Säkularer Buddhismus - Was ist das?

  • mukti:

    Wie steht der "säkulare Buddhismus" eigentlich zum Vinaya, dem Regelwerk der Mönche?


    Auch hier wieder, lieber mukti: wer sollte (zentral) darüber bestimmen, welche Meinung der einzelne säkulare Buddhist zum Vinaya hat?
    Deshalb bloß meine persönliche Meinung: Da ich einmal davon ausgehe, dass der säkulare Buddhismus selber keine monastischen Ordensstrukturen entwickeln wird, sollte er sich nicht in die Ordensregeln, die andere einhalten, einmischen.

  • Kusala:
    Jikjisa:

    guck mal:ist überarbeitet worden: http://de.wikipedia.org/wiki/Bojjhanga


    Hier kannst Du es ausführlicher nachlesen.
    Auch erschienen im Buddhistischen Studienverlag "Form ist Leere - Leere Form" (Band 4)


    was steht in band 1-3 ?



    au wei kusala; diese praktischen anleitungen und interpretationen gibt satinanda e.v. auf Saṃyutta-Nikāya 46.51 ?
    bzgl. gesetzesergründung ?:


    Zitat

    Oft stößt man dabei an Grenzen des eigenen Denkens und die Gedanken drehen sich immer wieder im Kreis. Dann hilft manchmal ein geduldiges Ruhenlassen des Denkens, so lange, bis man erkennt: "Ja, genau so ist es." Des Weiteren ist es von Vorteil, sich jederzeit ethisch korrekt zu verhalten, denn nur mit einem beruhigten Geist (kein "schlechtes" Gewissen) ist man in der Lage, Wissen zu erlangen und nicht Verblendungen anheim zu fallen, auf Irrwege zu gelangen. Das heißt, nicht nur durch Lesen und (Auswendig-) Lernen der Lehrreden des Pālikanon (Vinaya, Sutten und Abhidhamma) erreicht man analytisches Wissen (Wissensbildung), sondern nur in der Kombination Lesen, Lernen, Nachdenken, Analysieren, Diskutieren, In-Frage-Stellen. Man versucht, das Gelesene bzw. Gehörte zu verstehen (wann, zu wem wurde was gesagt, welche Umstände führten eben dazu, usw.). Und in der Meditation versucht man, mit Achtsamkeit ALLES zu durch-schauen (vi-passanā), und nicht länger - wie die meisten Menschen - alles nur an-zuschauen.


    Dazu folgendes Zitat aus dem Saṃyutta-Nikāya 46.51:


    Was aber, ihr Mönche, ist die Nahrung, um das noch nicht erschienene Erwachungsglied Lehrergründung erscheinen und das erschienene sich weiter entfalten und reif werden zu lassen? Es gibt, ihr Mönche, heilsame und unheilsame Dinge, tadelhafte und untadelige Dinge, niedere und erlesene Dinge, es gibt Dinge mit dem Gegensatz von Dunkel und Hell: was dabei an gründlicher Aufmerksamkeit sich ausbreitet, das ist die Nahrung, um das noch nicht erschienene Erwachungsglied Lehrergründung erscheinen und das erschienene sich weiter entfalten und reif werden zu lassen. Was aber ist, ihr Mönche, der Nahrungsentzug für das Erscheinen des noch nicht erschienenen Erwachungsgliedes Lehrergründung und für Entfaltung und Reifwerden des erschienenen? Es gibt, ihr Mönche, heilsame und unheilsame Dinge, tadelhafte und untadelige Dinge, niedere und erlesene Dinge, es gibt Dinge mit dem Gegensatz von Dunkel und Hell: dazu keine Aufmerksamkeit ausbilden, das ist jener Nahrungsentzug für das Erwachungsglied Lehrergründung.


    ein großes geisthemmnis setzen ( staub der welt in die augen streuen ) ist so ein vorgehen.


    mir genügen die üblichen kurzdefinitionen unter palikanon.com völllig. die wörter sind eindeutig genug.
    die fragen hat die zeit gelöst ( JKZenji ) .

