Wie steht der Buddhismus zum Altruismus?

  • Ein/Mein Beispiel aus der Praxis.


    Zwei Schwestern wachsen unter einer herrischen, lieblosen Mutter auf.

    Beide sind heute im Rentenalter.


    Durch das ganze Leben begleitete die eine Schwester eine unsägliche Gier, Neid und Eifersucht, weiss aber, welche Knöpfe sie bei ihren Mitmenschen zu drücken hat, damit sie bekommt, was sie will.


    Die andere Schwester hingegen ist der Inbegriff für ein Leben des Altruismus, das völlige Gegenteil ihrer Schwester.


    Nun besagen psychologisch geschulte Leute, dass die herzlose Erziehung das Resultat beider Extreme ist. Beide wären praktisch nicht in der Lage in der Mitte zu bleiben.


    Oft erlebt man auch, dass solche Menschen früh von der Erde gehen, fast wie Besucher.


    Ich hörte, dass es heisst, dass diese Menschen ihr Karma aufgelöst und/oder aufsteigen.


    Mein Problem ist wohl weniger der Altruismus an sich, eher wie Buddhismus zu einer herzlosen Erziehung steht, die aber solchen Altriusmus hervorbringt und die Kehrtwende einer liebevollen, altruistischen Erziehung, die u.U. habgierige Menschen hervorbringt.

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  • Nun besagen psychologisch geschulte Leute, dass die herzlose Erziehung das Resultat beider Extreme ist. Beide wären praktisch nicht in der Lage in der Mitte zu bleiben.

    Hallo Ravena,

    die Psychologen erzählen viel, je nach Generation mal so mal so. Da bin ich sehr skeptisch geworden.

    Und in der Mitte bleiben, können offensichtlich sowieso nicht viele Menschen. Das müssen wir dann erst lernen, wenn wir denn wollen.

    Oft erlebt man auch, dass solche Menschen früh von der Erde gehen, fast wie Besucher.


    Ich hörte, dass es heisst, dass diese Menschen ihr Karma aufgelöst und/oder aufsteigen.

    Wer erlebt das oft? Ich kenne keine Menschen, die früh von der Erde gehen, weil sie nicht in der Mitte leben.


    Wo hörtest Du das? An solch ein "karmisches Glück" glaube ich nicht.

    Mein Problem ist wohl weniger der Altruismus an sich, eher wie Buddhismus zu einer herzlosen Erziehung steht, die aber solchen Altriusmus hervorbringt und die Kehrtwende einer liebevollen, altruistischen Erziehung, die u.U. habgierige Menschen hervorbringt.

    Wie gehst Du damit um? Nur das ist die Frage.


    Einen Buddhismus, der mit herzloser Erziehung umgeht, kenne ich nicht. Habgierige Menschen gab es schon immer, sind wohl auch in der Überzahl, aber kein Beweis für eine liebevolle, altruistische Erziehung oder umgekehrt.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Im Mahayana Buddhismus wir die Ich-Bezogenheit als Grundvoraussetzung für alles Negative identifiziert. Der Altruismus wird als Grundlage aller guten Geschicke und Eigenschaften gesehen.


    In praktischer Anwendung muss man damit aber intelligent umgehen. Ich denke da:

    - Man tut niemandem was gutes, indem man sich für nichts kaputt machen lässt.

    - Helfersyndrom hat viele ungute Aspekte.

    - Wenn man sich selbst nicht ausstehen kann, nicht mag, sich selbst kein Wohlergehen gönnen kann usw. kann man auch kaum den anderen etwas Gutes entgegenbringen.


    Herzlose Erziehung ist ein modernes und bisher westliches Phänomen, das für z.B. Tibeter ganz schwer nachvollziehbar ist. Mutterliebe ist traditionell immer Synonym für Mitgefühl bis zur Selbstaufgabe. Ein Statement über herzlose Mütter ist mir in den buddhistischen Schriften noch nicht begegnet.

