Erste Wahrheit. Ich leide nicht.

  • Morpho:

    Aber nein, Mitleiden ist ein Aspekt von Mitgefühl und Gleichmut - darunter leidet man nicht.


    Das würde sehr viel Sinn ergeben, wenn jeder Mensch gleichmütig auf die Welt käme. Bei mir ist es jedoch so, dass ich Gleichmütigkeit durch viel praktische Übung erlerne. Meine eingeschliffenen Gewohnheiten sind alles andere als gleichmütig. :) Solange der Gleichmütigkeit meine Gewohnheit gegenübersteht, und ich in Gefühlsmomenten doch wieder in meine Gewohnheiten zurückfalle, bringt mich oft die kleinste Unebenheit auf meinem Weg aus der Fassung. Daher schließe ich, dass Mitleiden ohne eine kultivierte, stabile Gleichmütigkeit sehr unglückliche Gefühle produzieren kann, die dann eben doch zu Leid führen.


    Als unlängst der Sänger Prince verstarb, standen viele Menschen vor dessen Haus und weinten untröstlich; manche sprachen davon, dass die Sonne ihres Lebens erloschen wäre, andere waren zu traurig, um überhaupt zu sprechen. Das war offenbar ganz großes Mitleid - ohne Gleichmütigkeit. Mitleid bedingt also nicht Gleichmütigkeit. Kannst Du dieser Argumentation folgen?

  • Gleichmut wird schon mal gerne mit Gleichgültigkeit verwechselt.
    Nur hat das damit nichts zu tun.
    Gleichmut bedeutet, wie das Wort schon sagt, allen Situationen mit dem gleichen Mut zu begegnen.
    Wenn einen also der Tod von Prince persönlich sehr trifft, dann ist derjenige gleichmütig, der diesen Gefühlen von Trauer, Schmerz, Verlassenheit, Verlust usw. gelassen gegenübersteht. Er will sie nicht abwehren, nicht bekämpfen, nicht verleugnen, sondern wird durch sie hindurch gehen.


    Auch wer aus der Fassung gerät, kann gleichmütig sein, weil er das annehmen kann und er sich der Vergänglichkeit dieses Zustands gewiss ist.


    Nebeneffekt von Gleichmut ist, dass es dann ein paar Situationen weniger geben wird, die einen durcheinander bringen bzw. kann man so schnell wieder Boden unter den Füßen gewinnen, dass man es vielleicht gar nicht mehr merkt, wie sehr man gerade durcheinander gewirbelt wird.
    Wenn es dann Situationen gibt, die einen überhaupt nicht mehr bewegen, dann ist das wohl, weil man eine andere Sichtweise bekommen hat: Was mich früher genervt hat, sehe ich heute anders, darum berührt es mich nicht mehr oder auf eine ganz andere Weise, z.B. Mitgefühl statt Zorn.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Benson:

    Danke.


    So wie ich verstanden habe, das Leid ist nicht was wirklich geschieht, sondern die Gedanken daran. Wie im Video: ich hätte gerne bessere Würstchen.


    Natürlich bin ich nicht erleuchtet - das war nur ein Witz. :lol:
    Ich wollte nur den grundlegenden Stein der Lehre verstehen.


    Wenn du keine Leiden kennst als die körperlichen, wie Zahnschmerz oder so, dann ist das super !
    Dann bleib so, wie du bist.
    Es sei denn, du möchtest tiefer in dich hineinschauen und erfahren, dass auch da kein Leiden ist, sondern Licht, Leichtigkeit und Lebendigkeit.
    Das "Problem" mit der Lehre ist, dass sie wohl oft zu wörtlich genommen wird.
    Wir leiden ? Nein ! Wir erleben das tägliche Dasein in all seinen Facetten. Und ......... das Leben ist schön !


    Der grundlegende Stein der Lehre ? = Sei bei Dir in allen Situationen. Horche auf deinen Körper mit all seinen Sinnen.
    Spüre dich selber ........ !
    Denn du bist der Mittelpunkt deines Daseins, allerdings verknüpft mit Menschen.


    Oft kommt es mir vor, dass die Lehre eher in Richtung geht, dass sie negative Tendenzen aufzeigt, wie all die Tendenzen, die in Richunng un-gute Emotionen gehen, anstatt zu sagen, dass wir gute und verständige und herzvolle Menschen sind, was ich übrigens tagtäglich erlebe, wenn auch Menschen eben nicht immer im Licht stehen, sondern ihr Licht eher vor sich hertragen und versuchen, es zu erreichen.
    Ich weiss z.B., dass es zig Möglichkeiten gibt, wenn da Irritationen sind, diese auf heilsame und ändernde Weise zu erfahren und dann zu ändern.
    Vieles geht über die eigene Körpererfahrung. Mal spüren, wo es zieht, wo das Gute grade geschieht. Wo ich mich am wohlsten in Mir fühle. Und das kann ja durchaus ins eigene Licht hineinführen.


