Hallo zusammen,
mittlerweile kann ich es deutlich sagen: Ich bin frustriert und desillusioniert - über mich selbst. Ich habe erkannt, dass ich das, was ich an anderen verurteile und verachtenswert finde, selbst zur Genüge besitze. Gleichzeitig habe ich dermaßen hohe Ansprüche an mich selbst, denen ich regelmäßig nicht gerecht werde und ärgere mich enorm darüber.
Ich hasse meinen Mangel an Disziplin, meine Unzulänglichkeiten in Bezug auf den Umgang mit anderen Wesen und mir selbst, meine Begierde/Frust/Unwissenheit in allen Formen und Farben. Am meisten jedoch mein wiederholtes unheilsames Handeln, obwohl ich es durch Praxis und Studium der buddhistischen Lehre *theoretisch* besser wissen müsste.
Bestes Beispiel ist die Begierde: Als Jugendlicher habe ich häufig Erotikfilme gesehen, zu denen ich immer mal wieder bei Stress, Trauer etc. gewisse Handlungen durchgeführt habe. Irgendwann habe ich dann beschlossen, dass man das als Erwachsener und allgemein nicht mehr tun sollte und sodann spontan Abstand davon genommen. Jedoch habe ich irgendwann trotz langer, darauffolgender Enthaltsamkeitsphasen durch "Trigger" vereinzelt Rückschläge erlebt - bis heute. Wenn ich in Beziehungen gelebt und dort auf sexuelle Aktivitäten verzichtet habe, habe ich bereits nach Tagen oder Wochen entsprechende Träume bekommen und unangenehme Spannungen haben sich aufgebaut, die sich dann während des Schlafes irgendwann "spontan" entladen haben. Es scheint, als wäre ein gewisser "Drive" vorhanden. So funktioniert es leider nicht.
Ich fürchte die karmischen Konsequenzen dieser Handlungen und Sichtweisen sehr und wünsche, ich hätte mich besser im Griff. Ich will nicht zu den Menschen gehören, die das Leid auf der Welt mehren.
Meine Hauptpraxis ist nicht die Meditation, sondern (intensive) Sutra-Rezitation mit vereinzelten Mantras und Wunschgebeten. Außerdem übe ich mich in Ngöndro (Niederwerfungen, Vajrasattva, Opfergaben darbringen, etc.) und übersetze Texte, Gebete und Sutras. Das schadet zwar definitiv nicht, ist jedoch offenbar auch nicht hinreichend effektiv. Daher frage ich mich, was ich (noch) tun kann?
Tashi delek