    Allgemein wird aber gelehrt, mit schrecklichen Menschen Mitleid zu haben, weil sie ja auch selbst Opfer ihrer eigenen Taten werden. Das alles wird als fataler Kreislauf angesehen: durch Leid entsteht Leid und daraus resultiert dann Leid. Es wir als "Samsara" benannt.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Die buddhistische Praxis hat sich nie für meine Vergangenheit interessiert. Sie kann mir nicht mal eine glückliche Zukunft voller Frieden garantieren.


    Aber sie hat das einzige verändert, was wirklich zählt, nämlich das Jetzt.


    Dieser Moment ist alles was wir haben. Befreiung gibt es nur im jetzt.

    Durch die Gebote, durch die Ruhe, und durch die Weisheit die dadurch entstehen kann, ändert sich alles.


    Wir kommen mit verschiedenen Möglichkeiten und Gepäck in dieses Leben.

    Ein Lehrer sagte mal zu mir, dass es Wesen gibt, die aus der Dunkelheit ins Licht gehen, Wesen die aus dem Licht in die Dunkelheit gehen.

    Und jene die diese Bereiche verlassen.

    Die Ursachen für solche Unterschiede sind manchmal nicht nachvollziehbar.


    Aber die Praxis ermöglicht uns, Frieden zu erlangen, einen Frieden der unabhängig ist von dem Platz, den wir Welt nennen.


    Buddhismus kann nur Altruismus hervor bringen, aber es gibt keine Garantie dafür, dass die Menschen den Buddhismus wirklich verstehen und leben.


    Warum bin ich der einzige Buddhist in meiner Familie?

    Verdienen nicht alle diese Chance?


    Heute wird die Wiedergeburt (Unglückliche Beschreibung) vermehrt abgelehnt, aber es gibt durchaus etwas, was ein neues Leben bedingt, und das ist Unwissenheit.

    Wir praktizieren nicht Meditation erst seit 2 Jahren, oder 50 Jahren, wir sind schon seit unvorstellbar langer Zeit auf der Suche nach Freiheit.


    Aber wie schon gesagt, bringen wir alle unterschiedliche Qualitäten in diese Existenz mit.


    Die buddhistische Lehre (Leere) bietet uns unglaubliche Möglichkeiten. Ich kann mir und anderen verzeihen, weil ich und andere in Wirklichkeit nicht getrennt sind. Im todlosen gibt es keine Trauer, keine Angst.


    Vergangenheit ist Dummheit

    Zukunft ist Dummheit

    Jetzt ist alles was wir haben.


    Ich wünsche Dir einen schönen Tag!

  • Ich beziehe mich jetzt mal nur auf das von mir als Fettgedrucktes markiert im Zitat. Ich halte diese Analyse für ziemlich oberflächlich. Sie ist auch logisch nicht haltbar, weil einer Ursache nicht zwei völlig konträre, gegensätzliche Wirkungen entstehen. Dass diese beiden Schwestern sich so unterschiedlich entwickelt haben, kann also nicht allein an der lieblosen Mutter liegen. Da müssen also noch andere Faktoren für diese unterschiedliche Entwicklung eine bedeutsame Rolle gespielt haben.


    Erstaunlich ist auch, dass diese psychologisch geschulten Leute die beiden Lebensweisen der Schwestern als Extrem auffassen. Wieso ist denn eine altruistische Lebensweise ein Extrem? Was ist denn deren Meinung nach die Mitte, die beide Schwestern verfehlen?


    Gruß Helmut

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

    • Offizieller Beitrag

    Mein Problem ist wohl weniger der Altruismus an sich, eher wie Buddhismus zu einer herzlosen Erziehung steht, die aber solchen Altriusmus hervorbringt und die Kehrtwende einer liebevollen, altruistischen Erziehung, die u.U. habgierige Menschen hervorbringt.


    Was ich am Buddhismus weise finde ist, dass er nicht so sehr auf die Handlung schaut, sondern aus die Motivation die dem zugrunde liegt. Unsere Motivation kann ja sogar uns selbst verborgen sein. Jemand handelt "aufopfern" und denkt er tue das aus einer altruistischen Motivation heraus, aber in Wirklichkeit basiert es vielleicht aus ganz anderen Gründen. Sehr oft kann man nicht sehen, was in den Leute vorgeht.


    Bringt eine herzlose Erziehung wirklich altruistische Kinder hervor? Eine herzlose Erzihung bringt doch eher ein geringes Selbstbewußtsein und Angst hervor. Eine Angst die einen ja nach Anlage dazu bringen kann, selber hart zu sein, aber genauso vielleicht aus Furcht vor Verletzung zu allen nett zu sein?

    Jemand hat mal die Kindheit von Diktatoren untersucht und geschaut, ob es da irgendeine Gemeinsamkeit gibt. Ein Muster das da auftauchte, waren Mütter, die sich selbst nichts gönnten und ihr Kind "vergötterten". Das sich draufhin selbst für unglaublich großartig und zu allem möglichen berechtigt und "außerwählt" sah. Das ist kein richtiger "Altruismus" der in einer inneren Großzügigkeit wurzelt. Die Wünsche sind nicht weg, sondern der Erfolg, der einem nicht selbst vergönnt war, wird auf das Kind übertragen. Von außen, kann man das schwer auseinanderhalten. Aber ich schätzt ein Kind merkt durchaus, ob es so gemocht wird wie es ist, oder weil all die Hoffnungen der Mutter auf Großartigkeit auf ihm ruhen.


    und ersteres hat eben viel mit dem "in der Mitte bleiben" zu tun.

  • Hallo Monika


    Danke für Deine Antwort, ich habe Schwierigkeiten, auf dem Tablet einzelne Zitate zu erstellen.


    Mit dem "früher gehen", meine ich altruistische Menschen, Herzensmenschen.

    Seltsamerweise hat die o.g. (altruistische) Schwester ja auch Kinder in ihrem Leben gehabt. Zwei davon waren wie sie, Herzensmenschen. Der Sohn starb früh an Krebs, die Tochter erlitt einen tötlichen Hubschrauberabsturz auf ihrer Hochzeit. Das richtig Schlimme daran, finde ich, dass die Mutter ihr dies zur Hochzeit schenkte.

    Eine weitere Tochter von ihr ist so wie ihre Schwester.


    Wie gehe ich damit um?

    Trotz allem ich sehe, wie habgierige Menschen ihre Ziele erreichen, kann ich einfach nicht so sein. Es ärgert mich aber oft sehr, wenn liebe Menschen z.B. darunter zu leiden haben. Mit "helfen" habe ich aber oft nur erlebt, dass es nichts bringt.

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  • Vielen Dank euch allen :heart:

    Da sind ziemlich viele gute Gedankengänge dabei, die ich für mich erstmal zu einem Ganzen verarbeiten muss.


    Ich muss sagen, dass ich über die Aussage bzgl. des Altruismus = Extrem auch etwas erschrocken war, aber ein Zuviel, wie auch schon in einem Beitrag erwähnt wurde, ist ja dann auch ein Extrem.

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  • Worin besteht denn ein Zuviel an Altruismus, so dass dieser dann zu einem Extrem wird?


    Gruß Helmut

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Hallo Ravena,


    dein Beitrag in Wie steht der Buddhismus zum Altruismus? (7) ist doch ein gutes Beispiel dafür, dass unsere Mütter gar nicht alleine daran Schuld sein können wie wir uns als Menschen entwickeln. Wenn die Mütter an allem Schuld wären wie wir es oft von Psychologen hören, dann müssten wir auch unsere Großmütter dafür verantwortlich machen wie wir sind, denn unsere Großmütter wären dann ja Schuld daran wie unsere Mütter sind und dadurch auch indirekt Schuld daran wie wir sind und was wir erleben. Diese Kette würde sich unendlich in die Vergangenheit fortsetzen. Dass zeigt schon wie irrelevant diese Vorstellung ist. Erstaunlich ist, dass unsere Väter in diesen psychologischen Theorien so gut wie nie vorkommen.


