Buddhistische Texte zum Thema Fleisch

  • Ich bin auf viele verschiedene, auf dem ersten Blick sogar widersprüchliche Aussagen zum Thema Erwerb und Verzehr von Fleisch in verschiedenen buddhistischen Schriften gestoßen. Einige davon möchte ich aufzählen, ich bitte aber auch um Ergänzungen wenn ihr noch entsprechende Quellen habt um so ein vernünftiges Resümee daraus schließen zu können.


    Anfangen möchte ich mit der bestbekannten Quelle, dem Pali-Kanon:


    Auf dieser Seite wird mit Bezug auf verschiedene Stellen erklärt, dass lediglich das Töten oder der Wille zum Töten laut dem Kanon negatives Karma erzeugt, der Erwerb und Verzehr von Fleisch seien jedoch karmisch gesehen unbedenklich. Gewalt



    Ganz im Gegensatz dazu stehen entsprechende Aussagen zu dem Thema in verschiedenen Sutras aus dem Mahayana. Ein Beispiel dazu ist eine Aussage im Lankavatara-Sutra:


    Dort sagt der Buddha: «... wenn wir das Fleisch anderer Lebewesen essen, zerstören wir den Samen des Mitgefühls …» Dies wird mit dem Mitgefühl zu jedem Lebewesen begründet, man soll sich auch nicht indirekt verantwortlich machen. Quelle: Buddhismus | Swissveg



    Bitte schreibt auch andere Quellen in die Kommentare.

    Es gibt verschiedene Theorien wie die unterschiedlichen Ansichten im geschichtlichen Kontext entstanden sind. Die orthodoxe Auslegung des Pali Kanons, dass es unbedenklich sei Fleisch zu kaufen und zu konsumieren sehe ich kritisch. Immerhin entsteht dadurch eine Nachfrage auf dem Markt und man hat so auch einen Beitrag zur Tötung geleistet, die ja abgelehnt wird. Allerdings ist es sinnvoll nicht grundsätzlich Fleisch zu verbieten, da man sich wenn man zB bei jemanden eingeladen ist der nicht wusste, dass man kein Fleisch isst und der es schon bereit hat und man es dann isst, hat man keinen Beitrag zum Schicksal des gegessenen Tieres geleistet. ich freue mich auf weitere Quellen und Ansichten zum Thema.

    • Offizieller Beitrag

    Es geht da um eine historische Entwicklung g, die sich auch im Hinduismus vollzog. Zu Buddhas Zeiten war es noch ganz normal Rinder zu schlachten. Nicht-Töten wurde damit begründet, dass Töten schlechtes Karma bringt. Man dachte da nicht gesellschaftlich, sondern hatte da so eine eher mechanische auf individuelles Handeln bezogene Vorstellung.



    Mit der Zeit setzte sich ein anderes Denken durch. Aber auch diese entsprach nicht unserer modernen Versntwortungsethik sondern eher archaischen Vorstellungen von Reinheit, in der Fleisch als etwas gesehen wurde, was den Körper verunreinigt. Um 200 vor Christ galt das Schlachten von Rindern als Tabu. Vegetarismus wurde mit den Brahmanen, mit Subtilität und Vergeistigung verbunden, während Fleisch als was gesehen wurde, was einen auf ein niedriges Niveau der minderen Kasten runterzerrt. Als etwas was In such Gewalt trägt und Wut begünstigt. Etwas was so schwer im Magen lügt, dass RS einen an die Welt fesselt.


    Aber dem entspricht nicht so sehr die moderne Vorstellung, dass man für das Töten über Angebot und Nachfrage indirekt verantwortlich ist. Sondern es entstammt eher eine archaische Vorstellung von Reinheit.


    Die moderne Ethik, dass man Tieren Leid erspart ist doch schlüssig. Oder was fehlt denn da? Du kannst doch einfach kein Fleisch essen weil du Tieren was Gutes tun willst und nicht wegen buddhistischer Texte.

  • Die moderne Ethik, dass man Tieren Leid erspart ist doch schlüssig. Oder was fehlt denn da?

    Der Buddha hat ja selbst eine neue Lehre entworfen und nicht einfach aktuelle Moden übernommen. Für ihn spielen Kasten oder "Verunreinigungen" mit religiös geächteten Stoffen ja keine Rolle. Daher wundert es mich, dass der Pali-Kanon so inkonsequent damit ist. Letztendlich hat diese Lesart ja nur zu neuen "Kasten" geführt, wenn man sich zB Kambodscha ansieht, Fleisch zu essen ist dort ganz normal, geschlachtet wird nur von Muslimen oder anderen religiösen Minderheiten die am Rand der Gesellschaft stehen und darum ausgegrenzt werden. Das kann ja auch nicht Sinn der Sache sein.

    Einmal editiert, zuletzt von Sungi ()

    • Offizieller Beitrag

    Der Buddha hat ja selbst eine neue Lehre entworfen und nicht einfach aktuelle Moden übernommen. Für ihn spielen Kasten oder "Verunreinigungen" mit religiös geächteten Stoffen ja keine Rolle. daher wundert es mich, dass der Pali-Kanon so inkonsequent damit ist.

    Wir denken heute gesellschaftlich. Wir denken wie wir vielleicht eine Gesellschaft haben können, wo Tiere weniger Leiden und was wir dafür tun können. Und da helfen ja auch kleine Schritte: Der Verzicht auf Fleisch ist gut für Gesundheit, Ethik, Klima und sogar den Geldbeutel.


    Für Buddha Shakyamuni war die Welt ein brennendes Haus voller Massaker. Wobei er aber nicht die Perspektive hatte, das Leid der Welt insgesamt vermindern zu können sondern sein Anliegen war lediglich, Einzelnen den Ausweg aus dem "brennenden Haus" zu zeigen.


    Buddha ging es also sehr konkret um denjenigen, der Befreiung erlangen wollte. Und das dieser in sich keine Motivation trug andere zu schädigen und zu verletzten. Also das er nicht am Töten und Verletzten beteiligt ist. Das Nicht Töten war für ihn also lediglich ein Bestandteil des Weg zur Befreiung.


    Um das Schicksal der Tiere insgesamt oder der Gesellschaft ging es ihm also höchstens am Rande. Nicht aus Ignoranz oder Kaltherzigkeit, sondern weil für ihn Leben Dukkha war.

  • Um das Schicksal der Tiere insgesamt oder der Gesellschaft ging es ihm nicht oder nur am Rande. Nicht aus Ignoranz oder Kaltherzigkeit, sondern weil für ihn Leben Dukkha war.

    Buddha hat es aber nie einfach akzeptiert, dass Leben immer Dukkha verursacht, ansonsten wäre der, der sowieso nicht erwachen wird ja völlig aus der Ethik ausgeschlossen. Einen Teil zu einem gesamten Verringern des Leides beizutragen wäre ja auch ein gutes Mittel zum Zweck auf dem Weg zur Erleuchtung, aber das wird wohl im Theravada anders gesehen.

    • Offizieller Beitrag

    Buddha hat es aber nie einfach akzeptiert, dass Leben immer Dukkha verursacht, ansonsten wäre der, der sowieso nicht erwachen wird ja völlig aus der Ethik ausgeschlossen. Einen Teil zu einem gesamten Verringern des Leides beizutragen wäre ja auch ein gutes Mittel zum Zweck auf dem Weg zur Erleuchtung, aber das wird wohl im Theravada anders gesehen.

    Es wird überall im Buddhismus so gesehen, dass man dem edlen achtfachen Pfad folgen soll und das es heilsam ist anderen Wesen nicht zu schaden.


    Das was es aber für Jahrhunderte lang nicht gab, war die Idee dass man Gesellschaft verändern kann. Die Denkweise früher war, dass alles so immer schon so war und immer so sein wird. Und es immer Kriege und das Schlachten von Tieren gibt.


