Dürfen Heilige verrückt sein?

  • Mir ging es darum den Unterschied aufzuzeigen, ob man es mit einem verwirklichten Meister zu tun hat und durch ihn befreit wird oder mit einem Meister, der einem merkwürdige Denkstrukturen ins Hirn pflanzt, die sich eher als Hindernis herausstellen.

    Also, ich weiß ja nicht, ob es sowas wie einen "verwirklichten Meister" überhaupt geben kann und was das sein soll. Das sind doch lediglich mythische Erzählungen, auf die wir im 3. Jahrtausend nach unserer Zaitrechnung gut verzichtren können. Niemand erwartet von einem Therapeuten, dass er verwirklicht, erwacht oder erleuchtet ist. Es genügt völlig, wenn er kompetent, charakterlich Reif und einfühlsam ist, sowie mit gesundem Menschenverstand agiert und ethische Standards beachtet. Das ganze Gerede von einem "verwirklichten Meister" ist DAS Einfallstor für Missbrauch, weil niemand, also die ganzen Nicht-Verwirklichten, den Verwirklichten und sein Tun beurteilen kann. Da kann der doch machen was er will und sich auf eine höhre Weisheit berufen. Weg mit diesem Konzept!

    Kann sein, dass du Recht hast.

    Aber wenn ich die Wahl habe, ob ich bei Buddha oder einem Laien lernen kann, dann wähle ich natürlich Buddha. Je näher der Lehrer Buddha ist, desto besser kann ich lernen und selbst Meister werden. Das ist das Prinzip. Das Problem, das ich oft sehe, ist dass Lehrlinge Lehrlinge lehren. Wenn nicht gelebt wird, was gelehrt wird, gibt man Mist weiter. Wenn ein Meister von sich selbst behauptet er wäre ein verwirklichter Meister hat er bei mir verloren. Was aber nicht heißt, dass ich nicht Menschen begegnet bin, die meiner Meinung nach zumindest nah dran waren. Sie zeichnen sich durch ganz andere Dinge aus. Ich glaube halt, dass Buddha und später auch z.B. Milarepa keine Mythen sind. Ich bin fest davon überzeugt, dass sie erleuchtet waren und dass ich das auch schaffen kann. Da mag eine gewisse Naivität dahinter liegen, aber ohne sie würde ich wahrscheinlich nicht praktizieren.

  • Bei einer Kritik ist es ja wichtig, wenn die Ebene klar ist - der Hintergrund vor dem aus kritisiert wird - der Maßstab den man anlegt.

    ME gibt es da nur einen Maßstab und er ist ganz simpel und hat mit 'Ebenen' / Traditionen nichts zu tun: ist das Verhalten, sind die Ursachen und Bedingungen, die es setzt, heilsam oder unheilsam? Das zeigen die Ergebnisse. Wie es bei unseren Freunden von der christlichen Konkurrenz heisst:

    Zitat

    Hütet euch vor den falschen Propheten; sie kommen zu euch wie harmlose Schafe, in Wirklichkeit aber sind sie reißende Wölfe.

    An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Erntet man etwa von Dornen Trauben oder von Disteln Feigen?

    Wenn sich ein/e Schüler/in getäuscht, mißbraucht, mißhandelt fühlt, sei es nun sexuell oder sonstwie und sei es erst Jahre später in der Rückschau - kann die Ursache dafür eine heilsame gewesen sein? Kann das ein Ergebnis wahrer Kalyāṇamitrata, spiritueller Freundschaft und Wegbegleitung sein?


    Wenn z.B. ein Dharmalehrer mit seinen Schülerinnen schläft und keine von diesen beschwert sich im Nachhinein darüber, fühlt sich manipuliert und ausgenutzt - dann bin ich der letzte, der damit ein Problem hat und mit dem Vinaya herumwedelt. Womöglich gibt es das ja (was ich allerdings für zweifelhaft halte) - aber von solchen Fällen hört man (natürlich) auch nichts. Das macht die Fälle, wo das nicht der Fall ist, um keinen Deut besser. Und sich dann auf irgendwelche 'Traditionen' zu berufen macht die ganze Sache nur noch windiger. Dann sind nämlich genau die, die so etwas machen, auch diejenigen, die die Tradition diskreditieren, statt die Inkompetenz und das moralische Defizit des Dharmalehrers einzuräumen, den sie damit entschuldigen wollen.


    _()_

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Wir leben in einer Welt voller Menschen, die andere Menschen bewundern. Eine ganze "Industrie-Maschine" ist darauf aufgebaut.

