Bhāvanā (Meditation)

  • Nyanatiloka schreibt in seinem Wörterbuch:

    Zitat

    bhāvanā

    Geistesentfaltung' (eig. 'Insdaseinrufen, Erzeugen' usw.), ist das was man meistens, ungenauer Weise als 'Meditation' bezeichnet. Man unterscheidet zweierlei Geistesentfaltung:

    ,Entfaltung der Gemütsruhe' (samatha), d.i. Entfaltung der Sammlung (samādhi-bhāvanā), und 'Entfaltung des Hellblicks' (vipassanā-bhāvanā), identisch mit Entfaltung des Wissens (paññā-bhāvanā).


    Also wenn der Geist auf ein Objekt gerichtet und nicht zerstreut ist, entsteht Gemütsruhe bzw. Geistesruhe (samatha). Die Einsicht in die drei Daseinsmerkmale anicca, dukkha und anattā (Vergänglichkeit, Leid und Nicht-Selbst) ist der sogenannte Hellblick. Meditation ist demnach die Verbindung dieser Beiden, samatha-vipassanā. Dazu erklärt der ehrwürdige Ānanda vier Methoden, damit es nicht zu kompliziert wird hier nur mal die ersten zwei:


    Zitat

    Da, ihr Brüder, entwickelt ein Mönch die Einsicht(-smeditation), der Geistesruhe(-meditation) vorangeht. Indem er aber Einsicht(-smeditation) entfaltet, der Geistesruhe vorangeht, entsteht ihm der Pfad. Jenen Pfad pflegt er, entfaltet ihn und betätigt ihn ständig. Indem er jenen Pfad pflegt, ihn entfaltet und ständig betätigt, schwinden ihm die Fesseln und er wird die Neigungen los.

    Und weiter, ihr Brüder, entwickelt da ein Mönch Geistesruhe(-meditation), der Einsicht(-smeditation) vorangeht. Indem er aber Geistesruhe entfaltet, der Einsicht(-smeditation) vorangeht, entsteht ihm der Pfad. Jenen Pfad pflegt er, entfaltet ihn und betätigt ihn ständig. Indem er jenen Pfad pflegt, ihn entfaltet und ständig betätigt, schwinden ihm die Fesseln und er wird die Neigungen los. (K.12..2.1.)


    Was lässt sich als Laie damit anfangen?


    Z.B. lässt sich zu einem gewissen Grad die Erfahrung machen dass die Betrachtung der Vergänglichkeit zu Geistesruhe führt. Wenn man die Sicht 'alles ist vergänglich' aufrechterhält wird man entsprechend der Stärke der Konzentration nicht mitgerissen von den vorbeiziehenden Phänomenen, ist nicht darin involviert. So ist der Geist nicht zerstreut, er sammelt sich und Geistesruhe entsteht.

    Oder man setzt sich hin und konzentriert sich auf ein Objekt wie den Atem, im Theravada ist auch die ständige Wiederholung des Mantras 'Buddho' gebräuchlich. So wird der zerstreute Geist von den Phänomenen abgezogen und sammelt sich. Dadurch entsteht ein Glücksgefühl in dem man verweilen kann oder man entwickelt die Einsicht in die Daseinsmerkmale weiter.


    Die Meditationsmethoden im Buddhismus, schon alleine im Theravada, sind sehr vielfältig und bereits diese beiden Methoden bieten mehrere Ansätze. Vielleicht möchtet ihr dazu was sagen?

  • Ich finde die Übersetzung "kultivieren" für bhavana ziemlich treffend.


    Auch in der Analogie zum Planzen kultivieren. Da sagt man auch nicht "heute erzeuge ich Bohnen", sondern man tut jeden Tag das, was zu tun ist. Hacken, schützen, anbinden, jäten, gießen. Und irgendwann entsteht etwas, das in den Teilschritten scheinbar nicht enthalten ist.


    Liebe Grüße, Aravind.

  • Ich finde es gut, dass bei deinem zweiten Zitat steht, dass die Gemütsruhe / Geistesruhe der Einsicht vorangeht. Ich finde auch das Wort Gemütsruhe gut. Ohne Gemütsruhe gibt es keine vernünftige Geistesruhe. Das geht Hand in Hand.


    Ohne ein gewisses Maß an Gemütsruhe kommt es nicht mal dazu, dass ich mich zur Meditation hinsetze. Wenn mein Gemüt "große Wellen schlägt", sagt mein Geist: Meditation hat jetzt keinen Sinn. Mein Geist kommt dann eher zu dem Schluss: Ich lege mich ein bisschen aufs Sofa, ausruhen.


    Es braucht also ein gewisses Maß an Gemütsruhe, aber auch Wachheit.

    Wenn ich mich dann hinsetze und meine Aufmerksamkeit entweder bei meiner Haltung oder meiner Atmung ist, dann bin ich schon mal einen ganzen Schritt weiter.

    Ob es ab da in Richtung weiter zunehmender Geistesruhe geht, wird sich dann zeigen. Mal ja, mal: na ja, hält sich in Grenzen. 🙂

    Schließlich kann sogar Einsicht aus der Geistesruhe hervorgehen. Muss aber nicht. Ich finde das nicht schlimm, ich muss es nicht bedauern, wenn sich nicht irgendeine Einsicht ausgebreitet hat.

    Das häufigere Üben von Geistesruhe begünstigt langfristig sowieso zunehmende Einsicht. Es gibt da nichts zu "forcieren".


  • mukti


    Ich finde es spannend, dass im Theravada auch Mantras verwendet werden, den Geist zu beruhigen.

  • Ich finde es gut, dass bei deinem zweiten Zitat steht, dass die Gemütsruhe / Geistesruhe der Einsicht vorangeht. Ich finde auch das Wort Gemütsruhe gut. Ohne Gemütsruhe gibt es keine vernünftige Geistesruhe. Das geht Hand in Hand.


    Ohne ein gewisses Maß an Gemütsruhe kommt es nicht mal dazu, dass ich mich zur Meditation hinsetze. Wenn mein Gemüt "große Wellen schlägt", sagt mein Geist: Meditation hat jetzt keinen Sinn.

    Für mich war außerdem die Botschaft erfreulich dass es auch umgekehrt geht. Ich versuche nämlich im Alltag öfter an die Vergänglichkeit zu denken oder daran dass ich nichts von dem bin was ich wahrnehme. Das hat auch einen Effekt der Beruhigung und hilft über allerhand dukkha hinweg.

  • Z.B. lässt sich zu einem gewissen Grad die Erfahrung machen dass die Betrachtung der Vergänglichkeit zu Geistesruhe führt. Wenn man die Sicht 'alles ist vergänglich' aufrechterhält wird man entsprechend der Stärke der Konzentration nicht mitgerissen von den vorbeiziehenden Phänomenen, ist nicht darin involviert. So ist der Geist nicht zerstreut, er sammelt sich und Geistesruhe entsteht.

    Oder man setzt sich hin und konzentriert sich auf ein Objekt wie den Atem,(..)

    Richtig. Spannend oder ? Dass es mal von der Richtung, aber auch der anderen Richtung geht, das beides zu einem Ergebnis führt. Dem der Geistruhe oder eben der Klarsicht/ Hellblick.

    Die Einsicht in die drei Daseinsmerkmale anicca, dukkha und anattā (Vergänglichkeit, Leid und Nicht-Selbst) ist der sogenannte Hellblick. Meditation ist demnach die Verbindung dieser Beiden, samatha-vipassanā. Dazu erklärt der ehrwürdige Ānanda vier Methoden, damit es nicht zu kompliziert wird hier nur mal die ersten zwei:

    Oder alles ist Einsichts- Praxis/ Hellblick Praxis ( Vipassana- Praxis ). Also Meditation ist samatha- vipassana meinst Du ? Oder Meditation ist Hellblick/ Vipassana- Praxis. Aber das stimmt nicht. Jemand sagte mir, man könne auch in Sammlung gelangen ( volle ) / in Samadhi und keine Klarsicht dabei entfalten, egal wie oft man das macht. Ich weiß es nicht. Dennoch wäre ja das Meditation ? Bhavana alleine wäre Meditation ? Die Geistesentfaltung. Steht ja auch da, wo du zitiert hast draus. :) Es steht ja da auch, dass es zwei Richtungen gibt. Es gibt nur Samatha ( ohne Hellblick ) und Samatha mit Hellblick. Aber du meinst, wenn es nur Samatha Entfaltung ( Sammlung / Samadhi ) ist, wo ist denn da die Geistentfaltung, oder ? Aber den Geist beruhigen, wäre schon auch eine Entfaltung. Aber nicht das, was ja die meisten als Ziel haben ( Befreiung vom Leiden, Dasein, durch Hellblick ). Musste mir das öfter anhören, dass es nicht um Samadhi geht. Mich das nicht weiter bringt. Oder nicht befreien wird. Verstehe noch nicht so genau, wie der Übergang von Sammlung in die Einsichten geübt werden könnte. Meiner Erfahrung nach, passiert es von selbst. Es hört sich aber ja so an, als mache man da was aktiv. Macht man wohl auch. Aber das geschieht dann nicht mit wille, eher kommen die Eindrücke selbst ?


    Es steht hier unten( Zitiert worden von dir ) :

    Zitat

    Und weiter, ihr Brüder, entwickelt da ein Mönch Geistesruhe(-meditation), der Einsicht(-smeditation) vorangeht. Indem er aber Geistesruhe entfaltet, der Einsicht(-smeditation) vorangeht, entsteht ihm der Pfad. Jenen Pfad pflegt er, entfaltet ihn und betätigt ihn ständig. Indem er jenen Pfad pflegt, ihn entfaltet und ständig betätigt, schwinden ihm die Fesseln und er wird die Neigungen los. (K.12..2.1.)

    Der ganze Trick ist also, dass man nur Klarblick / Hellblick entwickeln kann, wenn die Ruhe- Übung vorher gemacht wurde. Umgekehrt führt Klarblick zur Ruhe des Geistes. Wenn man aber schon Klarblick hätte / oder eine kleine Einsicht, wieso braucht man dann noch den ruhigen Geist ?

    Aber okay, dieser stellt sich dann eben ein. Oder dieser ist eben das Resultat.


    Danke für Deinen Beitrag, ist ein Thema oder eine Frage, welche mich auch beschäftigt hat. Da ich auch erst jetzt gemerkt habe, dass es richtig ist, dass es auch umgekehrt geht. Dass wenn ich nur beobachte, offen, alles beobachte, Körper, Gedanken, Gefühle, dass ich dann in eine Ruhe und dann Einsicht gelangen konnte ( einmal, neulich ), Klarblick ). Das Beobachten, wahrnehmen der vier Grundlagen ist der Schlüssel zu Klarblick.

    Klarblick führt zu ruhigerem Geist.

    Vorher habe ich umgekehrt geübt.... Das ständige Üben von beiden, Geistesruhemediation ( Entfaltung der Geistruhe ) und das ständige Üben von Einsichtsmeditation ( Entfaltung von Einsicht ), lässt den Pfad entstehen. Der Pfad lässt irgendwann die Fesseln schwinden. Doch der Pfad muss gepflegt , entfaltet, ständig betätigt werden. ( Meinte ich mit üben ). Der Pfad ist der des Klarblick Kriegens oder ? So einen starken Klarblick, dass es die Fesseln sprengt ( die Leidenschaften/ Neigungen los werden lässt ).


    Wunderschön. :rainbow: Wenn es was wird. :D

    Der Weise, der, auf Sittlichkeit gestützt,

    Den Geist entfaltet, sich in Weisheit übt,

    Ein solch entschlossener und weiser Jünger

    Mag dieses Lebens Wirrsal einst entwirren.


    (Diese Verse finden sich im Samyutta-Nikāya).

    Einmal editiert, zuletzt von Rigpa ()

  • Zitat

    n Mönch Geistesruhe(-meditation), der Einsicht(-smeditation) vorangeht. Indem er aber Geistesruhe entfaltet, der Einsicht(-smeditation) vorangeht, entsteht ihm der Pfad. Jenen Pfad pflegt er, entfaltet ihn und betätigt ihn ständig. Indem er jenen Pfad pflegt, ihn entfaltet und ständig betätigt, schwinden ihm die Fesseln und er wird die Neigungen los. (K.12..2.1.)

    Oder alles ist Einsichts- Praxis/ Hellblick Praxis ( Vipassana- Praxis ). Also Meditation ist samatha- vipassana meinst Du ?

    Ja, das ist eine wesentliche Form der Meditation. Es gibt auch andere Formen, z.B. Metta Meditation.


    Oder Meditation ist Hellblick/ Vipassana- Praxis. Aber das stimmt nicht. Jemand sagte mir, man könne auch in Sammlung gelangen ( volle ) / in Samadhi und keine Klarsicht dabei entfalten, egal wie oft man das macht. Ich weiß es nicht. Dennoch wäre ja das Meditation ? Bhavana alleine wäre Meditation ?


    Die Geistesentfaltung. Steht ja auch da, wo du zitiert hast draus. :) Es steht ja da auch, dass es zwei Richtungen gibt. Es gibt nur Samatha ( ohne Hellblick ) und Samatha mit Hellblick. Aber du meinst, wenn es nur Samatha Entfaltung ( Sammlung / Samadhi ) ist, wo ist denn da die Geistentfaltung, oder ? Aber den Geist beruhigen, wäre schon auch eine Entfaltung. Aber nicht das, was ja die meisten als Ziel haben ( Befreiung vom Leiden, Dasein, durch Hellblick ). Musste mir das öfter anhören, dass es nicht um Samadhi geht. Mich das nicht weiter bringt. Oder nicht befreien wird.


    Samadhi ist das Ausrichten des Geistes auf ein einziges Objekt, dabei kommt es zu Geistesruhe (samatha) und einem Glücksgefühl das durch Loslösung entsteht. Dort kann man verweilen aber dabei sind die Hindernisse (nīvarana) nur zeitweilig aufgehoben und nicht beseitigt. Um die Hindernisse zu beseitigen bedarf es eben auch des Hellblicks (vipassanā).


    Verstehe noch nicht so genau, wie der Übergang von Sammlung in die Einsichten geübt werden könnte. Meiner Erfahrung nach, passiert es von selbst. Es hört sich aber ja so an, als mache man da was aktiv. Macht man wohl auch. Aber das geschieht dann nicht mit wille, eher kommen die Eindrücke selbst ?

    Der Übergang geschieht indem man nicht in samadhi verweilt weil man die Einsicht hat dass es entstanden ist und daher wieder vergehen wird. Von daher ist es noch mit dukkha verbunden und der Ich-Dünkel ist nicht wirklich beseitigt. Das zu erkennen ist eben die Einsicht in die drei Daseinsmerkmale (anicca, dukkha, anatta), der sogenannte Hellblick.


    Es steht hier unten( Zitiert worden von dir ) :

    Zitat

    Und weiter, ihr Brüder, entwickelt da ein Mönch Geistesruhe(-meditation), der Einsicht(-smeditation) vorangeht. Indem er aber Geistesruhe entfaltet, der Einsicht(-smeditation) vorangeht, entsteht ihm der Pfad. Jenen Pfad pflegt er, entfaltet ihn und betätigt ihn ständig. Indem er jenen Pfad pflegt, ihn entfaltet und ständig betätigt, schwinden ihm die Fesseln und er wird die Neigungen los. (K.12..2.1.)

    Der ganze Trick ist also, dass man nur Klarblick / Hellblick entwickeln kann, wenn die Ruhe- Übung vorher gemacht wurde. Umgekehrt führt Klarblick zur Ruhe des Geistes. Wenn man aber schon Klarblick hätte / oder eine kleine Einsicht, wieso braucht man dann noch den ruhigen Geist ?

    Aber okay, dieser stellt sich dann eben ein. Oder dieser ist eben das Resultat.

    Geistesruhe bzw. Sammlung ist notwendig, wenn der Geist zerstreut ist kann es zu keiner tiefen Einsicht (Hellblick) kommen. Auch wenn man sich auf die Daseinsmerkmale konzentriert, sich die bewusst macht, bewirkt das eine Sammlung. Dann geht eben der Geistesruhe die Einsichtsmeditation voran.


    Danke für Deinen Beitrag, ist ein Thema oder eine Frage, welche mich auch beschäftigt hat. Da ich auch erst jetzt gemerkt habe, dass es richtig ist, dass es auch umgekehrt geht. Dass wenn ich nur beobachte, offen, alles beobachte, Körper, Gedanken, Gefühle, dass ich dann in eine Ruhe und dann Einsicht gelangen konnte ( einmal, neulich ), Klarblick ). Das Beobachten, wahrnehmen der vier Grundlagen ist der Schlüssel zu Klarblick.

    Klarblick führt zu ruhigerem Geist.

    Vorher habe ich umgekehrt geübt.... Das ständige Üben von beiden, Geistesruhemediation ( Entfaltung der Geistruhe ) und das ständige Üben von Einsichtsmeditation ( Entfaltung von Einsicht ), lässt den Pfad entstehen. Der Pfad lässt irgendwann die Fesseln schwinden. Doch der Pfad muss gepflegt , entfaltet, ständig betätigt werden. ( Meinte ich mit üben ). Der Pfad ist der des Klarblick Kriegens oder ? So einen starken Klarblick, dass es die Fesseln sprengt ( die Leidenschaften/ Neigungen los werden lässt ).


    Wunderschön. :rainbow: Wenn es was wird. :D

    Ich übe auch beides, allerdings bin ich darin nicht besonders fortgeschritten Ich habe das mit meinem Lehrer besprochen, der hat da viel Erfahrung und er hat mich auch auf diese Lehrrede (K.12.2.1.) aufmerksam gemacht aus der ich Anfangs zitiert habe.