    Ohne der Lehre ihre Daseinsberechtigung absprechen zu wollen, find ich es (sehr) gefährlich, sich nur auf einem einzigen Gleis zu bewegen.
    Wie alle Wege nicht nur nach Rom, sondern überall hinführen, gibt es mehr als nur die Lehre Buddhas, die helfen kann, zu sich selber zu finden. Den Kern der eigenen Person. Das Innerste .. meinen eigenen Schatz, den ich dann voller Freude mit Menschen teilen möchte.

    Suche nicht nach der Wahrheit; höre nur auf, an Meinungen festzuhalten.


    Meister Seng Ts'an

  • Benson:

    So wie ich verstanden habe, das Leid ist nicht was wirklich geschieht, sondern die Gedanken daran. Wie im Video: ich hätte gerne bessere Würstchen.


    Wenn du mal ins Krankenhaus kommst, dann solltest du diesen Witz mal dem Arzt erzählen.
    Das Leiden (insbesondere wenn man auch noch die falschen Dinge tut) hast du noch nicht verstanden.

  • accinca:
    Benson:

    So wie ich verstanden habe, das Leid ist nicht was wirklich geschieht, sondern die Gedanken daran. Wie im Video: ich hätte gerne bessere Würstchen.


    Wenn du mal ins Krankenhaus kommst, dann solltest du diesen Witz mal dem Arzt erzählen.
    Das Leiden (insbesondere wenn man auch noch die falschen Dinge tut) hast du noch nicht verstanden.


    ach accinca ..
    Mit dem vorschlaghammer ?
    Was soll das, was du da schreibst ?
    Leiden hat nichts mit "falschen Dingen tun" zu tun. Wenn da überhaupt "leiden" ist (abgesehen von den körperlichen Gebrechen).
    Es ist nur unser unzulänglicher Umgang mit den Dingen, die uns so oder so sein lassen.


    Das Leben ist schön .. wir haben es eine Weile .. und was geschieht, können wir durchaus in die eigenen Hände nehmen.
    .

    Suche nicht nach der Wahrheit; höre nur auf, an Meinungen festzuhalten.


    Meister Seng Ts'an


  • Kannst du durchaus so sehen wenn es aber um die Lehre des Buddha geht,
    kenne ich keine Stelle in der der Buddha sagt "Das Leben ist schön usw.
    Schon gar nicht wenn es um die durch die fünf Sinne vermittelte Befriedigung geht.
    Und das sage ich in dem Wissen das der normale Mensch ganz ohne die Freude durch
    die fünf Sinne nicht zurecht kommt. Aber deswegen gibt es ja die Vorübungen.
    Daher heißt es ja in der Lehre:


  • Jon:

    Leiden hat nichts mit "falschen Dingen tun" zu tun. Wenn da überhaupt "leiden" ist (abgesehen von den körperlichen Gebrechen). Es ist nur unser unzulänglicher Umgang mit den Dingen, die uns so oder so sein lassen.


    Das ist doch Unsinn oder? Wieviel Menschen leiden denn an seelischen
    Störungen eben wegen der erlebten körperlichen Leiden? Sei es durch
    Unglücke oder Kriege oder Krankheit oder Verwandte oder oder?
    "unzulänglichen Umgang mit den Dingen" ist ein weiter Begriff wer
    geht denn mit den Dingen so unzulänglich um: der der nicht anders kann!
    Und wer ist das; Die Lebewesen die dem Leiden unterworfen sind nämlich
    alle normalen Wesen.

    Einmal editiert, zuletzt von accinca ()

  • Jon:

    Leiden hat nichts mit "falschen Dingen tun" zu tun. Wenn da überhaupt "leiden" ist (abgesehen von den körperlichen Gebrechen).
    Es ist nur unser unzulänglicher Umgang mit den Dingen, die uns so oder so sein lassen.


    Das Leben ist schön .. wir haben es eine Weile ..


    Hallo Jon,
    du hast geschrieben, dass man gute Dinge mit anderen teilen kann. Wieso hilft dieser (christlicher) Vorsatz nicht in Alepo oder in anderen Kriegsgebieten, die in Folge der Einmischung unserer Gesellschaft (mit vielen guten Vorsätzen) in Angelegeheiten anderer Staaten enststanden ist? Wieso ist die Welt für so viele Menschen überhaupt nicht schön, und wie kann sie für uns schön sein, wenn so viele andere täglich gewaltsam oder auch nicht gewaltsam sterben (was für viele nicht schön ist), verhungern oder psychisch leiden? Macht man da auf "Strauß" mit dem Kopf im Sand und wiederholt trotzdem sein Gutes-Leben-Mantra? Manche der Opfer haben vielleicht gar kein Bedürfnis, sich auf vor sich getragene Lichter zu konzentrieren, sie hätten gerne weiter gelebt, ihre Gliedmaßen oder ihre Kinder nicht verloren. Die "Dinge", die uns "so oder so" werden ließen so dass Kriege, Armut und andere Leiden sich in der Welt ausbreiten konnten, sollten untersucht werden, nicht wahr, und es sollte vielleicht mal angestrebt werden, dass nicht nur diejenigen, die gerade mit keinen Schicksalschlägen oder ungünstigen Lebensbedingungen zu kämpfen haben, sondern dass alle glücklich sind. Wirklich leidfrei kann jemand, der Probleme anderer verdrängt, sicher nicht sein. So ein Mensch leidet nur an etwas anderem als die Betroffenen - an seinem eigenen Egoismus und seinen Folgen, u. a. der gefühlten Isolation.


    Zitat


    Ich weiss z.B., dass es zig Möglichkeiten gibt, wenn da Irritationen sind, diese auf heilsame und ändernde Weise zu erfahren und dann zu ändern.


    Wenn du die ersten Erfolge mit deiner persönlichen Lehre eingefahren hast, lass es mich bitte wissen. Die andere Lehre existiert seit Jahrtausenden und hat im asiatischen Raum sowie allen Ländern der Welt viele Menschen verändern können. Ich denke in diesem Fall hängt die Messlatte ziemlich hoch, so dass man sie allein anhand der eigenen Ansicht kaum überwinden kann.


    Zitat

    Ohne der Lehre ihre Daseinsberechtigung absprechen zu wollen, find ich es (sehr) gefährlich, sich nur auf einem einzigen Gleis zu bewegen.


    Demnach ist auch für dich nicht alles eitel Sonnenschein, sondern du kämpfst mit dem Problem, dass es die Lehre gibt. Glückliche Menschen können i. d. R. mit Meinungsverschiedenheiten sowie der Vielfalt der Wege, die du selbst gepriesen hast, gut umgehen - ohne Angst.


    Gruß, Yofi

  • Hallo Yofi


    Ich schrieb:Ohne der Lehre ihre Daseinsberechtigung absprechen zu wollen, find ich es (sehr) gefährlich, sich nur auf einem einzigen Gleis zu bewegen.


    Nein.. ich kämpfe nicht mit dem Problem, dass es die Lehre gibt ... es gibt viele Lehren ... und in der Essenz gleichen sie sich Alle.
    Ich sag mal so, dass mir die Beschäftigung mit der Lehre "Spass" gemacht hat, jedoch bringt sie mich nicht mehr weiter.
    Allerdings das mit dem einen Gleis und nur den einen Zug zu benutzen, führt einfach zur Eingleisigkeit und "Engstirnigkeit". Die Beschäftigung mit nur einem Thema im Allgemeinen, macht doch eher kurzsichtig bezüglich anderer ebenso stichhaltiger Standpunkte..oder?


    Das Leben ist schön ............... das sage ich auch noch, wenn es mir nicht gut geht. Ich staune ja dann selber, dass ich das ehrlich meine.
    Das Leben ist schön, weil es bunt, vielfältig, abwechslungsreich ist.
    Es ist kein Mantra, denn wäre es Eines, dann wäre es nur Einreden, einreden, sich überzeugen von ........, anstatt das Leben als Solches anzunehmen (auch wenn oft die Berge erdrückend sind, die Wände vor denen ich stehen kann und nicht weiterweiss) und es schön zu finden. Ich meine nicht Genuss etc ...., wobei der auch nicht schlimm ist, wenn er zu mir, zu meinem eigenen Umgang mit dem Sein passt.
    Wir haben einen Schatz in uns, ein riesiges Potential, wie der Dalai Lama sagt, einen Ozean an Wissen und mit diesem Hintergrund im Denken und dem Ahnen davon, dass dieser Schatz ans Licht gebracht werden kann, kann Ich nur sagen, dass das Leben schön ist.
    Das mit den Kriegen, Hungersnöten etc .. gab es schon immer und wenn die Menschen es nicht endlich schaffen, sich auf ein höheres geistiges Niveau zu schwingen, wird es in vielen Gebieten auf Erden auch weiterhin so gehen.
    Leider liegt es nicht in meinen Möglichkeitsbereichen, in Machtverhältnisse einzugreifen, die in Kriege investieren.
    .
    .

    Suche nicht nach der Wahrheit; höre nur auf, an Meinungen festzuhalten.


