Über die Vergänglichkeit des Lebens.

  • m übrigen hat der Buddha lediglich die Bikkhus vor der Leidenschaft und sexuellen Sehnsucht bewahren wollen, indem er ihnen die Hässlichkeit einer toten Frau ausmalte.

    Dem kann ich widersprechen, Monika. Es geht darum, dass die innere Identifikation mit dem Körper das Leiden verstärkt und zementiert, so Anālayo. Aber was stirbt, ist immer vergänglich und unterliegt den drei Daseinsmerkmalen.


    Und: Zitat "... die Angst bleibt aber immer ..."

    stimmt nicht. Ich habe keine Angst vor dem Tod - und viele, die ich kenne, auch nicht. Ich möchte nur nicht leiden.

    Jeder normale Mensch, schreibt Anālayo, hat eine tief verborgene Angst vor dem Tod; er erscheint ihm als der "Schrecken". Aber man kann es als deine eigene Meinung akzeptieren. Ich habe damit kein Problem.

    Sowohl im praktischen Ratgeber zu Satipaṭṭhāna als auch in seinem Buch über das Sterben (mehr als 300 Seiten) betont er, wie quälend der Prozess des Sterbens ist und wie man damit umgehen sollte.

    Am Ende kurz bemerkt: Es geht hier nicht um die Chronik und die eigenen Erfahrungen, sondern es ist der öffentliche Faden, oder?

    Die zweite Bemerkung: Man weiß doch nicht, was der Buddha wirklich gesagt hat. Wie Michael Zimmermann sagte, geht es nur um die Interpretationen, und das macht die ernsthafte buddhistische Forschung aus. Der Artikel war von mir an anderer Stelle verlinkt. Alles Gute, Monika. :rose:

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Ich fand das Wort treffend, weil ich Angesichts des Todes weder Schönheit noch Gleichgültigkeit erlebe.

    Schön, wenn auch nur ein Mensch versteht, was hier gemeint ist.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Und: Zitat "... die Angst bleibt aber immer ..."

    stimmt nicht. Ich habe keine Angst vor dem Tod - und viele, die ich kenne, auch nicht. Ich möchte nur nicht leiden.

    Jeder normale Mensch, schreibt Anālayo, hat eine tief verborgene Angst vor dem Tod; er erscheint ihm als der "Schrecken". Aber man kann es als deine eigene Meinung akzeptieren. Ich habe damit kein Problem.

    So allgemein stimmt das meines Erachtens nicht. Sicherlich gibt es viele Menschen, die Angst vor dem Tod haben und die Tatsache ihres eigenen Todes verdrängen. Viele dieser Menschen erleben ihren Tod wohl als Schrecken, weil sie ihn als totale Vernichtung auffassen.


    Aber nicht alle Menschen sterben so. Es gibt keine angeborene Angst vor dem Tod. Wenn man sich auf den Tod vorbereitet hat, wenn man sich stets des eigenen Todes bewusst ist und entsprechend lebt, wird man ihn nicht als Schrecken erleben, sondern als etwas, dass ganz natürlich gegeben ist so wie die eigene Geburt.


    Wie man stirbt hängt auch davon ab wie man sein Leben geführt hat. Ein Mensch, der ein sehr heilsames Leben geführt hat, wird anders sterben als jemand, der sehr stark unheilsam gehandelt hat in seinem Leben. Wie man den Tod erlebt hängt auch davon ab, welche karmischen Prägungen im Todesprozess durch Verlangen (trsna), und Ergreifen (upadana) manifest werden und dann durch den Faktor Werden (bhava) verwirklicht werden.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • (ein bisschen off-topic, aber irgendwie auch nicht:)


    10.000 sachliche, fachkundige, von Mitgefühl, Achtsamkeit und Respekt geprägte Beiträge, void! Und dazu noch deine Moderatorentätigkeit. WOW!


    Dank und Respekt für dein großartiges Wirken hier!


