Missbrauch in Buddhistischen Gruppen

  • nibbuti,
    Vielen Dank für die Begrüßung und die Korrektur. Da ich nicht zu wissen glaube, was „laut Buddha“ eine richtig oder falsch verstandene Anhaftung ist, nehme ich diesen kanonisierten Terminus technicus hiermit zurück. Es bleibt das profane Wort Abhängigkeit.


    @Kainer Wahr
    Die Formulierung „Lust an der Macht“, im obigen Zusammenhang ausschließlich negativ bewertet, kann missverständlicherweise an christliche Lust- und Leibfeindlichkeit erinnern. Das war der Ausgangspunkt meiner Anmerkung.
    Der Einwand bezog sich auf die apodiktische Aussage „Voraussetzung ist immer der Glaube an eine transzendentale Wirklichkeit“.

  • mumei:

    Da ich nicht zu wissen glaube, was „laut Buddha“ eine richtig oder falsch verstandene Anhaftung ist, nehme ich diesen kanonisierten Terminus technicus hiermit zurück. Es bleibt das profane Wort Abhängigkeit.


    Ein Wort durch ein anderes ersetzt ändert nichts am Sachverhalt.


    Grüße


    :)

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • nibbuti
    Dann bitte ich darum, die Kritik am Sachverhalt noch einmal zum besseren Verständnis zu formulieren. Der obige Einwand bezog sich auf die richtige/falsche Verwendung des Begriffs Anhaften.

  • Nuja, Abhängigkeit ist eine Gewohnheit die aus wiederholtem Anhängen oder Greifen resultiert- Sucht halt.
    Lust ist - glaub ich - schon ein Zeichen für Abhängigkeit; Unlust auch ;)

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • Hi mumei, (wieso habe ich eigentlich das Gefühl, daß wir uns schon kennen...?)


    Zitat

    Voraussetzung ist immer der Glaube an eine transzendentale Wirklichkeit.


    Das war nicht apodiktisch gemeint, sondern sollte heissen: eine jenseitigen Wissens, irgendeine abstrakte apriorische Wahrheit die nur einem selbst zugänglich ist, das Wissen von meiner eigenen angeblich Einsicht darein, wie die Dinge nun mal wirklich sind, kann dazu missbraucht werden, andere zu verführen (und auch sich selbst zu verblenden). Dann nämlich wenn man eloquent genug ist, genug Charisma hat, die richtige Fachsprache beherrscht, Formeln, Rituale etc. kennt, plus vielleicht noch entsprechende (Ver)Kleidung nutz. Ich könnte vorspiegeln, daß andere, unter meiner Anleitung, zu dem selben geheimnisvollen Wissen kommen könnten. Und das kann ich dann subtil als Druckmittel einsetzen: wenn du dieses nicht tust, bekommst du jene Einweihung nicht.


    Vor allem wenn man sich selber unwissentlich mit seiner eigenen Erleuchtung verblendet, sind dem Kult Tür und Tor geöffnet. Oft betrifft das dann Zusammenhänge in denen Menschen dringend nach Lösungen für ihre Lebensprobleme suchen und verzaubert sind von der Annahme, es gäbe einen magischen Schlüssel mit dem alles zu lösen ist. Die 'Erleuchtung' ist prädestiniert dafür derart (miss)verstanden zu werden.

  • Zitat

    Vor allem wenn man sich selber unwissentlich mit seiner eigenen Erleuchtung verblendet,


    Was ist das ? *schmunzel *

  • Onyx, kennst du die Scheinriesen aus Jim Knopf und die Wilde 13 ?


    Es gibt eben auch die sogenannten Scheinerleuchteten, die sind sowas ähnliches. Aus der Ferne sehen sie riesig aus... naja, und wenn man näher kommt schrumpfen sie. Tragisch eigentlich. Es gibt eine Menge Literatur darüber. Professor Doktor Franz Ferdinand von Mumpitz hat das Standardwerk dazu verfasst: Erleuchtung, Schein und Sein. Eine Studie zum Wesen des Geistes unter besonderer Berücksichtigung der Verwechslung von Wahn und Wirklichkeit. Ist glaube ich vergriffen. Man kann aber hier suchen.

  • Wahnsinnige erkennt man doch recht gut. Scheinheilige auch.
    Erwachen kann man sich nicht vormachen. Man kann es nur anderen weismachen.
    Missbrauch fängt also beim Betrug an; Macht vorzutäuschen wo samsarische Machtlosigkeit herrscht.

  • Kainer Wahr:

    Es gibt eine Menge Literatur darüber. Professor Doktor Franz Ferdinand von Mumpitz hat das Standardwerk dazu verfasst: Erleuchtung, Schein und Sein. Eine Studie zum Wesen des Geistes unter besonderer Berücksichtigung der Verwechslung von Wahn und Wirklichkeit. Ist glaube ich vergriffen. Man kann aber hier suchen.


    Nichts gegen den berühmten Ernst August Dölle - dessen epochales Werk "Dichotomie und Duplizität" mir noch im Gedächtnis geblieben ist. Immerhin war Dölle eine SPIEGEL-Nr. mal Wert.
    "Vieles, was man sagen könnte. wird nicht ausgesprochen."
    "Vieles, was ausgesprochen wird. trifft nicht zu."

  • Zitat

    Wahnsinnige erkennt man doch recht gut


    Ehrlich?


    -------


    Aralia: Der Dölle, ja, von altem Schrot und Korn der Kerl. Nicht so dieses postmoderne Gesülze. Man hört, es gäbe in Bielefeld eine geheime Dölle-Geselschaft...

  • Ja, ehrlich.


    Du meinst der Neurotiker ist schwer zu erkennen ?

  • Onyx9:

    Du meinst der Neurotiker ist schwer zu erkennen ?


    Sind sie definitiv nicht...

  • Kainer Wahr:


    Aralia: Der Dölle, ja, von altem Schrot und Korn der Kerl. Nicht so dieses postmoderne Gesülze. Man hört, es gäbe in Bielefeld eine geheime Dölle-Geselschaft...


    Kann sein - ich bin da nicht mehr auf dem Laufenden, aber ich habe eine Ausgabe von Dichotomie und Duplizität - es war ein netter Soziologen-Scherz. Dein Beitrag hat mich da wieder daran erinnert.


    Aber ich sehe grade - amazon bietet es gebraucht an - und die Rezension ist doch lesenswert
    http://www.amazon.de/Dichotomi…/ref=cm_cr_pr_product_top

  • @Kainer Wahr
    Danke für die Erläuterung des zuvor als „transzendental“ beschriebenen Wissens, als nunmehr „eine jenseitigen Wissens, irgendeine abstrakte apriorische Wahrheit die nur einem selbst zugänglich ist …“ usw.
    Einer weniger pauschalisierenden Bestimmung wie „kann dazu mißbraucht werden“ kann ich zustimmen. Vielleicht ist auch ein Begriff wie „exklusives Wissen“ dafür verwendbar. Dazu gibt es eine interessante Ausführung in „Wissen als Ware – Unternehmensberatung in der Wissensgesellschaft“ von Oliver Laqua. Auf Seite 80 ist zu lesen:
    „Nur exklusives Wissen ist verkäuflich. Was jeder schon weiß oder ohne große Umwege in Erfahrung bringen kann, das eignet sich nicht zur Vermarktung als Wissensware. Zumindest der Anschein von Exklusivität ist notwendig, um Wissen eine Warenform zu geben und es profitabel zu vermarkten.“


    Der Meister/Guru als profitabler Vermarkter von als exklusiv behaupteten/inszenierten Wissen. Dazu weiter am Beispiel der Unternehmensberatungsbranche:
    „In der Unternehmensberatungsbranche wird Exklusivität durch alle Formen des „Nur wir sind …“, „Nur wir haben …“ und „Nur wir können …“ inszeniert.“


    Hierbei geht es also um sehr irdische Dinge des „Marktplatzes“.

  • mumei:

    nibbuti
    Dann bitte ich darum, die Kritik am Sachverhalt noch einmal zum besseren Verständnis zu formulieren. Der obige Einwand bezog sich auf die richtige/falsche Verwendung des Begriffs Anhaften.


    Was ist unklar, mumei?


    :)

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • nibbuti
    „Was ist unklar, mumei?“
    Ich habe u. a. den Vergleich mit, "Weder ein Krieg noch absichtliches Töten ist problematisch - ohne Hass" im Zusammenhang mit meiner Antwort auf KainerWahr zum Thema Lust und Machtmissbrauch nicht verstanden. Ich sprach nicht über Krieg und noch weniger über Hass.


    In der „Marktsprache“ ausgedrückt müsste ich antworten: Selbstverständlich ist Krieg/absichtliches Töten mit oder ohne Hass problematisch, zumal es sich herumgesprochen hat, dass hinter den propagierten Hassideologien verdeckte Macht- und Marktinteressen kriegsauslösend und kriegsführend wirken. Der Machtmissbrauch liegt hier in der Manipulation von Menschen, für fremde Interessen ihr eigenes Leben und das Leben Dritter zu zerstören.


    @ Onyx9
    „Lust ist - glaub ich - schon ein Zeichen für Abhängigkeit; Unlust auch …“
    Diese unabgeschlossene Gedanke ermöglicht ein gemeinsames Weiterfragen, danke.
    Nach meinem Verständnis ist Lust ein ambivalenter Begriff. Er kann Freude und Lebenskraft ebenso beinhalten wie das, was man mittelalterlich katholisch unter „Wollust“ im Sinne eine Gier verstanden hat.
    Die Abhängigkeit/Sucht fängt möglicherweise dann an, wenn ich in einer konkreten Situation nicht mehr (aus Lust/Unlust) unabhängig von meinem eigenen Begehren/Gier heilsam (im Sinne eines Interessenausgleichs aller Beteiligten) handeln kann.

  • Wie vielleicht bemerkt wurde, habe ich im letzten Post die „Fachsprache“ gewechselt, um so eine andere Perspektive auf das Threadthema „Missbrauch in buddhistischen Gruppen“ zu entwerfen. Dies hatte zwei Gründe:


    1. Versuche, mit „buddhistischem Vokabular“ einen Gedanken zu formulieren, führen zu oft zu einer ungewollten Diskussion über formales Kategorienwissen und somit vom Sachthema weg. Dies wird noch durch das unterschiedliche Verständnis bzw. dem unterschiedlichen Gebrauch tradierter Begriffe in den verschiedenen Lehrrichtungen verstärkt.
    2. Beim Querlesen durch verschiedene Threads ist mir aufgefallen, dass dieses Forum sich gern als „Marktplatz“ generiert. Dies erfolgt auffällig oft, so mein Eindruck, wenn mit unbequemen moralischen/moralisierenden Forderungen (sei es von Forumsteilnehmern gegen die hier gelegentlich gepflegte Sprachkultur oder aber auch gegen fragwürdige Verhaltenskodizes buddhistischer Gruppen) argumentiert wird.



    nibbuti
    „Was ist unklar, mumei?“
    Ich habe u. a. den Vergleich mit, "Weder ein Krieg noch absichtliches Töten ist problematisch - ohne Hass" im Zusammenhang mit meiner Antwort auf KainerWahr zum Thema Lust und Machtmissbrauch nicht verstanden. Ich sprach nicht über Krieg und noch weniger über Hass.


    In der „Marktsprache“ ausgedrückt müsste ich antworten: Selbstverständlich ist Krieg/absichtliches Töten mit oder ohne Hass problematisch, zumal es sich herumgesprochen hat, dass hinter den propagierten Hassideologien verdeckte Macht- und Marktinteressen kriegsauslösend und kriegsführend wirken. Der Machtmissbrauch liegt hier in der Manipulation von Menschen, für fremde Interessen ihr eigenes Leben und das Leben Dritter zu zerstören.


    @ Onyx9
    „Lust ist - glaub ich - schon ein Zeichen für Abhängigkeit; Unlust auch …“
    Diese unabgeschlossene Gedanke ermöglicht ein gemeinsames Weiterfragen, danke.
    Nach meinem Verständnis ist Lust ein ambivalenter Begriff. Er kann Freude und Lebenskraft ebenso beinhalten wie das, was man mittelalterlich katholisch unter „Wollust“ im Sinne eine Gier verstanden hat.
    Die Abhängigkeit/Sucht fängt möglicherweise dann an, wenn ich in einer konkreten Situation nicht mehr (aus Lust/Unlust) unabhängig von meinem eigenen Begehren/Gier heilsam (im Sinne eines Interessenausgleichs aller Beteiligten) handeln kann.

  • mumei:

    nibbuti
    „Was ist unklar, mumei?“
    Ich habe u. a. den Vergleich mit, "Weder ein Krieg noch absichtliches Töten ist problematisch - ohne Hass" im Zusammenhang mit meiner Antwort auf KainerWahr zum Thema Lust und Machtmissbrauch nicht verstanden. Ich sprach nicht über Krieg und noch weniger über Hass.


    In der „Marktsprache“ ausgedrückt müsste ich antworten: Selbstverständlich ist Krieg/absichtliches Töten mit oder ohne Hass problematisch, zumal es sich herumgesprochen hat, dass hinter den propagierten Hassideologien verdeckte Macht- und Marktinteressen kriegsauslösend und kriegsführend wirken. Der Machtmissbrauch liegt hier in der Manipulation von Menschen, für fremde Interessen ihr eigenes Leben und das Leben Dritter zu zerstören.


    Hi mumei. "Weder ein Krieg noch absichtliches Töten ist problematisch - ohne Hass" war nur eine anschauliche Analogie und bezog sich auf deine Aussage "weder die Lust an der Macht noch am Sex sind problematisch – ohne Anhaftung".


    Die Bedeutung wurde bereits erklärt. Der Punkt ist, dass es imho Wunschdenken und ein häufiger Trugschluss ist, wenn man Lust, Macht & Sex als getrennt von/ohne Anhaftung und Abhängigkeit betrachten möchte, weil es in der Realität selten bis nie getrennt auftritt.


    Grüße


    :)

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • Onyx, du hast hier geschrieben


    Zitat

    Erwachen kann man sich nicht vormachen. Man kann es nur anderen weismachen.


    Neben dem was mumei hier geschrieben hat,


    Zitat

    was jeder schon weiß oder ohne große Umwege in Erfahrung bringen kann, das eignet sich nicht zur Vermarktung als Wissensware. Zumindest der Anschein von Exklusivität ist notwendig, um Wissen eine Warenform zu geben und es profitabel zu vermarkten


    scheint mir das auf den Kern des Problems zu weisen: wir haben es mit einer unsichtbaren 'Ware' zu tun. Die Frage ist dann, welche Qualitätsstandards wendet man an, um zu bestimmen, ob die Ware ihr 'Geld' wert ist? In diesem Punkt möchte ich noch mal auf einige schon etablierte Kriterien hinweisen => Werkzeuge der Kritik . Ausserdem hat Void hier einige gute Punkte dazu angeführt.

  • Kainer Wahr:

    Die Frage ist dann, welche Qualitätsstandards wendet man an, um zu bestimmen, ob die Ware ihr 'Geld' wert ist?


    Der Buddha hat die Frage klar beantwortet. Für die es interessiert: die suttas sind zum Vergleich heranzuziehen. Wäre auch nur ein Bruchteil der Betroffenen damit vertraut, könnten keine oder kaum Missbrauchsfälle entstehen, da die Ursachen für deren Entstehung fehlen würden.


    Grüße


    :)

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • Was ist Missbrauch überhaupt? Wenn ein neues Zentrum aufgebaut wird und die 10 Mitglieder das in 2 - 3 Wochen körperlicher Bauarbeitertätigkeit aufbauen? Wenn man dazu keine Lust hat und die 9 anderen und der Lama dann Psychotricks anwenden damit man doch mitmacht? In einigen Beiträgen hier klingt es fast so als wüsste jeder was Missbrauch ist? Ich glaube aber, dass das gar nicht so klar ist. Ein Szenario in dem jemand sich eine Robe schnappt, sich einen tollen Sanskritnamen gibt und dann ein Zentrum aufmacht, damit dann da Leute hingehen die er dann abhängig von sich macht, damit er von derem Geld in Saus und Braus leben kann, ich glaube sowas ist irgendwie an der Wirklichkeit vorbei. Missbrauch funktioniert nicht so wie Banküberfall.
    Dana geben, oder man ist auf einmal in einer Situation in der in der Runde Dana "verlangt" wird und weil man nicht der einzige sein will der nichts gibt, dann gibt man doch was, wo sind die Grenzen? Wird daraus eine irgendwann eine Situation die vielleicht sogar schon Strukturen von Missbrauch hat? Auf der anderen Seite: von was soll ein Mönch hier leben, wenn er keiner herkömmlichen Arbeit nachgeht? Missbrauch ist ein großes Wort.

  • @ mumei
    * Nibbuti hat recht; man kann Lust, Macht und Sex nicht von Anhaften trennen.
    ( Vergewaltigungen werden z.B. aus Machtlust oder Machtbegehren "getätigt" )


    * Und weil ich buddh. denke, sage ich auch, daß Lebenslust eben Daseinslust ist, bzw. Sinnenlust;
    die Abhängigkeit ist da schon inbegriffen.


    * Interessant ist, daß die "Wolllust" erst später zur Todsünde erklärt wurde.
    Vorher galten die Todsünden als Laster ( der Mönche ), vor denen gewarnt wurde, ihnen nachzugeben-
    um - wie die Tibeter es ausdrücken würden-
    keine gewohnheitsmäßige Tendenz ( Sucht; Abhängigkeit) anzulegen.


    Man kann Begehren nicht freihalten von Begehrlichkeiten. Aber Bedürfnisse ein ganzes Stück schon. ( Entreizung )

  • nibbuti


    Ach der Dhamma. Ja das ist natürlich so ein Transzendentalie die nur wirklich Erleuchtete erkennen können. Da haben wir dann halt das Paradox, daß man es nicht erkennt, solange man nicht erleuchtet ist und wenn man sich erleuchtet glaubt, kann man allen anderen erzählen, daß es so – und nur so – richtig ist! Das ist genau das, worum es geht.


    Nebenbei, nibbuti, hast du von ein paar elementaren Problemen keine Ahnung:


    Zitat

    Der Buddha hat die Frage klar beantwortet


    Hat er das? Er hatte keine Schrift, er sprach eine andere Sprache, Wörter wechseln Bedeutungen, tradierte Texte sind einem Kompilationsprozess unterworfen (kanonisch/apokryph), Sekundärtexte erläutern zusätzlich, weitere historische Entwicklungen (Mahayana lassen wir weg? Nagarjuna in den Müll?) ....


    Probleme über Probleme. Und du weisst die Lösung. Klasse. Wann kann ich eintreten in deinen Orden?

  • nyalaana:

    Was ist Missbrauch überhaupt?


    Ich denke nicht, dass es um "groß" oder "klein" geht.


    Ich sehe die Pozesse eher "physikalisch". Ein zu erreichendes Ziel benötigt einen Aufwand, eine Arbeit (im physikalischen Sinne). Es muss Arbeit aufgewendet werden, um dieses zu erreichen. Ein energetisch niedriger Zustand (vergleichsweise geringer Aufwand) wird in einen höherer Ordnung (Erschaffung und Erhaltung benötigen Arbeit) überführt.
    Der Mensch wie das Universum tendiert nun dazu, den Aufwand gering zu halten. Zumindest der Mensch ist aber in der Lage, Arbeit zu investieren, wenn er sich vom Zielzustand etwas verspricht.
    Die Frage nach dem Missbrauch zielt nun darauf ab, wer mit welcher Intention die Zielvorstellung erzeugt. Für mich findet der Begriff Missbrauch schon Anwendung, wenn derjenige, der das Versprechen betreffs des Zielzustandes formuliert, seine Motivation (Nutzen!) nicht klar offen legt. Wenn ich meinen Freunden sage, lasst uns meinen Bauernhof bauen, um gemeinsam darin zu wohnen, werden alle das schöne Ziel verfolgen, in einer so tollen Liegenschaft leben zu dürfen. Ich tue gut daran, ggf, offenzulegen, dass ich als Eigentümer einen höheren Nutzen durch die zusätzliche Wertsteigerung meiner Immobilie habe. Erst, wenn nun jemand sagt, "Ok, ich arbeite an dem Projekt mit", habe ich ihn nicht missbraucht. Allein der Verweis darauf, dass ein viel Arbeit verrichtet habender Mitbewohner des renovierten Gehöfts doch seinen Nutzen für seine hineingesteckte Arbeit hat, enthebt mich nicht des Vorwurfes, ihn missbraucht zu haben, wenn mein Nutzen diesem nicht klar war.
    Mir als Besitzer des Gehöfts (vor und nach der Renovierung) obliegt dabei in meinem Bild menschlicher Ethik am ehesten die Pflicht, auf diese Umstände auch hinzuweisen. Die Position des "oh, das hätte Dir aber klar sein müssen" schützt mich nicht vor der grundsätzlichen Einschätzung, jemanden missbraucht zu haben. Ich hatte die bessere Ausgangslage, also habe ich auch mehr "Verpflichtung", auf ein Missbrauch der eingebrachten Arbeit zu schauen.


    Missbrauch ist für mich also die Nutzung fremder Arbeit (ob nun finanziell, körperlich oder emotional), zu meinem wie auch immer gearteten Vorteil, ohne dass der, der diese Arbeit leistet, diesen Vorteil kennt.


    Hochachtungsvoll
    Mal Sehen