Ursachen der Leidenschaften

  • Um zu überleben brauchen wir die Leidenschaften von .., Gier ... nicht.

    Im Gegenteil, sei gierig auf die fetten Schweine im Nachbarort, klau' sie und deine Frau klagt nicht mehr über die kargen Mahlzeiten und die vor Hunger schreienden Kinder.

    Die Begierde als Leidenschaft zu erkennen ist schon sehr schwierig. Wir begreifen sie meist als so etwas wie einen Freund, der uns zu dem verhilft, was wir für unser Glück glauben zu brauchen. Dafür sind wir dann bereit, Handlungen wie Töten und Diebstahl zu begehen.


    Die Begierde ist aufgrund der negativen Handlungen, die wir in ihrer Folge durchführen, eine Leidenschaft, die uns aufgrund der unheilsamen Potentiale, die wir durch sie ansammeln, sehr stark an Samsara fesselt.

    Um allein deinen ersten Satz ist es gegangen, der behauptet hat, um überleben zu können, bräuchte man die Leidenschaft Gier nicht. Und doch kann sie je nach Umständen zum Überleben dienlich sein, wie im von mir angeführten Beispiel.

    Was du anschließend zu erklären versuchst, trifft nicht mehr das Thema dessen, das ich aufgegriffen habe. Ob die Begierde zum Diebstahl fetter Schweine das Samsara provoziert, war nicht Thema.


    Begierde kann also das Überleben sichern. Das weiß man ja schon aus der allgemeinen Lebenserfahrung. Was also sollte daran schlecht sein? Schließlich sind wir ja hier, um zu leben.

  • Frei : Was Du da als scheinbare Widerlegung der These, der Mensch benötige zum Überleben keine Leidenschaften, präsentierst, ist ja keine. Dein schönes Bild von den fetten Schweinen des Nachbarn ist ja nur ein kleines Addendum: mit Gier geht's auch. Was sonst? Ist ja wohl offensichtlich. Und was bringt's, wenn man sein Überleben auf das sog. Recht des Stärkeren stützt? Das, was uns hier, in der überfütterten 'Ersten Welt' geboten wird. Fette Schweine. Und das, was dafür den Menschen im globalen Süden geboten wird. Die dürfen die Gülle entsorgen. Siedlungskolonialismus mit ethnischen Säuberungen und Völkermord immer noch inbegriffen, wobei unsere frei und demokratisch gewählte Regierung kräftig Beihilfe leistet und die Medien wegschauen und stattdessen rund um die Uhr 'Unterhaltung' liefern.


    Das Gegenmodell dazu - konkret monastische Gemeinschaften - funktioniert aber ebenfalls. Da deren Mitglieder idR zolibatär leben (das hilft ... :grinsen: ), funktioniert das mit dem 'Überleben' natürlich nur in Symbiose mit der weniger leidenschaftslosen Gesellschaft, die für Nachschub an Dropouts sorgt, die das Rattenrennen satt haben. Wobei es da (bei den weniger leidenschaftslosen Gesellschaften) durchaus gierigere und weniger gierige gibt ...

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Leidenschaften sind ja Faktoren unseres Geistes; sie existieren nur in unserem Geist und nicht außerhalb von ihm. In Asangas Darstellung der 51 Geistesfaktoren gibt es die sechs Wurzelleidenschaften.

    Ich war mir unsicher, was genau eine "Wurzelleidenschaft" ist und habe von daher bei Berzin nachgeschaut:


    Eine störende Emotion oder Geisteshaltung (nyon-mongs, Skt. klesha, „Leiden schaffende Emotion“) führt dazu, dass wir unsere innere Ruhe verlieren (rab-tu mi-zhi-ba) und schränkt uns derart ein, dass wir die Selbstbeherrschung verlieren. .

    Es geht also nicht darum, ob das Verlangen vernünftig oder unvernünftig ist, ein Exzess oder was nachvollziehbares, sondern es steht die Wirkung auf die Geistesruhe im Vordergrund.

  • Die Begierde als Leidenschaft zu erkennen ist schon sehr schwierig. Wir begreifen sie meist als so etwas wie einen Freund, der uns zu dem verhilft, was wir für unser Glück glauben zu brauchen. Dafür sind wir dann bereit, Handlungen wie Töten und Diebstahl zu begehen.


