisch ist? Dass man erfolgreich ist in der Welt und die Ziele, die man sich setzt, verwirklicht? Dass man "glücklich" ist? Was auch immer das heißen mag...

  • Man könnte natürlich weiterfragen, wie man psychische Gesundheit erkennt. Daran, dass man nicht zornig wird? Dass man altruistisch ist? Dass man erfolgreich ist in der Welt und die Ziele, die man sich setzt, verwirklicht? Dass man "glücklich" ist? Was auch immer das heißen mag...

    Ich bin im Moment zu müde, noch viel zu schreiben, aber bei dieser Frage fiel mir gerade spontan die Bemerkung von Potter Stwart, Richter am Supreme Court der USA, zu Pornographie ein (sinngemäß): 'Ich kann es nicht definieren, aber ich erkenne sie, wenn ich sie sehe.'

  • Ich will es nochmal versuchen, Useless .Wenn man es mal logisch angeht - was heißt dann Erleuchtung? Es gibt ja ganz verschiedene Ansätze. Man kann einen "verlierenden" Ansatz fahren und den Schwerpunkt setzen aufh das Abfallen von verschiedenen Daseinsfesseln definieren. So werden ja die Erleuchtungsstufen umrissen.

    Oder einen gewinnenden Ansatz, damit hätten wir das Erkennen der Daseinsmerkmale, die Selbst-Wesensschau, und so weiter. Natürlich sind das zwei Seiten einer Münze und keine von sich aus grundverschiedenen Dinge.


    Gemein ist diesen Ansätzen, dass von einer revolutionären Veränderung der Persönlichkeit und der Weltwahrnehmung gesprochen wird. Oft geht man vom sich-verbinden mit einer transzendenten Wahrheit aus, was anscheinend verschiedene psychologische Vorteile bis hin zur Perfektion, wenn nicht gar übernatürlich scheinende Fähigkeiten mit sich bringen soll. Und dann ist der Schreck immer wieder groß, wenn hochverehrte Meister, denen große Erleuchtungsfähigkeiten zugesprochen werden, über relativ alltägliche menschliche Schwächen stolpern.


    Pragmatischere Buddhisten sind da wohl skeptischer, da es ein inhomogenes Lager ist, gibt es alle möglichen Auffassungen. Viele andere sind durchaus alle überzeugt, dass es Erleuchtung gibt, aber sie betonen, dass damit nicht alle menschlichen Schwächen verschwinden. Dieses Video umreißt wohl recht gut, was man erhält, wenn man die spekulativen Elemente herausnimmt und zusammenstellt, was momentan wissenschaftlich erwiesen ist:


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    Das dürfte vermutlich die Antwort für dich persönlich sein, was Meditation kann. Und das ist eine großartige Sache. Ich denke, dass eine solche Perspektive sehr vielen Menschen unheimlich viel Leid ersparen könnte. Und, wenn man in Schulen oder Gesundheitseinrichtungen Meditation unterrichten will, dann muss diese völlig religionsfrei gestaltet werden. Insofern würde ich sagen: Das ist dann nicht mehr im engeren Sinne buddhistisch. Ist ja nix verkehrtes dran.


    Wenn man allerdings an eine transzendente Dimension des Lebens glaubt, und daran, dass man erwachen kann und die Transzendenz im eigenen Leben verankern, dann wird man sagen, dass diese Definition zu knapp ausfällt. Dann wird man eine metaphysische Dimension erleben und ins Leben einschließen wollen, und das "Erwachen" nennen. Stephen Batchelor ist in meinen Augen einer derjenigen, die sehr weit gehen in ihren Bemühungen, den Buddhismus zu entschlacken und zu modernisieren. Aber auch er sagt, dass Buddhismus nicht nur eine Psychotherapie sein sollte, sondern eine "radikale existentielle Transformation" ermöglichen kann.


    Das ist vermutlich auch die Antwort auf die Frage, was jemanden, der "bloß" meditiert, von jemandem unterscheidet, der buddhistisch meditiert. in gespannt, was du zu all dem sagst. Ich fand es bisher eine sehr erhellende (no pun intended) Reise, um einige implizite Annahmen zu klären. Jetzt schnell ins Bett. Ach, evtl. noch eine halbe Stunde meditieren :grinsen:.