    Gruß Helmut

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Worin besteht denn ein Zuviel an Altruismus, so dass dieser dann zu einem Extrem wird?


    Was es glaube ich wirklich gibt ist ein "Helfersyndrom" - jemand gefällt sich so in der Rolle des Helfers, dass er alles für andere tut und dabei nicht auf die eigenen Bedürfnisse achtet. Aber da ist man ja nicht für andere da, weil man keine Wünsche hat, sondern aus dem Wusch aus dem Helfen Anerkennung und Sinn zu ziehen. Man möchte zum Beispiel sich selber als fähig, hilfsbereit oder moralisch überlegen sehen oder auch von anderen Wertschätzung als "toller Mensch" erfahren.


    Es wurzelt also in einer eigenen Bedürftigkeit -es ist eine Sucht. So wie der Kaufsüchtige, wenn er sich selber als wertlos empfindet, was einkauft und der Fressüchtige sich eine Nachspeise genehmigt, sucht sich der Hilfsüchtige jemand dem er beistehen kann.


    Aber das ist nicht zu viel Altrismus sondern ein Helfen aus einer eigenen Abhägigkeit - einer fragwürdigen Motivation - heraus. Eine Sucht erkennt man daran, dass jemand in ein Loch fällt, wenn sie nicht befriedigt wird.

  • Mit dem "früher gehen", meine ich altruistische Menschen, Herzensmenschen.

    Seltsamerweise hat die o.g. (altruistische) Schwester ja auch Kinder in ihrem Leben gehabt. Zwei davon waren wie sie, Herzensmenschen. Der Sohn starb früh an Krebs, die Tochter erlitt einen tötlichen Hubschrauberabsturz auf ihrer Hochzeit. Das richtig Schlimme daran, finde ich, dass die Mutter ihr dies zur Hochzeit schenkte.

    Eine weitere Tochter von ihr ist so wie ihre Schwester.

    So etwas wird aus meiner Sicht nicht im geringsten von Buddhismus gedeckt. Das sind Dinge die einfach passieren. So ist das Leben nun mal. Nicht selten kommt es vor, dass wir solche Dinge erst dann als etwas "Besonderes" betrachten, wenn es noch etwas anderes gibt, dass für uns herausragend ist (z.B. "Altruismus der Schwester", Stichwort: Bias)


    Menschen werden unter anderem durch die Kindheit mit geprägt - da sind wir uns denke ich einig. Was aber der Mensch dann damit anfängt kann so unterschiedlich sein, wie es eben Menschen auf der Welt gibt. Selbst Zwillinge werden nie identisch geprägt. Entsprechend ist ein echtes Gleichsetzen in meinen Augen nicht möglich.


    Ansonsten schließe ich mich void an. Im Buddhismus hat die Motivation einer Handlung eine besondere Bedeutung. Man ist angehalten die Auswirkungen von Handlungen auf die Umwelt zu beachten und sollte dabei stets nach bestem Wissen und Gewissen entscheiden.

    _()_

  • Ausgehend von Ravena Eingangspost haben wir es doch mit folgenden Punkten zu tun:


    1. Wie können sich zwei Töchter einer lieblosen Mutter so diametral entwickeln?
    2. Ist deren jeweilige Entwicklung eine extreme, weil sie beide nicht die Mitte gefunden haben?
    3. Warum haben sich in der Familie der altruistischen Tochter die in Beitrag 7 von Ravena genannten Verhaltens- und Erlebensweisen ergeben?
    4. Sind die Mütter an allem Schuld was wir erleben und erfahren und spielen unsere Väter demnach für unser Leben keine besondere Rolle?


    Daraus ergibt sich für mich, dass das was ich und andere in ihrem Leben erfahren und erleben, was sie erreichen und nicht erreichen sich aus einem komplexen Ursache-Wirkungs-Zusammenhang ergibt. Deshalb hilft es nicht weiter, alles auf eine einzige Ursache zu reduzieren.


    Gruß Helmut

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Hallo Ravena,


    dein Beitrag in Wie steht der Buddhismus zum Altruismus? (7) ist doch ein gutes Beispiel dafür, dass unsere Mütter gar nicht alleine daran Schuld sein können wie wir uns als Menschen entwickeln. Wenn die Mütter an allem Schuld wären wie wir es oft von Psychologen hören, dann müssten wir auch unsere Großmütter dafür verantwortlich machen wie wir sind, denn unsere Großmütter wären dann ja Schuld daran wie unsere Mütter sind und dadurch auch indirekt Schuld daran wie wir sind und was wir erleben. Diese Kette würde sich unendlich in die Vergangenheit fortsetzen. Dass zeigt schon wie irrelevant diese Vorstellung ist. Erstaunlich ist, dass unsere Väter in diesen psychologischen Theorien so gut wie nie vorkommen.

    Auch ich bin eine Mutter und auch ich war eine Tochter.

    Da auch ich schon im Visier meiner Tochter war, die entsprechend durch ihre Therapeutin geimpft wurde, bin ich nach jahrelangen Gesprächen und vor allem Reflektieren zu der Erkenntnis gekommen, die auch der buddhistischen Lehre entspricht. Jede/r kommt mit einem bestimmten Karma auf die Welt. Und dieses ist seine/ihre Aufgabe, entweder weiter zu entwickeln oder aber abzubauen. Aber das Ziel ist eigentlich, die Befreiung aus dem Leidenskreislauf.


    Als ich jung war und viele Fehler in meinem Leben als allein erziehende Mutter machte, wurde ich vor allem von Verwandten oftmals kritisiert. Sie befürchteten, aus meinem Kind würde nix werden. Denn ich hatte nicht nur einen 40Stunden-Job, sondern ich bildete mich auch noch weiter und spielte in meiner Freizeit als Amateurschauspielerin. Dennoch hatte ich auch viel Zeit für mein Kind, wir gingen viel Schwimmen, in den Zirkus, auf den Michel oder lagen einfach nur faul auf dem Teppich und spielten mit Autos oder Memory.


    Alle Töchter meiner Freundinnen und alle Kinder meiner Verwandten sind als Erwachsene mehr oder weniger "gut geraten", einige haben Depressionen, andere leben von der Hand in den Mund. Einzig meine Tochter wurde eine erfolgreiche Ärztin, gibt Meditations- und Body-Mind-Kurse, beschäftigt sich mit dem Sinn des Lebens.


    Damit will ich nicht angeben, sondern ich frage Dich, Ravena, wieso ist meine Tochter in diesem Leben so erfolgreich? Wenn ich ihr sagen würde, das hast Du mir zu verdanken, meiner Liebe zu Dir, meiner Aufmerksamkeit, meiner guten Erziehung, das würde ihr nicht gefallen.


    Ich behaupte, niemand kann wissen, was aus einem Kind wird. Der Buddha lebte in großem Wohlstand und verließ seine Familie, seinen Sohn, seine Frau und lief halbnackt durch den Dschungel. Sein Vater raufte sich sicher die Haare.


    Daraus ergibt sich für mich, dass das was ich und andere in ihrem Leben erfahren und erleben, was sie erreichen und nicht erreichen sich aus einem komplexen Ursache-Wirkungs-Zusammenhang ergibt. Deshalb hilft es nicht weiter, alles auf eine einzige Ursache zu reduzieren.

    So sehe ich das auch.

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    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Im germanischen Heidentum wird die grundsätzliche Frage nach Schuld allgemein eher abgelehnt. Auch bei uns sprechen wir von Ursache und Wirkung.

    Die Frage nach Schuld ist ein christliches Produkt (Schuld und Sühne, Vergebung der Sünden usw.).

    Allerdings sieht das Heidentum sich nicht frei von Verantwortlichkeit und Zuständigkeit.

    Auch für Fehler muss man gerade stehen und nach Lösungen suchen.

    Von daher stimme ich zu, dass es ein riesiges Ursache-Wirkungskomplex gibt, in welchem wir unter Umständen - selbst wenn wir noch so viel (Gutes) tun, kaum bis möglicherweise gar nicht eine Rolle spielen können.

    :?...somit folgere ich daraus, dass im Grunde Folgendes zutrifft:


    Eure Kinder sind nicht eure Kinder.

    Sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selber.

    Sie kommen durch euch, aber nicht von euch, und obwohl sie mit euch sind, gehören sie euch doch nicht.

    Ihr dürft ihnen eure Liebe geben, aber nicht eure Gedanken, denn sie haben ihre eigenen Gedanken.

    Ihr dürft ihren Körpern ein Haus geben, aber nicht ihren Seelen, denn ihre Seelen wohnen im Haus von morgen, das ihr nicht besuchen könnt, nicht einmal in euren Träumen.

    Ihr dürft euch bemühen, wie sie zu sein, aber versucht nicht, sie euch ähnlich zu machen.

    Denn das Leben läuft nicht rückwärts, noch verweilt es im Gestern.

    Ihr seid die Bogen, von denen eure Kinder als lebende Pfeile ausgeschickt werden.

    Der Schütze sieht das Ziel auf dem Pfad der Unendlichkeit, und er spannt euch mit seiner Macht, damit seine Pfeile schnell und weit fliegen.

    Lasst euren Bogen von der Hand des Schützen auf Freude gerichtet sein; denn so wie er den Pfeil liebt, der fliegt, so liebt er auch den Bogen, der fest ist.

    Khalil Gibran


    Und wir nur insoweit wie im Folgenden "mitspielen" können:


    Wenn Kinder klein sind,

    gib ihnen Wurzeln,

    wenn sie groß sind,

    verleih ihnen Flügel.“

    Johann Wolfgang von Goethe

    ...und das Letzte ist sicher eher ein Ideal, was sich wohl die meisten Eltern wünschen.

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  • Um noch mal wieder auf Ravenas Eingangspost zurückzukommen. Die lieblose Mutter sollte doch ein Objekt unseres Mitgefühls sein, denn ihre Lieblosigkeit ist ja nicht vom Himmel gefallen, sondern Ausdruck dessen, dass sie von Unwissenheit und Leidenschaften beherrscht ist. Ihr liebloses Verhalten hat sie ganz bestimmt nicht glücklich gemacht.


    Gruß Helmut

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Und wie drückst Du Mitgefühl aus, wenn die Lieblosigkeit bleibt, Dein Mitgefühl also praktisch nichts ändert, sondern gegenteilig noch zum Vorteil ausgenutzt wird?

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  • Mit-Gefühl wird durch Wohlwollen ausgedrückt, durch einen "Mangel" an Meinung/Ansicht/Bewertung. Wir können die Welt nicht verändern, aber wir können frei sein von negativen Gefühlen und offen bleiben. Wer weiß, manchmal bewirkt das etwas, manchmal eben nicht. Aber darum kümmere ich mich nicht mehr. Ich weiß, da ist jemand, der/die leidet, und ich bleibe offen, ohne denjenigen zu verurteilen. Was natürlich nicht bedeutet, dass ich dennoch einen negativen Eindruck von der Person habe. Aber die bleibt nicht konstant, sie ist immer flexibel und kann sich zum Positiven ändern. Ich bin nicht verbohrt und beharre nicht auf meiner möglichen Meinung.


    Das ist das Ideal, und es klappt nicht immer. Aber das ist die buddhistische Praxis, immer achtsam auf die eigenen Gedanken und Gefühle zu achten, dann folgen die Taten entsprechend.


    Das bedeutet keinesfalls, dass diese Haltung ausgenutzt werden kann. Wie das aber im einzelnen aussieht, hängt ganz von den Umständen ab und wie nahe die Person mir ist.

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    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Durch das ganze Leben begleitete die eine Schwester eine unsägliche Gier, Neid und Eifersucht,


    Die andere Schwester hingegen ist der Inbegriff für ein Leben des Altruismus, das völlige Gegenteil ihrer Schwester.


    Mein Problem ist wohl weniger der Altruismus an sich, eher wie Buddhismus zu einer herzlosen Erziehung steht, die aber solchen Altriusmus hervorbringt und die Kehrtwende einer liebevollen, altruistischen Erziehung, die u.U. habgierige Menschen hervorbringt.


    Buddha erklärt solche Dinge nicht. jeder Mensch ist im Hier und Jetzt dafür verantwortlich was er tut und wie er ist und wie er lebt.

    Es interessiert nicht weshalb jemand altruistisch oder gierig und neiderfüllt wurde sondern was er hier und jetzt unternimmt um seinen Geist in eine heilsame Richtung zu entwickeln:


    Zitat

    Aus dem Palikanon (MN 40)


    Auf welche Weise, ihr Bhikkhus, praktiziert ein Bhikkhu, wie es für den Mönch angemessen ist?


    Wenn irgendein Bhikkhu, der habgierig war, die Habgier überwunden hat; der einen Geist voller Übelwollen hatte, das Übelwollen überwunden hat; der zornig war, den Zorn überwunden hat; der voller Rachegelüste war, die Rachegelüste überwunden hat; der voller Verachtung war, die Verachtung überwunden hat; der anmaßend war, die Anmaßung überwunden hat; der neidisch war, den Neid überwunden hat; der geizig war, den Geiz überwunden hat; der betrügerisch war, den Betrug überwunden hat; der hinterlistig war, die Hinterlist überwunden hat; der üble Wünsche hatte, üble Wünsche überwunden hat; der falsche Ansicht hatte, falsche Ansicht überwunden hat;

    dann praktiziert er auf eine Weise, die für den Mönch angemessen ist, sage ich...….


    ………."Er sieht, daß er von all diesen üblen unheilsamen Geisteszuständen geläutert ist, er sieht, daß er von ihnen befreit ist. Wenn er dies erkennt, steigt Freude in ihm auf. Wenn er froh ist, steigt Verzückung in ihm auf; bei einem der verzückt ist, wird der Körper still; einer, dessen Körper still geworden ist, empfindet Glück; bei einem, der Glück empfindet, wird der Geist konzentriert."


    [Anmerkung von mir --> so Verwirklicht, verwirklicht er die vier unermesslichen Geisteszustände aus sich selber heraus: Liebende Güte, Mitgefühl, Mitfreude, Gleichmut: ]


    "Er verweilt, indem er eine Himmelsrichtung mit einem Herzen durchdringt, das erfüllt ist von Liebender Güte; ebenso die zweite, ebenso die dritte, ebenso die vierte Himmelsrichtung; auch nach oben, nach unten, in alle Richtungen und überall hin, und zu allen wie zu sich selbst, verweilt er, indem er die allumfassende Welt mit einem Herzen durchdringt, das von Liebender Güte erfüllt ist, unerschöpflich, erhaben, unermeßlich, ohne Feindseligkeit und ohne Übelwollen."


    "Er verweilt, indem er eine Himmelsrichtung mit einem Herzen durchdringt, das erfüllt ist von Mitgefühl; ebenso die zweite, ebenso die dritte, ebenso die vierte Himmelsrichtung; auch nach oben, nach unten, in alle Richtungen und überall hin, und zu allen wie zu sich selbst, verweilt er, indem er die allumfassende Welt mit einem Herzen durchdringt, das von Mitgefühl erfüllt ist, unerschöpflich, erhaben, unermeßlich, ohne Feindseligkeit und ohne Übelwollen."


    "Er verweilt, indem er eine Himmelsrichtung mit einem Herzen durchdringt, das erfüllt ist von Mitfreude; ebenso die zweite, ebenso die dritte, ebenso die vierte Himmelsrichtung; auch nach oben, nach unten, in alle Richtungen und überall hin, und zu allen wie zu sich selbst, verweilt er, indem er die allumfassende Welt mit einem Herzen durchdringt, das von Mitfreude erfüllt ist, unerschöpflich, erhaben, unermeßlich, ohne Feindseligkeit und ohne Übelwollen."


    "Er verweilt, indem er eine Himmelsrichtung mit einem Herzen durchdringt, das erfüllt ist von Gleichmut; ebenso die zweite, ebenso die dritte, ebenso die vierte Himmelsrichtung; auch nach oben, nach unten, in alle Richtungen und überall hin, und zu allen wie zu sich selbst, verweilt er, indem er die allumfassende Welt mit einem Herzen durchdringt, das von Gleichmut erfüllt ist, unerschöpflich, erhaben, unermeßlich, ohne Feindseligkeit und ohne Übelwollen."


    Einmal editiert, zuletzt von xxx ()

  • Und wie drückst Du Mitgefühl aus, wenn die Lieblosigkeit bleibt, Dein Mitgefühl also praktisch nichts ändert, sondern gegenteilig noch zum Vorteil ausgenutzt wird?

    Ganz schön dreist Frage. Meine Antwort treibt mich gerade aus diesem Club hier.

  • Und wie drückst Du Mitgefühl aus, wenn die Lieblosigkeit bleibt, Dein Mitgefühl also praktisch nichts ändert, sondern gegenteilig noch zum Vorteil ausgenutzt wird?

    Mitgefühl ist ja nicht etwas das man unbedingt ausdrückt. Das ist, zumindest für mich, eine Art innere Haltung. Ich kann jemanden gegenüber Mitgefühl/Wohlwollen haben, ohne eine Person zu unterstützen und ohne sie überhaupt zu sehen. Es heißt also nicht, dass man, nur weil man Mitgefühl hat, alles mitmacht.

    _()_

  • Ich finde insbesondere Gleichmut (das ich überhaupt nicht habe) ein Merkmal des "buddhistischen Altruismus". Gleichmut wäre nach meinem Verständnis dann gegeben, wenn man weder etwas oder jemanden zugeneigt noch abgeneigt ist und vermutlich damit einen tieferen Blick in das bedingte Entstehen entwickelt hat. Und dementsprechend handelt (selbstlos sozusagen). Man tut das, was zu tun ist ohne sich zu verzetteln.

  • Altruismus bedeutet in der Alltagssprache „Uneigennützigkeit, Selbstlosigkeit, durch Rücksicht auf andere gekennzeichnete Denk- und Handlungsweise“, kann bis heute jedoch nicht allgemeingültig definiert werden. Wikipedia

  • Und wie drückst Du Mitgefühl aus, wenn die Lieblosigkeit bleibt, Dein Mitgefühl also praktisch nichts ändert, sondern gegenteilig noch zum Vorteil ausgenutzt wird?

    Ganz schön dreist Frage. Meine Antwort treibt mich gerade aus diesem Club hier.

    :?:


    Sorry, da triggert Dich wohl irgendwie etwas an. War nicht meine Absicht.

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  • Ravena

    Das anwenden des Gegenteils ist buddhistische Praxis. 🙏

    Einmal editiert, zuletzt von Xyz ()