Hallo Liebes Forum,
Kurz zu mir: ich bin 22 Jahre alt, studiere derzeit Psychologie und meditiere seit einem halben Jahr so gut wie täglich. Zur Meditation kam ich vor allem durch eine Art traumatische Erfahrung.
Vor ca. 1,5 Jahren litt ich an einer akuten Cannabispsychose. Akut heißt in dem Fall 2 Wochen. Die psychotischen Symptome sind relativ schnell weggegangen, doch die Erfahrung bleibt als Teil von mir. Diese Erfahrung spiegelte sich längere Zeit in einer schwachen bis mittleren Depression wieder. Da ich seitdem jedoch auch meine äußerlichen Umstände deutlich verbessert habe, freu ich mich heute sagen zu können, dass es mir größtenteils wieder sehr gut geht. Die psychotische Erfahrung hat zu einem irritieren Angstbild geführt, d.h dass ich einfach generell ein ängstlicherer Menschen bin, als ich es davor war. Das liegt daran, dass ich während der Psychose bewusstseinserweiternde Erfahrungen gemacht habe, die ich so nicht kannte und die mir deshalb Angst eingejagt haben. Dieses generell Angstgefühl hatte längere Zeit mein Alltag teilweise beeinträchtigt, doch als ich auf die Idee kam zu meditieren, hat sich seitdem sehr vieles verändert. Die Meditation half mir dieses Gefühl der Anspannung abzulegen, aber auch zu durchdringen, dass es nicht nötig ist, Angst zu haben. Die Meditation sorgte außerdem dafür, dass meine Gedanken eine deutlicher schwächere Wertung hatten und ich generell weniger, dafür aber präziser denke. Außerdem habe ich Erkenntnisse, die mich, durch Meditation, auch emotional überzeugen und z.b dazu gebracht haben mit dem Rauchen aufzuhören. Also kurzum empfinde ich Meditation als eine sehr angenehme Sache, die mir sehr viel geholfen hat und die ich nicht mehr missen möchte.
Zu dem Grund weshalb ich nun eine Eintrag in dieses Forum schreibe: ich meditiere immer 30 Minuten, in der Regel Abends, im sitzen und probiere mich auf meinen Atem zu konzentrieren. Dabei schweife ich natürlich auch ab und probiere dann meine Gedanken zu beobachten und zu akzeptieren. An manchen Tagen klappt es besser, an manchen schlechter. In der Regel komme ich kurzzeitig an einen Punkt, wo ich das Gefühl habe, in einem Vakuum zu sein, die Zeit steht still und die Gedankengänge haben aufgehört, also ich denke nicht mehr. Ein paar mal hatte ich eine veränderte Körperwahrnehmung, wie z.b, dass ich sehr klein bin oder sehr groß. Einmal hatte ich eine Erfahrung, bei der ich meinen Körper nicht mehr richtig gespürt habe. Diese Erfahrung empfind ich erst als sehr angenehm, nach der Meditation jedoch als etwas beängstigend (weil so intensiv). Am Freitag nun hatte ich eine extrem intensive Erfahrung: ich spürte meinen Körper nicht mehr (war sehr angenehm) und als ich nach einer gewissen Zeit meine Augen öffnete, hatte ich das Gefühl dass ich oberhalb meines Kopfes wahrnehme und völlige Klarheit erlebte (war auch angenehm) D.h dass ich das Gefühl hatte, dass mein Geist nicht mehr zu meinem Körper gehört. Und als ich dann zu meinem rechten Arm schaute, fühlte es sich ebenfalls so an, als würde dieser Arm nicht mehr zu mir gehören. Das hatte mich in dem Moment bisschen erschreckt und weil es so intensiv war, habe ich frühzeitig die Meditation abgebrochen.
Diese Erfahrung hat mich etwas "verängstigt" zurückgelassen, weil ich bis dato keinen so intensiven Meditationszustand kannte. Seit dem Trauma stelle ich mir häufig die Frage, ob mein Angstempfinden in gewissen Situation natürlich und "normal" ist oder eben nicht. Deshalb stelle ich mir seitdem die folgenden Fragen:
1.) hat jemand Ähnliche Erfahrungen während des Meditieren gemacht?
2.) Ist es auch ein stück weit normal, dass solche bewusstseinserweiternden Erfahrungen während der Meditation Angst einjagen oder hängt das vermehrt mit meiner Grundangst vor bewusstseinserweiternden Erfahrungen seit meinem Trauma zusammen?
3.) Ist Achtsamkeitsmeditation produktiv, wenn man immer mal wieder so intensiv "abdriftet"? oder sollte ich anders meditieren?
Ich freue mich über Antworten
Grüße
Tranfunzel