    Sobald bei den Kindern die Tierposter von den Wänden verschwinden, werden sie durch Stars ersetzt.


    Wertschätzung für mich selbst ist kein Gesellschaftsziel. Jemand anderem nachzueifern ist der Lebensplan. 10, 20 Jahre später sitzen wir beim Therapeuten, weil es uns nicht gut geht, weil wir uns selbst nicht mögen. Komisch! 🤔


  • Wir leben in einer Welt voller Menschen, die andere Menschen bewundern. Eine ganze "Industrie-Maschine" ist darauf aufgebaut.

    Sobald bei den Kindern die Tierposter von den Wänden verschwinden, werden sie durch Stars ersetzt.


    Wertschätzung für mich selbst ist kein Gesellschaftsziel. Jemand anderem nachzueifern ist der Lebensplan. 10, 20 Jahre später sitzen wir beim Therapeuten, weil es uns nicht gut geht, weil wir uns selbst nicht mögen. Komisch! 🤔

    Also erstmal, ich mag mich inzwischen sehr gerne. :grinsen:

    Aber, es geht hier um Vorbilder. Und da kommt es stark drauf an, wem und aus welchem Grund ich demjenigen nacheifere. Wähle ich Lady Gaga oder Mahatma Ghandi.

    Ich selbst lese unheimlich gerne Lebensgeschichten. Sie inspirieren mich auf eine Weise, wie es viele Erklärungen einfach nicht können.

    Ich möchte so praktizieren wie Milarepa, so liebevoll sein wie Dipa Ma und so weiter. Ich möchte trotzdem ich sein und ich habe kein Problem damit, all das noch nicht erreicht zu haben. Denn jeder Tag, den ich auf dem Kissen verbringe bringt mich dem ein bisschen näher.

  • Das es Missbrauch von Magie und Autorität in Tibet gegeben hat und jetzt im Westen auch wieder gibt ist sicher ein wichtiger Grund warum "verrückte Weisheit" schon mit großer Vorsicht zu betrachten ist.( heilige Roben kann man aber auch mit Vorsicht betrachten ;))


    Ich hatte ja hier im Thread auch schon mal erwähnt ,das Ole rät von dieser Methode Abstand zu halten.


    Jetzt aber das Kind mit dem Bad auszuschütten und sprituelle Verwirklichung generell in Frage zu stellen, wäre aber sicherlich ein großer Verlust für den gesammten Dharma.


    Besser ist es den Buddhadharma als stufenweisen Weg verstehen zu lernen: Liebe und Mitgefühl schaffen da ersteinmal eine breite und solide Basis.

    Provokationen und Belehrungen zu letztendlicher Sichtweise sind zwar etwas ,das vielen Praktizierenden zum Durchbruch verholfen hat, aber sie sind bestimmt nichts ,was irgendwie zerredet werden sollte.


    Für mich gab es in meiner Praxis schon immer das Hinderniss erklären zu wollen, wie es hoch verwirklichtge Lehrer immer wieder schaffen ganz normale menschliche Fehler zu machen. Ein junger Jamgon Kongtrül , der mit einem neuen BMW in den Tod rast ist da so ein Bespiel dafür.


    Für mich sind auch hohe Lehrer nicht fehlerfrei, aber sie tragen den Segen der Linie und sie verkörpern gelebten Erleuchtungsgeist.

    Und wenn man ihnen im richtigen Augenblick dabei begegnet ,kann man das auch spüren.


    _()_ Phönix

  • Ha, da fällt mir ein das ich froh bin mich weder zu mögen noch abzulehnen. Eigentlich ist mir das Egal. Gehört zu den Erkenntnissen von etwas das fehlt ohne das ich das bemerkt habe. Es ist mir wirklich egal ob ich mich mag oder nicht.:?:?::!::like::like:

  • Bei dir mag es so sein, @Nyinje ☼ , aber schau dich um.

    Ich habe kein Problem damit, Buddha sehr klasse zu finden. 😁


    Aber ich halte Selbstwertschätzung für absolute Mangelware. Und ob ich mit Robby Williams, Che Guevara oder Gandhi als Idol beginne, spielt keine Rolle. Das Prinzip ist dasselbe.


  • Bei dir mag es so sein, @Nyinje ☼ , aber schau dich um.

    Ich habe kein Problem damit, Buddha sehr klasse zu finden. 😁


    Aber ich halte Selbstwertschätzung für absolute Mangelware. Und ob ich mit Robby Williams, Che Guevara oder Gandhi als Idol beginne, spielt keine Rolle. Das Prinzip ist dasselbe.