    Die Begierde ist aufgrund der negativen Handlungen, die wir in ihrer Folge durchführen, eine Leidenschaft, die uns aufgrund der unheilsamen Potentiale, die wir durch sie ansammeln, sehr stark an Samsara fesselt.

    Ich hatte die drei Geistesgifte Gier, Hass und Verblendung immer als untrennbar zusammenhängend betrachtet. Durch die Identifikation mit dem Ich (Unwissenheit) entsteht der Wille etwas zu erreichen (Gier) und die Ablehnung dessen, was der Erreichung des Zieles entgegensteht (Hass).

    Sie muss uns nicht gleich zum Töten oder zu negativen Handlungen führen, sondern kann auch dabei helfen, nach Befreiung zu streben.

    Bin mir aber nicht sicher, ob ich das so richtig verstanden habe. Danke Euch für diese Diskussion und Eure Beiträge!

    Einmal editiert, zuletzt von U123N ()

  • Kombination der Geistesgifte:

    Gier mit Hass sind ohne Geist/Verstand

    Gier mit Verblendung, Hass mit Verblendung sind mit Geist/Verstand

    Gier mit Hass und Verblendung, vollkommener Verlust der Selbstbeherrschung und des Bewusstseins der Tat. Raserei.


    Allein auftretend

    Gier ist ohne Verstand

    Hass ist ohne Verstand

    Verblendung ist mit Verstand doch, Glaube ohne Realitätsbegründung.

  • Soweit ich es verstehe geht es hier nicht um das "Geistesgift Gier" sondern um den "Geistesfaktor Gier". Obwohl beide eng verbunden sind, ist das erste eine Abstraktion während der Geistesfaktor etwas konkret auftretendes ist. Berzin nennt es hier "sehnsüchtiges Verlangen":

    Sehnsüchtiges Verlangen (‘dod-chags) richtet sich auf ein äußeres oder inneres verunreinigtes (mit Verwirrung verbundenes) Objekt – sei es ein lebendes oder etwas Unbelebtes – und möchte es besitzen. Sehnsüchtiges Verlangen beruht darauf, dass es das Objekt als von Natur aus attraktiv betrachtet, und es bringt uns Leiden. Obwohl sehnsüchtiges Verlangen oder Gier mit einer Sinneswahrnehmung oder geistigen Wahrnehmung auftreten kann, beruht es auf vorhergehendem begrifflichen Ausschmücken. Man beachte, dass Sinneswahrnehmung nie begrifflich ist, während geistige Wahrnehmung entweder begrifflich oder unbegrifflich sein kann. Das vorhergehende Ausschmücken übertreibt entweder die guten Eigenschaften des begehrten Objekts oder fügt fehlende gute Qualitäten hinzu. Begriffliches Ausschmücken sieht also das begehrte Objekt auf unangemessene Weise (inkorrekte Betrachtungsweise), indem sie beispielsweise etwas Verunreinigtes (ein Exkremente beinhaltender Körper) als rein ansieht.

    Das "Geistesgift Gier" ist also nur eine Zutat. Und andere sind das Objekt, die Sinneswahrnehmung oder hier eben Optional) der Akt des begrifflichen Ausschmückens.

  • Die Begierde als Leidenschaft zu erkennen ist schon sehr schwierig. Wir begreifen sie meist als so etwas wie einen Freund, der uns zu dem verhilft, was wir für unser Glück glauben zu brauchen. Dafür sind wir dann bereit, Handlungen wie Töten und Diebstahl zu begehen.


    Die Begierde ist aufgrund der negativen Handlungen, die wir in ihrer Folge durchführen, eine Leidenschaft, die uns aufgrund der unheilsamen Potentiale, die wir durch sie ansammeln, sehr stark an Samsara fesselt.

    Besonders schwierig ist es bei Leidenschaften die keine solchen Handlungen nach sich ziehen und allgemein als Bereicherung des Lebens wahrgenommen werden. Z.B. Sammelleidenschaft, Begeisterung für Sport, Fußball, Skifahren usw., für Kunst, Theater, Oper, Musik, und was es da noch alles gibt. Ideal scheint es wenn man solche Leidenschaft nicht nur zum Hobby sondern sogar zum Beruf machen kann, besonders wertvoll etwa als Forscher oder Arzt. Beneidenswert, ein erfülltes Leben.


    Gleichmut, Gelassenheit, Geistesruhe, nüchtern alles nur so sehen wie es ist, das klingt dagegen langweilig, schal, freudlos. Unerschütterlicher innerer Frieden, das klingt schon besser. Aber wir wollen es gerne aufregend haben.

