Diskussion: "Buddhistische Wiedergeburt"

  • accinca:
    Maybe Buddha:

    Wenn du sagst für 1 Leben würde etwas Wellness reichen, kann man auch sagen für 2 Leben reicht etwas wellness (das Leben vom vorigen Leben ist ja eh vergessen). Nach deiner herangehensweise kann man sich ja dann komplett dem Buddhismus verweigern um in alle ewigkeit wiedergeboren zu werden und dann jedes Leben durch Wellness lebenswert zu machen.


    Leider hast du mich nicht verstanden.


    Ich versuch mich mal dran:
    Das Selbst ist eine übergeordnete Organisationsgröße, die nicht wiedergeboren wird. Dient eigentlich nur dem zweckmäßigen Zurechtkommen auf relativer Ebene Da reicht dann tatsächlich ein bißchen Wellness, damit es sich wohl fühlt. Dieses Selbst gibt es aber solange wir leben. Es gilt nur zu verstehen, dass unsere Vorstellung eines Selbst Illusion ist. Für diese Erkenntnis der Illusion wäre dann ein Verständnis des Dharma angebrachter als Wellness.

  • accinca:
    Maybe Buddha:


    Wie war es denn gemeint? Könntest du das genauer ausführen...?


    Ja, aber denke lieber selber nach.


    Ich weiss nicht wie es von dir gemeint war...

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha

  • "So ist es, ihr Brüder, allerdings fasse ich die vom Erhabenen verkündete Lehre dahin auf, daß es dieses unser Bewußtsein ist, welches im Kreislauf des Wandelseins beharrt, unveränderlich."


    Da nun wollten jene Mönche Sati den Mönch, den Sohn eines Fischers, von seiner verkehrten Meinung abbringen, wandten sich zu ihm, sprachen zu ihm, belehrten ihn: "Nicht also rede, Bruder Sati, den Erhabenen verbessere nicht, nicht ist es gut den Erhabenen zu verbessern, nicht kann der Erhabene solches gesagt haben. Auf mannigfaltige Weise, Bruder Sati, wurde die bedingte Natur des Bewußtseins vom Erhabenen erklärt: 'Ohne zureichenden Grund entsteht kein Bewußtsein.' "


    Wenn der Sati (wie hier behauptet) tatsächlich so ein verständiger Mönch
    gewesen wäre, der von einem unbeständigen Bewußtsein gesprochen hätte
    und nicht von einem ewigen, dann hätten die anderen Mönche ja wohl kaum
    Grund gehabt zu ihn von der bedingten Natur des Bewußtsein zu überzeugen.
    Schon das zeigt auf welch wackligen Füßen deine Interpretation steht.
    Und dann noch das verdrehen des Pali - text . Kann man doch selbst bei
    der PTS (https://mywebspace.wisc.edu/jr…BU/DL/majjhimanikaya.html)
    lesen: Bhagavatā dhammam desitam ājānāmi yathā tad - ev' idam
    vinnānam sandhāvati samsarati, anannan -it

  • Onda:

    einen Thread "Wiedergeburt: Übersetzungsfehler" eröffnen


    Hi Onda


    ich denke nicht, dass das immer Übersetzungfehler sind


    zum Beispiel hat der ehrwürdige Bhikkhu Bodhi früher pubbenivasa, so wie es in seiner Tradition üblich ist, mit 'frühere Wiedergeburten' übersetzt


    inzwischen, teils in der Samyutta & in der neu erschienen Anguttara Nikaya, hat er pubbenivasa übersetzt mit 'frühere Aufenthalte'


    ihm muss offenbar bei Stellen wie SN 22.79 klar geworden sein, dass 'frühere Wiedergeburten' (die in der MN angewandte Übersetzung) nicht immer passt; und selbst dann klammert es die Kamma-Wirkung 'in diesem Leben' aus & ist somit unzulänglich



    :)

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.



  • Du scheinst - wie eben Sati auch - nicht zu verstehen, daß "unbeständig" und "bedingt" nicht deckungsgleich sein müssen. Damals wie heute glauben ne Menge Leute, es gäbe so was wie einen sich wandelnden Wesenskern/Seele, die quasi "lernfähig" ist. Die Auffassung des Buddhas ist nun aber nun: in jedem Bestandteil "vielfältig" bedingt, nicht "aus nur einem", nicht nur "aus einem anderen" und nicht nur "aus diesen beiden", was nichts anderes heißt: nirgendwo ist "atta" zu finden. Das ist den Mönchen nämlich sofort aufgestoßen.
    Wäre anicca und anatta/paticcasamuppada nicht zwei verschiedene Aspekte, hätte er diese beiden nicht auf zwei Wesensmerkmale verteilen müsssen.
    Weiter blendest Du auch hier wieder aus, daß der Buddha bei Sati nachhakt und fragt, was das Wesensmerkmal des von ihm vorgestellten Bewußtseins ist, und da antwortet Sati nicht etwa "unveränderlich" sondern "erntet die Früchte der Taten aus füheren Leben". Und das ist schon deshalb Quatsch, weil damit "vielfältige Bedingtheit" verletzt wird.



    accinca:

    Und dann noch das verdrehen des Pali - text . Kann man doch selbst bei
    der PTS (https://mywebspace.wisc.edu/jr…BU/DL/majjhimanikaya.html)
    lesen: Bhagavatā dhammam desitam ājānāmi yathā tad - ev' idam
    vinnānam sandhāvati samsarati, anannan -it


    Was soll das heißen, "verdrehter Pali-Text"? Das steht so auf palikanon.com. Gleichlautend in vielen anderen Quellen. Ich hab keine Ahnung, warum Du nun ein 100 Jahre altes Buch rauskramst. Inzwischen hat sich manches geändert, beispielsweise, daß in die Romanisierungen nicht jeder nach Gutdünken zusätzliche Satzzeichen (und damit eine eigeneTextinterpretation) einfügen darf, in den nichtromanisierten Fassungen sind diese Zeichen allesamt nicht vorhanden.


    Aber sei's drum, nehmen wir mal kurz an, man liest "tad ev' idam", da müßte man es demonstrativ-pronomial (tam (tad)/ idam) aber keinesfalls dürfte man es adjektivisch übersetzen. Falls der Unterschied nicht klar sein sollte: adjektivisch würde eine Eigenschaft des Beschriebenen bezeichnen, z.B. "ewig" / "unveränderlich", pronominal wird aber nur auf etwas Spezielles ("So Gesaltetes") in seiner Gesamtheit hingewiesen, darauf gezeigt, es so (statt eines Namens) bezeichnet - hier würde man dann "diesjeniger" o.ä. sagen müssen, was aber wie gesagt keinerlei Beschreibung einer Eigenschaft ist. Letztendlich kommt nicht viel anderes raus als bei meiner Lesart, es wird auch bei mir nur auf ein "so Geformtes" hingewiesen - was Du und andere da unter Vernachlässigung der Grammatik reinprojezieren, steht da aber nicht.

  • accinca:

    Wie kann man nur dermaßen die Lehre verdrehen.


    :lol: Ein Satz, ein Hieb. :lol:


    Meister Dschau - dschou wurde gefragt:"Wenn man einen Bettler trifft, was sollte man ihm geben ?"
    Er antwortete: "Es fehlt ihm nicht das Geringste".

  • bel:

    ...


    Ich muss sagen, auf der einen Seite finde ich das wirklich beeindruckend wie gut du dein Handwerkszeug beherrschst, auf der anderen Seite jedoch weiß ich nicht wie zielführend das noch ist, welchen weiteren konkreten Nutzen es für die eigene Praxis, den 8fachen Pfad, noch haben kann.


    Ich fände es ganz schön wenn du kritische Passagen mal in Gänze sinngemäß übersetzen könntest, da ich gestehen muss das ich von deinen beeindruckenden aber hochtechnischen Ausführungen eigentlich kein Wort verstehe. Die fragmenthaften Hinweise das dieses Wort mit diesem Zeichen doch eher so und jenes Wort mit jenem Zeichen doch eher so zu verwenden sind helfen meinem Verständnis bis hierhin nicht wirklich weiter.


    Auch sehe ich persönlich, z.B., keine wirkliche Notwendigkeit darin, zwischen "frühere Aufenthalte" und "Wiedergeburt" einen so großen Unterschied zu machen. Je nach Perspektive besagen, meiner Ansicht nach, beide das gleiche. Eine veränderte Wortwahl mag dem einen oder anderen vielleicht hier und da etwas besser auf die Sprünge helfen, aber den Sinn verändert es nicht.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Geronimo:

    Auch sehe ich persönlich, z.B., keine wirkliche Notwendigkeit darin, zwischen "frühere Aufenthalte" und "Wiedergeburt" einen so großen Unterschied zu machen. Je nach Perspektive besagen, meiner Ansicht nach, beide das gleiche. Eine veränderte Wortwahl mag dem einen oder anderen vielleicht hier und da etwas besser auf die Sprünge helfen, aber den Sinn verändert es nicht.


    Das sind ja auch Nebelkerzen.

  • accinca:
    Geronimo:

    Auch sehe ich persönlich, z.B., keine wirkliche Notwendigkeit darin, zwischen "frühere Aufenthalte" und "Wiedergeburt" einen so großen Unterschied zu machen. Je nach Perspektive besagen, meiner Ansicht nach, beide das gleiche. Eine veränderte Wortwahl mag dem einen oder anderen vielleicht hier und da etwas besser auf die Sprünge helfen, aber den Sinn verändert es nicht.


    Das sind ja auch Nebelkerzen.


    Wozu? Gibt doch nichts zu gewinnen dabei.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Geronimo:


    Auch sehe ich persönlich, z.B., keine wirkliche Notwendigkeit darin, zwischen "frühere Aufenthalte" und "Wiedergeburt" einen so großen Unterschied zu machen.


    Eine korrekte Übersetzung ist die Voraussetzung für ein korrektes Verständnis. Offenere/andere Begriffe lassen Raum für offenere/andere (ggf. metaphorische) Deutungen. Die verschiedenen problematischen Aspekte des Wiedergeburtskonzeptes - insbesondere vor dem Hintergrund des anatta-Konzeptes - wurden ausführlich beleuchtet. Aus den Ausführungen von bel ergibt sich, dass das Konzept von Wiedergeburt oftmals in die Texte hineingelesen wurde sie also stark interpretierend übersetzt wurden.


    Onda

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

  • "Solchen Gemütes, innig, geläutert, gesäubert, gediegen, schlackengeklärt, geschmeidig, biegsam, fest, unversehrbar, richtete ich das Gemüt auf die erinnernde Erkenntnis früherer Daseinsformen. Ich erinnerte mich an manche verschiedene frühere Daseinsform, als wie an ein Leben, dann an zwei Leben, dann an drei Leben, dann an vier Leben, dann an fünf Leben, dann an zehn Leben, dann an zwanzig Leben, dann an dreißig Leben, dann an vierzig Leben, dann an fünfzig Leben, dann an hundert Leben, dann an tausend Leben, dann an hunderttausend Leben, dann an die Zeiten während mancher Weltenentstehung, dann an die Zeiten während mancher Weltenvergehungen, dann an die Zeiten während mancher Weltenentstehungen - Weltenvergehungen. 'Dort war ich, jenen Namen hatte ich, jener Familie gehörte ich an, das war mein Stand, das mein Beruf, solches Wohl und Wehe habe ich erfahren, so war mein Lebensende; dort verschieden trat ich anderswo wieder ins Dasein: da war ich nun, diesen Namen hatte ich, dieser Familie gehörte ich an, dies war mein Stand, dies mein Beruf, solches Wohl und Wehe habe ich erfahren, so war mein Lebensende; da verschieden trat ich hier wieder ins Dasein.' So erinnerte ich mich mancher verschiedenen früheren Daseinsform, mit je den eigentümlichen Merkmalen, mit je den eigenartigen Beziehungen. Dieses Wissen, ihr Mönche, hatte ich da in den ersten Stunden der Nacht als erstes errungen, das Nichtwissen zerteilt, das Wissen gewonnen, das Dunkel zerteilt, das Licht gewonnen, als ich in so ernstem, eifrigem, heißem Mühn verweilte.


    "Solchen Gemütes, innig, geläutert, gesäubert, gediegen, schlackengeklärt, geschmeidig, biegsam, fest, unversehrbar, richtete ich das Gemüt auf die Erkenntnis des Verschwindens - Erscheinens der Wesen. Mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, über menschliche Grenzen hinausreichenden, sah ich die Wesen dahinschwinden und wiedererscheinen, gemeine und edle, schöne und unschöne, glückliche und unglückliche, ich erkannte wie die Wesen je nach den Taten wiederkehren.
    (M 19)


    Und das funktioniert sogar ohne "atta" :)


    Dvedhāvitakkasuttaṃ


    Wie würdet ihr dies übersetzen?


    ()

  • Onda:
    Geronimo:


    Auch sehe ich persönlich, z.B., keine wirkliche Notwendigkeit darin, zwischen "frühere Aufenthalte" und "Wiedergeburt" einen so großen Unterschied zu machen.


    Eine korrekte Übersetzung ist die Voraussetzung für ein korrektes Verständnis. Offenere/andere Begriffe lassen Raum für offenere/andere (ggf. metaphorische) Deutungen. Die verschiedenen problematischen Aspekte des Wiedergeburtskonzeptes - insbesondere vor dem Hintergrund des anatta-Konzeptes - wurden ausführlich beleuchtet. Aus den Ausführungen von bel ergibt sich, dass das Konzept von Wiedergeburt oftmals in die Texte hineingelesen wurde sie also stark interpretierend übersetzt wurden.


    Onda


    Das mag ja alles sein, aber das bleibt dennoch erst einmal alles Wissen aus zweiter Hand. Egal wie grandios man die Überlieferungen auch übersetzt.


    Selbst der beste Reisebericht bringt mich nicht in die Karibik (mein bevorzugtes Ziel), das können nur Flugzeug oder Schiff. Die theoretischen Abhandlungen sind nett und anfänglich auch nützlich um die Richtung vorzugeben, aber der Weg muss dann auch gegangen werden, und dann ersetzt direkte Erkenntnis und unmittelbares Wissen jedwede Ansicht und Meinung.


    Axel Benz mag das für Illusion halten, aber meine Erfahrung und die vieler anderer über viele Jahrtausende ergibt ein anderes Bild.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Geronimo:

    Axel Benz mag das für Illusion halten, aber meine Erfahrung und die vieler anderer über viele Jahrtausende ergibt ein anderes Bild.


    Hast du die Wahrheit der Wiedergeburt persönlich mit dem göttlichen Auge geschaut?
    Onda

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

  • ist das die wahrheit?
    ich sehe das ganz viel herzblut in die unzähligen postings geflossen ist.


    respekt und achtung denen die so viel investieren.
    spielt das eine rolle wer recht hat?


    liebe unbekannte grüße
    euh


    meine zeit war kurz bei euch, dennoch danke für alles

  • Onda:
    Geronimo:

    Axel Benz mag das für Illusion halten, aber meine Erfahrung und die vieler anderer über viele Jahrtausende ergibt ein anderes Bild.


    Hast du die Wahrheit der Wiedergeburt persönlich mit dem göttlichen Auge geschaut?
    Onda


    Nö, noch nicht, aber viele andere Dinge die dem Denken unerschlossen bleiben. Das merke ich immer wieder, wenn ich die Sammlung vernachlässige.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Geronimo:
    bel:

    ...


    Ich muss sagen, auf der einen Seite finde ich das wirklich beeindruckend wie gut du dein Handwerkszeug beherrschst, auf der anderen Seite jedoch weiß ich nicht wie zielführend das noch ist, welchen weiteren konkreten Nutzen es für die eigene Praxis, den 8fachen Pfad, noch haben kann.


    Für meine Pfadpraxis ist nur von Bedeutung, wie ich mit den Texten auseinandersetze, wie es auch nur von Bedeutung ist, wie ich sitze, esse, arbeite usw, und nicht wichtig ist für mich, daß ich etwas Bestimmtes tue, oder was dabei "herauskommt".


    Geronimo:

    Ich fände es ganz schön wenn du kritische Passagen mal in Gänze sinngemäß übersetzen könntest, da ich gestehen muss das ich von deinen beeindruckenden aber hochtechnischen Ausführungen eigentlich kein Wort verstehe. Die fragmenthaften Hinweise das dieses Wort mit diesem Zeichen doch eher so und jenes Wort mit jenem Zeichen doch eher so zu verwenden sind helfen meinem Verständnis bis hierhin nicht wirklich weiter.


    Das ist bedauerlich, aber ich kann dem Eindruck nicht abhelfen. Wenn Du liest, dann übersetze ich die zur Diskussion stehenden Sätze schon sinngemäß und vor allem zeige ich, welche unterschiedlichen Bedeutungen aus der unterschiedlichen Übersetzung folgen, ich weiß wirklich nicht, was da z.B beim vorliegenden Beispiel noch an Wünschen offengeblieben ist, falls doch, einfach melden, ich versuche es dann noch einmal. Für eine Übersetzung längerer Passagen oder gar ganzer Sutta hab ich einfach keine Zeit, ich hab das zwar auch schon gemacht, aber ich komm dabei derart in Konflikt mit meinen Ansprüchen an diese Arbeit und anderen Sachen, die ich auch noch zu tun habe (oder wovon ich weiß, daß ich sie lieber lassen sollte), daß ich vorerst davon Abstand nehme.


    Geronimo:

    Auch sehe ich persönlich, z.B., keine wirkliche Notwendigkeit darin, zwischen "frühere Aufenthalte" und "Wiedergeburt" einen so großen Unterschied zu machen. Je nach Perspektive besagen, meiner Ansicht nach, beide das gleiche. Eine veränderte Wortwahl mag dem einen oder anderen vielleicht hier und da etwas besser auf die Sprünge helfen, aber den Sinn verändert es nicht.


    Nun ja, auch dem kann ich nicht abhelfen, ich bin sogar bereit zugestehen, daß es in einer isolierten Passage und unter Umständen keine Rolle spielen muß, aber solche Fälle sind eigentlich nicht mein Thema, wenn ich mir etwas näher anschaue, dann sind das idR Sachen, bei denen die Wortwahl von Bedeutung ist.
    Man muß sich einfach vor Augen halten, daß, wenn wir Übersetzungen lesen, egal von welchem Übersetzer, dessen Verständnis, sowohl vom Topic, als auch von Sprache insgesamt mitrezipieren, und, wenn wir das ungeprüft akzeptieren, sich seiner personellen Autorität unterwerfen und diese anstelle des Textes selbst setzen.
    Wenn man aber will, kann man dem mit relativ einfachen Mitteln abhelfen: das Wichtigste ist, ein freundliches Verhältnis zur eigenen Muttersprache einzunehmen bzw aufbauen, einfach mal wahrzunehmen, an welchen Nuancen in Wortwahl und Satzbau sich da Bedeutungsunterschiede festmachen - das ist in Pali überhaupt nicht anders, dann: sein eigenes Verständnis von deutschen Begriffen nicht über den Inhalt der Pali-Begriffe zu stülpen.
    Ach ja, sich noch mal ehrlich zu fragen, wieso man das eigentlich alles machen sollte, welche Bedeutung man den Texten zuordnet. Wenn man sie für autoritativ hält, also für das Wort Buddhas selbst, dann kann man nicht kritisch genug mit Übersetzungen umgehen - mir scheint aber, daß man bei Jenen diese Haltung paradoxerweise am geringsten ausgeprägt ist.


    Was mich betrifft, ich entspreche da einfach einem Merkmal meiner Schule, vielleicht sogar besonders meiner direkten Linie: Mann kann das eine tun, ohne das andere zu lassen. Wir können uns sehr wohl ganz den Worten widmen, weil dies eine natürliche Form unserer Verbindung untereinander ist, was nicht heißt, wir würden die Übungen vernachlässigen, die ganz ohne Worte auskämen - ganz im Gegenteil, die Außensicht ist ja eher, daß wir nur auf dem Kissen hocken würde. Stimmt schon, wie die Geschichte zeigt, notfalls kommen wir auch über Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte ohne bestimmte Worte aus, ohne Suttapitaka und sogar ohne das umfängliche Schriftenwerk unseres eigenen Ordens-Gründers :lol:

  • geronimo:

    Zitat

    Selbst der beste Reisebericht bringt mich nicht in die Karibik (mein bevorzugtes Ziel), das können nur Flugzeug oder Schiff. Die theoretischen Abhandlungen sind nett und anfänglich auch nützlich um die Richtung vorzugeben, aber der Weg muss dann auch gegangen werden, und dann ersetzt direkte Erkenntnis und unmittelbares Wissen jedwede Ansicht und Meinung.


    Chapeau, so ist es. Und man sollte nicht glauben, daß das immer blitzartig ( irgendwann mal ) geschieht.
    Geistesentfaltung gleicht eben dem Wachsen des Lotus, erst unter Wasser, dann aus der Trübheit hinaus.
    Wenn die Sammlung fest ist und geübt wird, entfalten sich seine Blätter- im Licht , mit dem Licht.


  • Sukha:

    richtete ich das Gemüt auf die erinnernde Erkenntnis früherer Daseinsformen


    Sukha:

    Wie würdet ihr dies übersetzen?


    Hi Sukha.


    Was die Übersetzung angeht, würde ich 'frühere Aufenthalte' übersetzen, weil 'Aufenthalt' oder 'Behausung' der tatsächlichen Bedeutung von nivāsaṃ am nächsten kommt.


    Nevāsika heißt Einwohner, Einheimischer, Insasse, und nivāsaṃ kommt ethymologisch nah an die Bedeutung von 'Haus', zB Geburt in ein 'königliches Haus'. Man würde kaum sagen 'königliche Daseinsform'. Das passt auch zu Buddhas Ausspruch "dieses Haus wird nicht mehr errichtet".

    Was den Kontext & die nicht vorhandene genaue Erläuterung des Vorgangs angeht, steht hier das Tor für Papanca zunächst weit offen.


    Der Kontext ist, dass dieses 1. Wissen der drei Wissen (tevijja) meist genannt wurde, um Brahmins oder Brahmanensöhne (welche die drei Vedas - drei Wissen - verehrten, und von denen einige Bhikkhus wurden) zu beeindrucken.


    Die genaue Erläuterung des Vorgangs ist in SN 22.79 enthalten:



    :)

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • Geronimo:

    Selbst der beste Reisebericht bringt mich nicht in die Karibik (mein bevorzugtes Ziel), das können nur Flugzeug oder Schiff. Die theoretischen Abhandlungen sind nett und anfänglich auch nützlich um die Richtung vorzugeben, aber der Weg muss dann auch gegangen werden, und dann ersetzt direkte Erkenntnis und unmittelbares Wissen jedwede Ansicht und Meinung.


    Hi Geronimo


    Karibik ist schön (für Touristen), aber das Reiseziel der Buddhas ist Nibbana & der Weg ist der Edle Achtfache Weg.


