Geschäftstüchtigkeit im ZEN-Buddhismus

  • Kann/will mir Leonie, Void, Xingjinlong, Shudhana und/oder Schmu zur Fortsetzung meines Wegs vielleicht noch den einen oder anderen Buch- oder YT-Tip geben, der ihrer Meinung nach den Nagel auf dem Kopf trifft und unverfälschtes Zen (ich hab nichts dagegen, wenns teils anfängergerecht und teils was zum fortschreiten ist) verkörpert?


    Du kannst den ganzen deutschen Zen in die Tonne treten. Aufgerundet von 95%. Echt wird es hier Leuchtende Birke 明樺 (@bleibsitzen) / Twitter. Da findest du gleich auch Fahrschein, inka und xuemai.


    :nosee::nospeak::nohear:

  • Da jetzt schon gut Licht ins Dunkel gebracht wurde: Kann/will mir Leonie, Void, Xingjinlong, Shudhana und/oder Schmu zur Fortsetzung meines Wegs vielleicht noch den einen oder anderen Buch- oder YT-Tip geben, der ihrer Meinung nach den Nagel auf dem Kopf trifft und unverfälschtes Zen (ich hab nichts dagegen, wenns teils anfängergerecht und teils was zum fortschreiten ist) verkörpert?

    Die Bücher/Texte von Kosho Uchiyama, Kodo Sawaki und Shohaku Okumura sind empfehlenswert. Wobei gerade Kodo Sawaki am Anfang vielleicht etwas extrem erscheinen könnte.

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  • Mentus

    unverfälschtes Zen - also authentisches Zen - da sind vor allem die alten Meister wie Huang po oder Hakuin. Ich lese hin und wieder und jedesmal ist es ein Gewinn, weil ich das Gefühl habe, so habe ich das noch nicht verstanden.


    Doĝens Shobogenzo ist unerschöpflich und der Kommentar von Shohaku Okumura zum Genjokoan kann ich nur empfehlen, weil man vieles nicht versteht und so eine Erläuterung sehr nützlich ist. Aber man sollte nicht vergessen, dass das "Zuimonki" eine ebenfalls wichtige Schrift von Dôgen für die Praxis ist.

    https://www.sotozen.com/eng/li…Zuimonki/pdf/zuimonki.pdf

    Das gibt es auch in Deutsch als Buch.


    Shohaku Okumura ist auch auf youtube. Und hat eine webseite.

    Shohaku Okumura A Good for Nothing Life - YouTubeMan muss ihm sehr aufmerksam zuhören, weil er sehr leise und manchmal auch undeutlich spricht.


    Kosho Uchiyama hat ein Buch über Dôgens "Tenzo Kyonkum" Anweisungen für den Koch - geschrieben: Zen für Küche und Leben. In Englisch gibt es einen Kommentar von Kosho zu Dôgens Bendowa - The Wholehearted Way.


    Was die andere Zen-Richtung anbetrifft, das Rinzai, da habe ich kürzlich Jeff Shore "Der Weg beginnt unter deinen Füßen" gelesen und empfehle das. Manches hat er auch auf seinem blog "beingwithoutself". Von ihm gibt es auch eine Übersetzung von Boshan Rinzai Meister aus dem 16.Jh. "Great Doubt" Empfehlungen gegen die Irrtümer der Praxis.

    New Book2 | Being Without Self


    Viel Spass damit.

    :zen:



  • Natürlich weis ich nicht konkret, was wirkliches Zen ist.. woher auch. Ich kann nur meinen momentanen Problemen oder Gefühlen folgen und schauen, was sich dahinter verbirgt. Aber ist das, + regelmäßigem Zazen wirklich schon alles was man braucht, um sich als Anfänger "auf den Weg zu machen"? Ich hab das Gefühl, dass der Weg recht fehleranfällig und irreführend sein würde. Bevor ich den verkehrten Weg gehe, bleib ich lieber stehen, wo ich bin.


    Meine jetzige Kern-Motivation ist es, dem Leiden immer mehr ohne Schmerzen begegnen zu können. Ich merk, "es tut viel zu oft weh", ich stehe mir selber mit meinen Werten und Bewertungen im Weg und ich hab verstanden, dass ich mir eigentlich nur selber weh tue. Das ist zumindest jetzt mein Standpunkt. Und ansonsten ist meine weitere Motivation einen Weg und eine Geisteshaltung durchs Leben zu finden, dem ich vertrauen kann weil er immer spührbar funktioniert. Und wenn er nicht funktioniert spührt mans auch.


    Ich hab keine Lust auf Fahrkartenkontrolleure, Inka-Besitzer, Schwarzfahrer, oder Geschichten, in die sich ein Anfänger verlaufen soll. Mir ist klar, dass das nur Formen sind, in die Zen gegossen wurde. Damit mans anschauen kann. Wo gehts zum wahren Zen? Muss ich erst 1000 Irrwege gehen? Und wenn das so ist, warum sagt man das mir nicht konkret?


    Da jetzt schon gut Licht ins Dunkel gebracht wurde: Kann/will mir Leonie, Void, Xingjinlong, Shudhana und/oder Schmu zur Fortsetzung meines Wegs vielleicht noch den einen oder anderen Buch- oder YT-Tip geben, der ihrer Meinung nach den Nagel auf dem Kopf trifft und unverfälschtes Zen (ich hab nichts dagegen, wenns teils anfängergerecht und teils was zum fortschreiten ist) verkörpert?

    Die Bücher/Texte von Kosho Uchiyama, Kodo Sawaki und Shohaku Okumura sind empfehlenswert. Wobei gerade Kodo Sawaki am Anfang vielleicht etwas extrem erscheinen könnte.

    Vielen Dank, das hilft mir schon mal gut, wenn ich einfach ein paar vertrauenswürdige Namen habe.