  • Merkur-Uranus:
    mukti:

    Wie steht der "säkulare Buddhismus" eigentlich zum Vinaya, dem Regelwerk der Mönche?


    Den Säkularen Buddhismus kann man sich als ein gerade stattfindendes Konzil vorstellen. In vielen Teilen der Welt diskutieren gerade buddhistisch Praktizierende darüber, wie ein westlicher Buddhismus aussehen könnte - was es bedeutet, ihn zu säkularisieren und ob bei diesen Prozess die Essenz des Buddhismus heraus geschält werden kann - oder ob er vielleicht verloren gehen könnte.


    Ein Konzil hat gewöhnlich den Zweck einen Lehrplan festzulegen. Wenn der "säkulare Buddhismus" die Diskussion über die Möglichkeit eines säkularen Kanon für den Westen ist, dann ist er in diesem Sinne kein Konzil, sondern eine weltweite Diskussion von Praktizierenden ob ein solches Konzil stattfinden könnte.


    Er ist die Diskussion darüber, ob die endgültige Klärung von Zweck und Methode des Buddhismus möglich ist, oder ob es ein offener, experimenteller Prozess bleibt wie die westliche Wissenschaft, die Forschungsergebnisse aufzeichnet und Hypothesen entwirft. Damit wäre der "säkulare Buddhismus" das Sammeln von Forschungsergebnissen und Hypothesen.


    Eine Hypothese ist eine Aussage, deren Gültigkeit man für möglich hält, die aber nicht bewiesen oder verifiziert ist. Wer behauptet, Dinge wie Götter, Geister, andere Welten und der Geburtenkreislauf sind Wahrheiten die für alle Mensch gelten, ist Dogmatiker.
    Wer behauptet, die Nichtexistsenz von Göttern, Geistern, anderen Welten und des Geburtenkreislaufes ist eine Wahrheit die für alle Menschen gilt, ist ebenfalls Dogmatiker.


    Der Palikanon ist das Ergebnis von Mönchskonzilen, ein säkularer Kanon wäre das Ergebnis von Konzilen mit festgelegten Bedingungen für die Teilnehmer. Der Palikanon ist eine Sammlung von verifizierbaren Forschungsergebnissen und Hypothesen, Aussagen die möglich sind. Ein säkularer Kanon wäre die Sammlung von Forschungsergebnissen und Hypothesen, Aussagen die möglich sind. Die Hypothesen würden sich darin unterscheiden, dass sie unter verschiedenen Voraussetzungen aufgestellt wurden. Das ist alles.


    Aber einstweilen ist der "säkulare Buddhimus" ja nicht kanonisiert. Ich glaube nicht dass ein solches Konzil stattfinden kann, weil die Voraussetzungen zur Hypothesenbildung sehr vielfältig sind. Es ist auch nicht nötig alle möglichen Hypothesen zu sammeln, man kann sie im Informationszeitalter überall nachlesen. Und es müssten dann ständig Konzile stattfinden, weil es ständig neue Forschungsergebnisse und neue Hypothesen gibt. Es bleibt ein offener Prozess, weil das dem westlichen Wissenschaftverständnis entspricht. Der säkulare Buddhismus ist und bleibt meines Erachtens ein offener Prozess mit vielen Lehrmeinungen, von denen sich einige unreflektiert durchsetzen werden um die Gestalt von Dogmen anzunehmen, wie das eben in der westlichen Wissenschaft stattfindet, aber nicht nur dort, sondern auch in Religion und Philosophie.


    Schöne Grüße,
    mukti

  • mukti:

    Der säkulare Buddhismus ist und bleibt meines Erachtens ein offener Prozess mit vielen Lehrmeinungen, von denen sich einige unreflektiert durchsetzen werden um die Gestalt von Dogmen anzunehmen, wie das eben in der westlichen Wissenschaft stattfindet, aber nicht nur dort, sondern auch in Religion und Philosophie.


    Schöne Grüße,
    mukti


    Gute Erfassung, wie ich finde. Niemand sagt, dass der Säkulare Buddhismus nicht auch seine Schattenseiten hat.