    Das ist vielleicht auch schwierig. Aber ich glaube nicht, dass es primär mit Vorbildern zu tun hat. Eher mit Erwartungen.

    Bei mir hat die Arbeit mit Mitgefühl zu Selbstliebe geführt. Ich weiß nicht genau warum das so kam, denn früher dachte ich es wäre anders herum. Durch Selbstliebe käme Mitgefühl. Vielleicht weil man mit Mitgefühl eher verzeiht und versteht, auch sich selbst. Aber ich denke noch darüber nach. Wenn ich die Antwort weiß sag ich Bescheid. :grinsen:

  • Es gibt keine Heiligen - und die Verrückten sind arme Würstchen, weil sie entweder ernsthaft krank sind oder sonst wie nicht alltagstauglich. Sie sind also weder Vorbilder noch bieten sie Anlass zur Bewunderung.


    Ich habe vor Jahren das Buch von Perle Bessermann/Manfred Steger "Verrückte Wolken" gelesen und war sehr angetan von den Biographien. Vor allem Nakagawa Soen war mir sehr nahe, da er ein Schulfreund von Yamada Koun war und diesen zum Zen gebracht hatte. Mit den Jahren bin ich dann tiefer in diesen Zusammenhang eingetaucht und sehe nun die Dinge mit ganz anderen Augen. Gewissermaßen mit nüchternem Blick.

    Ich hatte das Glück zum Zen gekommen zu sein, weil ich Zazen "lernen" wollte und nicht an einem Lehrer interessiert war. Der Lehrer war eher eine notwendige Beilage. Deshalb habe ich nie eine Schüler-Beziehung aufgebaut, die allzu viel Nähe bedeutet hatte. Die Koan-Schulung war für mich einmal ein Grund für die regelmäßige Praxis durch das Dokusan und außerdem wurde durch die vorgegebenen Koan das "Thema" immer vom Persönlichen abgelenkt. Ich habe es nämlich nicht gerne persönlich. Und ich habe mich oft gewundert, was die Leute so alles ihrem Lehrer erzählen, als sei er ein Ersatz für einen Therapeuten oder einen Freund. Aus diesem Grund erschien ich dem Lehrer wohl auch als unbrauchbar - für was auch immer.

    Es gab also eine Meta-Ebene in der Begegnung - die meinen Lehrer wohl verunsichert hat.

    Natürlich gab es auch Momente, in denen der berühmte Funke aufleuchtete, aber dann ist es so meine Art, ihn sofort auszulöschen. 8) Kensho und Satori haben mich nie interessiert - ich hatte ja alles - deshalb habe ich auch nie über "Erfahrungen" gequatscht. Als ich bei Kapleau im Schlusskapitel die Sammlung von "Erfahrungen" las, hat es mich geschüttelt. So was lässt sich auch aus dem Ärmel schütteln. Mit genügend Auto-Suggestion klappt das. Da macht man sich aber lächerlich. Außer es braucht so einen Spiegel, wie der Lehrer es gern sein will.


    Ich bin gewissermaßen völlig ungeeignet für Sekten und dergleichen. Wenn überhaupt einer Guru ist, dann bin ich das. Aber dann habe ich was gegen Anhängerschaft, die letztlich wieder ein Gefängnis für den Guru bedeuten.


    Vor einiger Zeit entdeckte ich im Netz eine Webseite, die sehr unterhaltsam den ganzen Verein um Nakagawa Soen schilderte und da das wirklich gut geschrieben ist und spannend zu lesen mit vielen Ergänzungen auch, die diesen Zen-Quatsch mit Meister, Koan und sonstigem ausbreitet, empfehle ich das allen, die es interessiert:


    Erstmal einen Auszug

    testament.html

    Zitat

    Nakagawa Soen Roshi war als Klosterabt so deplatziert wie ein Vegetarier als Würstchen-Verkäufer. Den buddhistischen Salto
    rückwärts von der totalen und exaltierten Erleuchtung als hochbegabtem Haiku-Dichter zum bescheidenen und ordentlich gelebten grauen Alltag konnte und wollte er nicht tun. Und ich vermute, dass er das sehr wohl wusste, mit allergrösstem Bedauern, ja Verzweiflung, die zu Alkoholmissbrauch und schliesslich zum wahrscheinlichen Suizid führte. Jedenfalls, wenn sein für einen Zenmeister relativ früher Tod tatsächlich ein Suizid war, dann nicht wegen missratener Schüler, sondern wegen eines letztlich tragisch misslungenen eigenen Lebens.


    Mit zunehmendem Alter wurden seine Rückzüge in die Abt-Klause immer häufiger und länger. Ganz offensichtlich floh er bzw.
    verbarg er sich vor schmerzlichen Entscheidungen. Etwa wenn eine besuchende Amerikanerin sich unsterblich in ihn verliebt hatte und um seine Klause schlich und seinen Namen rief. (Das wirft auch einen erhellenden Lichtstrahl des Verständnisses auf das Gerücht, er habe in der Nachbarstadt Frau und Kinder gehabt, einfach weil er nicht Nein sagen konnte.) Oder wenn er eine Abordnung der Schüler Eido Roshis die ihm über die dortigen Misstände berichten wollten, durch Rückzug in seine Klause zwang, unverrichteter Dinge zu dem Tempel in NY upstate nicht zurückzukehren, sondern ihn demonstrativ für immer zu verlassen.


    Dort in dem neuen, herrlichen Tempel in den Catskills mountains, den Soen Roshi gegründet hatte, aber dessen feierlicher
    Eröffnung, der Erfüllung seines Lebenstraumes, er ferngeblieben war, hing im Dokusan-Zimmer, wo Eido Shimano seine Schüler und Schülerinnen einzeln empfing, an der Wand ein überlebensgrosses Foto von Soen Roshi. Und ausgerechnet dort hat Eido Roshi Schülerinnen missbraucht! Die zu seinem Dokusan gekommen waren.


    Und es ist anzunehmen und zu befürchten, dass dieser eingebildete After-Meister seine Untaten als Schock-Therapie zum Zwecke des Auslösens einer Erleuchtung rechtfertigte. Wobei er sicherlich wegen der Catskill-Berge Bezug nahm auf den chinesischen Meister Nan-chüan, der um seine Schüler aufzurütteln, vor deren Augen eine Katze getötet hatte. Gegen jede buddhistische Regel.


    Ich muss mich fragen, was von meiner kritiklosen Verehrung Nakagawa Soen Roshis bleibt und ob da überhaupt irgendetwas
    Bedeutendes bleibt. Seine herrlichen Haiku-Gedichte bleiben. Aber es ist die ungeheuere Tragik des Zen-Lehrers Nakagawa Soen Roshi, dass seine geradezu himmlische Lehre so schändlich missbraucht und dadurch besudelt und letztlich zerstört worden ist.


    entruempelung.html

    www.der-spurlose-pfad.de


    Und ganz besonders dieses möchte ich empfehlen:

    BC-Dialoge-Buch.pdf

    :zen:



    Einmal editiert, zuletzt von Leonie ()

  • Ein Missbrauchs Vorwurf setzt voraus dass derjenige über Qualitäten verfügt, die es ihm/ihr ermöglichen, zu entscheiden, was man tut



    meine persönliche Lieblings Theory about Life ist,



    - sämtliche Lebewesen die augenscheinlich nur wenig Qualität haben




    eher im dunklen Zeitalter leben, und ihr wahre Natur noch nicht entschleiert wurde


    :heart:


    :ani-butterfly:



    was eher einer Formulierung entspricht


    weniger einem Fakt


    :heart:


    Go and Love Yourself_()_:like:

    Der Weg des Bogens, wer hält den Bogen?:dao:

    Einmal editiert, zuletzt von Donner ()

  • Vielleicht haben psychisch erkrankte Menschen öfter einen Bezug zum übersinnlich Transzendenten als "Normalos". Das ist vielleicht eine Gemeinsamkeit zu Menschen die viel meditieren. Respektieren soll man den Schizophrenen schon, aber nicht erwarten, dass er heilig ist, das würde den Schizophrenen überfordern (würde ja normalerweise auch einen "Normalo" überfordern).

    ich schenk dieses Leben dem Leben zurück...
    weil es nie meins war...
    und jede Trennung nur scheinbar...
    alles in Vielfalt immer eins war...
    brich meinen Stolz…bis ich in Demut mir die Wahrheit schenke...
    nimm hinfort all die falschen Ideen, den falschen Glauben...
    denn wenn nichts mehr bleibt ist alles übrig...
    es gibt nichts zu verstehen...

    Aus dem Song ,,Schmerz" vom Deepwalka

  • Ich versteh jetzt leider deine Position nicht. Hast du das Gefühl, sich mit Misständen zu befassen ist eine Art Nestbeschmutztung, die dann diejenigen in die Hände spielt, die aus ganz anderen Gründen den tibetischen Buddhismus herabsetzten wollen?


