Die vier edlen Wahrheiten

  • Als Gesamtpaket für Anfänger zum Verständnis finde ich auch immer noch diesen Beitrag von mkha' sehr hilfreich:


    Maßnahmen aus dem traditionellen Buddhismus gegen die 5 Hindernisse gesucht

    Liebe Grüße Schneelöwin


    Ein Geist, der an eine Idee gebunden ist, an ein Konzept, an eine Wertvorstellung macht Handlung immer korrupt. Wenn man an einen Glauben gebunden ist, wird die eigene Handlungsweise glaubensgemäß und daher korrupt sein. Wenn man nach seinem eigenen Erfahrungswissen handelt, wird die Begrenztheit des Wissens die Handlung immer korrupt sein lassen.

    Jiddu Krishnamurti




  • cinnamon bitte meine Aussage nicht als Lehrmeinung sehen, informiere dich bitte auch noch selbst dazu. Ich gebe nur wieder, was ich irgendwo gelesen habe, ich weiss ja leider nicht einmal mehr wo. Aber es hat auch meine Verständnisschwierigkeiten der Unwissenheit gut beheben können. Das es eben nicht darum geht, viel Wissen zu haben um sie aufzulösen bzw. zu vermeiden, sondern darum, heilsames und unheilsames immer gut zu erkennen, auch wenn sie manchmal wie das andere scheinen. Das macht dann auch im Kontext "Dukkha", und wie der Buddhismus unsere Ralität erklärt, Sinn. Warum sollte wohl "läuterndes" Leid entstehen - weil man etwas schwer zu wissendes nicht gewusst hat (das wäre ja "überstreng"), oder viel eher doch nur, wenn man etwas offensichtliches total verkennt, und deswegen Fehler gemacht hat.

    Ich seh in dem ersten Glied der Kette einen ersten Ver-Zwei-flungsakt. Irgendwie muss ich aktiv werden um Nahrung, aber ich bin unwissend wie das denn nun geht. Die Unwissenheit betrifft für mich sogar die Unwissenheit wie ich atme. Was ist das, Atmen?


    Ich bin oft genug die Kette durchgegangen und wenn ich auf Unwissenheit ankam waren da nur noch die vier Wahrheiten und Unwissenheit wurde zum Leiden, wenn ich nur versuchte diese zu ergründen. Nicht das Leben ist leiden sonder wenn ich versuche zu ergründen was Leben ist. Leiden ist nicht wenn ich mich ergründe. Aber wenn ich Leben, Unwissenheit, ergründen will wird es sofort zu Leiden, an diesem Willen.

  • Unwissenheit ist für mich ein Grundzustand, den wir haben. Einer, der uns permanent begleitet und unsere Wahrnehmung in Richtung Fehlinterpretation lenkt. Das ist für mich nicht etwas, wo ich eines Tages bemerke: "Ah, jetzt weiß ich, was mit Unwissenheit gemeint ist", sondern mein allmähliches Durchdringen des "Gesamtpakets" Unwissenheit bewirkt Stück für Stück eine fortschreitende Auflösung von Unwissenheit.

    Dabei hilft z.B. Achtsamkeit (und viele andere Dinge). Achtsamkeit führt dazu, dass ich bemerke, wann Unwissenheit in mir zunimmt und wann sie kleiner / geringer wird.


    Und das, worum sich dieser Thread im Kern dreht, ist die Grundvoraussetzung, sich immer wieder bewusst zu werden, wie das alles zusammenhängt:


    Deshalb müssen wir zuerst einmal erkennen was die vier Wahrheiten bedeuten. Wir müssen erkennen, was die wahren Leiden sind, wir müssen die wahren Ursachen überwinden, die wahren Beendigungen verwirklichen und deshalb die wahren Pfade praktizieren.


    Die vielfache Bedeutung von Leiden in alle möglichen Richtungen muss (das ungeliebte Wort!) erkannt werden. Das ist die Basis für das Verständnis aller weiteren Begriffe und Zusammenhänge.


