Wie praktiziert Ihr Mitgefühl ?


  • Aber muss man das noch technisch trennen? In der Praxis findet es entweder im Geist statt, oder nicht. Ohne Geist kein erkennen, kein verstehen,

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Geronimo:

    Aber muss man das noch technisch trennen? In der Praxis findet es entweder im Geist statt, oder nicht. Ohne Geist kein erkennen, kein verstehen,


    Wie gesagt, es werden im tib. Budd. mehrere Bewußtseinsebenen unterschieden, welche genau das sind kann ich gar nicht so genau sagen. Es sind andere Qualitäten. Gegenfrage: Warum soll es Sinn machen lediglich von einer Form von Bewußtsein zu sprechen ?


    (Ist evtl. etwas Off-T. unsere Diskussion zum Thema Geist, vielleicht macht es Sinn, ein neues Thema zu eröffnen ?)

  • Matthias65:
    Geronimo:

    Aber muss man das noch technisch trennen? In der Praxis findet es entweder im Geist statt, oder nicht. Ohne Geist kein erkennen, kein verstehen,


    Wie gesagt, es werden im tib. Budd. mehrere Bewußtseinsebenen unterschieden, welche genau das sind kann ich gar nicht so genau sagen. Es sind andere Qualitäten. Gegenfrage: Warum soll es Sinn machen lediglich von einer Form von Bewußtsein zu sprechen ?


    (Ist evtl. etwas Off-T. unsere Diskussion zum Thema Geist, vielleicht macht es Sinn, ein neues Thema zu eröffnen ?)


    Hmm, ich denke für ein neues Thema reicht es nicht ganz. Ich wollte eigentlich nur ein bisschen verdeutlichen warum ich mit Buddha-Natur nicht wirklich warm werde. Werden mir irgendwie zu viele falsche Vorstellungen geweckt. Denn es gab in den letzten 2500 Jahren nur einen Buddha, und viele Erwachte.

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  • Geronimo:

    Denn es gab in den letzten 2500 Jahren nur einen Buddha


    Woher willst Du das wissen ?

  • Matthias65:
    Geronimo:

    Denn es gab in den letzten 2500 Jahren nur einen Buddha


    Woher willst Du das wissen ?


    Weil nur Gotama zu Lebzeiten Buddha genannt wurde, keiner seiner Schüler.

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  • Zitat

    Das eine ist eben die (vom Glanz der Welt) verschüttete, das andere die vollkommen klare... Und alles was dazwischen liegt.


    Zitat

    Die klare Buddhanatur ist bereits in jedem Lebewesen vorhanden, sie wird "lediglich" verdunkelt durch unsere Geistesgifte.


    Sicher, dass Ihr nicht genau das gleiche sagt ;)


    Ich finde das Bild von den Wolken und dem klaren Himmel nicht schlecht. Wenn die Wolken den Himmel verdecken, ist das Strahlen der Sonne nicht zu sehen. Wir wissen aber alle, dass die Sonne dahinter noch da ist, auch wenn Wolken davor sind. Es macht schon Sinn, einen Himmel mit und ohne Wolken oder gar verschiedene Wolken zu differenzieren, solange wir uns in der Welt bewegen. Wenn wir wissen, dass Regen nicht nur trübe Sicht bedeutet, sondern auch Wachstum unserer Nahrung, dann freuen wir uns nicht nur über die Sonne, auch wenn diese zunächst mehr inspiriert. Aber es ist auch hilfreich, Gewitterwolken zu erkennen, um einem Sturm aus dem Weg zu gehen. Zu sagen: das ist alles der eine Himmel ist zwar richtig, aber nur philosophisch nützlich, nicht unbedingt dann, wenn ich ein Bauer bin, der sich um seine Ernte sorgt. Es bringt wenig, wenn der Philosoph und der Bauer sich darum streiten, wer die "richtige" Definition des Himmels hat. Beide haben recht. Und so mancher Bauer ist der größere Philosoph, aber das ist ein anderes Thema...