    Die Idee von gesellschaftlicher Veränderung und gesellschaftlicher Verantwortung sind moderne Ideen.

  • Die Idee von gesellschaftlicher Veränderung und gesellschaftlicher Verantwortung sind moderne Ideen.

    So modern ist es eigentlich nicht, im japanischen Mittelalter hat man (bis auf Fisch) überhaupt kein Fleisch gegessen, in China und Vietnam gibt es auch uralte buddhistisch, vegetarische Traditionen. Ich frage mich halt nach dem Motiv des Buddha und seiner Lehre, bei der am Anfang beschriebenen Sichtweise kommt es mir eben so vor als wäre ein Gedanke einfach nicht zu Ende gebracht worden.

    • Offizieller Beitrag

    Die Idee von gesellschaftlicher Veränderung und gesellschaftlicher Verantwortung sind moderne Ideen.

    So modern ist es eigentlich nicht, im japanischen Mittelalter hat man (bis auf Fisch) überhaupt kein Fleisch gegessen, in China und Vietnam gibt es auch uralte buddhistisch, vegetarische Traditionen. Ich frage mich halt nach dem Motiv des Buddha und seiner Lehre, bei der am Anfang beschriebenen Sichtweise kommt es mir eben so vor als wäre ein Gedanke einfach nicht zu Ende gebracht worden.

    Ich hab doch nicht geschrieben, dass Vegetarismus eine neue Idee ist.


    Es ist einfach so, dass für Buddha der Weg zur Befreiung im Vordergrund stand. Das war sein Mitiv und das war sein Thema. Anderes wie z.B teilweiser Fleischverzicht, Pazifismus , Kritik am Kastensystem waren eher glückliche Nebenwirkungen aber nicht der Hauptfokus seines Bemühens.


    Er verfolgte sie deswegen nicht weiter, weil seine Aufgabe nicht die eines Weltverbesserers oder Sozialreformers sah, sondern als jemand, der anderen den Weg zur Befreiung weist.


    Umgekehrt kann jemand, der die Welt verbessern will indem er Tieren Leid erspart dies einfach der Tiere Willen tun ( oder des Klimas oder der Gesundheit) und braucht dazu keinen Buddha und keinen Dharma. Und auch kein gutes Karma. Es muss nicht mal der Befreiung dienen.

  • Er verfolgte sie deswegen nicht weiter, weil seine Aufgabe nicht die eines Weltverbesserers oder Sozialreformers sah, sondern als jemand, der anderen den Weg zur Befreiung weist.

    So gesehen müssten ja die Mahayana-Texte dazu im Widerspruch stehen, was bedeuten würde der Weg zum Nirwana stünde im Hintergrund. Das Bodhisattva-Gelübde zB ist ja ganz auf diese Richtung Weltverbesserei ausgelegt. Wäre es fair zu sagen, das ist nicht mehr die authentische buddhistische Lehre?

  • Um das Schicksal der Tiere insgesamt oder der Gesellschaft ging es ihm also höchstens am Rande. Nicht aus Ignoranz oder Kaltherzigkeit, sondern weil für ihn Leben Dukkha war.


    Es ist ja auch ein bedingtes Phänomene sind, das man nicht auf Dauer so formen kann, dass es aus sich heraus wissende Menschen gebiert und bildet.


    Die Wurzel des Problems (auch der Probleme der Gesellschaften) sind nicht die Gesellschaften und damit deren Zustände selbst.




    :earth:

  • Die Wurzel des Problems (auch der Probleme der Gesellschaften) sind nicht die Gesellschaften und damit deren Zustände selbst.

    Der Zustand ein Tier zu sein ist sicherlich übel, man kann ihn als Mensch aber leicht verbessern, das ist auch wichtig.

    • Offizieller Beitrag

    So gesehen müssten ja die Mahayana-Texte dazu im Widerspruch stehen, was bedeuten würde der Weg zum Nirwana stünde im Hintergrund. Das Bodhisattva-Gelübde zB ist ja ganz auf diese Richtung Weltverbesserei ausgelegt. Wäre es fair zu sagen, das ist nicht mehr die authentische buddhistische Lehre?

