Atman - Nagarjuna 18.Kapitel Mulamadhyamakavatarakarikas (MMK)

  • In diesem Kapitel weist Nagarjuna mittels logischer Argumente nach, dass es kein Atman, also kein aus sich selbst, aufgrund eines Eigenwesens, existierendes Ich oder Selbst gibt. Hat seine Argumentation denn heute noch eine Bedeutung für uns? Wer nimmt denn heute noch ein Eigenwesen der Person, des Ichs, des Selbst an? Wir wissen doch, dass es dieses nicht geben kann aufgrund des abhängigen Entstehens.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Und warum nimmst dies an?


    Weil es für die Praxis tauglich ist, von einem Selbst auszugehen bzw. es anzunehmen. Man kann es ja annehmen, mit dem Wissen, dass man es auch fallen lassen kann, da es eh nicht existiert. So verstehe ich eben "Annahme". An Fasching nimmt man vielleicht an, das man Zorro ist, aber abends kann man gemütlich schlafen.

  • Reicht nicht das Verinnerlichen eines von Körper und Geist abhängig existenten "Ich"? Weshalb bedarf es der Zuschreibung eines Eigenwesens?


    Weil es dem automatisch aufkommenden Gefühl nicht widerspricht. Aber das muss man nicht machen. Es ist nur ein kleiner Trick.

  • Weil es dem automatisch aufkommenden Gefühl nicht widerspricht. Aber das muss man nicht machen. Es ist nur ein kleiner Trick.

    Dieser "kleine Trick" ist genau das Theaterstück, das die meisten von uns ihr Leben lang aufführen, um sich um die Wahrheit herumzumogeln und sich eine Welt zurechtzubasteln, die vor einer vermeintlich unliebsamen Erkenntnis schützt.


  • Weil es dem automatisch aufkommenden Gefühl nicht widerspricht. Aber das muss man nicht machen. Es ist nur ein kleiner Trick.

    Dieser "kleine Trick" ist genau das Theaterstück, das die meisten von uns ihr Leben lang aufführen, um sich um die Wahrheit herumzumogeln und sich eine Welt zurechtzubasteln, die vor einer vermeintlich unliebsamen Erkenntnis schützt.


    Nein.

  • Nein.

    Ja, ich weiß, deshalb schrieb ich unliebsam. Das ist – so habe ich es jedenfalls wahrgenommen – ein Trugschluss. Es ist weder erschreckend noch sonst irgendwas, es ist höchst befreiend.


  • Ja, ich weiß, deshalb schrieb ich unliebsam.


    Was ich ja meine, ist es, als Methode diese "Verblendung" zu benutzen, als Hilfsmittel, als Krücke.


    Wenn du sagst:



    Dieser "kleine Trick" ist genau das Theaterstück, das die meisten von uns ihr Leben lang aufführen, um sich um die Wahrheit herumzumogeln


    Dann liegt da ja keine Bewusstheit drin, die auf Leere aufbauen muss, damit es ein "Trick" wird und keine Einstellung die "ich" und "mein" als reale Tatsachen ansieht.

  • Was ich ja meine, ist es, als Methode diese "Verblendung" zu benutzen, als Hilfsmittel, als Krücke.

    Das ist so, als würde ich die verblendete Sicht des "Getrenntseins" von allem als Hilfsmittel benutzen, um zu erkennen, dass das nicht der Fall ist. Verstehe ich nicht. Habe ich auch noch nirgendwo als Tipp gehört.


  • Reicht nicht das Verinnerlichen eines von Körper und Geist abhängig existenten "Ich"? Weshalb bedarf es der Zuschreibung eines Eigenwesens?

    Weil es dem automatisch aufkommenden Gefühl nicht widerspricht. Aber das muss man nicht machen. Es ist nur ein kleiner Trick.

    Inwiefern ist Dir das hilfreich? Dieses automatisch aufkommende Gefühl ist doch genau das, was einen Menschen andauernd das Mantra "Ich will", oder "Ich will nicht" rezitieren lässt, ... verbunden mit dem Rattenschwanz daraus resultierender Geistesfaktoren

    So sehe ich es auch. Wir statten die normale "gewöhnliche" Dinge aus mit dem "Aufkleber". Wir beurteilen den teuersten Wein als der, welcher besser schmeckt, aber es geht um den sehr billigen Wein.