    (Ich will damit nicht sagen, dass ich mich nicht immer mal wieder frage, was genau mit Unwissenheit eigentlich gemeint ist, sondern dass ich es nicht einfach finde, das in Worte zu fassen. Und dass sich mein Verständnis davon im Laufe der Zeit verändert / erweitert.)


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  • Das Blöde ist das sich die Unwissenheit nicht auflöst: Ich hab eine Antwort gefunden, aber auch gleich viele neue Fragen.

    Es ist der einzige Ausweg: Wer ist das da vor mir? Ich sage ihm: Ich weiß es nicht.

  • Doch kann sie sich auflösen, denn sie ist bedingt enstanden. Den Weg bzw die Reihenfolge erklärt ja genau die Sutta, die mukti erwähnt hatte, über Unwissenheit im Bedingten Entstehen :Aijja, Bhavatanha Sutta Anguttara Nikaya X.61-70

    Zitat

    Der Umgang mit edlen Menschen also, ihr Mönche, einmal zustande gekommen, führt zum Hören der Guten Lehre. Das Hören der Guten Lehre, einmal zustande kommen, führt zum Vertrauen. Das Vertrauen, einmal zustande gekommen, führt zu weisem Nachdenken. Das weise Nachdenken, einmal zustande gekommen, führt zu Achtsamkeit und Besonnenheit. Achtsamkeit und Besonnenheit, einmal zustande gekommen, führen zur Sinnenzügelung. Sinnenzügelung, einmal zustande gekommen, führt zum dreifach guten Wandel. Der dreifach gute Wandel, einmal zustande gekommen, führt zu den vier Grundlagen der Achtsamkeit. Die vier Grundlagen der Achtsamkeit, einmal zustande gekommen, führen zu den sieben Erleuchtungsgliedern. Die sieben Erleuchtungsglieder, einmal zustande gekommen, führen zur Wissenserlösung. Das also ist die ernährende Bedingung der Wissenserlösung, und so kommt sie zustande.

  • Natürlich löst sich die Unwissenheit auf, wie sollte es anders sein, genauso wie sich Leiden auflösen, Samsara insgesamt. Hab ihr das nicht bedacht?

    Alles löst sich auf wenn Nibbana ist. Ist doch ganz einfach. Frag nicht was, wo wie Nibbana ist, da kann ich nur sagen: Ich weiß es nicht welche Worte erklären bei Dem sich alle Worte auflösen.

    Aber Nibbana kann nur Erlebt werden und nicht als Aktivität und Nahrung gebraucht werden um als fühlendes Wesen zu leben.

  • Das Blöde ist das sich die Unwissenheit nicht auflöst: Ich hab eine Antwort gefunden, aber auch gleich viele neue Fragen.

    Es ist der einzige Ausweg: Wer ist das da vor mir? Ich sage ihm: Ich weiß es nicht.

    Aber auch nicht: Will ich nicht wissen! oder Was geht mich das an oder Lass mich in Ruhe.

    Einfach nur ich weiß es nicht, weil ich es fühle und weiß das ich es nicht weiß. Die Leere aushalten.

  • Die Unwissenheit ist ein bedingtes Phänomen. Darauf haben ja mukti und cinnamon mit Verweis auf Suttas aus AN hingewiesen.


    Die wesentliche Ursache unserer Leiden ist unsere Unwissenheit. Darauf verweist der Buddha insbesondere mit der zweiten edlen Wahrheit. Buddha Sakyamuni hat aber nicht gesagt, wir müssen uns damit abfinden, dass wir Leiden erleben müssen, weil deren Ursache, die Unwissenheit, nicht überwunden werden kann. Mit der vierten edlen Wahrheit hat er dagegen aufgezeigt was wir praktizieren sollten um unsere Unwissenheit zu überwinden.


    Weil unsere Unwissenheit bedingt ist, kann sie auch überwunden werden. Sie ist kein wesentlicher Bestandteil unseres Geistes, sondern eher wie ein unseren Geist verhüllender Nebel. Die Täuschungen und Verblendungen, die mit dieser Vernebelung unseres Geistes verbunden sind, können eben wie Buddha Sakyamuni mit den dem achtfachen Pfad darlegt hat, überwunden, beseitigt werden. Haben wir mittels des achtfachen Pfades in einem lang andauernden Prozess unsere Unwissenheit überwunden, dann haben wir Nirvana/Nibbana, die Befreiung aus Samsara verwirklicht.