    Wo ist denn in den Bodhisattva Gelübten Weltverbesserei? Auch im

    Mahayana gibt es keine moderne Vorstellung von der Gestaltbarkeit gesellschaftlicher Zustände.


    Nur halt, dass der Buddhismus mehr im Sozialen eingebunden ist.

    Für manche Gesellschaft war es wichtig, dass die Ordinierte möglichst ihre Regeln einhalten, weil sonst eher Chaos, Misstände und Naturkatastrophen drohen.


    Sowohl in Hinduismus als auch im Shintoismus ist Ethik noch stark mit Hygiene verbunden und man lebte in panischer Angst vor "Verschmutzung" - eben auch durch Blut, Tod und Menstruation. Ich kann mir vorstellen, dass das mit dem Buddhismus wechselwirkte.


    In dem von Spock geposteten Link ist es ja so, dass Buddha sehr mit dem von den Brahmanen vertretenen mit Reinheit assoziierten Haltung aneinander gerät. Während für die Brahmanen derjenige "verworfen/unrein" ist der mit den "Verworfenen/Unreinen" Umgang pflegt ist für Buddha nur der "verworfen" der unethisch handelt.


    Der Mahayana Text in dem Fleisch "inhärent bäh" ist nähert sich da also vielleicht eher einem Denken in Reinheit/Unreinheit an.


    "Brocken Buddha" ist keine Kritik am Palikanon und keine Fundamentalkritik am Thervada sondern es kritisiert vom Palikanon und vom Thervada aus bestimmte Fehlentwicklungen. Dem Verfasser von "Broken Buddha" ist jemand, der die Trennung zwischen den Schulen überwiden will und der in seiner Selbstkritik auch Kritikpunkte aus dem Mahayana erst nimmt. Darin ist er doch ein Vorbild.

  • Wo ist denn in den Bodhisattva Gelübten Weltverbesserei?

    "Die Zahl der Wesen ist unendlich; ich gelobe, sie alle zu erlösen" Das klingt doch schon sehr danach, dass man die Welt verbessern will. In dem Sutra wird Fleisch auch an keiner stelle als unrein bezeichnet, es wird auf das Leid der Wesen eingegangen dass bei seiner Erzeugung entsteht.


    Lankavatara-Sutra: «Um keine Lebewesen zu schrecken, soll ein bodhisattva, der sich dem Mitgefühl auch als Selbstdisziplin unterwirft, kein Fleisch essen ... Es ist nicht wahr, dass Fleisch richtige und erlaubte Nahrung ist, wenn das Tier nicht von ihm selbst getötet wurde, wenn er andere nicht beauftragt hat, es zu töten, wenn es [das Töten des Tieres] nicht speziell für ihn erfolgt ist ... Es mag in Zukunft Menschen geben, die … unter dem Einfluss ihres Verlangens nach Fleisch viele ausgeklügelte Argumente auf die verschiedensten Arten hervorbringen, um den Fleischverzehr zu rechtfertigen … Aber … der Fleischverzehr in jeder Form, auf jede Art und Weise, ist überall und ohne Ausnahme und für immer verboten ... Ich habe niemandem das Fleischessen erlaubt, ich erlaube es nicht und ich werde es nicht erlauben.»


    Das hat nichts mit ritueller Reinheit zu tun.

  • Da steht es noch eindeutiger, was der Buddha offensichtlich ignoriert ist, der Zusammenhang zwischen ersteren und letzteren. Wenn man keiner buddhistischen Tradition angehört steht man da und weiß nicht welche Quelle die der anderen widerspricht jetzt sinnvoller ist. (bezogen auf Pamokkhas Kommentar)

  • Die Wurzel des Problems (auch der Probleme der Gesellschaften) sind nicht die Gesellschaften und damit deren Zustände selbst.

