Umgang mit Wut & Aggressionen

  • Hallo :)


    mich würde mal Eure Meinung zu dem Umgang mit Aggressionen und Wut interessieren.


    Ich bin mir bewusst, dass es sich hierbei um Gefühle handelt, die 'schlecht' sind, aber die ja trotzdem gefühlt werden.


    Ich habe in meiner Vergangenheit immer dazu geneigt, die Wut, wenn es geht, zu unterdrücken. Zum einen, weil ich Angst vor Konsequenzen habe und zum anderen, weil ich die Wut ja auch doof finde. Nun mache ich aber über die Jahre die Erfahrung, dass es auf längere Sicht, eher schädlich ist, die Wut zu unterdrücken. So lasse ich diese im Alltag öfters zu.

    Wenn ich mich über Menschen im Alltag ärgere, stelle ich mir vor, dass ich sie schubse oder irgendwas, was mir dabei hilft, mich zu entspannen. Aber irgendwie finde ich es auch erschreckend, dass ich diese 'Vorstellungen' habe, aber danach gehts mir einfach besser, ich habe den Menschen nicht geschadet und kann mich danach auch versöhnlicher der Situation annähern.


    Mich würde interessieren, wie das bei Euch ist?


    Viele Grüße,

    Dragonfly:om:

  • Mach weiter damit, das im Kopf zu tun. Warum? Die Wut auf Äußeres ist in Wahrheit Wut auf das was in Dir ist. Darum geht es Dir auch besser nach dem Kopf-Wut auslassen. Irgendwann erkennst Du das Du dich nur darüber ärgerst was dich an dich selber, deine Persönlichkeit stört.

  • Die Frage ist was man genau macht, wenn man Wut unterdrückt:


    (1) Wenn unterdrücken bedeutet, dass man das Gefühl und die damit einhergehenden Impulse einfach von sich schiebt und sie ignoriert, dann kann das meiner Erfahrung nach einiges an Problemen mit sich bringen. Irgendwann wird es vielleicht zu viel und man findet sich in einer Situation wieder in welcher man nicht mehr angemessen handeln kann - einfach weil es zu viel wurde.

    (2) Wenn man hingegen aber mit unterdrücken meint, dass man dem Impuls der mit der Wut einhergeht nicht folgt und stattdessen eine alternative findet um angemessen mit der Situation, dem Gefühl und dem Impuls umzugehen, dann ist das meiner Meinung nach zu begrüßen.


    Bei dem was du beschreibst, Dragonfly , klingt das ja schon nach (2). Allerdings wäre ich an deiner Stelle damit vorsichtig. Sich vorzustellen, dass man jemanden schubst, also jemanden potentiell schaden zu fügt, um sich selbst besser zu fühlen könnte sich ja auch "festsetzen". Dann reicht es vielleicht als reiner Gedanke irgendwann nicht mehr aus.


    Generell denke ich aber nicht, dass Wut etwas per se schlechtes ist. Es hat schon seinen Grund, dass wir das Gefühl auch mal haben - die Frage ist aber eben wie wir damit umgehen.



    Ich selbst hatte - und habe auch jetzt noch manchmal - den Hang zu (1). Durch Reflexion, Gespräche mit mir Nahestehenden, aber auch durch alltägliche Praxis hat es sich doch stark in Richtung (2) verschoben (würde ich sagen). Immer öfter stelle ich mittlerweile fest, dass es bei einigem eigentlich nur um Kleinigkeiten geht, die mir in diesem einem Moment wie die ganze Welt erscheinen. Sieht man es aber mit etwas Abstand, im Kontext des Lebens, dann ist es doch gar nicht so wichtig.

    _()_

  • Ich sehe mir immer Mal wieder auf YouTube zu verschiedenen Themen

    Videos an


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    denn alles, was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht, drum besser wär's, dass nichts entstünde.


    (Goethes Faust)

  • Wut zu unterdrücken führt meiner Erfahrung nach dazu, dass sie sich sammelt und irgendwann in irgendeiner Form Bahn bricht bzw sich irgendwie manifestiert.

    Das scheint mir bei allen Gefühlen so.

    Die Dinger wollen gefühlt sein :)


    Je mehr ich mich damit abmühe die Gefühle nicht zu haben, desto mehr trete ich den Pfad aus und meine Gedanken wählen diesen bevorzugt, weil das Ding immer mehr zur gut ausgebauten Autobahn werden :D


    Meine Strategie ist Wut einfach zu fühlen i und auszuhalten. Ich halte sie nicht fest ich lasse den Inhalt der Tasse einfach blubhern.

    Natürlich hinterfrage ich das Gefühl auch, wenn mir das dann wieder ruhig möglich ist.


    Die begkeitumstånde von Wut sind nicht schön wie ja jeder weiß und es ist kein Spass mit klopfendem Herz dazustehen und einen Vulkan in der Magengegend zu fühlen, aber es geht vorbei, wenn man sich die Sache betrachtet wie man eben ein Naturschauspiel betrachtet.


    Je öfter ein solcher Umgang gelingt und je besser man versteht was der Auslöser ist desto seltener werden solche Ereignisse.

  • Die buddhistischen Lehren sagen uns, dass Geduld das Gegenmittel gegen Wut und Aggression ist.


    Geduld hat viel damit zu tun, an diesem Punkt schlau zu werden und nur zu warten: nicht zu sprechen oder etwas zu tun. Auf der anderen Seite bedeutet dies auch, dass man sich selbst gegenüber absolut ehrlich ist, dass man wütend ist.

    „Das Denken schweift gern ab, man hält es schwer zurück;
    Es zähmen, das ist gut; gezähmt bringt Denken Glück.“
    ( Dhammapada 35 Citta – Denken )

  • Hallo Dragonfly,

    Ich bin mir bewusst, dass es sich hierbei um Gefühle handelt, die 'schlecht' sind, aber die ja trotzdem gefühlt werden.

    an Wut ist nichts schlecht, Wut ist einfach Wut. Unheilsam ist das Festhalten an Wut.


    Ich habe in meiner Vergangenheit immer dazu geneigt, die Wut, wenn es geht, zu unterdrücken. Zum einen, weil ich Angst vor Konsequenzen habe und zum anderen, weil ich die Wut ja auch doof finde. Nun mache ich aber über die Jahre die Erfahrung, dass es auf längere Sicht, eher schädlich ist, die Wut zu unterdrücken. So lasse ich diese im Alltag öfters zu.

    Genau. Die Wut fragt Dich sowieso nicht, ob Du sie haben willst, oder nicht. Im letzten Satz steckt IMHO ein Missverständnis: Du lässt nicht die Wut zu, die Wut entsteht und vergeht einfach, sondern die Gedanken daran. Das ist ein Unterschied.


    Wenn ich mich über Menschen im Alltag ärgere, stelle ich mir vor, dass ich sie schubse oder irgendwas, was mir dabei hilft, mich zu entspannen

    ich habe den Menschen nicht geschadet und kann mich danach auch versöhnlicher der Situation annähern.

    Aber Du schadest Dir. Meiner Meinung nach aus vier Gründen:


    Psychologisch 1: Du verknüpfst in Deiner Konditionierung die Wut mit dem positiven Erlebnis, sich zu wehren. Du belohnst Dich praktisch. Das verstärkt die Wut eher.


    Psychologisch 2: Du übst ein Verhalten ein, das nicht erwachsen ist ("schubsen"), sondern eher in den Kindergarten gehört. (Bitte nimm das nicht persönlich. Kindergartenverhalten zeigen wir in bestimmten Situationen alle!)


    Dhamma 1: In dem Du Dein Gegenüber schubst, tust Du so, als würde er oder sie die Wut verursachen. Die Quelle der Wut liegt aber in Dir.


    Dhamma 2: Eine heilsame Reaktion wäre, die Wut mit Achtsamkeit zu betrachten und sie liebevoll anzunehmen. Das geht besser, wenn man dem Buddha vertraut: Alles, was entsteht, vergeht. So auch die Wut, wenn man nicht daran fest hält.


    Schön, dass Du Deine Wut schon wahrnehmen und Dein Verhalten analysieren kannst!


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Ja, so sehe ich das auch, Danke Ereignis.