  • mukti:

    Wie steht der "säkulare Buddhismus" eigentlich zum Vinaya, dem Regelwerk der Mönche?


    Auch meine Meinung dazu: Ich vermute, daß im säkularen Buddhismus auch Strukturen entstehen, in denen sich Menschen organisieren werden, die sich der Lehre (und der säkularen Weiterentwicklung der Lehre) so verbunden fühlen, daß sie dies auch äußerlich deutlich machen möchten. Ich weiß immer noch nicht, ob zB. Triratna zum sB gehört, aber da gibt es so etwas schon. http://www.triratna-buddhismus.de/triratna/der-orden.html


    Und solche Strukturen werden Regeln haben/entwickeln, die dabei die reiche Tradition des Vinaya berücksichtigen und die Tatsache, daß dieser vor 2.500 Jahren unter vollkommen anderen gesellschaftlichen Bedingungen entstanden ist. Man darf gespannt bleiben.


    Beispiel: Ich kann mir mit aller meiner lebhaften Fantasie nicht vorstellen, daß heute ein säkularer Orden etwa unterschiedliche Behandlung von männlichen oder weiblichen Ordinierten akzeptieren wird.


    ------------------------
    Und, wie halten es die traditionellen Orden selbst mit dem ursprünglichen Inhalt des Vinaya? Es gibt auch hier eine Anpassung an veränderte Verhältnisse.


    Zitat

    23. Es gibt solche Heilmittel, die kranke Bettelmönche einnehmen dürfen, nämlich: Butteröl (Ghī), Butter, Öl, Honig, Melasse. Wenn man diese <Heilmittel> entgegengenommen hat, darf man sie für höchstens sieben Tage94 aufbewahren95 und benutzen. Überschreitet man diese <Frist>, muß man <diese Heilmittel> aushändigen und dafür sühnen.


    Nissaggiyā pācittiyā-dhammā (Die Seide) 23


    Natürlich nehmen buddhistische Mönche heute moderne chemische Medizin und niemand hat deswegen ein schlechtes Gewissen oder meldet es als Vergehen bei der Befragung.




    Zitat

    5. Welcher Bettelmönch auch immer sich mit einer nicht-hochordinierten Person mehr als zwei oder drei Nächte {in derselben Unterkunft} [108] zusammen niederlegt, muß dafür sühnen.


    6. Welcher Bettelmönch auch immer sich mit einer Frau {in derselben Unterkunft} [108] zusammen niederlegt, muß dafür sühnen.


    Pācittiyā-dhammā (Die Lüge) 5 und 6


    Natürlich zieht der Dalai Lama bei seinen langen Vortragsreisen nicht alle 2 Tage in ein neues Hotel, nur um nicht mit nicht-ordinierten länger unter einem Dach zu schlafen und wenn er irgendwo eincheckt wird auch nicht geprüft, ob möglicherweise in anderen Räumen eines Hotels Frauen schlafen.


    Zitat

    57. Welcher Bettelmönch auch immer innerhalb von weniger als einem halben Monat <mehr als einmal> badet, außer zur richtigen Gelegenheit, muß dafür sühnen. Hier ist die richtige Gelegenheit: Die letzten eineinhalb Monate des Sommers und der erste Monat der Regenzeit - somit sind diese zweieinhalb Monate eine Gelegenheit von <Sommer-> Hitze und eine Gelegenheit von Vorregenhitze [138]. Eine Gelegenheit von Krankheit, eine Gelegenheit von Arbeit, eine Gelegenheit einer langen Reise, eine Gelegenheit von {staubigem} [139] Wind oder Regen. Dies ist hier die richtige Gelegenheit [140].


    Pācittiyā-dhammā (Das Trinken von Alkohol) 57


    Natürlich duschen die meisten Mönche heute täglich unabhängig von der Jahreszeit oder Reisetätigkeit





    und so weiter, und so weiter.

    Einmal editiert, zuletzt von fotost ()

  • mukti:

    Ein Konzil hat gewöhnlich den Zweck einen Lehrplan festzulegen. Wenn der "säkulare Buddhismus" die Diskussion über die Möglichkeit eines säkularen Kanon für den Westen ist, dann ist er in diesem Sinne kein Konzil, sondern eine weltweite Diskussion von Praktizierenden ob ein solches Konzil stattfinden könnte.


