Mitgefühl mit Tätern? Nur wie??

  • Und zum Thema Täter hat Jesus recht prägnant gesagt "Hasst die Sünde, nicht den Sünder".

    Dazu hätte ich gern eine präzise Quellenangabe.

    Das Tao ist nicht auf die Vereinigung mit den Menschen bedacht;
    wenn die Menschen auf nichts bedacht sind, vereinigen sie sich mit dem Tao.
    Yuanwu Keqin (1063 - 1135)

  • Du hast recht, ich dachte eigentlich, es sei ein wörtliches Zitat. Scheint es nicht zu sein.


    https://www.die-bibel.de/bibel…%207,53%20-%208,11/LUT17/


    Er verdammt die Ehebrecherin nicht. Ich setze allerdings voraus, dass er Ehebruch nicht gutheißt :D Zumindest sagt er, sie solle nicht mehr sündigen. Im Endeffekt also doch kein prägnantes Zitat, sondern eine prägnante Zusammenfassung seiner Position.


    Ein Zitat der Bibel ist in dem Zusammenhang auch interessant, das berühmte "Richte nicht, dass Du nicht gerichtet werdest.Denn mit welcherlei Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit welcherlei Maß ihr messet, wird euch gemessen werden." (Matthäus 7.1). Kann man in viele Richtungen interpretieren, u.a. auch in "Deine Vorstellungen von Wahrheit (und damit GErechtigkeit) sind subjektiv. Sie sind nicht die objektive Warheit. Die kennt nur Gott." Und Gott findet man, wenn man sich selbst - im Gebet - verliert.

  • Das ist schon wörtlich gemeint

    So ganz grundsätzlich wünschte ich mir bei religiösen oder politischen Themen im Buddhaland den Einsatz der drei Worte meiner Meinung nach.

    Keine persönliche Kritik Kaffeebohne, es geht nur oft unter.

    Die meiner Meinung nach wörtliche Auslegung der Bibelstelle:


    Zollbeamte können die göttliche Wahrheit nicht erkennen.

    Dem lieben Gott ist es völlig egal, ob jemand gut oder böse ist.

    Wenn es Dir auch völlig egal ist, bist Du gottgleich.

    (wir sind uns alle klar darüber, dass wir über bei obigem Bibelzitat von einer modernen Übertragung wohl der Luther-Übersetzung reden. Was sagen wohl die Vulgata dazu, gar die Vetus Latina?)

    Hervorhebung von mir


    Das Verb "diligere" lässt sich, wie in der christlichen Tradition gern gesehen, mit "lieben" übersetzen. Die Bedeutung "achten" lässt die lateinische Sprache aber auch zu.

    Spaßeshalber: ersetzt "lieben" durch "achten" und schaut mal, was das mit der Wahrnehmung dieser Bibelstelle macht.


    Darüber hinaus reden wir auch hier von einer der mehreren lateinischen Bibeln, die auf den - da steige ich jetzt religionswissenschaftlich leider aus - meiner Meinung nach hebräisch?? verfassten Originaltexten beruhen, die als ältestes der Evangelien ca. 50 Jahre nach jesu Tod geschrieben wurden. Wobei wir nicht wissen, ob die historische Person Jesus von Nazareth je gelebt hat.


    Also meiner Meinung nach wissen "wir" nicht, was Jesus, unterstellt, es hat ihn als Menschen(Sohn) gegeben, gesagt hat.


    Es wäre meiner Meinung nach in politischen oder religiösen Themen hin und wieder sinnvoll, die eigene meinung nicht für "die Wahrheit" zu halten.


    Liebe*r Cfant, jetzt hat Dich mein Ärger allein getroffen, so ist das nicht gemeint.

    Ich ärgere mich immernoch darüber, dass ich hier in den letzten Tagen einige islamfeindliche Beiträge unkommentiert habe durchgehen lassen, die mit einer vermeintlich "objektiven" Darstellung der Positionen des Buddha und Jesus von Nazareth begannen.


    Also bitte nicht persönlich nehmen, nur, weil ich Dich oben zitiert habe


    _()_

    Andreas

  • Andreas: Kein Problem. Inhaltlich hast Du recht. Allerdings ist das bei jeder Aussage über ein Zitat so. Natürlich gibt hier im Forum jeder - bei jedem Thema - seine SUBJEKTIVE Meinung zum Besten. An sich sollte das auch jedem klar sein - niemand von uns hat persönlich mit Jesus oder Buddha gesprochen. Und selbst wenn könnte man nicht sicher sein, wie jemand anders sein Zitat gemeint hat. Aber macht es Sinn, das extra überall dazuzuschreiben? Würde man das streng betrachten, müsste der Satz "Ich habe heute Mittags Suppe gegessen" lauten "Soweit ich mich erinnere, habe ich zu einer Uhrzeit, die in meiner Erinnerung Mittag war, etwas gegessen, das ich subjektiv als Suppe bezeichnen würde."


    Du weiß, was ich meine ;)

    Entschuldigen brauchst Du Dich nicht, falls ich mich darüber ärgere, gibt mir das was über mich zu denken, nicht über Dich ;)

  • Hallo,


    ich versuche mich ein wenig zurückzunehmen, was die Nach-richten betrifft, nach denen wir uns richten sollen. Ich richte mich nicht danach. Man hat nur die Möglichkeit für sich so gut wie möglich zu leben, dieses Leben kommt dann auch anderen zu Gute. Das ist der Wirkungskreis in dem wir uns bewegen. Was auf anderen Kontinenten oder auch nur nahe gelegenen Orten passiert, können wir nicht beeinflussen.


    Ich denke, wir wissen nicht mal einen Bruchteil dessen, was an Gewalt und Gräueltaten tagtäglich in der Welt passieren, auch nicht in unserer sogenannten modernen Welt. Von den armen Ländern und Kriegsgebieten gar nicht zu reden.


    Aus meiner Sicht gibt es auf viele Fragen keine Antworten und wir haben auch keinerlei Einfluss darauf, weder der Buddhismus noch das Christentum kann sehr schlimme Dinge schlüssig erklären.


    Es geht aber auch darum sich in gewisser Weise abzugrenzen, weil wenn ich mich nur im Leid der ganzen Welt bewege, dann wird das den Betroffenen auch nicht helfen, wobei das nur bedingt deine Frage war. Ich kann Mitgefühl entwickeln für Menschen, die ich im realen Leben kenne und das habe ich auch, es belastet mich auch sehr. Wobei sowohl für die Opfer wie auch die Täter, sofern es keine ganz schlimmen Dinge sind.


    Ich kann nur für mich sprechen, auch mir hat man einiges angetan im Laufe meines Lebens, ich habe keine schlechten Gefühle, wobei ich nicht mit Dingen konfrontiert wurde, die massiv traumatisch waren. Würde jemand, denn ich kenne oder liebe großen Schaden zufügen, ich wüsste nicht, wie ich reagieren würde.


    Ich versuche im Rahmen meiner geistigen Möglichkeiten, so gut wie möglich eben zu leben, aber ich bin nicht perfekt. Heißt, gewisse Taten werde und würde ich nicht verstehen können und somit auch sicher kein Mitgefühl für die Täter entwickeln können, egal welche Vorgeschichte sie aufweisen.


    Viele Menschen haben ein schweres Leben und versuchen es normal zu bewältigen. Traurig machen mich die Dinge allemal, weil ich ein empathischer Mensch bin. Aber ich sehe wirklich wenig Sinn darin, mir das Gift von negativen Nachrichten durch Medien, sei es Fernsehen, Internet oder Zeitung anzusehen, anzuhören oder nachzulesen.


    Keine Ahnung, wie Menschen damit umgehen, wenn sie z.B. ein Kind verlieren, weil ein anderer fahrlässig oder bewusst bösartig handelt. Ich bin auch nur ein Mensch, Mitgefühl mit dem Täter könnte ich in so einem dramatischen Fall nicht aufbringen. Es wäre auch unmenschlich, wenn man hier sagen würde, ja, ich kann den Täter verstehen, weil der hatte eine sehr schwere Kindheit oder ist psychisch krank.


    Wobei ich denke auf solche Fragen gibt es sicher von großen Lehrern auch Antworten, die schlüssig sind, ich kann wie gesagt keine befriedigende geben, wobei ich mich eher mit den Opfern beschäftige als mit den Tätern und das auch nur was in meinem Umfeld passiert.


    Es geschehen vermutlich Millionen von Verbrechen tagtäglich, in die Medien kommen ja vorwiegend Dinge, die in unseren westlichen Ländern oder der USA passieren. Wenn in einem armen Land tausende Menschen sterben müssen, warum auch immer, dann wird darüber kaum berichtet. Wenn jemand der berühmt ist oder bekannt großes Leid erfährt, ist weltweite Anteilnahme da, aber was ist mit den normalen Menschen, haben sie weniger Leid, wenn ihnen etwas Schlimmes widerfährt? Ich denke nicht.


    Der Mensch ist nicht nur ein Produkt seiner Gene, sondern es leben auch seine Vorfahren in ihm oder ihr weiter, aber auch das ist für mich keine Ausrede im Sinne, dass es hier etwas zu rechtfertigen gäbe, sondern ich sehe es eher so, dass man eben versuchen sollte diese unheilsamen Dinge, die man da mitbekommen hat mit heilsamen Handlungen zu versuchen auszugleichen, mehr kann man wohl nicht tun für sich selbst.


    LG Son

  • ich versuche mich ein wenig zurückzunehmen, was die Nach-richten betrifft, nach denen wir uns richten sollen. Ich richte mich nicht danach.

    Lieber Son,


    vorneweg: wie geht es mit Deinen Augen? Du schreibst hier wieder mehr, das ist schön!


    Zu den Nachrichten/Nach-richten: meiner Ansicht nach erwartet niemand, dass "wir" uns nach Nachrichten richten sollen oder gar müssen.


    Es geschehen vermutlich Millionen von Verbrechen tagtäglich,

    Ja. Das ist so. Und es ist meiner Ansicht nach wichtig, das nie zu vergessen, daher sehe/höre/lese ich Nachrichten.


    Es geschehen aber auch jeden Tag Milliarden großer und kleiner "Wunder".


    Zwei Menschen begegnen Dir. Einer zeigt Dir "den Finger", der andere ein Lächeln.

    Wer bleibt in Deinem Kopf?


    Auf meinem Schreibtisch blüht eine Kamelie.


    Herzliche Grüße

    Andreas

  • Lieber Andreas,


    nun, die meisten Menschen oder viele richten sich nach den Nachrichten, sie denken, das ist die Welt, ist sie aber nicht, deshalb habe ich das so geschrieben. Thich Nhat Hanh hat in einem Retreat ähnlich geantwortet, er sehe den Sinn nicht darin, all diese grausamen Dinge zu sehen oder zu wissen, also ich habe es so verstanden jedenfalls, was nicht heißen muss, dass es richtig ist, weil er es gesagt hat.


    Ich halte mich so gut es geht fern von diesen Dingen, ich glaube, dass ich schon begriffen habe, wie diese Gesellschaft ungefähr funktioniert und auch in Anbetracht dessen, dass es viel Leid um mich herum gibt versuche ich den Menschen zu helfen, wo ich es eben kann oder die Möglichkeit habe. Wenn in den USA ein Amoklauf passiert, da kann ich nicht helfen, wenn meine Ex-Frau Hilfe braucht dann schon.


    Was für mich befremdlich ist, ist, dass es kaum noch Menschen gibt, die fühlen, wenn es einem anderen nicht gut geht und der oder die Hilfe braucht, wobei das auch eine sehr pauschale Aussage ist und grad für so einen Kreis wie hier Fehl am Platz ist, weil hier doch andere Menschen sind glaub ich.


    Mir geht es bescheiden, aber das ist nicht mehr wichtig, ich habe verstanden und das ist gut so. Ich versuche anderen zu helfen, wenn ich kann und sofern es möglich ist. Mein Leid darüber versuche ich mir nicht so viele Gedanken zu machen, es ist wie es ist und ich kann nur wenig beeinflussen. Die Augen haben sich leider nicht verbessert, es belastet, aber wie gesagt, ich kann es nicht verändern.


    Wie ich schon gestern schrieb, mich belasten im Augenblick mehr andere Dinge, nämlich eben wie viele Menschen die ich kenne leiden und Hilfe brauchen und niemand merkt es.


    Dein Beispiel ist gut, was würde ich mir merken ein Lächeln oder den Finger - ich fürchte den Finger, daher muss ich noch viel an mir arbeiten, liebe Grüße Son

  • Ich bin nun zwar schon eine Weile Mitglied in diesem Forum,gehöre aber eher zu den lesenden Teilnehmern.Nun gibt es aber doch eine Sache,die mich schon seit längerem beschäftigt und mir immer wieder aufs Neue Schwierigkeiten bereitet.Heute Morgen wieder die Nachricht über einen Amoklauf an einer Schule in den USA,an anderen Tagen Nachrichten über Vergewaltigungen und Quälereien (auch an Kindern!) usw,usw.Es nimmt kein Ende...Nun heißt es ja,man möge auch für Täter Mitgefühl aufbringen.Aber ich kann angesichts solcher und vieler anderer schlimmer Taten,die tagtäglich so in der Welt passieren,in erster Linie nur große Trauer empfinden.Ich finde regelrecht unerträglich,solche Dinge nur hören zu müssen,versetze mich in die Lage der Familien der Opfer oder in die Opfer selbst,manche Dinge beschäftigen mich noch bis in die Nacht oder tagelang...Aber wie kann man denn da Mitgefühl für den oder die Täter schaffen,hochzubringen ? Ich muss zugeben,das bekomme ich derzeit noch nicht hin,wird wohl noch ein langes Stück Arbeit sein. Sicher kann man nur durch eigene Freude oder Mitfreude die Welt froher machen,das denke ich,schon verstanden zu haben,aber das ist wirklich nicht immer leicht... Vielleicht hat ja jemand eine Idee?
    Liebe Grüsse von Mudithaa.

    So eine Tat bedingt durch Gier Hass und Verblendung ist Ausdruck des Leidens. Mitgefühl ist Ausdruck des Wunsches, den Weg der aus dem Leiden führt zu gehen.

    Hass führt zu Leiden, darum gebe acht, dass wenn Wut ( die ja als solche auch ein Ausdruck von Mitgefühl sein kann) nach so einer Tat aufsteigt, sich diese nicht zum Hass steigert...indem du an ihr anhaftest....indem du durch Verblendung bedingt einen konkreten Täter siehst, den du als Ursache für das Leiden ausmachst.

    Buddha konnte keinen Täter als Ursache für das Leiden ausfindig machen....Gier, Hass und Verblendung sind die Ursachen.

    Einmal editiert, zuletzt von Sunu ()

  • Mir fällt da folgender Film ein.


    Die Hütte - ein Wochenende mit Gott

    Und

    YouTube


    In beiden filmen spielt glaube eine Rolle jedoch finde ich das auch Leute die nicht glauben damit etwas anfangen können.


    Ich beobachte bei mir in solchen Situationen Angst Wut und Trauer.

    Erst nachdem man loslässt ist wieder Platz für neues da.