    Wichtig ist, Dragonfly, diese Wut anzuschauen - nur auf das Gefühl zu schauen und nicht auf den Auslöser.

    Irgendwann, vielleicht sogar schon bald, wirst Du sehen, dass sich das Gefühl auflöst, so als ob es zu lange in der Sonne gelegen hätte. Es verschwindet einfach. Wenn es also einfach verschwindet, und das tut es ja auch scheinbar mit Deiner Methode, dann kannst Du daraus den Schluss ziehen, dass keine Bedrohung von Deinem Gegenüber bzw. dem Auslöser ausgeht. Stattdessen siehst Du - so war es bei mir -, dass Du auf Wut konditioniert bist. Diese Konditionierung lässt sich aber abgewöhnen.


    Wenn in mir Wut hochkommt, dann werde ich ganz still und unbeweglich. Das erste Mal wurde mir das klar in der Szene des Films "Little Buddha", in der Buddha von Mara mit allen Gefühlsmöglichkeiten konfrontiert wird. Die brennenden Pfeile der Angreifer gingen einfach ins Nichts. Der Buddha verhielt sich total still und "antwortete" nicht darauf. Da wurde mir klar, dass ich es selbst in der Hand habe, was ich aus allem und mit allem, was mir begegnet mache.


    Die Methode wirkt, ich übe sie jetzt seit Jahren und es gelingt mir sogar, wenn ich spontan von "links überfallen" werde, d.h. wenn ich sehr abgelenkt bin bzw. konzentriert wie jetzt auf dieses Schreiben und mein Mann etwas Ungeheuerliches zu mir sagen würde (tut er natürlich nicht). Das Schöne daran ist, dass auch die Umwelt diese friedvolle Energie wahrnimmt, selbst wenn "sie" nicht weiß, warum.


    Wichtig ist vor allem zu erkennen, dass es Deine eigene Verletzlichkeit ist, die sich da in Form von Wut zu Wort meldet. Und es ist ein Zeichen von (zuviel) Energie. Schau Dir Deine Wünsche und Befürchtungen an, sei ehrlich zu Dir - und lass sie, wenn möglich, so nach und nach los. Desto weniger Du von anderen erwartest, desto weniger verletzlich bist Du.


    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Lachen nicht vergessen...:hug:


    Sobald ich bemerke das ich "wütend" empfinde, gehe ich vor den Spiegel und versuche zu lachen oder bzw. ein wenig zu schmunzel.:badgrin:


    Puh...:P...das war und ist eine tolle direkte Übung. Um mich sofort und direkt mit dem Thema WUT auseinander zu setzen.

    Denn, wie der Buddha sagte..."Wer wütend ist, ist wie Jemand der heiße Kohlen in die Hand nimmt um damit zu werfen..."


    Durch die heißen Kohlen verletze ich mich... zuerst. Wozu?_()_

  • Aravind Als ERSTES ich stimme Dir zu. Es gibt aber auch meine Art Wut ganz zu vernichten. Auch wenn es so scheint das sie immer wieder aufflammt.


    Dragonfly Weiß nicht genau wie ich das beschreiben soll, ist eher was für Tibetischen Buddhismus.

    Ich gehe mit einem Visualisierten Gegner um.

    Da ist es oft sehr heiß hergegangen in meinem Inneren ich mit meiner Wut auf den Jeweiligen Gegner los. Bei dieser Arbeit verhält sich ja der Gegner fast genau wie der Echte. Also ist es möglich wirklich alles auszusprechen. Wenn Die Wut vermindert wird, durch den Kampf mit den im Gegner im Inneren, wird immer deutlicher das ich einen Sandsack bearbeite. Der Gegner der am Anfang reagiert ist nur ein Sandsack. Seine anfänglichen Reaktionen sind meine Vorstellung, DER tut NICHTS der hängt nur da, dieser Erfahrung entsüchtigt.


    Da hat es wirklich ganz brutale Auseinandersetzungen gegeben. Was hab ich da alles gemacht , gedroht und vorgeworfen aber eben nichts selber abbekommen. Denn Ich war ja im Recht, ich habe die Hoheit zu wissen was Richtig ist.