    Er ist die Diskussion darüber, ob die endgültige Klärung von Zweck und Methode des Buddhismus möglich ist, oder ob es ein offener, experimenteller Prozess bleibt wie die westliche Wissenschaft, die Forschungsergebnisse aufzeichnet und Hypothesen entwirft. Damit wäre der "säkulare Buddhismus" das Sammeln von Forschungsergebnissen und Hypothesen.


    Da Konzilien im allgemeinen Sprachempfinden eine religiöse Veranstaltung sind, wird der sB keine kennen - bestenfalls Kongresse...

    mukti:

    Eine Hypothese ist eine Aussage, deren Gültigkeit man für möglich hält, die aber nicht bewiesen oder verifiziert ist. Wer behauptet, Dinge wie Götter, Geister, andere Welten und der Geburtenkreislauf sind Wahrheiten die für alle Mensch gelten, ist Dogmatiker.
    Wer behauptet, die Nichtexistsenz von Göttern, Geistern, anderen Welten und des Geburtenkreislaufes ist eine Wahrheit die für alle Menschen gilt, ist ebenfalls Dogmatiker.


    Ich halte es für legitim, Definitionen aus Wikipedia abzuschreiben (auch wenn man es vielleicht kenntlich machen sollte). Problematisch wird es dann, wenn man nur den Teil der Definition abschreibt, der zur eigenen Beweisführung passt. Bei dir fehlt der wichtige Satz 'Für Hypothesen ist es üblich, dass die Bedingungen angegeben werden, unter denen sie gültig sein sollen.'.


    mukti:

    Der Palikanon ist eine Sammlung von verifizierbaren Forschungsergebnissen und Hypothesen, Aussagen die möglich sind.


    Diesem Satz muss eine sehr private Definition von 'verifizierbar' und 'Forschungsergebnis' zu Grunde liegen...


    mukti:

    Der säkulare Buddhismus ist und bleibt meines Erachtens ein offener Prozess mit vielen Lehrmeinungen, von denen sich einige unreflektiert durchsetzen werden um die Gestalt von Dogmen anzunehmen, wie das eben in der westlichen Wissenschaft stattfindet, aber nicht nur dort, sondern auch in Religion und Philosophie.
    mukti


    Sinn des wissenschaftlichen Prozesses ist es, diese Dogmenbildung gerade zu vermeiden. Deine Definition ist pure Polemik, aber vielleicht bringst du ja vielleicht ein Beispiel, wo die wissenschaftliche Methode (nicht ein einzelner Wissenschaftler, der natürlich fehlbar ist!) zu dieser Art Dogmenbildung geführt hat.

  • ich habe den säkularen buddhismus als anlaufstelle für ergänzungen verstanden. bei der auch traditionelle buddhistische richtungen teilhaben können, wenn sie denn möchten. so dass es die möglichkeit gibt, wenn man mit bestimmten begriffen oder einzelnen konzepten nicht viel anfangen kann und prägungsbedingt (karmisch) zb besser mit einer wissenschaftlichen eklärung über diese thematik verstehen und praktizieren kann, sich dort austauschen kann, ohne dass daraus ein "nee, so nicht" oder "raumunendlichkeit gibts nich." oder sonstewas entsteht. wie das einzelne vertreter (zb. batchelor) sehen, ist sicherlich unterschiedlich, weshalb es vermutlich auch (wie bei anderen "strömungen") zu streitigkeiten kommt. das kann man sicherlich auch innerhalb der eigenen linie machen, aber so ne gemischte plattform is doch auch ganz schön (siehe buddhaland).


    zusammenfassung: ich verstehe es als anlaufstelle/plattform ohne eigenen "wesenskern" für "westler" und buddhisten und buddhistische westler oder ganz anders. wie ein projektmanager, der zwischen den einzelnen fachgebieten eine weitere möglichkeit gibt zu vermitteln und darum is nix neu, nix erfunden oder prinzipiell anti oder...
    hab ich das richtig verstanden?