    Missstände sollten beseitigt werden, von der entsprechenden Sangha. Wenn es schlimmere Übergriffe sind, sollte die Polizei eingeschaltet und der Lama oder wer auch immer verhaftete werden.

    Solange aber die überwiegende Mehrzahl der Tibetischen und anderen Buddhismus Lehrern (ich bleibe bei meiner Vermutung: 99,9%) skandalfrei sind, ist es tatsächlich inakzeptabel, völlig überzogen, so zu reagieren:

    Also, ich weiß ja nicht, ob es sowas wie einen "verwirklichten Meister" überhaupt geben kann und was das sein soll. Das sind doch lediglich mythische Erzählungen, auf die wir im 3. Jahrtausend nach unserer Zaitrechnung gut verzichtren können. Niemand erwartet von einem Therapeuten, dass er verwirklicht, erwacht oder erleuchtet ist. Es genügt völlig, wenn er kompetent, charakterlich Reif und einfühlsam ist, sowie mit gesundem Menschenverstand agiert und ethische Standards beachtet. Das ganze Gerede von einem "verwirklichten Meister" ist DAS Einfallstor für Missbrauch, weil niemand, also die ganzen Nicht-Verwirklichten, den Verwirklichten und sein Tun beurteilen kann. Da kann der doch machen was er will und sich auf eine höhre Weisheit berufen. Weg mit diesem Konzept!


    Der Buddha und viele seine Nachfolger waren keine bloßen weltlichen Therapeuten.

    Und "Weg mit dem Konzept" aufgrund von ein paar (es werden ja auch immer nur dieselben genannt) "Skandalen" ist halt arg übertrieben.

    Wenn jemand an Heiligkeit und die Möglichkeit Nirvana zu erlangen nicht glaubt, sollte er sich da ganz raushalten aus dem Buddhismus und sich ein anderes Hobby suchen.


    Deshalb meine ich, dass auch Alexander Berzin wenigsten etwas übertreibt, wenn er im Westen in der buddhistischen Praxis einen Systemfehler sieht oder meint, es liefe grundsätzlich schief in der Lehrer-Schüler Beziehung.

    Das kann ich mit meiner Erfahrung und vom Hörensagen gar nicht so sehen.

    :rainbow:

  • Wenn jemand an Heiligkeit und die Möglichkeit Nirvana zu erlangen nicht glaubt, sollte er sich da ganz raushalten aus dem Buddhismus und sich ein anderes Hobby suchen.

    Glauben spielt in der Buddhalehre überhaupt keine Rolle. Meine Meinung.

    Glauben ist ein zentraler Aspekt. Deine Meinung.


    Wer von uns beiden ist kein Buddhist? 😯😉


    Selbstschau, Selbstreflexion, Gewahrsein führt zu Wissen im buddhistischen Sinne. Da ist kein Glauben notwendig. Alles andere ist Schlafen mit offenen Augen.


    Der Buddhalehre folgen, kann offenbar sehr unterschiedlich angegangen / aufgefasst werden.


  • Selbstschau, Selbstreflexion, Gewahrsein führt zu Wissen im buddhistischen Sinne.


    Selbstschau, Selbstreflexion, Gewahrsein führt zu Wissen. Das ist korrekt.

    Diese drei sind unabhängig vom Buddhist sein. Das praktizieren auch andere.


    Was du sagst ist eigentlich: Auch Nicht-Buddhisten sind Buddhisten. Und Buddhisten praktizieren nicht anders als Nicht-Buddhisten.


    Du bist spirituell schon sehr weit: du bist in die Sphäre der Unterscheidungslosigkeit eingedrungen. ;)

    :rainbow:

  • Das sehe ich auch so. Aber weil ich Glauben um des Glaubens willen nicht bei mir ertragen kann, es macht mich körperlich krank, vermeide ich das hineingehen in eine Gemeinschaft, in der ich ohne Glauben um des Glaubens willen nicht herumkomme, ich muss wenigstens so tun und Heuchelei meinerseits macht mich genauso krank. Da ist eines meine jetzt erkannten Probleme: Ich hab keine Probleme mit Mensch, von denen ich weiß, dass sie die Sila verletzen, doch tu ich das bewusst werde ich dafür mit meinem Körper bezahlen, also gebe ich das sofort auf, wenn es unbewusst getan wurde. Es gibt für mich keine Buddhalehre mehr, aber es gibt einen Buddha der eine Lehre hat die mir eine Richtschnur gibt, warum ich in meinem Leben so gehandelt hab wie ich es tat. Ein Buddha der Glauben als Quelle des Leidens sieht.

  • Das Problem liegt in dem Bedürfnis nach Autorität, nach Führung, weil man die Verantwortung für das Leben und seinen (Fehl)Entscheidungen nicht allein tragen will. Ein weiteres Problem liegt in dem Bedürfnis nach einem anderen Leben, in dem es schön ist und es einem gut geht. Heilig kommt ja von vollkommen, vollständig oder ganz. Man möchte heil sein, nicht krank, altern oder sogar sterben. Das hat dann sehr viel mit Realitätsverweigerung zu tun.

    Und natürlich will man dann auch auf den Sessel des Meisters, seine Nachfolge antreten und dafür legt sich dann so mancher krumm. Man legt sich dazu ein Rechtfertigungsgebäude zurecht, wie Luther das schön hingekriegt hat. Sola gratia, sola la. Es ist eine uralte Geschichte und die führt leider immer in einen Untergang.


    Wie schon gesagt, ist es kein Zufall, dass diese Fälle vor allem im Rinzai-Zen und im Vajrayana vorkommen. Das meiste ist uns nicht bekannt, weil die Beteiligten nur in extremen Fällen, die Öffentlichkeit suchen. Die Opfer sind ja in unserer Gesellschaft doppelt betroffen - durch den Mißbrauch selbst und durch die "Beschädigung des Heiligen".

    Um das zu verhindern, kam es schon immer auf der Seite der "Heiligen" zur institutionalisierten Korruption und zwar überall dort, wo es kaum oder keine Transparenz gibt. Die Beziehung zwischen Schüler und Lehrer ist so ein intransparentes Geschehen. Es geht dabei um eine Machtstruktur, die in einem asymmetrischen Verhältnis besteht, was durch keine öffentliche Ordnung geschützt ist. Bei Therapeuten liegt ja ein Vertragsverhältnis vor und Missbrauch hat inzwischen Rechtsfolgen bis hin zum Berufsverbot. Aber das war auch nicht immer so.

    Die Macht in diesen Teilbereichen des Buddhismus - im übrigen gilt das für alle Erlösungsreligionen - besteht darin, dass geglaubt wird, der eine habe etwas (Erleuchtung) was er dem anderen, der das nicht hat, dann mal geben wird.


    Dazu hat das Rinzai nach Hakuin ein System entwickelt, dass vor allem seit D.T. Suzuki dem Westen die Story erzählt, wenn man den Koan-Kanon absolviert, dann kommt man auch in diese Lehrer/Roshi-Rolle - weil man sei dann ja erleuchtet - hat sich Satori bestätigen lassen, und wenn man erleuchtet ist, dann ist man aus dem Schneider - also befreit, blablabla ... und da der Westen durch die Schule des Christentums gegangen ist, fiel das Suzuki-Zeug auf einen vorbereiteten Boden.


    Um dem entgegen zu wirken, sind die sila im achtfache Pfad von so zentraler Bedeutung - ein weiser Mensch, der Einsicht hat, hält die Gebote ohne Probleme. Der hat Verblendung, Gier und Hass überwunden - wie soll der überhaupt auf den Gedanken kommen, er könne Sex mit seiner Schülerin haben. Und so einer mit diesen Gedanken, ist noch dazu wählerisch - er richtet sich nach dem Aussehen, och! Der lebt nicht im Anfängergeist, im tiefen Samadhi, wo es keine Unterscheidungen gibt, wo es nichts gibt, was zu greifen wäre. Und wenn so einer dann mal aus dem Samadhi kommt, dann interessiert er sich nicht, für "dies ist unheilsam, dies ist heilsam" - obwohl er es weiß, wählt er das, was zu ihm und seinem Bedürfnis passt.

    :zen:



  • Ein Buddha der Glauben als Quelle des Leidens sieht.

    :!:


    Glauben IST eine Quelle des Leidens. So sehr kann ich gar nicht an der Buddhalehre vorbei lesen, um das nicht zu sehen.

    Glauben ist Bewegungslosigkeit, starre Konzepte, Schlafwandeln.

    Etwas anderes ist: Vertrauen. Vertrauen verbindet das, wo ich unsicher bin mit dem, was ich schon weiß.


  • Das Problem liegt in unserer grundlegenden Unwissenheit und nicht in unserem Bedürfniss nach Führung.

    Unwissenheit führt zu all den anderen Störgefühlen wie Begierde , Stolz oder auch Zorn.

    Unser Bedürfniss nach Führung kann dagegen sehr gesund sein. Schon als Kind haben wir bloß auf uns selbst gestellt keine Überlebenschancen und auf dem sprituellen Weg landen wir ziemlich sicher auch sehr schnell in einer Sackgasse.


    Die Frage ist deshalb wie gehen wir gut mit unserem Bedürfniss nach Führung um und nicht ist eine sprituelle Authorität prinzipiell überflüssig oder sogar schädlich.


    Natürlich gibt es auch die Kategorie der Alleinverwirklicher, aber von denen gibt es sicher noch weniger wie von den " verwirklichten Verrückten".;)


    _()_

  • :!:


    Glauben IST eine Quelle des Leidens. So sehr kann ich gar nicht an der Buddhalehre vorbei lesen, um das nicht zu sehen.

    Glauben ist Bewegungslosigkeit, starre Konzepte, Schlafwandeln.

    Etwas anderes ist: Vertrauen. Vertrauen verbindet das, wo ich unsicher bin mit dem, was ich schon weiß.

    Sind Vertrauen und Glauben nicht eigentlich Synonyme? Wie willst du vertrauen ohne zu Glauben?

    Ernst gemeinte Frage. Ich kann das nicht trennen. Wenn ich Vertraue, dann glaube ich auch. Sonst würde ich Wissen, das ist für mich wieder etwas ganz anderes.

  • Ich übersetze seit langem Verblendung: mit Glauben, glauben wollen. Aus dem Glauben heraus ein Ich zu sein Erscheinen Gier und Hass. Darum ist das Thema hier, für mich, auch nur interessant, weil ich hier Glauben und Glauben wollen und nicht Glauben können, erkennen kann und mein Leben besser verstehe, weil ich das sehr oft abstellen musste, das Glauben.

    • Offizieller Beitrag

    Deshalb meine ich, dass auch Alexander Berzin wenigsten etwas übertreibt, wenn er im Westen in der buddhistischen Praxis einen Systemfehler sieht oder meint, es liefe grundsätzlich schief in der Lehrer-Schüler Beziehung.

    Das kann ich mit meiner Erfahrung und vom Hörensagen gar nicht so sehen.

    Berzin untersucht sieht die Skandale von der Ebene des traditionellen tibetischen Buddhismus aus. Also aus der Warte der Gelug-Schule aus, für die er ja auch als Lehrer wirkt. Er ist vor allem Übersetzer und von daher interessiert ihn, wie man die traditionelle Lehre vermittelt ohne das kulturelle Missverständnisse zu produziern .Von daher stimmt seine studybuddhism genau mit dem Studienprogramm der Gelug-Schule übein. Der Dalai Lama stellt sich hinter das Anliegn von Berzin, den tibetischen Buddhismus der Gelug-Schule online zu präsentieren und hebt gezielt den Kampf gegen "Missverständnisse und Sektierertum" hervor:


    In einer Welt, in der Missverständnisse und Sektierertum an der Tagesordnung sind, ist Bildung das kraftvollste Mittel, um jene Unwissenheit zu beseitigen, die Uneinigkeit schürt. Daher begrüße ich die mehrsprachige Website von Dr. Alexander Berzin, berzinarchives.com, als ein wertvolles Mittel der Aufklärung, durch das online weltweit ein umfangreiches Angebot an Artikeln zur Verfügung gestellt wird, welches die unterschiedlichen Schulen des Buddhismus sowie verschiedene Aspekte der tibetischen Kultur überspannt.

    Ebenso hat das Projekt den Segen von Tsenshab Serkong Rinpoche und Ling Rinpoche:

    Alex Berzin war ein enger Schüler und Übersetzer meines Vorgängers, dem vorangehenden Tsenzhab Serkong Rinpoche; und wir haben unsere enge Dharma-Beziehung ohne Unterbrechung auch in dieser Lebensspanne fortgesetzt. Das Berzin-Archiv enthält viele Belehrungen meines Vorgängers, die Alex übersetzt hat, wie auch viele verständliche Unterweisungen, die Alex, auf Grundlage dessen, was er von Tsenzhab Serkong Rinpoche gelernt hat, selbst gegeben hat. Ich bin sehr erfreut darüber, dass er die umfassende, nicht-sektiererische Tradition meines Vorgängers fortgesetzt hat und sie in so vielen Sprachen einem solch großen Publikum mithilfe dieser Webseite zur Verfügung stellt.

    Alex war ein Student meines Vorgängers Yongdzin Ling Rinpoche, für den er gelegentlich als Übersetzer gearbeitet hat. Auch in diesem Leben führen wir unsere Beziehung weiter fort. Möge durch diese intelligente und mitfühlende Mischung aus traditionellen und modernen Methoden, wie man Informationen weitergibt und ein spirituelles Training vermittelt, Frieden und Glück in dieser Welt gedeihen.

    Das was Berzin schreibt ist also aus seiner Gelug.Tradaition heraus und geschieht Abstimmung mit wichtigen Lehrern des tibteischen Buddhismus.


    Die Idee es würde in der Lehrer-Schüler Beziehung etwas "grundsätzlich falsch laufen" oder "die buddhistischen Praxis wäre ein Systemfehler", vertritt er doch nicht im Geringsten. Mir kommt es so vor, als hast du dir das eher aus dem Kontext des Threads zusammengereimt, als dass er das egsagt hätte. Villeicht war auch einer meiner Texte zu verworren und haben diesen irrigen Eindruck hinterlassen.


    Er war lange Übersetzer des und Vertrauter des Dalai Lamas. Und als solcher hat er eben Misstände und Missverständnisse in der Übertragung des tibetischen Buddhismus nach Europa untersucht. Und ist dabei zu einerm sehr guten und sachlichen Buch gekommen.

    Die älteren Lehrer waren in ihrer Tradition fest verwurzelt; es gab kaum etwas, das daran hätte rütteln können. Die nachfolgende, sich oftmals entwurzelt fühlende Generation, wurde in fremdartiger Umgebung mit fremdartigen Eindrücken überflutet. ... Sie hatten selten jemanden, der sie im Umgang mit ihren westlichen Schülern anleiten konnte. Oftmals waren die Lehrer, die man in den Westen entsandte aufgrund der schwachen Wurzeln ungeeignet, im Erleben der ihnen fremden Welt zu bestehen: hier trafen sich (ungefestigte) Lehrer und (erwartungsvolle) Schüler. Missstände waren vorprogrammiert.

    Und während es z.b Lehrer in japan es erstmal langsam angehen konnte (der Westen läuft ja nicht weg) waren die Tibeter wegen dem was in ihrem Land geschah, ja zusätzlich unter Druck. Die Option erstmal noch zusätzliche 10 jahre in Tibet die Ausbildung weiterzuführen, sich langsam mit der Kultur zu beschäftigen und erst dann in den Westen aufzubrechen, gab es vielfach nicht. Im nachineien und etliche Jahrzehnte später ist man natürlich immer schlauer.

  • Die Trennung dieser Begriffe macht deutlich das da was nicht stimmt. Denn Vertrauen ist Glauben, das der andere so ist, wie ich es glaube oder möchte. Mit "Vertrau mir." wird zum Glauben aufgefordert. "Da du mir vertraust kannst du auch sicher glauben, das ich genau weiß, was ich tue."


    "Es geschah am hellichten Tag." vielleicht hat der Film mir unbewusst klargemacht, was Vertrauen und dadurch Glauben an das Gute so gründlich infrage gestellt wurde. Warum sollte mir dieser Film gerade jetzt einfallen?

  • Sind Vertrauen und Glauben nicht eigentlich Synonyme? Wie willst du vertrauen ohne zu Glauben?

    Ernst gemeinte Frage. Ich kann das nicht trennen. Wenn ich Vertraue, dann glaube ich auch.

    Wenn es für dich Synonyme sind, habe ich kein Problem mit "Glauben".

    Dann hört es sich für mich gesund an.


    Es gibt aber Menschen, die wenn sie von Glauben reden, etwas meinen, was mir eher Sorge macht. Und das kann leicht in Richtung Unsicherheit und Verwirrung führen.


  • Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser, Glaube braucht weder Vertrauen noch Kontrolle. Beim Glaubenden läuft das alles aus sich selber.

  • Die Trennung dieser Begriffe macht deutlich das da was nicht stimmt. Denn Vertrauen ist Glauben, das der andere so ist, wie ich es glaube oder möchte. Mit "Vertrau mir." wird zum Glauben aufgefordert. "Da du mir vertraust kannst du auch sicher glauben, das ich genau weiß, was ich tue."


    "Es geschah am hellichten Tag." vielleicht hat der Film mir unbewusst klargemacht, was Vertrauen und dadurch Glauben an das Gute so gründlich infrage gestellt wurde. Warum sollte mir dieser Film gerade jetzt einfallen?

    Ich kenne den Film leider nicht. Aber ich schau ihn mir an, wenn es sich ergibt. :)