Wenn unser Glaube verächtlich gemacht wird...

  • Ähm, du hast doch selbst so eine Dualität aufgemacht, (Leib-Seele), und sagtest, das Problem sei „ungelöst“. Ich fragte, was da nicht gelöst ist.

    Über das Leib-Seele-Problem* zerbrechen sich die Philosophen schon seit tausenden von Jahren die Köpfe, ohne zu einer befriedigenden Lösung zu kommen. Um die Jahrtausendwende äußerten die Neurowissenschaften den Anspruch, das Problem innerhalb der nächsten Jahrzehnte lösen zu wollen und Geisteswissenschaften damit überflüssig zu machen. Das hat nicht so ganz geklappt bisher.


    * Grob gesagt besteht das Leib-Seele-Problem darin, in welchem Verhältnis Geist und Körper zueinander stehen?

    "Das Siegel der erreichten Freiheit: Sich nicht mehr vor sich selbst schämen."

    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

  • * Grob gesagt besteht das Leib-Seele-Problem darin, in welchem Verhältnis Geist und Körper zueinander stehen?

    Grob gesagt ist die buddhistische Antwort: "Leib-Seele" ist eine untrennbare Einheit. Damit ist doch das Problem gelöst, oder etwa nicht?

  • Grob gesagt ist die buddhistische Antwort: "Leib-Seele" ist eine untrennbare Einheit. Damit ist doch das Problem gelöst, oder etwa nicht?

    Im Buddhismus kommt zu Körper und Geist als verbindendes Element ja auch noch die Rede hinzu. Das ist auch gar nicht so dumm. Man könnte jetzt auch den feinstofflichen Körper noch einbringen. Aber das verkompliziert das Ganze möglicherweise eher noch. Dass Körper und Geist im Buddhismus per se eine untrennbare Einheit sind, stimmt ja auch nicht so ganz, oder? Da gibt es glaube ich auch innerbuddhistisch unterschiedliche Positionen.

    "Das Siegel der erreichten Freiheit: Sich nicht mehr vor sich selbst schämen."

    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

  • Dass Körper und Geist im Buddhismus per se eine untrennbare Einheit sind, stimmt ja auch nicht so ganz, oder? Da gibt es glaube ich auch innerbuddhistisch unterschiedliche Positionen.

    Ja, leider, allerdings, aus durchsichtigen Gründen. Oder kennst du wirklich belastbare?

  • Ist sich über das 'Ich' oder 'Nicht Ich' in ausschweifender Konversation zu streiten nicht zu sehr Kindergarten? Als Mensch mit gewissen Lebensjahren sollte das Gespür für die Persönlichkeit eindeutig sein und wenn nicht, ist dringend Therapie notwendig. Wer nichts spürt, ist wie gesagt nicht erleuchtet, sondern selbstständig, nicht lebensfähig. Kein Mensch in Europa hat bisher die Erleuchtung so wie Buddha erfahren, da steht das Loslassen des Egoismus nicht zur Debatte. Ein Mensch, der im Kapitalismus nicht egoistisch sein kann, verreckt, sank und klanglos*).

    *)Ich war mal wieder heftigst irritiert, aber dann dachte ich: ein gefundenes Fressen für Bastian Sick! - Gemeint: sang- und klanglos, nicht wahr?

    Zuerst verreckt der Mensch, aber erst nachträglich sank er :eek: . Undzwar ohne Klang. :rofl:


    ------------------------------


    Schau mal , ewald, die Welt ist sowas von vielfältig, dass wir auch den "Kindergarten" brauchen. Gäbe es ihn nicht, so würde in der Vielfalt etwas fehlen, aber das wäre widersprüchlich. Es sei denn, man zählt diese Widersprüchlichkeit ebenfalls zu einem dieser unzähligen Aspekte der Vielfalt.

    Allerdings, ob man nicht lebensfähig ist, wenn man selbstständig ist, das bezweifle ich.

    Ob kein Mensch in Europa bisher die Erleuchtung so wie Buddha erfahren hat, wissen wir nicht.