  • fotost:

    Und, wie halten es die traditionellen Orden selbst mit dem ursprünglichen Inhalt des Vinaya?


    Buch-Empfehlung dazu


    Sudu Hamduruwo
    ("Weiße Buddhamönche")

    Integration oder Adaption? - Die Problematik der Tradition
    Ein Versuch die buddhistischen Ordensregeln zu hinterfragen und Lösungen zur Akzeptanz und praktischen Umsetzung auch unter Laienanhängern aufzuzeigen Anhand ausgewählter Texte und Schriften, sowie Zitaten und Beiträgen aus diversen Foren zusammengestellt und kommentiert.
    (Michael Zeh Verlag)

  • Merkur-Uranus:

    Den Säkularen Buddhismus kann man sich als ein gerade stattfindendes Konzil vorstellen. In vielen Teilen der Welt diskutieren gerade buddhistisch Praktizierende darüber, wie ein westlicher Buddhismus aussehen könnte - was es bedeutet, ihn zu säkularisieren und ob bei diesen Prozess die Essenz des Buddhismus heraus geschält werden kann - oder ob er vielleicht verloren gehen könnte.


    Beispielweise könnte der säkulare Buddhismus dort landen, wo seinerzeit der Wanderasket Uggāhamāna Samaṇamaṇḍikāputta stehenblieb:



    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot


  • Genau da! Wie eben ein Säugling.
    Denn ein Säugling (sagte ja der Buddha schon) ist
    in diesen vier Dingen schon Vollkommen:
    Ein Säugling
    • begeht keine üblen körperlichen Handlungen,
    Ein Säugling
    • führt keine üble Rede,
    Ein Säugling
    • hat keine üblen Absichten
    Ein Säugling
    • verdient sich seinen Lebensunterhalt nicht durch irgendeine üble Lebensweise.

  • Gift und Galle verspritzen bringt das Thema 'Säkularer Buddhismus - was ist das?' bestimmt weiter. Ach so, ich vergaß, das ich das ja überhaupt nicht interessiert und ihr nur überall Häufchen machen müsst...


    Trotzdem: Auch euch Frohe Weihnachten...

  • @ mukti:


    Zitat

    "Verwindung" bedeutet heutzutage "Verdrehung", richtig wäre "Überwindung". Wenn Gier und Hass bzw. Annehmen und Ablehnen überwunden ist, besteht Achtsamkeit und Wissensklarheit bei der Betrachtung des Körpers und der Gefühle.


    Zitat

    verweilt der Mönch beim Körper in der Betrachtung des Körpers, (kāyānupassanā) eifrig, klarbewußt, achtsam, nach Verwerfung alles weltlichen Wünschens und Sichgrämens. MN 10 http://www.palikanon.de/majjhima/m010n.htm


    Ich glaube `Verwindung` oder `Verwerfung` ist schon richtig an dieser Stelle, es handelt sich um einen "anfänglichen Läuterungsgrad".

  • Lieber Axel,


    Axel Benz:

    Deine Definition ist pure Polemik


    ich habe jetzt erstmal genug von Unterstellungen. Wenn du denkst, es ginge mir um einen Meinungsstreit (Wikipedia), dann werde ich dich nicht von meinen Absichten überzeugen können. Wenn du meine Beiträge zum Thema ohne dieses Vorurteil aufmerksam liest, kannst du vielleicht erkennen worum es mir geht.


    Axel Benz:

    Ich halte es für legitim, Definitionen aus Wikipedia abzuschreiben (auch wenn man es vielleicht kenntlich machen sollte). Problematisch wird es dann, wenn man nur den Teil der Definition abschreibt, der zur eigenen Beweisführung passt. Bei dir fehlt der wichtige Satz 'Für Hypothesen ist es üblich, dass die Bedingungen angegeben werden, unter denen sie gültig sein sollen.'.


    Wenn ich zwei oder drei Worte von Wikipedia übernehme gebe ich nicht immer die Quelle an, wenn es allgemein gebräuchliche Definitionen sind. Dass Hypothesen auf Bedingungen beruhen, geht aus meinem Beitrag hervor.


