Vorher wurde versucht, Roloff und Hinton als "Übersetzer" zu markieren, beide sind jedoch auch Praktizierende.
Ich denke/hoffe mal, das gilt für uns alle hier. Da sind wir alle "Empiriker".
Eben. "Wahrscheinlich", ergo, es gibt keine Übereinkunft.
Ja. Es gibt Theorien, plausible und weniger plausible. Angesichts der Quellenlage ist das Räsonnieren über ein "vorinstitutionelles Chan" 400 n.d.Z. reine Spekulation. Historisch einigermaßen fassbar wird Chan erst mit der sog. Lankavatara-Schule oder Ekayana-Schule (nicht mit Tiantai zu verwechseln), davor gibt es nur Fantasie statt Empirie. Und die Bodhidharma-Legende entstand erst (nach und nach) in der Tang-Zeit, die kann man ja wohl nicht ernsthaft als Beleg heranziehen.
Was das Platform-Sutra angeht, habe ich mit der Dunhuang-Version (Übers. Yampolsky) auf die älteste erhaltene Version (um 780, also ca. 70 Jahre nach Huinengs Tod) verwiesen - es ist also keine spätere 'Anwachsung'. Wenn Du Yampolsky, McRae, Red Pine oder Jarand greifbar hast, kann ich Dir die Stelle raussuchen. Ist ziemlich am Anfang - erster Lehrvortrag, anschließend an seine Auslegung der Trikaya-Doktrin.
Wenn man diese Frage nicht stellt, bewegt man sich in einem endlosen Kreislauf von Formalitäten und verwechselt dann noch den Sinn der buddhistischen Praxis, nämlich Empirie, also Erfahrungswissen, mit Wissenschaft.
Sorry - aber das ist nicht Empirie, das ist Hermeneutik. Und wenn man sich da im Kreis bewegt, dann ist das kein hermeneutischer Zirkel - der ist nämlich eine Spiralbewegung. Da kommt dann auch die praktische Erfahrung ins Spiel - die steuert diesen hermeneutischen Zirkel ins Zentrum - dem, "was außerhalb der Schriften und Rituale übertragen wurde" wird. Ob man da nun die wirre und inkonsistente schriftliche Überlieferung - sei es die des Buddhismus oder die Daoismus - als hermeneutisches Material bemüht oder das wirre und inkonsistente Geschwätz eines Meisters (oder Übersetzers, SCNR ), macht keinen großen Unterschied. Allenfalls hinsichtlich des Risikos, an der Nase herumgeführt zu werden. Wobei ich persönlich ersterem - der schriftlichen Überlieferung - doch häufig das 'Sutra der Berge und Gewässer' vorziehe.
Wie auch immer, wenn so eine daoistische Hermeneutik des Chan funktioniert (angeblich soll ja auch christliche funktionieren), habe ich nicht das geringste Problem damit - entscheidend ist da Orthopraxie, nicht Orthodoxie. Aber hier geht es ja um etwas anderes - nämlich um die kühne Behauptung, Chan funktioniere nur mit einer daoistischen Hermeneutik - den Buddhismus habe man da über Bord geworfen und Chan (erst recht Zen) auf buddhistischer hermeneutischer Grundlage funktioniere nicht bzw. sei dann nicht wirklich Chan / Zen.
Ich kann mir nicht helfen - so ein wenig übergriffig empfinde ich das schon. Ich habe Hinton nicht gelesen (reizt mich auch nicht allzusehr), aber bislang habe ich nicht den Eindruck, dass diese Behauptung auch nur einigermaßen fundiert ist. Schon gar nicht empirisch evident. Die Evidenz (für Andere) ist entscheidend, sonst kannst Du Deine "Empirie" in die Tonne kloppen. Das ist dann nämlich nur ein "ich sehe was, was du nicht siehst" - Spiel.
Oben wird dadurch, dass Wuzhu Schriftenkenner war, unterstellt, er habe den Buddhismus nicht hinter sich gelassen.
... was wiederum selbst eine Unterstellung ist. Ich will hier gar nicht über die Tiefe der Einsicht oder Nicht-Sicht von Wuzhu spekulieren, aber auf jeden Fall hat er seine (offenbar recht tiefgehenden) Kenntnisse buddhistischer Sutren als fangbian (hōben, upāya) zum Wohl seiner Zuhörer genutzt. Keinen Laozi, keinen Zhuangze, kein Yijing (falls Dir dieser Punkt entgangen sein sollte).
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