Angst nach Meditation? Meditiere ich richtig?

  • Hallo Liebes Forum,


    Kurz zu mir: ich bin 22 Jahre alt, studiere derzeit Psychologie und meditiere seit einem halben Jahr so gut wie täglich. Zur Meditation kam ich vor allem durch eine Art traumatische Erfahrung.

    Vor ca. 1,5 Jahren litt ich an einer akuten Cannabispsychose. Akut heißt in dem Fall 2 Wochen. Die psychotischen Symptome sind relativ schnell weggegangen, doch die Erfahrung bleibt als Teil von mir. Diese Erfahrung spiegelte sich längere Zeit in einer schwachen bis mittleren Depression wieder. Da ich seitdem jedoch auch meine äußerlichen Umstände deutlich verbessert habe, freu ich mich heute sagen zu können, dass es mir größtenteils wieder sehr gut geht. Die psychotische Erfahrung hat zu einem irritieren Angstbild geführt, d.h dass ich einfach generell ein ängstlicherer Menschen bin, als ich es davor war. Das liegt daran, dass ich während der Psychose bewusstseinserweiternde Erfahrungen gemacht habe, die ich so nicht kannte und die mir deshalb Angst eingejagt haben. Dieses generell Angstgefühl hatte längere Zeit mein Alltag teilweise beeinträchtigt, doch als ich auf die Idee kam zu meditieren, hat sich seitdem sehr vieles verändert. Die Meditation half mir dieses Gefühl der Anspannung abzulegen, aber auch zu durchdringen, dass es nicht nötig ist, Angst zu haben. Die Meditation sorgte außerdem dafür, dass meine Gedanken eine deutlicher schwächere Wertung hatten und ich generell weniger, dafür aber präziser denke. Außerdem habe ich Erkenntnisse, die mich, durch Meditation, auch emotional überzeugen und z.b dazu gebracht haben mit dem Rauchen aufzuhören. Also kurzum empfinde ich Meditation als eine sehr angenehme Sache, die mir sehr viel geholfen hat und die ich nicht mehr missen möchte.


    Zu dem Grund weshalb ich nun eine Eintrag in dieses Forum schreibe: ich meditiere immer 30 Minuten, in der Regel Abends, im sitzen und probiere mich auf meinen Atem zu konzentrieren. Dabei schweife ich natürlich auch ab und probiere dann meine Gedanken zu beobachten und zu akzeptieren. An manchen Tagen klappt es besser, an manchen schlechter. In der Regel komme ich kurzzeitig an einen Punkt, wo ich das Gefühl habe, in einem Vakuum zu sein, die Zeit steht still und die Gedankengänge haben aufgehört, also ich denke nicht mehr. Ein paar mal hatte ich eine veränderte Körperwahrnehmung, wie z.b, dass ich sehr klein bin oder sehr groß. Einmal hatte ich eine Erfahrung, bei der ich meinen Körper nicht mehr richtig gespürt habe. Diese Erfahrung empfind ich erst als sehr angenehm, nach der Meditation jedoch als etwas beängstigend (weil so intensiv). Am Freitag nun hatte ich eine extrem intensive Erfahrung: ich spürte meinen Körper nicht mehr (war sehr angenehm) und als ich nach einer gewissen Zeit meine Augen öffnete, hatte ich das Gefühl dass ich oberhalb meines Kopfes wahrnehme und völlige Klarheit erlebte (war auch angenehm) D.h dass ich das Gefühl hatte, dass mein Geist nicht mehr zu meinem Körper gehört. Und als ich dann zu meinem rechten Arm schaute, fühlte es sich ebenfalls so an, als würde dieser Arm nicht mehr zu mir gehören. Das hatte mich in dem Moment bisschen erschreckt und weil es so intensiv war, habe ich frühzeitig die Meditation abgebrochen.

    Diese Erfahrung hat mich etwas "verängstigt" zurückgelassen, weil ich bis dato keinen so intensiven Meditationszustand kannte. Seit dem Trauma stelle ich mir häufig die Frage, ob mein Angstempfinden in gewissen Situation natürlich und "normal" ist oder eben nicht. Deshalb stelle ich mir seitdem die folgenden Fragen:


    1.) hat jemand Ähnliche Erfahrungen während des Meditieren gemacht?

    2.) Ist es auch ein stück weit normal, dass solche bewusstseinserweiternden Erfahrungen während der Meditation Angst einjagen oder hängt das vermehrt mit meiner Grundangst vor bewusstseinserweiternden Erfahrungen seit meinem Trauma zusammen?

    3.) Ist Achtsamkeitsmeditation produktiv, wenn man immer mal wieder so intensiv "abdriftet"? oder sollte ich anders meditieren?


    Ich freue mich über Antworten :)

    Grüße

    Tranfunzel

  • Nyinje ☼

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Hi,

    willkommen im Buddhaland! Ein sehr interessanter Vorstellungsfaden, faszinierend zu lesen.


    1) Ja, die ganzen Phänomene, die du beschreibst, sind nicht unüblich. Bei intensiven Praktiken kann das durchaus noch intensiver werden. Tatsächlich tu ich mir etwas schwer mit dem Begriff "bewusstseinserweiternd". Letztlich ist das ja ein Term, der für Psychedelika verwendet wird, aber dessen Implikationen sehr weitreichend sind. Ich bin durchaus kein Gegner von Psychedelika, im Gegenteil. Und Meditation kann auf jeden Fall im besten Sinn das Bewusstsein erweitern.

    Das, was du beschreibst, würd ich aber eher als relativ übliche Nebenerscheinungen einstufen - meiner Meinung nach sollte man diesen Dingen nicht zu viel Gewicht beimessen. Einfach wahrnehmen, und so gelassen wie möglich mit der Meditation fortfahren. Nicht viel drüber nachdenken, nicht wüschen dass es weggeht. Man sagt gern mal Dinge wie: Aufziehen lassen, verweilen lassen, weggehen lassen.


    2) Das ist wohl ziemlich subjektiv, wie man drauf reagiert. Insgesamt scheint es mir zumindest vielen Menschen nicht so zu gehen, dass die Angst im Vordergrund steht. Ich vermute, dass die meisten Menschen Achtsamkeitsmeditation anfang als stressig und anstrengend empfinden, weil man ja abdriftet und dann einen gewissen Aufwand benötigt, um zum Objekt zurückzukehren.

    Es scheint mir schon plausibel zu sein, dass diese sehr negative Erfahrung, die du da gemacht hast, unterbewusst noch vorhanden ist und dann eben auch hochkommt. Ich hatte schon die schrägsten Erfahrungen bei der Meditation, aber Angst ist nichts dominantes gewesen.


    3) Es ist natürlich ein weites Feld, das Angebot an Meditationstechniken. Ich selber bin Achtsamkeitsmeditation gegenüber sehr positiv eingestellt. Aber es ist schon so, dass man sehr starke unterbewusste Vorgänge nach oben holt, das ist natürlich auche große Chance, aber man muss schauen, dass man sich nur so viel auflädt, wie man auch bewältigen kann. Bei einer ambitionierten und intensiven Meditationspraxis ist es sehr, sehr zu empfehlen, eine erfahrene Person zu konsultieren, um Anleitung und Rückmelddung zu erhalten. Das kann in einer Gruppe sein, oder mittlerweile gibt es auch immer mehr Lehrer und Gruppen, die per Videochat aktiv sind.

    Ein Tip wär, dir mal Metta-Meditation anzuschauen. Nicht direkt als Ersatz, mehr als Ergänzung für die Achtsamkeitsmeditation. Metta kann sehr harmonisierend wirken. Und natürlich - eine guter Lehrperson zu finden, ist Gold wert. Da du studierst, lebst du wahrscheinlich in oder nahe bei einer Universitätsstadt, die Chance dafür sollte also recht gut sein.



    Viele Grüße, und alle besten Wünsche für deine Praxis!

  • Hallo Tranfunzel (so nenne ich meine alte Hündin und meinen Freund auch manchmal:grinsen:),


    ich antworte nur mal ganz grob gefasst.

    Diese Körperwahrnehmungen kennen ich auch.


    Dass Dir manche Erfahrungen Angst machen, ist auch normal, denn es geht schließlich Deinem Ego an den Kragen.

    Das kann auch große Angst machen.

    Deshalb mein dringender Rat an Dich, Dir eine*n Lehrer*in zu suchen.


    Es kommen sicher noch andere hilfreiche Antworten!


    _()_

  • Hallo Tranfunzel,


    ein liebes Willkommen im Forum:rose:


    Diese Erfahrung empfind ich erst als sehr angenehm, nach der Meditation jedoch als etwas beängstigend (weil so intensiv). Am Freitag nun hatte ich eine extrem intensive Erfahrung: ich spürte meinen Körper nicht mehr (war sehr angenehm) und als ich nach einer gewissen Zeit meine Augen öffnete, hatte ich das Gefühl dass ich oberhalb meines Kopfes wahrnehme und völlige Klarheit erlebte (war auch angenehm) D.h dass ich das Gefühl hatte, dass mein Geist nicht mehr zu meinem Körper gehört. Und als ich dann zu meinem rechten Arm schaute, fühlte es sich ebenfalls so an, als würde dieser Arm nicht mehr zu mir gehören. Das hatte mich in dem Moment bisschen erschreckt und weil es so intensiv war, habe ich frühzeitig die Meditation abgebrochen.

    Diese Erfahrung hat mich etwas "verängstigt" zurückgelassen, weil ich bis dato keinen so intensiven Meditationszustand kannte. Seit dem Trauma stelle ich mir häufig die Frage, ob mein Angstempfinden in gewissen Situation natürlich und "normal" ist oder eben nicht. Deshalb stelle ich mir seitdem die folgenden Fragen:


    1.) hat jemand Ähnliche Erfahrungen während des Meditieren gemacht?

    Zunächst einmal: Es gibt kein richtig oder falsch beim meditieren; sondern ein Ausprobieren und dann, falls gewünscht, Änderungen vorzunehmen.


    Du könntest einfach mal versuchen Deine Augen während der Meditation leicht geöffnet zu lassen.

    Ich meditiere schon sehr viele Jahre mit halb geöffneten Augen und habe bisher keine merkwürdigen Erlebnisse gehabt. Falls diese Änderung gut funktioniert und Du Dich wieder sicherer fühlst, kannst Du dann immer noch zu Deinen geschlossenen Augen zurückkehren.


    Zu Deiner 1. Frage: Ich habe hier schon einige Anfragen gelesen, dass Ängste aufgetreten sind im Zusammenhang merkwürdiger Körpererscheinungen. Du bist nicht der Einzige und, wie schon empfohlen, würde ich versuchen dieses nicht überzubewerten.


    Liebe Grüße von Schneelöwin

    Liebe Grüße Schneelöwin


    "All is always now"




    • Offizieller Beitrag

    Hallo Tranfunzel.


    Diese "außerkörperliche Erfahrung" klingt ein wenig nach dem Ergebnis einer leichten Hyperventilation. Möglicherweise atmest Du durch die Konzentration auf den Atem deutlich tiefer und mehr als notwendig ist? Das kann zu solchen Zuständen und auch zu Angst führen, oder zu dem Gefühl, neben sich oder über sich zu stehen, so als wäre der Körper taub (weg) und der Geist vom Körper getrennt. Üblicherweise brauchst Du in der Meditation nur sehr wenig zu atmen, da Du Dich ja kaum oder nicht bewegst. Bei mir beispielsweise reichen 4 - 5 Atemzüge pro Minute. Generell wird empfohlen sich zwar auf den Atem zu konzentrieren, aber nicht, den Atem zu kontrollieren. Lass den Atem seinen eigenen Rhythmus finden, dem Du dann zuschauen kannst, wie man vielleicht der Brandung der Wellen am Meer zuschauen würde oder vorbeiziehenden Wolken.


    Bei der Einatmung wölbt sich die Bauchdecke nach außen, bei der Ausatmung geht die Bauchdecke wieder nach innen. Nicht umgekehrt. Atmung über das Heben und Senken des Brustkorbes sollte man generell bei der Meditation vermeiden, es sei denn, man macht bestimmte Pranayama-Übungen.