    Gruß Helmut

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Unwissenheit ist die erste Bedingung unseres Geistes(Ich). Diese Bedingung ist bedingt durch die Bedingungen die die Körperlichkeit bedingen.

    Die Unwissenheit als erste Bedingung unseres Geistes kann nicht erkannt werden, sie tut auch nichts, sie ist einfach nur DIE Bedingung.


    Die Unwissenheit wie auch unser Geist kann nicht überwunden werden. Leiden ja.

    Buddha sieht nur zwei Möglichkeiten des Vergehens: Zerfallen des Körperlichen und es ist Nibbana, das Verwehen.

    Findet beides nicht statt gibt es Geist und damit Unwissenheit und aus deren gegenseitiger wechselseitiger Abhängigkeit, durch bedingtes Entstehen der Bedingungen, erscheint die Kette des bedingten Entstehens des Leidens.

    Das Geistige wird scheinbar mit dem Körperlichen verwoben. Doch das Körperliche ist nur die erste Bedienung um Geist zu ermöglichen. Körperliches ist immer frei von Geistigem.

    Alle Leiden sind der Glaube das Körperliches Geist enthält. Leiden ist der Glaube das Körperliches Geist hat. Verblendung ist, das Geistige auch und gerade im Körperlichen zu vermuten, aber so das der Geist das Körperliche Vergeistigt mit Geist belebt. Mein Geist ist beständig, Körperliches vergeht. Alles ist wandelbar, aber die Essenz meines Geistes wird bestehen bleiben.

  • Weil unsere Unwissenheit bedingt ist, kann sie auch überwunden werden. Sie ist kein wesentlicher Bestandteil unseres Geistes, sondern eher wie ein unseren Geist verhüllender Nebel. Die Täuschungen und Verblendungen, die mit dieser Vernebelung unseres Geistes verbunden sind, können eben wie Buddha Sakyamuni mit den dem achtfachen Pfad darlegt hat, überwunden, beseitigt werden. Haben wir mittels des achtfachen Pfades in einem lang andauernden Prozess unsere Unwissenheit überwunden, dann haben wir Nirvana/Nibbana, die Befreiung aus Samsara verwirklicht.

    Ich "befürchte", sie kann von den meisten von uns nicht überwunden werden. Wir können uns annähern. Das unterscheidet sicherlich mich von einem Erleuchteten.

    Wenn ich zurückblicke und bedenke, wie oft ich schon "glaubte" die "Unwissenheit besiegt zu haben", dann kann ich nur noch den Kopf senken. Das ganze Leben lang - egal ob mit oder ohne buddhistische Sichtweise - war ein Acker, an dem immer wieder Unkraut hervorspross, sobald ich am anderen Ende angekommen war.


    Ich kann natürlich nur für mich reden, aber für mich ist diese Erkenntnis so klar, dass ich immer weniger das Bedürfnis habe - bis hin zum endgültigen "Abschied" -, Ansichten und Meinungen zu äußern, Argumente für oder gegen etwas zu benennen.

    Das führt auch dazu, dass ich, selbst bei Freundinnen, die noch im Mystischen fischen und meinen, sie hätten die Wahrheit erkannt, nicht mehr widerspreche. Es sei denn, mich fragt jemand, wie ich darüber denke. Und dann kann ich nur vorsichtig antworten: "so weit ich bis jetzt begriffen habe ...".


    Diese Erkenntnis meines Unwisses ist aber keineswegs unangenehm, sondern eine Erlösung.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Der Buddha zitiert seine Erfahrung zB in den Texten:

    Majjhima NIkaya -19-


    "Dies war das dritte wahre Wissen, das ich zur dritten Nachtwache erlangte. Die Unwissenheit war vertrieben und wahres Wissen erschien, die Dunkelheit war vertrieben und Licht erschien, wie es in einem geschieht, der umsichtig, eifrig und entschlossen lebt."


