Geistesgifte und Selbsthass - wie überwinden?

  • Hallo zusammen,


    mittlerweile kann ich es deutlich sagen: Ich bin frustriert und desillusioniert - über mich selbst. Ich habe erkannt, dass ich das, was ich an anderen verurteile und verachtenswert finde, selbst zur Genüge besitze. Gleichzeitig habe ich dermaßen hohe Ansprüche an mich selbst, denen ich regelmäßig nicht gerecht werde und ärgere mich enorm darüber.


    Ich hasse meinen Mangel an Disziplin, meine Unzulänglichkeiten in Bezug auf den Umgang mit anderen Wesen und mir selbst, meine Begierde/Frust/Unwissenheit in allen Formen und Farben. Am meisten jedoch mein wiederholtes unheilsames Handeln, obwohl ich es durch Praxis und Studium der buddhistischen Lehre *theoretisch* besser wissen müsste.


    Bestes Beispiel ist die Begierde: Als Jugendlicher habe ich häufig Erotikfilme gesehen, zu denen ich immer mal wieder bei Stress, Trauer etc. gewisse Handlungen durchgeführt habe. Irgendwann habe ich dann beschlossen, dass man das als Erwachsener und allgemein nicht mehr tun sollte und sodann spontan Abstand davon genommen. Jedoch habe ich irgendwann trotz langer, darauffolgender Enthaltsamkeitsphasen durch "Trigger" vereinzelt Rückschläge erlebt - bis heute. Wenn ich in Beziehungen gelebt und dort auf sexuelle Aktivitäten verzichtet habe, habe ich bereits nach Tagen oder Wochen entsprechende Träume bekommen und unangenehme Spannungen haben sich aufgebaut, die sich dann während des Schlafes irgendwann "spontan" entladen haben. Es scheint, als wäre ein gewisser "Drive" vorhanden. So funktioniert es leider nicht.


    Ich fürchte die karmischen Konsequenzen dieser Handlungen und Sichtweisen sehr und wünsche, ich hätte mich besser im Griff. Ich will nicht zu den Menschen gehören, die das Leid auf der Welt mehren.


    Meine Hauptpraxis ist nicht die Meditation, sondern (intensive) Sutra-Rezitation mit vereinzelten Mantras und Wunschgebeten. Außerdem übe ich mich in Ngöndro (Niederwerfungen, Vajrasattva, Opfergaben darbringen, etc.) und übersetze Texte, Gebete und Sutras. Das schadet zwar definitiv nicht, ist jedoch offenbar auch nicht hinreichend effektiv. Daher frage ich mich, was ich (noch) tun kann?


    Tashi delek :rad: _()_

  • Mein Lieber, ich bin kein Psychologe, aber das, was du schilderst hört sich ungesund an. Ich würde dir raten, deine Sexualität lustvoll mit Partnern und auch allein auszuleben, statt den Versuch zu unternehmen, sie zu unterdrücken.

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna

  • Guten Morgen LosangDargye,

    was Du noch tun kannst?


    Keine Erwartungen, Geduld mit Dir selbst und Mitgefühl. Einsicht, wie schwer es ist, Gewohnheiten aufzugeben. Das führt vorallem auch dazu, Mitgefühl mit anderen zu haben.

    Aber es kann auch zur Einsicht führen, dass eine Gewohnheit wie buddhistische Praxis immer stärker wird und es plötzlich möglich wird, unheilsame loszulassen.


    Vorallem sei nicht so streng mit Dir. Wir befinden uns nicht im Wettkampf. Es geht nicht um feste Zeitpläne und Qualifikation. Es geht auch nicht darum, dass alle gleich werden wie Roboter.


    Eine kleine Zengeschichte:

    Ein Mönch hatte einen sehr aggressiven und leidenschaftlichen Charakter - wie ein Tiger. Die Dorfbewohner fürchteten seine "Ausbrüche" und so bat er seinen Meister um Hilfe. Nach einiger Zeit wurde er so weich wie ein Lamm. Da verloren die Dorfbewohner ihren Respekt und ärgerten ihn.


    Er ging wieder zu seinem Meister, dieser sagte: Ich habe Dir gesagt 'werde wie eine Katze', und nicht wie eine Maus.


    Ich kann Dir nur empfehlen, lass los von der Illusion, wie Du sein solltest und mache einfach Deine Praxis weiter ...

    Alles Gute für Dich

    :heart: _()_ Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Mein Lieber, ich bin kein Psychologe, aber das, was du schilderst hört sich ungesund an. Ich würde dir raten, deine Sexualität lustvoll mit Partnern und auch allein auszuleben, statt den Versuch zu unternehmen, sie zu unterdrücken.

    Dem kann ich auch nur zustimmen. Du bist ja kein Mönch!

    _()_ :heart:

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • LobsangDargye .

    Aus rein medizinischen und auch psychonalytichen Seite die Unterdrückung der Sexualität schadet sehr massiv wie dem Körper, so wie der Psyche. Egal, lebst du als der Mönch ( der kann auch von der Begierde leiden, nebenbei bermerkt) oder als "Otto-Normale". Ich würde dir raten, es normal auszuleben, denn das erste Gebot :Noli nocere", nichts schaden, Letein. Das ist Eid des Hippokrates.

    Und würde es auf keinem Forum schreiben, ausser für das Forum für "Kennen-Lernen".

    Ansonsten man riskiert zu Grunde zu gehen. Wenn du es wolltest, dann es wäre deine Entscheidung. Das klingt nichs buddhistisch, aber , ich hoffe wenigstens, menschlich.

    Lass es los, deinen eigenen Körper, zu vergewaltigen. Mein Rat als der Mensch, der Medizin studiert hatte. Denn das ist, wenn ich dich lese, die einzige Lösung, wie man hier vorschlagen kann. Alles Gute!


    Noch mal, ich hatte es schon gepostet:



    So leidet die Gesundheit unter Sexentzug
    Sexentzug für kurze Zeit ist unbedenklich – Pausen im Bett sind ganz normal. Dauert er jedoch zu lange, kann das ernsthafte Folgen für die Gesundheit haben.
    www.bildderfrau.de

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Wenn wegen des Begehrens nach Sinnesfreuden Selbsthass entsteht überschätzt man sich. Wenn man sich eingesteht dass man es nicht schafft vollkommen zu entsagen vergeht der Selbsthass und man verurteilt auch andere nicht mehr.

    Dieser Hass ist keine geeignete Barriere gegen das Verlangen, es nimmt nicht ab wenn man ihn aufrecht erhält und nimmt nicht zu wenn man ihn aufgibt. Vielmehr kann man mit einem entspannten Geist der das Verlangen akzeptiert viel mehr bewirken. Z.B. diese Tätigkeiten regulieren, nach Zeit und Umfang beschränken, damit nimmt dann auch die Selbstachtung wieder zu und die Achtung vor anderen, die es auch nicht besser können.

  • Mein Lieber, ich bin kein Psychologe, aber das, was du schilderst hört sich ungesund an. Ich würde dir raten, deine Sexualität lustvoll mit Partnern und auch allein auszuleben, statt den Versuch zu unternehmen, sie zu unterdrücken.

    Danke sehr. Es ist tatsächlich etwas, das zusätzliches Leiden schafft. Ich denke zurzeit über eine das Dharma-Studium begleitende Therapie nach.

  • Vielen Dank für die Anekdote und die Empfehlungen. Es ist schon interessant..was ich an anderen in puncto mangelnde Disziplin etc. belächelt oder kritisiert habe, ist bei mir selbst nicht minder vorhanden. Es stimmt wohl, dass man gerne von seinen eigenen Unzulänglichkeiten ablenkt, weil es leichter ist. Die Strenge kommt wohl daher,dass ich als Anfänger manche Texte und Anweisungen meist im falschen Kontext verstehe und "zu" wörtlich nehme. Es ist sicher auch ein Anhaften an einem Selbstbild bei mir vorhanden, quasi der Gedanke "ich bin ja das, also muss ich auch dies und jenes tun". Dann wundert es mich nicht, dass ich andere für genau das verurteile.. :silent: Habe vielen Dank! _()_

  • Wenn wegen des Begehrens nach Sinnesfreuden Selbsthass entsteht überschätzt man sich. Wenn man sich eingesteht dass man es nicht schafft vollkommen zu entsagen vergeht der Selbsthass und man verurteilt auch andere nicht mehr.

    Dieser Hass ist keine geeignete Barriere gegen das Verlangen, es nimmt nicht ab wenn man ihn aufrecht erhält und nimmt nicht zu wenn man ihn aufgibt. Vielmehr kann man mit einem entspannten Geist der das Verlangen akzeptiert viel mehr bewirken. Z.B. diese Tätigkeiten regulieren, nach Zeit und Umfang beschränken, damit nimmt dann auch die Selbstachtung wieder zu und die Achtung vor anderen, die es auch nicht besser können.