    Und kann man Egoismus loslassen? Das Nicht-Loslassen von Phänomenen aller Art ist ja eine Ausdrucksweise des Egoismus. Mit anderen Worten, lässt man sämtliche Phänomene los, so ist der Egoismus automatisch aufgehoben. Deshalb erscheint es mir seltsam, am Egoismus - an sich - zu hängen. Sehr seltsam.

    Zuguterletzt: Genau wie den Kindergarten, so brauchen wir auch den Kapitalismus.

    Ich habe an anderer Stelle kürzlich gesagt:

    1. im Theravada versucht man Hindernisse zu vermeiden.

    2. Im Mahayana/Vajrayana arbeitet man mit den Hindernissen.

    Den zweiten Punkt finde ich wesentlich interessanter. Dass er gleichzeitig natürlicher ist, steht hier ohne Frage.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • im Theravada versucht man Hindernisse zu vermeiden.

    Vermeiden? Ich denke nicht. Man sollte die kilesa, also die Geistesgifte, überwinden. Deshalb arbeitet der Praktizierende mit ihnen. Sehr krasse Fälle aus der klinischen Praxis, sogar in der Psychiatrie, kann man bei Anālayo finden, insbesondere bei der Übung von Satipatthāna oder Sati. Vermeiden würde die Flucht aus der Welt bedeuten, dem würde ich nicht zustimmen.

    Wie die Lotusblume, die aus dem Schlamm wächst und im Wasser lebt, aber innerlich nicht davon berührt wird. Eine klare Analogie.

    Liebe Grüße.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Diese Vorstellung von einem unveränderlichen Wesenskern im Menschen, die eine lange Tradition in der westlichen, aber auch in der indischen, Philosophie hat, ist genau das, was im Dharma mit anatta verneint wird, ohne ein Ich oder eine Person vollständig zu negieren.

    Die alten Inder haben recht, es gibt diesen unveränderlichen Wesenskern. [...] Auch Gautama sagte es ist so gemeint.

    Buddha Sakyamuni hat nicht gelehrt, dass es einen unveränderlichen Wesenskern gibt. Mit der Anatta-Lehre und der Lehre vom abhängigen Entstehen hat er diese Auffassung von einem unveränderlichen Wesenskern widerlegt. Wenn man annimmt, dass es einen unveränderlichen Wesenskern der Person gibt, dann postuliert man damit zugleich, dass das abhängige Entstehen nicht auf die Person zutrifft. Es ist aber offensichtlich, dass die Person ein abhängiges Phänomen ist.


    Dazu gibt es eine schöne Textstelle im Milindapanha:

    Quote

    Ganz richtig, o König, hast du erkannt, was ein Wagen ist. Gerade so aber auch, o König, entsteht in Abhängigkeit von Kopfhaaren, Körperhaaren, Zähnen, Nägeln usw. die Benennung, die Bezeichnung, der Begriff, die landläufige Ausdrucksweise, das bloße Wort <Nagasena>. Im höchsten Sinne aber ist da eine Persönlichkeit nicht vorzufinden. des Auch die Nonne Vajira, o König, hat in Gegenwart des Erhabenen gesagt; <Gerade wie man in Folge des Zusammentreffens einzelner Bestandteile das Wort <Wagen> gebraucht, ebenso gebraucht man, wenn die fünf Daseinsgruppen da sind, die konventionelle Bezeichnung <Wesen>.


    Weder gibt es ein Selbst noch gibt es kein Selbst.

    Solche kurzen Aussagen des Buddha findet man häufig in den Lehrreden. Zum Beispiel im Kaccayanagotta-Sutta:

    Quote

    Auf zweierlei Möglichkeit kommt, Kaccayana, diese Welt zumeist hinaus, auf Sein und Nichtsein.

    Solche Aussagen Buddha Sakyamunis muss man aber interpretieren, weil sie wortwörtlich keinen Sinn ergeben. Sie sind eine Kurzform mit der zwei Extreme bezeichnet werden, die aufzugeben sind.


    Ausführlicher hieße es dann: Es gibt weder ein aus sich heraus existierendes Selbst noch gibt es ein Nicht-Selbst, das aus sich heraus existiert.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Wenn man annimmt, dass es einen unveränderlichen Wesenskern der Person gibt, dann postuliert man damit zugleich, dass das abhängige Entstehen nicht auf die Person zutrifft.

    Vor allem postuliert man dann, dass Befreiung nicht möglich ist.

  • Diese Dualität oder Trennung wie Gehirn/Geist, Wirklichkeit/Illusion, Objekt/ Subjekt existiert einfach nicht, sondern nur in unserem dualen Verstand.

    Der entscheidende Punkt ist, ohne Trennung zu unterscheiden. Die Trennung ist sicherlich eine Konstruktion unseres Geistes. Die von dir angeführten Phänomene existieren in der Realität und wir können sie voneinander unterscheiden, weil sie nicht identisch sind. Beim Unterscheiden darf man eben auch das abhängige Bestehen in seinen verschiedenen Formen nicht vergessen.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Wenn man annimmt, dass es einen unveränderlichen Wesenskern der Person gibt, dann postuliert man damit zugleich, dass das abhängige Entstehen nicht auf die Person zutrifft.

    Vor allem postuliert man dann, dass Befreiung nicht möglich ist.

    Das ist die Konsequenz, die sich ergibt, wenn man einen unveränderlichen Wesenskern der Person auffasst.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • im Theravada versucht man Hindernisse zu vermeiden.

    Vermeiden? Ich denke nicht. Man sollte die kilesa, also die Geistesgifte, überwinden. Deshalb arbeitet der Praktizierende mit ihnen. Sehr krasse Fälle aus der klinischen Praxis, sogar in der Psychiatrie, kann man bei Anālayo finden, insbesondere bei der Übung von Satipatthāna oder Sati. Vermeiden würde die Flucht aus der Welt bedeuten, dem würde ich nicht zustimmen.

    Wie die Lotusblume, die aus dem Schlamm wächst und im Wasser lebt, aber innerlich nicht davon berührt wird. Eine klare Analogie.

    Liebe Grüße.

    Letztendlich sind die Wege des Theravada und des Mahayana gar nicht so verschieden voneinander, wie man denkt. Wir denken es nur deshalb, weil wir europäischen Menschen in einer Tradition des Dualismus großgeworden sind.

    1. im Theravada versucht man Hindernisse zu vermeiden.

    2. Im Mahayana/Vajrayana arbeitet man mit den Hindernissen.

    (Ich lege Wert darauf, dass diese zwei Punkte nicht auseinandergerissen werden).


    In diesem Geist versucht man dann, die typischen Charakteristika der verschiedenen Wege darzustellen. Es gibt ja noch viele andere Paare, die man sich gegenüberstellen kann, zur Veranschaulichung für am Buddhismus Interessierte, die aber nicht genau wissen, was der Unterschied zwischen Theravada und Mahayana/Vajrayana ist.

    Dringt man aber viel tiefer ein in dieses Feld, so erkennt man auch fließende Übergänge, bzw. sowohl in Anschauungen als auch in der Praxis. Zum Beispiel zeigt sich, dass schon im Pali-Kanon typisch mahayanische Elemente nachweisbar sind. Und demgegenüber sind "typisch theravadische/hinayanische Praktiken" anzuwenden in vajrayanischen Gemeinschaften eine Selbstverständlichkeit (sofern sie seriös sind).

    Ich verstehe Deine Antwort, Igor, das ist auch mir eine Selbstverständlichkeit, darüber brauchen wir gar nicht zu diskutieren.

    Aber das war ja hier nicht das Thema, sondern das Thema, auf das ich mich hier berufen habe, war die Aussage von ewald #262, mit meinem Appell dazu, dass alles, aber auch absolut Alles die Chance auf Erleuchtung beinhaltet.

    Und das verstehen Viele nicht, besonders nicht Solche, die den Buddhismus nur von außen betrachten.


    Es kann nicht schaden, die Lebensläufe der Mahasiddhas zu studieren, um hier tiefer einzudringen.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Aber das war ja hier nicht das Thema, sondern das Thema, auf das ich mich hier berufen habe, war die Aussage von ewald #262, mit meinem Appell dazu, dass alles, aber auch absolut Alles die Chance auf Erleuchtung beinhaltet.

    Ja, dem kann ich absolut zustimmen. Wenn nicht durch sehr schlimme Krankheit oder seelisches sowie körperliches Leiden, wer weiß, lebt der Mensch meist an der Oberfläche des Daseins. Er denkt oder wähnt sich, er würde ewig gesund, jung und unsterblich bleiben (Ironie, oder?). Das ist aber der Rausch, so steht es in einem Sutra. Es ist sehr unangenehm und manchmal enorm schmerzhaft, das Leben so zu sehen, wie es ist: leidvoll, vergänglich und endlich. Und "Mir" gehört eigentlich absolut nichts (Anatta). Punkt.

    Wenn man es aushält, kann man daraus lernen. So Friedrich Nietzsche: Was mich nicht umbringt, macht mich nur stärker.

    Liebe Grüße.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • 1. im Theravada versucht man Hindernisse zu vermeiden.

    2. Im Mahayana/Vajrayana arbeitet man mit den Hindernissen.

    Im Zen-Buddhismus freut man sich über Hindernisse, man kann sie überwinden. Wenn es mit Haben nicht geht, geht es auf jeden Fall mit Loslassen (nicht anhaften).

  • Wenn man annimmt, dass es einen unveränderlichen Wesenskern der Person gibt, dann postuliert man damit zugleich, dass das abhängige Entstehen nicht auf die Person zutrifft. Es ist aber offensichtlich, dass die Person ein abhängiges Phänomen ist.

    Hallo Helmut,

    ich meinte nicht von der Person. Aber wie ich es meinte, ist nur meine eigene Erfahrung, aber das heißt nicht, dass es die letzte Antwort war, sondern ein Erlebnis, welches noch nicht die befreiende Sicht/ Erkenntnisse hatte. So ist es sicher. Die Person ist unbeständig, ist die Ich-Illusion, so verstehe ich euch. Darunter oder dahinter wäre ein Wesen oder Etwas das ist beständig, aber das muss eben nicht die letzte befreiende Erkenntnis gewesen sein, die ich oder besser ES mal erfahren habe.


    Ich habe ein gutes Buch heute weiter gelesen. Es heißt "Leerheit "und teilt die Erkenntnisse von Khenpo Tsultrim Gyamtso Rinpotsche, mit. Dieser hat sicher mehr Erkenntnisse als ich gehabt.


    Daraus zitiere ich euch mal etwas :

    Das was ich mal erfahren/ erkannt habe war wohl das Speicherbewusstsein, vielleicht in/ durch einer hohen Jnana. Es ist besser zu sagen, Es hatte sich selbst erkannt. Aber geläutert wurde Es nicht wirklich, da ich ja danach dennoch verblendet war, so etwas von stark verblendet, die drei Haupt- Geistes- Gifte weiter auslebend oder daran anhaftend bis heute.

    Solche Aussagen Buddha Sakyamunis muss man aber interpretieren, weil sie wortwörtlich keinen Sinn ergeben. Sie sind eine Kurzform mit der zwei Extreme bezeichnet werden, die aufzugeben sind.


    Ausführlicher hieße es dann: Es gibt weder ein aus sich heraus existierendes Selbst noch gibt es ein Nicht-Selbst, das aus sich heraus existiert.

    Ich habe es eher so gedacht gehabt :

    Quote

    Der Geist, der sich selbst in einer nicht dualen, nicht- begrifflichen Weise erlebt. "Selbst" bedeutet hier " dieser Geist selbst " und nicht das Selbst einer Person. (...)

    Diesen Geist scheint es aber zu geben, also dieses Selbst. Können wir es dabei dann bitte belassen ? Das wäre sehr viel besser für die Harmonie hier im Forum, weil es nicht um " besser wissen geht ", oder ? Es geht hier doch oder sollte doch nur darum gehen, die anderen weiter zu bringen, sich gegenseitig zu helfen auf dem achtfachen Pfad voranzukommen, oder ? :)

    Der Weise, der, auf Sittlichkeit gestützt,

    Den Geist entfaltet, sich in Weisheit übt,

    Ein solch entschlossener und weiser Jünger

    Mag dieses Lebens Wirrsal einst entwirren.


    (Diese Verse finden sich im Samyutta-Nikāya).





    Edited 7 times, last by Hingabe ().

  • Zitat

    Allem als Grundlage dienendes Bewusstsein

    kurz All- Basis oder Speicherbewusstsein genannt
    ...

    Diese siebte Primärbewusstseinsart ist weder eine Sinneswahrnehmung, die sich auf äußere Objekte richtet, noch ist sie mit der sechsten, mentalen Wahrnehmung identisch. (.. )


    Hingabe
    Kürzlich hatte ich eine Debatte mit einer KI, die auch in die Lehre tibetischer Rinpotsches gegangen sein muss.
    Halten wir fest:
    1.
    es ist keine der 6 (primären) Bewusstseinsarten, es ist deshalb auch kein operierendes oder funktionales Bewusstsein - aber genau diese Merkmale verbinden wir gemeinhin mit "Bewusstsein" oder "Geist".
    2.
    Es ist jedoch die Grundlage allen (operierenden) Bewusstseins.
    Was kann es dann sein? Was ist denn die Grundlage der Sinnesbewusstseinsarten (inklusive der mentalen)? Na die Signale, die mit diesen SInnesfunktionen erfasst werden, einschließlich mentaler Signale, aber nicht ausschließlich solcher. Da aber nun die mentalen Signale selbst "geistiger" Natur sind, weil sie Ergebnisse von funktionalen, operierenden Bewusstseinsprozessen sind, sind auch Teil von Bewusstsein (seine primäre Grundlage). Das Lankavatara nennt sie auch Samen


    Zitat

    Es ist dieser siebte, durch Störfaktoren verblendeter Geist, der auf eine sehr subtile Weise nach der Selbst- Identität des Individuums greift.


    Da geht ihm aber jetzt was völlig durcheinander

    Da das "Grundlagenbewusstsein" kein operierendes Bewusstsein ist, kann auch nach nix greifen. Vielmehr ergreifen die Sinnesbewusstseinsarten die SIgnale (Samen) und machen sie zu etwas anderem (andere Signale) - nun aber karmisch aufgeladene, sofern sie es nicht schon vorher waren. Wenn also der "verblendete Geist vollständig geläutert" ist, heißt das : man sieht die Signale schlicht als Signale (das das was sie sind), und unterscheidet auch nicht mehr zwischen äußeren und inneren Signalen (Jhana der Gleichwertigkeit). Hast du das gesehen?

    Edited once, last by Metta ().

  • Diesen Geist scheint es aber zu geben, also dieses Selbst.

    Ich versehe die Ableitung nicht. Es gibt einen Geist, der erkennt, dass das, was er als ein Selbst vermeinte, kein "Selbst" ist.
    Wieso sollte dieser nun gerade das Selbst sein?

    Können wir es dabei dann bitte belassen ? Das wäre sehr viel besser für die Harmonie hier im Forum, weil es nicht um " besser wissen geht ", oder ?

    Ich werde diese Wendung wohl nie richtig verstehen. Wem hat es je geholfen, etwas zu belassen?
    Wie kommst du darauf, dass es bei kontroversem Austausch um "besser wissen" geht? Könnte es nicht auch was anderes sein, wenn man von der Unterstellung schlechter Absichten absieht?

  • Hingabe Der von dir zitierte Text muss glaube ich im Kontext der Yogācāra-Schule gelesen werden (Cittamātra). Im Prinzip kann ich kaum weiter darauf eingehen, da ich die Yogācāra-Lehre nur bruchstückhaft kenne. Ich würde mich aber soweit wagen zu sagen, dass Yogācāra recht komplex ist und sich nicht zum herauspflücken einzelner Teile eignet. Denn wenn man an einer Stelle "zieht", so kommt das ganze Yogācāra mit.


    Mein bisheriges Verständnis zu Yogācāra ist, dass man mit Nagarjuna und der Madhyamaka im Mahayana Buddhismus einen einigermaßen stabiles Lehrgebäude errichtet hat. Die Madhyamaka gab aber keine Antwort auf viele offene Fragen: Etwa: wie funktioniert Wiedergeburt wenn das selbst leer (śūnya) ist. Und auch: Was hat es mit dem Bewusstsein auf sich, etc (Also in gewisser weise abdhamma). Und da die Lehre von der Leere auch weiterhin gesetzt ist, und auch von den Vertretern des Yogācāra nicht fundamental angegriffen wir, braucht es einen ziemlich komplexes Lehrgebäude im Überbau, damit es nicht sofort in sich zusammenstürzt.

  • 1. im Theravada versucht man Hindernisse zu vermeiden.

    2. Im Mahayana/Vajrayana arbeitet man mit den Hindernissen.

    Im Zen-Buddhismus freut man sich über Hindernisse, man kann sie überwinden. Wenn es mit Haben nicht geht, geht es auf jeden Fall mit Loslassen (nicht anhaften).

    Dann bin ich Zenbuddhistin :D :erleichtert:

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Die Madhyamaka gab aber keine Antwort auf viele offene Fragen: Etwa: wie funktioniert Wiedergeburt wenn das selbst leer (śūnya) ist.

    Wiedergeburt als 3-Leben-Interpretation der 12-Glieder des bedingten Entstehens kennt nur der Theravada.

    Der Madhymaka verwirft diese Deutung und setzt das bedingte Entstehen mit der Leere gleich (MMK 24,18)

    Ich kenne daher keine Wiedergeburt im Madhymaka. Kannst du da auf deine Literatur verweisen, die du dabei im Sinn hattest?

  • Wie kann etwas das leer ist wiedergeboren werden?

    Diese etwas das leer ist wird geboren und nicht wieder geboren. Vergeht aber auch nicht und erscheint nicht vor der Geburt. Es hat ein Anfang doch kein erkennbares Ende.

  • Wenn ich erfahre das mein Glaube verächtlich gemacht wird, verberge ich ihn und passe meine Kommunikation an dem anderen Glauben an oder ändere meinen. Am Anfang habe ich den anderen auch verächtlich gemacht. Aber warum soll ich das tun? Es ist mein Ärger.

    Eine Glaube ist schon kurz nach dem fassen Vergangenheit an der ich anhaftet.

  • Ohne sich zu ärgern kann leiden an Glaube nicht erkannt werden. Wird Glaube trotz sich ärgern weiterhin verfestigt erscheint das Dogma. Erscheint Dogma kommt es zum Kampf. Wird eigener wertloser Glauben erfahren hilft ihn im Verbergen zu vermindern. Ohne offenlegen des Glauben vergeht alles leiden. Es ist erkannt das vergangenes tot ist und zukünftiges ein Traum.

  • Wiedergeburt als 3-Leben-Interpretation der 12-Glieder des bedingten Entstehens kennt nur der Theravada.

    Der Madhymaka verwirft diese Deutung und setzt das bedingte Entstehen mit der Leere gleich (MMK 24,18)

    Die vier Wahrheiten der Edlen und die 12 Glieder des abhängigen Entstehens sind grundlegende Dharma-Lehren und werden auch im Mahayana und deshalb auch im Madhyamaka gelehrt.


    Die 3-Lebens-Interpretation der 12 Glieder wird auch im Madhyamaka benutzt, um den Ablauf eines zwölfgliedrigen Zyklus zu verdeutlichen. Manchmal wird auch eine 2-Lebens-Interpretation benutzt, weil diese zunächst leichter nachzuvollziehen ist. Dabei laufen über die Existenzen hinweg stets zahllose solcher Zyklen parallel zueinander ab. Im Madhyamaka wird also die Deutung wie wir sie aus dem Theravada kennen nicht verworfen, sondern auch zur Erklärung von Wiedergeburt benutzt.


    Im Mahayana, nicht nur im Madhyamaka, einer Unterschule des indischen Buddhismus, werden die Lehre von den zwölf Gliedern des abhängigen Entstehens und die vier Wahrheiten der Edlen mit der Lehre von der Leerheit (Sunyata) verbunden. Dadurch wird aufgezeigt, dass weder die zwölf Glieder noch die vier Wahrheiten inhärent existieren.


    MMK 24.18 zeigt die enge Verbindung von abhängigem Entstehen und Leerheit (Sunyata) recht kurz und knapp auf. Beide bedingen einander. Mit dem abhängigen Entstehen kann man die Leerheit begründen und mit der Leerheit kann man das abhängige Entstehen begründen.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.