    Anschließend, beschreibt er ebenso in den Sutten, zog er weiter..zu seinem nächsten Lehrer.:rose:_()_

  • Die Unwissenheit macht blind für die Konsequenzen die aus dem Begehren erwachsen. Weil der Grundzustand des Daseins dukkha ist, nämlich Mangel, entsteht das Bedürfnis nach Leidbeseitigung und Glückserfahrung - Hunger braucht Nahrung. Sättigung ist ein angenehmes Gefühl das man möglichst oft und lange haben will, so dreht sich das ganze Leben um Bedürfnisbefriedigung, die Zivilisation ist darauf aufgebaut. Das Bewusstsein versinkt zunehmend in Sinnesfreuden und ihrer Beschaffung, die Geistestrübungen (kilesa) nehmen immer mehr zu. So entstehen unnatürliche geistige Leiden wie Ängste, Gier, Zorn, Frustration, Gefühl der Sinnlosigkeit usw. Indem man es sich verbessern will macht man es schlechter.
    In den vier edlen Wahrheiten ist in einmaliger Klarheit zusammengefasst was da falsch läuft.

  • Hallo Sanne,

    was willst Du denn damit zum Ausdruck bringen? Und zu welchem Zweck zog er weiter zu seinem Lehrer?

    Er hatte keinen Lehrer mehr, soviel ich weiß :?


    Dass das Erkennen der Vier Edlen Wahrheiten die Unwissenheit über die Ursachen des Leidens enthüllen, ist sein Ziel gewesen.


    Für mich gibt es dennoch ein wachsendes Empfinden von "ich weiß nichts wirklich", das nichts mit den grundsätzlichen Leiden zu tun hat. Ich sehe z.B., dass ich niemals wirklich einen anderen Menschen "sehen" und möglicherweise auch nicht verstehen kann, solange ich mich noch immer im Prozess von Aktion und Re-Aktion, Diskussion, Für und Wider, befinde. Das sind für mich persönlich neue Erfahrungen, weil ich eigentlich immer glaubte, alles zu verstehen. Aber ich kann mich auch nicht richtig verständlich machen, denn das liegt hinter dem "Kommunikationsbereich".


    Aber ich empfinde das nicht als Nachteil, sondern nur als Hilfe, mich nicht ständig "zu Wort zu melden", sondern immer mehr hinzugucken und möglicherweise auch Texte immer und immer wieder zu lesen.

    _()_ Monika

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  • Was ich auch mit dem Nichtverstehen und Sehen meines Gegenübers oder hier im Forum meine, ist, dass ich mir immer wieder auch aufgrund der Art und Weise, wie jemand sich äußert, ein Bild mache. Das machen andere sich natürlich auch von mir. Und wer das nicht weiß, dieses Bildermachen (J. Krishnamurti wurde auch als Bilderstürmer bezeichnet) der wird immer wieder aus seinem geschaffenen Bild heraus antworten. Ob das nun mit Zitaten ist, was der Buddha angeblich gesagt hat, oder aufgrund seiner geistigen Entwicklung. Es entsteht immer wieder derselbe Unwissenheits-Prozess, der ja auch hier im Forum erkannt werden kann, wenn sich jemand die Mühe macht, mehr Abstand zu nehmen und zu hinterfragen.

    Deshalb werden auch die Schriften so unterschiedlich interpretiert.


    Ich sehe was, was Du nicht siehst, und Du siehst was, was ich nicht sehe.


    Im engen Kontakt mit einem ebenso aufmerksamen und dafür bereiten Menschen ist es natürlich durchaus möglich, diese Wand zu durchbrechen.

    _()_

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  • Was fragen mich Menschen sehr oft und worauf bekommen sie nie eine wirklich gewollte Antwort:

    Was möchtest Du jetzt machen, wie möchtest Du sein, was möchtest Du das man dir Gutes tut?

    --------------------------------------------------------------
    Was willst Du? Ich möchte erleben, mit dir sein, alles sein was Du in mir siehst und dann das sein was ich dann bin.

    Wenn wir uns trennen bin ich sofort in meinem Haus, ganz ohne Person die was will, möchte, erleben will. Zufrieden.

  • Hallo Moni:rose:

    ich bezog mich auf den Inhalt von Helmut.


    So erinnerte mich das oben zitierte an des Buddhas beschriebene Erfahrungen der Mittleren Sammlung.


    So beschrieb der Buddha in Majjhima Nikaya -26- wie er mit dem "erleben" aus den ersten vier Vertiefungen seine Unwissenheit

    erkannte und beschrieb wie wahres Wissen kam.


    Doch das dies bei ihm nicht für vollständiges Nibanna ausreichte.....:kerze:


    Er ging fort von seinem ersten Lehrer A. Kalama, verabschiedete sich und zog weiter zu seinem zweiten Lehrer Uddaka Ramaputta._()_

  • Der Grund für Unwissenheit wird mit Unwissenheit begründet?? Wie ist das zu verstehen?


    Die Verwirrung entsteht eventuell dadurch, dass nicht eine absolute allumfassende Unwissenheit gemeint ist, sondern nur die Unwissenheit in Bezug auch ein bestimmtes Gebiet. Wer sich eine Zeit lang mit Buddhismus beschäftig, stellt fest, dass sich dieser vornehmlich mit dem Menschen, d.h. dem eigenen menschlichen Verhalten und den eigenen menschlichen Gefühlen und Triebe beschäftigt.


    Das Ziel jedes Buddhisten besteht bekanntlich im Beenden des Leiden. Das heisst sich selber von einem subjektiv empfundenen negativen Gefühl zu befreien, welches durch das Bewusstwerden der Daseinsfaktoren bzw. dem Erkennen der eigenen Endlichkeit (Tod/anatta), Verletzlichkeit (Krankheit/dukkha) und Veränderlichkeit (Alter/anicca) entsteht.


    "Unwissenheit" in buddhistischem Kontext zu überwinden bezieht sich deshalb in erster Linie auf die eigene Subjektivität, d.h. die eigene innere Welt.


    Deshalb sollte man sich vor allem bemühen, die Unwissenheit über das eigene Wesen, den eigenen Charakter, die eigenen Marotten und Meinungen und das davon abhängig entstandenen, eigenen Verhalten zu überwinden.


    Die "Unwissenheit" über die ganze Welt ablegen zu wollen führt meist in das sogenannte "Netz der Ansichten (D.N1)": Das heisst es nährt Spekulationen über die Welt und andere Menschen, führt zu ausschweifenden Gedanken und endetletztendlich im Erschaffen von unheilsamen Karma.



    Bitte melde dich an, um diesen Anhang zu sehen.




    OT:

    Das war mein letzter Beitrag.

    Ich konnte früher viel profitieren und habe danke Euren Inputs auch viel profitiert. Vor allem die orthodoxen Theravadin schätzte ich sehr, leider sind mittlerweile aus dem Forum verschwunden.


    Machts gut....und vergesst das Handtuch nicht :)

  • Zitat

    "So setzte Uddaka Rāmaputta, mein Gefährte im heiligen Leben, mich auf den Rang eines Lehrers und erwies mir höchste Ehre. Aber es wurde mir klar: 'Dieses Dhamma führt nicht zur Ernüchterung, zur Lossagung, zum Aufhören, zum Frieden, zur höheren Geisteskraft, zur Erleuchtung, zum Nibbāna, sondern nur zum Wiedererscheinen im Gebiet von Weder-Wahrnehmung-Noch-Nichtwahrnehmung.' Weil ich mit jenem Dhamma nicht zufrieden war, ließ ich es zurück und ging fort."


