Problematische Lehrer und der Umgang mit ihnen

  • Ja, sie bieten zugleich auch das Handwerkszeug, diese Strukturen grundsätzlich zu überwinden.

    Und genau deswegen finde das Argument, dass die Lehre eines Joshu Sasaki trotz seines Missbrauchs OK sei, so haarsträubend. Missbrauch durch buddhistische Lehrer ist eben nicht mit Wagners Antisemitismus vergleichbar.

  • "Missbrauch ist ein klares Männerproblem! Der allergrößte Teil..." wieder Relativismus/Whataboutism. Weil es also sexualisierte Gewalt in Sport und Familie gibt, ist sie in den Sanghen okay?

    Nicht jeder Vergleich, jede Kontextualisierung ist ein Whataboutism (dieser Begriff ist so abgenützt wie leer) Beantworte doch bitte meine Fragen:


    Hat das Konzept Familie ein strukturelles Problem? Es findet Missbrauch in ähnlichem Massstab in Sportvereinen, in Firmen, am Theater, in der Kunst, in pädagogischen Einrichtungen an Universitäten statt. Haben alle diese Institutionen ein genuin strukturelles Problem?

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Und genau deswegen finde das Argument, dass die Lehre eines Joshu Sasaki trotz seines Missbrauchs OK sei, so haarsträubend.

    Sind die Bilder Caravaggios schlecht, weil er ein Mörder gewesen ist und Minderjährige zu Geliebten hatte?

    Shantideva:

    Zitat

    Wenn jemand mich mit einem Stock schlägt, gebe ich nicht dem Stock die Schuld, sondern werde auf den wütend, der den Stock führt. Doch dieser Mensch wird vom Hass geführt. Dann sollte ich doch besser den Hass hassen.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Du bringst es auf den Punkt. Genau daher rührt der Widerstand gegen Aufklärung von Missbrauch im Buddhismus von sonst eigentlich völlig vernünftigen Personen. Man meint, „Lama XY, der missbraucht, und diese Personen hören: „Ich will den Buddhismus zerstören!“


    Da kann ich nur an Thorsten Hallscheidt und Helmut und andere appellieren, genau hinzuhören, was gesagt und gemeint wird.

    Ach, bitte, das ist bestimmt nicht mein Fall. Es wurde nicht von mir gesagt, dass der tibetische Buddhismus reformbedürftig sei. Dort gilt das uneingeschränkte Vertrauen in den Lehrer als Voraussetzung – das kann man als Nährboden für möglichen Missbrauch betrachten.

    Auch nicht ich habe viele Stellen aus dem Pali-Kanon zitiert, insbesondere im Sinne des Kalama-Sutta: Wenn ich selbst an meinem eigenen Leib erfahre, was Unheil bringt oder was mich heilt, dann ist das das richtige Kriterium – nicht ein Lehrer. Denn egal, welcher Lehrer es ist, er ist nicht mehr als ein Vermittler. Den Weg aber muss ich selbst gehen.

    Ich war es auch nicht, der den Vergleich mit der Psychotherapie gemacht hat. Ein Therapeut kann nur den Weg zur Quelle zeigen, aber trinken muss ich selbst. Und so ist es auch im Buddhismus: Er ist eher eine eigene Weise, die Welt zu sehen – oder besser gesagt: sie wahrzunehmen. Dafür brauche ich persönlich keine Person, die ich verehren soll, aus der ich dann ein Idol oder einen Götzen mache und mich dadurch selbst versklave oder von ihr abhängig werde.

    Egal, welcher Lehrer es ist – er kann mein eigenes Dukkha, meine Verblendung und meine Geistesgifte nicht mit einem Zauberstab beseitigen. Das kann nur ich selbst. Andernfalls wäre es Magie, keine innere Freiheit. Denn ich allein trage meine persönliche Verantwortung – kein Lehrer und keine Lehre können mir das abnehmen.


    Wir sind doch Erwachsene und keine Kinder, die sagen können: „Ach, das hat mir Papa gesagt, also mache ich genau das, was mir befohlen wurde.“ Eine reife Person würde selbst entscheiden, was richtig und was falsch ist – kein Papa und kein Lehrer.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Wenn derjenige, der den Stock führt, sich buddhistischer Lehrer nennt und solche Sprüche eben kennen sollte, ist es für mich eben nicht dasselbe, als wenn er irgendeiner Maler wäre. Das ist der springende Punkt.

  • Ich erwarte von niemandem, der nicht völlig erwacht ist, moralische Integrität. Wenn jemand Missbrauch begeht, ist er nicht als Lehrer geeignet und muss strafrechtlich verfolgt werden, sofern er diese Grenzen überschritten hat. Dennoch kann er oder sie möglicherweise sehr gut über den Dharma schreiben, vielleicht weil er oder sie Dukkha aus unmittelbarer Erfahrung kennt, die Fallen des Geistes und die Gefahren des Weges, u.s.w.


    Ich habe sehr viel von Dostojewski gelernt über Religion, Menschsein, Philosophie, Schwäche, Stärke, Rationalität, Hingabe, Glauben, etc. ... Dabei war er Ultranationalist, Spieler und Säufer. Menschen sind so widersprüchlich und vielschichtig. Wir arbeiten ständig daran, nicht an einem festen Persönlichkeitskern zu hängen. Warum sollten wir anderen einen solchen unterstellen?

