Erstens bitte ich höflich, meine persönliche Motivationen hier nicht zu hinterfragen und mir auch keine (sicherlich gut gemeinten) spirituellen Ratschlägen anzubieten. Ihr kennt mich ja null and selbst wenn: es geht hier doch nicht um mich! Gerade deswegen habe ich letzte Woche einer Ethikrätin der DBU dringend empfohlen, keine Buddhisten für Aufklärungsarbeit in künftigen Missbrauchsfällen zu beauftragen. Aber das ist ein anderes Thema.
Davon abgesehen entwickelt sich immerhin langsam eine Art sachliche Diskussion des Themas - sehr schön!
Im einzelnen:
Und sicher gibt es auch Strukturen, die Missbrauch leichter machen. Aber auch das kannst du von Aussen nicht ändern. Du kannst darauf hinweisen. Das ist aber auch schon alles.
Das mache ich ja. Und ernte dafür - wie man sieht - ständig Widerstand von anderen "mitfühlenden" Buddhisten. Von der Klage von Zernickow selbst ganz zu schweigen.
Aber darin sind sich diese Systeme ähnlich: es wird sich nichts wesentlich in den Systemen verändern. Veränderung geschieht auf anderen Ebenen.
Kannst Du vielleicht hier spezifischer werden? Es geht hier doch u.a. um sexuellen Missbrauch von einem angeblichen Zen-Meister in dessen Arztpraxis. Haben wir Buddhisten denn nichts von #metoo gelernt? Warum geht hier niemand an die Barrikaden?
e.) Ich schreibe grundsätzlich nichts zu einem Fall, ich nehme ihn zur Kenntniṣ. Es ist eben nicht mein Ding, mich zu Vorkommnissen zu äußern, die mir durch Unbeteiligte weitergeleitet wurde, und/ oder den ich nicht selbst vor Ort erlebte. Ist es mir wichtig, oder werde ich angesprochen, und um Hilfe gebeten, höre ich zu und helfe innerhalb des mir möglichen Rahmens - aber ...
f.) ... wir verfügen über Polizeibehörden, Gesetze, Anwälte, Gerichte, (und auch Psychologen), ... Es ist Aufgabe dieser Institutionen, über das, was von direkt Betroffenen angezeigt wurde, zu befindeṇ.
Deine Einstellung finde ich grundsätzlich in Ordnung. Allerdings wenn auch ich genau den gleichen "unbeteiligten Abstand" gehalten hätte, wäre das Ganze einfach wieder vergessen worden und Zernickow hätte einfach weitermachen können. Irgendjemand muss doch als Erstes aus seinem eigenen Schutzbereich treten und klar sagen: "So geht das nicht!" Leider wollen Buddhisten sich meistens nur um sich selbst kümmern.
Was die Polizei und Behörden angeht: es ist doch längst durch #metoo bekannt, dass autoritäre Missbrauchstäter sich immer die Schwächsten aussuchen, die eben aus einer ganzen Reihe von Gründen (Scham, Scheu, Furcht vor Repressalien) keine Anzeige erstatten werden. Gerade deswegen hat das System der Machthaber ja jahrhundertelange funktioniert. Einfach zu warten, bis zB eine Frau von sich aus zur Polizei geht - vor allem wenn es keine Straftaten sind - ist mE viel zu wenig.