    Und wenn ich jetzt noch weiter auf deine Antworten eingehe, kommt nichts anderes dabei raus als dumme kleinliche Streitereien ohne Ende, solange du das mit polemischer Gesinnung liest. Dazu habe ich weder Zeit noch Lust.


    In Zukunft kann ich auf Vermutungen über meine Motive nicht mehr eingehen. Ich schreibe für meine persönliche Klärung und fürTeilnehmer, die mit einem ehrlichen Herzen lesen.


    Wohlmeinende Grüße,
    mukti


  • Ich sehe das letztlich so wie du. Aber ich weiß nicht wie viel es bringt andere über ihren Weg zu belehren. Früher hatte ich auch viele Meinungen zu z.B. christlichen Mönchen,
    heute freue ich mich über ihre Hingabe. Aus buddhistischer Sicht hätte ich ihnen natürlich einiges zu sagen, aber ich sehe mittlerweile überhaupt keinen Grund mehr dafür.
    Samsara ist ein sehr großes Gebiet, in dem jeder seine eigenen Wünsche und Ziele hat...

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Jikjisa:

    @ mukti:
    Ich glaube `Verwindung` oder `Verwerfung` ist schon richtig an dieser Stelle, es handelt sich um einen "anfänglichen Läuterungsgrad".


    Wenn man "Verwindung" mit "Verwerfung" assoziiert und darin einen anfänglichen Läuterungsprozess sieht, dann verstehe ich eigentlich trotzdem nicht, wieso es "ein Kreuz ist" mit diesen Sutten, hinsichtlich der Bevorzugung und Ablehnung der Welt. Je weniger Annehmen und Ablehnen besteht, desto mehr besteht Achtsamkeit und Wissensklarheit. Wo ist das Problem, hab ich was verpasst?


    Zitat

    zu einer solchen Zeit wacht, ihr Mönche, der Mönch beim Körper über den Körper, unermüdlich, klaren Sinnes, achtsam, nach Verwindung weltlichen Begehrens und Bekümmerns. DN22http://www.palikanon.de/di…patthana/satipatt_10.html


    Da weilt, o Mönche, der Mönch beim Körper in Betrachtung des Körpers, eifrig, wissensklar und achtsam, nach Verwindung von Begierde und Trübsal hinsichtlich der Welt; er weilt bei den Gefühlen in Betrachtung der Gefühle, eifrig, wissensklar und achtsam, nach Verwindung von Begierde und Trübsal hinsichtlich der Welt; MN 118 http://www.palikanon.com/majjhima/m118n.htm


    verweilt der Mönch beim Körper in der Betrachtung des Körpers, (kāyānupassanā) eifrig, klarbewußt, achtsam, nach Verwerfung alles weltlichen Wünschens und Sichgrämens. MN 10 http://www.palikanon.de/majjhima/m010n.htm


    Schöne Grüße


  • Ja, so wird es wohl sein. Ich glaube solche Gruppen gibt es schon, hab so was gelesen.


    ------------------------

    fotost:


    Und, wie halten es die traditionellen Orden selbst mit dem ursprünglichen Inhalt des Vinaya? Es gibt auch hier eine Anpassung an veränderte Verhältnisse.


    Ja, es gibt auch mindestens eine Lehrrede vom Buddha bezüglich der Anpassung von Regeln, einige können angepasst werden einige nicht. Ich weiß jetzt aber nicht wo das steht.


    Schöne Grüße

  • mukti:

    Ja, es gibt auch mindestens eine Lehrrede vom Buddha bezüglich der Anpassung von Regeln, einige können angepasst werden einige nicht.


    Ja, nur der Anando hat vergessen zu fragen welche das sind.
    Allerdings ging es wohl sowieso nur um die Regeln für die Mönche und Nonnen
    und damit haben die, welche nicht in den Wäldern nahe der Dörfer leben
    sowieso nichts zu tun. Die konnten nämlich sowieso schon immer leben
    wie sie wollen und das schon immer ohne einen "säkularen" extra Eigenweg.
    Im übrigen sind die Regeln eine Sache von Mönche bzw. Asketen und da haben
    Laien sowieso nichts zu bestimmen.

    4 Mal editiert, zuletzt von accinca ()

  • Jazzica:

    ich habe den säkularen buddhismus als anlaufstelle für ergänzungen verstanden. bei der auch traditionelle buddhistische richtungen teilhaben können, wenn sie denn möchten. so dass es die möglichkeit gibt, wenn man mit bestimmten begriffen oder einzelnen konzepten nicht viel anfangen kann und prägungsbedingt (karmisch) zb besser mit einer wissenschaftlichen eklärung über diese thematik verstehen und praktizieren kann, sich dort austauschen kann, ohne dass daraus ein "nee, so nicht" oder "raumunendlichkeit gibts nich." oder sonstewas entsteht. wie das einzelne vertreter (zb. batchelor) sehen, ist sicherlich unterschiedlich, weshalb es vermutlich auch (wie bei anderen "strömungen") zu streitigkeiten kommt. das kann man sicherlich auch innerhalb der eigenen linie machen, aber so ne gemischte plattform is doch auch ganz schön (siehe buddhaland).


    zusammenfassung: ich verstehe es als anlaufstelle/plattform ohne eigenen "wesenskern" für "westler" und buddhisten und buddhistische westler oder ganz anders. wie ein projektmanager, der zwischen den einzelnen fachgebieten eine weitere möglichkeit gibt zu vermitteln und darum is nix neu, nix erfunden oder prinzipiell anti oder...
    hab ich das richtig verstanden?


    Interessiert mich auch.

  • die frage bleibt bestehen, warum sogenannte säkulare sich nicht zu regulären einrichtungen, linien, gemeinschaften usw. zugehörig fühlen können, ja warum sie nie hingehen; wenn, dann nur wenige male - oder hingehen und einen teil der praxis dort ablehnen. das kann
    sonst was für gründe haben, aber man sollte die ego-gründe nicht beiseite lassen in der reflektion.


    dógen schreibt:

    Zitat

    wenn man den buddhistischen weg kennenlernen möchte und sich dem studium widmet, muss man wissen, daß dieser weg nicht durch beweisführung,unterscheidungsvermögen, berechnung, prüfungen, wissen und intelligenz begründet ist.wenn man innerhalb dieser grenzen verbleibt, wird man ein leben lang darin zubringen und sich damit vergnügen ( mit dem pfad ) als ob es ein spielzeug wäre...wenn wir eine genaue prüfung vornehmen, und zwar ausgehend von der eigenen person, die ständig auf beweisführung und so weiter zurückgreift, wird all das wie in einem klaren spiegel erscheinen.


    das heißt, mal schlicht gesprochen, daß wir gewisse vorstellungen hegen, die uns passen oder nicht passen, noch bevor wir erfahren inwiefern die einrichtung und diese übung heilsam ist oder nicht. das heilsame ist eine unmittelbare und mittelbare erfahrung, ebenso das unheilsame. man kann dem nicht vorgreifen. die beweisführung, ob ein "traditioneller schuppen was für einen ist" kann nicht theoretisch geführt werden. es muss faktisch gefühlt werden. und davor scheuen sich viele. sie ziehen sich auf eine innere und äußere enklave zurück, noch bevor sie " der wirklichkeit gemäß erkennen".


    und dógen meint hier interne geschichten. bei dem säkularen handelt es sich nochmal um externe geschichten. ist also doppeltgemoppelt.


  • Von wem´s auch ist, es trifft den Nagel auf den Kopf. Beim Buddha klingt es so:


    Zitat

    Der ... Weltling erkennt nicht, was eine Ansicht ist, erkennt nicht die Entstehung der Ansicht, erkennt nicht die Überwindung der Ansicht, erkennt nicht den Weg, der zur Überwindung der Ansicht führt. Daher nimmt in ihm jene Ansicht zu; und er wird nicht befreit von Geburt, Alter und Tod, von Sorge, Jammer, Schmerz, Trübsal und Verzweiflung, wird nicht befreit vom Leiden, so sage ich.


    Zitat

    Was ist wohl die Ursache, was ist der Grund, daß dem erfahrenen, edlen Jünger kein Zweifel mehr aufsteigt hinsichtlich der unerklärten Probleme?"


    -"Weil im erfahrenen, edlen Jünger die Ansichten geschwunden sind, deshalb steigt ihm kein Zweifel auf hinsichtlich der unerklärten Probleme.


    http://www.palikanon.com/angutt/a07_051-057.html

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)


  • Mich interessiert welche Gesinnung in dieser Hinsicht dem "säkularen Buddhismus" zugrunde liegt. Ist sie gekennzeichnet durch Hochachtung vor asketischen Mönchen, oder durch Gleichgültigkeit, oder wird eine Verirrung darin gesehen?

  • Jikjisa:

    die frage bleibt bestehen, warum sogenannte säkulare sich nicht zu regulären einrichtungen, linien, gemeinschaften usw. zugehörig fühlen können, ja warum sie nie hingehen; wenn, dann nur wenige male - oder hingehen und einen teil der praxis dort ablehnen. das kann sonst was für gründe haben, aber man sollte die ego-gründe nicht beiseite lassen in der reflektion.


    Das ist eine gute Frage. Woher kommt bei Vielen das Unbehagen an den traditionellen Ausprägungen der Lehre? Das ist ja etwas, das wir nicht nur im Buddhismus sehen sondern auch in anderen Religionen oder weltlichen Systemen.


    Warum sind formal noch 60% der Bürger in Deutschland in einer der christlichen Kirchen, aber die Kirchen sind außer zu Weihnachten leer? Warum akzeptieren die allermeisten Menschen Demokratie als System aber die Zahl der Leute, die sich in Parteien organisieren nimmt ständig ab? Warum gehen nur noch 70% wählen, aber so viele engagieren sich bei kleineren, nahen Projekten?


    Eine gute Fage. Vielleicht liegt es am Auseinanderklaffen von Inhalt und äußerer Form. Ich hoffe, niemand nimmt es persönlich, aber für mich gilt etwa, daß Gruppen/Einrichtungen, in denen äußerlich asiatische Elemente für irgendwie wichtig gehalten werden einfach ausscheiden. Egal, wie klug und sensibel Gesagtes ist - wenn sich ein Europäer wie ein asiatischer Mönch aus der Bronzezeit (ver)kleidet und einen seltsamen Namen annimmt muss ich immer an Karl May denken und das lenkt ab.


    Das ist keine Kritik an den Menschen, die so etwas tun. Ich freue mich ehrlich, daß sie auf diese Weise ihren Zugang gefunden haben und damit in sich ruhend zufrieden sind. Ich kann es nicht. Wer mag mir verwehren, meinen Zugang zu suchen mit dem Hinweis, daß die äußere Form wichtiger sei als der Inhalt?


    Zitat

    Herr K. betrachtete ein Gemälde, das einigen Gegenständen eine sehr eigenwillige Form verlieh. Er sagte: "Einigen Künstlern geht es, wenn sie die Welt betrachten, wie vielen Philosophen. Bei der Bemühung um die Form geht der Stoff verloren. Ich arbeitete einmal bei einem Gärtner. Er händigte mir eine Gartenschere aus und hieß mich einen Lorbeerbaum beschneiden. Der Baum stand in einem Topf und wurde zu Festlichkeiten ausgeliehen. Dazu mußte er die Form einer Kugel haben. Ich begann sogleich mit dem Abschneiden der wilden Triebe, aber wie sehr ich mich auch mühte, die Kugelform zu erreichen, es wollte mir lange nicht gelingen. Einmal hatte ich auf der einen, einmal auf der anderen Seite zuviel weggestutzt. Als es endlich eine Kugel geworden war, war die Kugel sehr klein. Der Gärtner sagte enttäuscht: >Gut, das ist die Kugel, aber wo ist der Lorbeer?


    Brecht - Keuner Geschichten





    Texte:
    http://www.saekularerbuddhismus.org/?page_id=1579