    Es hat mich fit gemacht damit ich nicht in Selbstmitleid versinke. Es waren Kämpfe mit dem Sandsack. In mir hat es bewirkt das ich Energie bekam, Wut wurde in Druchhalten und TU WAS ZU TUN IST.


    Was ich allerdings sehr befreiend empfunden habe ist was ganz anderes. Die Kämpfe im Denken fanden ja mit Personen statt, die in meiner alltäglichen Nähe waren. Und denen konnte ich plötzlich mit Mitgefühl begegnen. Ich wusste das ich sie nicht verändere. Aber ich konnte sie annehmen und reagierte nicht mehr so wie gestern. Das hat die Lage geändert.


    Ich reagierte anders Der Andere wie immer, doch weil ich den Anderen nicht mehr als der Andere sah veränderte er sich im Laufe der Zeit auch. Hat mich aber nicht interessiert. Denn Ich habe gekämpft in mir und auch da wurde die Visualisierte Person immer mehr ein Anderer. Da ging es umgekehrt diese Person reagierte ja nicht und ich reagierte mit meiner Wut, doch die wurde immer weniger und weil es immer einen Vergleich mit der alltäglichen Person gab wurde mein Sandsack immer mehr zu etwas das eben TUT WAS ES TUT.


    In mir Wurde durch das vergehen der Wut diese in Mitgefühl gewandelt das mir half das Gegenüber im Alltäglichen zu durchschauen ohne das ich auf die Idee gekommen wäre das zu nutzen zu Rachefeldzügen im alltäglichen zu erkennen und sofort zu beenden und zum tu was zu tun ist zurück zu kehren und zufrieden sein.

  • Moin Sanne,

    aus meiner Sicht ist das ein bisschen wie verdrängen und nicht auseinanderzusetzen.

    Und die verstandesmäßigen Erklärungen sind zwar wichtig, aber nicht die Lösung. Eine Lösung findet nur statt, wenn ich wirklich begriffen habe, dass kein anderer verantwortlich ist für meine Gefühle, weder im positiven noch im negativen. Gefühle sind teils vererbt, teils anerzogen. Je nachdem womit ich belohnt oder bestraft wurde, je nachdem wie es in meinem Elternhaus zuging.


    Als ich mit ca. 18 anfing, auf der Bühne an der Marschnerstraße als Amateurschauspielerin mitzuwirken, war es mir in einer Ehe-Szene nicht möglich, wütend zu werden. Das musste so oft geprobt werden, bis es einigermaßen authentisch rüberkam, mein Spiel-Partner hat sich darüber sehr gewundert.


    In meiner 1. Ehe war es mir nicht möglich, auf meinen Mann wirklich wütend zu werden, was mich selbst sehr wunderte.

    Erst in der 2. Ehe war ich so verzweifelt über die Handlungsweise dieses Mannes, dass ein "Knopf platzte" und ich ihn fast umgebracht hätte, hätte er mich nicht gehindert.


    Danach war ich wie befreit, weil ich das erste Mal keine Angst mehr fühlte, sondern nur den Gedanken hatte "Hurra Konflikt, ich komme". Danach hat sich mein Verhalten grundsätzlich verändert. Ich wurde immer stärker und kämpfte für das Leben meiner Tochter und für mich, egal welche Hindernisse sich in den Weg legten. Ich wurde stolz darauf.

    Doch der Zorn, die Wut nahmen ihren eigenen Verlauf. Ich bekam Spaß daran zu haben, meine Gefühle zu zeigen, auf den Tisch zu hauen, andere zu verletzen ...


    Das musste ich nun in den letzten 20 Jahren abbauen. Das Wissen allein um den Schaden für mich und dass dies Verhalten nicht Buddhas Lehre entspricht, reichte bei mir nicht.


    Erst in den letzten 5 Jahren ist es mir endlich gelungen, hatte ich die Einsicht/Erkenntnis, die Ursache dafür zu erkennen und "auszusteigen". Erst hier im Buddhaland erkannte ich den Irrtum, u.a. durch das Lesen und Beantworten von entsprechenden Beiträgen.