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

    Einmal editiert, zuletzt von Thorsten Hallscheidt ()

  • "Missbrauch ist ein klares Männerproblem! Der allergrößte Teil..." wieder Relativismus/Whataboutism. Weil es also sexualisierte Gewalt in Sport und Familie gibt, ist sie in den Sanghen okay?

    Nicht jeder Vergleich, jede Kontextualisierung ist ein Whataboutism (dieser Begriff ist so abgenützt wie leer) Beantworte doch bitte meine Fragen:


    Hat das Konzept Familie ein strukturelles Problem? Es findet Missbrauch in ähnlichem Massstab in Sportvereinen, in Firmen, am Theater, in der Kunst, in pädagogischen Einrichtungen an Universitäten statt. Haben alle diese Institutionen ein genuin strukturelles Problem?


    Ich weiß nicht ob Sportvereine ein strukturelles Problem haben, mein Lieber, weil ich mich damit nicht beschäftigt habe. Der Buddhismus hat dieses aber ebenso wie die Kirchen.

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna / 塞翁失馬焉知非福

  • Und genau deswegen finde das Argument, dass die Lehre eines Joshu Sasaki trotz seines Missbrauchs OK sei, so haarsträubend.

    Sind die Bilder Caravaggios schlecht, weil er ein Mörder gewesen ist und Minderjährige zu Geliebten hatte?

    Shantideva:

    Zitat

    Wenn jemand mich mit einem Stock schlägt, gebe ich nicht dem Stock die Schuld, sondern werde auf den wütend, der den Stock führt. Doch dieser Mensch wird vom Hass geführt. Dann sollte ich doch besser den Hass hassen.


    Ich kann nur raten, welche Motivation hinter dieser Argumentation steckt. Du möchtest weiter Deinen Trungpa lesen, ihn gut finden und dafür nicht komisch angesehen werden? Lies ihn. Aber ich fürchte, du musst damit leben, dass mehr und mehr Menschen das seltsam finden werden.

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna / 塞翁失馬焉知非福

  • Ich erwarte von niemandem, der nicht völlig erwacht ist, moralische Integrität. Wenn jemand Missbrauch begeht, ist er nicht als Lehrer geeignet und muss strafrechtlich verfolgt werden, sofern er diese Grenzen überschritten hat. Dennoch kann er oder sie möglicherweise sehr gut über den Dharma schreiben, vielleicht weil er oder sie Dukkha aus unmittelbarer Erfahrung kennt, die Fallen des Geistes und die Gefahren des Weges, u.s.w.


    Ich habe sehr viel von Dostojewski gelernt über Religion, Menschsein, Philosophie, Schwäche, Stärke, Rationalität, Hingabe, Glauben, etc. ... Dabei war er Ultranationalist, Spieler und Säufer. Menschen sind so widersprüchlich und vielschichtig. Wir arbeiten ständig daran, nicht an einem festen Persönlichkeitskern zu hängen. Warum sollten wir anderen einen solchen unterstellen?


    Wie gesagt: Ein Dharma-Lehrer ist ein Therapeut, der die Aufgabe hat, voranzugehen. Kann er das nicht, ist er nicht geeignet. Das darfst du ja anders sehen.

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna / 塞翁失馬焉知非福

  • Wir sind doch Erwachsene und keine Kinder, die sagen können: „Ach, das hat mir Papa gesagt, also mache ich genau das, was mir befohlen wurde.“ Eine reife Person würde selbst entscheiden, was richtig und was falsch ist – kein Papa und kein Lehrer

    Die Vorstellung, dass wir alle so reif, analytisch und fortgeschritten sind, dass uns Missbrauch nicht beträfe oder wir alle nicht deren Opfer werden könnten, ist einer der größten Irrtümer. Man merkt, dass du dich mit den Ursachen von Missbrauch an Erwachsenen nicht auskennst.

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna / 塞翁失馬焉知非福

  • "Problematische Lehrer" - da sollte man schon unterscheiden zwischen (emotional oder sexuell missbrauchenden - also massiv schädigenden) "Verbrechern" und Lehrern, welche Schwierigkeiten haben, die Buddha-Lehre authentisch zu vermitteln (warum auch immer), zu viel eigene "Ideen" einbringen oder wenig Güte/Mitgefühl offenbaren,...

    Jeder Mensch besitzt Fehler und Qualitäten. Also besitzen auch buddhistische Lehrer sowohl Fehler als auch Qualitäten.

    Dessen sollte sich jeder Schüler bewusst sein. Und daher ist das Folgende m.E.


    Das alles setzt absolutes, also uneingeschränktes Vertrauen in den Lehrer voraus.

    ... erst nach gründlicher Prüfung (und Hinterfragen) ratsam.

    Zitat

    "Ein forschender Mönch, ihr Mönche, der seines Nächsten Gemütsart versteht, soll beim Vollendeten die Prüfung anstellen: 'Ist er der vollkommen Erwachte, oder ist er es nicht?' Darüber muß er sich klar werden."


    https://www.palikanon.com/majjhima/m047n.htm


    Buddha Shakyamuni legt nahe, selbst "Vollendete" zu prüfen, um wieviel mehr liegt es nahe, (heutzutage) Lehrer kritisch unter die Lupe zu nehmen, denen man sein volles Vertrauen schenken möchte?