    Der Zustand ein Tier zu sein ist sicherlich übel, man kann ihn als Mensch aber leicht verbessern, das ist auch wichtig.


    Ich schrieb das nicht, um den Wunsch nach besseren Umgang mit den Tieren zu bewerten. Ich wollte darauf aufmerksam machen, dass Gesellschaft und Verhaltensweisen einer Gesellschaft bedingte Phänomene sind, über die man nur insofern absolut die Aussage treffen kann, dass Handlungen in Abhängigkeit von Begehren und Nichtwissen stehen. Und damit natürlich vor allem Handlungen in der Gesellschaft.


    Es klang im Post von void für mich so, als wäre das dem Buddha egal gewesen: das Nichtwissen der Akteure einer Gesellschaft. Als ginge es in seiner Lehre nicht um ein Wohl oder Heil aller. Heute haben wir den Begriff "Gemeinwohl". Was eine Gesellschaft natürlich auch darin sehen könnte, dass es zum Wohle aller wäre, Fleisch zu essen. Aber das ist ja ein falsch verstandenes, und eher unwissendes Wohl.





    :earth:

    • Offizieller Beitrag

    Das hat nichts mit ritueller Reinheit zu tun.

    Dann liege ich da wohl falsch. Ich habe zum Lankavatara- Sutra noch Folgendes gefunden, was eher dir Recht gibt. Der Reinheitsgedanke taucht nur in zwei Punkten auf:


    Zitat

    6.All meat is nothing other than carrion (decaying flesh or like “road kill” in modern terms).


    7.Meat eating makes the consumer to be cruel and sensual.


    Während sonst alles "überraschend modern" wirkt.

  • Mir fällt die genaue Stelle zwar nicht mehr ein, aber selbst im Pali-Kanon wird in anderem Kontext mit Begriffen wie Unreinheit gearbeitet, so zB soll man den eigenen Körper betrachten, wie eklig und mit unreinen Stoffen er gefüllt ist. ich glaube das ist eine andere Art von Unreinheit als zb die Unreinheit von Schweinen für Muslime. Es geht dabei eher um das bedingte Entstehen.

  • ...

    Bitte schreibt auch andere Quellen in die Kommentare.

    Es gibt verschiedene Theorien wie die unterschiedlichen Ansichten im geschichtlichen Kontext entstanden sind. Die orthodoxe Auslegung des Pali Kanons, dass es unbedenklich sei Fleisch zu kaufen und zu konsumieren sehe ich kritisch. Immerhin entsteht dadurch eine Nachfrage auf dem Markt und man hat so auch einen Beitrag zur Tötung geleistet, die ja abgelehnt wird. Allerdings ist es sinnvoll nicht grundsätzlich Fleisch zu verbieten, da man sich wenn man zB bei jemanden eingeladen ist der nicht wusste, dass man kein Fleisch isst und der es schon bereit hat und man es dann isst, hat man keinen Beitrag zum Schicksal des gegessenen Tieres geleistet. ich freue mich auf weitere Quellen und Ansichten zum Thema.

    Hallo liebe/r Sungi.


    Ich sehe das wohl ähnlich wie du im letzten Absatz.


    In deinem ersten Link (Gewalt) wird am Ende auch folgende Lehrrede zum Nachlesen empfohlen:


    Handel mit Fleisch sollte also nicht ausgeübt werden. Dazu zählt für mich kaufen und/oder verkaufen von Fleisch.


    Man könnte einwenden, dass die Überschrift ja mit "Fünf verwerfliche Berufe" übersetzt wurde. Es also nur gilt, wenn jemand das beruflich ausübt. Die deutsche Überschrift scheint aber eine sehr freie Übersetzung zu sein, da die Pali Überschrift lautet: Vanijja Sutta. Mein Pali ist sehr schlecht, aber wenn ich Vanijja nachschlage, zeigt es mir die Worte Handel und handeln an.


    The Pali Text Society's Pali-English dictionary


    Die Überschrift müßte demnach also eher lauten "Handels-Sutta" oder "Sutta vom Handel".


    Aber wie gesagt mein Pali ist quasi nicht vorhanden. Schon garnicht gramatikalisch. Wenn es jemand besser weiß, bin ich über jede Berichtigung dankbar. Ich kann mich auch irren.


    Wenn man meiner "Übersetzung" folgen würde, wäre es also nicht zwangsläufig auf den Beruf des Händlers beschränkt, da es ja um Handel an sich geht.


    Auch wenn man den Text der Sutta sich anschaut, ist da immer von Handel, aber nicht von Händler die Rede. Was dafür sprechen könnte, dass jeder Handel gemeint ist, an dem man als Käufer oder Verkäufer teilnimmt.


    Also auf unsere Zeit übertragen:, Auch der Handel an der Supermarktkasse wäre dann da mit eingeschlossen, meiner Meinung nach.


    In Fußnote 6 wird erwähnt, dass diese Sutta sogar Teil des edlen achtfachen Pfades ist, dem Rechten Lebensunterhalt.


    magga


    Wobei man noch nachforschen könnte ob "Rechter Lebensunterhalt" wirklich nur meint wie man Geld zum Lebensunterhalt verdient oder doch allgemeiner wie man sein Leben unterhält.


    Für mich persönlich habe ich es bisher in der allgemeineren und umfassenderen Weise interpretiert.


    Für mich macht die Ansicht Sinn, dass man mit dem Kauf von Fleisch auch das Töten indirekt unterstützt, weil es ja genau darum getötet wird, damit wir es dann kaufen. Würde es keiner kaufen, wäre diese Masse an Fleischindustrie auch nicht da. Das ist ja meistens der Sinn. Man will damit Geld verdienen. Was würde die Fleischindustrie sonst machen mit dem Fleisch? Alles selber essen?


    Abgesehen davon ist es auch eine ziemlich gespaltetene Sicht, meiner Meinung nach, auf der einen Seite sich im Nicht-Töten von Tieren zu üben, aber dann das Kaufen von Fleisch von einem vorher getöteten Tier als vollkommen bedenkenlos anzusehen. Da passt für mich etwas nicht zusammen.


    Was aber zu stimmen scheint, dass Mönche und wohl auch Menschen allgemein, der Buddhalehre nach, ihnen gespendetes Fleisch essen dürfen, wenn es nicht für sie getötet wurde und nicht zu den 10 verbotenen Fleischarten gehört.



    Wenn sich allerdings die Spender an die Lehre vom Nichttöten halten würden und auch die Handelssutta so interpretieren würden wie ich, stellt sich mir die Frage wie die denn an das Fleisch gekommen sind?


    Kann dann eigentlich nur der Fall sein, dass sie das Fleisch ebenfalls gespendet oder geschenkt bekommen haben und es nun weitergeben an den Mönch, die Nonne. Eine andere Möglichkeit wäre noch, dass ein Tier vom Blitzschlag getötet wurde oder irgendwie anders verendet ist. Alles natürlich ohne dass da ein Mensch absichtlich seine Finger im Spiel hatte, bei dem tragischen "Unfall". ;)


    Gibt vielleicht noch andere Fälle die halbwegs im Einklang mit der Lehre der Gewaltlosigkeit wären. Mir fällt nur gerade keiner ein.


    Meine persönliche Erfahrung mit dem Fleischessen:


    Ich selbst esse kein Fleisch mehr und habe Jahre gebraucht um mich vom Fleisch zu entwöhnen. Es ist ähnlich wie eine Sucht. Mit körperlichen und geistigen/psychischen Entzugserscheinungen. So jedenfalls mein Empfinden und mein Weg. Manchmal denke ich auch noch genußvoll an die Bürger-Produktpalette mancher Läden. Ich bin also noch lange nicht frei davon.


    Wenn ich in der Vergangenheit doch mal schwach geworden bin, dann war es in letzter Zeit so, dass sich mein Magen und mein Körper viel schwerer anfühlten, es drückt irgendwie nach unten und ist unangenehm. Das dauerte dann meistens ein Tag bis das völlig verschwunden ist.


    Von daher kann ich verstehen, dass in manchen Philosophien ganz auf Fleisch verzichtet wird. Ich fühle mich einfach grundsätzlich besser und wohler ohne Fleisch.


    Aber muß natürlich jeder für sich entscheiden wie er leben möchte.

    Man kann auch langsam anfangen und den Fleischkonsum ersteinmal nur reduzieren.


    Wenn jemand zum Beispiel jeden Tag Fleisch ißt, kann man ja einen fleischfreien Tag in der Woche einführen und wenn das einigermaßen geht und man einigermaßen klar kommt, dann zwei Tage die Woche verzichten, drei Tage und so weiter. Falls man das mal probieren möchte.


    In anderen Threads war das mit dem Fleisch auch schon Thema, zum Beispiel hier:


    Verzehr von Fleisch aus Supermarkt moralischer als selber jagen?


    Ein letzter Punkt noch:


    Das mit Drogen handeln, würde nach der Sutta von den 5 verwerflichen Berufen auch nicht angemessen sein.

    Weil es in den Beiträgen über diesem, Thema war.


    Und alles nur (m)eine Meinung.


    Kommt alle gut ins Jahr 2019! :)

    Egal ob Mensch oder Tier oder was es noch für Wesen gibt.


    Liebe Grüße

  • Kommt alle gut ins Jahr 2019! :)


    Egal ob Mensch oder Tier oder was es noch für Wesen gibt.

    Danke dir auch und vor allem Danke für deine Meinung. Mögen auch 2019 alle Wesen glücklich sein. c:

  • auf dieser Webseite finden sich etliche Textstellen aus dem Palikanon zum Fleischverzehr und dem Töten von Tieren:
    Gewalt

    Gewalt


    In folgenden Mahayana-Sutras finden sich entsprechende Textstellen:
    Brahmajala - Sutra

    Zitat


    Die 48 geringeren, ergänzenden Gelübde der Bodhisattvas

    3. Kein Fleisch essen - und zwar aus Mitgefühl mit den lebenden Wesen.

    (Ausnahme: aus medizinischen Gründen, oder in Situationen, in denen andere Nahrung nicht zur Verfügung steht).

    Der Bodhisattva-Weg


    Mahaparinirvana - Sutra

    Zitat

    Then Bodhisattva Kasyapa said to the Buddha: "O World-Honoured One! To one who

    eats flesh, we should not give flesh. Why not? I see a great virtue arising out of abstention from

    eating flesh." The Buddha praised Kasyapa and said: "Well said, well said! You now come to

    know my mind well. A Bodhisattva who protects Dharma should be thus. O good man! From

    now on, I do not permit my sravaka disciples to eat meat. When receiving from a danapati a

    pristine dana [gift] of faith, think that one is eating the flesh of one’s own son." Bodhisattva

    Kasyapa said further to the Buddha: "O World-Honoured One! Why is it that the Tathagata

    does not allow us to eat meat?" "O good man! “One who eats meat kills the seed of great

    compassion."

    Kasyapa said again: "Why did you first allow the bhiksus to eat three kinds of pure

    meat?" "O Kasyapa! These three kinds of pure meat were so instituted following the need of

    the occasion." Bodhisattva Kasyapa said again to the Buddha: "O World-Honoured One! In

    what circumstances do you not allow the ten impurities or the nine kinds of what is pure?"

    The Buddha said to Kasyapa: "This also is permitted by gradual steps following the need of

    the occasion. This is what applies in the actual segregation from eating meat." Bodhisattva

    Kasyapa said further to the Buddha: "Why is it that the flesh of fish is praised and called

    beautiful?" "O good man! I do not say that the flesh of fish is a beautiful food. I say that

    sugar can, non-glutinous rice, rock candy, black rock candy, all kinds of wheat, honey, milk,

    cream, and oil are beautiful foods. Various kinds of clothing material can be stocked, but what

    can be stocked is those whose colour has faded. How could one greedily stick to [crave after]

    the flesh of fish?" Kasyapa said again to the Buddha: "If the Tathagata means to prohibit the

    eating of meat, such things as the five kinds of flavours as milk, cream, fresh butter, clarified

    butter, and sarpirmanda, all kinds of clothing, silk cloth, horse-shoe shell, hide and leather,

    bowls of gold and silver should not be received."


    www.shabkar.org/download/pdf/Mahaparinirvana_Sutra_Yamamoto_Page_2007.pdf


    Lankavatara Sutra

    Shurangama Sutra


    weitere Infos:

    Ressourcen | Dharma Voices for Animals Deutschland - Österreich



  • Ganz im Gegensatz dazu stehen entsprechende Aussagen zu dem Thema in verschiedenen Sutras aus dem Mahayana. Ein Beispiel dazu ist eine Aussage im Lankavatara-Sutra:

    Das Lankavatara-Sutra ist aus dem Mahayana, der erst später entstand und diese ganzen Sutras wurden Buddha in den Mund gelegt, was aber völlig frei erfundene sind und somit NICHT authentisch.

    Dies auch eine Spaltung der Sangha.

    In diesen Mahayana-Sutren steht auch drin. Das Buddha angeblich empfahl die zu töten die die die "geistig-Toten" sind, also die böse sind und sich nicht belehren lassen. Das sol angeblich keine karmischen Folgen haben.


    Alles Verse außerhalb des Pali-Kanon empfinde ich als erfunden und Buddha in den Mund gelegt, und ist eine Spaltung und Verfälschung der Lehre Buddhas.

    Das war mit nie so 108% klar wie in diesen Moment.


    Was passiert wenn man die Lehre Buddha's nicht zu mindest 100% anwendet, was entfernt, was zufügt, oder verwässert?

    Man erreicht nie sein ZIel und bleibt im Samasara.

    Ein Erleuchteter sagte zu mir:
    "Tue immer das Gegenteil von dem was ich sage!"
    Das habe ich dann auch nicht gemacht.

  • Vielleicht interessiert es den einen oder anderen: Auch der Palikanon enthält anscheinend Schriften, die nicht authentisch sind.

    Ich bin jetzt weit von einem Experten, möchte aber Nanavira Thera erwähnen, der sich mit dem Palikanon sehr intensiv befasst hat.( Mir hilfreich als Anfänger im Palikanon.) In einer Randbemerkung (Clearing the Path) schreibt er:

    Zitat

    These books of the Palicanon correctly represent the Buddha's Teaching, and can be regarded as trustworthy throughout. (Vinayapitaka:) Suttavibhanga, Mahavagga, Culavagga; (Suttapitaka:) Dighanikaya, Majjhimanikaya, Samyuttanikaya, Anguttaranikaya, Suttanipata, Dhammapada, Udana, Itivuttaka, Theratherigatha. (the Jataka verses may be authentic, but they do not come within the scope of these Notes.)

  • Vielleicht interessiert es den einen oder anderen: Auch der Palikanon enthält anscheinend Schriften, die nicht authentisch sind.

    Ich weiss, oder die Übersetzungen.

    Auch das Dhammapada ist größenteils NICHT Buddhas Verse. Sondern wurden meist von anderen ausgesprochen.

    Mir hilfreich als Anfänger im Palikanon.)

    Mir auch. Ich bin auch einer (Anhänger des Pali-Kanon's, aber schon etwas erfahren und belesen darin) und nehme jeden Hinweis ernst und überprüfe es und bin bereit, festgesetzte Gedankenmuster und Einstellungen fallen zu lassen, wenn sich etwas aus falsch heraus stellte und korrigiere es.


    Danke an einige hier, die das tun, und getan haben und tun werden.


    Ich danke euch sehr.

    _()_

    Ein Erleuchteter sagte zu mir:
    "Tue immer das Gegenteil von dem was ich sage!"
    Das habe ich dann auch nicht gemacht.