    Wiedergeburts-Fantasien hingegen sind nicht "unmittelbares Wissen", sondern optional.


    Nicht alle Arahants haben Superkräfte wie das himmlische Auge (dibbacakku).


    Grüße


    :)

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • Ein paar Gedankensplitter zur Wiedergeburt…


    Ich meine, es handelt sich hier zunächst um die Frage: Gibt es etwas nach dem Tod? Ich habe Zweifel, dass diese Antwort eine Autorität geben kann, ein erleuchteter Meister oder eine philosophische oder buddhistische Theorie. Nicht wirklich.


    Eine solche Überzeugung, zwar die Antwort „Ja“, die dem intellektuellen Hin und Her bedingungslos standhält, ist sehr persönlich, denke ich. Ich glaube auch, dass sie nicht auf eine Theorie aufbaut und nicht angefüllt ist mit Wissen. Man bäckt kein Konstrukt aus Geist-Philosophie und verschreibt sich ihr mit Haut und Haar. Funktioniert nicht.


    Vielleicht nehmen manche Menschen diese Überzeugung aus der Kindheit mit, andere treffen sie mit dem Herzen und wieder andere begegnen ihr im Moment größter Verzweiflung. Ich glaube, es gibt dafür kein Rezept und keine Methode. Ist jedoch dieses „Ja“ geschafft, so ist, was die Metaphysik betrifft, beinahe alles geschafft. Meine Meinung.


    Erst nachdem man dieses Wesentliche für sich erkannt hat, haben die Fragen, die so beschäftigen, wirklichen Sinn, finde ich. Hat dieses Etwas was mit „Geist“ zu tun oder nicht, ist es persönlich oder unpersönlich, kommt es gar zu einer Wiedergeburt oder existiert vielleicht doch das Himmelreich?


    Mein persönliches „Ja“ auf die ursprüngliche Frage erlebe ich als Freude und Befreiung. Freilich interessiert es mich besonders, die Meinungen der buddhistischen Meister zu hören und darüber nachzudenken. Doch es irritiert mich keineswegs, wenn beispielsweise ein Christ von seiner Seele spricht (was immer er persönlich darunter versteht…), im Gegenteil, denn ich höre sein „Ja“!
    (Sofern mir seine sonstige Weltanschauung nicht auf den Sack geht…)


  • Naja, zum einen reden wir ja hier nur, wir unterhalten uns. Auf solch einer Basis kann man ebend nur mit Sprache arbeiten und das diese im Endeffekt unzureichend ist, sollte mittlerweile jedem hier klar sein.
    Ausserdem beruht diese Unterhaltung ja beidseitig nur auf Worten, also Interpretationen der Texte.
    Hier wird ja erstmal nur geklärt, wie dieses und jenes geschriebene zu verstehen ist.


    Und als allerletztes: Gehst du davon aus das jeder hier nur theoretisch spricht und nicht auch aus eigener Erkenntnis? Die Dinge die der Buddha beschreibt sind ja nachvollziehbar, wenn man denn soweit ist vom Erkenntnis-/Weisheitsstand. Und vielleicht sind ja einige hier so weit in ihrer Weisheit fortgeschritten, das sie die Aussagen des Buddha wissentlich, erkennend und durchschauend nachvollziehen können und hier darüber diskutieren...

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha


  • Häng' dich doch nicht daran auf. Es war ein Gleichnis. Ich habe darüberhinaus auch keine Wiedergeburtsfantasien.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • bel:

    ...Stimmt schon, wie die Geschichte zeigt, notfalls kommen wir auch über Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte ohne bestimmte Worte aus, ohne Suttapitaka und sogar ohne das umfängliche Schriftenwerk unseres eigenen Ordens-Gründers :lol:


    Ja, das ist bei der Lehre des Buddha eben anders.
    Ohne den Buddha und seine Lehre würde es das nicht geben.