    Perfekt!! Vielen lieben Dank für die umfangreichen Empfehlungen, sogar in beide Richtungen! Dann fange ich mal mit Shohaku Okumura zum Genjokoan (Die Verwirklichung der Wirklichkeit), dem Zuimonki von Dogen (Unterweisungen zum wahren Buddha-Weg) und Shohaku Okumuras Videos an. Und zum Rinzai kann ich mich mal mit Jeff Shore beschäftigen, wenns wäre. Und ansonsten hab ich darüber hinaus jetzt viele konkrete Tipps und weitere Anhaltspunkte/Namen zur Recherche :like:


    Mal schauen, wohin die Reise führt ^^

  • Ich kann nur meinen momentanen Problemen oder Gefühlen folgen und schauen, was sich dahinter verbirgt. Aber ist das, + regelmäßigem Zazen wirklich schon alles was man braucht, um sich als Anfänger "auf den Weg zu machen"?

    Wenn Du Dich darin übst, im Zazen Deine momentanen Probleme und Gefühle loszulassen, wirst Du festststellen, dass diese Probleme und Gefühle sich ändern. Was sie ohnehin mit der Zeit tun, wenn auch nicht unbedingt zum Besseren. Und ja, ich finde, das reicht erst einmal, um sich auf den Weg zu machen. Das Üben in einer Gruppe kann dabei eine große Hilfe sein, muss aber nicht. Auch das eine Sache von Gefühlen - und in dem Fall sollte man dem Gefühl ruhig folgen. Mit einer anderen Gruppe kann das schon wieder anders aussehen. Nichts sagt über die Qualifikation eines Dharmalehrers mehr aus als die Gruppe derer, die sich mit ihm üben. Wie ist Dein Gefühl mit der Gruppe - erfährst Du sie als Unterstützung? Die drei Juwelen sind Buddha, Dharma und Sangha - nicht Meister, Dharma und Sangha. Von Meistern, die meinen, sie würden Buddhas Stelle einnehmen, würde ich mich fernhalten, wenn mir solch ein Rat erlaubt ist.


    Erfahrungsgemäß wird sich Deine Übung, wenn Du sie denn ernsthaft betreibst, von selbst entwickeln. Dabei ist es für die meisten eine große Hilfe, wenn ihnen jemand dabei hilft, das richtige Sitzen zu lernen - d.h. lange und schmerzfrei sitzen zu können. Wenn sich jemand in der Gruppe mal anschaut, wie Du eigentlich sitzt. Deine Haltung korrigiert. Kopf, Schultern, Rücken. Einen Meister brauchst Du dazu nicht - aber ein/e Weggefährte/in, die schon etwas länger übt als Du, womöglich durch dieselben Schwierigkeiten gegangen ist wie Du und bereit ist, Dich zu unterstützen - wunderbar. Mehr brauchst Du erst einmal nicht. Wenn Du irgendwann mit Deiner Übung nicht mehr weiter kommst, ist es sinnvoll, jemanden um Unterweisung zu bitten, der befugt ist, Schüler anzunehmen. Eine solche Befugnis ist Sache von peer-control. Dass die Befugnis dann auch etwas mit Qualifikation zu tun hat, dafür gibt es keine Garantie. Aber die Wahrscheinlichkeit steigt mit der Anzahl der peers. Wenn Dir die Unterweisung weiterhilft, schafft das eine Grundlage für Vertrauen (die Größe der peer-group tut das nicht wirklich, sie erhöht nur die Trefferwahrscheinlichkeit). Wenn solch eine Grundlage besteht, dann kann man erwägen, ob man mit dem- oder derjenigen eine formale Beziehung eingeht. Wobei es durchaus auch Leute gibt, die zwar befugt sind, solch eine formale Beziehung einzugehen, aber das nicht tun wollen. Die nicht mehr sein wollen, als ein etwas älterer und erfahrener Weggefährte - ein 'edler Freund' (Kalyāṇamitta). Was ich persönlich sehr viel sympathischer finde als 'Meister' - vor allem, wenn die ihren Titel wie ein Aushängeschild um den Hals tragen.


    Ansonsten gibt es ein schönes Koan, mit dem sich mE auch ohne Anleitung durch eine/n Meister/in gut arbeiten lässt. Auch, wenn man nie damit fertig wird.

    Zitat

    Ehrwürden Ruiyan Yan rief jeden Tag sich selbst laut an: "Mein Herr und Meister!" Er antwortete auch sich selbst: "Ja!" Dann sagte er: "Sei stets wachsam!" - "Zu Befehl!" "Bei anderer Gelegenheit, an einem anderen Tag, lass dich auch da nicht von jemand anderem täuschen!" - "Ja, zu Befehl!"


    Wumen sagt dazu:

    Der altehrwürdige Ruiyan

    Kauft und verkauft in eigener Person,

    Er foppt euch mit dem Auftritt all der vielen Götterköpfe und Teufelsgesichter.

    Warum? Todesgefahr!

    Einer, der laut ruft,

    Einer, der antwortet,

    Einer, der wachsam ist,

    Und einer, der sich nicht von jemand anderes täuschen lässt.

    Wenn ihr sie wie üblich anerkennt, so ist das auch nicht richtig.

    Und wenn ihr ihn gar nachahmt,

    Ist das gewiß nur die Klugheit eines wilden Fuchses.


    Der Lobgesang lautet:

    Menschen, die den WEG erlernen, / kennen die Wahrheit nicht.

    Und das nur wegen ihres bisherigen / erkennenden Geistes.

    Sein Unheil nicht zu ermessen: / Ursprung künftiger Wiedergeburt.

    Stumpfsinnige Leute halten ihn / für den eigentlichen Menschen.

    (12. Präzedenzfall des Wumenguan, Übers. Dietrich Roloff)

    Was die Literaturempfehlungen angeht, kann ich die alle unterstützen. Wobei ich Jeff Shore nicht kenne, aber jemanden, der ihn nicht nur gelesen sondern auch mit ihm gesessen hat. Dass Literatur (selbst gute) kein Zazen ersetzt, brauche ich Dir sicher nicht zu sagen - aber sie kann zur Praxis inspirieren.


    Auf die Gefahr hin, dass das jetzt sehr Sōtō-lastig wird, noch eine Empfehlung von mir hinzugefügt: Taigen Dan Leighton (Hrsg.), Das Kultivieren des Leeren Feldes, Praxisanleitungen zur Schweigenden Erleuchtung von Zen-Meister Hongzhi Zhengjue (Wanshi Shōgaku, 1091 - 1157), Kristkeitz 2009.


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    OM MONEY PAYME HUNG

  • Erfahrungsgemäß wird sich Deine Übung, wenn Du sie denn ernsthaft betreibst, von selbst entwickeln. Dabei ist es für die meisten eine große Hilfe, wenn ihnen jemand dabei hilft, das richtige Sitzen zu lernen - d.h. lange und schmerzfrei sitzen zu können. Wenn sich jemand in der Gruppe mal anschaut, wie Du eigentlich sitzt. ... Wenn Du irgendwann mit Deiner Übung nicht mehr weiter kommst, ist es sinnvoll, jemanden um Unterweisung zu bitten, der befugt ist, Schüler anzunehmen.

    Soweit hab ich das meisste verstanden, was du geschrieben hast. Gestern das erstemal gezazt... ein Weg ohne Weg... so hat sichs angefühlt. Da stellen sich erstmal so einfache Fragen wie muss man genau so oder so sitzen? Ist aber schätz ich mal auch in anderen Topics schon disskutiert... (da schau ich dann mal in ein paar Wochen, wenn ichs integriert hab, Ziel ist jetzt: 30 Min pro Tag) vermutlich muss es erstmal annehmbar sein, damit man weitermacht. Wenn ich nur mit den Schmerzen vom Schneidersitz oder eingeschlafenen Beinen beschäftigt bin, ists ja auch nix.


    Aber eine Frage ist mir nach deinem Post noch gekommen: Wann/wie/woran merkt man, dass man nicht mehr weiterkommt? Ist das dann ein "Veränderungsstopp", also wenn man merkt, dass manche Probleme/Gefühle einfach bleiben und sich nicht weiter verändern?



    Was die Literaturempfehlungen angeht, kann ich die alle unterstützen. Wobei ich Jeff Shore nicht kenne, aber jemanden, der ihn nicht nur gelesen sondern auch mit ihm gesessen hat. Dass Literatur (selbst gute) kein Zazen ersetzt, brauche ich Dir sicher nicht zu sagen - aber sie kann zur Praxis inspirieren.

    Auf die Gefahr hin, dass das jetzt sehr Sōtō-lastig wird, noch eine Empfehlung von mir hinzugefügt: Taigen Dan Leighton (Hrsg.), Das Kultivieren des Leeren Feldes, Praxisanleitungen zur Schweigenden Erleuchtung von Zen-Meister Hongzhi Zhengjue (Wanshi Shōgaku, 1091 - 1157), Kristkeitz 2009.

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    Danke auch für deine Bestätigung, das erhöht das nötige Vertrauen zu allem... danke auch für deine Literaturempfehlung - die ersten Bücher sind bereits bestellt - deine Empfehlung bietet anscheinend einen recht praxisnahen Inhalt, das hab ich bis jetzt noch nicht in dem Maß abgedeckt, deswegen hast dus mir empfohlen, oder?


    Wo ich die Wörter Gefahr und soto-lastig gelesen hab: Ich hab ja mal gefragt, ob Zen für jeden (s)eine individuelle Mischung aus Rinzai und Soto ist... oder ob man sich lieber am Anfang für eines entscheidet. Lese ich da jetzt richtig raus, dass es prinzipiell nicht verkehrt wäre, ein bischen 2-gleisig zu fahren und nicht zwischen dem einen oder dem anderen zu unterscheiden? Oder kommt da ein zu großer durcheinander dabei raus?

  • Mentus


    Was die Sitzhaltung angeht, kannst du auch mit dem Fersensitz beginnen. Die Fußmuskulatur muss sich zunächst allmählich dehnen. Dafür ist der Fersensitz gut geeignet. Die Schmerzen entstehen nicht so schnell, man kann da 20-30 Minuten einigermaßen "durchhalten". Es wird mit der Zeit immer besser. Später kann man dann zum burmesischen Sitz wechseln, zum Halblotussitz usw.


    Was Soto und Rinzai angeht:

    Ich finde das anfangs nicht so entscheidend. Es gibt Rinzai-Meister, die Koan-Studium weitgehend abgelehnt haben, es gibt Soto-Meister, die jenes vernachlässigt haben. Immer in den Augen anderer, die sie dann später kritisiert haben. Ich denke, man findet seinen eigenen Weg.


    Ich weiß nicht wie Sudhana oder Leonie oder andere es sehen. Vielleicht haben die auch eine andere Meinung...


  • Ziel ist jetzt: 30 Min pro Tag

    Das ist prima. Wenn Du das einigermaßen problemlos hinkriegst, kannst Du Dich mal an einem kurzen Sesshin oder Zazenkai probieren. Ist dann zwar immer noch eine Herausforderung aber keine Quälerei ...

    Ist das dann ein "Veränderungsstopp", also wenn man merkt, dass manche Probleme/Gefühle einfach bleiben und sich nicht weiter verändern?

    Es ist vor allem das subjektive Erfahren des Sitzens, das stecken bleibt. Körperlich und mental. Da stellt sich dann leicht Frustration ein und man fragt sich, warum man sich das eigentlich antut. Das ist dann auch die Schwelle, wo manche aufgeben. Da hilft es, wenn man jemanden findet, der einem einen Schubs gibt - und dann stolpert man ein Stück weiter. Über die Schwelle - zur nächsten hin. Dōgen schrieb im Fukan Zazen Gi: "Sitzen in Versenkung ist das Wahrheitstor zur großer Ruhe und Freude". Es hat etliche Jahre gedauert, in denen ich das für bullshit hielt, bis ich mit Überzeugung und aus eigener Erfahrung sagen konnte: er hat recht. Da muss man durch und das ist nicht immer einfach. Mehr Zähne zusammenbeißen als Freude ...

    deine Empfehlung bietet anscheinend einen recht praxisnahen Inhalt,

    Hmm ... "praxisnah" kann man so oder so verstehen. Wenn Du damit den körperlichen Aspekt meinst, eher nicht. Aber Hongzhi ist mE leichter zugänglich als Dōgens Shōbōgenzō. Wobei sich einem auch das mit der Zeit erschließt, mit der Erfahrung des Übens. Was die körperliche Seite angeht, ist ein/e Yogalehrer/in oft hilfreicher als ein/e Zenlehrer/in. Bücher helfen da herzlich wenig.


    Zu Sōtō und Rinzai - das unterscheidet sich zum einen im Stil und zum anderen im Schwerpunkt der Übung. Rinzai-Leute sind so eher der Typ, die eine Stadt belagern und mit einer Ramme eine Bresche in die Stadtmauer schlagen. Sōtō-Leute bauen vor der Stadtmauer Gemüse an und verkaufen es an die Städter - und irgendwann ist das Stadttor für sie nicht mehr verschlossen. Im Rinzai ist die Kōan-Übung zentral, im Sōtō das stille Sitzen. Was nicht heisst, im Rinzai gäbe es kein Shikantaza und im Sōtō keine Arbeit mit Kōan. Mich hat beispielsweise das Üben mit Kōan nie so recht gereizt - obwohl oder besser weil ich ein ziemlich 'verkopfter' Typ bin. Aber eine Schwelle, über die meine Lehrerin mich geschubst hat, war 'Mu'. Mit Shikantaza kam ich damals einfach nicht mehr weiter - danach schon. Ein/e gute/r Lehrer/in sieht so etwas - und wählt das passende Mittel.


    Wenn man sich nicht grundsätzlich zu einem bestimmten 'Stil' hingezogen fühlt, muss man halt beides ausprobieren. Wobei der Wegbegleiter / die Wegbegleiterin wichtiger ist als die spezielle Tradition. Wenn da die 'Chemie' stimmt, ist die Schulrichtung zweitrangig. Also empfiehlt es sich, in Hinsicht Schulrichtung einfach offen zu bleiben und auch, wenn man sich für eine Richtung entschieden hat, gelegentlich mal über den Zaun zu schauen.


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    OM MONEY PAYME HUNG

  • Mit dem Kōan-Studium geht es mir ähnlich. Für mich ist das nichts.

    Jetzt rede ich wahrscheinlich Unsinn, aber egal:

    Das dient für mich der Zermürbung des Geistes bis er aufgibt und die Friedensfahne hisst. Da taucht dann wahrscheinlich die Lösung auf...


    Ich habe also den Eindruck, es dient letztendlich der Geistesbefriedung. Durch Quälerei. 😁


  • Mentus


    Ich habe mal ein paar videos zusammengestellt, in denen die Übung erläutert wird.


    Zazen ist eine körperliche Übungspraxis und daher braucht es auch ein wenig Geduld bis der Körper sich an die für ihn ungewohnte Haltung gewöhnt hat. Da sind eingeschlafene Beine fast schon normal und auch harmlos. Man muss nur vorsichtig aufstehen, damit man sich nichts zerrt oder sogar bricht.

    Es gibt auf youtube viele videos über die Sitzhaltung. Dennoch solltest du dir sie irgendwann mal durch einen erfahrenen Zenmenschen korrigieren lassen, weil es eben nicht so einfach ist, sich von außen zu sehen. Vielleicht hast du aber auch einen Spiegel.

    https://www.sotozen.com/ger/practice/zazen/howto/index.html



    Vor Kurzem habe ich "die kleine Zen-Schule" entdeckt und finde, dass es hier gut erklärt wird.

    http://https://www.youtube.com/watch?v=FGVUZxwVOgE

    https://www.youtube.com/watch?v=KMv1u0Wl62I



    Die Handhaltung ist allerdings hier in dieser Rinzai-Linie abweichend von der Soto-Linie und das ist m.E. ein bedeutender Unterschied. In dem video weiter unten erläutert Shodo Harada Roshi dass diese Handhaltung für Anfänger sinnvoll sein kann, aber dann doch auf das Mudra übergegangen sein sollte.

    Wenn nämlich die Daumen sich leicht berühren und die Hände eine Schale bilden, dann lässt man den Geist üblicherweise in dieser Schale ruhen und achtet dabei auf die Daumenspitzen. Diese zeigen nämlich innere Spannungen an, wenn man sich in seinen Gedanken verheddert und dann merkt, dass man die Daumen gegen einander presst.

    Neben der körperlichen Sitzhaltung braucht es also auch eine geistige Haltung. Wohin eben mit dem Geist?

    Antaiji – Wie sitzen?


    https://www.youtube.com/watch?v=LL2XUTeoUsM

    https://www.youtube.com/watch?v=E9b4FbGlVSE


    Noch was zum Koan-Studium im Rinzai. Hierzu einen Artikel von Jeff Shore.

    Bitte melde dich an, um diesen Anhang zu sehen.


    Auch in seinem Buch hat Jeff Shore ein Kapitel über Koan und seine Ausführungen dazu haben wenig mit dem traditionellen Koan-Studium gemeinsam. Das mag auch daran liegen, dass Rinzai-Zen im Westen bereits mit einer gewissen Schlagseite übernommen wurde.

    Dôgen verwendet in seinem Shobogenzo jede Menge "Koan" und er hat selbst auch eine Sammlung von 300 Koan herausgegeben.

    https://terebess.hu/zen/dogen/Dogen300.pdf


    Das Koan-Studium in der Rinzai-Tradition umfasst etwa 750 Koan und es bedeutet eine jahrelange Beziehung zu einem Lehrer, dem man sich anvertraut und von dem man vermutet, dass er tief in dieser Materie drin steckt. Und da es da auch einen Haufen charmanter Heuchler gibt, wie z.B. der berühmte Philip Kapleau mit seinen "Drei Pfeiler des Zen", scheint mir das doch eher zweifelhaft zu sein. Man bildet sich am Ende dann noch was darauf ein.

    Letztlich vertraust du dich doch nur dir selbst an im Sinne von:

    Den Buddhaweg studieren heißt sich selbst zu studieren. Sich selbst studieren heißt sich selbst zu vergessen. Sich selbst zu vergessen heißt eins zu sein mit den 10000 Dingen.


    Wirklich entscheidend ist das sich Einlassen in die Zazen-Praxis - der Lehrer ist Zazen selbst.

    :zen:



  • Ich wollte mir gerade die verlinkten youtube-Videos von Leonie anschauen und stellte fest, dass die Links (bei mir jedenfalls) nicht funktionieren. Sie führen bei mir alle einfach zum Anfang dieser Seite.


    Deshalb bringe ich sie hier nochmal.


    Die beiden von der "Kleinen Zen-Schule":

    Meditation auf Hocker, Stuhl, Bänkchen, Kissen | Variationen, Tipps und Tricks - YouTube

    Lotus- und Schneidersitz für die Meditation | Fehler & Tipps | Dehnübungen für mehr Hüftflexibilität - YouTube


    Die beiden englischsprachigen (onedropzen.org + Zen Mountain Monastery):

    Zen - Introduction to zen practice / full version - Taigen Shodo Harada Roshi - YouTube

    Introduction to Zen Meditation: The Still Point - YouTube


  • Vor Kurzem habe ich "die kleine Zen-Schule" entdeckt und finde, dass es hier gut erklärt wird.

    https://www.youtube.com/watch?v=FGVUZxwVOgE

    Moderation

    Die Links funktionieren nicht, weil beim Einrichten des Links der Link nur im Text, nicht aber im Feld für den Link eingefügt wurde. Das führt dann dazu, dass der Link zwar als Text sichtbar ist, der eigentliche Link aber leer ist:


    <p><a href="">https://www.youtube.com/watch?v=LL2XUTeoUsM</a></p>

    <p><a href="">https://www.youtube.com/watch?v=E9b4FbGlVSE</a></p>


    Dann führt der Klick auf die gleiche Seite auf der man ist.... Also immer auch das Feld "Link" richtig ausfüllen :)

  • Oh, danke.

    Ich hoffe es funktioniert jetzt.

    Ich habe Probleme mit meiner Maus und da kann das dann schon mal vorkommen, dass die verlinkung mal was anderes macht.

    :zen:



  • Schmu hat sie ja nochmal gepostet, daher korrigiere ich es jetzt bei Dir nicht nochmal extra... :)

  • Okay. Aber wenn man einfach annimmt/beherzigt, dass Zazen "für nichts" (gut) ist, so wie es Okumura selber auch gesagt hat, gibts ja kein "weiterkommen", auf was man erpicht ist... es gibt höchstens eine "nicht-Leere", die einen stört und die einfach unverändert über eine zu lange Zeit bestehen bleibt, schätze ich? Oder gibts neben dem und Motivationsproblemen noch andere nicht-körperliche Anzeichen, wann man dringend einen Lehrer braucht/aufsuchen sollte? Kann Zazen z.B. auch in eine unkontrollierbar schadhafte/traumatische Richtung abrutschen, wenn man stehts nur die Leere sucht/hält?


    Hongzhi lehrte ja die Meditation des heiter gelassenen Widerspiegelns und Dogen hat es modifiziert zu seinem Soto/Zazen, hab ich zumindest grad auf Wiki gelesen. Es ist schätz ich mal recht ähnlich, die Frage ist bloß: Warum hat Dogen was daran verändert, wenn die Meditation so wie sie war, gut war? Aber wenn Texte zu "weit weg sind" bringen sie mir aber nicht viel, das hab ich schon gemerkt beim ersten reinlesen...


    Mit dem Kōan-Studium geht es mir ähnlich. Für mich ist das nichts.

    Jetzt rede ich wahrscheinlich Unsinn, aber egal:

    Das dient für mich der Zermürbung des Geistes bis er aufgibt und die Friedensfahne hisst. Da taucht dann wahrscheinlich die Lösung auf...


    Ich habe also den Eindruck, es dient letztendlich der Geistesbefriedung. Durch Quälerei. 😁

    Auch ein interessanter Ansatz^^ Wenn man jeden Koan ernst nimmt, wirds wohl vielleicht so sein... die Frage ist halt, ob das zwingend erforderlich ist, jeden ernst/für bare Münze zu nehmen. So wie die Frage, ob das Sitzen von der Technik her im fortgeschrittenen Zustand so erstrebenswert ist - vielleicht erfahr ich aber dann selber irgendwann mal.

    Was ich bis jetzt verstanden hab ist, dass man durch Koans versucht eine Sache indirekt zu beschreiben, die durch Wörter direkt nicht zu beschreiben ist, um einfach grob eine Skizze weiterzugeben... ist das so (ähnlich)?



    Ein großes Merci für deine Praxis An- und Weiterleitungen und an Schmu für deine Korrektur... das erste war ja schon mal recht informativ, wird auch gleich in die Tat umgesetzt... ich hab ja nicht geglaubt, dass man im Zazen doch so flexibel ist mit den Sitztechniken. Alle anderen Videos wurden gespeichert und werden dann bei Bedarf nach und nach weiter angeschaut.


    Das Rinzai hab ich schon ein bischen in die Richtung verdächtigt, dass es eher "Mittel zum Zweck" fokussiert, während Soto sich aufs Nötigste, dafür mit mehr Intensität konzentriert. Und ich bin pauschal gern mal für Intensität.


    Gegen Schmerzen und eingeschlafene Beine hab ich als Fitnesstrainer, der seine körperliche Gesundheit recht klar für sich definiert hat, "ein bissl was". Aber das ist eben ein Problem, was man lösen muss irgendwie. Ich bin z.B. schon dabei mich speziell zu dehnen... ein paar Videos und selber mitdenken, dann wirds vermutlich schon irgendwann mal was werden.


    So Details sind zum Beispiel für mich immer wichtig, wie du mit den Daumen beschrieben hast, dass die Spannungen aufbauen, dass das alles auch wirklich Funktionen/Sinn hat und nicht nur traditionell "so gemacht wird, weils schon immer so gemacht worden ist". Ich schätze sowas sehr...


    Danke für deinen letzten Satz auch... so hab ichs bis jetzt auch verstanden :)

    Einmal editiert, zuletzt von Mentus ()

  • Hallo Mentus


    Was willst du denn eigentlich erreichen mit deinen vielen Fragen?

    1000% Absicherung in jeder Richtung? Was ist denn mit Körpergefühl, einem gesunden Menschenverstand oder ein offenes Herz, das dir sagen kann, ob du auf einem guten Weg bist?


    Üb doch erstmal ein paar Monate und mach dir nicht jetzt schon Gedanken, ob du irgendwann mal irgendwo stecken bleiben könntest. Die Feinheiten der Unterschiede verschiedener Zenrichtungen sind am Anfang wirklich nicht relevant!

    Die zu erlernenden Basics sind in allen buddhistischen Meditationsrichtungen doch eh gleich wie z.B. Schulung der Konzentration, das Üben einer aufrechten Sitzhaltung, die ein freies Atmen ermöglicht, das Nichtbewerten und Loslassen auftauchender Gefühle und Gedanken, das Einhalten einer regelmäßigen Übepraxis ...


    Und wenn nach einigen Wochen oder Monaten dein Herz dir sagt, das ist wirklich meines, das will ich weiter machen, dann geht es ums Verstehen der 'Vier Edlen Wahrheiten' und was die ganz konkret für dein Leben bedeuten. Denn auch diese sind das Fundament jeder buddhistischen Richtung.


    Und danach macht es für viele Sinn, sich für eine bestimmte buddhistische Richtung zu entscheiden, alle Richtungen haben ihren eigenen Wert, ihre bestimmten Schwerpunkte, aber im Kern lehren sie alle das Gleiche. Es ist eher eine Sache der eigenen Lebensprägung, was da einen anzieht. Manche entscheiden auch danach, welche Sangha in der Nähe ist oder ob ein bestimmter Lehrer lebensnah erklären kann, andere meditieren lange Zeit alleine oder machen bei Online-Meetings mit und wieder andere sind seit vielen Jahren einer bestimmten Sangha verbunden. Viele Wege führen nach Rom ...


    Das ständige rein intellektuelle Abchecken, ob man was falsch machen _könnte_, führt nur zu Kontrolle und Angst, im Buddhismus geht es aber ums Loslassen.

    Also, leg mal los!


    Wenn es Probleme gibt, hier ist ständig jemand da, der bereit ist zu helfen, aber keiner kann für dich den Weg gehen.


    _()_ User19823

  • Was willst du denn eigentlich erreichen mit deinen vielen Fragen?

    1000% Absicherung in jeder Richtung? Was ist denn mit Körpergefühl, einem gesunden Menschenverstand oder ein offenes Herz, das dir sagen kann, ob du auf einem guten Weg bist?

    Hihi, das hab ich mir auch gedacht.


    Lieber Mentus, da ist sie ja wieder, die Kontrolle und Perfektion. Was mir durch den Kopf ging, als ich Deinen letzten Post gelesen habe:

    "So so, erst müssen alle in Vorleistung gehen, die Lehrer, die Lehre, die Praxisanweisung, bevor Du überhaupt darüber nachdenkst, Dich auf irgend was einzulassen. So groß scheint der Leidensdruck ja nicht zu sein."

    Kannst Du da was mit anfangen?


    Liebe Grüße,

    Aravind.


    PS: Zum Thema Handhaltung gibt es gerade einen Parallel-Faden von Schmu. U.a. mit einem schönen Beitrag von Sudhana :

    Dhyanamudra


    Sogar der erste ironische Satz passt: "Ja, die Zen-Leute machen das alle verkehrt. :)"

  • Mir fällt noch ein:


    "Zen bringt nichts, absolut gar nichts!"

    Das wird ja so oder so ähnlich oft zitiert. Sagt ja auch z.B. Kodo Sawaki.


    Das stimmt ja, und es stimmt auch wieder nicht.

    Wenn ein Lehrer auf die Frage, wozu das denn gut sein soll, antwortet, kann die Antwort natürlich nur lauten: "Das ist für gar nichts gut."


    Ich sehe darin ein Hauptmerkmal von Zen. Von Anfang an erst gar keine Wünsche, Begehrlichkeiten, Vorstellungen zu bedienen.

    Es braucht Freiheit und Offenheit von Geist und Herz, da kann ich so eine Frage nicht ernsthaft mit ETWAS beantworten.


  • Vergrößere die Pausen zwischen den Gedanken - und finde es heraus ...

    Meine Pausen sind schon ganz gut. Ich habe gerade gemessen: Die Pause zwischen meinen beiden letzten Gedanken betrug 0,84 Sekunden!


    Wie groß sollen die Pausen denn noch werden??? 😂


  • Mir fällt noch ein:


    "Zen bringt nichts, absolut gar nichts!"

    Das wird ja so oder so ähnlich oft zitiert. Sagt ja auch z.B. Kodo Sawaki.


    ja, so wie bei aller anderen buddhistischen Praxis wird dem Schüler nichts gebracht, sondern nur was weggenommen: Leiden.

    :rainbow:


  • Schön wär's. Das da etwas weggenommen würde, ist auch nur wieder eine Erwartungshaltung.


    Es ist wirklich so: Zazen ist alles. Oder um es mit dem Buddha zu sagen - der achtfache Pfad ist alles.


    1. Es gibt Leiden.

    2. Durst ist die Ursache von Leiden.

    3. Es gibt einen Weg zur Beendigung von Leiden. 3.1 - 3.8

    4. Der Weg ist zu gehen.

    :zen:



    Einmal editiert, zuletzt von Leonie ()

  • Ja, hab ich jetzt auch schon mehrmals gehört und gelesen. Ich versuche es umzusetzen, so guts geht... ist ja das selbe mit "du sollst immer (daran denken) nicht (zu) denken", und in dem Moment denkt man ja doch wieder irgendwie... ich finds ja lustig irgendwie, mal so von einem ganz normalen Gesichtspunkt/Denken aus betrachtet, dass das alles "der Weisheit letzer Schluss" sein soll. Ich meine... ich merk ja jetzt schon, wie ich mich beruhigt habe und wie sich alles langsam anfängt zu ändern... aber der Gedanke ist doch irgendwie irre^^ btw: Dein Profilbild passt irgendwie echt gut zu dem, wie du bis jetzt so reagiert hast, find (d)ich lustig :D


    Danke für deine Anteilnahme :)


    Zunächst bin ich ja momentan nach wie vor noch der Meinung, dass sich mein Verstand/Gefühl/Logik verkehrt sein könnte und ich mich deswegen nicht auf diese Instanzen ALLEINE verlassen will. In Kombination mit Feedback von hier und Videos und Büchern und meiner Praxis setze ich das alles aber dann schon ein. Auch wenns noch viel zu früh ist, realen Kontakt zu Gruppen zu finden, merke ich schon, dass dieser Thread eine leichte Art von Sangha für mich ist. Das hilft mir und sichert mich.


    Und ich hab schon losgelegt... trotzdem denk ich mir schadet es nicht, paralell einfach mal weiter zu schauen, was man sonst noch so erfahren kann... warum warten, wenn ich Interesse hab? Ich hab viel Freizeit... und die Zeit ist insgesamt auch überreif. Und lieber schleife ich an der Praxis und an meinem Verständnis, als dass ich untätig bleibe und "nur" sitze, wie ich meine und fertig. So denke ich jetzt zumindest.


    Und ich merke, die meissten Sachen, die ich hier erfahre, und dann umsetze machen schon Sinn. Das Neueste: Nachdem ich meine Holzwand, zu der ich sitze, erst mit Din-A4-Blättern vollgeklebt hab, und immer noch fixierbare Details durch die Übergänge und Tesastreifen zu sehen waren (an der Stelle dürft ihr mich gerne auslachen), hab ich mir jetzt z.B. eine 1,5m breite und 10m lange Rolle (2m Länge hats nicht gegeben) aus weißen dickem Papier bestellt, damit ich meine Holz-Wand, leer machen kann für meinen noch oberflächlichen Blick. Darauf bin ich gekommen, weil ich mir die Videos angeschaut hab (oder Videoanregungen gefolgt bin), die mir in dem Thread gegeben wurden. Also machts schon Sinn, dass ich hier frage und dass man mir hier, wenn man nicht grad genervt von mir ist, antwortet.


    Bei dem Wühlen nach sonstigen/abstrakten Information bin ich mir zwar noch nicht sicher, obs Sinn macht, aber unsicher bin ich mir auch nicht^^


    Hihi, das hab ich mir auch gedacht.


    Lieber Mentus, da ist sie ja wieder, die Kontrolle und Perfektion. Was mir durch den Kopf ging, als ich Deinen letzten Post gelesen habe:

    "So so, erst müssen alle in Vorleistung gehen, die Lehrer, die Lehre, die Praxisanweisung, bevor Du überhaupt darüber nachdenkst, Dich auf irgend was einzulassen. So groß scheint der Leidensdruck ja nicht zu sein." Kannst Du da was mit anfangen?

    Ich erlaube mir nicht, irgendwo hin zu eilen. Stolpern und hinfallen, oder in die verkehrte Richtung laufen könnte unangenehm oder eine Verschwendung sein. Gut Ding braucht Weile, und gleichzeitig bin ich leidensfähig. Aber Leiden (-sdruck) ist schon merkbar da, so ists nicht.

    Und die langsame Veränderung, zumindest mehr Bewusstheit, ist ja jetzt schon passiert nach gerade mal einer Woche. Perfektion ist evtl grad noch etwas überzogen, aber Motivation stimmt definitiv. Das Perfektionistische wird mich aber vermutlich später schon noch einholen -.-


    Und danke für die Verlinkung zum Thread... der interessiert mich schon :)

    Endlich mal einer, der wesentlich wird :D *lassteuchnichtärgern*

    EDIT: Der Thread war mir viel zu kurz^^ das ist doch ein wichtiges Thema... meine Informationsgier ist noch nicht befriedigt... naja. Mal im ernst: Ich finds echt erleichternd und befürwortend, dass in diesem Gebiet vieles auch praktisch so liberal gehandhabt wird, und das nicht nur theoretisch Tolleranz gepredigt wird. Wo ich das Wort Tolleranz schon verwende, mich würde ja recht interessieren (die Frage hab ich mir jetzt schon öfter gestellt und ich werd sie nicht los), was ihr davon haltet: Ist Intolleranz zu Intolleranz Tolleranz oder Intolleranz? Tolleranz zu Tolleranz ist ja Tolleranz. oder Ist das sogar dann eigentlich Intolleranz, weil man ja die Tolleranz tolleriert, und man eigentlich nicht tollerant ist... ich könnt mich ewig damit beschäftigen... mein momentaner Standpunkt ist: Intolleranz zu Intolleranz bleit Intolleranz.

    Diese Präzision find ich immer recht lustig erstmal, es ist sogar immer ein leichter Lachreiz dann da^^, aber insgesamt gefällt sie mir dann.

    Einmal editiert, zuletzt von Mentus ()

  • Mentus

    Ja, das mit der Wand ist schon interessant. Der Platz spielt schon eine Rolle. Nun guckt man nicht die Wand an, man guckt eigentlich gar nichts an, sondern lässt seinen Blick gesenkt vor sich ruhen. Da kann der Teppich Probleme machen.:)

    Deshalb sind so Sisal-Böden ganz praktisch oder Holz. Aber wie auch immer - auch da guckt man nicht, d.h. man sieht nichts.

    Das ist anfangs offenbar nicht leicht, weil der Geist sich so gern ablenkt und das als Anregung nutzt.


    Ich hatte mal in meiner Sangha eine Frau, die saß wie wir alle, vor der weißen Rauhfaser-Tapetenwand in einem üblichen Abstand von 2 m. Und eines Tages kam sie mit Moltofill und spachtelte die Löcher in der Wand vor sich zu. Die störten so intensiv, dass sie noch in der Woche dran dachte.

    Nun waren wir Gast in fremden Räumlichkeiten und ich konnte nicht zulassen, dass Löcher verspachtelt werden. Nachdem das geklärt war, fing eine der Leuchtstoffröhren an zu brummen. Der Hörsinn ist ja ganz fies, denn der lässt sich nicht verschließen. Ihr wurde es unerträglich, denn der Hausmeister konnte den Fehler nicht gleich finden. Und wenn man so in der Stille sitzt, dann wird man sehr feinfühlig und hört selbst eine Spinne über den Boden kabbeln. Ich dachte dann an ein Koan: Bringe die meilenweit entfernte Glocke zum Schweigen - hier hieße es - Bringe die Leuchtstoffröhre an der Decke zum Schweigen - das ist eine ausgezeichnete Übung. Aber dazu war sie nicht bereit.

    So gesehen sind Koan durchaus nützlich.


    Ich selbst habe lange gebraucht, bis ich den passenden Platz zum Sitzen gefunden habe. Eine Zeit lang saß ich in einem Flur, der an einer Seite mit schönen Holzstäben abgegrenzt war. Als ich spürte, dass ich wie vor einem Gitter saß und ein Käfiggefühl entwickelte, wobei mir noch das Gedicht von Rilke einfiel "Der Panther"

    Im Jardin des Plantes, Paris


    Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe

    so müd geworden, dass er nichts mehr hält.

    Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe

    und hinter tausend Stäben keine Welt.


    Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,

    der sich im allerkleinsten Kreise dreht,

    ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,

    in der betäubt ein großer Wille steht.


    Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille

    sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,

    geht durch der Glieder angespannte Stille -

    und hört im Herzen auf zu sein.


    Nee, habe ich dann gedacht und setzte mich in eine andere Richtung.


    Einen Zen-Meister habe ich noch vergessen zu erwähnen. Er hat zwei Bücher geschrieben und hat in den USA ein Zentrum, außerdem ist er Aikido-Meister.

    Hidden Zen by Meido Moore: Why Did I Write This Book auf Vimeo


    Dazu gibt es einen Buchauszug über das "Gazing at distant Mountains" - wie man eben beim Zazen gucken sollte.

    Practices of Direct Pointing | Shambhala Publications


    Übrigens sitzen Rinzai-Leute zur Mitte des Raumes und nicht zur Wand. Ich halte dies für den wesentlichen Unterschied von Rinzai und Soto. ;)

    :zen:



    Einmal editiert, zuletzt von Leonie ()

    • Offizieller Beitrag

    Übrigens sitzen Rinzai-Leute zur Mitte des Raumes und nicht zur Wand. Ich halte dies für den wesentlichen Unterschied von Rinzai und Soto. ;)

    Ist das eigentlich was Japanisches oder wie war denn das in China?

  • Nun guckt man nicht die Wand an, man guckt eigentlich gar nichts an, sondern lässt seinen Blick gesenkt vor sich ruhen.

    Ich schließe die Augen am liebsten ganz. Ich finde das für mich am angenehmsten, wenn da überhaupt kein Reiz auf die Augen trifft. Ich werde davon auch nicht müde. Es ist für mich fast umgekehrt: Doch irgendwie eine Wahrnehmung mit den Augen zu haben, dem aber keinerlei Aufmerksamkeit zu schenken, das finde ich eine "überspringbare" Hürde. Außerdem habe ich das Gefühl, es lädt mich ein, die Wahrnehmung loszulassen, dafür aber in irgendwelche Träumereien abzugleiten.