In gewisser Weise ist die Idee, das "Individuen in Not" zu helfen etwas, was die Augen vor dem strukturellen Problem verschliesst und es zu einem zwischenmenschlichen Problem macht. So als denkt man, die Armut innerhalb einer Gesellschaft zu lösen, indem man Bettlern mehr Geld zusteckt. Und das ganze druch die Karma-Brille zu sehen ist ebenfalls einer Verkennung indem es das strukturelle Problem auf ein spirituelles Problem verkürzt.
Ich frage mich, ob es für jeden Einzelnen so einen Schmerzpunkt gibt, bis zu dem er Gutmenschentum als gangbar sieht und ab dem er dann zu schreien anfängt und sich überdordert, bedrängt und überfremdet fühlt? So dass dann der erste oprimistisch ist 100000 Leute zu integrieren, beim nächsten eine halbe Million beim dritten 2 Millionen machbar sind. Aber villeicht fängt der dann bei 10 Millionen an nach Mauern zu schreien und um seine Kultur zu jammern. Und bei 50 Millionen sind wir dann alle AfD Wähler, oder? Aber 50 Millionen sind im Bezug auf 1,3 Milliarden total wenig. Unterscheiden wir uns also von den AfD Wählern nur quantitaiv über die Lage unsererer "inneren Höchstgrenze" oder gibt es wirklich einen grundsätzlichen Unterschied?
Das wäre in der Tat eine Verkürzung.
Die wenigsten von uns sind erleuchtet. Wir müssen aber trotzdem täglich handeln. Wäre ich erleuchtet, dann würde das dem Kind in einem Lager in Somalia auch nicht helfen. Auch Predigten würden nichts ändern. Zu warten bis alle Leute so weit wären, ist meiner Meinung nach eine faule Ausrede. Der religiöse Weg kann auch ein Weg der Bequemlichkeit sein, der den Status Quo erhält.
Das alles durch die Karma-Brille zu sehen entbehrt dem Wesentlichen: der Mitmenschlichkeit, dem Mitgefühl. Und ist zudem in höchstem Maße arrogant und Ich-zentriert.
Zuletzt sollte eines nicht vergessen werden: Wer Hunger hat oder auf der Flucht ist, hat weder Zeit noch Muße für irgendwelche spirituellen Sperenzien. Daher ist die Hilfe auf der strukturellen Ebene auch immer das beste Mittel, anderen den Raum zur spirituellen Entwicklung zu ermöglichen (Kann man sogar im P-Kanon nachlesen.). Abgesehen davon ist es die beste Übung für Selbstlosigkeit.
Was unterscheidet den Gutmenschen vom AfDler?
Die Grundhaltung.
Wenn 10 Millionen vor unseren Grenzen stünden, dann wäre das im Verhältnis immer noch weniger als die meisten Länder vor Ort an Flüchtlingen aufnehmen. Das wird gerne vergessen. Es sind arme bis ärmste Länder, die Millionen Flüchtlinge bei sich aufnehmen. Bemerkenswert.
Wie erbärmlich unser Gejammer!
Das zu sehen unterscheidet den Gutmenschen vom AfDler.
Während bei 10 Millionen der Gutmensch an die Verwerfungen denkt, die eine solch großen Anzahl von Flüchtlingen mit sich bringt und nach Lösungen sucht, entflammt der AfDler in Hass und sieht seine Pfründe schwinden. Er sucht nicht nach Lösungen eines Problems, sondern will das Problem lösen, indem er es abwehrt.
Der AfDler ist froh, endlich eine Projektionsfläche für seine destruktiven Emotionen gefunden zu haben, weshalb seine "Bedenken" über die Flüchtlingsfrage hinausgehen. Sie umfassen sofort LGTBs, FeministInnen, Muslime, Ökologen, Juden, Linke, Merkel, die freie Presse usw. Der AfDler ist antiintellektuell, weshalb ihn auch keine Fakten interessieren. Er ist paranoid, weshalb er alles, was seiner gefühlte Welterkenntnis widerspricht, als Teil eines großen Komplotts betrachtet. … Das ganze AfD-Projekt ist eine einzige Abwehrmaßnahme. Daher ist die politische Agenda auch Abwehr. Daher ist die Agenda sprunghaft, unberechenbar, willkürlich, inkonsequent und sehr laut. Sie ist Gegenzauber, mit einem Hang zur Magie, weshalb sich dort auch viele Verschwörungstheoretiker und Esos tummeln.
Probleme lösen ist nicht in deren Interesse.
Ich könnte noch weitermachen, aber dazu habe ich gerade keine Zeit.
Klar, ich verallgemeinere. Aber das ist die Tendenz, – mal mehr, mal weniger stark ausgeprägt –, die ich sehe.