    Sind viele Gedanken und große Unruhe im Kopf, hilft es, sich auf das Heben und Senken der Bauchdecke zu konzentrieren. Bei Müdigkeit oder Stumpfheit ist die Konzentration auf das Gefühl des ein- und ausströmenden Atems an den Nasenlöchern hilfreich, das macht wacher und hilft bei der Konzentration. Jede Ausatmung lädt dazu ein, den ganzen Körper und den ganzen Geist bewusst zu entspannen. Nach der Ausatmung kann auch mal eine Pause eintreten von ein paar Sekunden, bevor der nächste Atemzug ganz von selbst beginnt.


    Angst ist immer ein Warnzeichen, das man ernst nehmen sollte, gerade wenn Du schon eine drogeninduzierte psychotische Episode hattest. Es ist vielleicht wie mit den Schmerzen bei Dehnübungen: Ein wenig Schmerz ist durchaus in Ordnung, es sollte sich in jedem Fall aber noch "heilsam", gesund anfühlen. Die meisten Menschen spüren recht genau, bis zu welchem Punkt Schmerz sich noch gesund anfühlt und ab wann der Körper Schaden davonträgt. Mit der Angst ist es ähnlich. Meditation kann auch verdrängte Dinge, vergessene Erinnerungen wieder an die Oberfläche bringen, und das kann einen dann durchaus mal sehr überfordern. Es ist sehr wichtig, auf sich acht zu geben!


    Es gibt viele Ratgeber zum Thema Meditation. Das für mich und einige meiner Freunde hilfreichste Buch war "Die Achtsamkeitsrevolution" von Alan Wallace.


    Liebe Grüße


    Thorsten

  • Liebe Tranfunzel,

    herzlich willkommen hier.

    (0) Erst mal meine Standardfrage: Du bist in psychiatrischer Behandlung und hast eine erfahrene MeditationslehrerIn, die von der Psychose und der Depression weiß?


    (1) ja

    (2) ja

    (3) das muss Dir Deine LehrerIn beantworten. Aus rein praktischer Sicht gibt es IMHO kein Problem.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Meditation ohne Lehrer gerade bei psychologischen "Problemen" sind gefährlich.

    Suche einen Lehrer, eine Sangha oder Meditations - Gemeinschaft.


    Nebenbei sind Erfahrungen, wie Du sie beschreibst nicht selten. Deswegen nicht im eigenen Saft schmoren.


    _()_

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • TRANFUNZEL

    Die Erfahrungen in Verbindung mit Cann., Psychose und mehr habe ich hinter mir.


    Solange Deine Psychose nicht Prof.begleitet und durchlebt wurde möchte ich Dir keine weiteren Erfahrungen Informationen geben.🕯


    Als Studi wirst Du sicher auch schon Fachwissen erworben haben das mögliche Verstrickungen, Konzepte und Negativ-/Unheilsames zur langfristigen Auswirkungen werden könnten.


    Sei Vorsichtig und liebevoll mit Dir,kläre erst einmal die Erkrankung vollständig ab.


    Der buddhistische Weg mit einem Lehrer-/ein ist eine Möglichkeit seine (bisherigen) Erfahrungen zu transzendieren, zu wandeln.

    Diese Chance kommt nur einmal im Leben.


    Denn unser Bewusstsein merkt sich alles❤️🙏

  • _()_ Was genau meinst du denn damit, dass es meinem Ego an den Kragen geht?

  • Thorsten Hallscheidt

    Du denkst also, dass ich es also mit meiner Meditation "zu weit" getrieben haben könnte? Dass es durch eine leichte Hyperventilation kommt, würde für mich Sinn machen, da ich tatsächlich in der Regel über den Brustkorb atme. Wenn ich mit der Meditation weitermachen sollte, dann werde ich das beachten.


    Aravind

    Zu deiner Frage: Weder das eine, noch das andere. Ich war in einer normalen Psychotherapie, die mir etwas geholfen hatte damals. Normal hatte ich mich zu dem Zeitpunkt schon längst wieder gefühlt, jedoch war ich einfach dauerhaft angespannt und ängstlich. Durch die Achtsamkeitsmeditation konnte ich eben auch jene Anspannung und Ängstlichkeit größtenteils ablegen. Vor ca. 3 Monaten, nach dem ich schon etwas Übung in der Meditationspraxis hatte, besuchte ich einmal ein buddhistisches Zentrum und habe bei einer Meditation auf den 16. Karmapa mitgemacht. Ich fand das sehr interessant, allerdings wurde mir dann in einem Gespräch danach gesagt, dass ich nur eins von beiden, Buddhist oder Christ, sein kann. Daraufhin bin ich dort nicht mehr hingegangen.