    Nur die Einsicht und folgende Erfahrung im Herzen und große Disziplin, der wirkliche Wille, das zu ändern, können diese und auch andere Gefühle entmachten.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Weiß nicht genau wie ich das beschreiben soll, ist eher was für Tibetischen Buddhismus.

    Ich gehe mit einem Visualisierten Gegner um.

    Da ist es oft sehr heiß hergegangen in meinem Inneren ich mit meiner Wut auf den Jeweiligen Gegner los. Bei dieser Arbeit verhält sich ja der Gegner fast genau wie der Echte. Also ist es möglich wirklich alles auszusprechen. Wenn Die Wut vermindert wird, durch den Kampf mit den im Gegner im Inneren, wird immer deutlicher das ich einen Sandsack bearbeite. Der Gegner der am Anfang reagiert ist nur ein Sandsack. Seine anfänglichen Reaktionen sind meine Vorstellung, DER tut NICHTS der hängt nur da, dieser Erfahrung entsüchtigt.

    Oder für Transaktionsanalyse! ;) Wichtig ist dabei, was Du beschreibst: Es geht nicht um den "Gegner", sondern um das innere Bild, das wir uns vom Gegner machen.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • aus meiner Sicht ist das ein bisschen wie verdrängen und nicht auseinanderzusetzen.

    Ich denke, das ist ein wenig wie Anapanasati. Man kann das einsetzen, um die Wut weg zu machen. Oder, um die Achtsamkeit anzuknipsen und etwas Abstand zu dem Gefühl zu bekommen, damit man besser hinschauen kann.


    Das ist ja eine andere Vermeidungsstrategie des Geistes: Dass er bestimmten Gefühlen so tut, als könnten wir die gar nicht aushalten, als könnten wir gar nicht damit umgehen.


    Die Intention ist entscheidend. Auch Achtsamkeit birgt das Potential zur Flucht. Eine regelmäßige Überprüfung der Intention hinter der Praxis halte ich für wichtig.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Danke für den Hinweis auf die Transaktionsanalyse. Ich hab "Spiele der Erwachsenen" 1976 gelesen und nicht bemerkt wie entscheidend dieses Buch war. Wurde mir gerade deutlich.

  • Oder für Transaktionsanalyse! ;) Wichtig ist dabei, was Du beschreibst: Es geht nicht um den "Gegner", sondern um das innere Bild, das wir uns vom Gegner machen.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

    Danke für den Hinweis auf die Transaktionsanalyse. Ich hab "Spiele der Erwachsenen" 1976 gelesen und nicht bemerkt wie entscheidend dieses Buch war. Wurde mir gerade deutlich.

    Dadurch wurde ich auf den mittleren Weg gebracht. Immer zu wissen/fühlen das Kurzkommunikation zu vermeiden ist und immer Leid erzeugen. Darum kann ich das hier auch so gut. Mann Da haste jetzt aber was ausgelöst.

  • Vielen, vielen Dank für Eure Meinungen! _()_:sunny::hug:



    Mach weiter damit, das im Kopf zu tun. Warum? Die Wut auf Äußeres ist in Wahrheit Wut auf das was in Dir ist. Darum geht es Dir auch besser nach dem Kopf-Wut auslassen. Irgendwann erkennst Du das Du dich nur darüber ärgerst was dich an dich selber, deine Persönlichkeit stört.

    Interessant. Spontan wüsste ich gar nicht, was mich da eigentlich an mir selber ärgert. Mich ärgert an anderen Menschen, wenn Sie z.B. Überfriffig sind oder verscuchen andere zu unterdrücken. Wenn ich das Gefühl von Ungerechtigkeit, Respektlosigkeit empfinde. Ich versuche mal, in mich zu gehen und den Gedanken mehr zu ergründen. Hast Du vielleicht ein Beispiel?


    Bei dem was du beschreibst, Dragonfly , klingt das ja schon nach (2). Allerdings wäre ich an deiner Stelle damit vorsichtig. Sich vorzustellen, dass man jemanden schubst, also jemanden potentiell schaden zu fügt, um sich selbst besser zu fühlen könnte sich ja auch "festsetzen". Dann reicht es vielleicht als reiner Gedanke irgendwann nicht mehr aus.