    Die allermeisten buddhistischen Lehrenden sind eben nicht korrupt, inkompetent, bösartig, verlogen, triebgesteuert.

    Davon darf man wohl ausgehen und deshalb empfiehlt sich eine neutrale, unvoreingenommene Herangehensweise...

    Auch nicht ich habe viele Stellen aus dem Pali-Kanon zitiert, insbesondere im Sinne des Kalama-Sutta: Wenn ich selbst an meinem eigenen Leib erfahre, was Unheil bringt oder was mich heilt, dann ist das das richtige Kriterium – nicht ein Lehrer. Denn egal, welcher Lehrer es ist, er ist nicht mehr als ein Vermittler. Den Weg aber muss ich selbst gehen.

    _()_ So ist es.



    Bei meiner Suche nach einem Lehrer habe ich mich an Ayya Khema (durch deren YT-Vorträge ich vor 7 Jahren zur Praxis der Buddha-Lehre motiviert wurde) orientiert und damit den Lehrern, die sie "autorisiert" hatte.

    Im Theravada spielt der Lehrer nicht so eine große Rolle, es gibt auch kein "Guru"-Getue", was mir sympathisch erschien.


    Dennoch registrierte ich, dass ich gewisse "Ansprüche" an die Lehrenden stellte, "Perfektion" erwartete - unrealistisch!

    Witzigerweise störten mich besonders Eigenarten/schaften an manchen, die ich bei mir selbst störend/unheilsam empfinde (und von denen ich dachte, dass sie durch die Praxis bei den Lehrenden verschwunden seien... :erleichtert: ).


    "Meine" Lehrerin sprach beispielsweise einmal, sehr offen :like:, über ihre Selbstzweifel/Befürchtung "nicht gut genug (zum Lehren)" zu sein - ein Gefühl, das ich gut nachvollziehen kann.

    Ihr eigener Lehrer überzeugte sie schließlich vom Gegenteil... :) und

    nun habe ich den Eindruck, dass sie sich von diesen Ängsten gelöst hat.


    M.E. lernt man also oft von "nicht-perfekten" Lehrern umso mehr... ;)


    Sind somit wirklich (nur) die Lehrer (Ausnahme: die Missbrauchstäter!!) "problematisch"??




    "Prüft aber alles und das Gute behaltet." (1.Kor.,14,29) wäre auch ein möglicher Leitspruch für die Lehrersuche.

    "...Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..." (AN.VI.63)


    "In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist, mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig." (H.Hesse)

  • Ich erwarte von niemandem, der nicht völlig erwacht ist, moralische Integrität.

    Moralische integrität ist eine wesentliche Bedingung für Erwachen - also erwarte ich nur das - denn das kann ich erfahren, die moralische Integrität eines Menschen in herausgehobener Position - Erwachen kann ich nicht erfahren.

    Wenn da bei einem Lehrer nur ein Hauch von Unmoralität erscheint - sei es dass er einen blöden Witz macht, oder dass er sich über andere auslässt oder dass er andere vorführt und runter macht - dann macht das was mit der sozialen Beziehung und für mich endet dann auch das.

    :zen:



  • Missbrauch ist ein klares Männerproblem!

    Das ist definitiv nicht so, falls Du damit sagen möchtest, das nur Männer (körperlich, emotional, sexuell) missbrauchen (können) und Frauen nicht. Männliche Missbrauchsopfer reden nur wenig bis gar nicht darüber, weil das „nicht zum starken Mann“ gehört.


    Bzw. Frauen gehen beim Missbrauch an ihre Opfer besonders im sexuellem, oft nur anders oder subtiler vor.


    Früher wurde meist darüber geschwiegen. Oder verdrängt.

    Erst in den letzten Jahren haben auch vermehrt Umfragen dazu stattgefunden.

    Und auch Aufklärung. Und auch dank Internet:

    Inet ist mal Segen mal Fluch.


    Aber darüber sind eben sehr viele Menschen für eine Sache sehr schnell zu erreichen und zu sensibilisieren.


    Und es ist auch wichtig die Erfahrungsberichte zu lesen um überhaupt mal die Gefühle der Betroffenen besser zu verstehen. Der der Missbrauch selbst nicht mit „Haut und Haaren“ erlebt hat, für den bleibt das oft nur eine Ahnung wie das sein könnte.


    Wie wäre Aufklärung ohne Inet?

    Man hätte erst nach Büchern suchen müssen. Zum Arzt, Psychotherapeuten:


    Auch dort hat sich erst in den letzten 20-30 Jahren relativ viel getan.


    Man kann immer versuchen daraus zu lernen. Auch besser zu verstehen, wo noch viel Entwicklungspotenzial, Aufklärung, Verbesserungen notwendig sind.


    Wären sich dabei alle immer eins oder einig, dann gäbe es auch keine Diskussionen oder Missverständnisse, wie hier.


    Man muss dann halt darüber reden, diskutieren (können), um einander besser zu verstehen.


    Oft sind bestimmte Dinge auch einfach zu komplex, um ihnen mit wenigen Worten gerecht zu werden oder andern so zu vermitteln, das der andere den anderen auch wirklich versteht.

  • Die Vorstellung, dass wir alle so reif, analytisch und fortgeschritten sind, dass uns Missbrauch nicht beträfe oder wir alle nicht deren Opfer werden könnten, ist einer der größten Irrtümer. Man merkt, dass du dich mit den Ursachen von Missbrauch an Erwachsenen nicht auskennst.

    Na ja, das kann sein. Aber ich wollte eine echt anekdotische Geschichte erzählen – aus meinem eigenen Leben.

    Ich hatte viele Jahre lang Kontakt mit einem Lehrer, der in London lebt, über Skype. Dann fragte er mich einmal, ob ich jeden Tag übe und wie lange. Als ich ihm ehrlich geantwortet hatte, sagte er dann: „Du brauchst bestimmt keinen Lehrer! Ich aber habe zwei Kinder, und sie zu erziehen kostet sehr viel Kohle.“

    Und wir beide haben gelacht.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Wenn da bei einem Lehrer nur ein Hauch von Unmoralität erscheint - sei es dass er einen blöden Witz macht

    Dann fliege wohl auch ich aus Deiner White List heraus :)


    Also mein persönlicher Standard liegt irgendwo zwischen "wurde noch nicht strafrechtlich verurteilt" und "sogar seine Witze sitzen alle perfekt" :)

  • Früher wurde man schief angeguckt, wenn man Scheisse sagte, heute ist der Begriff "Indianer" schon ein no go.


    Früher haben Frauen sich gefreut, wenn Männer ihnen hinterpfiffen, heute ist das sexuelle Belästigung.


    In den 60er und 70er Jahren haben sich viele "SchülerInnen" gefreut, wenn der Guru sich mehr für sie interessierte als üblich.

    Auch ich fühlte mich himmlisch, als Ole Nydal mich in seine Arme riss und küsste.


    Ja, ich gebe es zu, ich hätte mich nie missbraucht gefühlt, sondern begehrt.


    Und ich behaupte, dass so manche "Klage" aus dem Mund von Enttäuschten kommt, die abgeblitzt sind - oder Neidern.


    Mir geht diese ganze scheinbare saubere Entwicklung auf den Zeiger.


    Sorry, wenn ich Euch erschrecke ...

    Aber ich habe viel in meinem Leben gelernt und will das nicht missen.



    Monika _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Wenn da bei einem Lehrer nur ein Hauch von Unmoralität erscheint - sei es dass er einen blöden Witz macht

    Dann fliege wohl auch ich aus Deiner White List heraus :)


    Also mein persönlicher Standard liegt irgendwo zwischen "wurde noch nicht strafrechtlich verurteilt" und "sogar seine Witze sitzen alle perfekt" :)

    So wie Du Leonie habe ich auch mein ganzes Leben lang Lehrer bewertet. Erst heute weiß ich, dass das überheblich ist, also Dünkel.


    Aber das ist auch nicht ungewöhnlich, schon an Jesus wurde vor 2000 Jahren Anstoß genommen, weil er sich mit Zöllnern und Prostituierten abgab.


    Für Anfänger ist das Verhalten eines Lehrers natürlich entscheidend.


    Meine Lehrer waren mein Religionslehrer, Dr. Klaus Lange und Ramesh Balsekar. Und natürlich viele verschiedene aus Büchern.


    Und Buddha empfiehlt einen weisen Freund, der nur etwas mehr weiß als man selbst.


    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Also hoppla! Da schaut man mal ein Weilchen nicht hin, und schon kocht ein altes Thema wieder auf, mit vielen interessanten Gesichtspunkten finde ich. Deshalb habe ich unten fleißig Zitate gesammelt.


    Zuerst will ich mal was klarstellen, als Nörgler, Entlarver und Kritiker vom Dienst. Ich selbst sehe mich als glücklich an, lache gern und lobe auch immer mal wieder Menschen, mache Komplimente im Alltag usw. Mir hat Zen viel gegeben, ich habe mal gesagt: "Ich bin Zen", um zu verdeutlichen, wie viel, und ich habe einen Beruf daraus gemacht, Zen bekannter zu machen durch meinen Verlag, meinen Blog und den YouTube-Kanal. Allerdings habe ich im Lauf der Jahre eine Diskrepanz festgestellt zwischen dem, was einst gelehrt wurde, und dem was heute gelehrt wird, und keinen Fortschritt bei der Loslösung der überkommenen Elemente (etwa dem klösterlichen Einfluss). Daraus speist sich vor allem meine natürlich subjektive Kritik.


    Qualias erneute starke Reaktion auf "unser" Bashing hat zumindest den wahren Kern für mich, dass ich bei all den von mir verlegten Oldies auch nicht weiß, ob das Arschlöcher waren. Einfach zu lange tot, und zu viel Hagiographie, also Beschönerung drumherum.


    Von daher werde ich aber nun schon vorsichtig. Wenn ich von modernen Lehrern etwas weiß, was ich von den Oldies nicht wissen kann (damals herrschten andere Zustände, moralische Haltungen und Möglichkeiten des Unter-den-Teppich-Kehrens), dann kann das allein nicht Maßstab für ihre Lehraussagen sein. Denn wenn nur das Vorbild taugte, wie hier von Leonie gesagt:

    Zitat

    Moralische integrität ist eine wesentliche Bedingung für Erwachen - also erwarte ich nur das - denn das kann ich erfahren, die moralische Integrität eines Menschen in herausgehobener Position - Erwachen kann ich nicht erfahren.

    ... dann bräuchte ich keinen Joshu, Dogen, Rinzai, Takuan etc. lesen, denn die sind ja tot und ich kann ihre moralische Integrität nicht wirklich beurteilen. Tja, und nun? Lieber einen nehmen, der ein guter Kerl ist, aber nix Tiefsinniges zu sagen hat?


    Das kann es also nicht sein. Insofern ist auch Christophers alter Reflex:

    Zitat

    Und genau deswegen finde das Argument, dass die Lehre eines Joshu Sasaki trotz seines Missbrauchs OK sei, so haarsträubend. Missbrauch durch buddhistische Lehrer ist eben nicht mit Wagners Antisemitismus vergleichbar.

    (...)

    Wenn derjenige, der den Stock führt, sich buddhistischer Lehrer nennt und solche Sprüche eben kennen sollte, ist es für mich eben nicht dasselbe, als wenn er irgendeiner Maler wäre. Das ist der springende Punkt.

    ... nicht zielführend, denn ihm liegt ja eine ähnliche Prämisse wie bei Leonie zugrunde: Versagt die Moral des Lehrers, dann ist egal, was er gelehrt hat. Da kann ich nur sagen, dass wir in der Schule mal einen Lehrer hatten, der wegen Schwulitäten seinen Job verlor, aber einer derjenigen war, von dem ich am meisten fachlich lernte. Das ist ein Fakt. Dadurch ist schon bewiesen, dass ein solcher Dualismus nichts taugt. Was man in beiden Fällen tun muss(te), ist, die Schüler vor der "Unmoral" zu schützen - nicht, die Lehrfähigkeiten des Lehrers zu elimiminieren oder in Abrede zu stellen, sein Wissen, seine Erkenntnis, seine sonstigen pädagogischen Fähigkeiten.


    Ein Gegenargument, das häufig auftaucht, ist, der Zen-Lehrer habe ja auch Moralisches gelehrt und hätte dem Folge leisten müssen. Im Falle Sasakis ist das jedoch schwer nachzuweisen, wie ich oft schon aufzeigte, er hat also diesen Widerspruch nicht erzeugt, sondern die Schüler in ihren Illusionen. Aber selbst wenn - auch ein Religionslehrer kann toll Religion vermitteln, selbst wenn er eine Affäre mit einer Schülerin hätte. Weder der Religionslehrer noch Sasaki werden üblicherweise von sich behaupten, SIE SELBST seien moralisch rein.


    Moralische Integrität ist keine Bedingung fürs Erwachen. Wer das behauptet, sollte es aus der Zen-Tradition herleiten können. Es ist einfach Unfug. Rinzai würde von heutigen Psychologen mit seinem Geschrei und seinem Geprügel ein bestimmtes negatives Profil bekommen, vermute ich, Dôgen wegen seiner Kritik an diesem und jenem und seinen inneren Widersprüchen ebenfalls durchfallen. Denn moralische Integrität bemisst sich aufgrund des Dualismus des Betrachters. Nicht nur der von Igor zitierte Angulimala, sondern auch Buddha hatte eine amoralische Vergangenheit. Es gibt demnach auch eine Kausalkette Amoral-Erwachen.


    "Problematische Lehrer" - da sollte man schon unterscheiden zwischen (emotional oder sexuell missbrauchenden - also massiv schädigenden) "Verbrechern" und Lehrern, welche Schwierigkeiten haben, die Buddha-Lehre authentisch zu vermitteln (warum auch immer), zu viel eigene "Ideen" einbringen oder wenig Güte/Mitgefühl offenbaren,...

    Auch das ein Beispiel dafür, wie man selbst entscheidet, nach eigenen Kriterien, was Sache ist. Also WER vermittelt denn die Buddha-Lehre authentisch, und WELCHE ist denn bitteschön authentisch? Das ist doch alles gar nicht ausgemacht. Das ist also genauso subjektiv wie zu sagen, emotionaler oder sexueller Missbrauch sei schlimmer, als den Leuten Mist zu erzählen. Okay, es ist wohl schlimmer, aber aus buddhistischer Sicht ist es nicht viel weniger bedeutsam, jemandem den Weg zum Erwachen zu verbauen, z.B. indem man sich als unreifer Lehrer völlig verzettelt und seine Zuhörer auf Abwege treibt.

    Ich erwarte von niemandem, der nicht völlig erwacht ist, moralische Integrität.

    Nun könnte ich sagen, dann wirst du nie jemanden finden. Es wäre einfacher, auch mal einen Idioten zu treffen, der integer ist.

    Wie gesagt: Ein Dharma-Lehrer ist ein Therapeut, der die Aufgabe hat, voranzugehen. Kann er das nicht, ist er nicht geeignet. Das darfst du ja anders sehen.

    Nein, ein Dharma-Lehrer ist in der Regel kein Therapeut. Aber er gibt sich vielleicht so aus.


    Ich liefere Dir mal ein aktuelles Beispiel aus einem neueren Clip eines deutschen Lehrers. Der behauptet dort als Antwort auf einen, der Schmerzen NACH dem Sitzen hatte: a) Du brauchst einen Lehrer, der mal sagt, du tust zu viel (oder zu wenig). Ein Therapeut, z.B. ein Physiotherapeut, würde von langem Sitzen im Lotus prinzipiell abraten. Der Lehrer ist also ein Religiöser, gefangen in seiner Erfahrungswelt. b) Dies wird dann auch bestätigt, wenn er nicht versteht, dass außerhalb des Klosters dauernd solche Sachen passieren, entweder sagt einem der Chef: Mach mal zu, oder ein Kollege sagt: Mach mal langsam etc. Irgendwie denkt der Lehrer nicht wie ein Therapeut, der das Weltgeschehen auf dem Radar haben sollte, sondern wie ein Priester, der im Kloster nicht bemerkt hat, was die letzten 20 Jahre so draußen abging. c) Derselbe Lehrer verplappert sich, indem er dem Fragenden sagt, es ginge "nicht nur um den körperlichen Schmerz". Welcher Therapeut würde einem Menschen, der unter Schmerzen leidet, so einen Unfug erzählen? Wo um alles in der Welt wird im Zen/Chan gelehrt, dass es - so der Umkehrschluss - vor allem um die Bewältigung körperlicher Schmerzen ginge, also anders ausgedrückt, dass der Adept "um es abzukürzen auf 3-5 Jahre, im Kloster" sich Schmerzen machen solle, die er sonst gar nicht hätte?


    Ich kann Dir gar nicht sagen, welche Ernüchterung ich erlebe, wenn ich mir das alles so anhöre. Und natürlich schicken diese Naivlinge immer mehr Fragen, damit sich das Hamsterrad des "Therapeuten" weiter drehen kann.


    Die Zusammenfassung all dessen lautet: Es sind genau diese Projektionen in den Lehrer, die zur Enttäuschung führen. Aber leider beschränken sie sich in der Regel auf Moralfragen, nicht auf die "Weisheit" des Lehrers. Selbst wenn man an den klassischen Dreiklang im Sinne einer Gleichgewichtung von Moral, Versenkung und Weisheit glaubt (der im Chan zugunsten der beiden Letzteren verändert wurde), so sollte man zumindest immer die Lehrinhalte genauso kritisch beäugen. Es kann nicht sein, dass jemand, der anständig ist, mit seinen Verdrehungen ungeschoren davonkommt. Denn die Aufgabe des Lehrers ist hier ja gar nicht, moralischer Saubermann zu sein, sondern den Zen-Weg zu lehren.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

  • Nun könnte ich sagen, dann wirst du nie jemanden finden. Es wäre einfacher, auch mal einen Idioten zu treffen, der integer ist.

    Ich erwarte das auch gar nicht, darum bin ich auch weder empört noch enttäuscht, wenn ich merke, dass Lama, Meister oder Guru nicht perfekt sind.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Buddhistische Lehrer sind in der Regel Menschen, die eine [hoffentlich]lange und tiefgehende Praxis im Buddhismus durchlaufen haben. Sie haben oft Jahre oder sogar Jahrzehnten der Meditation, des Studiums und der Selbstreflexion hinter sich. Diese Praxis soll ihnen helfen, ein höheres Verständnis für die Natur des Lebens, des Leidens und der Befreiung zu erlangen, was sie in die Lage versetzt, anderen auf ihrem spirituellen Weg zu unterstützen. Sie werden daher häufig als weise und mitfühlend angesehen und dienen vielen als Wegweiser auf dem buddhistischen Pfad.

    Jedoch ist es wichtig zu verstehen, dass auch buddhistische Lehrer nicht fehlerlos sind. Sie sind, wie alle Menschen, Teil der Welt der vergänglichen Erscheinungen, die von Anhaftung, Unwissenheit und den üblichen menschlichen Schwächen geprägt ist. Selbst wenn ein Lehrer tief in der Praxis verankert ist, bedeutet das nicht, dass er völlig frei von Fehlern ist oder immer richtig handelt. Die Praxis der Achtsamkeit und Weisheit, die sie vermitteln, ist eine Anleitung und ein Weg, den auch sie selbst gehen müssen. Ein Lehrer kann zum Beispiel in bestimmten Situationen ungeduldig werden, Fehler machen oder in seinem Verhalten nicht immer vollkommen sein. Diese Aspekte ihrer Menschlichkeit dürfen nicht übersehen werden.

    In vielen buddhistischen Traditionen wird das Verständnis betont, dass Lehrer zwar über große Einsichten und Erfahrung verfügen, aber dennoch mit denselben Herausforderungen des menschlichen Lebens konfrontiert sind. Ein Aspekt des Buddhismus ist das Akzeptieren der Unvollkommenheit, sowohl in sich selbst als auch in anderen. Lehrer sind in diesem Sinne nicht unfehlbar. Ihre Rolle als Lehrer besteht darin, den Schülern zu helfen, ihre eigene Weisheit und Einsicht zu entwickeln, und sie durch den Prozess der Selbstbefreiung zu führen.

    Ein wichtiger Punkt in der buddhistischen Praxis ist auch die Vorstellung, dass Erleuchtung nicht dasselbe ist wie Perfektion im alltäglichen Leben. Ein Lehrer, der als erleuchtet oder weise gilt, ist jemand, der tiefes Verständnis für die Natur des Lebens und des Leidens erlangt hat. Aber das bedeutet nicht zwangsläufig, dass dieser Mensch in jeder Lebenslage perfekt reagiert oder keine menschlichen Schwächen zeigt. Ein erleuchteter Lehrer wird jedoch oft über eine besondere Fähigkeit verfügen, mit diesen Schwächen umzugehen und sich auf dem Weg zur Befreiung immer wieder zu reflektieren.

    Zusätzlich dazu wird im Buddhismus oft betont, dass der wahre Lehrer nicht der Mensch selbst ist, sondern die Lehre (das Dharma), die er vermittelt. Ein Lehrer ist lediglich ein Kanal, durch den das Dharma weitergegeben wird. Diese Perspektive erlaubt es den Schülern, sich weniger an der Fehlerhaftigkeit des Lehrers zu orientieren und stattdessen den Fokus auf die Praxis und die Prinzipien des Buddhismus zu legen.

    In einigen buddhistischen Traditionen gibt es auch die Idee des "lebenden Buddha" oder "Vajra-Meisters", die als besonders erleuchtet gelten. Diese Lehrer werden als Verkörperungen des höchsten Wissens und Mitgefühls gesehen, aber auch sie sind nicht vor menschlichen Fehlern gefeit. Die Verehrung eines solchen Lehrers wird nicht als unkritische Anbetung verstanden, sondern als eine Form der Anerkennung der Weisheit und des Mitgefühls, das diese Lehrer verkörpern. Schüler werden ermutigt, von diesen Lehrern zu lernen, aber auch ihren eigenen Weg zu gehen und ihre eigene Erfahrung zu entwickeln.

    Zusammenfassend lässt sich sagen, dass buddhistische Lehrer in der Regel außergewöhnliche Menschen sind, die eine tiefe Weisheit und Erfahrung besitzen, aber dennoch menschliche Fehler und Unvollkommenheiten haben. Die Praxis des Buddhismus fordert uns auf, die Realität der Unvollkommenheit zu akzeptieren und uns selbst und andere nicht aufgrund von Fehlern oder Schwächen zu verurteilen, sondern in der ständigen Bemühung nach Einsicht und Befreiung zu unterstützen. Die Lehren des Buddhismus und die Praxis des Mitgefühls bieten dabei einen Rahmen, in dem Lehrer und Schüler gemeinsam wachsen können, ohne die Menschlichkeit des Lehrers zu idealisieren oder zu entmenschlichen.


    Wenn buddhistische Lehrer, oder generell religiöse und spirituelle Führer, Schüler manipulieren oder missbrauchen, handelt es sich um schwerwiegende und inakzeptable Vergehen, die im Widerspruch zu den ethischen Prinzipien des Buddhismus und dem Stearecht stehen. Der Buddhismus, wie viele andere spirituelle Traditionen, lehrt Mitgefühl, Achtsamkeit und das Streben nach Weisheit und Befreiung. Missbrauch – sei es emotional, physisch oder sexuell – verletzt diese grundlegenden Werte und stellt eine Verletzung des Vertrauens dar, das Schüler in ihre Lehrer setzen.

    :nosee: :nospeak: :nohear:

  • Moralische Integrität ist keine Bedingung fürs Erwachen. Wer das behauptet, sollte es aus der Zen-Tradition herleiten können. Es ist einfach Unfug. Rinzai würde von heutigen Psychologen mit seinem Geschrei und seinem Geprügel ein bestimmtes negatives Profil bekommen, vermute ich

    Ja, Erwachen an sich (tiefe Wesensschau ähnlich wie im HerzSutra beschrieben) hat damit rein gar nichts zu tun. Das Erwachen kann ganz unabhängig davon geschehen. Egal ob Neurotiker, Psychophat, etc.


    Wer allerdings den „Pfad der Erleuchtung“ danach gehen möchte, da kommt es halt auch auf Ethik und Moral an. Rechte Rede und Rechtes Handeln im Alltag.


    Ein Erlebnis wie Erwachen kann natürlich grundsätzlich die vorherige, bisherige Weltsicht verändern, und damit auch den Umgang mit manchen Dingen im Alltag verändern oder erleichtern.


    Bestimmte bis dahin bestehende psychische Probleme, wie Trauma, werden dadurch aber nicht geheilt. Sie erscheinen vielleicht sogar verstärkt durch die Meditation. Und müssen dann erst noch psychotherapeutisch behandelt werden.


    Das hängt dann auch immer davon ab, was ein Mensch jeweils bis dahin zuvor erlebt hat. Und das kann auch immer ganz unterschiedlich sein.


    Die Lehre an sich bleibt die Lehre.

    Jeder kann sie auch ganz unabhängig von einem Lehrer erfahren, bzw. das erfahren, was der Buddha ja auch ganz allein erfahren hat:


    Viele Schriften und unterschiedliche Lehrlinien können dann auch mehr verwirren als helfen.


    Letztendlich hat der Buddha ja nur nach den Ursachen des Leidens und nach der ganzen Wahrheit (einschließlich Universum) gesucht.


    Eigentlich ist das auch gar nicht so kompliziert.


    Aber die meisten Menschen interessieren sich eben nicht dafür. Oder es ist ihnen selbst zu anstrengend zu üben, weil es nicht sofort „Früchte“ bringt.


    Dann hören sie lieber einem „Meister“ auf YT zu.

    Natürlich kann man sich auch davon inspirieren lassen, aber letztendlich bedarf es auch immer eines Eigenanteils an Arbeit, an sich selbst, und auch an Mitarbeit in der Welt.

  • dann bräuchte ich keinen Joshu, Dogen, Rinzai, Takuan etc. lesen, denn die sind ja tot und ich kann ihre moralische Integrität nicht wirklich beurteilen

    Dass die Klöster von Rinzai oder Dogen etwa wie "Jonestown" endeten, ist historisch nicht verbrieft, insofern können sie wohl kaum schlimmer als Sasaki oder Shimano gewesen sein :)

  • Monika

    Natürlich ist das Dünkel - wenn ich einen anderen bewerte, dann überhebe ich mich.


    Aber wenn ich einen wegen seines menschlichen Fehlverhaltens verstehe und seine Fehler verdecke vor anderen, dass ist dann nicht nur Dünkel, denn ich überhebe mich nicht nur - im Geist - , sondern ich bin sogar tatsächlich überlegen und der andere von mir abhängig. In dieser Beziehung erfülle ich eine "höhere" Aufgabe, d.h. ich wirke im Sinne eines Systems.

    Das ist dann die übliche Aufgabe der Kreises, der sich um einen Lehrer bildet und dessen Funktion eine Abschirmung ist, damit Gewöhnliches und Nicht-Gewöhnliches sich bilden kann.


    Es kommt m.E. darauf an, mit welcher Absicht oder mit welchen Beweggründen man selbst zum Zen oder ähnlichem kommt. Dieser Absicht sollte man sich im Laufe der Praxis bewusst werden. Denn darin liegen auch die Erklärungen für die Täuschungen.


    Es ist ein Unterschied ob es mir um die Praxis, also die Zen-Übung geht oder ob es mir um einen Lehrer geht. Das eine bezieht sich auf die Selbst-Erfahrung und das andere sucht nach einer Selbst-Anerkennung.


    Bei Mark Epstein fand ich den Terminus "Hungergeister" für eine Reihe seiner Patientinnen - und viele soziale Beziehungen sind solcherart, dass sich gegenseitige Abhängigkeiten "füttern".

    Buddha machte den Ausspruch "alle Wesen bestehen durch Nahrung" - also ist doch die Frage - wonach habe ich Hunger? Was wird durch die Praxis des Zazen genährt oder reproduziert?

    :zen:



  • Denn moralische Integrität bemisst sich aufgrund des Dualismus des Betrachters. Nicht nur der von Igor zitierte Angulimala, sondern auch Buddha hatte eine amoralische Vergangenheit. Es gibt demnach auch eine Kausalkette Amoral-Erwachen.

    Hm, Bebop, was kann man unter der sogenannten Erleuchtung dann überhaupt verstehen?

    Ich habe viele Biografien über den historischen Buddha gelesen. Er war bestimmt frauenfeindlich und er war eigentlich selbst verantwortlich für den Massensuizid der Mönche bei der Leichenbetrachtung. Ananda musste ihn darum bitten, etwas zu unternehmen, sonst wäre vom ganzen Orden kaum etwas übrig geblieben. Er hat auch persönlich viele Mönche mit derben und vulgären Ausdrücken verflucht. Und er war doch erwacht!

    Der Mensch bleibt immer ein Mensch mit seinen eigenen Schwächen – egal ob erwacht oder verblendet.

    Aber das ist nicht alles. Ich lese bei Ñāṇavīra Thera, dass viele Arahants amoralisch waren und nichts Gutes getan haben.

    Wahrscheinlich, denke ich inzwischen, hätte es sich gelohnt, den ganzen Begriff der Erleuchtung anders zu definieren. Dann könnte man entsprechend über die Lehrer sprechen, die keine Heiligen sein können. Wir machen aus ihnen Idole – aber das ist eine andere Sache.

    Oder? :?

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Allein die Tatsache, dass der allwissende Buddha ein vergiftetes Pilzgericht gegessen haben soll, zeigt doch, dass es eine Legende ist oder dass ER sterben wollte.


    Beides ist fragwürdig, oder?


    Aber egal was, auch das befreit mich. Nämlich von dem Zwang, mich überhaupt noch als irgendwas bezeichnen zu müssen.


    Also, insofern hat mich der eigentlich unsymphatische Thread wieder ein Stück weitergebracht.


    Endlich bin ich bei Monika angelangt - hurra :rofl: :clown:


    Und ich respektiere das Wirken der Lehrer auch weiterhin, denn ohne sie, wo wäre ich da???

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)