Krishnamurti verfolgt im Grunde folgende Auffassung:
Wenn ich mich auf die Suche nach etwas (Wahrheit, Erlösung, Rettung, etc.) begebe, werde ich auch etwas finden, das dem entspricht, was ich suche, weil die Suche immer schon das impliziert, was dann gefunden werden soll.
Wenn ich nach Wahrheit und Erlösung suche, werde ich Befreiung von Unwissenheit und Leiden finden.
Wenn ich etwas suche, ist damit zugleich auch eine ganze Vorstellungswelt verbunden, wie das, was ich finden möchte, beschaffen sein soll. Diese Erwartungen erfüllen dann verschiedene religiöse und spirituelle Systeme, indem sie anhand der Konstanten Alter, Krankheit, Tod und Leiden Wege suggerieren, die die als beängstigend und unzufriedenstellend erlebte Wirklichkeit gegen eine andere Seinsebene einzutauschen vorgeben. Wie sehr diese neue Ebene auf Autosuggestion und Abhängigkeit beruht, kann man anhand der Gewaltbereitschaft messen, wenn diese Systeme durch andere, konkurrierende Systeme infrage gestellt werden. Mit der Wirklichkeit haben sie jedenfalls meist nicht viel zu tun. Es sind tröstliche Spiele, Halluzinationen.
Mit einem spirituellen System, das nicht von allen Vorstellungen befreit, werden sich Unwissenheit und Unzufriedenheit nicht vollständig auflösen.
Letztlich kann nur jeder seinen eigenen "Pfad" finden. Aber auch hier ist schon die Metapher "Pfad" irreführend, denn das, wohin all das Suchen und Streben nicht führt, ist immer schon anwesend, und es wäre alles schon "da" also Wirklichkeit, wenn wir nicht dauernd anhand exotischer oder heimischer Choreografien irgendwelche Pirouetten drehen würden, die sich Wahrheitssuche nennen.
Der "Pfad" besteht also darin, nicht mehr zu laufen und zu suchen. Was nach Stillstand klingt, ist eine echte Bewegung, im Gegensatz zum Stillstand des Umherirrens.
"Pfad" bedeutet für mich eine Anleitung was zu tun ist um die Wirklichkeit zu erfahren, die immer schon anwesend ist, bzw. um die Dinge so zu sehen wie sie wirklich sind. Ohne diesen Pfad bleibt nur Umherirren mit Stagnation oder Abstieg. Ich bin gezwungen entweder den materiellen oder den spirituellen Weg zu gehen und kann nicht genau jetzt alle Wege für immer aufgeben. Es bedarf viel Vorbereitung, um diese Fähigkeit zu erlangen. Auf beiden Wegen gibt es naturgegebene Gesetze, System, Ordnung, Hierarchie und Autorität, mit einem gewissen individuellen Spielraum.