    Auch dir danke dafür! Heißt das denn, dass ein (realistisches) Einschätzen der eigenen Fähigkeiten der sinnvollere Ansatz ist, wenn es um den Umgang mit Sinnesfreuden geht? Kann ich diese Fähigkeit denn schrittweise trainieren?

  • Wenn wegen des Begehrens nach Sinnesfreuden Selbsthass entsteht überschätzt man sich. Wenn man sich eingesteht dass man es nicht schafft vollkommen zu entsagen vergeht der Selbsthass und man verurteilt auch andere nicht mehr.

    Dieser Hass ist keine geeignete Barriere gegen das Verlangen, es nimmt nicht ab wenn man ihn aufrecht erhält und nimmt nicht zu wenn man ihn aufgibt. Vielmehr kann man mit einem entspannten Geist der das Verlangen akzeptiert viel mehr bewirken. Z.B. diese Tätigkeiten regulieren, nach Zeit und Umfang beschränken, damit nimmt dann auch die Selbstachtung wieder zu und die Achtung vor anderen, die es auch nicht besser können.

    Sehr gut bemerkt, mukti . Man sollte niemals direkt gegen Hass , via Begierde ankämpfen, denke ich. Denn es würde nur nach hinten gewaltig losgehen.

    Aber wenn man selbst, im eigenen Innerem, durch das "Beobachten", und die "neugierige " Untersuchung vergegenwärtigt, dass diese Gefühle schädlich sind, die behindern "geistigen" ( oder "spiriteullen" Wachstum), also man kann die ganze Struktur so wie transparent machen, nur dann, aber es wäre schon der nächste Schritt, man kann sie echt "akzeptieren", und am Ende auch "los-lassen".

    Gibt es noch der dritte Schritt. Bei genug tiefem Samadhi man kann es erleben, diese Gefühle entstehen und vergehen, aber die alle gehören mir nichts. Das wäre dann der Geschmack der Erlösung. Man identifiziert sich nichts mehr mit ihnen, die sind wie die Wolken am Himmel, die nur vorüberziehen, aber der Himmel bleibt immer.

    Im TB man spricht über die Blume im Himmel, die wir selbst ausmalen, aber die ist nichts mehr als die Täuschung, die Illusion.

    LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Warum nicht einfach akzeptieren das wir so sind?

    Könnten wir nicht einfach davon ausgehen das die Natur uns genau so gemacht hat wie wir sein sollen?

    Warum sollte uns jemand, wer auch immer das ist sagen was richtig und was falsch ist?

    So lange ich niemandem damit schade, kann ich doch tun was ich möchte, und wenn sich jemand darüber aufregen will was ich tue weil es nicht seinen Moral Vorstellungen entspricht dann ist das doch sein Problem schliesslich bin ich nicht der Manager des Universums denn das was mich interessiert ist MEINE EIGENE Zufriedenheit mit dem Wissen dahinter das ich für andere nutzlos bin wenn ich mit mir selbst nicht glücklich bin 🤔

    Meine Meinung dazu leb Deine Triebe aus uns sei dabei nett zu dir selbst und den anderen..

    LG

  • Don't let go off your sexuality..

    Let go off your attachment to it, and off your need to be perfect in your eyes and in the eyes off others

    8)

  • Ich habe erkannt, dass ich das, was ich an anderen verurteile und verachtenswert finde, selbst zur Genüge besitze.

    Gleichzeitig habe ich dermaßen hohe Ansprüche an mich selbst, denen ich regelmäßig nicht gerecht werde und ärgere mich enorm darüber.

    Ich hasse meinen Mangel an Disziplin, meine Unzulänglichkeiten in Bezug auf den Umgang mit anderen Wesen und mir selbst, meine Begierde/Frust/Unwissenheit in allen Formen und Farben.

    Na, das klingt doch schon ganz positiv! (keine Ironie, kein Sarkasmus). Du hast anscheinend erkannt, dass Du nicht anders bist als andere Menschen. Du hast erkannt, dass sich Deine hohen Ansprüche an Dich schädlich auswirken. Und, dass Selbsthass Dein Leben stark prägt.


    Das alles klar zu haben, ist ein enormer Fortschritt. Eine Alternative wäre ja, dass dies alles versteckt statt findet, so dass Du gar nicht so einfach daran arbeiten kannst, wenn Du möchtest.


    obwohl ich es durch Praxis und Studium der buddhistischen Lehre *theoretisch* besser wissen müsste.

    Aha! Noch eine Erkenntnis! Studium alleine bringt Dich offensichtlich nicht weiter. Und die Praxis, die Du beschreibst, klingt für mich sehr selektiv. Wer hat Dich dazu angeleitet? (Mein Verdacht: Du lässt alles weg, das Deinem Selbsthass gefährlich werden könnte, dass ist aber natürlich nur eine Vermutung ins Blaue hinein).

    Daher frage ich mich, was ich (noch) tun kann?

    Die Standardantwort, die Dir die meisten Richtungen geben würden:

    Vieeeel Liebende Güte, um den Selbsthass anzunehmen, und auf Dauer zu überwinden. Wie gesagt, die Erkenntnis, dass Du genau so ein Idiot bist wie wir alle, ist schon mal eine gute Voraussetzung hierfür.

    Und formale Sitzmeditation mit einer Vipassana-Variante, die Dich anspricht, um Deine inneren Zustände *und die Ursachen* noch klarer zu sehen.(im tibetischen wäre das, glaube ich, Lhakthong-Praxis).


    Ein sehr pragmatischer Ansatz für Liebende Güte, der mir gut getan hat:
    https://www.wildmind.org/100-days


    Liebe Grüße und gutes Gelingen!

    Aravind.

  • Auch dir danke dafür! Heißt das denn, dass ein (realistisches) Einschätzen der eigenen Fähigkeiten der sinnvollere Ansatz ist, wenn es um den Umgang mit Sinnesfreuden geht? Kann ich diese Fähigkeit denn schrittweise trainieren?

    Bittesehr, ich spreche da ja auch aus eigener Erfahrung. Ja, ein realistisches Einschätzen, bzw. man akzeptiert dass man eben so ist wie man ist. Die Fähigkeit zur Entsagung hat man gewöhnlich nicht von Natur aus, sie entsteht eher durch klare Erkenntnis, nicht durch einen bloßen Willensakt. Man macht also beides, Sinnesfreuden und die Übungen am achtfachen Pfad so gut es eben geht, es ist nicht notwendig sich über die Unzulänglichkeiten zu grämen. Wenn man sich mit der Lehre befasst und praktiziert, stellen sich allmählich Fortschritte ein. Z.B. kann man Wohlwollen entwickeln, indem man allen Gutes wünscht und niemandem schadet. Dann fühlt man sich selber auch gleich besser und wird auch sich selbst gegenüber nachsichtiger.

  • Die Fähigkeit zur Entsagung hat man gewöhnlich nicht von Natur aus, sie entsteht eher durch klare Erkenntnis, nicht durch einen bloßen Willensakt

    Das ist aber der springende Punkt. Im Pali-Kanon der Buddha erzält es selbst , warum er auf alle sinnliche Freuden verzichtet hatte. Diese sehr tiefe Stufe der inneren Versenkung hatte die alle als "nichtig" erwiesen.

    Das ist aber der absolute Gegenteil von der "Unterdrückung".

    Denn der Buddha hatte zuerst den Weg der Askese aufgeschalgen, aber er hatte es erkannt, dass es alles bringt ihn nichts weiter. ( Es sollte dahingestellt werden, war es alles real oder nichts, rein strukturell gesehen, wenn man die Texte analysiert, das macht schon den Sinn).

    So auch das wäre für dich die Lösung, sehr lieber LobsangDargye . Sehr tiefes Samadhi +vipassana, dann es wäre der Weg zu panna. Ich meine es rein praktisch, und auch den Rat von Aravind ich finde sehr wertvoll, denn bestimmt es gibt im TB die Parallelen.

    Shantideva schildert, wie eklehaft für ihn die Sinnliche Freude , via Sex seien, und sehr ausführluch. Man stelle die Partner(in) dar wie von Innerem dar, und dann er sieht Eingeweide, Blut, Urin ,Kot, usw.. Wie kann man so lieben, fragt er dann? In Visuddhimagga es gibt mehr als genug davon, aber , leider , es ist kein TB.

    Ich wollte es bestimmt sagen, denn ich kann deine Sorgen und deine Wünsche , was die Praxis betrifft, seht gut nachvollziehen. Nur deswegen ich wollte hier nochlmal das ganze ergänzen. Ich wünsche dir von ganzem Herzen alles Gute auf deinem Weg. :heart:

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Shantideva schildert, wie eklehaft für ihn die Sinnliche Freude , via Sex seien, und sehr ausführluch. Man stelle die Partner(in) dar wie von Innerem dar, und dann er sieht Eingeweide, Blut, Urin ,Kot, usw.. Wie kann man so lieben, fragt er dann?

    Zu solchen Praktiken schreibt Nyanatiloka:


    Zitat

    Die Gewißheit des Todlosen muß in uns Wurzel gefasst haben, sonst wäre kein zureichender Grund dafür da, sich den Dingen in dieser Weise zu konfrontieren.

    Der Weg zur Erlösung


    Ich denke dass es schon eine ziemlich fortgeschrittene Gewissheit braucht damit man das radikal praktizieren kann.

  • Ich denke dass es schon eine ziemlich fortgeschrittene Gewissheit braucht damit man das radikal praktizieren kann.

    mukti , es stimmt, aber es gibt die bestimmte Parallelen im TB, so wie im Beitrag 6:


    Jetzt kommen wir zum Tantra. Der Punkt, den ich im Zusammenhang mit Sexualethik erwähnt habe, ist, dass sexuelles Verhalten nicht lobenswert ist, weil es störende Emotionen fördert. In der höchsten Klasse des Tantra, Anuttarayoga – im Nyingma-System wird es wohl Maha-, Anu- und Atiyoga, insbesondere aber Anuyoga sein – nutzt man Begierde als Teil des Pfades. Begierde wird hier jedoch genutzt, um Begierde zu zerstören. Das ist der Satz, der immer wieder genannt wird..

    (A. Berzin).


    Also, es ist möglich, wenn man es tut, sogar ohne den Partner(in). Und Dalai-Lama praktiziert es so das Leben lang. Auch Ken Wilber im autobiografischen Buch:



    One Taste: Daily Reflections on Integral Spirituality, 1999 (dt. Einfach "Das", ISBN 3-596-15072-8)


    praktizierte es, also allein, nach dem Tod der eigenen Frau , und es ist der reine Tibetische Buddhismus. Leider, ich weiss keine andere Lösung, rein buddhistisch gesehen. LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Leider, ich weiss keine andere Lösung, rein buddhistisch gesehen. LG.

    Sicher keine schlechte Lösung, es kommt halt jeder mit der Zeit selber dahinter welche Praxis und wieviel davon für ihn zuträglich ist. Ich mache auch diese Körperbetrachtung mit den Innereien, aber nicht so konsequent bis zum nachhaltigen Ekel, so weit bin ich noch nicht.

  • Auch Ken Wilber im autobiografischen Buch:



    One Taste: Daily Reflections on Integral Spirituality, 1999 (dt. Einfach "Das", ISBN 3-596-15072-8)


    praktizierte es, also allein, nach dem Tod der eigenen Frau , und es ist der reine Tibetische Buddhismus. Leider, ich weiss keine andere Lösung, rein buddhistisch gesehen. LG.

    Danke Igor für den Buchtipp.

    Ken Wilber habe ich in den 90ern viel gelesen, vorallem auch die leidvollen Erfahrungen mit seiner jungen, unheilbar an Krebs erkrankten Frau.

    Das obige Buch hab ich mir sofort bestellt.

    :heart: Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Danke Igor für den Buchtipp.

    Ken Wilber habe ich in den 90ern viel gelesen, vorallem auch die leidvollen Erfahrungen mit seiner jungen, unheilbar an Krebs erkrankten Frau.

    Das obige Buch hab ich mir sofort bestellt.

    :heart: Monika

    Kein Problem, Monika, wenn es dir hilft. Ich wollte aber das ganze abrunden.

    Als er (K.W.) allein war, er hatte es wirklich als TB praktizierte.

    Also, es geht , kurz gesagt, darum, die Kontrolle über die Energiewinde im Körper zu erlangen, und am ende , das ist das Ziel: die anderen Energiewinde im Zentralkanal aufzulösen. Das entspricht ca. dem Kundalaini-Tantra, wie es BiIhar-Schule of Yoga schildert. Klar, dass es hier nur! für die fortgeschrittene Stadien geht.

    Aber K. Wilber hatte danach ( nach dem Tod der Frau) in eine Mahayana-Buddhistin verliebt, rein zufällig, das war die absolut reine Seele, also mit dem Herzen auf rechten Fleck. Sie arbeitete mit den behinderten Menschen, und die behandelte sie wie die eigene Kinder. Der Geist von Bodhisattva, aber absolut real. Und K.W. liebte sie von reinem Herzen, also es wäre keine Begierde im Spiel, und dann er beschreibt, dass er ganau so es alles ( die Winde, Der zentraler kanal, usw..) empfunden hatte, als er auch allein war. Aber das Herz, wenn ich es richtig erinnere, war wie innerlich- er-hell-t, also wie ge-rein-igt. Mit dem gewöhnlichem Sex das hat aber nichts zu tun. Das ist die absolut wie die höhere Ebene der reinen Liebe.

    Am Ende der Autor schildert, er hatte keine Angst, diese Frau zu verlieren. Und er weiss auch, er würde früher oder später allein bleiben, denn die war sehr jung und sehr schön. Aber er er-spürte einfach die tiefste Dankbarkeit im Herzen, dass sie einfach im seinem Leben war. Und das bleibt in ihm auf immer, wenn die auch ihn verlasst. Das hatte mich enorm berührt, wie mein eigenes Herz wie zerschmelzt war. Leider, ich wollte am Schluss sagen, diese Art von der echten, authentichen Liebe ist in unseren Konsum-Leistung-Gesellschaft die absolute Rarität, eher das Innigste Juwel. Aber nur diese Liebe kann echt transforamtiv wirken, keine andere.


    Ich bitte die Moderation um die Nachsicht, denn es genau darum hier geht, wie kann man Sex-- in die reine Liebe zu werwandeln, und auch aus der Buddhistischen Perspektive. LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Gleichzeitig habe ich dermaßen hohe Ansprüche an mich selbst, denen ich regelmäßig nicht gerecht werde und ärgere mich enorm darüber.

    Lieber LobsangDargye,


    ich meditiere seit Dezember 2022 jeden Tag mindestens eine Stunde. Buddhistische Literatur lese ich relativ wenig.

    Die Meditation selber tut mir sehr gut.


    Nun die Überleitung zu dir:

    Zurzeit habe ich beim Meditieren einen Durchhänger. Der Affe in meinem Kopf ist am plappern. Ohne Ende.

    Ich zieh meine Meditation aber durch, ohne mich selber zu verurteilen.

    Wenn ich beim Meditieren mich selber beschimpfe, funktioniert die Meditation auch nicht.

    Also gebe ich mein Bestes. Nicht mehr, nicht weniger.

    Durch die tägliche Praxis wird das Meditieren auch immer leichter.

    Und auch vieles andere geht auch besser.


    Würde ich mich selber verurteilten: Aber Bernd, das passt nicht, dort sollte ich besser sein, hier hast du einen Rückschlag:

    Dann wäre der Affe gleich laut wie die Tänzer auf der Street Parade in Zürich in den 90er.


    Mein bescheidener Ratschlag:

    Gebe dein Bestes. Nicht mehr, nicht weniger.


    :rose: Grüße an die andere Seite des Internets,

    Bernd

  • Hallo zusammen,


    mittlerweile kann ich es deutlich sagen: Ich bin frustriert und desillusioniert - über mich selbst. Ich habe erkannt, dass ich das, was ich an anderen verurteile und verachtenswert finde, selbst zur Genüge besitze. Gleichzeitig habe ich dermaßen hohe Ansprüche an mich selbst, denen ich regelmäßig nicht gerecht werde und ärgere mich enorm darüber.

    Da ist nur ein Körper mit Trieben durch das Leben bedingt. An sich ist das kein Problem. Es wird erst dadurch zu deinem Problem, indem du denkst, dass wärst du selbst.

  • Es gibt gar kein Ich warum sollte etwas das gar nicht existiert sich um irgend etwas kümmern?

    Weder um das ich bin das, noch um das ich bin nicht das..

    Ich bin einfach nicht und es sieht bloß so aus als wäre da jemand..


    Ist niemand daheim ist Ruhe im Haus,

    Das Haus war immer schon leer, so sieht es aus (:

  • Es gibt gar kein Ich warum sollte etwas das gar nicht existiert sich um irgend etwas kümmern?

    Das Ich existiert auf der Basis von Ursachen und Umständen. Und weil das so ist, und weil das so bei jedem Wesen ist, sind wir von diesen Ursachen und Umständen maximal abhängig. Nur weil andere und anderes da sind, können wir da sein. Daraus resultiert eine universelle Verantwortung für das eigene Handeln, denn wir leben eben nicht isoliert von anderen: Im Gegenteil. Die Lehre von Anatta negiert einen isolierten Persönlichkeitskern zugunsten einer Auflösung der klaren Grenzen zwischen Ich und Du, zwischen Ich und Welt: Mit allem Verbunden.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.