  • gier ist das Verlangen über den Bedarf, also ein Exzess

    Allem zugrunde liegt ja die Daseinsbegierde, der intensive Wunsch (und Wille), dazusein und zu -bleiben.

    (Möglichst lange jung, gesund bleiben zu wollen, wäre dann "exzessiv"?!)


    Diese Gier birgt zwangsläufig ein großes Potenzial für Dukkha in sich, da jedes Lebewesen Alterungsprozessen unterworfen ist, Krankheit und Tod theoretisch jederzeit eintreten können und sich als weitgehend unkontrollierbar erweisen.



    Ansonsten ist Verlangen/Gier/Begierde... in gesundem Maß (die Dosis macht das Gift...) vonnöten, um selbst zu überleben und zu reproduzieren, d.h. Fortpflanzung wird ohne ein bisschen Begehren -natürlicherweise- kaum möglich sein...



    Begierde kann also das Überleben sichern. Das weiß man ja schon aus der allgemeinen Lebenserfahrung. Was also sollte daran schlecht sein?

    Es ist - für den Gierenden - die Unfreiheit, das Anhaften:
    Gier, als Leidenschaft, zeichnet sich aus durch wiederholtes und sich steigerndes Verlangen/Habenwollen, die Mangelgefühle treten nach jeder - scheinbar erfüllten - Befriedigung erneut (u.U. verstärkt oder abgewandelt) auf und dies sorgt für Stress/Dukkha, weil Zufriedenheit bestenfalls kurzzeitig erreicht wird.

    Daneben sorgt Gier für Konkurrenz, Egoismus, Ausbeutung und Unfrieden in der Welt...


    Ziel im Buddhismus ist es, frei von leidenschaftlichem Verlangen/Gier in jeglicher Hinsicht zu werden, d.h. es wird nicht(s) mehr begehrt im Sinne von "Habenwollen", ebenso hört das Verlangen nach "Nicht-Habenwollen"/Unterbleiben (z.B. unangenehmer Zustände oder Anwesenheit ungeliebter Wesen) auf.

    Nahrungsaufnahme findet dann beispielsweise bis zum natürlichen Eintritt des Sättigungsgefühles statt, ohne Gier nach mehr oder ständiger Abwechslung.


    Bleibt einmal eine Mahlzeit aus, entsteht kein Dukkha mehr, weil die Gier erloschen ist und somit kann die Situation gelassen hingenommen werden.


    Es geht also nicht darum, ob das Verlangen vernünftig oder unvernünftig ist, ein Exzess oder was nachvollziehbares, sondern es steht die Wirkung auf die Geistesruhe im Vordergrund.


    Beispiel: Ich war, über viele Jahre hinweg, ziemlich versessen auf eine bestimmte Nusscreme, die ich jeden Morgen zum Frühstück konsumierte. Gab es aus irgendwelchen Gründen keine, empfand ich das als Mangel und war frustriert... :(


    Aus gesundheitlichen Gründen musste ich vor 3 Jahren von dem Genuss Abstand nehmen, akzeptierte es (notgedrungen) und stellte fest, dass meine Gier nach einer gewissen Zeit vollständig aufgehoben war. Wenn jetzt z.B. mein Mann diesen Brotaufstrich isst, nehme ich den Duft zwar wahr (und sehe den Genuss meines Mannes.... - es sei ihm gegönnt! - ;) :D ), fühle aber keinerlei Verlangen mehr  :| => kein Leiden.


    Ich setze aber Emotionen nicht mit Leidenschaften gleich, weil es Emotionen gibt, die keine Leidenschaften sind.

    Welche Emotionen wären das, deiner Ansicht nach, die nicht unter die Kategorie "Leidenschaften" fallen?

    Ich zähle mal ein paar Emotionen auf:

    Ärger/Wut, Angst, Ekel, Freude, Trauer, Überraschung, Verachtung, Eifersucht, Neid, Scham, Fröhlichkeit, Dankbarkeit, Zuneigung,.....?


    Wenn man die dritte edle Wahrheit verwirklicht hat, hat man nicht alle Emotionen aufgegeben, denn auch ein Arhat hat Emotionen und erlebt die Glückseligkeit seines Nirvanas

    Du meinst, er hat z.B. die Emotion "Freude" beim Erleben der Glückseligkeit (die ja vom Buddha als "außerweltliche Erfahrung" beschrieben wird)? :doubt:

    Schön wäre es ja... (aus unerleuchteter Sicht), aber "unerschütterlicher Gleichmut" kann m.E. nicht emotional sein.... :?


    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart: :)

    "...Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..." (AN.VI.63)


    "In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist, mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig." (H.Hesse)

  • Frei gier ist das Verlangen über den Bedarf, also ein Exzess

    Das sagt ja nichts über die fetten Schweine aus.




    Was Du da als scheinbare Widerlegung der These, der Mensch benötige zum Überleben keine Leidenschaften, präsentierst, ist ja keine.

    Bitte richtig lesen, ist auch nicht Thema gewesen, sondern Helmuts Behauptung war, man bräuchte Gier nicht zum Überleben. Die Gier auf die fetten Schweine zeigt, dass durch sie überlebt werden kann.

  • Bitte richtig lesen, ist auch nicht Thema gewesen, sondern Helmuts Behauptung war, man bräuchte Gier nicht zum Überleben. Die Gier auf die fetten Schweine zeigt, dass durch sie überlebt werden kann.

    Natürlich kann man durch die Gier auf die fetten Schweine anderer überleben, wenn man sie in den eigenen Besitz bekommt.


    Das widerlegt aber meine Aussage, dass man auch ohne Gier überleben kann, nicht. Um sie zu widerlegen, muss man schon widerspruchsfrei aufzeigen, dass diejenigen, die ihr Leben nicht auf Gier aufbauen, überlebensunfähig sind.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Ich hatte die drei Geistesgifte Gier, Hass und Verblendung immer als untrennbar zusammenhängend betrachtet. Durch die Identifikation mit dem Ich (Unwissenheit) entsteht der Wille etwas zu erreichen (Gier) und die Ablehnung dessen, was der Erreichung des Zieles entgegensteht (Hass).

    Sie muss uns nicht gleich zum Töten oder zu negativen Handlungen führen, sondern kann auch dabei helfen, nach Befreiung zu streben.

    Bin mir aber nicht sicher, ob ich das so richtig verstanden habe. Danke Euch für diese Diskussion und Eure Beiträge!

    Die Geistesgifte hängen miteinander zusammen und bedingen einander. Deshalb werden sie im Rad des Lebens ja auch als drei Tiere, die sich in den Schwanz beißen, dargestellt.


    Da die Geistesgifte und die Leidenschaften auf einer verzerrten Wahrnehmung der Realität beruhen, die man aber selbst als korrekt auffasst, wieso führen sie dann nicht zu negativen Handlungen?

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Die Geistesgifte hängen wohl wegen des Ergreifens irgendwie zusammen, aber sie bedingen sich nicht, wenn sie sich bedingen würden, gäbe es keinen Ausweg.

    Jedes Geistesgift muss einzeln vermindert werden, das kann dazu führen, dass sich alle Gifte vermindern, aber wahrscheinlich ist das nicht. Wenn eins vermindert ist, erscheint ein anderes dominanter. Ja, das widerspricht der „Lehre“, dass sie sich bedingen.

  • Ich setze aber Emotionen nicht mit Leidenschaften gleich, weil es Emotionen gibt, die keine Leidenschaften sind.

    Welche Emotionen wären das, deiner Ansicht nach, die nicht unter die Kategorie "Leidenschaften" fallen?

    Ich zähle mal ein paar Emotionen auf:

    Ärger/Wut, Angst, Ekel, Freude, Trauer, Überraschung, Verachtung, Eifersucht, Neid, Scham, Fröhlichkeit, Dankbarkeit, Zuneigung,.....?

    Alle Leidenschaften versetzen den eigenen Geist in einen unruhigen, unausgeglichenen Zustand, weil sie die Realität verzerrt wahrnehmen. Anhand dieses Kriteriums kann man dann ja untersuchen, welche Emotionen diese Bedingung erfüllen.


    Von den von dir genannten Beispielen würde ich deshalb Freude, Dankbarkeit, Zuneigung nicht zu den Leidenschaften zählen.


    Weitere Beispiele wären die elf heilsamen Geistesfaktoren wie Vertrauen, Hasslosigkeit, Verblendungslosigkeit, Tatkraft, Gleichmut usw.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Wenn man die dritte edle Wahrheit verwirklicht hat, hat man nicht alle Emotionen aufgegeben, denn auch ein Arhat hat Emotionen und erlebt die Glückseligkeit seines Nirvanas

    Du meinst, er hat z.B. die Emotion "Freude" beim Erleben der Glückseligkeit (die ja vom Buddha als "außerweltliche Erfahrung" beschrieben wird)? :doubt:

    Schön wäre es ja... (aus unerleuchteter Sicht), aber "unerschütterlicher Gleichmut" kann m.E. nicht emotional sein.... :?


    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart: :)

    Warum kann denn unerschütterlicher Gleichmut nicht emotional sein?

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Diese Frage zeigt, dass es nicht erreicht ist oder Angst vor der Leere von Gefühl vorherrscht. Beides, das Streben danach und die Angst vor der Leere machen Glauben, Gleichmut sei emotional.

    Aussagen: Gleichmut ist kein Gefühl oder die Befürchtung Gleichmut ist gefühllos, macht Gleichmut zu einem unerreichbarem.

  • Da die Geistesgifte und die Leidenschaften auf einer verzerrten Wahrnehmung der Realität beruhen, die man aber selbst als korrekt auffasst, wieso führen sie dann nicht zu negativen Handlungen?

    Danke! Ich hatte die Geistesgifte immer eher als Ursachen für den normalen Antrieb eines Menschen im Samsara betrachtet. Ohne diese gäbe es kein Dukkha und vielleicht auch nicht den Wunsch nach Befreiung. Um Befreiung zu erlangen, braucht es auch persönlichen Antrieb, Willen und Ehrgeiz, zumindest am Anfang. Ohne diesen Wunsch setzte sich wohl niemand stundenlang vor eine weisse Wand, machte keine Textstudien, keine Niederwerfungen usw? Keine Ahnung ob das so richtig ist, aber das fiel mir am Rande dazu ein.

    Liebe Grüsse! Nanu

  • Ich weiß es nicht, weil ich wohl noch ziemlich weit entfernt davon bin, gleichmütig zu sein (von Einzelereignissen abgesehen), mit Emotionen habe ich mehr Erfahrung... ;)


    Allerdings steht der Begriff "Emotion" ja für (Gemüts-) "Bewegung" und psychische "Erregung" (im positiven, wie negativen Sinne), damit also schon in einem gewissen Widerspruch zur - stillen - Unerschütterlichkeit (Fels in der Brandung).


    Bleibt die vom Buddha angesprochene "überweltliche Freude", die aber dann nicht mehr emotional, also bewegend, sondern eine stille Freude, mehr ein innerer Friede wäre...



    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart: :)

    "...Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..." (AN.VI.63)


    "In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist, mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig." (H.Hesse)

  • Es erscheint mir sinnvoll, in diesem Zusammenhang den Begriff des Gleichmuts zu klären. Gleichmut hat nichts mit Gleichgültigkeit zu tun.


    Gleichmut bezeichnet eine Geisteshaltung, mit der man alle Menschen als gleich wertvoll ansieht und die Menschen nicht mehr nach Freunden, Feinden, sind mir egal usw. einteilt. So eine Einstellung gegenüber den Menschen ist immer mit Empfindungen verbunden, nämlich der Empfindung, dass sie alle wertvoll sind.


    Diese Geisteshaltung steht im Gegensatz zu unseren alltäglichen, weltlichen Haltungen. Deshalb ist sie auch nicht ganz einfach zu verwirklichen

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Die Geistesgifte hängen wohl wegen des Ergreifens irgendwie zusammen, aber sie bedingen sich nicht, wenn sie sich bedingen würden, gäbe es keinen Ausweg.

    Jedes Geistesgift muss einzeln vermindert werden, das kann dazu führen, dass sich alle Gifte vermindern, aber wahrscheinlich ist das nicht. Wenn eins vermindert ist, erscheint ein anderes dominanter. Ja, das widerspricht der „Lehre“, dass sie sich bedingen.

    Wenn die drei Geistesgifte Unwissenheit, Begierde und Hass miteinander zusammenhängen, dann bedingen sie sich auch gegenseitig. sonst würde kein Zusammenhang bestehen.


    Unwissenheit ist die Wurzel Samsaras. Damit ist sie die Grundlage, auf der dann die beiden anderen Geistesgifte Begierde und Hass entstehen. So lange es Unwissenheit gibt, entsteht auch immer wieder Begierde und Hass. In Abhängigkeit von Begierde entsteht weiterer Hass und auch die Unwissenheit wird durch sie vermehrt. Aber auch durch Hass entsteht weitere Unwissenheit und Begierde. Wenn sich Phänomene gegenseitig beeinflussen, sind sie voneinander abhängig.


    Gegen Hass und Begierde gibt es spezifischen Gegenmittel. Die Gegenmittel gegen Hass verringern nur den Hass und nicht die Begierde und umgekehrt.


    Wendet man aber gegen die Unwissenheit das Gegenmittel, die Erkenntnis der Selbstlosigkeit, an und überwindet sie so, dann können auch Begierde und Hass nicht mehr im Geist entstehen.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Unwissenheit, bedingt Gier, bedingt Hass, bedingt Verblendung, bedingt Gier und Hass, bedingt Gier und Verblendung, bedingt Hass und Verblendung, bedingt Gier, Hass, Verblendung.

    Unwissenheit ist kein Geistesgift.

  • Wenn Unwissenheit die Geistesgifte Begierde und Hass bewirkt, dann ist auch die Unwissenheit selbst ein Geistesgift, weil zwischen Ursache und Wirkung eine grundlegende Übereinstimmung besteht.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Unwissenheit ist kein Geistesgift.

    Die Begriffe Unwissenheit und Verblendung werden oft synonym verwendet:


    "...Verblendung (moha), Unwissenheit (skt. avidya) und Nicht-Wissen sind weitestgehend deckungsgleiche Begriffe. Die Unwissenheit ist ein Zustand, der als Grundursache für alles erfahrene Leid angesehen wird. Die beiden anderen Geistesgifte folgen der grundlegenden Unwissenheit. Nicht-Wissen ist die Grundlage allen karmisch-kausalen Handelns. Es bedeutet, die Wahrheit(en) über die Natur des Geistes nicht zu kennen. Ist die Verblendung/Unwissenheit/das Nicht-Wissen gereinigt, erscheint der heilsame Aspekt im Geist: Weisheit (pañña). ..." (Quelle: Wikipedia, "Drei Geistesgifte")

    "...Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..." (AN.VI.63)


    "In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist, mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig." (H.Hesse)

  • Es erscheint mir sinnvoll, in diesem Zusammenhang den Begriff des Gleichmuts zu klären. Gleichmut hat nichts mit Gleichgültigkeit zu tun.


    Gleichmut bezeichnet eine Geisteshaltung, mit der man alle Menschen als gleich wertvoll ansieht und die Menschen nicht mehr nach Freunden, Feinden, sind mir egal usw. einteilt. So eine Einstellung gegenüber den Menschen ist immer mit Empfindungen verbunden, nämlich der Empfindung, dass sie alle wertvoll sind.

    Ayya Khema betonte immer, Gleichgültigkeit sei der "nahe Feind" des Gleichmutes, während Aufregung/Unruhe/Erregung den "fernen Feind" repräsentierten (also das direkte Gegenteil).


    Gleichmut, als eine der Brahmaviharas/Unermesslichen, begreife ich als einen zwar unerschütterlichen (also in sich ruhenden, friedvollen) Geisteszustand, der aber gleichwohl die anderen 3 Unermesslichen "Liebende Güte/"universelle Liebe", "Mitgefühl" und "Mitfreude" beinhaltet, in sich birgt.

    Insofern müsste da zumindest ein "Gefühl" von Verbundenheit gegeben sein und - wie du ausführst - eine "Empfindung", dass alle Wesen "wertvoll" sind.


    Gleichzeitig wird aber nicht mehr angehaftet, das "Anklammern"/Anhängen ist losgelassen, was bedeutet, dass warme oder gar "heiße" Emotionen (Liebe, Zuneigung, Hingezogenfühlen,...) im Geist nicht mehr auftreten, sondern kühle "Ernüchterung"/Leidenschaftslosigkeit.

    "...Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..." (AN.VI.63)


    "In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist, mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig." (H.Hesse)

  • Die Begriffe Unwissenheit und Verblendung werden oft synonym verwendet

    Das ist das Problem, Verwendet.

    Da sind zwei Begriffe, die einfach mal zu einem gemacht werden und dann wundert sich der Neuschöpfer, warum es zu Missverständnissen kommt. Für einen solchen Unsinn ist mit die Sprache zu schade.