    Ja das sehe ich auch so. Also diese Methode möchte ich nicht langfristig beibehalten. Möchte sie aber erstmal auch nicht wieder ausschlagen, denn ich kann mit dieser Form von Gedanken, meine Wut auch endlich mal erkennen. Das fiel mir früher schwer. In bestimmten Lebenskontexten haben die Leute zu mir gesagt, sie sehen in meinem Gesicht keine Gefühlsregung. Ich konnte wütend sein, war mir dessen aber nicht bewusst. Ich konnte es sehr gut ignorieren und unterdrücken. Jetzt bin ich schon mal soweit, dass die Wut sich zeigt.


    Meine Strategie ist Wut einfach zu fühlen i und auszuhalten. Ich halte sie nicht fest ich lasse den Inhalt der Tasse einfach blubhern.

    Das werde ich mal versuchen. Aber blubbert das dann nicht immer weiter? Ich habe das Gefühl, wenn ich meine Wut im Kopf auslebe, dann lässt sie nach.


    Psychologisch 2: Du übst ein Verhalten ein, das nicht erwachsen ist ("schubsen"), sondern eher in den Kindergarten gehört. (Bitte nimm das nicht persönlich. Kindergartenverhalten zeigen wir in bestimmten Situationen alle!)

    Ja ich sehe das genauso und würde mich freuen, wenn ich einen anderen Umgang mit der Wut finden würde. Ich habe eh manchmal das Gefühl, dass ich mit Wut und Ärger einem Kleinkind ähnlich bin. Also zwei Extreme: entweder gar nicht reagieren (auch nicht eingestehen, dass ich Wut empfinde) oder wenn ich sie zum Ausdruck bringe, dann eher etwas überprobortional und 'unreif'.


    Wichtig ist vor allem zu erkennen, dass es Deine eigene Verletzlichkeit ist, die sich da in Form von Wut zu Wort meldet. Und es ist ein Zeichen von (zuviel) Energie. Schau Dir Deine Wünsche und Befürchtungen an, sei ehrlich zu Dir - und lass sie, wenn möglich, so nach und nach los. Desto weniger Du von anderen erwartest, desto weniger verletzlich bist Du.

    Ich werde mich meiner Verletzlichkeit zuwenden _()_


    Sobald ich bemerke das ich "wütend" empfinde, gehe ich vor den Spiegel und versuche zu lachen oder bzw. ein wenig zu schmunzel.

    Das werde ich mal versuchen. :erleichtert:


    Was ich allerdings sehr befreiend empfunden habe ist was ganz anderes. Die Kämpfe im Denken fanden ja mit Personen statt, die in meiner alltäglichen Nähe waren. Und denen konnte ich plötzlich mit Mitgefühl begegnen. Ich wusste das ich sie nicht verändere. Aber ich konnte sie annehmen und reagierte nicht mehr so wie gestern. Das hat die Lage geändert.

    Ja wahrscheinlich die Kombination aus Eigenreflexion und Mitgefühl für den Anderen.

    Ähnliche Entwicklung bei mir. Früher konnte ich Gefühle nicht zeigen. Nur wenn ich sehr viel Alkohol getrunken hatte, habe ich auf einmal meinem Umfeld sehr vieles an den Kopf geworfen, was mir aber am nächsten Tag total leid tat. Ich habe es dann wieder von mir gewiesen, anstatt mir das anzuschauen und mich mit dem Gesagten auseinanderzusetzen.

    Heute würde ich mich eben eine Stufe weiter bezeichnen: ich kann die Wut fühlen und sehen, weiss aber einfach nicht, wie ich reif damit umgehe.


    Es ist auch oft eine versteckte Wut. Ich denke mir irgendwas zu einem Geschehniss und stelle dann selber fest, 'Hey, das ist eine ganz schön 'harte' Emotion und / oder eine daraus abgeleitete negative Bestandsaufnahme".


    Liebe Grüße :sunny:

    Dragonfly

  • Dank (psychoaktiver) Hanfblüten habe ich ja nur noch sehr sporadisch Aggressionen & Zorn. An Aggressionen (vor allem auf's Psychiatrie- & Schulsystem) habe ich ja lange Zeit sehr gelitten, wie der eine oder andere hier im Buddhaland vielleicht noch weis. Aber was mir hilft, kann für andere möglicherweise auch ungut sein.


    Mein persönlicher Dank an Mutter Natur, für diese ziemlich sehr famose Pflanzengattung!🌿:like:


    Immerhin bin ich ehrlich, auch wenn ich mich hier möglicherweise bei manchen unbeliebt mache.

    ich schenk dieses Leben dem Leben zurück...
    weil es nie meins war...
    und jede Trennung nur scheinbar...
    alles in Vielfalt immer eins war...
    brich meinen Stolz…bis ich in Demut mir die Wahrheit schenke...
    nimm hinfort all die falschen Ideen, den falschen Glauben...
    denn wenn nichts mehr bleibt ist alles übrig...
    es gibt nichts zu verstehen...

    Aus dem Song ,,Schmerz" vom Deepwalka

  • Immerhin bin ich ehrlich, auch wenn ich mich hier möglicherweise bei manchen unbeliebt mache.

    Ach komm, wir lieben Dich alle!

    Deinen Tipp halte ich trotzdem nicht für heilsam, aber das kann ja jeder selbst entscheiden...


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Dragonfly

    ------

    Das werde ich mal versuchen. Aber blubbert das dann nicht immer weiter? Ich habe das Gefühl, wenn ich meine Wut im Kopf auslebe, dann lässt sie nach.

    —-------


    Naja ich war mal sehr lange Zeit ein ausgesprochen wütender Mensch :) und ich habe bemerkt, dass meine Versuche Wut und Hass für mich zu behalten indem ich diese Gefühle in meinem inneren auslebte oder indem ich sie versuchte zu unterdrücken, dazu führten, dass die brandungen zu einem anderen Zeitpunkt nur um so heftiger worden.


    Es kommt natürlich auch auf die innere Haltung an ob das was etwa Ellviral beschreibt, funktioniert. So wie ich das angegangen bin hat es nicht funktioniert :)


    Das Wasser in der Tasse blubbert wenn es kocht und wie das mit dem Kochen so ist - hort das blubbern zuverlässig auf kurz nachdem die Hitzequelle entfernt wurde.


    Die Kunst besteht - denke ich - darin, während des ruhigen betrachten des gesamten Vorgang die Logik hinter all dem zu verstehen.


    Wie hier im thread ja auch schon gesagt wurde bist du verantwortlich für deine Gefühle.


    Wenn da also ein Feuer ist muss man ja nicht gleich die Tasse mit dem Wasser drauf stellen :D


    In Ruhe betrachtet ist das b natürlich immer leichter als in der Situation.


    Aber dazu ist der Pfad ja da :)

  • Die Kunst besteht - denke ich - darin, während des ruhigen betrachten des gesamten Vorgang


    die Logik hinter all dem zu verstehen.

    Nein. Beobachten ist beobachten, und verstehen ist verstehen. Das Ziel ist reines achtsames Beobachten ohne Analyse.

    Das Verstehen kommt bei ruhigem Beobachten mit der Zeit von alleine. Das ist ja das tolle an der buddhistischen Praxis, dass man auf Nachdenken nicht angewiesen ist.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Hallo Moni,

    das vor den Spiegel treten schließt eine bewusste Auseinandersetzung, ein Begreifen dessen weshalb ich jetzt genau vor den Spiegel trete weder aus, noch ist ein bewusstes vor den Spiegel treten ja ein verdrängen dessen, dass ich mir in dem Moment ganz genau bewusst bin, das ich den Spiegel als Krücke nutze.


    So sagt Ayya, das eine "Krücke" (hier also ...vor einem Spiegel treten) immer noch die bessere Lösung ist, wenn, in Momenten ein zB gegenteiliges neutrales oder gar positives Empfinden wie Gleichmut und Mitgefühl noch nicht sofort funktionieren könnte.

    Es also besser wäre als wütend durch die Gegend zu laufen.:)

    Deshalb schrieb ich ja oben auch davon " Das Lachen nicht vergessen....und....wenn ich WUT empfinde".


    Die Konfrontation von Gefühl ist das Eine, der Umgang die andere Seite.

    Da wird jeder seinen Weg finden müssen.


    Und für mich ist die Konfrontation mit dem totalen Gegenteil von Gefühl quasi als ein Momentinput meine Gedanken zurück in die Mitte zu lenken, über die Augen im Spiegel dann auch als Sinnbild -Lachen- zu sehen...., um das negative Empfinden, des Gefühls so zu erleben, das ein inneres Nachvollziehen als schnelle Reduzierung von Negativität in Ruhe und Klarsicht dann zur eigentlichen inneren Wandelung verhilft, werden kann.


    :sunny:Sinnestor-Auge-Gedanke-(neues) erlebtes Gefühl:sunny:


    So würde eine andere Wandlung bei mir gar nicht mit wütendem oder negativem Geist einzuleiten sein.

    Dazu muss ich ja erst einmal Ruhe in Körper und Geist wirklich empfinden, in die Mitte zurück kommen.


    Also in sofern ist es sicherlich, wie Du auch schreibst, keine langfristige Lösung, sondern die schnelle innere Nutzung des Gegenteils von Gefühlserleben als Hilfsmittel, als eine erste Krücke um das Gefühl Wut dann in Ruhe und Weisheit zu betrachten, auflösen zu können.:rose:_()_

  • Also in sofern ist es sicherlich, wie Du auch schreibst, keine langfristige Lösung, sondern die schnelle innere Nutzung des Gegenteils von Gefühlserleben als Hilfsmittel, als eine erste Krücke um das Gefühl Wut dann in Ruhe und Weisheit zu betrachten, auflösen zu können.

    Ja, dem stimme ich zu. Und es ist natürlich eine "gute" Krücke. :):heart::rose:

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Nein. Beobachten ist beobachten, und verstehen ist verstehen. Das Ziel ist reines achtsames Beobachten ohne Analyse.

    Das Verstehen kommt bei ruhigem Beobachten mit der Zeit von alleine. Das ist ja das tolle an der buddhistischen Praxis, dass man auf Nachdenken nicht angewiesen ist.

    Das meine ich mit dem in-die-Stille-gehen. Und ja, das ist das tolle an der buddhistischen Praxis, dass man auf Nachdenken nicht angewiesen ist. (:

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

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    Einmal editiert, zuletzt von Monika ()

  • Ähnliche Entwicklung bei mir. Früher konnte ich Gefühle nicht zeigen. Nur wenn ich sehr viel Alkohol getrunken hatte, habe ich auf einmal meinem Umfeld sehr vieles an den Kopf geworfen, was mir aber am nächsten Tag total leid tat. Ich habe es dann wieder von mir gewiesen, anstatt mir das anzuschauen und mich mit dem Gesagten auseinanderzusetzen.

    Das empfinde ich überhaupt nicht als ähnliche Entwicklung, denn weder war ich zuvor wirklich wütend und habs nur ignoriert, noch brauchte ich Alkohol, um mich zu artikulieren. Ich war ganz im Gegenteil sehr impulsiv und spontan (aber auch naiv), aber ich wurde nicht wütend.


    Als ich dann endlich zu meiner Verzweiflung durchbrach und mich nicht mehr vor "Ausbrüchen" fürchtete (ich hatte zuvor gar nicht gewusst, wie verzweifelt und überfordert ich war, und auch nicht, dass ich mich vor Ausbrüchen möglicherweise fürchtete), erlebte ich mich als neuer Mensch. Und damals bis in die letzten Jahre tat mir nichts leid, was ich von mir gegeben habe, weil ich mich immer im Recht fühlte.


    Wenn es mir heute leid tut, dann deshalb, weil sich meine Perspektive geändert hat und ich Mit-Gefühl mit den Menschen habe, denen ich aus einem Gerechtigkeitsempfinden heraus durch Ablehnung, Ausgrenzung und böse Worte Leid zugefügt habe. Heute halte ich jegliche Aggression und Gewalt (auch sprachlich) für Un-Recht, selbst wenn ich mich im Recht fühle.

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