Fragen, die mich beängstigen und verwirren

  • Fazit: bitte keine absoluten Aussagen! Die Regeln im Anfängerbereich sagen klar aus, dass jeder aus seiner Sicht antworten kann, aber dass diese Sicht nicht gegen die anderen ausgespielt werden soll. Somit würde ab und zu ein Einschub wie "Es hat einen grossen Hintergrund, warum ... im Theravada ... die Reihenfolge die ist." der Diskussion an dieser Stelle gut tun. ;)


    Ich hatte ja geschrieben:


    Es ist also etwas, was sich entwickeln muss. Und das geht für einen Anfänger eher nicht durch die Ansage: wir lassen alle Gedanken weiterziehen.


    Offensichtlich unterliegt der ThreadErsteller ja genau diesen Schwierigkeiten. Da er ebenso die grosse Frage nach dem Ich oder dem Ego stellt, ist es ja in dem Fall klar, dass womöglich zuerst Wissen vertieft werden sollte. Eben auch durch eigene (gedankliche) Betrachtung.


    Wie soll man einen Gedanken als leer von Ich durchdringen, wenn man über anatta-Lehre kaum etwas weiß?


    Wie soll man sicherer, gefestigter loslassen können?


    ---


    Du hattest ja selber formuliert, wie man das mit den Gedanken ziehen lassen verstehen soll. Ich bin mir aber sicher, viele verstehen das nicht so. Deswegen halte ich es für richtig, nicht an dieser Stelle zu beginnen, wenn man damit beginnt, sich mit Buddhismus zu beschäftigen.


    Ich persönlich sehe keinen größeren Sinn in einer Meditationspraxis ohne ein entsprechendes Studium, ohne entsprechende tiefe gedankliche Auseinandersetzung mit den Lehrreden Buddhas. Und damit auch ohne eine genauere Betrachtung der eigenen Gedanken und Vorstellungen, und was sie für spezifische Begehrungen und (weitere) Anhaftungen sie anzeigen.





    :sunny:

  • Alephant ich meinte sehr konkret, das was ich zitiert habe und auch im Beispiel verwendet habe.

    Ich persönlich sehe keinen größeren Sinn in einer Meditationspraxis ohne ein entsprechendes Studium, ohne entsprechende tiefe gedankliche Auseinandersetzung mit den Lehrreden Buddhas.

    Dies ist auch wieder so eine Aussage, die ich kritisiere. Sie geht nicht von einer inhaltlichen Auseinandersetzung mit den Gedanken und Methoden an sich aus, sondern Du sagst, dass Du "keinen ... Sinn in einer Meditationspraxis ohne ... Auseinandersetzung mit den Lehrreden Buddhas" siehst.


    Nun ist es aber z.B. im Tantra so, dass man durchaus erst meditieren kann, und dann das Wissen dazu aneignen - v.a. weil die Methoden so aufgebaut sind, dass sie den Geist auch für sich genommen strukturieren. Ausserdem ist das Wissen, auf das man sich im tibetischen Buddhismus stützt, zwar aus tibetischer Sicht konform mit den Lehren Buddhas, aber so gut wie niemand liest dort den PK bzw. die Lehrreden Buddhas in einem größeren Rahmen direkt.


    Das solltest Du aber inzwischen wissen, durch die Diskussionen hier, und von daher lese ich solche Aussagen in diesem Wortlaut wie auch in diesem Zitat von Dir, durchaus als die Art von Abgrenzung, die wir gerade im Anfängerbereich vermeiden wollen.

  • Z.B. im Zusammenhang mit den Daseinsgruppen und den sechs Innen- und Außengebieten ist das ein Erkennen der Vorgänge durch bloßes Beobachten, wie sie entstehen und vergehen.

    Ich glaube eben nicht, das es nur um "bloßes Beobachten" geht.

    Diese Übungen haben ja einen Sinn und deswegen sind sie mit

    einer Bewertung verbunden. Einer Bewertung und dadurch eine

    Abwendung die ohne diese spezielle Beobachtungen nicht möglich

    gewesen wäre. Insofern verstehe ich unter "Ziehenlassen" was

    anderes , nämlich mehr ein Ignorieren.

  • Da könnte tatsächlich ein Unterschied zwischen den Schulen eine Rolle spielen. Während es einmal darum geht, sich vom Einen abzuwenden und dem Anderen zuzuwenden, geht es bei anderen darum, Gedanken einfach als Gedanken zu erkennen, ihr Entstehen und Vergehen zu beobachten, und sich eben nicht von der Dualität des Festhaltens und Wegschiebens verleiten zu lassen. Bei diesem Prozess geht es u.a. darum die Leerheit der Gedanken zu erfahren. Beide Formen des Umgangs machen also in ihrem jeweiligen Kontext Sinn!

  • Für mich macht die Übung des bloßen Beobachtens Sinn, indem dann eben nicht bewertet wird, weder etwas angenommen noch abgelehnt. Es entsteht, ist da wie es ist und vergeht wieder, ohne Identifikation damit, ohne "Ich und mein". Das ist bereits die Abwendung, aber ohne Ablehnung. Im Theravada ist das jedenfalls eine Übung, die auch in einem Zusammenhang mit Sati und dem Satipatthana steht.

  • Für mich macht die Übung des bloßen Beobachtens Sinn, indem dann eben nicht bewertet wird, weder etwas angenommen noch abgelehnt.

    Ja, für einen Arahat macht das Sinn, denn für einen

    solchen gibt es nichts mehr zu tun. Hier genügt es die

    Vergänglichkeit (das Entstehen und Vergehen) nur zu sehen.

    Auch genügt es die Betrachtung über das Sterben des Körpers

    nur so zu sehen.

    Aber was ich eigentlich sagen wollte war ja das Problem mit dem

    Ziehenlassen der Gedanken da das ja einige Aufregung verursacht hat.

    Bei mir ist das jedenfalls nicht der Fall sondern bei mir ist es so:

    Wenn ich z.B. den Atem beobachten will lenke ich die Aufmerksamkeit

    auf den Atem, beobachte das Entstehen und Vergehen des Atems.

    Sobald ich dabei merke wie dann Gedanken aufkommen die andere

    Dinge betreffen lasse ich diese nicht vorüber ziehen sondern sobald

    ich sie merke gebe ich sie auf, stelle das Denken ein und wende mich

    wieder dem Atmen zu. So mache ich das und so verstehe ich die Übung.

    Ich hoffe damit die Sache klar gemacht zu haben denn ich verstehe nicht,

    warum man die Gedanken die man nicht haben will nicht einfach einstellt

    wenn man das merkt und nicht irgendwie weiter fliegen oder ziehen läßt.

  • MMn ist "Weiterziehen lassen" in "3." enthalten. Punkt 5 halte ich für Westler nicht in heilsamer Weise durchführbar. Vielleicht ist es auch ein ungeklärter Übersetzungsfehler - nur meiner Idee nach, weil sowas aus psychologischer Sicht in dieser vorgeschlagenen autoaggressiven Weise gar nicht möglich ist. Ich meine, so kommt man nicht an sich selber heran.


    Daher finde ich es wichtig, in offener und praktikabler Weise mit den Anweisungen in den alten Schriften umzugehen. Bei uns hier ist vieles so sehr anders als im Indien vor 2500 Jahren. "Weiterziehen lassen" ist daher nur eine sehr seichte, harmlose Adaptation.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Punkt 5 halte ich für Westler nicht in heilsamer Weise durchführbar. Vielleicht ist es auch ein ungeklärter Übersetzungsfehler - nur meiner Idee nach, weil sowas aus psychologischer Sicht in dieser vorgeschlagenen autoaggressiven Weise gar nicht möglich ist. Ich meine, so kommt man nicht an sich selber heran.

    "Westler" muß nicht "Westler sein. Es gibt wohl unterschiedliche "Westler".

    Was die Nummer 5 anbelangt gibt der Buddha dafür ein Beispiel wie man

    es verstehen sollte:

  • Für mich macht die Übung des bloßen Beobachtens Sinn, indem dann eben nicht bewertet wird, weder etwas angenommen noch abgelehnt.

    Ja, für einen Arahat macht das Sinn, denn für einen

    solchen gibt es nichts mehr zu tun. Hier genügt es die

    Vergänglichkeit (das Entstehen und Vergehen) nur zu sehen.

    Es zu üben macht wie gesagt auch Sinn, wenn offenbar auch nicht für alle.

  • Hallo accinca,


    mögest Du mir verzeihen, wenn ich jetzt das Wort nicht richtig schreibe.:oops:

    Was ist denn upadana (sorry irgendwie so:oops:)

    Wenn ich etwas keine Bedeutung schenke/ also den Blick auf etwas anderes richte?; das ist doch ähnlich wie "Gedanken ziehen lassen."


    Liebe Grüße von Schneelöwin

    Liebe Grüße Schneelöwin


    "All is always now"




  • mögest Du mir verzeihen, wenn ich jetzt das Wort nicht richtig schreibe. :oops:

    Was ist denn upadana (sorry irgendwie so :oops: )

    Wenn ich etwas keine Bedeutung schenke/ also den Blick auf etwas anderes richte?; das ist doch ähnlich wie "Gedanken ziehen lassen."

    Das Wort ist im Glossar - Du kannst auf das Wort klicken, wenn es verlinkt angezeigt wird und bekommst eine Erklärung :)

  • Ja, danke, kilaya.


    Also bezüglich upadana und Gedanken steht da folgendes:


    Zitat


    Upādāna (pali/sanskr. Aneignung, Erwähnung) ist ein buddhistischer Begriff für den Vorgang des Festhaltens am Vergänglichen. Es geht um das 'Warum' des Begehrens (tanhā), des ausprägenden Bewusstseins von "Ich und Mein", sämtlichen Gedanken, Ideen, Konzepten und Vorstellungen. Upādāna ist Teil der zwölfgliedrigen Kette des Bedingten Entstehens. Im Deutschen sind als Übersetzung die Begriffe Anhaftung oder Anhaften üblich geworden.


    Also den Gedanken nicht anhaftet - ziehen lässt. (Mit Ausnahme wohl funktioneller Gedanken)

    Kann aber auch sein, ich stehe auf dem Schlauch - wegen der Wärme:)

    Liebe Grüße Schneelöwin


    "All is always now"




  • Zitat

    mukti:

    Es zu üben macht wie gesagt auch Sinn, wenn offenbar auch nicht für alle.

    Richtig können kann man das wenn kein upādāna und Nichtwissen mehr da ist.

    Aber man kann ja mal so tun als ob.

  • Also den Gedanken nicht anhaftet - ziehen lässt.

    Gedanken sind nichts substanzielles das man ziehen oder fliegen lassen könnte.

    Man kann die ablenkenden Gedanken aber aufhören zu denke bzw. sich darin üben.

  • Zitat

    Wenn einem solchen, ihr Mönche, während er jene Erwägungen der Reihe nach einzeln eingehn lässt, noch böse, unwürdige Erwägungen aufsteigen, Bilder der Gier, des Hasses und der Verblendung, so soll er, ihr Mönche, mit aufeinander­gepressten Zähnen und an den Gaumen gehefteter Zunge durch den Willen das Gemüt niederzwingen, niederdrücken, niederquälen.

    Ja, accinca , ich kenne dieses Zitat - nur kenne ich keinen einzigen Menschen persönlich, bei dem das funktioniert. MMn sind wir hier in unserem verwöhnten Leben ziemliche Weicheier geworden und sind es nicht gewöhnt mit uns selbst so hart umzugehen.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Hallo zusammen,


    ich bedanke mich schonmal herzlich für die vielen Antworten ! Sehr interessante und erleichternde Ansichten und Erklärungen. Jedoch gibt es anscheinend einige Verwirrung bezüglich meiner Aussage "Gedanken weiterziehen lassen". Ich persönlich habe die Technik der Achtsamkeitsmeditation immer so verstanden: Den Atem beobachten und wenn man durch Gedanken abgelenkt wird zurück zum Atem kommen und Gedanken weiterziehen lassen. Wenn ich die ablenkenden Gedanken nicht mehr denken will, wie accinca beschrieben hat, unterdrücke ich doch den Gedanken und das führt zu mehr Gedanken. Korrigiert mich bitte, wenn ich falsch liege. Ich muss dazu noch sagen, dass ich ansonsten relativ wenig mit dem Buddhismus vertraut bin. Die Meditationstechnik habe ich begonnen, um mein Gedankenkarusell zu "stoppen" und mehr im Hier&Jetzt zu leben. Ist die Meditation vielleicht die falsche Technik dafür bzw. habe ich eine falsche Interpretation von Meditation ?

  • Zitat

    mukti:

    Es zu üben macht wie gesagt auch Sinn, wenn offenbar auch nicht für alle.

    Richtig können kann man das wenn kein upādāna und Nichtwissen mehr da ist.

    Aber man kann ja mal so tun als ob.

    Der Gedanke "ich tu so als ob" lässt sich auch beobachten wie er entsteht und vergeht. Es ist überhaupt lehrreich erstmal ein wenig was davon zu erkennen wie der Geist arbeitet, wie upādāna und Verblendung zustande kommen. Wenn das auch nicht die Einzige Übung ist, dazu müsste man schon sehr fortgeschritten sein.

  • Hallo zusammen,


    ich bedanke mich schonmal herzlich für die vielen Antworten ! Sehr interessante und erleichternde Ansichten und Erklärungen. Jedoch gibt es anscheinend einige Verwirrung bezüglich meiner Aussage "Gedanken weiterziehen lassen". Ich persönlich habe die Technik der Achtsamkeitsmeditation immer so verstanden: Den Atem beobachten und wenn man durch Gedanken abgelenkt wird zurück zum Atem kommen und Gedanken weiterziehen lassen. Wenn ich die ablenkenden Gedanken nicht mehr denken will, wie accinca beschrieben hat, unterdrücke ich doch den Gedanken und das führt zu mehr Gedanken. Korrigiert mich bitte, wenn ich falsch liege. Ich muss dazu noch sagen, dass ich ansonsten relativ wenig mit dem Buddhismus vertraut bin. Die Meditationstechnik habe ich begonnen, um mein Gedankenkarusell zu "stoppen" und mehr im Hier&Jetzt zu leben. Ist die Meditation vielleicht die falsche Technik dafür bzw. habe ich eine falsche Interpretation von Meditation ?

    Nein, ich denke, Du machst / siehst das alles richtig. Entschuldigung, dass ich Deinen Thread für einen 10 Jahre alten Disput mit acchinca missbraucht habe... Aber ich finde, wir haben was geklärt. :rose: Lass Du Dich davon nicht verwirren.


    Es ist eh wichtig zu lernen, ein Bauchgefühl dafür zu entwickeln, was für einen selber richtig ist. :) Das kommt mit der Zeit - und Meditation, wie Du sie machst, hilft dabei.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Die Meditationstechnik habe ich begonnen, um mein Gedankenkarusell zu "stoppen" und mehr im Hier&Jetzt zu leben. Ist die Meditation vielleicht die falsche Technik dafür bzw. habe ich eine falsche Interpretation von Meditation ?

    Es gibt einfach unendliche viele Formen der Meditation. Das Gedankenkarussel zu stoppen ist aber etwas anderes, als alle Gedanken zu stoppen. Es geht eher darum, die überflüssigen Gedankenschleifen loszuwerden und die ruhigen Gedanken, die jetzt gerade relevant sind, dazwischen freizulegen.


    In einem Mahamudra-Text, den ich gerade nicht finde, heisst es sinngemäß: erst rasen die Gedanken dahin wie Wasser in den Stromschnellen eines wilden Bachs, dann fliessen sie dahin, wie das Wasser in einem breiten Strom. Und am Ende münden sie in den Ozean.


    Ähnlich beim 3. Karmapa:

    Zitat

    Die Wellen der feinen und groben Gedanken kommen in sich selbst zur Ruhe,

    und der Strom unerschütterlichen Geistes ruht in seinem Wesen.

    Mögen wir im stillen Meer der Geistesruhe,

    frei vom verunreinigenden Schlamm der Dumpfheit, gefestigt sein.


    Im Vers davor:

    Zitat

    Unverschmutzt von angestrengter Meditation, die sich in geistigem Erschaffen müht,

    und nicht umhergetrieben vom Wind allgemeiner Geschäftigkeit,

    mögen wir verstehen, wir man den Geist in seiner Ungekünsteltheit beläßt,

    und im Erleben des Geistes geschickt und ausdauernd sein!


    Gemeint ist, dass man den Geist nicht beruhigen kann, indem man sich anstrengt, oder schnelle Ergebnisse haben will. Es braucht ruhige Ausdauer, und dann wird irgendwann das innere Karussell von selbst zur Ruhe kommen.

  • Eins ist jedenfalls klar, alle diese Vorstellungen mit dem fliegen lassen oder ziehen lassen

    der Gedanken sind selber nur Gedanken.

  • Ich persönlich habe die Technik der Achtsamkeitsmeditation immer so verstanden: Den Atem beobachten und wenn man durch Gedanken abgelenkt wird zurück zum Atem kommen und Gedanken weiterziehen lassen. Wenn ich die ablenkenden Gedanken nicht mehr denken will, wie accinca beschrieben hat, unterdrücke ich doch den Gedanken und das führt zu mehr Gedanken. Korrigiert mich bitte, wenn ich falsch liege.

    Du verstehst das schon richtig und machst das auch richtig.

    Es gibt sehr verschiedene buddhistische Schulen, die auch verschiedene Meditationsarten lehren, wobei sich vieles aber auch überschneidet. Leider gibt es hier im Forum einige, die meinen, ihre eigene buddhistische Richtung sei die einzig richtige und die das dann auch lautstark immer wieder verkündigen müssen. Lass dich davon nicht verwirren!

    Ich habe auch wie du mit der Konzentration auf den Atem angefangen und habe das immer mehr als große Bereicherung empfunden.


    Zitat

    Die Meditationstechnik habe ich begonnen, um mein Gedankenkarusell zu "stoppen" und mehr im Hier&Jetzt zu leben. Ist die Meditation vielleicht die falsche Technik dafür bzw. habe ich eine falsche Interpretation von Meditation ?


    Nein, das ist nicht die falsche Technik dazu. Und fast alle beginnen mit dem Meditieren, um erstmal irgendwas im eigenen Leben zu verbessern und das ist OK so. Mit der Zeit wirst du dann herausbekommen, daß buddhistisches Meditieren noch vieles mehr ist. Es bringt aber nichts, von Meditationsart 1 zu Meditaionsart2 zu hoppen, zumal ja jede buddhistische Richtung etwas anderes vorschlägt.


    Ich würde bei dem bleiben, was du im Augenblick schon machst um das wirklich gut sowohl als Meditation wie auch im Alltag zu trainieren. Nach meinem persönlichen Gefühl bist du da auf einem wirklich gutem Weg.


    Und nochmal, lass dich nicht von den verschiedenen Richtungsstreitereien hier durcheinander bringen. Nimm nur das, was du gut verstehst und was für dein Leben relevant ist.

  • Hallo zusammen,


    ich bedanke mich schonmal herzlich für die vielen Antworten ! Sehr interessante und erleichternde Ansichten und Erklärungen. Jedoch gibt es anscheinend einige Verwirrung bezüglich meiner Aussage "Gedanken weiterziehen lassen". Ich persönlich habe die Technik der Achtsamkeitsmeditation immer so verstanden: Den Atem beobachten und wenn man durch Gedanken abgelenkt wird zurück zum Atem kommen und Gedanken weiterziehen lassen. Wenn ich die ablenkenden Gedanken nicht mehr denken will, wie accinca beschrieben hat, unterdrücke ich doch den Gedanken und das führt zu mehr Gedanken. Korrigiert mich bitte, wenn ich falsch liege. Ich muss dazu noch sagen, dass ich ansonsten relativ wenig mit dem Buddhismus vertraut bin. Die Meditationstechnik habe ich begonnen, um mein Gedankenkarusell zu "stoppen" und mehr im Hier&Jetzt zu leben. Ist die Meditation vielleicht die falsche Technik dafür bzw. habe ich eine falsche Interpretation von Meditation ?

    Hallo lieber marc23.


    Die anderen haben ja schon viel gesagt. Vielleicht trotzdem nochmal in meinen Worten:


    Wenn die Technik dir hilft im Alltag nicht so viel zu grübeln und mehr im Hier und Jetzt zu sein, bist du doch auf einem guten Weg, meiner Meinung nach.


    Wenn du an dem Punkt bist: "darüber muss ich aber jetzt mal nachdenken", dann tue das ruhig.


    Und wenn du fertig bist, kannst du die Gedanken wieder vorbei ziehen lassen.


    Für den Alltag ist es manchmal notwendig nachzudenken und zu planen.


    Und auch in der Buddhalehre gibt es Phasen des Nachdenkens und Reflektierens.


    Du wirst mit zunehmender Erfahrung schon merken, wann du wieder einmal zuviel gegrübelt hast oder wenn es unnötig war viel nachzudenken.


    Es geht nicht um ein Denkverbot, sondern darum nicht mehr denken zu müssen, das Denken aber trotzdem als Werkzeug zu benutzen, wenn man es braucht.


    Es gibt Tätigkeiten da ist mehr nachdenken gefragt und es gibt Tätigkeiten da ist weniger nachdenken gefragt.


    Achtsamkeit und Wachheit ist aber immer wichtig.


    Nicht mehr nachdenken zu dürfen ist keine Freiheit. Immer nachdenken zu müssen ist keine Freiheit.

    Aber nachdenken zu dürfen, zu können und nicht nachdenken zu müssen, ist für mich schon eher Freiheit.


    Das Denken ist nicht der Meister, sondern der Diener. Ein Werkzeug. Das man weglegen kann, wenn man es nicht braucht.


    Meiner Erfahrung nach geht das Denken soger leichter und ist klarer und tiefer, wenn man auch Pausen vom ständigen Nachdenken macht.


    Aber alles nur meine Meinung. :)


    Liebe Grüße

    Einmal editiert, zuletzt von Raphy ()

  • Ich habe das noch nie erlebt, dass ich konzentriert irgendwo saß und Gedanken "vorbeiziehen" sehen konnte, ohne anzuhaften.


    Indem Moment in dem da eine Vorstellung oder ein Gedanke ist, ist da eine Vorstellung oder ein Gedanke. Und damit ein Kontakt und ein entsprechendes Bewusstsein.


    Entweder ich erkenne die Vorstellung als solche. Oder ich bin momentan gefangen in dem Traumbild.


    Was ich verstehe: man ergreift nicht, um die Assoziationskette, also dann dem Schwelgen in Vorstellungen zu vermeiden.


    (

    doch ich ergreife sie nicht, um eine Gedankenkette zu bilden

    )


    Aber ist das nicht eine eher einfache Weisheit, die eigtl jeder kennt?


    Geht es nicht darum, sich so zu beruhigen und zu konzentrieren, dass "der Geist" nicht mehr abgelenkt ist? Was beobachtet man denn da? Eine ganze Menge doch. Nur eben distanziert und sehr ruhig und klar. Das ist es doch, was deine Metapher beschreiben soll?


    Was man in meinen Augen eher machen kann, ist den Geist zu betrachten. Wenn du das mit deiner Metapher meintest.


    Zitat

    3. DIE GEISTBETRACHTUNG

    Zitat
    Wie nun, o Mönche, weilt der Mönch beim Geist in der Betrachtung des Geistes?
    Da weiß der Mönch vom lustbehafteten Geist: <Lustbehaftet ist der Geist>; er weiß vom lustfreien Geist: <Lustfrei ist der Geist>; er weiß vom haßbehafteten Geist: <Haßbehaftet ist der Geist>; er weiß vom haßfreien Geist: <Haßfrei ist der Geist>; er weiß vom verblendeten Geist: <Verblendet ist der Geist>; er weiß vom unverblendeten Geist: <Unverblendet ist der Geist>; er weiß vom gehemmten Geist: <Gehemmt ist der Geist>; er weiß vom zerstreuten Geist: <Zerstreut ist der Geist>; er weiß vom entwickelten Geist: <Entwickelt ist der Geist>; er weiß vom unentwickelten Geist: <Unentwickelt ist der Geist>; er weiß vom übertreffbaren Geist <Übertreffbar ist der Geist>; er weiß vom unübertreffbaren Geist: <Unübertreffbar ist der Geist>; er weiß vom gesammelten Geist: <Gesammelt ist der Geist>; er weiß vom ungesammelten Geist: <Ungesammelt ist der Geist>; er weiß vom befreiten Geist: <Befreit ist der Geist>; er weiß vom unbefreiten Geist: <Unbefreit ist der Geist>.
    So weilt er nach innen beim Geist in Betrachtung des Geistes; oder er weilt nach außen beim Geist in Betrachtung des Geistes; oder er weilt nach innen und außen beim Geist in Betrachtung des Geistes. Die Dinge in ihrem Entstehen betrachtend, weilt er beim Geiste; die Dinge in ihrem Vergehen betrachtend, weilt er beim Geiste; die Dinge in ihrem Entstehen und Vergehen betrachtend, weilt er beim Geiste. <Geist ist da!> so ist seine Achtsamkeit gegenwärtig, eben nur soweit es der Erkenntnis dient, soweit es der Achtsamkeit dient. Unabhängig lebt er, und an nichts in der Welt ist er angehangen.
    So auch, o Mönche, weilt der Mönch beim Geist in Betrachtung des Geistes.

    Maha Satipatthana Sutta (D.22)


    Das, was ich tun kann, ist den Geist zu diszipliniereṇ. Das kann ich ohne Zwang, indem ich "der Beobachter am Fluss bin".


    Dazu muss man aber eben auch ersteinmal aus dem Fluss heraussteigen. Und dafür müssen manche vielleicht auch erst das schwimmen lernen, um dieses vom Ufer nicht so ganz recht getrennte Gewässer von dort in einem schönen Moment der Ruhe betrachten zu können.




    :sunny:

    Einmal editiert, zuletzt von Alephant ()