  • Doch, doch, wir sprechen alle von der gleichen Sache. Wir bevorzugen nur andere Bezeichnungen.

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  • Geronimo,
    wenn ein Schüler sich nicht Buddha nennen würde, würde das für Dich bedeuten, dass er nicht Erleuchtung erlangt hat ?
    Alles bloß eine Frage der Benennung ? Vielleicht war Jesus ja auch ein Buddha ? Wissen wir das genau ?

  • Matthias65:

    Geronimo,
    wenn ein Schüler sich nicht Buddha nennen würde, würde das für Dich bedeuten, dass er nicht Erleuchtung erlangt hat ?
    Alles bloß eine Frage der Benennung ? Vielleicht war Jesus ja auch ein Buddha ? Wissen wir das genau ?


    Erleuchtung, Nicht-Erleuchtung, Buddha, Nicht-Buddha, was soll's.


    Aber der eine Buddha, auf den alles zurückzuführen ist das sich heute Buddhismus nennt, der überstrahlt alle anderen Erwachten schon noch ein bisschen. Das merkt man allein daran schon, das wir 2500 Jahre später immer noch von ihm sprechen. Von allen anderen Erwachten spricht man schulübergreifend doch hauptsächlich Themen-bezogen.


    Aber versteh' mich nicht falsch, ich find' die auch super. Dogen, Bodhidharma, Milarepa, Shantideva, Ajahn Chah, Buddhadasa und wie sie alle heißen mögen. Ob sie nun vollkommen erwacht waren oder nicht kann ich heute sowieso nicht mehr nachprüfen.

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    Einmal editiert, zuletzt von Geronimo ()

  • An ihren Früchten erkennt man sie ja.
    Allerdings liegt das auch wieder ziemlich im Auge des Betrachters. Wer nix sehen will, sieht natürlich auch nix - und wer was sehen will, sieht vielleicht zu viel...

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Den Tibetern ist Buddha Shakyamuni der 4. historische Buddha dieses Zeitalters, in dem 1000 historische Buddhas erscheinen werden. Ein "historischer Buddha" ist nicht deswegen besonders, weil er erwachter sei als andere Buddhas, sondern weil er nach einer Zeit des Vergessens des Dharma der jeweils Erste sei, der das Rad des Dharma wieder neu in Gang gesetzt und somit eine neue Phase buddhistischer Kultur gestartet hat. Der nächste historische Buddha in diesem Sinne soll Maitreya sein, und auch zum 6. hat man schon Theorien... Da dazwischen aber immer eine Periode des Niedergangs oder des Vergessens liegt, ist uns Normalsterblichen immer nur der letzte historische Buddha bekannt. Als Begründer des Dharma in dieser Periode gilt ihm besondere Beachtung, aber kosmisch betrachtet ist er nur einer von sehr vielen auch in dieser Periode. Mal abgesehen davon, dass diese Rechnung wohl nur auf die Erde bezogen ist, und ein Buddha in seinem Wirken nicht auf dieses Staubkörnchen im All beschränkt sein muss.


    Wenn ein Buddha aus dem irdischen Feld hervorgeht, ist es nahliegend, dass ihre/seine mitfühlende Aktivität sich vor allem auf die Erde bezieht - immerhin hat er die Tücken dieses Daseinsbereichs besonders tiefgreifend durchleuchtet und kann daher auf eine immense Erfahrungsweisheit z.B. in Bezug auf den Umgang mit einem menschlichen Körper zurückgreifen. Vermutlich ist das damit gemeint, wenn gesagt wird dass ein Buddha vor seiner vollen Erleuchtung noch einmal eine menschliche Geburt durchlaufen muss. Obwohl er ein kosmisches Wesen ohne Einschränkungen ist, wird so deutlich, dass er einer von uns ist und weiss, wovon er spricht - und nicht irgend ein entrücktes ausserirdisches Wesen, das zwar die Geheimnisse des Kosmos kennt, aber nicht erfahren hat, was Schmerz ist und daher Mitgefühl nurmehr theoretisch aufbringen kann.

  • Das ist mir auch schon wieder ein bisschen zu weit hergeholt. Aber das sind nun mal Traditions-bedingte Dinge.

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  • Ich könnte mir auch vorstellen, dass es da im Sinne eine Gleichnisses darum geht, den eigenen Bezugspunkt zu verändern und eine größere Perspektive einzunehmen. Das allein ist oft schon sehr hilfreich, wenn man sich zu sehr auf etwas einschiesst... Ob es wahr ist oder nicht - wir können es hierjetzt eh nicht überprüfen... Nützlich finde ich es schon, so einen Blickwinkel zumindest als Gedankenexperiment ab und zu mal einzunehmen.

  • Matthias65:


    Hallo CD, meine Strategie ist eine andere: Wenn ich auf ein Rindvieh treffe, dann sage ich ihm auch nicht, dass er eins ist, ich meide jedoch seine Gesellschaft 8)


    Eben- Du bist ja auch nicht ich. Allerdings vergibst Du dann die Chance, eventuell zu erkennen, daß Du Dich mal geirrt hast und das Rindvieh gar keines ist... :P


    _()_ c.d.

    Tag für Tag ein guter Tag

  • Hi CD, nein, die Chance vergebe ich zunächst nicht, denn bevor ich jemanden überhaupt als "Rindvieh" bezeichne wünsche ich diesem Jemand, dass er glücklich sein möge und setze mich mit seiner Position auseinander.
    Bevor ich eine Tasse Tee verweiger muß vorher schon eine Menge passiert sein.
    Auch dann wünsche ich dem "Rindvieh" noch, dass er glücklich sein möge :D

  • Dann frage ich mich bei solch einer Vollkommenheit, wieso Du erst einen solchen thread eröffnest... :oops: Du scheinst ja ein Bilderbuch-Buddhist zu sein.
    _()_ c.d.

    Tag für Tag ein guter Tag

  • crazy-dragon:

    Dann frage ich mich bei solch einer Vollkommenheit, wieso Du erst einen solchen thread eröffnest... Du scheinst ja ein Bilderbuch-Buddhist zu sein.


    Verstehe ich nicht diese Bemerkung :roll:
    Bin weder vollkommen noch Bilderbuch-Buddhist.
    Dass man erst seinem Freund, dann einer neutralen Person, dann seinem Feind ("Rindvieh") wünscht, dass er/sie glücklich sein möge u.s.w. ist doch eine gängige Praxis.
    (Die 4 Unermäßlichkeiten).
    Auch wollte ich wissen wie IHR Mitgefühl praktiziert.

  • Matthias65:
    crazy-dragon:

    Dann frage ich mich bei solch einer Vollkommenheit, wieso Du erst einen solchen thread eröffnest... Du scheinst ja ein Bilderbuch-Buddhist zu sein.


    Verstehe ich nicht diese Bemerkung :roll:
    Bin weder vollkommen noch Bilderbuch-Buddhist.
    Dass man erst seinem Freund, dann einer neutralen Person, dann seinem Feind ("Rindvieh") wünscht, dass er/sie glücklich sein möge u.s.w. ist doch eine gängige Praxis.
    (Die 4 Unermäßlichkeiten).
    Auch wollte ich wissen wie IHR Mitgefühl praktiziert.


    Gerade hier, im buddhistischen Forum, braucht man überraschenderweise ein besonders dickes Fell haha. Aber das ist dann auch ein schönes Übungsfeld, auch wenn es vielleicht 2 oder 3 Anläufe braucht.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Seid gegrüßt.


    Mitgefühl ist für mich die Gabe sich in die Situation des Betroffenen hineinzuversetzen und zu verstehen, was dieser gerade durchmacht.
    Ziegen kann man es meiner Meinung nach nur, indem man sein Ohr schenkt und aufmerksam zuhört und Trost spendet.


    Ynko

  • Ynko:

    Ziegen kann man es meiner Meinung nach nur, indem man sein Ohr schenkt und aufmerksam zuhört und Trost spendet.


    Das finde ich, ist ein sehr guter Teilaspekt von Mitgefühl. Soweit ich weiß wird aktives Zuhören teilweise auch als "Rechte Rede" bezeichnet, ist also Teil des 8 fachen Pfades.
    Beim Trost spenden ist es wichtig Mitgefühl nicht mit Mitleid zu verwechseln.


    Ynko:

    Mitgefühl ist für mich die Gabe sich in die Situation des Betroffenen hineinzuversetzen und zu verstehen, was dieser gerade durchmacht.


    Hi Ynko, das ist für mich Empathie, kein Mitgefühl.

  • Ynko:

    Mitgefühl ist für mich die Gabe sich in die Situation des Betroffenen hineinzuversetzen und zu verstehen, was dieser gerade durchmacht.


    Hi Ynko, das ist für mich Empathie, kein Mitgefühl.[/quote]


    Also aus meiner Erfahrung ist genau das Mitgefühl. Nämlich sich bewusst sein was Leiden ist, wie es entsteht und vergeht, und sich deshalb bewusst sein das es dort wo Unwissenheit gibt, auch Leiden gibt.
    Was ist denn Mitgefühl sonst für dich?

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha

  • perpo:

    Ich wäre auch geneigt, Emphatie und Mitgefühl gleichzusetzen. Zumindest ist das eine ohne das andere nicht möglich, oder?


    Gleichsetzen ist vielleicht das falsche Wort - Empathie geht ohne Mitgefühl (im Buddhistischen Sinne), und Mitgefühl geht auch ohne Empathie!


    Empathie ist die Fähigkeit, hier und jetzt mitzuempfinden oder zu erspüren, was jemand anders fühlt. Diese Fähigkeit kann ich aber auch missbrauchen, z.B. indem ich den anderen austrickse, oder eine Schwäche des anderen ausschlachte für eigene Zwecke usw. Oder Empathie führt zu Mitleid statt Mitgefühl, so dass ich wegen meines eigenen Leids handlungsunfähig werden oder das Leid des anderen sogar noch vergrößere.


    Mitfühlend handeln kann ich auch, wenn ich mich blos erinnere, mich mal selbst so gefühlt zu haben, wie jemand sich gerade nach eigener Aussage fühlt - oder sogar ohne eine eigene Erfahrung dieses Gefühls zu haben, einfach weil ich verstehe: Diese Person leidet und ich möchte das bestmögliche Tun, was ich tun kann, um dieses Leiden zu beenden oder zu mildern.


    Dann ist Mitgefühl buddhistischen Sinne auch niemals blos auf das derzeitige Leid und dessen Milderung bezogen; im Idealfall lehrt man jemanden, sich selbst mit den Mitteln eines Buddha zu befreien und zu erleuchten.


    Es gibt den Ausdruck "wenn Mitgefühl sich zum Feind erhebt" (habe ich gelesen glaube ich im "Diamantlicht des gewöhnlichen Geistes") - z.B. falsch verstandenes Mitgefühl, Mitgefühl ohne Weisheit - kann sogar zum Feind der eigenen Praxis werden und man schadet sich selbst und anderen.


    Also kann Empathie zum Feind des Mitgefühls werden, und Mitgefühl geht zunächst mal komplett ohne Empathie. Ich würde aber sagen, dass die Praxis von Mitgefühl im Sinne eines Bodhisattva-Weges irgendwann Empathie als Siddhi mit sich bringt, selbst wenn man die Fähigkeit vorher nicht hatte, und zwar sobald man in Bodhicitta so gefestigt ist, dass man die Siddhis nicht für eigene Zwecke missbraucht.