    Zuletzt noch ein schönes Zitat von Stefan

    Zitat

    IM: One major emphasis of Dharma in the West is to merge with science and become more secularized, leaving behind many of the beliefs, rituals and spiritual trappings of Asian Buddhism. Do you find that a healthy, positive development?


    SB: For the most part, yes. But I don’t want to see Buddhism lose its depth and be reduced to a kind of pseudoscience or psychotherapy. The great gift of Dharma is not just to make us feel better about ourselves but to offer radical existential transformation. I hope that Buddhism is able to retain its power to affect our lives at the deepest level, rather than simply fiddling with the superstructures of our ego or social life.


    Interview with Stephen Batchelor: Suspending Belief - Inquiring Mind

  • Jetzt habe ich doch nochmal vorm Schlafengehen rein gelesen:


    Vielleicht kannst Du mir ja, sobald Du etwas Zeit hast, erklären, was genau Du mit metaphysischen und transzendenten Dimensionen (des Lebens) und einer radikalen existentiellen Transformation meinst?

  • hihi, hab ich dich abgehalten :D

    Hab den Hintern auch noch nicht hochbekommen. Dann raffen wir uns jetzt beide auf und sprechen demnächst weiter, k? ;)


    EDIT: Gut's Nächtle.

  • Zitat

    @Axel:

    Was das 'Leiden' angeht: Leiden zu 'wollen' ist neurotisch, aber für genau so neurotisch halte ich den Versuch, ein 'leidfreies Leben' ('Es gibt Leid... Der Weg zu einem Leben ohne Leid ist...') zu erreichen.

    Helmut

    Leiden zu wollen ist deiner Meinung nach neurotisch. Von dieser Neurose frei sein zu wollen, hältst du also auch für eine Neurose. Das bedeutet, das Überwinden einer Neurose ist selbst eine Neurose. Das erzähl mal an Neurosen Erkrankten, denen du durch diese Einstellung deren Wunsch nach Überwindung ihrer Neurose diskreditierst. Oder anders formuliert: von einer Krankheit frei kommen zu wollen, ist selbst eine Krankheit nach deiner Logik.


    Helmut

    Kann es sein, dass du Axel völlig missverstanden hast?

    Ich verstehe ihn so, dass er betonen wollte, dass es kein leidfreies Leben gibt und das gibt es ja nun wirklich nicht. Und er hält den Versuch, dieses absolut leidfreie Leben erreichen zu wollen, für neurotisch.


    Deine Interpretation von Axels Worten kann ich in seinen Sätzen wirklich nicht wiederfinden ...


    _()_ User19823

  • Es geht nicht darum DAS LEIDEN loswerden zu wollen, darin liegt wohl ein Missverständnis, würde ich so verstehen.

    Was aufgrund unserer Sinne ja schon nicht möglich ist.:sunny:


    Es geht doch erst einmal darum zu erkennen das man leidet.An alten, neuen undundund Geschichten, Situationen.Und wenn man an dem Punkt angekommen ist, das das Leiden in einem so groß geworden ist und keine übliche, bekannte Methode zum inneren Frieden verhilft dann entsteht der freiwillige WUNSCH sich hinzugeben zb den buddhistischen Anweisungen freiwillig zu folgen.(Andere Möglichkeiten hat man an diesem Punkt hinter sich)


    Durch ausprobieren, analysieren durch erstes Ausführen kleinerer Unzufriedenheiten, Druck in einem bis hin zu komplexen Konzepten.So habe ich zb begonnen mein Leiden zu erspüren, denn die Gefühle wahren verdammt weit weg.Schon ein Reden über Gefühle war überhaupt nicht denkbar.Total zu und verhärtet.


    Für den Wunsch der inneren Hingabe musste ich MEIN/DAS LEIDEN erst einmal in meinem SELBST wahrnehmen,erkennen,wieder fühlen.

    Emotional und als körperliche Empfindung.Ran an die versteckten Themen kommen.‘Nur was ich in der Hand halte kann ich schliesslich loslassen‘.