    Wir stülpen den "Dingen" die bestimmte Urteile auf, die wirklich so wie total /emotionell/ verzerrt sind, denn die gehen "mit dem Rattenschwanz daraus resultierender Geistesfaktoren".

    Super , genau das, dann wir sind verbledndet, im Dukkha wie gefangen.

    Oder wir sehen die Welt nichts so sie ist, aber durch die mentale und auch emotionelle "Scheuklappen".

    Prima doch, mkha':rose:

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • um die Wahrheit herumzumogeln und sich eine Welt zurechtzubasteln, die vor einer vermeintlich unliebsamen Erkenntnis schützt.

    Ich bevorzuge über die eigene Ver-narr-ung zu reden, denn die Wahrheit könnte sehr unangenehm sein( werden).

    Klar, es geht um den reinen Schützmechnaismus, dem ich stimme zu.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Habe ich auch noch nirgendwo als Tipp gehört.


    Deswegen hörst du den Tip ja jetzt von mir.


    Gerade im buddh. Bereich gibt es viel Selbstbetrug, die Leute meinen, sie hätten Leere verstanden, aber wenn dann der Arbeitskollege einen Witz über einen macht, geht man die Decke hoch. Auch ist die Einsicht in Nagarjuna usw. nicht gleichbedeutend mit dem Wegfall der Konditionierung, vor allem auf emotionaler Ebene, also dem Gefühl: "Ich bin hier, ich fühle Trauer, Freude usw.". Hat man aber den Mechanismus erkannt, so bedient man sich am Selbst um Selbst auszudrücken, als reines Werkzeug - zu keiner Zeit wird das Werkzeug als feste Substanz wahrgenommen - das ist die Funktion der persona.

  • Klar, es geht um den reinen Schützmechnaismus, dem ich stimme zu.

    Ja, man könnte es auch als Schutzmechanismus bezeichnen. Ich muss auch bereit sein dafür, sonst verwirrt es mich nur. Ich kann mich an eine Zeit erinnern, wo ich das alles zwar schon gelesen hatte, es mich aber nicht erreicht hat.


  • die Leute meinen, sie hätten Leere verstanden,

    Aber es gibt keine Leere per definition, man kann es ohne das bedingte Entstehen nichts "vorstellen".

    als reines Werkzeug

    Klar, wie benutzen es als wie das "Vehikel", wenn ich es abstippe, ich bin auf die verbale Mittel angewiesen. Wie auch im Alltag.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • es mich aber nicht erreicht hat.

    Man kann es nicht er-reichen, man kann es nur ent-decken. das wäre doch genau im Sinne von Zen.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Weil es dem automatisch aufkommenden Gefühl nicht widerspricht.

    Aber es passiert doch wirklich" automatisch". Deswegen man braucht das Üben. *lach*. Um auf den Leim , der du selbst dir erschaffen hattest, nichts gehen.

    Oder?(:

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • im buddh. Kontext stimmt dies sicherlich

    Mir geht doch um genau das, aber nichts, was in Duden steht...

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Weil es dem automatisch aufkommenden Gefühl nicht widerspricht.

    Aber es passiert doch wirklich" automatisch". Deswegen man braucht das Üben. *lach*. Um auf den Leim , der du selbst dir erschaffen hattest, nichts gehen.

    Oder?(:


    Ja und weil es automatisch kommt kann man es annehmen und damit spielen (wie ich ja hier vorschlage). Man kann aber auch sofort meditieren oder versuchen den Ursprung dieses Automatismus zu finden - alles Methoden, je nach dem was für einen passend ist.

  • Ja und weil es automatisch kommt kann man es annehmen

    Wenn man nur klar es erkannt hatte, oder so wie absolut durchgeschaut hatte, dann man kann einfach damit nichts sofort identifizieren.

    Und es würde allmählich abschwächen, du würdest dann nichts so absolut damit wie eingenommen( "gefangen") werden. Du spürst dann, es sei nur der Automatismus, reine bilogische (Gehirn)-Funktion.

    Man brauchte es als Homo Sapiens für das Überleben. Wenn man dann den Seil sah, es wäre besser sofort zu reagieren, denn es könnte doch die giftige Schlange sein.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Wenn man nur klar es erkannt hatte, oder so wie absolut durchgeschaut hatte, dann man kann einfach damit nichts sofort identifizieren.