    _()_ _()_ _()_

    Tai

  • Im übrigen hat der Buddha lediglich die Bikkhus vor der Leidenschaft und sexuellen Sehnsucht bewahren wollen, indem er ihnen die Hässlichkeit einer toten Frau ausmalte.

    Wirklich? :?

    Ich zitiere kurz Anālayo, fett markiert ist von mir:


    "

    Das Gedenken an den Tod


    Ein alternativer Ansatz, der mit der hier vorgestellten Methode übereinstimmt, besteht darin, eine solche Meditation durchzuführen, indem man über die Unvermeidlichkeit des physischen Todes nachdenkt. Meiner Meinung nach ist dies so wichtig, dass ich es in mein Repertoire der von mir praktizierten und gelehrten Übungen aufgenommen habe. Wenn man mich bitten würde, nur eine einzige meditative Praxis zu empfehlen, würde ich wahrscheinlich beim Gedenken an den Tod bleiben. Der Grund dafür liegt in seiner transformierenden Kraft.

    In der modernen Gesellschaft vermeiden wir es normalerweise, über den Tod nachzudenken. In der klinischen Psychologie werden verschiedene Abwehrmechanismen detailliert untersucht, die darauf abzielen, uns dazu zu bringen, nicht nur unsere eigene Sterblichkeit, sondern auch die Sterblichkeit anderer zu ignorieren. Es gibt eine Reihe von Veröffentlichungen unter dem allgemeinen Titel "Terror-Management-Theorie" (TMT). Diese Theorie erklärt, wie Menschen mit ihrer existenziellen Angst umgehen.

    Menschen haben, ähnlich wie Tiere, denselben Selbsterhaltungstrieb. Der Grund, warum Menschen diese besondere Abweichung haben, liegt darin, dass wir uns der Tatsache bewusst sind, dass der Tod unvermeidlich ist. Die Kombination aus instinktivem Streben nach Selbsterhaltung und dem Wissen um die Unvermeidlichkeit des Todes birgt das Potenzial für lähmenden Schrecken. Wenn der Tod in den Fokus rückt, reagieren Menschen darauf mit verschiedenen Abwehrmechanismen. Die häufigsten bestehen darin, uns abzulenken oder das Problem des Todes in die ferne Zukunft zu verschieben.

    Als Ergebnis des Bewusstseins über die eigene Sterblichkeit neigen Menschen dazu, ihre Überzeugungen und ihr Selbstverständnis festzuhalten, um das Gefühl der Bedrohung zu beseitigen. Schon ein flüchtiges Erinnern an den Tod veranlasst Individuen, oberflächlich und voreingenommen zu reagieren, um sich von der Erkenntnis der Unvermeidlichkeit ihres eigenen Todes abzuschirmen.

    Die eigene Suche des zukünftigen Buddha nach Befreiung begann mit dem Verständnis der Unvermeidlichkeit seines eigenen Todes als Hauptaspekt des Leidens (dukkha), zusammen mit Krankheit und Alter. In den Ausführungen der Anguttara-Nikaya wird über seine eigene Überlegung berichtet, dass andere beim Anblick eines toten Körpers normalerweise wegschauen und die Tatsache ignorieren, dass ihnen dasselbe Schicksal widerfahren wird (AN 3.38; Anālayo 2017c: 5ff). Der Buddha erkannte die Fehlhaftigkeit einer solchen Reaktion. Er akzeptierte die Wahrheit, dass er selbst dem gleichen Schicksal unterliegt, und dachte tief darüber nach. Infolgedessen verschwand seine gesamte Trunkenheit des Lebendigseins.

    Gemäß der Ariyapariyesana-Sutta (MN 26; Anālayo 2013: 109f und 2017c: 8ff) motivierte ihn, zusammen mit den Manifestationen des Leidens (dukkha) wie Alter und Krankheit, die Tatsache des Todes dazu, seine Suche nach Erleuchtung zu beginnen. Nachdem er erfolgreich die Erleuchtung erreicht hatte, verkündete der Buddha, dass er die Unsterblichkeit verwirklicht habe. Dies war keine Form des ewigen Lebens, da sein Körper immer noch dem Sterben unterlag. Er empfand einfach keine Besorgnis mehr wegen des Todes. Mit anderen Worten, gemäß dem frühen buddhistischen Denken kann Freiheit vom Tod noch zu Lebzeiten realisiert werden.

    Es ist durchaus möglich, dass diese Erkenntnis des zukünftigen Buddha, dass er dem gleichen Schicksal des Todes unterliegt, die ihn dann dazu brachte, nach etwas zu suchen, das über den Tod hinausgeht, in den oben genannten Lehren ihren Niederschlag findet. Die Satipatthana-Sutta fordert dazu auf, darüber nachzudenken, dass wir "dieselbe Natur haben" und dass wir "derselbe" Leichnam in verschiedenen Stadien der Verwesung sein werden. Insgesamt werden wir "diesem Schicksal nicht entkommen". Diese Formulierungen können für regelmäßige Überlegungen über die Unvermeidlichkeit des eigenen Todes verwendet werden, wodurch die Grundlage für die Anwendung dieses Verständnisses während der eigentlichen Meditation gelegt wird."

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Das eine schließt das andere ja nicht aus. Ich habe auch schon mal erwähnt, warum die Meditation über den Tod und das Reflektieren darüber wichtig sind.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Das eine schließt das andere ja nicht aus. Ich habe auch schon mal erwähnt, warum die Meditation über den Tod und das Reflektieren darüber wichtig sind.

    _()_

    Ha, liebe Monika, ich sehe das anders. Wenn man diese Übung gegen sexuelle Begierde einsetzt, könnte das gewaltig nach hinten losgehen. Bei meinem völligen Chaos kann ich gerade nicht die englischsprachige Quelle finden, die sehr ausführlich den Massen-Suizid von mehr als 300 jungen Mönchen schildert, die nicht imstande waren, den Anblick der Leiche einer sehr schönen Kurtisane zu ertragen.

    Ich würde diese Methode – und das ist meine persönliche Meinung – eher im Sinne von Bhikkhu Anālayo verwenden. Er war ein echter Profi darin, Leichen als Meditationsobjekte zu finden und zu nutzen.

    Apropos, Ānanda: Er hat danach den Buddha besucht und gesagt, dass, wenn es so weitergeht, vom ganzen Orden fast nichts übrig bleiben würde. Erst daraufhin hat der Buddha die Methode angepasst. Das zeigt auch, dass er kein Heiliger im wörtlichen Sinne war, sondern ein Mensch mit Gewissen und einem starken Gefühl persönlicher Verantwortung. LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Ja klar, Igor, das sehe ich genauso.

    :heart:Monika

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    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Dass der Tod nicht gut aussieht, versteht sich von selbst. Besonders entsetzlich sind die letzten Augenblicke beim Sterben: das sogenannte "Todesdreieck".

    Das sind aber gruselige Themen.


    Der Vater eines Dhamma-Freundes war emotional nicht so stabil wie Du und hat sich mit Ende Sechzig im Wald in seinem PKW mit Autoabgasen umgebracht, weil er zuviel über den Schrecken des Alters und des Todes nachgedacht hat, ansonsten war er noch kerngesund.

    Selbstmord aus Angst vor Alter und Tod, das gibts wirklich ...


    Ein Arbeitskollege eines anderen Freundes ist in den Nullerjahren nach seiner Scheidung in Thailand in einem Etablissement gestorben, zuviel Viagra, er war Ende Fünfzig.


    Beim Zugspitzmarathon sind vor vielen jahren einige Läufer in Gipfelnähe an Erschöpfung gestorben, nach einem Schlechtwettereinbruch mit Schneefall, das stelle ich mir "schön" vor, am Gipfel seiner Leidenschaft die Welt zu verlassen, voller körpereigener Endorphine ???


    :?

  • Selbstmorde von Menschen, die mir bekannt waren, hatten einfach Angst vor den Daseinsmerkmalen und keinen in ihrem engsten Kreis, der ihre Angst erkannte, weil Mitmenschen ihre eigene Angst bislang nicht erkannt hatten. Sie bleiben auch beim Nichtglauben wollen, als sie die Angst der Selbstmörder bei sich erkannten.


    Bei Angst helfen keine Sprüche, die nur dabei helfen, Daseinsmerkmale zu verblenden, nicht mehr die Daseinsmerkmale sehen zu müssen. Hilfe ist mit den Merkmalen Unbeständig und Unvollkommen die Angst zu vermindern. Die Angst vor dem über den Tod hinaus beendet das dritte Daseinsmerkmal, Unauffindbarkeit einer beständigen, vollkommenen Person.


    Der Tod wird als schrecklich verblendet, obwohl das Sterben gemeint ist. Den Menschen wird Angst vor dem Tod gemacht. Keine Angst zu ihrem schrecklichen Fehlverhalten, das Krankheit bewirkt. Die Angst vor dem Tod bleibt, auch wenn sie erkannt haben, dass ein Toter ihnen nichts antun kann.


    „Leichenbetrachtung“ ist ein gutes Werkzeug, um die eigene Angst vor allen Daseinsmerkmalen zu prüfen und zu vernichten. Eine Buddhastatue kann als Ersatz genommen werden, sie ist unbeständig, nicht handelnd, unvollkommen und ohne Ich, eine „Leiche“.

  • Der Vater eines Dhamma-Freundes war emotional nicht so stabil wie Du und hat sich mit Ende Sechzig im Wald in seinem PKW mit Autoabgasen umgebracht, weil er zuviel über den Schrecken des Alters und des Todes nachgedacht hat, ansonsten war er noch kerngesund.

    Selbstmord aus Angst vor Alter und Tod, das gibts wirklich ...

    Hm, da wird wohl noch ein anderes psychologisches Problem mit reingespielt haben....

    Ein Arbeitskollege eines anderen Freundes ist in den Nullerjahren nach seiner Scheidung in Thailand in einem Etablissement gestorben, zuviel Viagra, er war Ende Fünfzig.

    In den Siebziger Jahren, oder Anfang der Achtziger, gab es einen ganz ähnlichen Fall in Hamburg auf St. Pauli, es passierte "mittendrin".... pikanterweise war es ein Priester. Darüber freute sich natürlich die Bild-Zeitung. Aber damals gab es noch kein Viagra. Es war einfach ein Herzinfarkt.

    Gut, dass es nicht mehr so weit kommen konnte, dass er sich schämen musste.

    Zitat
    Igor: "Dass der Tod nicht gut aussieht, versteht sich von selbst. Besonders entsetzlich sind die letzten Augenblicke beim Sterben: das sogenannte "Todesdreieck"."

    Ich finde die paar Monate vor dem Tod viel erschreckender. Das "Todesdreieck" tritt hier schon viel früher auf. Inzwischen habe ich sogar einen Blick dafür, dass ein Mensch nur noch wenige Wochen leben wird. Das dreieckige Gesicht, als "aschiges" Erscheinungsbild, ist absolut typisch dafür.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Das sind aber gruselige Themen.

    Na ja, mein Lieber, das ist einfach das Leben, wie es ist. Ich hatte doch deswegen ein sehr langes Zitat von Bhikkhu Anālayo angeführt.

    Ich persönlich denke, unsere Aufgabe (eher im existenziellen Sinne, wie es A. Camus sieht, um den Gedanken zu veranschaulichen) besteht genau darin, dass wir angesichts der Endlichkeit , Vergänglichkeit und der "objektiven" Sinnlosigkeit des Daseins uns bemühen sollten, die eigene conditio humana zu verwirklichen, zu realisieren. Das macht für mich das Wesen des Dharma aus.

    Einmal besuchte der Buddha mit Ānanda einen sehr kranken Mönch, der in seinem eigenen Urin lag und sich vor Schmerzen krümmte. Dann besorgte der Buddha Wasser, goss es über den Kranken, wusch ihn und versorgte ihn.

    Abschließend sagte der Buddha, man solle sich um jeden kranken Mönch kümmern, auch wenn er keinen praktischen Nutzen mehr hat, so wie er sich persönlich um ihn gekümmert hatte.

    Diese Einstellung, wenn man darüber gründlich nachdenkt, demonstriert genau das, was uns alle in der Lage versetzen könnte, uns innerlich wirklich zu transformieren: das allumfassende Mitgefühl, das keine Grenzen zieht zwischen denen, die gut sind, und denen, die( als ob) zur zweiten Sorte gehören.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Und da finden (sollten) keinerlei bewertende Gedanken den Prozess stören. Es sollte einfach beobachtet/gesehen werden, was die Wirklichkeit ist.

    Tja, habe es verpasst.


    Ich versuche, mit einfachen Worten und einem eigenen Beispiel zu erklären, warum das reine Beobachten praktisch fast unmöglich durchzuführen ist. Das ist, apropos, mein Thema hier.


    Wichtige Auslegungen habe ich aus dem wunderbaren Buch von Samanera Bodhesako, "Veränderlichkeit – Erlebte Vergänglichkeit im Lichte der Buddhalehre", entnommen.


    Der springende Punkt besteht darin, dass man den Beobachter selbst nicht sieht. Genau dessen Wahrnehmung ist jedoch von Kilesa und avidyā kontaminiert. Wenn man einen ertappt, ist dahinter der nächste verborgen, und so ad infinitum. Das Ganze läuft nach dem Prinzip des Holons oder wie bei der russischen Matrjoschka ab. Der Praktizierende bleibt verblendet, bemerkt es jedoch meistens nicht.


    Nun zu meiner eigenen Illustration:


    Drei Freunde machen eine Promenade und schauen ins Schaufenster eines großen Buchladens. Der eine sieht das schöne nackte Mädchen in einer reizenden Pose und möchte diesen Liebes- oder Pornoroman kaufen. Der andere bemerkt jedoch das Messer oder das Gewehr; er ist Serienkiller und will den neuen Krimi kaufen – das schöne Mädchen ist ihm gleichgültig. Der Letzte liest ein schönes Gedicht; er ist Lyriker und würde weder die Waffe noch das Mädchen bemerken.


    Im letzten Schritt können all diese Anteile in uns allen anwesend sein. Unsere Art der Wahrnehmung ist situationsbedingt und abhängig entstanden von bestimmten Ursachen und Bedingungen, die sich in jedem Augenblick ändern.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Danke Igor, dem 1. Teil möchte ich aber widersprechen.


    Und zwar ist meine Erfahrung, dass die Bewertung - sogar außerhalb der formalen Meditation - mit zunehmender Übung und vorallem Ein-Sicht nicht mehr auftaucht.


    Du hast Dich mal auf J. Krishnamurti bezogen, der eine meditative Haltung jeden Moment des Lebens für wichtig hielt.

    Damit habe ich Mitte der 80iger Jahre begonnen - und es funktioniert.


    _()_Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Und zwar ist meine Erfahrung, dass die Bewertung - sogar außerhalb der formalen Meditation - mit zunehmender Übung und vorallem Ein-Sicht nicht mehr auftaucht.

    Die Bewertung findet automatisch statt( reaktiv), aufgrund bestimmter Konditionierungen und sozialer Skripte. Die Einsicht ist immer von bestimmten situativen Faktoren abhängig.

    Anders ausgedrückt: Es gibt keine absolute Einsicht als die Wahrheit in letzter Instanz, da dies der Bedingten Entstehung widersprechen würde. Der Buddha nach dem Erwachen war ein anderer als vor dem Tod.

    Zum Vergleich, um meinen Gedanken zu veranschaulichen: Die sogenannten freien Assoziationen nach S. Freud sind nicht wirklich frei, sondern von bestimmten Ursachen und Bedingungen abhängig. Das kann man mit einem immensen Netz von Wechselbeziehungen vergleichen. Die Einsicht ist und bleibt eine persönliche Angelegenheit – jeder kann eine andere Einsicht erlangen.

    Deshalb würde man die lebendige und stets frische Einsicht töten, wenn man den Buddhismus zu einem Dogma macht. LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Der springende Punkt besteht darin, dass man den Beobachter selbst nicht sieht. Genau dessen Wahrnehmung ist jedoch von Kilesa und avidyā kontaminiert.

    Klasse erklärt.

    Die "Verhüllungen Brahmans".

    Oder "das, was alles erkennt, aber von keinem erkannt wird" (Schopenhauer).


    :like:

  • Helmut . Mein Faden, deswegen antworte ich hier.


    Dukkha bedeutet genau genommen absolut alles, da alles im Leben den drei Daseinsmerkmalen unterliegt: Vergänglichkeit, Schwer-er-träglich-keit und dem Fehlen eines inneren Kerns. Alles andere sind nur Tabellen, aber kein REALES! Leben, in das der Mensch in das fremde Universum hineingeworfen ist (so ca. Martin Heidegger). Dann wird er gebrechlich, alt, krank und stirbt. Nur wenn ich das Leben in seiner End-lichkeit(Ver-gäng-lich-keit) absolut anerkenne und innerlich umarme (so Stephen Batchelor), wenn ich alles loslasse, was "zusammen-ge-braut" ist, also alle meine Vorstellungen, Identifikationen und die sozialen und gesellschaftlichen Skripten, wenn ich mich damit nicht identifiziere, aber in der Lage bin, frei meine eigenen Entscheidungen zu treffen und das Leben, wie es ist, gedeihen zu lassen.--Es sei dann Die Existenzielle Wahrheit , nicht die Schemata. ( eins, dann zwei usw..)-- Aber ich sterbe so oder so. Und alle vier edlen Wahrheiten sind keine getrennten Entitäten, sondern passieren alle zugleich, auch jetzt; sie sind auch abhängig entstanden.


    Zitat

    Dukkha ist das zusätzliche Leid das wir erleben durch unsere meist automatische Abwehr (Nicht-haben-wollen) gegenüber der Tatsache der menschlichen Existenz, dass alles vergänglich ist und somit nicht auf Dauer glückbringend.


    Alles Gute herzlich. Von dem Leben, wie es ist, nicht aus den Quellen, egal wem sie alle gehören.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Ich habe rein zufällig den sehr interessanten Film „Die Fliege“ von David Cronenberg angeschaut. Dabei musste ich an diesen Faden denken. Es ist wirklich bemerkenswert, wenn ein praktizierender Buddhist alles unter dem Blickwinkel der Vergänglichkeit betrachtet.

    Der Held der Geschichte ist jung, gutaussehend und zudem ein brillanter Wissenschaftler – mit Mitgefühl und einem feinen Sinn für Humor. Doch er verliert absolut alles, denn, wie er selbst es formuliert, „das Fleisch ist zum Zerfall bestimmt“. Es gibt keine andere Option.

    Gewöhnlicherweise klammern wir uns alle an unseren eigenen Körper – ich bin da keine Ausnahme. Aber letztlich ist er nicht mehr als ein Darlehen; er gehört uns nicht wirklich. Und ich frage mich immer wieder: Gibt es überhaupt etwas, das mir tatsächlich gehört? Wenn der Mensch innerlich anerkennt, dass es nichts gibt, was ihn als festes „Selbst“ ausmacht, sondern nur den Prozess des Wandels, dann bleibt am Ende nur das Mitgefühl. Denn es ist unser gemeinsames Los, das uns alle verbindet.


    Ein kleines Zitat von Ajahn Chah zum Abschluss:



    Zitat

    Mit diesem Körper, den wir „sankhāra“ nennen, ist es dasselbe. Obwohl der

    Buddha erklärt hat, dass der Körper nicht substanziell ist oder ein reales

    Wesen als solches, stimmen wir dem nicht zu; wir halten uns hartnäckig

    an ihm fest. Wenn der Körper sprechen könnte, würde er uns den ganzen

    Tag sagen: „Du bist nicht mein Besitzer, weißt du.“ Eigentlich sagt er es

    uns die ganze Zeit, aber es ist Dhamma-Sprache, also können wir sie nicht

    verstehen.

    Zum Beispiel verändern sich die Sinnesorgane Auge, Ohr, Nase, Zunge und

    Körper ständig, aber ich habe noch nie erlebt, dass sie auch nur einmal um

    Erlaubnis gefragt hätten! Es ist wie mit Kopf- oder Bauchschmerzen – der

    Körper braucht keine Erlaubnis dazu, er legt einfach los und folgt seinem

    natürlichen Weg. Das heißt, der Körper erlaubt niemandem, sein Besitzer

    zu sein, er hat keinen Besitzer. Der Buddha beschrieb ihn als ein Objekt

    ohne Substanz.


    Aus: "Die gesammelten Lehren von Ajahn Chah"

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Die frage ist, was mit der seele geschieht, irgendwann. Das der körper der erde gehört, sollte jeder wissen., und die nächste frage lautet, wohin gelangen die seelen, oder enegie. Das es sehr sehr begrenzt ist, was man vom Himmel wahrnehmen kann, und, keine sichtbarkeit bzw. Eine transendenz der bereits von uns gegangen

  • Was mit den Seelen geschieht ist eine überflüssige Frage, da es keine Seelen gibt, die irgendwo hingehen. Seelen sind nur unsere Einbildungen. Was mit der Energie geschieht, erklärt die Physik mit dem Energieerhaltungsgesetz.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Was mit der Energie geschieht, erklärt die Physik mit dem Energieerhaltungsgesetz.

    Und was sagt der Buddhismus?

    denn alles, was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht, drum besser wär's, dass nichts entstünde.


    (Goethes Faust)

  • Was mit der Energie geschieht, erklärt die Physik mit dem Energieerhaltungsgesetz.

    Und was sagt der Buddhismus?

    Da das Energieerhaltungsgesetz nicht dem abhängigen Entstehen widerspricht, kann man es auch als Buddhist akzeptieren.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • wohin gelangen die seelen, oder enegie.

    Wenn ich zum Beispiel im Billard einen Ball stoße, überträgt er seine Energie auf den nächsten. So kann man die verzweigten und vielschichtigen Verkettungen von Ursachen und Wirkungen beobachten. Aber kein Ball an sich ist so real, wie er uns erscheint – das ist eine Einbildung. Wenn ich mich recht erinnere, habe ich etwas in dieser Art bei E. Conze gelesen.

    Karma kann jedoch ausgeschöpft oder ausgeglichen werden – das wäre problematisch für die moderne Physik. Nirvana ist unbedingt, also nicht abhängig entstanden. Keine Energie mehr. Die absolute Ruhe, die vollkommene Stille.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Was mit den Seelen geschieht ist eine überflüssige Frage, da es keine Seelen gibt, die irgendwo hingehen. Seelen sind nur unsere Einbildungen. Was mit der Energie geschieht, erklärt die Physik mit dem Energieerhaltungsgesetz.

    Fragen sind nie überflüssig.

    Seelen sind auch keine Einbildungen,sondern Vorstellungen.

    Du hast andere Vorstellungen,das ist alles.

    Die Vorstellung,das es so etwas wie eine Seele gibt,ist uralt und und hat noch ein langes Leben vor sich.


  • ...

    als auch in seinem Buch über das Sterben (mehr als 300 Seiten) betont er, wie quälend der Prozess des Sterbens ist und wie man damit umgehen sollte.

    Das Buch muss ich haben. Danke für die Erwähnung.

    Möchte ehrlich nicht stören oder den Besserwisser geben. Ich schätze deine Beiträge. Danke für alle.

    Aber: es muss heißen: ... wie quälend der Prozess des Sterbens sein kann (oft: ist, aber nicht immer: ist).


    Love & Peace