    @SGM


    Das heißt, dass du vollständig von Meditation (mit-oder ohne Lehrer) abrätst, solange ich keine professionelle Hilfe wahrgenommen habe? Das interessante finde ich, dass ich Meditation immer sehr angenehm und hilfreich wahrgenommen habe und mich die letzten Monate auch wirklich gesund und munter gefühlt habe. Aber ich war nie in "richtiger" Behandlung, dachte, dass man das alleine schafft. Aber es macht Sinn das zu tun (Behandlung), wenn ich nicht konstant psychisch stabil bin und eine solche Erfahrung während der Meditation so ein Einfluss auf mich hat.


    Allgemein habe ich noch eine Frage:

    In der Wissenschaft ist ja seit längerer Zeit ein Programm namens "Mindfulness based stress reduction" erfolgreich. Hierbei wurden im Grunde jegliche Buddhistische Inhalte weggelassen. Wie genau verhält sich das gegenüber Meditation nach dem Buddhistischen Weg? Lauern dort die gleichen Gefahren? Und generell, welche Gefahr geht denn von Meditation generell aus?


    Vielen Dank für eure zahlreichen Antworten.

    Grüße

    Tranfunzel

  • Hallo Tranfunzel,


    SGM


    Das heißt, dass du vollständig von Meditation (mit-oder ohne Lehrer) abrätst, solange ich keine professionelle Hilfe wahrgenommen habe?

    so wie @SGM würde ich das auch sehen. Und danach nur mit einem Lehrer oder einer Lehrerin. Es gibt genug buddhistische Richtungen, die sich nicht darum scheren, ob Du Christ, Muslim oder was auch immer bist. Das gilt für die gesamte Vipassanabewegung (de Mello war beispielsweise ein ordinierter Jesuit) und wahrscheinlich für alle Zen-Richtungen (?) .


    Du hattest oder hast nach Deinen Aussagen eine schwerwiegende psychische Erkrankung. Vielleicht hast Du Glück, und die kommt nie wieder (was ich Dir sehr wünsche!), vielleicht aber doch. Deshalb solltest Du eine LehrerIn haben, die Dich führen kann, und Du solltest nicht selbst experimentieren. Aber es geht auch nicht nur um die Ausgestaltung der Praxis, sondern auch darum, dass Du im gedachten Notfall sofort jemanden hast, an den oder die Du Dich wenden kannst.


    Und generell, welche Gefahr geht denn von Meditation generell aus?

    Gute Frage! Das Ziel buddhistischer Meditation ist nicht Entspannung, auch wenn das ein sehr angenehmer Nebeneffekt sein kann. Ein Teil des Weges ist es, Deine Ansichten über Dich selbst in ihren Grundfesten zu erschüttern, der Ansicht, dass es ein unveränderliches, zu schützendes Selbst gibt. Besser, man hat in Deiner Situation dabei jemanden an seiner Seite (sonst auch ;) ).


    MBSR kratzt oder poliert nach meiner Erfahrung mehr an der Oberfläche (keine Wertung), was in manchen Fällen angemessener sein kann.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Wenn man den Weg der (buddhistischen) Meditation ernsthaft praktizieren möchte, geht es darum sein Ego (alles was man meint zu sein) nach und nach loszulassen.

    Es können Erlebnisse, Erkenntnisse hochkommen, die einen überfordern.

    Das Ego will festhalten und verliert immer mehr den Boden unter den Füßen.

    Das kann enorme Angst machen.

    Und deshalb ist eine gute Begleitung so wichtig!

    _()_

  • " Deine" Hintergrundinformationen raten " Dir" dazu erst einmal eine ganzheitliche Behandlung in Betracht zu ziehen.


    Schließlich hast Du Cann. ja nicht genommen weil Du Dich glücklich, zufrieden und voller Freude erlebst.

    Und auch die ersten Meditationserfahrungen die Du uns hier geschildert hast sprechen nicht für Freude und Glücksehligkeit ode gar Verzückung.


    Eine Meditation benötigt jedoch einen freudvollen Geist und keinen vernebelten und auch keinen der eigentlich (noch) kein Ziel hat.:rose:

    Die buddhistische Mediation ist immer zielgerichtet-/zielgesteuert d.h. Du brauchst dafür Anweisungen, Unterweisungen von einem Lehrer.


    Nimm unsere Informationen und verweile einfach mal damit......Ganz alleine und in Ruhe.Frag Dich einfach mal weshalb Du meditieren möchtest?..Was soll der Grund sein....?Frag solange weiter bis Du bei vollkommener Freude " in Dir" tatsächlich angekommen bist:sunny:


    Es ist ja nicht nötig unbedingt alles alleine zu durchkämpfen oder alleine zu schaffen. Möglicherweise bist Du ja auch schon durch vieles durchgegangen. Das können und wollen wir nicht beurteilen. Sich zu viel zuzumuten oder innerlich zu übernehmen braucht man aber auch nicht wirklich. Sei gut zu Dir und vor allem ehrlich.Das ist die Hauptsache.....:heart:_()_

  • Okay, vielen Dank an euch für die anregenden Kommentare. Es stimmt, dass ich bisher vor allem meditiert habe gegen die Angst, was vermutlich die falsche Intention ist. Ich habe aber auch gemerkt, dass dieser Zugang zu Geist und Seele von mir, den ich durch Meditation erlange, definitiv etwas ist, dass mir sehr wichtig ist und durchaus Freude bereitet.

    Aus diesem Grund, werde ich nun erstmal probieren mit meiner Angst generell klar zu kommen, mir dabei professionelle Hilfe suchen, um mich dann anschließend mit einer anderen Intention und einem Lehrer der Meditation erneut zu nähern.


    Habt ihr noch Empfehlungen von Techniken, die nur beruhigend/entspannend und eventuell konzentrationsfördernd wirken, jedoch nichts mit einer tiefergehenden Meditation zu tun haben?


    Viele Grüße,

    Tranfunzel

  • Es stimmt, dass ich bisher vor allem meditiert habe gegen die Angst, was vermutlich die falsche Intention ist.

    Der einzige Grund, etwas vorsichtiger vorzugehen, ist Deine Vorerkrankung. Um dem Buddha zu folgen, gibt es am Anfang keine falsche Motivation, finde ich. Was dann längerfristig "richtig" ist, ergibt sich schon.


    Wie sehen andere hier in diesem Fall das Thema mbsr?


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Ich würd auch sagen, lass dich nicht so schnell abschrecken. Wenn des dir gut tut und dich interessiert, bleib dran. Achte drauf, wie es dir damit geht, und mach schön langsam - keine 2-Stunden-Mammutsitzungen oder sowas.

    Wenn es nur beruhigend sein soll, könntest du dir auch mal das autogene Training anschauen.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Es stimmt, dass ich bisher vor allem meditiert habe gegen die Angst, was vermutlich die falsche Intention ist.


    Ich hatte selbst während des Studiums einige Jahre mit einer generalisierten Angststörung zu tun. Meditation und Yoga haben ergänzend zu einer Verhaltentsherapie dabei sehr gut geholfen, so dass ich heute komplett symptomfrei bin. Auch die Meditation von liebender Güte kann bei psychischen Problemen nachgewiesenermaßen helfen.


    Eine halbe Stunde Meditation pro Tag halte ich persönlich ohnehin für nicht sonderlich bedenklich, vor allem, wenn Du auf Dich aufpasst, und bei Angst oder Derealisationserlebnissen die Meditation abbrichst. Bei dem Link zur Hyperventilation, den ich Dir geschickt hatte, befindet sich ganz unten eine ganz gute Beschreibung für einfache Atemübungen bei Angstgefühlen.


    Sprich doch am besten mit einem Psychologen oder einer Psychologin im Rahmen eines Beratungsgespräches, ob in Deinem Fall, mit Deiner Vorgeschichte überhaupt ein Risiko besteht, oder ob und in welchem Umfang Meditation nicht im Gegenteil sogar helfen kann. Dann bist Du auf der sicheren Seite und musst nicht erst ewig auf einen Therapieplatz warten.