    Das ist ‚ein’ Ziel buddhistischer Meditation.


    Der Frieden besteht aus der inneren Heilung.In der ein Leid weiter erfahren wird , ein Glück weiter erfahren wird betrachtet durch ein Fenster.

    ❤️🙏

  • @SGM schön beschrieben!

    Man muss erstmal für sich selbst überzeugend heraus finden, dass die ganzen Tricks, Leiden und Leben zu umgehen nicht funktionieren und dem Leiden nur einen anderen Anstrich verpassen. Irgendwann kann und will man nicht mehr tricksen und gibt sich hin. Das Leiden bleibt dann in der Originalfarbe und wird nicht mehr übertüncht. Man merkt, dass man damit gehen kann und nichts manipulieren muss.

  • Hi,

    ich sage, dass die buddh. Lehre nicht zu viel verspricht. Sie verspricht , dass man den Kreislauf der 'Wiedergeburten verlassen kann, während oder nach dem dem irdischen Dasein.

    Das wird durch die konsequente Verfolgung der Lehre erreicht.

    Das Erreichen des Zieles ist möglich aber nicht für jeden.

    Ausschlaggebend ist das positive Karma, das im Laufe der Reinkarnationen angesammelt wurde.

    Sonst heißt es immer schön weiter Vertiefen, bis man so weit ist.

  • @SGM und Niemand : Habt ihr gelesen, was Spock geschrieben hat? Das ist einer der wichtigsten Punkte, wenn man über buddhistische Praxis redet, diese zwei Konzepte nicht zu vermischen.


    Ihr redet vom ersten Pfeil, und ja, solange man einen Körper und eine Psyche hat, sind schmerzvolle Erfahrungen automatisch Teil unserer Existenz. Das ist nicht, was der Buddhismus meint, wenn von Leiden gesprochen wird. Leiden heißt, der zweite Pfeil - Anhaften an Angenehmem, Widerstand leisten gegen Unangenehmes, sprich, ein Kämpfen mit dem ersten Pfeil.


    Das ist im buddhistischen Kontext Leiden, und das kann tatsächlich überwunden werden. In vielen Fällen macht dieser zweite Pfeil viel mehr Probleme als der erste. Das ist mittlerweile auch in der Schmerztherapie ein anerkanntes Konzept, und keine bloße Theorie mehr.

  • Nachtrag: Shinzen Young hat das schön formuliert: Leiden = Schmerz x Widerstand. Es ist jetzt eine etwas theoretische Frage, ob 0,0000 Wiederstand möglich ist, darum gehts nicht direkt.


    Das ist natürlich definitiv etwas anderes, als die landläufige, umganssprachliche Bezeichnung "Leiden" meint - daher öfter mal die Probleme. Da könntet ihr mal das Video anschauen, das ich gepostet hab (ist allerdings englisch). Das sind Dinge, die auch experimentell nachgewiesen werden.


    Z.B. kennt man die Regionen im Gehirn, die aktiv werden, wenn Schmerzen empfunden werden. Und dann gibt es Regionen, die dann auf diesen Schmerz reagieren, was ebenfalls als leidvoll empfunden werden. Bei den meisten Menschen treten diese beiden Effekte immer simultan auf - wenn das eine aktiv wird, dann auch gleich automatisch das andere. Bei erfahrenen Meditierenden wird dies außer Kraft gesetzt - der Schmerz wird empfunden, aber er löst keine Kettenreaktion mehr aus!


    Und da reden wir von empirisch messbaren Dingen, die frei von Spekulation sind.

  • Kurzer Einwurf: vllt wird auch aufgrund des Wortes "Leiden" aneinander vorbei geredet? Die einen denken an den ersten Pfeil und die anderen an den zweiten Pfeil (dukkha). Im Deutschen wird "Leiden" stärker mit zB. "Schmerz" usw. assoziiert (der erste Pfeil). Also Dinge, die nicht mal Arhats loswerden.

    'Dinge, die nicht mal Arhats loswerden' :!:



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    Mein Motto: "Nur Materie ist real." Probier's mal aus :)