    Meister Seng Ts'an


  • würdest Du diese Frage stellen, wenn Du es wärst? :)

  • Jon:

    Ich schrieb:Ohne der Lehre ihre Daseinsberechtigung absprechen zu wollen, find ich es (sehr) gefährlich, sich nur auf einem einzigen Gleis zu bewegen.


    Wenn Menschen - ganz allgemein - in ihren eigenen Problemen versinken, sind sie blind und taub für alles andere, und es gibt Durststrecken, die geht man allein, da gebe ich dir Recht. Niemand kann etwas dazu beisteuern wenn das Aufarbeiten der eigenen Geschichte ansteht. Das ist ein wichtiger Schritt, und ich denke darum geht es meistens wenn man noch Zweifel daran hegt, dass nichts, was uns umgibt, eine reale Gültigkeit haben kann.


    Jon:

    Wir haben einen Schatz in uns, ein riesiges Potential, wie der Dalai Lama sagt, einen Ozean an Wissen und mit diesem Hintergrund im Denken und dem Ahnen davon, dass dieser Schatz ans Licht gebracht werden kann, kann Ich nur sagen, dass das Leben schön ist.


    Gut gesagt, Respekt. Und das Leben kann ein Tor zur Unendlichkeit sein insofern man diese noch schöner findet und alle Zweifel überwindet.


    Grüße, Yofi

  • calimero:

    Zitat

    Daher schließe ich, dass Mitleiden ohne eine kultivierte, stabile Gleichmütigkeit sehr unglückliche Gefühle produzieren kann, die dann eben doch zu Leid führen.


    Man wird dann in Mitleidenschaft gezogen.


    Zitat

    Als unlängst der Sänger Prince verstarb, standen viele Menschen vor dessen Haus und weinten untröstlich; manche sprachen davon, dass die Sonne ihres Lebens erloschen wäre, andere waren zu traurig, um überhaupt zu sprechen. Das war offenbar ganz großes Mitleid - ohne Gleichmütigkeit. Mitleid bedingt also nicht Gleichmütigkeit. Kannst Du dieser Argumentation folgen?


    Ja. Aber ohne Mitleid kein Erbarmen und ohne Erbarmen keine Güte und kein Mitgefühl und keine Erlösung.


    Zitat

    »Die Güte, ihr Mönche, die gemüterlösende, soll man entfalten, ob Mann oder Weib. Nicht vermag, ihr Mönche, ein Mann oder ein Weib beim Abscheiden diesen Körper mit sich zu nehmen; der Sterbliche, ihr Mönche, hat den Geist als Zwischenglied (*4). Jener aber weiß: 'Was immer ich da früher mit diesem stofflichen Körper an bösen Taten verübt habe, das alles wird sich hier noch auswirken (*5) und nichts davon wird nachfolgen' (*6). Auf diese Weise entfaltet, ihr Mönche, führt die gemüterlösende Güte zur Nichtwiederkehr, es sei denn, daß ein weiser Mönch sich schon hier zu einer höheren Befreiung durchdringt.


    Zitat

    Der edle Jünger, ihr Mönche, von Begierde und Übelwollen frei, unverwirrt, wissensklar und achtsam, durchdringt mit einem von Mitleid - von Mitfreude - von Gleichmut erfülltem Geiste die eine Himmelsrichtung, ebenso die zweite, ebenso die dritte, ebenso die vierte. So durchdringt er oben, unten, quer inmitten, überall, allerwärts, die ganze Welt mit einem von Mitleid - Mitfreude - Gleichmut erfüllten Geiste, einem weiten, umfassenden, unermeßlichen, frei von Gehässigkeit und Übelwollen. Und er weiß: 'Früher war mein Geist beschränkt und unentfaltet. Nunmehr aber ist mein Geist unbeschränkt und wohl entfaltet; und keinerlei beschränkte Tat wird darin zurückbleiben, darin verharren.'



    ()

  • Hallo,
    Der Begriff Leiden läßt sich grundsätzlich in zwei Bereiche aufteilen: Körperliche und Seelische Leiden.
    Leiden entstehen aus der Materie, aus der sich der menschliche Körper zusammensetzt und sich
    ständig verändert: " Die objektiven Änderungen der Materie werden subjektiv als Leiden empfunden",Sariputto.
    Solange der Mensch existiert leidet er in verschieden ausgeprägten Formen des Leidens.
    Sinn der Lehre Gotamo Buddhos ist es, das Leiden abzuschaffen, indem man nicht mehr Wiedergeboren wird. Die Lehre Gotamo Buddhos ist keine kleine gelbe Glückspille und das Ausführen der
    Lehre kein Kinderspiel.


    sakko