    Meditieren kann man meiner Erfahrung nach über lange Strecken auch ohne Meister oder Meisterin. Ich halte bei psychischen Schwierigkeiten einen gut ausgebildeten Psychologen oder eine Psychologin ohnehin für geeigneter, einem zu helfen, als ein spirituellen Lehrer. Bei spirituellen Fragen sieht das vielleicht anders aus. Aber auch dabei ist es von Bedeutung, an wen man gerät. Hier ist sicher nicht alles Gold was glänzt oder exotische Namen trägt. Der Esomarkt ist voll von merkwürdigen und zwielichtigen Gestalten... Da ist Vorsicht geboten. Selbst bei den traditionellen buddhistischen Linien gibt es Leute, die man besser nicht auf die Menschheit loslassen sollte. Nach den Aussagen des Buddha ist es zudem nicht falsch und zuweilen sogar besser, sich selbst Lehrer zu sein oder zu werden.


    Nebenbei: Wenn Dich jemand unter Druck setzen möchte, indem er Dir nahelegt, zwischen Christentum oder Buddhismus entscheiden zu müssen, kann er oder sie ohnehin als Lehrer nicht viel taugen. Soetwas muss von alleine kommen, und meiner Erfahrung nach ist es oft auch gar nicht nowendig (Siehe z.B. Paul Tillich oder Enomiya Lassalle).


    Viele Grüße


    Thorsten

  • bei YouTube gibt es unendlich viele angeleitete Meditationen zur Entspannung, zum Stressabbau usw. und auch für Anfänger.

    Ansonsten kannst Du Dir ja auch mal ein paar Vorträge und/oder Hörbücher dort anhören, z.Bspl. von Jack Kornfield, Ayya Khema, Thich Nath Hanh ...

    So habe ich das Anfangs auch gemacht, erst mal Verschiedenes gelesen (damals war Internet noch nicht so präsent:grinsen:).

    Dann irgendwann habe ich mich getraut eine Gruppe aufzusuchen, die ersten beiden Gruppen waren nicht so das richtige für mich, aber ich habe unbeirrt weitergesucht, irgendwann kam die richtige Gruppe, dann die ersten Meditationskurse, und als Die Zeit reif war, begegnete ich meinem Lehrer...

    Einfach ein Schritt nach dem anderen.

    Das hat mich oft auch Überwindung gekostet, da ich auch nicht frei von Ängsten bin.

    Aber mir war der Weg so wichtig und richtig, dass ich immer weiter gegangen bin.


    Und wenn Dir so Entspannungsmeditationen gut tun, dann mach das (mach ich auch manchmal).

    :)

  • Liebe(r) TRANFUNZEL,


    probiere doch mal die Meditation der vier Unermesslichen. Die ist immer angebracht, egal was man sonst so praktiziert, und ich kann mir nicht vorstellen, dass es dabei zu Angst kommen könnte.


    :heart::rad:

    Mein Motto: "Nur Materie ist real." Probier's mal aus :)

  • Es ist ja interessant, dass ich auf Meditation gekommen bin, weil ich im Rahmen meines Studiums einen Artikel über Studien zu MBSR lesen musste. Hinzu kam, dass ein Freund von mir immer mal wieder meditiert, jedoch ohne spirituellen Background.

    Ich würd auch sagen, lass dich nicht so schnell abschrecken. Wenn des dir gut tut und dich interessiert, bleib dran. Achte drauf, wie es dir damit geht, und mach schön langsam - keine 2-Stunden-Mammutsitzungen oder sowas.

    Wenn es nur beruhigend sein soll, könntest du dir auch mal das autogene Training anschauen.

    Eventuell ist es gut, bei akuten Angstphasen etwas Abstand von der Meditation zu nehmen. Es ist so, dass von bestimmt 150 Meditationseinheiten nur zwei ein ängstliches Gefühl hinterließen. Eben jene vor paar Tagen und vor 3 Monaten eine ähnliche, jedoch nicht so intensive Erfahrung. Im Gegenteil sogar, alle anderen Sitzungen führten dazu, dass ich eben keine Angst mehr hatte! Gleichzeitig führten sie dazu, dass ich aufgehört habe zu Rauchen, dass ich sehe welche Menschen mir gut tun und welche nicht, dass ich sehe, welche Aktivitäten und Denkmuster zu mir gehören und welche nicht. Mir fiel sogar auf, dass ich durch diese Ruhe und Konzentration auf meine Inneres, ein wenige das Chaos aufräume, was in meinem Kopf teilweise herrscht und zufrieden bin. Ich habe seit langem erstmals wieder das Gefühl dass ich auf dem richtigen Weg bin, dass ich sehr Nahe an meinem natürlichen Wesen lebe. Aus diesem Grund würde ich es sehr schade finden, wenn das wieder weg brechen sollte..

