Jhana im Sallekha Sutta

  • Elliot:


    Für sich genommen ist das angenehme Verweilen in den Jhanas nicht "unangenehme Askesepraxis" (=Sallekha). Denn in der Tradition der Jains/Niganthas bedeutet Sallekhana "sich zu Tode fasten". Wenn ein Bhikkhu die angenehmen oder die friedvollen Verweilungen pflegt, dann möchte er sich im Allgemeinen sicher nicht zu Tode fasten, auch wenn das eventuell so aussehen mag.


    "Selbstentsagung" für "Sallekha", naja bei Klaus Mylius ist es übersetzt mit "Buße, Kasteiung". Für „ unangenehme Askesepraxis“ steht wohl eher „Tapa“. „Tapasya“ bezeichnet auch im Sanskrit das Aufsichnehmen von unangenehmen Übungen. Ich glaube nicht, dass Sallekha unbedingt mit unangenehm assoziiert ist, Es bezeichnet wohl einfach die Übung des nach Befreiung Strebenden.


    Jedenfalls ist das Verweilen in den Jhana nicht Befreiung, das betrifft Punkt 20, richtige Befreiung. Der Buddha hat ja als einziger erkannt dass dies nicht Befreiung ist, nachdem er es bei Alara und Uddaka praktiziert hat. Daher sagt er auch am Anfang des Sutta, dass solche Grundlagen anderer Lehren (Atmanlehre) nicht ein Selbst sind, sondern die Wirklichkeit ist ohne Selbst (Atman-Atta), eben Anatta.


    Schöne Grüße,
    mukti

  • accinca:
    mukti:

    Alle Pfadglieder hängen letztlich mit allen Lehrreden zusammen, und sammā-sati richtet sich nicht nur auf vitaka und vicara des ersten jhana, klar.


    Mit allen Lehrreden? - jedenfalls gibt es ohne Sati keinen Pfad und <>


    Ich meine von jeder Lehrrede aus lässt sich indirekt ein Zusammenhang mit allen Pfadgliedern herstellen. Im satipaṭṭhāna ist z.B. rechte Rede und rechter Lebensunterhalt nicht direkt angesprochen, es gibt aber einen Zusammenhang, etwa bei der Betrachtung der vier edlen Wahrheiten.
    Sati begleitet alle Pfadglieder, ich habe auch nicht gesagt dass es sich auf vitaka und vicara des ersten Jhana beschränkt.


    Die zentrale Frage des Threads ist wohl die Bedeutung von sammā-samādhi (8.Glied). Der Pfad führt zu Nibbana, also welche Art samādhi ist dazu unbedingt nötig? 1 Jhana, 4 Jhana, 8 Jhana, oder samādhi das kein volles Jhana erreicht? Mir scheint wir sind da bis jetzt kaum weitergekommen, und es wird sich wohl nicht lösen lassen, jeder schreibt halt seine Sichtweise dazu und belegt sie mit Sutten, Kommentaren und Erfahrungen. Eigentlich kein Problem, einfach den Weg weitergehen und es wird sich alles klären.


    Schöne Grüße,
    mukti

  • mukti:

    Die zentrale Frage des Threads ist wohl die Bedeutung von sammā-samādhi (8.Glied). Der Pfad führt zu Nibbana, also welche Art samādhi ist dazu unbedingt nötig?


    Das ist eine Frage der Auflösung des Anhaftens und daher individuell verschieden.
    Jede weitere Vertiefung bedeutet das Loslassen weiterer Dinge und damit wird
    es immer leichter alles zu durchschauen und das anhangen daran völlig aufzugeben.
    Ab wann man diesen Sprung schaft d.h. der Geist sich, ohne in eine Falle zu laufen,
    ganz abwenden kann, ist eben verschieden.

  • Abhidhamma im Alltag (Nina Van Gorkom)
    Zitat aus dem Kapitel 22 über „Jhana citta“ - 2. Teil


    Jhana wird in den Lehren „Verweilen in Ruhe hier und jetzt“ genannt. Jene die in Konzentration fortgeschritten sind, können viele jhana-citta hintereinander erreichen, da sie die Bedingungen dafür kultiviert haben. Sie „verweilen wahrlich in Ruhe, hier und jetzt“.
    Der Buddha jedoch wies darauf hin, dass „in Ruhe verweilen“ nicht dasselbe wie „Tilgung der Befleckungen“ sei.
    In der „Lehrrede über die Vernichtung“ (Sallekha-Sutta, Majjhima Nikaya, Mula pariyaya-vagga) ist zu lesen, dass der Buddha zu Cunda über die Mönche die rupa-jhana erreichten, folgendes sagte:
    „Im mag es erscheinen: Ich verweile in Überwindung. Aber dies Cunda sind keine Vernichtungen im Sinne der Disziplin der „Arier“. Ihre Disziplin sind die friedvollen Verweilzustände…….“


    Die Entfaltung sowohl von jhana als auch von vipassana ist von großem Gewinn für jene, die die Erleuchtung durch vertiefte Konzentration erreicht haben. Sie können nibbana viele Male in ihrem Leben durch absorbierende Konzentration erleben.
    Wenn jene, die nur vipassana und nicht samatha entfaltet haben, Erleuchtung erlangen, entstehen und vergehen magga-citta (lokuttara kusala citta – Pfaderkenntnis) und phala-citta (lokuttara vipaka citta – Fruchterkenntnis), die nibbana zum Objekt haben. Wenn der Bewusstseinsprozess vorüber ist, entstehen diese citta nicht mehr.
    Es gibt folgende vier Stufen der Erleuchtung: Die Stufe des sotapanna (Pfad des Stromeintritts), sakadagami (Pfad der Einmalwiederkehr), anagami (Pfad der Niewiederkehr) und araht (Pfad der Heiligkeit). Nur im Bewusstseinsprozess, in dem eine der Stufen der Erleuchtung erreicht wird, entstehen magga-citta und phala-citta und vergehen wieder.


    Im Geiste jener jedoch, die sowohl vipassana, als auch jhana kultiviert haben und Erleuchtung durch vertiefte Konzentration erreichen, entstehen phala-citta immer wieder und erleben nibbana durch absorbierende Konzentration. An Stelle eines Meditationsgegenstand wie in samatha, erleben die von jhana-Faktoren begleiteten lokuttara-citta nibbana in tiefer konzentration.
    Dies ist in der Tat ein großer Gewinn für jene, die Übung in der Entfaltung von jhana und vipassana haben und Erleuchtung mit lokuttara-citta, begleitet von jhana-Faktoren erreichen.


    hedin

  • interessant, hedin ( und : nein, ich meinte dich nicht mit "im namen des buddha auftreten", "für buddha sprechen" ;) ...)
    aber was meint die nina ( wer isn ditte ? & woher hat sie die info s ? ) mit absorbation durch konzentration? hoffe mal transzendenz,
    manche sagen auch transformation ( die tibeter gerne )... weil: läuterung und absobartion...( hä ? )


    Herkunft:
    lateinische Substantivierung von absorbere, „verschlingen, aufsaugen“

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  • Jikjisa:

    aber was meint die nina ( wer isn ditte ? & woher hat sie die info s ? ) mit absorbation durch konzentration? hoffe mal transzendenz,


    Dem würde ich zustimmen wollen.
    Wenn das bedingtes Geist/Körper-Aggregat keine negativen, karmisch eingesäten, unheilsamen Forderungen mehr an den Willen stellt (Hörigkeit hat man längst abgeschworen) ist der regungslose Wille in tranzzendenzähnlichem Zustand, denke ich.
    Er sieht womöglich sein Geist/Körper-Aggregat zum Beispiel unter anderen Geist/Körper-Aggregaten, an Wert und Bedeutung einander nichts voraus habend und in nichts nachstehend.
    (Allerdings nur Objektperspektive).
    Ich denke dieser Zustand müsste nur durch ständiges Üben in einsgerichteter Konzentration stabil sein. Buddha selbst meditierte ja auch bis er sich "stabil" fühlte.


    Grüße

  • naja...ich versteh dich zwar halbwegs , gbg, aber "der wille ist stille und dann `sieht` er auch noch " ist jetzt nicht so der bringer ;) .
    gefestigte konzentration, der gesammelte geist, der hat die transzendenzkraft.


    Zitat

    in den sutten steht: "Solchen Gemütes ( Geistes ), innig, geläutert, gesäubert, gediegen, schlackengeklärt, geschmeidig, biegsam, fest, unversehrbar, richtete ich das Gemüt auf die erinnernde

    ...


    im zen sagt man : herzgeist (jap. Ishin Denshin)


    nur mit absorbation hat der prozess nichts zu tun. das ist sehr irreführend.
    das problem daran ist, daß das (unbewusste oder bewusste) niederdrücken
    von formationen auch was absorbatives hat( falsche konzentration -akusala )


    da fällt mir ein :D - wenn gesagt wird: "guck mal was da durch den erhobenen zeigefinger bei dir berührt wird und ärger dich nicht", ist das ein schlechter rat !
    wir wollen doch nicht hoffen, daß der hörer das ganze akusala zeug dann runterschluckt. absorbiert. ;)
    dies ist nur ein besipiel dafür wie es vielleicht falsch verstanden werden könnte, wenn das wort absorbation benutzt wird.



    kommt das wort in den sutren vor ? ich kenn keine mahayana sutren in denen es vor kommt und auch sonst keine mahayana, geschweige zen- texte wo es drin vor kommt.

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  • Jikjisa:

    naja...ich versteh dich zwar halbwegs , gbg, aber "der wille ist stille und dann `sieht` er auch noch " ist jetzt nicht so der bringer ;) .


    Es geht ja noch weiter.
    Der Wille gebiert die Vorstellung im Bewusstsein, wie er sich selbst von außen vorstellt.
    So, jetzt kannst Du "grinsen". ;) Ende OT

  • "den dingen ( formationen ) geht der geist voran" - (oder halt nicht), reicht doch wohl.
    muss ma jetzt nicht immer die ganze bedingte wieder abrollen. bischen schlicht ist immer gut für dissen. sonst hat frau keine lust mehr.
    aber das freut vielleicht so mannchen... :D

  • Elliot:
    hedin:

    Abhidhamma im Alltag (Nina Van Gorkom)
    Zitat aus dem Kapitel 22 über „Jhana citta“ - 2. Teil
    Wenn jene, die nur vipassana und nicht samatha entfaltet haben, ...


    Steht auch irgendwo dort geschrieben, wie das vonstatten gehen soll?


    Ich weiß nicht, was du mit >>vonstatten gehen<< meinst.
    Praktische Anweisungen werden im Abhidhamma in der Regel nicht gegeben. Dafür sind ja die Suttren prädisteniert.

    Im 3. Teil werden dann noch die vier arupa-jhana Vertiefungsstufen behandelt und in einem speziellen Kapitel wird die "Samatha Meditation" recht ausführlich nach Abhidhamma Terminologie beschrieben.


    hedin

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • Jikjisa:

    muss ma jetzt nicht immer die ganze bedingte wieder abrollen. bischen schlicht ist immer gut für dissen. sonst hat frau keine lust mehr.
    aber das freut vielleicht so mannchen... :D


    Gut meine Grinsekatze. Löse Dich in Luft auf ... (Frei nach Alice im Wunderland)

  • Jikjisa:

    interessant, hedin ( und : nein, ich meinte dich nicht mit "im namen des buddha auftreten", "für buddha sprechen" ;) ...)
    aber was meint die nina ( wer isn ditte ? & woher hat sie die info s ? ) mit absorbation durch konzentration? [/b]


    …aber klar, habs mir eh gedacht. ;)
    Persönlich kenne ich die „Nina“ nicht. Aber sie soll eine anerkannte Abhidhamma Spezialistin sein, die komplizierteste Sachverhalte jedermann verständlich erklären kann.


    hedin

  • mukti:

    "Selbstentsagung" für "Sallekha", naja bei Klaus Mylius ist es übersetzt mit "Buße, Kasteiung". Für „ unangenehme Askesepraxis“ steht wohl eher „Tapa“. „Tapasya“ bezeichnet auch im Sanskrit das Aufsichnehmen von unangenehmen Übungen. Ich glaube nicht, dass Sallekha unbedingt mit unangenehm assoziiert ist, Es bezeichnet wohl einfach die Übung des nach Befreiung Strebenden.


    Jedenfalls ist das Verweilen in den Jhana nicht Befreiung, das betrifft Punkt 20, richtige Befreiung. Der Buddha hat ja als einziger erkannt dass dies nicht Befreiung ist, nachdem er es bei Alara und Uddaka praktiziert hat. Daher sagt er auch am Anfang des Sutta, dass solche Grundlagen anderer Lehren (Atmanlehre) nicht ein Selbst sind, sondern die Wirklichkeit ist ohne Selbst (Atman-Atta), eben Anatta.


    All diese Lehrreden sind ja nicht auf der grünen Wiese entstanden, sondern vor dem Hintergrund, dass es neben den Anhängern des Budhha noch zahlreiche weitere Gruppierungen gab, die jeweils eigene Lehren und Praktiken propagierten. Insofern erfüll(t)en die Lehrreden auch den Zweck, die eigene Lehre von den anderen Lehren abzugrenzen und gleichzeitig Anhänger anderer Gruppen für sich zu gewinnen.


    Der Buddha hatte zu zwei dieser Gruppen eine besonders enge Beziehung, da er ihnen vor seinem Erwachen selbst angehörte:


    1. Die brahmanischen Lehrer Alara und Uddaka mit einer Atman-Lehre, bei denen er die friedvollen (d.h. formlosen) Verweilungen lernte.
    2. Die Asketengruppen mit der Praxis Selbstkasteiung und einer Karma- statt Atman-Lehre, zu denen auch die Niganthas mit ihrer bis heute erhaltenen Sallekhana-Praxis gehörten.


    Sallekha Sutta dient nun dazu, die Lehre des Buddha von den Lehren dieser beiden Gruppen abzugrenzen.


    Zunächst wird negiert, was Alara und Uddaka als höchstes Ziel benannt hatten: Die Erkenntnis des Atman in den formlosen Verweilungen:


    Zitat

    "So setzte Āḷāra Kālāma, mein Lehrer, mich, seinen Schüler, auf gleichen Rang mit sich selbst und erwies mir höchste Ehre. Aber es wurde mir klar: 'Dieses Dhamma führt nicht zur Ernüchterung, zur Lossagung, zum Aufhören, zum Frieden, zur höheren Geisteskraft, zur Erleuchtung, zum Nibbāna, sondern nur zum Wiedererscheinen im Nichtsheit-Gebiet.' Weil ich mit jenem Dhamma nicht zufrieden war, ließ ich es zurück und ging fort."


    "So setzte Uddaka Rāmaputta, mein Gefährte im heiligen Leben, mich auf den Rang eines Lehrers und erwies mir höchste Ehre. Aber es wurde mir klar: 'Dieses Dhamma führt nicht zur Ernüchterung, zur Lossagung, zum Aufhören, zum Frieden, zur höheren Geisteskraft, zur Erleuchtung, zum Nibbāna, sondern nur zum Wiedererscheinen im Gebiet von Weder-Wahrnehmung-Noch-Nichtwahrnehmung.' Weil ich mit jenem Dhamma nicht zufrieden war, ließ ich es zurück und ging fort."


    (MN 36)


    Oder gleich am Anfang in Sallekha Sutta ganz generell:


    Zitat

    "Cunda, was jene unterschiedlichen Ansichten betrifft, die in der Welt auftauchen, die entweder mit Lehrmeinungen über ein Atman zu tun haben, oder mit Lehrmeinungen über die Welt: wenn das, woraus jene Ansichten entstehen, was ihnen zugrunde liegt, worauf sie angewendet werden, mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend so betrachtet wird: 'Dies ist nicht mein, dies bin ich nicht, dies ist nicht mein Atman', dann kommt das Überwinden und Aufgeben jener Ansichten zustande [1]."


    (MN 8 )


    Dies ist die Antwort für die Anhänger von Alara und Uddaka, die die friedvollen Verweilungen quasi als Selbstverwirklichung (miss-)verstanden.


    Anders verhält es sich mit der zweiten Gruppe der Asketen, die bis heute unter dem Namen Sallekhana eine äußerlich ähnliche Praxis kennen, die aber wirklich den Namen Selbstkasteiung verdient:



    Auch der Buddha kannte diese Praxis:


    Zitat

    "Ich dachte: 'Angenommen, ich praktiziere völligen Verzicht auf Nahrung.' Da kamen Devas zu mir und sagten: 'Guter Herr, praktiziere keinen völligen Verzicht auf Nahrung. Wenn du das tust, werden wir himmlische Speise in die Poren deiner Haut gießen und du wirst dich davon ernähren.' Ich erwog: 'Wenn ich behaupte, vollständig zu fasten, während diese Devas himmlische Speise in die Poren meiner Haut gießen und ich mich davon ernähre, dann werde ich lügen.' Also entließ ich jene Devas, indem ich sagte: 'Es besteht keine Notwendigkeit.'"


    Ich dachte: 'Angenommen, ich nehme sehr wenig Nahrung zu mir, jedesmal nur eine Handvoll, egal ob von Bohnensuppe oder Linsensuppe oder Wickensuppe oder Erbsensuppe.' Also nahm ich sehr wenig Nahrung zu mir, jedesmal nur eine Handvoll, egal ob von Bohnensuppe oder Linsensuppe oder Wickensuppe oder Erbsensuppe. Während ich das tat, erreichte mein Körper den Zustand äußerster Auszehrung. Weil ich so wenig aß, wurden meine Glieder wie durch Knoten unterteilte Weinreben oder Bambusrohre. Weil ich so wenig aß, wurde mein Gesäß wie ein Kamelhuf. Weil ich so wenig aß, standen meine Wirbelfortsätze hervor wie aufgereihte Perlen. Weil ich so wenig aß, ragten meine Rippen heraus, so hager wie die baufälligen Dachsparren einer alten, ungedeckten Scheune. Weil ich so wenig aß, sank der Glanz meiner Augen tief in die Augenhöhlen zurück und sah aus, wie der Glanz des Wasserspiegels, der in einem tiefen Brunnen tief abgesunken ist. Weil ich so wenig aß, verschrumpelte und verdorrte meine Kopfhaut, so wie ein grüner Bitterkürbis in Wind und Sonne verschrumpelt und verdorrt. Weil ich so wenig aß, lag meine Bauchdecke auf meinem Rückgrat auf; daher fühlte ich mein Rückgrat, wenn ich meine Bauchdecke berührte und fühlte meine Bauchdecke, wenn ich mein Rückgrat berührte. Weil ich so wenig aß, stürzte ich beim Urinieren oder beim Stuhlgang auf das Gesicht. Weil ich so wenig aß, fiel mir das an den Wurzeln verfaulte Haar aus, wenn ich versuchte, meinem Körper Erleichterung zu verschaffen, indem ich meine Glieder mit den Händen massierte."


    (MN 36)


    Doch er gab dies auf zugunsten der angenehmen (nicht der friedvollen) Verweilungen:



    Dies ist die Antwort an die zweite Gruppe: Weder die angenehmen Verweilungen (Jhana 1 bis 4) noch die friedvollen Verweilungen sollten mit dem verwechselt werden, was in anderen Lehren Sallekha oder Sallekhana genannt wird:


    Zitat

    "Es ist möglich, Cunda, daß da irgendein Bhikkhu ganz abgeschieden von Sinnesvergnügen, abgeschieden von unheilsamen Geisteszuständen, in die erste Vertiefung eintritt, die von anfänglicher und anhaltender Hinwendung des Geistes begleitet ist, und darin verweilt, mit Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Abgeschiedenheit entstanden sind. Er könnte denken: 'Ich verweile in Sallekha.' Aber diese Erreichungszustände sind nicht das, was in der Disziplin des Edlen [3] 'Sallekha' genannt wird; diese werden in der Disziplin des Edlen 'angenehme Verweilungen hier und jetzt' genannt."


    (MN 8 )


    ... obwohl es äußerliche Ähnlichkeiten zu Sallekhana gegeben haben mag:



    Und dann folgt ein interessanter und in den Lehrreden öfter vorkommender "Kniff" in Sallekha Sutta: Der Begriff Sallekha wird dem Dhamma entsprechend umgedeutet:



    Die Bedeutung von Sallekha wird verschoben von Selbtskasteiung hin zu tugendhaftem Verhalten:



    (Ein analoges Beispiel für Bedeutungsverschiebung ist Tevijja.)


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

    Einmal editiert, zuletzt von Elliot ()

  • hedin:
    Elliot:


    Steht auch irgendwo dort geschrieben, wie das vonstatten gehen soll?


    Ich weiß nicht, was du mit >>vonstatten gehen<< meinst.
    Praktische Anweisungen werden im Abhidhamma in der Regel nicht gegeben. Dafür sind ja die Suttren prädisteniert.


    Kennst Du denn dann eine Lehrrede in der beschrieben wird, wie Vipassana ohne Samatha vonstatten geht?


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Elliot:

    Der Buddha hatte zu zwei dieser Gruppen eine besonders enge Beziehung, da er ihnen vor seinem Erwachen selbst angehörte:


    1. Die brahmanischen Lehrer Alara und Uddaka mit einer Atman-Lehre, bei denen er die friedvollen (d.h. formlosen) Verweilungen lernte.
    2. Die Asketengruppen mit der Praxis Selbstkasteiung und einer Karma- statt Atman-Lehre, zu denen auch die Niganthas mit ihrer bis heute erhaltenen Sallekhana-Praxis gehörten.


    Sallekha Sutta dient nun dazu, die Lehre des Buddha von den Lehren dieser beiden Gruppen abzugrenzen.


    Schon möglich dass diese zweite Gruppe hier auch besonders angesprochen ist. Der Buddha hat's auch auf diese extreme Art versucht, nachdem er bei Alara und Uddaka war, ist also schon naheliegend. Jedenfalls sagt der Buddha am Anfang dass jede Art Selbst, wie es in anderen Lehrmeinungen vorkommt, zu verwerfen ist. Damit beantwortet er die Frage vom ehrwürdigen Cunda.


    Elliot:


    Anders verhält es sich mit der zweiten Gruppe der Asketen, die bis heute unter dem Namen Sallekhana eine äußerlich ähnliche Praxis kennen, die aber wirklich den Namen Selbstkasteiung verdient:


    Aha, Sallekhana, wusste ich nicht dass sie so genannt werden.


    Schöne Grüße,
    mukti

  • mukti:
    Elliot:


    Anders verhält es sich mit der zweiten Gruppe der Asketen, die bis heute unter dem Namen Sallekhana eine äußerlich ähnliche Praxis kennen, die aber wirklich den Namen Selbstkasteiung verdient:


    Aha, Sallekhana, wusste ich nicht dass sie so genannt werden.


    Nein, Sallekhana bezeichnet den rituellen Tod durch freiwilliges Verhungern:


    Zitat

    Unter den verschiedenen Richtungen im Jainismus ist die radikalste die der Digambaras („Luftgekleideten“), bei denen die Mönche, dem Vorbild Mahaviras folgend, vollständig nackt leben. Einen möglichen Höhepunkt der Askese bildet der rituelle Tod durch freiwilliges Verhungern. Die Jainas legen großen Wert auf die Feststellung, dieses als sallekhana bezeichnete Ritual sei keineswegs ein Selbstmord.[8]


    (http://de.wikipedia.org/wiki/Askese#Jainismus)


    Zur Zeit des Buddha hiessen die Jains noch Niganthas. Ihr Anführer Mahavira war ein Zeitgenosse des Buddha und wurde Nigaṇṭha Nātaputta genannt:



    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Elliot:

    Kennst Du denn dann eine Lehrrede in der beschrieben wird, wie Vipassana ohne Samatha vonstatten geht?


    in meinem Beitrag ist vorerst nur von den Jhana`s die Rede und nicht von Samatha.


    Die Frage ist hierbei, wie man „Samatha“ definiert, oder ab wann man von Samatha spricht.


    Sind also nur die Jhana`s „Samatha“ oder spricht man auch bereits bei der angrenzenden Sammlung (upacara) von „Samatha“.


    Die angrenzende Sammlung, als ein Teil auf den Weg von Samatha, müsste eigentlich ausreichen, um in die Vipassana Meditation einzutreten, ansonsten wären die meisten oder sehr viele Personen von der Vipassana Meditation ausgeschlossen.


    hedin

  • Elliot:


    Nein, Sallekhana bezeichnet den rituellen Tod durch freiwilliges Verhungern:


    Ach so, na dann hat Sallekha schon einen Bezug zu unangenehmer Askesepraxis. Und der Novize Cunda der in MN 104 über die Niganthas berichtet ist wohl der ehrwürdige Maha Cunda aus dem Sallekha Sutta.


    Schöne Grüße

  • Shamatha bezeichnet hier in der Ausführung den Geisteszustand ( Jhana ).
    Allerdings wird die zu diesem Zustand führende Meditation normalerweise auch als Shamatha bezeichnet.



    * viriya-sambojjhanga
    ** "überweltlich"
    *** dhammavicaya-sambojjhanga

  • accinca:
    mukti:

    Die zentrale Frage des Threads ist wohl die Bedeutung von sammā-samādhi (8.Glied). Der Pfad führt zu Nibbana, also welche Art samādhi ist dazu unbedingt nötig?


    Das ist eine Frage der Auflösung des Anhaftens und daher individuell verschieden.


    Ja, so wird es wohl sein.


    accinca:


    Jede weitere Vertiefung bedeutet das Loslassen weiterer Dinge und damit wird
    es immer leichter alles zu durchschauen und das anhangen daran völlig aufzugeben.
    Ab wann man diesen Sprung schaft d.h. der Geist sich, ohne in eine Falle zu laufen,
    ganz abwenden kann, ist eben verschieden.


    Wobei Vertiefung anscheinend nicht unbedingt die volle Sammlung erreichen muss, sonst würde in A.IV.169 nicht unterschieden zwischen Erlöschen mit und ohne Jhana:

  • mukti:


    Zitat

    Wobei Vertiefung anscheinend nicht unbedingt die volle Sammlung erreichen muss, sonst würde in A.IV.169 nicht unterschieden zwischen Erlöschen mit und ohne Jhana:


    das stimmt nicht ganz, weil die bala und indriya ( im text ausfgelistet ), insbesondere die weisheit, sich erst stark genug mit dem 1. jhana entfaltet; erst dort taucht immer das wort: weisheit : auf. aber natürlich ist der übergang zw. angrenzender sammlung und voller sammlung fließend und es gibt auch ein heute so und morgen so oder gar nicht oder nie oder dann doch und es gibt auch ein bischen freude, vertrauen weisheit usw. und das ist besser als nix.


    trotz allem gibt es aber nur den einen weg, wenn er hier auch ein wenig anders beschrieben ist, es geht nur um qualitäten und tiefe und um fähigkeiten von ein und derselben "sache":


    http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m062z.html


    auch hier wieder:

    Zitat

    Und das sollte mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend gesehen werden


    wer wollte behaupten, er könne in einem konventionellen, nicht-vertieften geistzustand den körper auf diese weise betrachten ?
    und dann steht auch noch die frage: ertrage ich das überhaupt ? rahula ja. sariputra wusste das. aber er pleute ihm gelassene distanz dazu ein. und die kommt mit anapanasati/shamatha. eben : ruhiges verweilen. achtsamkeits - meditation ist ja erstmal keine analytische, sie zielt auf eine möglichst unberührte, non reaktionäre, rein wahrnehmende sati-haltung hin. und die bräuchte man eh auch beim sterben. so als letzte chance. sozusagen. das sterben ist ja auch ein transzendenz, zerfall-faktor. besser der geist und das gemüt kann
    dann "ruhig verweilen", alle anhaftungen fallen lassen. die möglichkeit besteht dann noch mal konkret an leerheit und nibbana. "anzudocken".

  • `entfalten` freund mukti ;):) ;


    untrennbar

    Zitat

    Metta & Ethik:


    17. "Also, Cunda, ist der Weg der Selbst-Entsagung von mir gelehrt worden, der Weg der Neigung des Geistes ist von mir gelehrt worden, der Weg der Vermeidung ist von mir gelehrt worden, der Weg nach oben ist von mir gelehrt worden, der Weg der Auslöschens ist von mir gelehrt worden." Sallekha sutta


    muss man sich nicht merken - finde ich. reicht meistens das gewissen zu - wenn man/frau hat. intuition und achtsamkeit. ( tue nichts böses, denke nichts böses, spreche nichts böses ) - in mitgefühl und milde wollen wir verweilen - nach innen, nach außen. In gleichmut wollen wir verweilen, jenseits von zuneigung und abneigung- nach innen, nach außen.



    Zitat

    Und wie, o Mönche, schützt man, indem man sich selber schützt, den Anderen? Durch regelmäßige Übung, durch Geistes-Entfaltung, durch ihre häufige Betätigung.


    Und wie, o Mönche, schützt man sich selber, indem man den anderen schützt? Durch Geduld, Gewaltlosigkeit, Güte und Mitleid


    (Samyutta Nikāya 47, 19)


    mit vielen grüßen ;)

  • mukti:

    Wobei Vertiefung anscheinend nicht unbedingt die volle Sammlung erreichen muss, sonst würde in A.IV.169 nicht unterschieden zwischen Erlöschen mit und ohne Jhana


    "Volle Sammlung" muß er schon erreichen nur wer es ohne alle vier Jhanas und
    damit nur mühevoll erlangt, hat es natürlich etwas schwerer. Ich wüßte nicht,
    das in den Lehrreden steht man könnte auch mit halb "zerstreuter Sammlung"
    oder ungesammelt das Ziel erreichen.Wobei "zerstreute Sammlung" schon mal
    ein Widerspruch in sich selber ist.