    17. "Ihr Bhikkhus, immer noch auf der Suche nach dem Heilsamen, auf der Suche nach dem höchsten Zustand erhabenen Friedens, wanderte ich etappenweise durch das Land Magadha, bis ich schließlich bei Senānigama nahe Uruvelā ankam. Dort sah ich ein liebenswürdiges Stück Land, einen lieblichen Hain mit einem klar dahin strömenden Fluß mit angenehmen, sanft ansteigenden Ufern, und in der Nähe ein Dorf für den Almosengang. Ich erwog: 'Dies ist ein liebenswürdiges Stück Land, dies ist ein lieblicher Hain mit einem klar dahin strömenden Fluß mit angenehmen, sanft ansteigenden Ufern, und in der Nähe ein Dorf für den Almosengang. Dies wird den Bemühungen eines Mannes aus guter Familie, der auf Bemühungen aus ist, dienlich sein.' Und ich setzte mich nieder und dachte: 'Dies wird meinen Bemühungen dienlich sein.'"

    Irrtum? Zu früh gefreut?

    Zitat

    18. "Dann, ihr Bhikkhus, nachdem ich selbst der Geburt unterworfen war, die Gefahr in dem, was der Geburt unterworfen ist, erkannt hatte und die ungeborene höchste Sicherheit vor dem Gefesseltsein, Nibbāna suchte, erlangte ich die ungeborene höchste Sicherheit vor dem Gefesseltsein, Nibbāna; nachdem ich selbst dem Altern unterworfen war, die Gefahr in dem, was dem Altern unterworfen ist, ...; nachdem ich selbst der Krankheit unterworfen war, die Gefahr in dem, was der Krankheit unterworfen ist, ...; nachdem ich selbst dem Tode unterworfen war, die Gefahr in dem, was dem Tode unterworfen ist, ...; nachdem ich selbst dem Kummer unterworfen war, die Gefahr in dem, was dem Kummer unterworfen ist, ...; nachdem ich selbst der Befleckung unterworfen war, die Gefahr in dem, was der Befleckung unterworfen ist, erkannt hatte und die unbefleckte höchste Sicherheit vor dem Gefesseltsein, Nibbāna suchte, erlangte ich die unbefleckte höchste Sicherheit vor dem Gefesseltsein, Nibbāna. Das Wissen und die Schauung erwuchs mir: 'Meine Befreiung ist unerschütterlich; dies ist meine letzte Geburt; jetzt gibt es kein erneutes Werden mehr.'"


    19. "Ich erwog: 'Dieses Dhamma, das ich erlangt habe, ist tiefgründig, schwer zu sehen und schwer zu verstehen, friedvoll und erhaben, durch bloßes Nachdenken nicht zu erlangen, subtil, von den Weisen zu erfahren.

    So musste der Buddha erstmal überzeugt werden - ist das keine Unwissenheit?


    Zitat


    "Da schenkte ich der Fürsprache des Brahmā Gehör und aus Mitgefühl für die Wesen begutachtete ich die Welt mit dem Auge eines Buddha. ...

    War also Brahma wissender als Buddha?


    Es geht mir hier nicht um die Beantwortung meiner Fragen, sondern um die Feststellung, dass es kaum möglich ist, von anderen richtig gesehen zu werden bzw. andere wirklich richtig zu sehen. Das erinnert mich wiederum an die Diskussion im vorigen Jahr über die Ignoranz, die mich da auf den Weg gebracht hat, meine eigene Be-Wertung zu hinterfragen bzw. loszulassen und zu schauen, was will sie/er mir wirklich sagen?


    Zum Beispiel, wenn jemand hier über einen Kummer spricht, so bin ich und viele andere sofort dabei, diesen Menschen möglichst davon zu befreien oder zumindest zu helfen. Es geht aber oftmals gar nicht darum, das "Teil loszuwerden". Ich habe erkannt, dass ich den Kummer (des anderen) dann loswerden will.


    Vielleicht bin ich ja auch einfach zu "platt" und anderen geht es nicht so. Ich weiß es nicht. Was ich jetzt weiß ist, dass ich nichts weiß. Deshalb meine ich mit der Ursache des Leidens "Unwissenheit", dass es grundsätzlich - auch wenn ich es innen und außen kapiert habe, dass Gier und Hass die Folgen der Unwissenheit sind - nicht möglich ist, diese vollkommen zu "beseitigen", aber Gier und Hass schon.


    Das wiederum erinnert mich daran, dass es mir schneller möglich war, das Rauchen aufzugeben, als meine Besserwisserei :erleichtert:

    _()_

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    Ayya Khema

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  • Die Unwissenheit macht blind für die Konsequenzen die aus dem Begehren erwachsen. Weil der Grundzustand des Daseins dukkha ist, nämlich Mangel, entsteht das Bedürfnis nach Leidbeseitigung und Glückserfahrung - Hunger braucht Nahrung. Sättigung ist ein angenehmes Gefühl das man möglichst oft und lange haben will, so dreht sich das ganze Leben um Bedürfnisbefriedigung, die Zivilisation ist darauf aufgebaut. Das Bewusstsein versinkt zunehmend in Sinnesfreuden und ihrer Beschaffung, die Geistestrübungen (kilesa) nehmen immer mehr zu. So entstehen unnatürliche geistige Leiden wie Ängste, Gier, Zorn, Frustration, Gefühl der Sinnlosigkeit usw. Indem man es sich verbessern will macht man es schlechter.
    In den vier edlen Wahrheiten ist in einmaliger Klarheit zusammengefasst was da falsch läuft.

    Das sehe ich auch so. Dies bezieht sich meines Erachtens aber nur auf die ersten beiden edlen Wahrheiten. Darüber hinaus hat Buddha Sakyamuni mit der dritten und vierten edlen Wahrheit aufgezeigt, dass man sich aus diesem Schlamassel befreien kann und wie man dies schaffen kann.


    Die Praxis der vierten edlen Wahrheit und das Erlangen von deren Resultat, die dritte edle Wahrheit, ist natürlich ein lang anhaltender Prozess.


    Gruß Helmut

    Gruß Helmut


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  • OT:

    Das war mein letzter Beitrag.

    Ich konnte früher viel profitieren und habe danke Euren Inputs auch viel profitiert. Vor allem die orthodoxen Theravadin schätzte ich sehr, leider sind mittlerweile aus dem Forum verschwunden.

    Nö, nich wech gehen :cry: Mir geht es doch genauso.:(

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

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  • Die Unwissenheit ist ja ein zentraler Faktor der zweiten edlen Wahrheit und der grundlegende Faktor der zwölf Glieder des abhängigen Entstehens ( oder des Gesetzes von der ursprünglichen Entstehung wie es in SN 12.1 heißt).


    Der Geistesfaktor Unwissenheit besteht ja darin, dass man selbst die Realität nicht so wahrnimmt wie sie ist, sondern man nimmt die Realität auf eine verzehrte Weise dar.


    Dies kann sich auf die eigene Person, das Ich und das Selbst beziehen. Man erfasst sie nicht so wie sie tatsächlich existieren. Unsere Unwissenheit bezieht sich aber nicht nur auf unser Ich. Auch die Phänomene, die nicht unsere Person sind, nehmen wir verzerrt wahr.


    Die Verzerrung besteht in beiden Fällen darin, dass wir glauben, unser Ich und die anderen Phänomene existieren wirklich so wie sie uns in unserer Wahrnehmung erscheinen. Unsere Unwissenheit besteht darin, dass wir den Widerspruch zwischen Erscheinungsweise und Bestehensweise nicht erkennen. In der westlichen Wissenschaft wird dieser Widerspruch oft als Widerspruch zwischen Erscheinung und Wesen bezeichnet.


    Gruß Helmut

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Davon gehe ich aus, dass sich die Unwissenheit auf einen selbst beziehen soll und nicht auf irgendwelche Dhammas und Sankharas in der Welt. Demensprechend verstehe ich auch sabbe sankhara anicca, sabbe sankhara dukkha und sabbe dhamma anatta. Mir bringt es nichts die Veränderlichkeiten und Nicht-Selbsts in der Welt zu verstehen, wenn ich mich vom eigenen "Leid" befreien will. Das war ja Buddhas Anliegen.




    OT:

    Das war mein letzter Beitrag.

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    Alles gute DIr!

  • Der Geistesfaktor Unwissenheit besteht ja darin, dass man selbst die Realität nicht so wahrnimmt wie sie ist, sondern man nimmt die Realität auf eine verzerrte Weise dar.


    Dies kann sich auf die eigene Person, das Ich und das Selbst beziehen. Man erfasst sie nicht so wie sie tatsächlich existieren. Unsere Unwissenheit bezieht sich aber nicht nur auf unser Ich. Auch die Phänomene, die nicht unsere Person sind, nehmen wir verzerrt wahr.

    Das halte ich für einen wichtigen Punkt. Das wollte ich mit dem Ausdruck "Gesamtpaket Unwissenheit" zum Ausdruck bringen. Die Unwissenheit in Bezug auf "Begehren-Leiden-verfehlte Vorstellung von Leidbeseitigung" ist die eine Seite der Medaille. Die andere Seite ist die grundsätzliche Fehlwahrnehmung allem gegenüber. Da kommen für mich dann Begriffe wie Gewahrsein und Soheit ins Spiel. Ich muss zunächst einmal so ziemlich alles beiseite lassen können, wie sich meine Wahrnehmung bisher gestaltete. Sonst kann ich gar nicht in die Nähe von klarerer Wahrnehmung kommen.

    Wenn mir das einmal ein wenig gelungen ist, heißt das nicht, dass das jetzt mein neues, angehobenes Bewusstsein ist. Es gibt viele Zugkräfte in mir, die mich gerne wieder an dem vorherigen Punkt hätten. Da heißt es, am Ball bleiben. Wachsam gegenüber der inneren Richtung bleiben.

    Je mehr sich das setzt / festigt, umso weniger anfällig werde ich dafür, die Hauptrichtung wieder aus den Augen zu verlieren und in alte Gewohnheiten / Muster zu verfallen.


    Einmal editiert, zuletzt von Schmu ()

  • Ich muss zunächst einmal so ziemlich alles beiseite lassen können, wie sich meine Wahrnehmung bisher gestaltete. Sonst kann ich gar nicht in die Nähe von klarerer Wahrnehmung kommen.

    Ja.

    Wenn mir das einmal ein wenig gelungen ist, heißt das nicht, dass das jetzt mein neues, angehobenes Bewusstsein ist. Es gibt viele Zugkräfte in mir, die mich gerne wieder an dem vorherigen Punkt hätten. Da heißt es, am Ball bleiben. Wachsam gegenüber der inneren Richtung bleiben.

    Ja.

    Je mehr sich das setzt / festigt, umso weniger anfällig werde ich dafür, die Hauptrichtung wieder aus den Augen zu verlieren und in alte Gewohnheiten / Muster zu verfallen.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Das Ziel jedes Buddhisten besteht bekanntlich im Beenden des Leiden. Das heisst sich selber von einem subjektiv empfundenen negativen Gefühl zu befreien, welches durch das Bewusstwerden der Daseinsfaktoren bzw. dem Erkennen der eigenen Endlichkeit (Tod/anatta), Verletzlichkeit (Krankheit/dukkha) und Veränderlichkeit (Alter/anicca) entsteht.


    "Unwissenheit" in buddhistischem Kontext zu überwinden bezieht sich deshalb in erster Linie auf die eigene Subjektivität, d.h. die eigene innere Welt.

    Ich verstehe nicht, wieso ich das hier noch nie in dieser einfachen und klaren Form gelesen oder wahrgenommen habe?

    Oder hab ich das einfach vergessen, obwohl oder weil dies meine eigene Erkenntnis ist? Jedenfalls, so sehe ich das auch.

    Zitat

    Deshalb sollte man sich vor allem bemühen, die Unwissenheit über das eigene Wesen, den eigenen Charakter, die eigenen Marotten und Meinungen und das davon abhängig entstandenen, eigenen Verhalten zu überwinden.

    Und das ist schwerer als Gier und Hass loszulassen, denn es ist tief eingekerbt und daher nicht leicht sichtbar.

    Deshalb halte ich auch nicht viel davon, Mitgefühl zu "üben". Natürlich muss ich mir dessen erstmal bewusst werden, aber das Aufdecken der eigenen Blindheit kann Mitgefühl automatisch freimachen.


    Danke, Bakram, nochmal dafür.

    Alles Gute für Dich

    Monika

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