Meditieren schafft mir eher Probleme im Alltag

  • Hallo zusammen,


    vor einem halben Jahr habe ich erstmals ein Buddhistisches Zentrum aufgesucht. Die Neugierde ergab sich durch zwei Urlaube in Thailand und Sri Lanka. Ich war von den ganzen Tempeln und Zeremonien so bewegt, dass ich mehr wissen wollte. Ich bin zwar nun nicht im ZEN Buddhismus angekommen, sondern im Diamantweg - einem Zentrum von Lama Ole Nydahl.
    Ich war von Anfang an sehr begeistert, insbesondere von der Sangha, aber auch von der Möglichkeit sich zahlreiche Bücher ausleihen zu können und ständig Belehrungen zu erhalten. Anfangs war ich mehrmals wöchentlich im Zentrum um auf den 16. Karmapa zu meditieren, seit November letzten JAhres habe ich parallel mit der kleinen Zuflucht begonnen. Läuft soweit ganz gut---freue mich schon darauf wenn ich mit den Verbeugungen anfangen kann.


    Nun ist es aber leider eher so, dass mir das Meditieren mehr und mehr Probleme im Alltag bereitet, weil ich so viele Dinge an anderen Menschen und dem Umfeld sehe, die ich nicht (mehr) verstehen kann. Ich will mich nun ganz sicher nicht besser stellen nur weil ich seit ein paar Monaten meditiere, mir wird aber jetzt erst so richtig bewusst dass wir eigentlich in einer sehr verlogenen, egoistischen und nur auf den persönlichen Vorteil bedachten Welt leben. Ich bin dann auch geneigt die Dinge direkt anzusprechen bzw. meinem Gegenüber (Freunde, Kollegen, Familie) das klar zu machen, dass ich sein Handeln nicht in Ordnung finde -- damit eckt man dann aber natürlich eher an und stösst auf Unverständnis.
    Nun wurde mir gesagt ich soll Mitgefühl entwickeln --- naja mir zu denken, der andere ist eben noch nicht soweit, löst das Problem trotzdem nicht. Von den unangenehmen Freunden kann man sich ggf. trennen, aber Kollegen und FAmilie kann man sich eben nicht aussuchen.
    Bitte nicht falsch verstehen, ich möchte niemanden "umerziehen", ich habe auch nicht vor jeden nun zu belehren was richtig ist (was ich auch nicht kann) ----aber was nützt es mir wenn ich durch das Meditieren eine andere Sichtweise erlange---mein Umfeld aber "auf der Strecke bleibt" und wir uns so immer weiter auseinander bewegen?


    Bin wirklich dabei mir Gedanken zu machen, das Meditieren aufzuhören auch wenn ich es überhaupt nicht möchte. Letztendlich prallen hier für mich derzeit zwei Parallelwelten aufeinander.
    Hattet Ihr am Anfang die gleichen Probleme und wie konntet Ihr Euch davon lösen?


    Danke vorab
    Es grüsst samsara*

  • Hi,


    Es kommt nicht selten vor, dass Leute, die sich "auf dem WEg" befinden, sich ( schließlich ) ein Stück weit
    von Familie und Freunden abwenden oder umgekehrt, dass sich diese abwenden, weil diese dich nicht mehr verstehen
    und weil dein Idealismus ihnen auf den Keks geht. Dieser Idealimsus kommt bei Anfängern fast immer vor
    und es passiert fast immer, dass man versucht ist, andere zu belehren oder mit ihnen zu diskutieren.
    Das gibt sich mit der Zeit, nämlich dann, wenn man einsichtig wird, dass dieses Verhalten selbstsüchtig ist
    und man auch anerkennt, dass es eine normale Diskrepanz zwischen den Ansichten eines - ich sag mal; "Buddhisten"
    und "Nicht-Buddhisten" gibt. Irgendwann wird dir vielleicht auch auffallen, dass so mancher Nicht-Buddhist
    weiter ist als du. Dazu kommt, dass mir persönlich aufgefallen ist, dass die Leute im tibetischen Buddhismus
    gerne ein wenig Glorienschein und Erhabenheit verbreiten, und auch nicht besonders offen sind für andere buddhistische Schulen
    und Wege. So wird hier aus Mitgefühl manchmal auch eine herablassende "der ist halt karmisch noch nicht so weit "_Haltung.
    Mitgefühl aber ist etwas anderes. Es bedingt, dass man zuersteinmal die eigene samsarische Verwicklung erkennt, das eigene
    "Böse", den eigenen Egosimus. Mitgefühl heißt liebende Güte. Andere zu belehren oder ihren Egoismus zu kritisieren ist kein Anzeichen
    von liebende Güte. Kümmer dich jetzt nicht um die vermeintliche oder tatsächliche Selbstsucht der anderen. Denn DU
    bist doch auf dem Weg und du kannst anderen nicht helfen, wenn du selbst kein Bodhi-Citta entwickelst. Du kannst ja noch nicht einmal dir selbst helfen,
    wenn du es nicht entwickelst. Sinn der Meditation ist es nicht nur zu Klarheit und Wissen, sondern auch zu einem offenen,
    gleichmütigen Herz zu finden. Wir fürchten die Dunkelheit in uns; wenn wir um uns, in Zentren ect. nun soviel Licht, Heiligenbilder, Idealismus usw.
    ansichtig werden, haben wir das Gefühl, die Dunkelheit ins uns wird noch tiefer und mächtiger. Es ist dann ersteinmal erleichternd
    die Dunkelheit nur im Äußeren und bei anderen zu sehen.
    Ich hab hier ein Zentrum vor Ort und die Überheblichkeit hat zu einem Baustopp geführt. Das kann auch im Inneren, beim Praktizieren passieren.
    Also halte dich bedeckt und bedenke immer, dass die Lehre ein großes Geschenk ist. Aber kein Besitz, der zum Dünkel verführen sollte.

  • Meiner bescheidenen Meinung nach greifen diese Gedanken zu kurz. Natürlich kann ich nachvollziehen was Du schreibst, samsara. Du hast Dich für den Weg entschieden, weil Du ihn "richtig" findest. Andere Menschen denken und handeln aber anders, weil sie das als "richtig" empfinden. Ist Deine persönliche Sicht "richtiger"? Oder hat nicht jeder von seinem Standpunkt aus Recht?


    Letztendlich geht es doch aber um eine übergreifende, integrative Sicht. Um ein Erkennen, dass Meditieren und Nicht-Meditieren nicht zwei parallele Welten sind, wie Du schreibst, sondern beides Ausdruck des einen "Urgrundes". Alles ist so wie es ist - egal, ob wir das als "richtig" oder "falsch" kategorisieren.


    Was passiert in Dir, wenn Du das Bild einfach mal größer machst? Wenn Du nicht Dich als Referenz nimmst, sondern das gesamte Universum. Wie wichtig ist es für das gesamte Universum, wenn das Handeln eines Einzelnen "nicht in Ordnung" ist? Welche Bedeutung hat das wirklich? Darf nicht einfach alles so sein wie es ist? Kann es überhaupt anders sein?


    Herzlicher Gruß,


    Tom

  • Hallo und herzlich Willkommen Samsara*,


    samsara*:


    Nun ist es aber leider eher so, dass mir das Meditieren mehr und mehr Probleme im Alltag bereitet, weil ich so viele Dinge an anderen Menschen und dem Umfeld sehe, die ich nicht (mehr) verstehen kann.


    Dass Du sie nicht mehr verstehen kannst, ist ein Fort-Schritt heraus aus einem Lebensbereich, in dem Du sie offenbar zuvor verstanden hast, und ein weiterer Fortschritt auf dem Weg ist, sie neu zu sehen und wieder zu verstehen, das erfüllt Dich dann möglicherweise mit Mitgefühl *).


    Zitat

    Ich will mich nun ganz sicher nicht besser stellen nur weil ich seit ein paar Monaten meditiere, mir wird aber jetzt erst so richtig bewusst dass wir eigentlich in einer sehr verlogenen, egoistischen und nur auf den persönlichen Vorteil bedachten Welt leben. Ich bin dann auch geneigt die Dinge direkt anzusprechen bzw. meinem Gegenüber (Freunde, Kollegen, Familie) das klar zu machen, dass ich sein Handeln nicht in Ordnung finde -- damit eckt man dann aber natürlich eher an und stösst auf Unverständnis.


    Ja, natürlich stößt das auf Unverständnis, natürlich eckst Du an. Aber nur wenn Du missionierst und anderen ständig ihre Splitter im Auge zeigst. Es geht darum, Ein-Sicht zu gewinnen, um dann immer mehr zu erkennen, wie wertvoll die buddhistische Praxis ist, wie hilfreich gerade auch im All-Tag - zunächst einmal nur für Dich persönlich und wenn jemand anderer das auch wissen will.


    Zitat

    Nun wurde mir gesagt ich soll Mitgefühl entwickeln --- naja mir zu denken, der andere ist eben noch nicht soweit, löst das Problem trotzdem nicht. Von den unangenehmen Freunden kann man sich ggf. trennen, aber Kollegen und FAmilie kann man sich eben nicht aussuchen.


    Mitgefühl entwickelt sich durch fortschreitende Praxis, s. o.*) und zu denken, der andere ist eben noch nicht soweit, ist lediglich überheblich, ist also auch etwas, dass Du nur persönlich an Dir abbauen kannst. Schwierige Situationen mit Kollegen und Familie sind bestens geeignet, um die eigenen Schwächen zu erkennen, durch Fühlen und Be-Achten und dann möglichst durch Ent-Wöhnen abzubauen.


    Zitat

    Bitte nicht falsch verstehen, ich möchte niemanden "umerziehen", ich habe auch nicht vor jeden nun zu belehren was richtig ist (was ich auch nicht kann) ----aber was nützt es mir wenn ich durch das Meditieren eine andere Sichtweise erlange---mein Umfeld aber "auf der Strecke bleibt" und wir uns so immer weiter auseinander bewegen?


    Mag sein, dass Du sie nicht (bewusst) wirklich umerziehen möchtest, aber Dein Wunsch ist schon, dass die Menschen in Deiner Umgebung Dich verstehen und sich anpassen, also eben doch ändern - s. o. Deine eigene Aussage. Das zu erkennen, ist ein ganz wichtiger Punkt. Ehrlich mit sich selbst umgehen, sich eingestehen, dass einem selbst vieles nicht passt und dann durch Beobachten herausfinden, dass Du selbst vielleicht dieses oder jenes (noch) nicht richtig machst und eventuell nicht besser bist.


    Dein Umfeld mag "auf der Strecke" bleiben, vielleicht aber auch nicht. Jedoch solltest Du an Dein Umfeld keine Erwartungen haben, es ist wie es ist. Du wurdest da hineingeboren, hast Dir einen entsprechenden Beruf ausgesucht, entsprechende Kollegen deshalb erhalten, hast bestimmte Freunde, die zu Dir zu passen schienen. All das nennt sich Karma - Ursache und Wirkung. Dieses Karma ist m. E. dazu da, be-achtet, erkannt und - wenn möglich - entsprechend "abgearbeitet" zu werden.
    Es geht - ebenfalls aus meiner Sicht - nicht darum, die Welt zu retten. Es geht zunächst einmal nur um Dich.


    Zitat

    Bin wirklich dabei mir Gedanken zu machen, das Meditieren aufzuhören auch wenn ich es überhaupt nicht möchte. Letztendlich prallen hier für mich derzeit zwei Parallelwelten aufeinander.
    Hattet Ihr am Anfang die gleichen Probleme und wie konntet Ihr Euch davon lösen?


    Ja, die Probleme dauern so lange an, bis wir erkennen, dass die anderen nur Spiegel sind, und wir weder besser noch schlechter, sondern wir alle sind Menschen, die Geburt, Krankheit, Alter und Tod unterliegen. Die Lehre Buddhas jedoch zeigt einen Weg daraus. Und den zu gehen, lohnt sich allemal.


    _()_ Monika

  • Onyx9:

    Hi,
    Dazu kommt, dass mir persönlich aufgefallen ist, dass die Leute im tibetischen Buddhismus
    gerne ein wenig Glorienschein und Erhabenheit verbreiten, und auch nicht besonders offen sind für andere buddhistische Schulen
    und Wege. So wird hier aus Mitgefühl manchmal auch eine herablassende "der ist halt karmisch noch nicht so weit "_Haltung..


    Om…

  • monikamarie:

    Hallo und herzlich Willkommen Samsara*,


    samsara*:


    Nun ist es aber leider eher so, dass mir das Meditieren mehr und mehr Probleme im Alltag bereitet, weil ich so viele Dinge an anderen Menschen und dem Umfeld sehe, die ich nicht (mehr) verstehen kann.


    Dass Du sie nicht mehr verstehen kannst, ist ein Fort-Schritt heraus aus einem Lebensbereich, in dem Du sie offenbar zuvor verstanden hast, und ein weiterer Fortschritt auf dem Weg ist, sie neu zu sehen und wieder zu verstehen, das erfüllt Dich dann möglicherweise mit Mitgefühl *).


    Aber ist das denn nicht nur ein Meinungs-Austausch? Zuerst war Meinung / Lebenshaltung A "richtig" und wurde angenehmerweise sogar vom Umfeld geteilt. Jetzt ist B "richtig" und eckt bei A an. A und B sind beide aber weder richtig noch falsch. Somit ist B kein Fortschritt gegenüber A. Und tiefer in B einzutauchen, wie monikamarie vorschlägt, macht es weder besser noch schlechter. Und zu allem Überfluss ist auch mein Kommentar hier weder richtig noch falsch. ;) Alles ist perfekt, genau so wie es ist.


  • Diese Probleme kenne ich gut, anfangs hab ich gepredigt und zu bekehren versucht.
    Mittlerweile hab ich mich damit abgefunden dass die Welt ziemlich verkehrt ist und arbeite lieber an mir selbst statt an Anderen, da gibts mehr als genug zu tun...
    Vor Allem versuche ich Andere (und meinen eigenen Geist) zu verstehen, warum man so handelt, und alle Fehler entpuppen sich als Unwissenheit. Die ist nun so stark, dass sie fast die ganze Welt in ihrem Bann hält, daran konnte nicht mal der Buddha grundsätzlich was ändern.


    Das Beste was man für andere tun kann ist aus der eigenen Unwissenheit rauszukommen, dann ist man ein gutes Beispiel. Innerer Frieden, Wohlwollen und Weisheit wirken meistens überzeugend und führen zu Einigung, nicht zu Auseinanderstreben. Unreinheiten können mich nur aufregen, wenn sie in mir selber sind.

  • samsara*:

    ... wir eigentlich in einer sehr verlogenen, egoistischen und nur auf den persönlichen Vorteil bedachten Welt leben. Ich bin dann auch geneigt die Dinge direkt anzusprechen bzw. meinem Gegenüber (Freunde, Kollegen, Familie) das klar zu machen, dass ich sein Handeln nicht in Ordnung finde


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    tompi72:

    Und zu allem Überfluss ist auch mein Kommentar hier weder richtig noch falsch. Alles ist perfekt, genau so wie es ist.



    Hier kann man sie spüren, diese hauchdünne Linie zwischen "Weltverbesserung" und "Nihilismus/Fatalismus". Es geht darum diese Linie zu finden und achtsam auf ihr zu wandeln ohne abzuweichen im Hier und Jetzt auf ewig.


    samsara: Du bist nur für Dich verantwortlich, nur Dich kannst du formen (nicht die ganze welt)
    @tompi72:Zumindest bist Du für dich verantwortlich, zumindest dich kannst Du verwirklichen (oder eben nicht/nihil).


    Gruss Bakram

  • Bakram:


    samsara: Du bist nur für Dich verantwortlich, nur Dich kannst du formen (nicht die ganze welt)
    @tompi72:Zumindest bist Du für dich verantwortlich, zumindest dich kannst Du verwirklichen (oder eben nicht/nihil).


    Was heißt es denn "mich zu verwirklichen"? Ist das nicht der Punkt, an dem es weder Weltverbesserung noch Nihilismus noch eine Linie dazwischen gibt?


    Aber ich fürchte, das hilft samsara gerade nicht besonders. ;) Vermutlich geht es einfach nur darum alles anzunehmen. Die Meinung der Anderen genauso anzunehmen, wie das eigene Bestreben diese Meinung korrigieren zu wollen.

  • Lieber Tompi


    Ich habe nicht Dich persönlich gemeint. Du musst nicht alles annehmen, vielleicht weisst du es ja besser und ich könnte von Dir profitieren ;)


    Ich wollte nur ausdrücken, dass ich sowohl Deiner Meinung bin wie auch Samsaras Meinung verstehe. Wenn man beide Meinungen gleichwertig gelten lässt entsteht eine Art gegensätzliche Motivation: Alles tun um ... (z.B. die Welt retten) versus nichts tun... (da sich die Welt selber rettet).


    Wenn Du Dich, ich nenne es mal 'heilsam' verwirklicht hast, gehst du auf der Linie. Der Punkt von dem du sprichst ist IMHO erst erreicht, wenn alle Wesen auf dieser Linie gehen, aber das lässt sich nicht erzwingen. Geduld ist angesagt.


    Deshalb mein Rat an Samsara: Praktiziere weiter um Dich selber 'heilsam' zu verwirklichen. Hab Geduld mit Anderen, alles was Du für sie tun kannst ist Vorbild sein, vielleicht machen sie sich dann einmal von selber auf den Weg.


    Gruss Bakram


  • Das erinnert mich an eine Zeit, in der ich, auch ohne Meditieren, zu großer Klarheit und Einsicht kam, wie schlimm und schrecklich so vieles abläuft. Damals kannte ich die Methode des Buddha noch nicht, wußte nicht das es eine Lösung gibt, war vollkommen überwältigt von dem Leid auf der Welt un meiner Unfähigkeit, daran etwas zu än dern und habe daraufhin ertmal 15 Jahr den Kopf zwanghaft in den Sand gesteckt, um das alles nicht ertragen zu müssen. Ich habe mich unglaublich 'abgetrennt' gefühlt von allem - Familie, Freunde, Mitmenschen - keiner Verstand mich. Viel haben mir die Jahre ohne Dana, Sila und Bhavana dabei nicht gebracht.


    Es ist im gegenteil jetzt so, das ich gerade WEGEN des buddhistischen Programms wieder Nähe, Mitfreude und Mitgefühl, Gelassenheit und Schönheit erleben darf.


    Aus eigener Erfahrung kann ich Dir mitteilen: es wird besser. Die Einsichten mögen zunächst ernüchternd und unangenehm sein, aber wie der Buddha angeblich 'sagte' : "Wir sind die Glücklichen". Und dieses 'Glück' ist das Ergebnis der Übung: Großherzigkeit, Tugend und Meditation.


    Es wird Dir, wenn Du die Praxis fortsetzt, Gelassenheit und Mitgefühl entstehen (wenn es denn buddhistische Praxis ist).


    Alles Gute,
    Mirco :)

  • Zitat

    aber was nützt es mir wenn ich durch das Meditieren eine andere Sichtweise erlange, mein Umfeld aber "auf der Strecke bleibt" und wir uns so immer weiter auseinander bewegen?


    Völlig korrekt. Die Meditation wäre dann nicht sinnvoll. Wenn ich selbst merke, dass mich die Praxis von meinen Mitmenschen entfremdet, weiß ich, dass irgendwas schief läuft.


    Meditation ist eine Technik. Man kann damit durchaus auch was kaputt machen wenn sie entsprechend angewendet wird. Wichtig: Meditiere nur wenn es dir Spaß macht und du auch Freude drann hast. Das Ganze sollte keine Zwangsveranstaltung werden. :)


    Gruß
    Maus

  • Wenn ich mich dazu entschließe die Meditation bzw. Kontemplation
    in mein LLeben zu integrieren, dann auch noch danach zu leben,
    wird ALLES meditativ.


    Das schafft ganz gewiss Probleme, weil ich mich von den Alltagsmenschen
    unterscheide.


    Dann werde ich bescheiden und demütig, übe Achtsamkeit und Nächstenliebe -
    unweigerlich wollen Andere dieses Licht ausblasen !


    LG

    Es ist eine wahre Schmach und Schande, daß wir Christen wie blinde Hühner umhergehen und nicht erkennen, was in uns ist und davon gar nichts wissen.
    Johannes Tauler

  • Hallo,


    ich würde Dir empfehlen mehr Metta zu meditieren
    und genau den Leuten Deine Liebe in der Meditation widmen,
    mit denen Du große Probleme hast.


    Ansonsten hilft auch Achtsamkeit im Alltag.
    Unter welchen Umständen wird Aversion geboren?
    Wo fühlst Du sie im Körper?
    Welche Gedanken erzeugen sie?
    Welche Rede und welche Handlung erzeugt sie?
    Wie lange hält sie an?


    Ein Zeichen von Fortschritt auf dem Weg wäre,
    dass man sich mehr verbunden mit Anderen fühlt,
    dass man die Verbindung in sich selbst fühlt.


    Zu viel Aversion ist m. E. die falsche Haltung.
    Und durch Aversion erzeugen wir u. U. Aversion beim Anderen.


    Das heißt jetzt nicht,
    dass man keine Aversion fühlen sollte,
    denn dieses Gefühl ist durchaus wichtig,
    gerade, wenn wir Abstand schaffen oder Grenzen setzen wollen.


    Aber man sollte sich dessen bewußt sein
    und prüfen, ob die Aversion Unheit anrichtet.


    Ich habe durch meine Aversion sehr viel Unheit angerichtet
    und es passiert mir auch heute noch zu oft.
    Ich habe Anderen und mir selbst sehr oft geschadet, viel Leid erzeugt.
    Leid was diese Welt eigentlich nicht benötigt, es gibt bereits genug.
    Gebracht hat Aversion oft gar nichts.


    Aus meiner Erfahrung würde ich sagen,
    dass wir oft einfach zu wenig Liebe in uns tragen,
    die uns hilft mit Anderen verbunden zu fühlen,
    mitzufühlen.


    Wenn wir uns verbunden fühlen,
    dann denken, reden und handeln wir anders,
    m. E. sogar vorteilhafter,
    weil wir das Gemeinsame nicht aus dem Auge verlieren.


    Und ein sinnvoller Weg, der uns dahin führt,
    ist die tägliche Arbeit an der selbstlosen Liebe und dem Mitgefühl.
    Und dann dürften viele Antworten ganz von selbst kommen.


    Liebe Grüße


    Stefan

    Egal wie Dein Weg auch sein mag.
    Laß Dich stets von Achtsamkeit, Liebe und Mitgefühl führen.
    Denn ohne diese 3 Weisen, wird kein Weg von Erfolg sein.

  • odysseus05:

    Hallo,


    ich würde Dir empfehlen mehr Metta zu meditieren ...


    Ja, das kann etwas "Weite" erzeugen ... dazu ist Metta da. Damit sich fiktive Probleme in so einer fiktiven "Weite" "auflösen" (nichts löst sich in nichts auf :lol: )


    Hmm ... aber andererseits ...
    ... ob man solch einen Ratschlag einem (einer) geben muss, der (die) den Meditationsanleitungen dieser Gruppe folgt? Und wenn ja, warum? 8)

  • TMingyur:
    odysseus05:

    Hallo,ich würde Dir empfehlen mehr Metta zu meditieren ...


    Ja, das kann etwas "Weite" erzeugen ... dazu ist Metta da. Damit sich fiktive Probleme in so einer fiktiven "Weite" "auflösen" (nichts löst sich in nichts auf


    Sicher?


    Die Meditationsstufen bleiben gleich, egal welches Objekt man verwendet.


    Ob nun metta oder anapanasati, die Jhanas verändern sich dadurch nicht.


    Metta ist nicht dazu da, um etwas Weite zu erzeugen. Aber das Gefühl von Weite kann während der Meditation auftreten, gleich welchem Objekt.


    Metta ist wie jedes andere Medi-Objekt dazu da, die geistige Aufmerksamkeit zu ihm zurück führen zu können und sie darum zu sammeln, um zu beobachten und zu lernen, wie der Geist funktioniert.


    Verbessert, wenn ich falsch liege,


    Gruß, :)

  • Mirco:
    TMingyur:


    Ja, das kann etwas "Weite" erzeugen ... dazu ist Metta da. Damit sich fiktive Probleme in so einer fiktiven "Weite" "auflösen" (nichts löst sich in nichts auf


    Sicher?


    Das "kann" (nicht "muss") ist sicher 8)



    Wer sollte denn deine Erfahrung verbessern können? 8)
    (Annahme ist, dass du versuchst deine Erfahrung in Worten auszudrücken)

  • Petra:

    Das kennen die da auch, ganz bestimmt. Also Metta (in Pali) ist das gleiche wie Maitri (in Sanskrit) und heißt so etwas wie Wohlwollen, Freundlichkeit, Liebe. In den tibetischen Richtungen wird die Metta-Meditation auch als Wunschgebete bezeichnet, soweit ich weiß.


    Soweit ich weiß, sind Gebet und buddhistische Geisteschulung zwei verschiedene Dinge.


    Metta ist in sofern ein "Wunsch", als das es als gedanklicher Wunsch beginnt.


    Man wünscht Gutes, Wohlergehen, lässt den Wunsch dann gedanklich los und ihn ins "Herz" sinken, lässt ihn zu einem Gefühl werden.


    Dann bleibt man mit der geistigen Aufmerksamkeit bei diesem Gefühl des Wohlwollens. Metta ist als Object ist also ein Gefühl :)



    Gruß, :)

    Einmal editiert, zuletzt von Mirco ()


  • Welche Tibeter?

  • Petra:
    Mirco:

    Ob nun metta oder anapanasati, die Jhanas verändern sich dadurch nicht.


    Metta-Meditation "wirkt" in Richtung Liebe und Freundlichkeit, ohne dass man dazu starke Sammlung aufbauen muss. Es ist die Richtung, in die sich der Geist und das Herz bewegen, und es fühlt sich sehr angenehm an.


    Hallo Petra,


    hier wieder meine bescheidene Meinung.


    die 'Stärke' der Sammlung hängt nicht vom Objekt ab.


    Mit den brahmavihāra als Objekte, zuerst also metta, geht es in der selben Weise durch die Vertiefungen/Sammlungen wie mit allen anderen Objekten, die bis nirodha samāpati führen.


    Das mit sich "angenehm anfühlen" ist so 'ne Sache. Darunter leidet leicht die Aufmerksamkeit.


    "Sich gut anfühlen" ist nicht die Meditation, sondern Eigenschaft des Meditationsobjektes :)


    Aufgabe der Medi ist, das man die bedingte Funktionsweise des Geistes mit Klārheit zu erkennen.


    Das es sich gut anfühlt, das ist 'bloß' der angenehme Nebeneffekt von brahmavihāra.



    Gruß, :)

  • Hallo,



    Dies ist die Metta-Sutta, die Lehrrede Buddhas zur liebenden Güte.
    Sie ist die Basis für die Meditation der liebenden Güte.


    "Wem klargeworden,
    dass der Frieden des Geistes
    das Ziel seines Lebens ist,
    der bemühe sich um folgende Gesinnung:


    Er sei stark,
    aufrecht und gewissenhaft,
    freundlich, sanft und ohne Stolz.


    Genügsam sei er,
    leicht befriedigt,
    nicht viel geschäftig und bedürfnislos.


    Die Sinne still, klar der Verstand,
    nicht dreist, nicht gierig sei sein Verhalten.


    Auch nicht im Kleinsten soll er sich vergehen,
    wofür ihn Verständige tadeln könnten.


    Mögen alle Wesen glücklich sein
    und Frieden finden!


    Was es auch an lebenden Wesen gibt:
    ob stark oder schwach,
    ob groß oder klein,
    ob sichbar oder unsichtbar,
    fern oder nah,
    ob geworden oder werdend -
    mögen sie alle glücklich sein!


    Niemand betrüge
    oder verachte einen anderen.
    Aus Ärger oder Übelwollen
    wünsche man keinem irgendwelches Unglück.


    Wie eine Mutter mit Ihrem Leben
    ihr einzig Kind beschützt und behütet,
    so möge man für alle Wesen und die ganze Welt
    ein unbegrenzt gütiges Gemüt erwecken:


    ohne Hass, ohne Feindschaft,
    ohne Beschränkung nach oben, nach unten
    und nach allen Seiten.


    Im Gehen oder Stehen,
    im Sitzen oder Liegen
    entfalte man eifrig diese Gesinnung:
    dies nennt man Weilen im Heiligen.


    Wer sich nicht an Ansichten verliert,
    Tugend und Einsicht gewinnt,
    dem Sinnesgenuss nicht verhaftet ist -
    für den gibt es keine Geburt mehr."



    Es gibt verschiedene Formen,
    wie man Metta praktizieren kann.
    Eine ist z. Bsp. die Wiederholung von Metta Sätzen,
    wie:


    "Mögen alle Wesen Frieden finden,
    mögen alle Wesen in Frieden miteinander leben.
    Mögen alle Wesen gesund und glücklich sein.
    Mögen alle Wesen erfüllt sein mit selbstloser Liebe und Mitgefühl"


    Man kann sie in die Meditation einbauen und sie verschiedenen Menschen widmen,
    besonders denen mit denen man Schwierigkeiten hat.


    Ich selbst arbeite aber auch gern mit dem Gefühl.
    Ich rufe das Gefühl in mir auf und verschenke es,
    an Menschen, mit denen ich Schwierigkeiten habe,
    aber auch an die Erde, allen Pflanzen, Tieren und Menschen.


    Dieses Gefühl schenkt mir große Weite im Brustraum
    und es hilft mir neben der Achtsamkeit auch schwierige Situationen zu meistern.


    Unterm Strich hilft es dabei herzlicher zu werden,
    Beziehungen einfach entspannter zu gestalten.


    Beispiel:
    Wir haben mit einem Menschen besonders große Schwierigkeiten,
    sind z. Bsp. sehr zornig auf ihn.
    Trotz aller Achtsamkeit kommt der Zorn immer wieder hoch.


    Wenn ich diesen Menschen besonders viel Metta zukommen lasse,
    dann verblasst der Zorn nach und nach und ich kann die Situation
    sehr viel klarer sehen.


    Ob dieser Weg dem Einzelnen liegt,
    muss Jeder selbst probieren.
    Ich würde es aber auf keinen Fall gering schätzen.


    Liebe Grüße


    Stefan

    Egal wie Dein Weg auch sein mag.
    Laß Dich stets von Achtsamkeit, Liebe und Mitgefühl führen.
    Denn ohne diese 3 Weisen, wird kein Weg von Erfolg sein.

  • Mirco:

    Das mit sich "angenehm anfühlen" ist so 'ne Sache. Darunter leidet leicht die Aufmerksamkeit.


    Das ist relativ. Manche sagen "angenehm anfühlen" und meinen einfach "zufrieden und ausgeglichen" sein oder sukkha.
    Der Buddha selbst empfiehlt "den Geist erfreuen" als Vorbedingung (Erleichterungs-Hilfsmittel) für Konzentration und Befreiung. 8)


    Die Bedeutung ist nicht in Worten zu finden, sondern entsteht abhängig bei Kontakt mit bedeutungslosen Symbolen (optisch oder akustisch). Wenn man sich zuviel mit Schriften und Belehrungen konditioniert, verliert man leicht den Sinn für die Bandbreite an Bedeutungen von Worten und die konditionierte Bedeutung wird dann verdinglicht und es wird daran angehaftet. Dann kann man sich nur noch mit "seinesgleichen" unterhalten.

  • TMingyur:

    Der Buddha selbst empfiehlt "den Geist erfreuen" als Vorbedingung (Erleichterungs-Hilfsmittel) für Konzentration und Befreiung. 8)


    "Meister, wie soll ich meinen Geist erfreuen?"
    "Bring mir deinen Geist."
    "Ich kann meinen Geist nicht finden."
    "Dann gibt's nichts zu erfreuen."


    8)

  • TMingyur:


    "Meister, wie soll ich meinen Geist erfreuen?"
    "Bring mir deinen Geist."
    "Ich kann meinen Geist nicht finden."
    "Dann gibt's nichts zu erfreuen."
    Wenn man sich zuviel mit Schriften und Belehrungen konditioniert, verliert man leicht den Sinn für die Bandbreite an Bedeutungen von Worten und die konditionierte Bedeutung wird dann verdinglicht und es wird daran angehaftet. Dann kann man sich nur noch mit "seinesgleichen" unterhalten. 8)


    Du sprichst jetzt aber nicht von dir oder? 8)