    Ja das ist die Übung oder eine Übung - aber das macht man ja nicht lebenslang (hoffentlich). Irgendwann sollte man ja verstanden haben, worum es grundlegend geht und dann brauch man "Ich" und "mein" nicht mehr abzuwehren, oder wegzudrücken - das sind keine "Feinde", die man zu überwinden hat oder wegmeditieren muss.

  • Wenn man nur klar es erkannt hatte, oder so wie absolut durchgeschaut hatte, dann man kann einfach damit nichts sofort identifizieren.


    Ja das ist die Übung oder eine Übung - aber das macht man ja nicht lebenslang (hoffentlich). Irgendwann sollte man ja verstanden haben, worum es grundlegend geht und dann brauch man "Ich" und "mein" nicht mehr abzuwehren, oder wegzudrücken - das sind keine "Feinde", die man zu überwinden hat oder wegmeditieren muss.

    Klar, man benutzt sie als keine "Feinde", das stimmt, aber nichts mehr als die Werkzeuge...

    Oder so wie die Fähre, die man mehr nichts meht braucht, wenn man schon den Fluss überquert( übersetzt) hatte.

    Buddha benutze auch die Worte, er hatte keine andere Option! Tja....

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • In diesem Kapitel weist Nagarjuna mittels logischer Argumente nach, dass es kein Atman, also kein aus sich selbst, aufgrund eines Eigenwesens, existierendes Ich oder Selbst gibt. Hat seine Argumentation denn heute noch eine Bedeutung für uns? Wer nimmt denn heute noch ein Eigenwesen der Person, des Ichs, des Selbst an? Wir wissen doch, dass es dieses nicht geben kann aufgrund des abhängigen Entstehens.

    In der Theorie können wir "immer alles sehr leicht erkennen". Trotzdem ist Leerheitserkenntnis für mich nicht nur ein intellektueller Prozess, sondern vor allem ein emotionaler. Wenn man als Person angegriffen wird und "man" (wer ist "man"?) fühlt sich verletzt und meint, sein eigentlich nicht vorhandenes Eigenwesen verteidigen zu müssen, der liegt schon falsch :grinsen:

    Oder im Sterbeprozess: Viele Menschen können nicht loslassen, weil sie die Vorstellung der "Bodenlosigkeit" nicht ertragen können. Sie haften noch dann an diesem Leben an.

    Ich wäre daher sehr vorsichtig zu behaupten, dass die Realisation von Leerheit alles easy ist wenn man "nur" das abhängige Entstehen durchschaut hat.

  • Oder im Sterbeprozess: Viele Menschen können nicht loslassen, weil sie die Vorstellung der "Bodenlosigkeit" nicht ertragen können. Sie haften noch dann an diesem Leben an.

    Ja, es könnte sehr schmerzhaft anfühlen... Aber diese "Bodenosogkeit" hat (hätte) auch die echt sehr befreiende Wirkung. Das wäre dann die Er-lösung, aber im innerlichem, geistigem Sinne, wenn man klammert an das, was man sowieso verliert, dann es würde alles noch mehr schlimmer. Die Angst lähmt.

    Los-Lassen oder nicht, man stirbt doch sowieso. Aber man kann entweder im innerem Frieden sterben, oder in der tiesten Finsternis.

    Wenn man als Person angegriffen wird und "man" (wer ist "man"?) fühlt sich verletzt und meint, sein eigentlich nicht vorhandenes Eigenwesen verteidigen zu müssen, der liegt schon falsch

    Wenn ich immer versuche zu sehen, welche Gründe mein Partner ( die andere Person) hatte, was waren ihre Bewegggründe, ich mache auch alles mögliche, um nicht sofort zu reagieren, sondern meinen Gegenüber von dem Innerem zu "verstehen", dann es geht um die reale , absolut lebendige Übung des bedingten Entstehens... Warum diese Emotionen ent-stehen? Was war ihr Auslöser? usw...

    Und wenn es mir gelingt es wirklich als alles bedingte ("") innerlich zu erfassen, ich habe auch die beste Möglichkeiten richtig und adäquat zu reagieren.

    Das ist bestimmt nicht easy. Klar! Aber es ist absolut möglich!

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates