Hallo zusammen,
meine Frage ist eher als allgemein zu verstehen.
Nach einigen Gesprächen im Tempel sowie dem aktuellen Studium der Karmalehre und Ngöndro beschäftigt mich zurzeit die Frage, ab wann eine Therapie sinnvoll ist und ob sie nicht sogar hinderlich für die Dharma-Praxis sein kann?
Nehmen wir ein persönliche Beispiel: In meiner Familie fehlte sowohl meinen Brüdern als auch mir der Vater (lebendig, aber abwesend, also Ablehnung). Aller "Ersatz" á là Patchwork half nur temporär bis gar nicht über diese Lücke hinweg, sodass wir als (mittlerweile) Erwachsene quasi einen Defizit an "männlicher Kraft" haben. Laut meiner Familie müsste ich dieses Thema bearbeiten, da ich sonst kein "erfülltes" Leben als Mann leben könnte.
Zwar ist es für mich tatsächlich so, dass mich der Buddha, wenn von ihm als "Vater aller Wesen" gesprochen wird oder auch unser Lehrer/Abt im Tempel als männliches Vorbild sehr anspricht und ich Rituale in Männergruppen als kraftvoller empfinde. Dennoch glaube ich, nach einigen Jahren Therapie-Erfahrung, dass ein stetes Umkreisen und Hochholen von längst Vergangenem eher wenig konstruktiv ist, weil hier der Fokus stets auf "dir fehlt etwas" liegt. Andererseits haben selbst die Mönche bei uns teilweise einschlägigen Background mit Therapien und für sie war es sehr hilfreich..
Wie ist eure Meinung zu diesem Thema? Natürlich kann man gewisse Probleme nicht einfach "wegmeditieren". Jedoch erscheint es mir, als könnten solchen "banalen" bzw. "weltlichen" Themen mit intensiver Praxis und Wissen (Studium) irgendwann überwunden werden.
Ich freue mich auf den Austausch!
Tashi delek
Lobsang Dargye