Divers

  • Wenn eine Person in einem Retreatzentrum etwas ständig thematisiert, dann hat sie vielleicht ein Problem. Und dann gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder Du kannst helfen oder nicht. Wenn Du es nicht kannst, dann wäre vielleicht ein spezieller Retreat sinnvoll, wo Menschen sich in komplexen Findungsphasen damit beschäftigen. Das ist sinnvoll, denn diese Dinge sind schwierig und die Menschen oft verwundbar.

    Es gibt Möglichkeiten, den Menschen zu helfen. In einem Retreat saßen z.B. Männer auf der einen Seite und Frauen auf der anderen. Als eine nicht-binäre Person ratlos da stand, merkte das der Lehrer sofort und sagte, dass wir heute keine zwei Reihen machen sondern ein U - und alle, die sich nicht auf die Reihe setzen wollen, können die untere Seite wählen. Das war ein starkes Signal: "Du gehörst zu uns und wir sind bereit, die Regeln zu ändern". So etwas ändert dann alles und gab der Person die Möglichkeit, sich sicher und akzeptiert zu fühlen.

    Es ist auch möglich, dies Teil der Praxis werden zu lassen. Im Jodo Shu gibt es Rituale, die Männer und Frauen unterschiedlich ausführen: Die einen gehen mit dem linken Fuß zuerst und die anderen mit dem Rechten. Ein guter Lehrer oder Lehrerin macht das zur Praxis und fragt: Kannst Du im Moment wissen, als was Du Dich fühlst. Dann spüre es uns handle. Aus einem Konflikt wird dann eine Achtsamkeitsübung und letztendlich Akzeptanz des Bestehenden, um Wissen und geistige Freiheit bei inneren Konflikten zu erlangen.

    Zu dem Zitat des Lama bin ich ratlos. Meinte er das wirklich so? Sollten Buddhist*innen sich nicht des Urteils enthalten? Was ist denn schon "normal"? Ich halte das nicht für weise, weil es immer zu Diskriminierung führen kann. Als der Buddha mit Mönchen und Nonnen konfrontiert wurde, die wir heute wohl "transgender" nennen würden, hat er nicht geurteilt. Er hielt auch keinen Dharma Talk über "gutes Karma". Er hörte zu und entschied, dass sie in den Orden des Geschlechts wechseln dürfen, dem sie sich zugehörig fühlen.

    Wir haben alle unser Karma. Wichtig ist, wie wir es nutzen. Ich meine, dass andere Diskussionen ("Frauen sind in diesem Leben Frauen, weil sie schlechtes Karma haben", "Schwule sind schwul, weil sie in einem früheren Leben Ehebruch begangen haben") schädlich sind. Ja, es sind Positionen in manchen asiatischen Traditionen, aber sie führten leider zu Diskriminierung und Leid - und damit zu unserem Karma. Deswegen wäre ich da sehr vorsichtig.

    _()_

    „Den Dingen geht der Geist voran; der Geist entscheidet:
    Kommt aus getrübtem Geist dein Wort und dein Betragen.
    So folgt dir Unheil, wie dem Zugtier folgt der Wagen.“

    3 Mal editiert, zuletzt von Dharma Buddy ()

  • Danke für Deine Antworten. Drei Anmerkungen dazu:

    Für die meisten Betroffenen ist das "Label" nicht so was ne ne coole neue Jacke ("Ich bin jetzt Influencer"), sondern oft Ergebnis einer sehr langen und manchmal peinvoller Phase der Selbstakzeptanz.

    Doch kein notwendiges Ergebnis. Dass Selbstakzeptanz - zu lernen, sich selbst liebevoll anzunehmen - ein schwieriger und oft auch schmerzvoller Prozess ist, ist natürlich richtig. Aber es ist ein Unterschied, ob man es bei einem "so bin ich - damit kann und will ich arbeiten" belässt oder ob man daraus ein "ich bin ein Opfer der gesellschaftlichen Umstände" oder auch ein "ich bin queer und stolz darauf" macht. Natürlich ist auch Letzteres ein "arbeiten" mit dem Ergebnis der Selbstakzeptanz - die Frage ist, ob es ein heilsames Arbeiten ist. Worauf liegt da der Fokus der Bemühung?

    Am besten gefällt mir das Bild des Regenbogens. Er ist ein Kontinuum , auf dem sich Menschen verorten können.

    Ich halte von dem Verorten nicht viel. Das mit dem Regenbogen ist ja ein schönes Bild - aber gerade weil es, wie Du richtig schreibst, ein "Kontinuum" ist, welchen Sinn soll da das säuberliche scheiden machen? Zwischen rot und blau, grün und gelb usw. Zwischen "wir" und denen die anders sind. Ist nicht genau das die Wurzel der Probleme, die Menschen so miteinander haben?

    Überwinden können wir sie nur durch sehr fortgeschrittene Praxis (Animtta-Samadhi). Aber das ist so fortgeschritten, dass es außerhalb unserer Reichweite ist als einfache Praktizierende ist.

    Das wundert mich jetzt etwas, bei jemandem, der Zen als seine "Richtung" bezeichnet. Ist Zazen nicht die Übung des Weilens im Zeichenlosen? Und gibt es da Anfänger und Fortgeschrittene? Wenn du den Weg gehst, ist es weder nahe noch fern ...


    _()_

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Ja, am Ende geht es darum, sich zu befreien und loszulassen. Doch manchmal, so ist es mir ergangen, ist es wichtig genau hinzusehen und zu akzeptieren, was da ist - um es letztendlich in Frieden los lassen zu können. Ich persönlich konnte vorher nicht gut los lassen, ehe ich nicht wusste, "was mit mir ist". Ich habe lange Menschen beneidet die quasi von Anfang an wussten, wie sie ticken, wer sie sind, was sie fühlen, zu wem sie sich hingezogen fühlen.
    Persönlich geht es mir rein um die Akzeptanz der Menschen egal, wie sie sich selbst definieren. Wir alle stecken uns in Schubladen egal, ob es die LGBTQ+ Schublade ist oder die eines heterosexuellen, maskulinen Mannes, einer heterosexuellen, weiblichen Frau oder sonst etwas.
    Ich bin zwar biologisch weiblich, aber habe mich damit nie großartig identifiziert. Bin ich deshalb befreiter als andere? Nein. Ich arbeite daran, genauso wie alle anderen, die sich auf dem Pfad bewegen. Ich bin sogar überaus froh, dass es in der Lehre nicht wichtig ist, was ich bin.

  • Ich frage mich langsam, weshalb man um das Geschlecht einen solchen Zirkus macht.


    Ich habe kein Problem mit meinem Geschlecht, dafür genügend andere Probleme. Soll ich jetzt mit diesen überall hausieren gehen ?

  • Doch kein notwendiges Ergebnis. Dass Selbstakzeptanz - zu lernen, sich selbst liebevoll anzunehmen - ein schwieriger und oft auch schmerzvoller Prozess ist, ist natürlich richtig. Aber es ist ein Unterschied, ob man es bei einem "so bin ich - damit kann und will ich arbeiten" belässt oder ob man daraus ein "ich bin ein Opfer der gesellschaftlichen Umstände" oder auch ein "ich bin queer und stolz darauf" macht.

    Mir ist nicht klar, warum Du lauter Widersprüche aufmachst. Wieso kann man "nicht so sein, wie man ist" und gleichzeitig "Opfer gesellschaftlicher Umstände" sein? Viele Transgender haben sich akzeptiert, wurden aber auch wegen des TSG zwangsgeschieden, zwangssterilisiert und man hat ihnen die Möglichkeit genommen, selbst über ihren Körper und vorzunehmende Maßnahmen zu entscheiden. Beides ist wahr: Man kann Opfer von Umständen sein und sich selbst lieben.

    "Stolz" wird meiner Ansicht in der Community nicht im Sinne von "White Pride" verwendet sondern als Gegenteil von "Scham" und betont Selbstwert. Ich persönlich finde es auch ungeschickt, so etwas so kritisieren. Menschen mit Erfahrung von Marginalisierung müssen meiner Erfahrung diesen Selbstwert erst aufbauen - und das ist dann auch die Basis auf der eine spirituelle Entwicklung möglich ist.


    Sudhana:

    Ich halte von dem Verorten nicht viel. Das mit dem Regenbogen ist ja ein schönes Bild - aber gerade weil es, wie Du richtig schreibst, ein "Kontinuum" ist, welchen Sinn soll da das säuberliche scheiden machen? Zwischen rot und blau, grün und gelb usw. Zwischen "wir" und denen die anders sind. Ist nicht genau das die Wurzel der Probleme, die Menschen so miteinander haben?


    Die Verortung ("Coming Out") ist für sexuelle und geschlechtliche Minderheiten schon wichtig, denn sie ist Voraussetzung für Selbstgestaltung. Ich bringe mal zwei Beispiele: Wenn jemand sich als "schwul" definiert, dann bedeutet das z.B.: "Ich bin nicht krank. Ich habe auch nicht sporadische gleichgeschlechtliche sexuelle Anfälle, sondern ich will emotionale Bindungen zu Männern aufbauen. Ich will eine Partnerschaft, vielleicht sogar eine Familie. Ich will ehrlich mir gegenüber sein, meinen Freunden, meiner Familie, meinen Arbeitskollegen. Mir ist klar, dass dies ein schwieriger Weg werden kann. Aber ich will diesen Weg gehen. Ich will ehrlich sein zu mir und anderen." Wie wichtig das ist, kannst Du z.B. an Menschen beobachten, die das Konzept dieser Identität nicht kennen. Schwule Geflüchtete erzählen mir, dass dies in ihrer Heimat völlig abwegig ist. Es gibt dafür keine Lebensentwürfe, noch nicht einmal einen Namen. Es wird eher wahrgenommen als eine krankhafte sexuelle Energie, die vielleicht etwas wie eine diffuse Bisexualität im Rahmen einer Ehe mit vielen Lügen ist. In so einer Situation müssen sie viele Dinge lernen: "Ich bin OK, wie ich bin. Ich kann meine Entscheidungen treffen und muss das Leben nicht von Unwerturteilen beeinflussen lassen."

    Ich bringe noch ein weiteres Beispiel. Die Wissenschaft nennt das, was transgender, nicht-binär, gender-fluid etc. zugrunde liegt "Geschlechtsdysphorie". Bis vor kurzem dachte die Wissenschaft, dass dies nur bei transgender vorkommt. Nun lernt die Wissenschaft, dass das nicht so ist. Das hat erhebliche Auswirkungen, denn bei der Diagnose "Geschlechtsdysphorie" ist dann die Geschlechtsangleichung (Transition) nicht die richtige Entscheidung. Was nun einem Menschen hilft und was nicht und sogar schädlich ist, müssen die Betroffenen sehr gut verstehen, sonst entscheiden sie sich z.B. für Operationen, die sie später bereuen. Das erfordert auch Stärke, denn sie müssen sich mit Psychologen auseinandersetzten, die das Phänomen teilweise nicht verstehen und ihnen ggf. widersprechen.

    Ich sehe die Verortung deswegen nicht als Problem, sofern sie auf Selbsterkenntnis und Selbstakzeptanz beruht. Und Du kannst auch davon ausgehen, dass die Betroffenen in diesem Prozess viel über sich lernen u.a. Selbstbild als internalisiertes Fremdbild ggf. um Familien- oder Gesellschaftserfahrungen zu entsprechen usw. Und jetzt gibt es noch was zu sagen. Sobald in der Community die Frage nach "Identität" und "Label" gestellt wurde, kam sofort die Gegenreaktion: "Wenn wir sowieso nicht in Schubladen passen, wieso schaffen wir uns neue?" Diese Position ist derjenigen, die sich "queer" nennen das oben beschriebene Vorhaben von sich weisen.

    Diese Diskussion tobt nun seit Jahrzehnten in der Community. Ich persönlich meine, dass beide Seiten gute Argumente für ihre Position nennen - also in beiden Positionen steckt Weisheit. Ich persönlich möchte sie deswegen aber nicht gegeneinander ausspielen. Beide haben ihre Berechtigung und sie müssen sich nicht widersprechen, wenn man z.B. eine Positionierung nicht als endgültig betrachtet, sondern bereit ist, sich diese Fragen immer wieder und wieder zu stellen.

    Es ist geht meiner Ansicht nicht um Abgrenzung, sondern der CSD hat andere Aussagen: Queere Menschen sind gerade nicht die "Anderen", sondern Söhne, Töchter, Onkel, Arbeitskollegen usw. Und wir sind auch keine "Besonderheiten", sondern eben eine Konsequenz der unendlichen Vielfalt, zu der alle(!) gehören. Wir sind doch nur "anders", weil die Gesellschaft in Polaritäten wie Mann - Frau oder heterosexuell - heterosexuell denkt. Natürlich gibt es auch die Polaritäten in der Realität, aber auch das Kontinuum dazwischen.

    Sudhana:

    Das wundert mich jetzt etwas, bei jemandem, der Zen als seine "Richtung" bezeichnet. Ist Zazen nicht die Übung des Weilens im Zeichenlosen? Und gibt es da Anfänger und Fortgeschrittene? Wenn du den Weg gehst, ist es weder nahe noch fern ...


    Ich habe von einer Samadhi-Praxis geschrieben, von der mir Buddhologen gesagt haben, dass sie jenseits der Jhanas liegen soll. Ich habe aber nur kurz gegoogelt und geschlossen, dass es eine stufenweise Praxis ist und wohl völlig außerhalb meiner bescheidenen Praxis liegt. Mir ist jetzt nicht klar, warum Du eine Verbindung zu Zazen ziehst. Kennst Du eine?

    _()_

    P.S.: Sorry, dass ich so lange geschrieben habe. Ich komme mir sehr oberlehrerhaft vor.

    „Den Dingen geht der Geist voran; der Geist entscheidet:
    Kommt aus getrübtem Geist dein Wort und dein Betragen.
    So folgt dir Unheil, wie dem Zugtier folgt der Wagen.“

  • Liebe*r Dharma Bhuddy

    ich bin ja noch in einer Zeit(*1956) aufgewachsen, wo das alles tabuisiert wurde, also zwar nach dem Krieg aber eben in den 50ern und 60ern noch sehr konservativ erzogen.

    Ich finde es für mich sehr lehrreich diese Begriffe zu kennen und ich schaue mir auch im TV und andere Medien öfters mal Filme dazu an um mich zu informieren. Also vor kurzem z.B. über 3 Fußballer die sich zu unterschiedlichen Zeiten als "schwul" outeten, oder über Kinder die schon sehr früh wussten, dass sie z.B. ein Mädchen sind, obwohl die körperlichen Merkmale - noch- anders sind. Oder über angebliche Umwandlungsversuche durch obskure Organisationen. Oder lese dazu etwas wie am letzten Wochenende in der taz über einen jungen Mann, der vor seiner Umwandlung noch schwanger wurde, sich aber dann als schwangerer Vater bezeichnet hat.

    Deshalb verfolge ich diese Beiträge auch hier im Forum schon länger und bin dankbar etwas darüber zu lernen._()_

    "Das bin ich nicht, das gehört mir nicht, das hat für mich kein Selbst"

  • Auch von meiner Seite, Dharma Buddy, danke für den Einblick in Deine Sichtweise. Ich kann nicht alles nachvollziehen, muss ja auch nicht sein. Wo mein 'Problem' (kein persönliches, sondern ein Akzeptanzproblem im Kontext buddhistischer Praxis) liegt, wurde vielleicht auch ein Stück weit deutlich - in erster Linie bei der Selbstidentifikation mit Rollen; zugewiesenen und selbstgewählten. Dass das in der 'Szene' auch problematisiert wird, hast Du ja deutlich gemacht, zumindest das war neu für mich.


    Auch, wenn es OT ist - Du hast ja nun selbst deutlich gemacht, dass bei dem von Dir erwähnten 'animitta-samādhi' von einer isolierten Praxis im Rahmen eines Stufenweges (die ich nicht kenne) die Rede war. Eben darum war ich irritiert, dass so etwas von jemandem kam, der sich dem Zen zugehörig fühlt, was ja nun erklärtermaßen eben kein Stufenweg ist. Weil hier OT will ich nicht allzu tief darauf eingehen, aber den Bezug zum Zazen zumindest andeuten. Er leitet sich aus der Übung der tiefen Prajñāpāramitā des Bodhisattva Avalokiteśvara ab (Kanjizai Bosa gyō shin hannya haramita) - es ist ja kein Zufall, dass dieses Sutra im Zen ständig rezitiert wird. Wenn man die Überlieferung eben dieser Übung studiert, findet sich da natürlich auch etwas zum animitta-Aspekt dieser Übung. Speziell aufschlussreich für mich war da das Astasāhasrikā-prajñapāramitā-sūtra, Abschnitt XIX und XX. Muss man aber nicht unbedingt wissen, um Zazen zu üben ... :grinsen:


    _()_

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Ich möchte hier mal einen persönlichen Aspekt einbringen, da ich im meinem Umfeld gerade mit einer Trans-Frau (also ehemals ein Mann) zu tun habe.

    Wir waren in einer Gruppe unterwegs und weil die "Wandlung" noch nicht lange her ist, wurde wie früher von er und ihm gesprochen.

    Sie hat mich danach angesprochen und erklärt, dass sie sich sehr schlecht und verletzt gefühlt hat. Es war für sie schwer auszuhalten.

    Und da habe ich es verstanden:

    Manchmal merkt man ja nicht immer sofort, dass man jemandem Leid zufügt. Aber wenn mir jemand sagt, dass ihn/sie etwas verletzt, dann sollte ich das doch unterlassen.

    Was wäre ich denn für ein Buddhist, der Leiden verringern will ("Theorie") und dann so eine klare Ansage ignoriert ("Praxis")?

  • Auch von meiner Seite, Dharma Buddy, danke für den Einblick in Deine Sichtweise. Ich kann nicht alles nachvollziehen, muss ja auch nicht sein. Wo mein 'Problem' (kein persönliches, sondern ein Akzeptanzproblem im Kontext buddhistischer Praxis) liegt, wurde vielleicht auch ein Stück weit deutlich - in erster Linie bei der Selbstidentifikation mit Rollen; zugewiesenen und selbstgewählten. Dass das in der 'Szene' auch problematisiert wird, hast Du ja deutlich gemacht, zumindest das war neu für mich.


    Auch, wenn es OT ist - Du hast ja nun selbst deutlich gemacht, dass bei dem von Dir erwähnten 'animitta-samādhi' von einer isolierten Praxis im Rahmen eines Stufenweges (die ich nicht kenne) die Rede war. Eben darum war ich irritiert, dass so etwas von jemandem kam, der sich dem Zen zugehörig fühlt, was ja nun erklärtermaßen eben kein Stufenweg ist. Weil hier OT will ich nicht allzu tief darauf eingehen, aber den Bezug zum Zazen zumindest andeuten. Er leitet sich aus der Übung der tiefen Prajñāpāramitā des Bodhisattva Avalokiteśvara ab (Kanjizai Bosa gyō shin hannya haramita) - es ist ja kein Zufall, dass dieses Sutra im Zen ständig rezitiert wird. Wenn man die Überlieferung eben dieser Übung studiert, findet sich da natürlich auch etwas zum animitta-Aspekt dieser Übung. Speziell aufschlussreich für mich war da das Astasāhasrikā-prajñapāramitā-sūtra, Abschnitt XIX und XX. Muss man aber nicht unbedingt wissen, um Zazen zu üben ... :grinsen:


    _()_


    Ich muss mich auch bedanken, dass Du mein langes Geschreibe gelesen hast und auch so gnädig warst, einige von mir blöd oder missverständlich formulierten Dinge gnädig zu übersehen.

    Und ich kann Deine Sichtweise schon verstehen: Wenn man die Community von außen betrachtet, kommt sie einem durchaus seltsam vor mit eigenen Ritualen und Eigenschaften einer typischen Subkultur wie den Fußballfans. Aber das sehe ich nur als einen Teil der Wahrheit.

    Und sollte ich irgendwann das Astasāhasrikā-prajñapāramitā-sūtra lesen, dann komme ich vielleicht auf Dich zu. Aber erst mal sind noch andere Dinge auf meiner Leseliste.

    _()_

    „Den Dingen geht der Geist voran; der Geist entscheidet:
    Kommt aus getrübtem Geist dein Wort und dein Betragen.
    So folgt dir Unheil, wie dem Zugtier folgt der Wagen.“

  • Aber das sehe ich nur als einen Teil der Wahrheit.

    Das ist unser aller Problem - dass wir bestenfalls nur einen Teil der Wahrheit sehen. Ein kleines Stück weit lässt sich das glücklicherweise bei etwas gutem Willen durch Kommunikation kompensieren.:)


    _()_

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Viele derjenigen Betroffenen, die ich so kenne, sind in gar keiner Community organisiert und sind auch fast nicht erkennbar. Trotzdem gibt es viel Abwertung.


    Bei einem Bekannten reichte es aus, dass er, als er in der Fußgängerzone nur die Hand seines Freundes hielt, mit den Worten "du Homoschwein" ein Messer in den Rücken gerammt bekam.


    Es gibt noch viel zu tun. ..


    Und wie schon gesagt, viele Behinderte erleben das Gleiche, viele Sozialhilfeempfänger auch, es reicht auch schon aus, dunkelhäutig oder über 70 zu sein. Wir scheinen ein grosses Problem mit Minderheiten zu haben, leider.

  • Mir ist gerade dazu eingefallen, dass es vor ein paar Monaten oder länger Menschen gab, die verbieten wollten, dass ihre Kinder in der Schule über die Diversität der Menschen unterrichtet werden sollten. :x

    Aber gerade in der Schule müsste man doch - altersgerecht- damit anfangen , aufzuklären, dass es eben nicht nur Mann oder Frau gibt ! Oder nur weiße , nur Nichtbehinderte etc.

    "Das bin ich nicht, das gehört mir nicht, das hat für mich kein Selbst"

  • Mir ist gerade dazu eingefallen, dass es vor ein paar Monaten oder länger Menschen gab, die verbieten wollten, dass ihre Kinder in der Schule über die Diversität der Menschen unterrichtet werden sollten. :x

    Aber gerade in der Schule müsste man doch - altersgerecht- damit anfangen , aufzuklären, dass es eben nicht nur Mann oder Frau gibt ! Oder nur weiße , nur Nichtbehinderte etc.


    Ich glaube, dass die Kulturministerkonferenz sich mit dem Thema theoretisch auseinandersetzt. Ein Ziel ist gerade der Demokratieerziehung sind "Ambiguitätstoleranz" und "wertschätzender Umgang". Mit Ambiguitätstoleranz ist gemeint. dass Menschen nicht in Schwarz-Weiß-Kategorien denken. Ich nenne mal ein paar Beispiele für mangelnde Ambiguitätstoleranz:

    • Manche Menschen haben Probleme, sich einen Deutschen mit dunkler Hautfarbe vorzustellen und fragen: "Ok, Du bist Deutscher, aber wo kommst Du wirklich her?"
    • Manche meinen, ein etwas femininer Junge müsse immer schwul sein. Ich kenne Mitschüler, die sehr darunter gelitten haben.
    • Manche meinen, jeder Deutsche mit türkischen Wurzeln und islamischer Religion sei automatisch Vertreter eines konservativen Islams.

    Ich glaube, dass die Freiheit vom Denken in Sterotypen ein wichtiges Erziehungsziel ist. Die Welt ist komplexer als unsere Vorstellungen. Und wir sind es auch. Wenn wir an festen Rahmen hängen, engen wir uns ein.

    Die anderen Themen sind schwieriger. Ich glaube, dass das Thema z.B. in den Biologieunterricht kommen sollte. Manche Dinge sind wirklich wichtig. Ein Dharma-Freund, der intersexuell ist, hat mir mal erklärt, dass er so etwas in der Regel nicht erwähnt (auch nicht in der Sangha), weil dann die nächsten 20 Minuten kommen Fragen wie: "Das ist ja praktisch, dann brauchst Du zur Fortpflanzung keinen Partner..." usw. All diese Dinge muss man mit Feingefühl erklären - und auch in der Schule sollte das der Fall sein. Bzgl. nicht-Binären Menschen ist es schwierig, denn die Wissenschaft weiß wenig darüber.

    Ich glaube, dass am Wichtigsten aber der Respekt ist. Wenn jemand "anders" ist, muss man den Menschen das nicht spüren lassen. Wieso kann man nicht sagen, die Person ist anders, gehört aber dennoch zu uns. Und ja, manchmal gibt es auch Probleme, aber diese Dinge muss man ansprechen. Ich will also sagen, dass meiner Ansicht die Werte das Wichtigste sind bei der Erziehung. Unsere Welt ist so komplex geworden, da müssen wir lernen, mit jeglicher Vielfalt umzugehen, sonst zoffen wir uns nur. Das Thema sehe ich also viel weiter als "nur" sexuelle und geschlechtliche Vielfalt.

    _()_

    „Den Dingen geht der Geist voran; der Geist entscheidet:
    Kommt aus getrübtem Geist dein Wort und dein Betragen.
    So folgt dir Unheil, wie dem Zugtier folgt der Wagen.“

    Einmal editiert, zuletzt von Dharma Buddy ()

  • Und wie schon gesagt, viele Behinderte erleben das Gleiche, viele Sozialhilfeempfänger auch, es reicht auch schon aus, dunkelhäutig oder über 70 zu sein. Wir scheinen ein grosses Problem mit Minderheiten zu haben, leider.

    Wir sind seit vielen Jahren in Deutschland und überhaupt in ganz Europa wieder mal auf dem Weg zu einem rigideren, engeren, verkrampfteren Denken. Das ist immer auch die Zeit der Schablonen und Etiketten. Es führt weg von der Wirklichkeit, hin zu verzweifeltem Dazugehörenwollen – natürlich zu den Richtigen, den Unauffälligen, den Ordnungsgemäßen!


    Der Michel leidet mal wieder unter mangelnder Selbstwertschätzung. Da wird dann gerne im Außen aufgeräumt – ein Schauspiel, das nicht schön anzusehen ist. Hoffen wir, dass die Herzen nicht so eng werden, dass nur noch Argwohn und Blindheit die Volksseele beherrschen.


  • Wenn wir durch den Wald gehen, erfreuen wir uns an den vielen unterschiedlichen Bäumen. Manche sind groß, andere klein. Manche sind gerade, aber besonders interessant und auch schön sind die verwinkelten, knorrigen, einzigartigen.

    Leider fällt uns bei Menschen eine solch offene Sichtweise allzu oft sehr schwer. Schade eigentlich.

  • Die Türkische Regierung ist so etwas von "vorgestern" aber auch gefährlich als negatives Beispiel für andere Länder wie z.B. Polen oder Ungarn . Würde mich nicht wundern, wenn die da auch aussteigen würden, bzw. ob sie überhaupt drin sind.

    Thom Zimm, ja da hast Du vollkommen recht, viele Menschen wollen nur in bestimmten Fällen so eine Vielfalt sehen.

    "Das bin ich nicht, das gehört mir nicht, das hat für mich kein Selbst"

  • kilaya

    Hat das Label Allgemein hinzugefügt.
  • kilaya

    Hat das Label Gesellschaft hinzugefügt.
  • kilaya

    Hat das Label Diskurs hinzugefügt.