    Vielen Dank für diesen Beitrag. Es stimmt mich immer optimistisch, wenn ich höre, dass andere es geschafft haben, mit solchen Problemen umzugehen. Verhaltenstherapie und Meditation sollten sich sehr gut ergänzen. Ich habe eine sehr kompetente Therapeutin, aber diese ist nicht besonders vertraut mit Meditation, viel mehr mit Träumen - auch ein interessantes Thema. Ich werde beherzigen, was du mir empfiehlst.

    Zu dem Thema Christentum oder Buddhismus: Ich persönlich bin Katholik und seit meiner Kindheit in der Kirche. Während meiner Jugend - und Studienzeit hatte die wissenschaftliche Weltanschauung genügend Platz sich durchzusetzen. Mittlerweile fällt mir auf, dass das ganze nicht so einfach ist, wie es in der Wissenschaft teilweise suggeriert wird. Dennoch bin ich geprägt davon, d.h ich will einen neuen Weg finden zwischen neuropsychologischen und philosophischen Erkenntnissen und solch alten, spirituellen Kulturgütern wie dem Christentum und Buddhismus. Bevor ich das Christentum überhaupt ausschließen könnte, müsste ich dessen spirituellen und weltlichen Inhalt erst völlig verstanden haben. Gleichzeitig ist es in meinen Augen durchaus möglich gleichzeitig dem Buddhismus näher zu kommen, weil ich doch ein sehr offener Mensch bin.


    CCC was genau waren das denn für Gruppen? und was genau kann ich mir unter "Lehrer" vorstellen? In dem Buddhistischen Zentrum, das ich besuchte, war eine Person zuständig für das Führen der Meditation - ist das gleichzeitig ein Lehrer?


    --- Danke für den Tipp, ich werde mich damit näher auseinandersetzen!


    Grüße

    Tranfunzel

  • TRANFUNZEL

    In meinem Fall war die erste eine Meditationsgruppe des tibetischen Buddhismus, die zweite eine Zen Gruppe (war mir zu streng alles).

    Die dritte Gruppe war das Buddha Haus Stadtzentrum Stuttgar. Das passte dann^^.

    So kam ich zu Ayya Khema und ihr spiritueller Nachfolger ist mein Lehrer, und noch ein anderer von ihr autorisierter Lehrer.


    Ein "Lehrer" wurde von dessen Lehrer*in autorisiert, die Lehre des Buddhas weiterzugeben, zu unterrichten, Schüler zu begleiten.


    Wenn jemand eine Meditation in so einer Gruppe anleitet, ist das nicht unbedingt ein autorisierter Leher, aber meist jemand, der schon etwas Erfahrung hat.


    So einen Lehrer findest Du dann eher auf Meditstionskursen / Retreats:)

  • TRANFUNZEL


    Man sagt "Lehrer" zu einem Praxisberater(im besten Fall ist er/sie ein Begleiter).Er/sie weiss soweit nach seiner/ihrer Erfahrung und Kenntnisstand.Manchmal werden Lehrer sehr hoch gehalten.

    Andererseits wird man nicht bei jedem Lehrer auch eine Beratung in der komplexen Angelegenheit von Psychologie,psychischen oder seelischen Erkrankungen und Handicaps,und Meditations,-und Lebenspraxis des Dharma finden können.Umgekehrt kann auch nicht jeder Psychiater oder Psychologe dir zu deinem "Thema"was hilfreiches zuraten.Und es gibt da ja auch individuelle Hemmungen.Also ist schon gut,wenn du auch hier mal nachfragst,aber sei ruhig auch mal skeptisch und im Vertrauen mit dir.

    :rad: