Gewissensunruhe

  • Es gibt immens viele Dinge die Gewissensunruhe auslösen können.
    Z.B. kann es doch auch Gewissensunruhe auslösen, wenn andere für meinen Unterhalt sorgen.
    Es gibt auch neurotische Ursachen. Schuldgefühle sind so vielfältig und nicht immer begründet.
    Manche empfinden fast keine Schuld und Scham, andere verletzen sich selbst für nichts.


    Bezieht sich das nicht eher auf Mönche und Nonnen die "vom Pfad abkommen"
    und deswegen, weil sie die Regeln brechen, Gewissensunruhe verspüren ?

  • Gewissensunruhe ist ein bedeutendes Hindernis:


    Zitat

    "Es gibt diese fünf Hindernisse, Student. Was sind die fünf? Das Hindernis der Sinnesbegierde, das Hindernis des Übelwollens, das Hindernis von Trägheit und Mattheit, das Hindernis von Rastlosigkeit und Gewissensunruhe, und das Hindernis des Zweifels. Dies sind die fünf Hindernisse. Der Brahmane Pokkharasāti wird von diesen fünf Hindernissen beeinträchtigt, gehemmt, aufgehalten und eingehüllt. Daß er einen übermenschlichen Zustand, Klarheit des Wissens und der Schauung, die der Edlen würdig ist, kennen, sehen, verwirklichen oder ausüben könnte - das ist unmöglich." (Majjhima Nikāya 99: An Subha - Subha Sutta)


    Aber auch sehr menschlich. Weil die Redlichkeit für das Überwinden der Hindernisse so eine große Bedeutung hat, gibt es auch extra ein Pfadglied dafür:


    Zitat

    "Und was, Freunde, ist Richtige Lebensweise? Nachdem ein edler Schüler falsche Lebensweise aufgeben hat, verdient er seinen Lebensunterhalt durch Richtige Lebensweise - dies wird Richtige Lebensweise genannt." (Majjhima Nikāya 141: Die Darlegung der Wahrheiten - Saccavibhaṅga Sutta)


    Trotzdem kann es natürlich auch bei besten Absichten nicht möglich sein, den eigenen Lebensunterhalt zu verdienen, aus welchen Umständen auch immer. Dann hilft vielleicht die Vorstellung, dass die Spende auch dem Spender dient:


    Zitat

    "Darin, Ānanda, wenn man einem Tier ein Geschenk macht, kann man erwarten, daß sich die Spende hundertfach bezahlt macht. Wenn man einem sittenlosen Weltling ein Geschenk macht, kann man erwarten, daß sich die Spende tausendfach bezahlt macht. Wenn man einem sittsamen Weltling ein Geschenk macht, kann man erwarten, daß sich die Spende hunderttausendfach bezahlt macht. Wenn man einem, der außerhalb der Lehre des Buddha steht, der frei von Begierde nach Sinnesvergnügen ist, ein Geschenk macht, kann man erwarten, daß sich die Spende hunderttausendmal zehnmillionenfach bezahlt macht."


    "Wenn man einem, der den Weg zur Verwirklichung der Frucht des Stromeintritts eingeschlagen hat, ein Geschenk macht, kann man erwarten, daß sich die Spende unermeßlich, unmeßbar bezahlt macht. Was sollte man da noch über das Beschenken eines Stromeingetretenen sagen? Was sollte man über das Beschenken von einem, der den Weg zur Verwirklichung der Frucht der Einmalwiederkehr eingeschlagen hat, sagen? Was sollte man noch über das Beschenken eines Einmalwiederkehrers sagen? Was sollte man über das Beschenken von einem, der den Weg zur Verwirklichung der Frucht der Nichtwiederkehr eingeschlagen hat, sagen? Was sollte man noch über das Beschenken eines Nichtwiederkehrers sagen? Was sollte man über das Beschenken von einem, der den Weg zur Verwirklichung der Frucht der Arahantschaft eingeschlagen hat, sagen? Was sollte man noch über das Beschenken eines Arahants sagen? Was sollte man noch über das Beschenken eines Paccekabuddha sagen? Was sollte man noch über das Beschenken eines Tathāgata, eines Verwirklichten und vollständig Erleuchteten sagen?" (Majjhima Nikāya 142: Die Darlegung der Spenden - Dakkhiṇāvibhaṅga Sutta)


    Aber es kommt wohl immer darauf an, ob und an welche Bedingungen eine Spende geknüpft ist, welche Art von Abhängigkeit daraus entsteht.


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Es gibt auch ne Menge Leute die sich nie vorstellen könnten, das andere für ihren Lebensunterhalt sorgen, wie das in Theravada-Klöstern der Fall ist. Ich persönlich finde das aber, so wie es in die Lehre eingebettet ist, eine Win-Win-Situation.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Elliot: WEnn du jetzt noch was zum redlichen Lebensunterhalt für Haushälter postest,
    dürfte mein Gewissen die nächsten Jahre noch mehr zum gefräßigen Nagetier werden.


    Ganz abgesehen zum redlichen Unterhalt von Ordinierten.


    Die Gewissensunruhe scheint auch nur die Obersensiblen zu treffen-
    und die Sammlungsfähigkeit obsolet zu machen.


    Anyway.

  • Onyx9:

    Es gibt immens viele Dinge die Gewissensunruhe auslösen können.


    Z.B. kann es doch auch Gewissensunruhe auslösen, wenn andere für meinen Unterhalt sorgen.
    Es gibt auch neurotische Ursachen. Schuldgefühle sind so vielfältig und nicht immer begründet.
    Manche empfinden fast keine Schuld und Scham, andere verletzen sich selbst für nichts.


    Bezieht sich das nicht eher auf Mönche und Nonnen die "vom Pfad abkommen" und deswegen, weil sie die Regeln brechen, Gewissensunruhe verspüren ?


    Hi, ich komme irgentwie nicht ganz mit. Geht es um Dich?
    Kannst Du eventuell konkret von Dir sprechen, vielleicht verstehe ich Dich dann besser.


    Also, ich habe häufig Gewissenunruhe. Meistens stammt das noch von den vielen interessanten Dingen meiner Kindheit. Da liegen viele Ursachen meiner meiner derzeitigen Geistestrübungen. Tief einprägt hat sich damals z.B., daß ich grundsätzlich nicht in Ordnung bin. Das wird/ist immer mal wieder aktiv. Mal kürzer, mal länger. Das hat aber nichts mit meinem direkten Verhalten zu tun, also na gut, schon, mit meinem geistigen Verhalten. Das wird aber auch aktiviert, obwohl ich mich 'moralisch korrekt' verhalten habe.


    Andererseits verursacht es mir Gewissenunruhe, wenn ich mich blöd oder unangemessen verhalten habe. Wenn ich z.B. anderen über die Grenzen gelatscht bin, quatsch erzählt oder gelogen(!) habe, auch Notlügen oder kleinste Schutzbehauptungen oder unhöflich gewesen bin. Das macht mich nervös und unzufrieden.


    Früher verstand ich den Sinn der fünf Silas nicht so ganz. Nun ist mir aber klargeworden, das diese Empfehlungen Schwierigkeiten in der Meditation aus dem Weg räumen sollen. Lebe ich also, wie empfohlen, habe ich weniger Geistestrübungen, da ich wenigstens absichtlich nichts tue, daß die Entstehung z.B. der Unruhe begünstigen könnte. Ich würde nicht von 'Regeln brechen' sprechen. Es ist halt einfach so, das Verhaltensweisen Zustände herbeifüheren. Mehr nicht.


    Liebe Grüße,
    Mirco

  • Liebe Onyx,


    mMn vermischen sich hier ein paar Dinge, die verschieden und somit nicht unter einem einzigen Begriff zu erfassen sind.


    Onyx9:

    Es gibt immens viele Dinge die Gewissensunruhe auslösen können.
    Z.B. kann es doch auch Gewissensunruhe auslösen, wenn andere für meinen Unterhalt sorgen.


    Das z.B. halte ich nicht für "Gewissen" sondern für eine beschränkte Sichtweise, die nicht sein muss, in den meisten Fällen.
    Denn die Vorstellung, für seinen eigenen Unterhalt selbst zu sorgen, verkennt die ganzen Abhängigkeiten, die damit verbunden sind. Der Arbeitgeber, oder die Kunden, der Materiallieferant, der Busfahrer, Automechaniker und Bäckereifachverkäufer, das Wasserwerk, ETC PP - sie hängen ja alle mit drin, dass ich "meinen Unterhalt selbst verdienen" kann. Also "selbst" ganz allein - das gibt es ja nie. Und wenn, dann ist/wäre man überfordert.
    Also brauchen ein schlechtes Gewissen nur die ganz, ganz wenigen Leute zu haben, die wirklich nichts tun, nichts niemandem jemals zurückgeben - na, und aus Sicht des Karmas existiert sowas gar nicht. Auch ein pflegebedürtiger Kranker gibt auf seine Weise oder hat früher gegeben. Es ist wie mit dem Wasserkreislauf: es geht nichts verloren sondern ändert nur den Aggregatzustand.
    Und ganz praktisch: Männer mit "Anhang" haben bei Bewerbungen heute immer noch gute Karten, weil der Arbeitgeber sie versorgt wähnt, dass sie sich gut auf die Arbeit konzentrieren können. Also solche "Alleinverdiener" sind nicht allein und verdienen auch nicht allein...


    Zitat

    Es gibt auch neurotische Ursachen. Schuldgefühle sind so vielfältig und nicht immer begründet.
    Manche empfinden fast keine Schuld und Scham, andere verletzen sich selbst für nichts.


    Das sind so diese verschiedenen psychischen Konstellationen, wo man mit den Begriffen "Es", "Ich" und "Über-Ich" herumhantieren kann. (http://de.wikipedia.org/wiki/Strukturmodell_der_Psyche)
    Wenn da was defekt oder im Gegensatz zur Umwelt heiler ist, hat das auch nichts mit der von Buddha benannten Gewissensunruhe zu tun, würde ich meinen.


    Zitat

    Bezieht sich das nicht eher auf Mönche und Nonnen die "vom Pfad abkommen"
    und deswegen, weil sie die Regeln brechen, Gewissensunruhe verspüren ?


    Ich hatte es so verstanden, dass "Gewissensunruhe" im Zusammenhang mit gebrochenen Gelübden steht. Wenn man dabei ist, schlechtes Karma anzusammeln, schafft das unbewusst eine Unruhe. Man will sich vielleicht bewusst keine Gedanken darüber machen aber unbewusst nagt es an einem, weil man ganz natürlich, ohne Indoktrination, weiß, was richtig und was falsch ist. Dann biegt man sich die schlechten Taten vielleicht gern irgendwie hin, dass man besser aussieht, aber unbewusst weiß man, das war nun Mist, was ich da gemacht hab - und das nagt und erzeugt Unruhe.
    Im tibetischen Buddhismus meint man, den Fehler zuzugeben und ehrlich zu bereuen kann dann wieder die Ruhe schaffen, weil man es so abgehakt bekommt.
    Fehler - wieder aufgestanden - Kniee abgeputzt - Vorsatz nächstes mal besser aufzupassen - und dann geht's besser (beruhigter) weiter.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Onyx9:

    Elliot: WEnn du jetzt noch was zum redlichen Lebensunterhalt für Haushälter postest, dürfte mein Gewissen die nächsten Jahre noch mehr zum gefräßigen Nagetier werden. Ganz abgesehen zum redlichen Unterhalt von Ordinierten.


    Das Annehmen von Spenden ist doch in jedem Fall eine redliche Art und Weise, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Oder nicht? Unabhängig davon, ob dieser Lebenswandel zufrieden macht oder am Gewissen nagt. Solange es sich darauf beschränkt, nur das zu nehmen, was gegeben wurde: Redlich allemal.


    Etwas anders ist die Situation natürlich, wenn die Gebenden zum Geben "gezwungen" werden, beispielsweise über Steuern (-> Hartz 4). Dann würde ich das mit der Redlichkeit schon nicht mehr so selbstverständlich gegeben sehen.


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Zitat

    Das Annehmen von Spenden ist doch in jedem Fall eine redliche Art und Weise, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten.


    Das finden so manche Politiker auch …

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Doris Rasevic-Benz:
    Zitat

    Das Annehmen von Spenden ist doch in jedem Fall eine redliche Art und Weise, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten.


    Das finden so manche Politiker auch …


    Aber Elliot sprach nicht vom Unterhalt Schweizer Konten, sondern vom Lebensunterhalt: Essen, Kleidung, Unterkunft, Medizin & Dhamma.


    Der Erhabene sagt:



    :)

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • Doris Rasevic-Benz:
    Zitat

    Das Annehmen von Spenden ist doch in jedem Fall eine redliche Art und Weise, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten.


    Das finden so manche Politiker auch …


    Spenden sind, im Gegensatz zu Sponsoring, nicht mit Gegenleistungen verbunden; nur die Satzungsgemäße Verwendung muß gewährleistet sein.
    Deswegen gibt es Parteienstiftungen.


  • Aber letztens wurde gepostet, daß ein reiner sittlicher Wandel zu Verzückung führt und Verzückung zu Gemütsstille. :|


    Ist das der sittliche Wandel eines ( beinahe ) Heiligen ?


    PS: Mit Harz4-Aussage wär ich vorsichtig, denn da wären wir bei dem Tenor vom US-Gegenkanditaten- keine Sozialleisungen. Keine Steuern.Keine Regulierung.

  • Doris Rasevic-Benz:
    Elliot:

    Das Annehmen von Spenden ist doch in jedem Fall eine redliche Art und Weise, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten.


    Das finden so manche Politiker auch …


    So ganz selbstlos sind Spenden ja ohnehin selten:


    Zitat

    "Sollte ein Bhikkhu wünschen: 'Möge ich einer sein, der Roben, Almosenspeise, Lagerstätte und krankheitsbedingte Medikamente und Requisiten erlangt', dann soll er die Sittlichkeit erfüllen, sich der inneren Herzensruhe widmen, die Meditation nicht vernachlässigen, Einsicht pflegen und in leeren Hütten wohnen."

    "Sollte ein Bhikkhu wünschen: 'Mögen die Dienste derjenigen, deren Roben, Almosenspeise, Lagerstätte und krankheitsbedingte Medikamente und Requisiten ich benutze, ihnen reiche Frucht und Nutzen bringen', dann soll er die Sittlichkeit erfüllen, sich der inneren Herzensruhe widmen, die Meditation nicht vernachlässigen, Einsicht pflegen und in leeren Hütten wohnen."


    (Majjhima Nikāya 6: Sollte ein Bhikkhu wünschen - Ākaṅkheyya Sutta)


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Onyx9:

    Aber letztens wurde gepostet, daß ein reiner sittlicher Wandel zu Verzückung führt und Verzückung zu Gemütsstille.


    Das ist möglich:


    Zitat

    "... Er erlangt folgendermaßen vollkommene Zuversicht in Bezug auf die Sangha: 'Die Sangha der Schüler des Erhabenen hat gut praktiziert, hat geradlinig praktiziert, hat richtig praktiziert, hat pflichtbewußt praktiziert, nämlich die vier Paare vortrefflicher Menschen, die acht Arten von Personen; dies ist die Sangha der Schüler des Erhabenen; sie ist würdig der Geschenke, würdig der Gastfreundschaft, würdig der Gaben, würdig des Respekts; sie ist ein unübertreffliches Verdienstfeld für die Welt.'"

    "Hat er die Befleckungen des Geistes teilweise aufgegeben, ausgetrieben, losgelassen, überwunden und beseitigt, so erwägt er: 'Ich bin von vollkommener Zuversicht in Bezug auf den Buddha erfüllt', und er wird davon begeistert, er wird vom Dhamma begeistert, er erlangt Freude im Zusammenhang mit dem Dhamma. Wenn er froh ist, steigt Verzückung in ihm auf; bei einem, der verzückt ist, wird der Körper still; einer, dessen Körper still geworden ist, empfindet Glück; bei einem der Glück empfindet, wird der Geist konzentriert."


    (Majjhima Nikāya 7: Das Gleichnis vom Tuch - Vatthūpama Sutta)


    Onyx9:

    PS: Mit Harz4-Aussage wär ich vorsichtig, denn da wären wir bei dem Tenor vom US-Gegenkanditaten- keine Sozialleisungen. Keine Steuern.Keine Regulierung.


    Ich habe nichts gegen Hartz-4, so war das nicht gemeint. Ich wollte sagen, dass ich persönlich ein schlechteres Gewissen hätte, von Hartz-4 zu leben, wenn ich meinen Lebensunterhalt auch selbst verdienen könnte, als wenn ich beispielsweise in einem Kloster von Almosen leben würde, weil ich davon ausgehe, dass dann jemand aus eigenem Wunsch und bewusst für dieses Kloster spendet, was er oder sie eben übrig hat.


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Hartz 4 ist etwas nicht freiwillig gegebenes. Man muss es außerdem beantragen und somit darum bitten.
    Ein Ordinierter darf nur davon leben, was ihm freiwillig gegeben wird und nicht darum bitten.
    (Es gibt eine Ausnahme, aber das führt jetzt hier zu weit.)


    ()


  • Weiß nicht- es heißt doch Almosenschale und es ist doch ein -stummes, unaufdringliches - Bitten.


    Vielleicht steckt da auch ein ( mahayana ? ) -Gedanke dahinter, daß das Entwickeln des Erleuchtunsgeistes allen Wesen nützt.
    Sonst würde es doch auch nicht heißen, daß das Geben von Almosen "tausendfach" - in manchen Fällen - vergolten wird, oder so.

  • Elliot:


    Das Annehmen von Spenden ist doch in jedem Fall eine redliche Art und Weise, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Oder nicht? Unabhängig davon, ob dieser Lebenswandel zufrieden macht oder am Gewissen nagt. Solange es sich darauf beschränkt, nur das zu nehmen, was gegeben wurde: Redlich allemal.


    Etwas anders ist die Situation natürlich, wenn die Gebenden zum Geben "gezwungen" werden, beispielsweise über Steuern (-> Hartz 4). Dann würde ich das mit der Redlichkeit schon nicht mehr so selbstverständlich gegeben sehen.


    Viele Grüße
    Elliot


    Also Elliot- das widerspricht sich doch aber mit dem Erforderniss der Gewissensruhe: "Unabhängig davon, ob dieser Lebenswandel zufrieden macht oder am Gewissen nagt."


    Aber ich will mal nicht so sein ... :) offensichtlich geht man ja gefälligst gesammelt auf Betteltour und prüft o.g.: Gier, Hass, Abneigung, Lust. Whatever.


    Da dürfte keine Gewissensunruhe aufkommen und wenn doch hat man ein schlechtes Gewissen. :doubt:


    Schande aber auch :D

  • Im Zen darf man ja Geld annehmen, wie man an der kleinen Schale oben sehen kann.
    Aber man gibt es dem Abt, der es dem Koch gibt und dem Verwalter.

  • Hallo,


    Mirco:

    Andererseits verursacht es mir Gewissenunruhe, wenn ich mich blöd oder unangemessen verhalten habe. Wenn ich z.B. anderen über die Grenzen gelatscht bin, quatsch erzählt oder gelogen(!) habe, auch Notlügen oder kleinste Schutzbehauptungen oder unhöflich gewesen bin. Das macht mich nervös und unzufrieden.


    nervös und unzufrieden sind keine heilsamen Reaktionen. Aber ich finde, der Grat von Schamgefühl (hiri) und Gewissensscheu (ottappa) zu "nervös und unzufrieden" kann manchmal sehr schmal sein. Und diese beiden Geistesfaktoren sind durch und durch heilsam. Sie werden herausgehoben die Welthüter genannt. Man soll Scham empfinden, wenn man etwas unheilsames getan hat und man soll davor zurückscheuen, etwas unheilsames zu tun.


    Gruß
    Florian


  • Schön, daß du dich mal wieder meldest. Grüße in den gentrifizierten Bezirk. :(
    (Wenn wir in einer Schenkergesellschaft leben würden, gäbe es vielleicht auch keine Gentrifikation...)


    Guck mal, wo ich am Sonntag war:



    Da wohnen jetzt Obdachlose, die in Kreuzberg-Gentrifizierungszone rausgeflogen sind, jedenfalls
    bis der Besitzer Eigentumswohnungen baut.
    Kennst du das neue schwarz-gelbe Mietergesetz ? Besser is es. :doubt:


    Ne, aber mal zum Thema zurück. Ja, ich rede natürlich auch von den Schuldgefühlen, die durch eine miese Kindheit
    irrebarabel eingestanzt sind und die überflüssige Gewissensunruhe auslösen-und Hemmnisse. Das kommt insbesondere daher,
    daß man sich selbst ablehnt und permanent rügt ( Hass ).


    Aber natürlich hat das Buddha nicht gemeint, so wie die Asiaten auch nicht wissen, was die Westler immer mit ihren "emotionalen Problemen" haben.


    Ich hab aber gemerkt, daß sich diese "Spezialitäten" legen und "auflösen", wenn man regelmäßig, anständig meditiert;
    bleibt die Gewissensunruhe beim Bruch der Sila.

    Ich finde den Begriff der Sünde im Christentum hier sehr passend. Diese Reihe von "Todsünden"; ein Sund ist etwas, was Land und Meer voneinander trennt.
    Stolz, Trägheit, Neid - allesamt Hindernisse für den Stromeintritt.


    Aber auch allesamt Kompensationsmuster der Psyche bei Ablehnung in der Kindheit.

  • @ tsurezuregusa


    es gibt allerdings auch "sich schämen und scheuen" das unheilsam ist,
    weil es zu einem negierenden angstkreislauf führt. ich glaube, da wären wir wieder bei diesem typisch westlichen problem
    der verurteilung ( in der frühen kindheit ), in der schule, in der gesellschaft.



    man schaue sich nur mal an was diese verkorkstheit in zendos und buddh. gemeinschaften anrichtet. :doubt:

  • Hallo Onyx9,


    ja, dass will ich nicht ausschliessen.


    Onyx9:

    man schaue sich nur mal an was diese verkorkstheit in zendos und buddh. gemeinschaften anrichtet. :doubt:


    Klingt jetzt aber nicht erbauend. So ernüchternd?


    Gruß
    Florian

  • Das erste was ich in einem Zendo gesehen hab,
    war ein Mann, der auf den Satz des Senseis: "Na, hier ist es aber stickig"
    wie von der Tarantel gestochen vom Kissen aufsprang um das Fenster aufzureißen.


    Und vor drei Tagen rannte ein Mann völlig aufgelöst aus dem Schreinraum,
    weil sein Handy bei einer Zeremonie klingelte.


    Wenn Du den Angstschweiß riechen könntest wenn es zum Dokusan geht;
    das würde ne ganze Horde Hunde wild machen.


    Dabei soll Meditation doch furchtlos machen :grinsen:

  • Onyx9:

    Weiß nicht- es heißt doch Almosenschale und es ist doch ein -stummes, unaufdringliches - Bitten.


    Man bettelt nicht, man bietet ein Feld des Verdienstes. :)
    Ein Ordinierter geht mit gesenkten Blick und schweigend auf Pindapada.
    Einem Ordinierten der der Gaben würdig ist zu geben, ist für Laien äußerst verdienstvoll.



    A.IV.51 Ströme des Verdienstes


    Vier Ströme des Verdienstes, Ströme des Heilsamen gibt es, ihr Mönche, segenbringende, himmlische, glückerzeugende, himmelwärts leitende, die zu Erwünschtem, Erfreulichem, Angenehmem führen, zu Heil und Segen. Welche vier?


    Mit wessen Gewand bekleidet -
    wessen Almosenspeise genießend -
    wessen Lagerstätte benutzend -
    wessen Arzneimittel gebrauchend,


    ein Mönch in der unbeschränkten Sammlung des Gemütes (appamāno cetosamādhi; die mit dem Fruchterreichungszustand der Heiligkeit verbundene Sammlung) verweilt, diesem [Spender] wird ein unermesslich großer Strom des Verdienstes zuteil, ein Strom des Heilsamen, ein segenbringender, himmlischer, glückerzeugender, himmelwärts leitender, der zu Erwünschtem, Erfreulichem, Angenehmem führt, zu Heil und Segen.


    Diese vier Ströme des Verdienstes, Ströme des Heilsamen gibt es, ihr Mönche, segenbringende, himmlische, glückerzeugende, himmelwärts leitende, die zu Erwünschtem, Erfreulichem, Angenehmem führen, zu Heil und Segen.


    ....


    »Gleichwie die Flüsse, Wohnstatt vieler Fische,
    in großer Zahl sich in das Meer ergießen,
    in dies Gewässer, das so unermesslich groß,
    das viel Kleinodien birgt und viele Schrecken -
    So fließen auch die Ströme des Verdienstes,
    wie's Wasser sich ins Meer ergießt,
    dem einsichtsvollen Menschen zu,
    der Speise, Trank und Kleidung spendet,
    und Decken, Lager, Bett verschenkt.«



  • Es ist in Ordnung von Bitten zu sprechen. :)
    Allein, wenn die Leute in den Klöstern und Hütten verbleiben würden,
    wäre es kein Bitten.
    Natürlich müssen sie der arbeitenden Bevölkerung entgegenkommen,
    im sprichwörtlichen Sinne.
    Und im spirituellen Sinne gibt es weder zu bitten, noch annzusammeln, noch zu schenken.
    Denn "uns" gehört garnichts; wir besitzen nichts,
    nicht einmal einen "reinen" oder "unreinen Geist".


    Nur Leid wird geboren, nur Leiden vergeht.


    Es ist äußerst seltsam, daß Theravada hier von Verdiensten spricht, so wie Mahayana;
    auf heilsame Fährte gelangen...


    Aber das ist ein anderes Thema. :)

  • Es heißt doch auch "Bettelmönche", was nicht abfällig gemeint ist. Mich wundert diese starre Regel, "nicht bitten zu dürfen".
    Ist da nicht eher ein Insistieren verboten?


    In der hinduistischen Sekte, wo ich war, gab es eine junge Nonne, die kam mit dem Gesicht auf 20 cm an meins heran und sagte : "Gib mir bitte Geld für mein Schulprojekt für Waisenkinder." Es war unmöglich, ihr nichts zu geben und so leiherte sie mir einen der letzten Scheine aus der Tasche.
    Hinterher hab ich mich sehr über ihr Verhalten geärgert, obschon ich natürlich gern die Waisenknder unterstützt hab, aber wenn, dann doch lieber freiwilliger und überlegter.
    So kann ich mir gut vorstellen, das SOWAS gemeint ist. Das ist einfach nicht gut und wirft ein sehr schlechtes Bild auf die gesamte Sangha.


    Andererseits gehörte es zu den Retreatregeln bei der selben Gruppe, dass ich um mein Essen bitten musste. Es gab im speziellen einwöchigen Retreat nur eine Mahlzeit am Tag und die nur, wenn ich einen Bitt-Vers aufsagte. Das war ein wenig demütigend :) und machte einem klar, dass Essen nichts ist, was einem selbstverständlich gegeben wird.


    Und wenn die Mönche sich wortlos mit der Schale an den Zaun stellen, das ist doch auch wie eine stumme Bitte. Also kann das Bitten ja nicht so rigoros "verboten" sein, oder?

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee: