Gedanken zum Herzsutra

  • Der "große Weg???" ist ganz einfach zu erkennen, das ist überhaupt kein Problem. Den habe ich vielen Menschen gezeigt, Jahrzehnte, bevor ich Buddhismus oder Buddha gefunden hatte. Noch heute erkennen mich Menschen von damals, die ich schon lange vergessen hatte und wieder vergessen habe nach der neuen Begegnung.


    Die Lehre des Buddha hat mich immer nur bestätigt, wie ich in meinem Leben gelebt habe. Für den Buddhismus gilt das nicht, da habe ich nur das spirituelle Gestrüpp erkannt und da konnte ich schon die Finger davon lassen, darin hat mich das Christentum eingeübt.

  • Wie ist es denn möglich, den Lehrreden des Buddha zu viel Bedeutung beizumessen? Umgekehrt bedeutet es ja, den Lehrreden des Buddha nicht zu viel Bedeutung beizumessen, da es wichtigeres als die Lehrreden des Buddha gibt.

    Selbstverständlich gibt es für mich wichtigeres als die Lehrreden: Die Lehre des Buddhas, und die Praxis, wie man sie erforscht. Komm und sieh!


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Nagarjuna meint mit Leere bzw. Leerheit, dass Personen und Dinge kein Wesen haben. Hätten sie ein Wesen unterlägen sie nicht der Veränderung. Wenn man also Leerheit als beständig ansieht, dann macht man die Leerheit zu einem atman.

    Ist dann Leerheit nach Nagarjuna nur im Zusammenhang mit Samsara zu verstehen? Also auch bedingt entstanden? Das würde mir einiges erklären.

    Danke! von Nanu

  • Nagarjuna meint mit Leere bzw. Leerheit, dass Personen und Dinge kein Wesen haben. Hätten sie ein Wesen unterlägen sie nicht der Veränderung. Wenn man also Leerheit als beständig ansieht, dann macht man die Leerheit zu einem atman.

    Ist dann Leerheit nach Nagarjuna nur im Zusammenhang mit Samsara zu verstehen? Also auch bedingt entstanden? Das würde mir einiges erklären.

    Danke! von Nanu

    Die Leerheit bei Nagarjuna ist mit Nibbana verbunden und das ist nur im Zusammenhang mit Samsara zu verstehen.

    Samsara ist gleich Nibbana, frei von allem Geist.

    Nibbana ist genau die Grenze zu Samsara.

    Das kann der Geist erkennen. Wo die Form (Samsara) aufhört, beginnt die Leere (Nibbana), wo die Leere aufhört, beginnt die Form. Form ist nicht gleich Leere. Form ist das Gleiche wie Leere? Das kann man sich durchaus vorstellen. Das nennt man dann Glauben oder Überweltlich.

  • Ist dann Leerheit nach Nagarjuna nur im Zusammenhang mit Samsara zu verstehen? Also auch bedingt entstanden? Das würde mir einiges erklären.

    Danke! von Nanu

    Hi, U123N . Die Dinge sind "frei", also leer von inhärenter oder innewohnender Existenzweise, und genau deshalb sind sie bedingt entstanden, also abhängig entstanden. Das kann man als die Voraussetzung für Ursache und Wirkung verstehen, also "Karma", und damit auch entsprechend für Samsara. LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Nagarjuna meint mit Leere bzw. Leerheit, dass Personen und Dinge kein Wesen haben. Hätten sie ein Wesen unterlägen sie nicht der Veränderung. Wenn man also Leerheit als beständig ansieht, dann macht man die Leerheit zu einem atman.

    Ist dann Leerheit nach Nagarjuna nur im Zusammenhang mit Samsara zu verstehen? Also auch bedingt entstanden? Das würde mir einiges erklären.

    Danke! von Nanu

    MMK 13 Nagarjuna zeigt in diesem Kapitel, dass der Begriff sunyata Leerheit alle Ansichten aufhebt. Wenn alle Dinge leer sind, also wesenlos, dann kann es keine wahren oder falschen Ansichten darüber geben. Weil Theorien über die Welt allesamt ungenügend oder bedingt sind, sind sie leer und ich kann mich von Ansichten darüber lösen: samsara und nirvana sind identisch, wenn alle Ansichten verschwunden sind.


    Zitat

    13.7 Wenn es etwas Nicht-Leeres gäbe, könnte auch etwas Leeres existieren. Etwas Nicht-Leeres gibt es aber nicht, woher sollte also etwas Leeres kommen?

    13.8 Die Leerheit wurde von den "Siegreichen", den Buddhas, als Zurückweisung jeglicher Ansicht gelehrt. Diejenigen aber, für welche die Leerheit eine Ansicht ist, die wurden für unheilbar erklärt.


    Die Schwierigkeit sehe ich darin, dass über eine Realität gedacht wird, die begrifflich gefasst wird und die dann als wirklich bzw. real angesehen wird. Dabei wird die Ansicht mit der Wirklichkeit verwechselt bzw. gleichgesetzt, obwohl wir eben über die Wirklichkeit an sich nichts aussagen können. Wenn also gesagt wird, dass die Dinge leer sind, dann wird nichts über die Eigenschaft der Dinge ausgesagt. Aber den Begriff Leerheit wird so verwendet, als sei er eine Eigenschaft und wir hätten dann eine "wahrere" Ansicht der Dinge.

    :zen:



    Einmal editiert, zuletzt von Leonie ()

  • Über die Realität sind alle Worte leer von einem anderen Sinn als dem Sinn für den Geist und nur für den Geist.

    Was ist dann Realität? Karma ist Realität und nur Karma, denn im Karma ist keine Ursache, keine Wirkung. Handeln ist nur Handeln, wer dabei denkt, wird sicher versagen und mit seiner Handlung scheitern.

    Der wirkliche Witz ist, dass Karma weder Samsara noch Nibbana ist, da gibt es kein Geistiges bei Karma. Alle Gedanken über Karma sind Samsara.

  • Die Schwierigkeit sehe ich darin, dass über eine Realität gedacht wird, die begrifflich gefasst wird und die dann als wirklich bzw. real angesehen wird. Dabei wird die Ansicht mit der Wirklichkeit verwechselt bzw. gleichgesetzt, obwohl wir eben über die Wirklichkeit an sich nichts aussagen können. Wenn also gesagt wird, dass die Dinge leer sind, dann wird nichts über die Eigenschaft der Dinge ausgesagt. Aber den Begriff Leerheit wird so verwendet, als sei er eine Eigenschaft und wir hätten dann eine "wahrere" Ansicht der Dinge.

    Sorry, Leonie .Wie ich es verstehe, ist die Realität ein Begriff, und die Wirklichkeit ein anderer. Über die Leerheit kann man bestimmt sagen, wovon! die Dinge leer sind. Und diese leere Dinge bestimmt --wirken! Genau deswegen--die wirken!

    So Dalai-Lama:


    Zitat

    Existieren Objekte?

    Da wir gesehen haben, dass Phänomene, wenn man sie durch

    Analyse zu finden versucht, nicht gefunden werden können,

    könnten Sie sich fragen, ob diese Phänomene überhaupt

    existieren. Wir wissen jedoch aus eigener Erfahrung, dass

    Menschen und Dinge Freude und Schmerz verursachen und dass

    sie helfen oder schaden können. Daher existieren Phänomene

    ohne Zweifel. Die Frage ist, wie sie existieren. Sie existieren

    nicht aus sich selbst heraus, sondern haben eine Existenz, die

    auf vielen Faktoren beruht, einschließlich des Bewusstseins, das

    diese begrifflich denkend interpretiert. Wenn Phänomene nun

    existieren, aber nicht aus sich selbst heraus, dann existieren sie

    notwendigerweise in Abhängigkeit von der Interpretation

    begrifflichen Denkens. Wenn uns jedoch Phänomene

    erscheinen, erscheinen sie überhaupt nicht so, als ob sie auf

    diese Art und Weise existierten. Vielmehr scheinen sie aus sich

    selbst heraus verursacht und ins Leben gerufen, ohne von der

    Interpretation eines begrifflich denkenden Bewusstseins

    abzuhängen.

    Wenn Sie sich in der Entwicklung von Weisheit üben,

    versuchen Sie, durch Untersuchungen die inhärente Existenz des

    Objektes, das Sie gerade betrachten, zu finden, zum Beispiel

    von sich selbst, einer anderen Person, Ihrem Körper, Ihrem

    Geist oder irgendetwas anderem. Sie analysieren nicht nur die

    bloße Erscheinung, sondern auch die inhärente Natur des

    Objekts. Daher ist es nicht so, dass Sie zu einem Verständnis

    gelangen, dass das Objekt gar nicht existiert; vielmehr finden

    Sie heraus, dass seine inhärente Existenz unbegründet ist. Die

    Analyse widerspricht nicht der bloßen Existenz des Objekts.

    Phänomene existieren in der Tat, aber nicht in der Art und

    Weise, wie wir uns das denken.

    Was nach unserer Analyse zurückbleibt, ist ein Phänomen,

    das in Abhängigkeit existiert. Wenn Sie beispielsweise Ihren

    -111-

    eigenen Körper untersuchen, wird seine Existenz aus sich selbst

    heraus zwar negiert; was aber übrig bleibt, ist ein Körper,

    abhängig von vier Gliedmaßen, einem Rumpf und einem Kopf.

    Wenn Phänomene leer sind, können sie dann eine Funktion

    ausüben?

    Wenn wir über Objekte nachdenken, glauben wir dann

    fälschlicherweise, dass diese aus sich selbst heraus existieren?

    Nein. Wir können uns Phänomene auf drei verschiedene Arten

    vorstellen. Lassen Sie uns einen Baum betrachten. Es gibt

    keinen Zweifel daran, dass er erscheint, als ob er inhärent

    existierte, jedoch:

    1. Wir könnten uns den Baum als inhärent, aus sich selbst

    heraus existent vorstellen.

    2. Wir könnten uns den Baum ohne inhärente Existenz

    vorstellen.

    3. Wir könnten uns den Baum vorstellen, ohne zu überlegen,

    ob er inhärent existiert oder nicht existiert.

    Nur die erste dieser Möglichkeiten ist falsch. Die anderen

    beiden Modi des Erfassens sind richtig, auch wenn der Modus

    der Erscheinung in der zweiten und dritten Möglichkeit insofern

    falsch ist, als der Baum als inhärent existent erscheint.

    Falls Objekte nicht inhärent existieren, heißt dies, dass sie

    keine Funktion erfüllen können? Aus der Tatsache, dass die

    wahre Natur von Phänomenen die Leerheit ist, die

    Schlussfolgerung zu ziehen, dass sie unfähig sind, eine Funktion

    auszuüben, wie zum Beispiel Freuden und Schmerzen zu

    verursachen oder zu helfen und zu schaden, ist die schlimmste

    Form von falschem Verständnis, eine nihilistische Sichtweise.

    Wie der indische Gelehrte und Yogi Nagarjuna in seinem

    Kostbaren Kranz sagt, wird ein Nihilist ganz gewiss eine

    schlechte Wiedergeburt nach seinem Tod erfahren, wohingegen

    eine Person, die, wenn auch fälschlicherweise, an die inhärente

    Existenz glaubt, eine gute Wiedergeburt erfahren wird.


    Dalai Lama

    "Der Weg zum

    Glück."

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Herzsutra ohne Schnickschnack


    (Körper: dieser „mein“ Körper. Geist: Gefühle, Wahrnehmungen, Willensbildungen und Bewusstsein. Körper/Geist)

    Wenn man die tiefgründigste grundlegende Realität studiert, erkennt man, dass Körper/Geist leer sind, und man ist in der Lage, alles Leiden und alle Not zu überwinden.


    Form/Objekt ist nicht verschieden von Leere. Leere ist nicht anders als Form.

    Form ist Leere. Leere ist Form.

    Der fehlende Satz:

    Form ist leer von Geist, Geist ist leer von Form

    Körper ist nicht verschieden von Geist, Geist ist nicht anders als Körper.

    Körper ist Geist, Geist ist Körper

    (Geist: Gefühle, Wahrnehmungen, Willensbildungen und Bewusstsein.)


    Alle grundlegenden Realitäten sind leer, weder entstehen noch vergehen sie, sind weder verunreinigt noch rein, weder zu- noch abnehmend. Dharma ist daher leer. (Dharma: grundlegende Realitäten)


    Für Körper/Geist gibt es keinen Körper, kein Auge, kein Ohr, keine Nase, keine Zunge, und keinen Geist.

    Für Körper/Geist gibt es keine Formen oder Farben, keine Klänge, keine Gerüche, keine Geschmäcker, keine Berührungen und keine Dharmas.

    Für Körper/Geist gibt es keinen Bereich des Auge-, Ohr-, Nase-, Zunge-, Geist-Bewusstseins. Es gibt nicht einmal einen Bereich, der nur aus Bewusstsein besteht. Dies alles existiert nur für ein Ich.

    Für Körper/Geist gibt es keine Unwissenheit, darum kein Ende der Unwissenheit;

    kein Altern und kein Sterben und darum kein Ende des Alterns und des Sterbens;

    keinen Weg des Leidens (Schicksal) darum kein dessen Beendigung;

    kein Wissen, keine Wahrheit und darum keine Erlangung des großen Weges.


    Wegen der Leerheit und der tiefgründigsten grundlegenden Realität kann der durch rechte Versenkung erkennende nichts mehr begehren. Sein Geist ist ungehindert und weil der Geist ungehindert ist, gibt es keine Angst, keine trügerischen Träume. Das höchste Bewusstsein.


    Die Erkennenden ihrer drei Welten (mein Vergangenes, mein Gegenwärtiges, mein möglich Zukünftiges) ihres Lebens erlangen durch die tiefgründigste grundlegende Realität, die unübertreffbare, vollkommene Erleuchtung.


    Nur ihretwegen ist die tiefgründigste grundlegende Realität bekannt. Es ist das große Mantra. Es ist das große, helle Mantra. Es ist das höchste Mantra. Es ist das unvergleichliche Mantra. Es kann alles Leid beseitigen. Es ist wahr und nicht falsch.


    Daher wird das Prajna Paramita Mantra als das Mantra weitergegeben, das besagt ohne zu bedeuten:

    掲帝掲帝 般羅掲帝 般羅僧掲帝 菩提僧莎訶

    gyatē-gyatē hara-gyatē harasō-gyatē boji sowaka

    Giate giate haragiate harasagiate boji sovaka

    (Es gibt keine Bedeutungen für das Mantra, alles nur Einbildung, wenn eine gefundene gibt.)


  • 般若波羅蜜多心経

    hannya haramitta shingyō


    Herz Sutra der Prajnaparamita

    (~...~) gelöscht weil unwichtig.


    觀自在菩薩。行深般若波羅蜜多時。照見五蘊皆空。度一切苦厄。

    (~kanjizai bosatsu.~) gyō jin hannya haramitta ji. shōken goun kai kū. do issai kuyaku.

    ( ~Guanyizai Bodhisattva~)

    Wenn man die tiefgründigste grundlegende Realität (Dharma) studiert, erkennt man, dass alle fünf Skandhas leer sind, und man ist in der Lage, alles Leiden und alle Not zu überwinden.


    舍利子。色不異空。空不異色。色即是空。空即是色。受想行識亦復如是。

    (~shari-shi.~) shiki fu i kū. kū fu i shiki. shiki soku ze kū. kū soku ze shiki. ju-sō-gyō-shiki yaku bu nyo ze.

    Form/Objekt ist nicht verschieden von Leere. Leere ist nicht anders als Form.

    Form ist Leere. Leere ist Form.

    Der fehlende Satz:

    Form ist leer von Geist, Geist ist leer von Form

    Körper ist nicht verschieden von Geist, Geist ist nicht anders als Körper.

    Körper ist Geist, Geist ist Körper

    Geist: Gefühle, Wahrnehmungen, Willensbildungen und Bewusstsein.


    舍利子。是諸法空相。不生不滅。不垢不淨不增不減。是故空中。無色。

    (~shari-shi.~) ze shohō kūsō. fushō fumetsu. fuku fujō fuzō fugen.

    Alle grundlegenden Realitäten sind leer, weder entstehen noch vergehen sie, sind weder verunreinigt noch rein, weder zu- noch abnehmend. Dharma ist daher leer. Es ist weder Körper noch Geist. (Dharma: grundlegende Realitäten)


    無受想行識。無眼耳鼻舌身意。無色聲香味觸法。無眼界。乃至無意識界。

    ze ko kū chū. mu shiki. mu ju-sō-gyō-shiki. mu gen-ni-bi-zes-shin-i. mu shiki-shō-kō-mi-soku-hō. mu genkai. naishi mu ishikikai.

    (Körper: dieser "mein" Körper. Geist: Gefühle, Wahrnehmungen, Willensbildungen und Bewusstsein.)

    Für Körper/Geist gibt es keinen Körper, kein Auge, kein Ohr, keine Nase, keine Zunge, und keinen Geist. Für Körper/Geist gibt es keine Formen oder Farben, keine Klänge, keine Gerüche, keine Geschmäcker, keine Berührungen und keine Dharmas. Für Körper/Geist gibt es keinen Bereich des Auge-, Ohr-, Nase-, Zunge-, Geist-Bewusstseins. Es gibt nicht einmal einen Bereich, der nur aus Bewusstsein besteht. Dies alles existiert nur für ein Ich.


    無無明。亦無無明盡。乃至無老死。亦無老死盡。無苦集滅道。無智亦無得。

    mu mumyō. yaku mu mumyō jin. naishi mu rōshi. yaku mu roshi jin. mu ku-shū-metsu-dō. mu chi yaku mu toku.

    Für Körper/Geist gibt es keine Unwissenheit, darum kein Ende der Unwissenheit;

    kein Altern und kein Sterben und darum kein Ende des Alterns und des Sterbens;

    keinen Weg des Leidens (Schicksal) darum kein dessen Beendigung;

    kein Wissen, keine Wahrheit und darum keine Erlangung des großen Weges.


    以無所得故。菩提薩埵。依般若波羅蜜多故。心無罣礙。無罣礙故。無有恐怖。遠離顚倒夢想。究竟涅槃。

    i mu shotokko. bodaisatta. e hannya haramitta ko. shin mu kege. mu kege ko. mu u kufu. onri tentō musō. kukyō nehan.

    Wegen der Leerheit und der tiefgründigsten grundlegenden Realität kann der, durch rechte Versenkung Erkennende nichts mehr begehren. Sein Geist ist ungehindert und weil der Geist ungehindert ist, gibt es keine Angst, keine trügerischen Träumen. Das höchste Bewusstsein.


    三世諸佛。依般若波羅蜜多故。得阿耨多羅三藐三菩提。

    sanze shobutsu. e hannya haramitta ko. toku anokutara sanmyaku sanbodai.

    Die Erkennenden ihrer drei Welten (mein Vergangenes, mein Gegenwärtiges, mein möglich Zukünftiges) ihres Leben erlangen, durch die tiefgründigste grundlegende Realität die unübertreffbare, vollkommene Erleuchtung.


    故知般若波羅蜜多。是大神咒。是大明咒是無上咒。是無等等咒。能除一切苦。真實不虛。

    ko chi hannya haramitta. ze daijin-shu. ze daimyō shu ze mujō shu. ze mutōdō shu. nō jo issai ku. shinjitsu fuko.

    Deshalb ist die tiefgründigste grundlegende Realität bekannt. Es ist das große Mantra. Es ist das große, helle Mantra. Es ist das höchste Mantra. Es ist das unvergleichliche Mantra. Es kann alles Leid beseitigen. Es ist wahr und nicht falsch.


    故說般若波羅蜜多咒即說咒曰

    ko setsu hannya haramitta shu soku setsu shu watsu

    Daher wird das Prajna Paramita Mantra als das Mantra weitergegeben, das besagt ohne zu bedeuten:


    掲帝掲帝 般羅掲帝 般羅僧掲帝 菩提僧莎訶

    gyatē-gyatē hara-gyatē harasō-gyatē boji sowaka

    Giate giate haragiate harasagiate boji sovaka“

    (Es gibt keine Bedeutungen für das Mantra, alles nur Einbildung wenn eine gefundene gibt.)


    般若波羅蜜多心經

    hannya haramitta shin-gyō

    Herz Sutra der Höchsten Realität

  • MMK 13 Nagarjuna zeigt in diesem Kapitel, dass der Begriff sunyata Leerheit alle Ansichten aufhebt.

    Zitat

    13.8 Die Leerheit wurde von den "Siegreichen", den Buddhas, als Zurückweisung jeglicher Ansicht gelehrt. Diejenigen aber, für welche die Leerheit eine Ansicht ist, die wurden für unheilbar erklärt.

    So steht es in der Übersetzung von Weber-Brosamer / Back und anderen Übersetzungen. Das Problem an dieser Übersetzung ist die Formulierung "Jegliche Ansicht".


    Wie J.Garfield auf einem Seminar im Tibetischen Zentrum Hamburg 2010 erklärte, gibt es im Sanskrit zwei Worte für Ansichten, die nicht die gleiche Bedeutung haben:

    • drsti
    • darshana

    drsti bedeutet so viel eine konzeptuelle Ansicht über etwas, sie ist begrifflich.

    darshana bedeutet so viel wie direktes Sehen von etwas in der Gegenwart, eine unmittelbare unbegriffliche Wahrnehmung.


    Bei der Übersetzung ins Tibetische und dann auch in den Übersetzungen ins Englische und Deutsche ist dieser Unterschied verloren gegangen. Beide Sanskrit-Begriffe werden im Englischen mit view und im Deutschen mit Ansicht wiedergegeben.


    Die Übersetzung müsste demnach eher so lauten:

    Zitat

    13.8 Die Leerheit wurde von den "Siegreichen", den Buddhas, als Zurückweisung begrifflich-konzeptueller Ansichten gelehrt.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Gebildete Ansichten sind immer konzeptionell, außer es wird nur das wahrgenommen, was wahrzunehmen ist, ohne jedes Konzept direkt von den Sinnesorganen und dem Sinnesbewusstsein ohne nama rupa. Diese Ansicht hat keine Worte und keine Möglichkeit der Kommunikation.

    Gebildete Ansichten müssen immer mit Vorsicht angewendet werden, weil jeder in direkter Ansicht andere Worte für wahrgenommenes, nama, rupa erzeugt.

  • Die Übersetzung müsste demnach eher so lauten:

    13.8 Die Leerheit wurde von den "Siegreichen", den Buddhas, als Zurückweisung begrifflich-konzeptueller Ansichten gelehrt.

    Willst darauf hinaus, dass Leerheit durch nicht-konzeptuelle Wahrnehmung erfasst werden kann als ein beständiges Phänomen? Oder zumindest als ein beständiges Geistesobjekt?

    "Das Siegel der erreichten Freiheit: Sich nicht mehr vor sich selbst schämen."

    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

  • Wenn der "große Weg" einfach zu entdecken ist, braucht man dann die Lehrreden des Buddha überhaupt? Wie entdeckt man denn auf ganz einfache Weise den "großen Weg"?

    Meine eigene Erfahrung dazu:


    Je weniger man besitzt („hat“), wie unterscheidende, bewertende, trennende, „verstehen wollende“, anhaftende und ablehnende Gedanken, und eben auch je weniger Ego, je weniger man an Gütern und Geld besitzt, je mehr und tiefer man warum auch immer von selbst ins Hier und Jetzt hinein fällt, umso einfacher ist es.


    Wenn man „Eckhart Tolle“ glauben darf ist er ja ganz allein auf der Parkbank „mit Nichts“ erwacht…


    Bei mir hat Za Zen „geholfen“. Dazu hatte ich „Zen Training“ von Sekida gelesen. Und begleitend „100 mal“ den Anfänger Geist.


    Ich glaube es hat auch manchmal mit der Lebensituation an sich zu tun:

    Je größer ein „innerer Druck“ ist.

    Je mehr man „die Nase voll hat von all dem Anderen was man zuvor im Leben schon geglaubt hat“ das währe „Glück“, oder wenn man geglaubt hat „Gott“, „Buddha“ wäre eine Person.


    Wenn man geglaubt hat die Wahrheit könne nur außerhalb „von einem selbst existieren“.


    Wenn man geglaubt hat mit dem Sterben des Körpers wäre „alles vorbei“.


    Wenn man geglaubt hat das Universum „muss doch ein Ende haben“


    Schriften können sicherlich in gewisser Weise begleiten.

  • So steht es in der Übersetzung von Weber-Brosamer / Back und anderen Übersetzungen. Das Problem an dieser Übersetzung ist die Formulierung "Jegliche Ansicht".

    Bei dem Sanskrit Begriff dṛṣṭi handelt es sich um ditthi , dem entsprechenden Pali-Begriff, wie er in der ersten edlen Wahrheit formuliert ist. Da Nagarjuna im MMK praktisch nur diese Frage der "rechten Ansicht" diskutiert, macht es wenig Sinn noch auf andere Möglichkeiten hinzuweisen oder auf den begrifflich-konzeptionellen Aspekt von Ansicht explizit einzugehen. Um was anderes geht es ja nicht.


    Eine weitere Übersetzung, diesmal aus dem Chinesischen findet sich bei Geldsetzer:


    13.9 (ist MMK 13.8)

    Weil die großen Heiligen die Erscheinung des Leeren als außerhalb jeglicher Erfahrung liegend (als unmöglich) erklären, so wird sich kein Buddhist beirren lassen, falls wieder einmal das Sein des Leeren "gesehen" wird.

    :zen:



  • Die Übersetzung müsste demnach eher so lauten:

    13.8 Die Leerheit wurde von den "Siegreichen", den Buddhas, als Zurückweisung begrifflich-konzeptueller Ansichten gelehrt.

    Willst darauf hinaus, dass Leerheit durch nicht-konzeptuelle Wahrnehmung erfasst werden kann als ein beständiges Phänomen? Oder zumindest als ein beständiges Geistesobjekt?

    Zu Beginn seiner Antwort an Sariputra erklärt Avalokitesvara, wenn man die Vollkommenheit der Weisheit entwickeln will, dann muss man einwandfrei erkennen, dass die fünf Skandhas frei von inhärentem Sein sind.


    Dies ist zunächst ein begriffliche Erkenntnis, die man durch Studium der Schriften und durch Kontemplation entwickelt. Diese begriffliche Erkenntnis ist Grundlage dafür, dass man durch Meditation schrittweise eine unbegriffliche oder überbegriffliche Erkenntnis der Leerheit von inhärenter Existenz entwickelt. Erst auf diese Stufe hat diese Erkenntnis die Kraft, ein wirksames Gegenmittel gegen unsere Unwissenheit zu sein. Die begriffliche Erkenntnis der Leerheit hat diese Kraft noch nicht.


    In diesem Kontext (und nicht nur in diesem) hat die Unterscheidung von drsti und darshana (s. Beitrag 87) eine wichtige Bedeutung. Die begriffliche Erkenntnis der Leerheit von inhärenter Existenz ist eine drsti. Diese muss überwunden werden indem man darshana, eine unmittelbare Sicht der Leerheit, entwickelt und dies geschieht im wesentlichen in der Meditation.


    Diese unmittelbare Sicht der Leerheit (darshana) ist keine Sinneswahrnehmung, sondern eine unmittelbare, nicht-begriffliche geistige Wahrnehmung, die mit Worten allein nicht ausgedrückt werden kann.


    Hat man eine korrekte Sicht der Leerheit von inhärenter Existenz entwickelt, dann erkennt man auch dass sie beständig ist, sie sich nicht von Moment zu Moment verändert. Hat man diese Sicht entwickelt, dann degeneriert sie nicht wieder; genauso wie man aus den wahren Beendigungen nicht wieder herausfällt, wenn man sie verwirklicht hat, da auch diese beständig sind.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Hat man eine korrekte Sicht der Leerheit von inhärenter Existenz entwickelt, dann erkennt man auch dass sie beständig ist, sie sich nicht von Moment zu Moment verändert.

    Das verstehe ich nicht ganz.

    Die Leerheit kann man als einen abhängigen Begriff betrachten, andernfalls würde man sie verdinglichen. Sie sagt nichts anderes aus, als wie die Phänomene existieren – nämlich, dass sie abhängig entstanden sind. Aber die Leerheit selbst kann man nicht finden. Anders ausgedrückt:

    Die Leerheit ist leer von sich selbst. Würde man sie als beständig oder unveränderlich betrachten, würde man ihr eine inhärente Existenz zuschreiben. Oder?

    Noch einmal in Bezug auf MMK 18.7 nach Lutz Geldsetzer:

    Zitat
    „Das in allen (relevanten) Erscheinungen für wirklich Gehaltene
    gliedert sich in innere Vorgänge, Wörter, Sprache. Es entsteht
    nicht und vergeht auch nicht, sondern verlöscht ruhig wie Nirvana.“

    Also, der Tisch ist leer von einer inhärenten Existenzweise, aber es gibt keine „Tisch-heit“.

    Leerheit ist nicht auffindbar, wie der Dalai Lama in seinen Harvard-Vorlesungen erklärte. Wie kann man dann über sie als ein beständiges Phänomen sprechen? :?

    So kann man den mittleren Weg verpassen, oder?

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Für mich selbst und andere Mitlesende nochmal als Erinnerung, was damit gemeint ist. Die fünf Skandhas (Körper, Gefühle, Wahrnehmungen, geistige Formkräfte, Bewusstsein) , die sich durch Leerheit auszeichnen, sind die fünf Bereiche unserer Erfahrung. Diese sind:


    Form („Rupa“)

    Der materielle Körper besteht aus den vier Elementen (Festes, Flüssiges, Wärme und Bewegung) und ist mit sechs Sinnesorgenen (Auge, Ohr, Nase, Zunge, Tastsinn und Denkorgan) ausgestattet. Das Skandha „Form“, in Sanskrit „Rupa“ genannt, meint alles Körperliche und gilt daher auch im erweiteten Sinn für alle anderen materiellen Phänomene (Gegenstände, Pflanzen, Tiere).

    Gefühle („Vedana“)

    Als „Gefühle“ („Vedana“) wird die Fähigkeit gesehen, auf einen Reiz zu reagieren. Gefühle können in die drei Kategorien „angenehm“, „unangenehm“ und „neutral“ unterteilt werden. Dieser Bereich deckt den Schmerz eines Nadelstiches bis zu den angenehmen Empfindungen bei einem Vollbad an einem kalten Tag ab.

    Wahrnehmungen („Samjna“)

    Das dritte Aggregat, die Wahrnehmungen („Samjna“), bezieht sich sowohl auf direkte Sinneswahrnehmungen als auch auf deren konzeptuelle Verarbeitung und Einteilung. Durch „Samnja“ kann der Mensch beispielsweise Farben erkennen, unterscheiden und benennen.

    Geistesformationen („Samskara“)

    Das vierte Skandha, Geistesformationen („Samskara“), kann auch mit „Willensäußerung“, oder „mentale Formation“ übersetzt werden. Die Fähigkeiten zu fühlen und zu denken prägen die persönliche Erfahrung und Reaktionen. Die Reaktionen bilden sich mit der Zeit zu persönlichen Tendenzen, Mustern und Gewohnheiten. Diese Aspekte formen den Charakter. Eine zentrale Rolle spielt hier der Wille oder die Absicht, nachzudenken, dann eine Entscheidung zu treffen und schließlich zu handeln („Karma“). In dieser Kategorie sind auch nicht nur die Taten und Entscheidungen dieses Lebens, sondern aller vorangegangener Leben gespeichert.

    Bewusstsein („Vijnana“)

    Das fünfte Aggregat wird of mit Bewusstsein übersetzt. Doch bei „Vijnana“ handelt es sich um Bewusstsein im weitesten Sinne, um die Fähigkeit zu empfinden. Diesem Aggregat ist es zu verdanken, dass wir körperliche Empfindungen haben, dass wir sehen, hören, schmecken, riechen und denken können.

    Diese fünf Skandhas gilt es in der Erfahrung zu untersuchen und dabei deren Leerhheit zu erkennen.


    Jetzt geht es um die "wahre Natur" der Phänomene (dharmas). Die wahre Natur ist wohl der Hinweis auf die letztendliche Wahrheit. Es geht also nicht um die relative oder konventionelle Wahrheit, sondern um eine andere Perspektive. Die Dharmas bezeichnen alle physischen und mentalen Faktoren unserer Erfahrung und und unseres Bewusstseins. Die Gegenüberstellung von den Gegensätzen, von denen jeweils beide Seiten verneint werden ist wieder paradox. Es widerspricht der klassischen Logik, das einem X kein Sein und kein Nicht-Sein zukommt. Der Status von X kann dann womöglich nur noch ein Drittes zwischen Sein und Nicht-Sein sein? Aber was soll das sein?

    "Das Siegel der erreichten Freiheit: Sich nicht mehr vor sich selbst schämen."

    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

  • Eine Frage am Rande, von der ich meine, das sie hier zu dem Thema passt. Im Vorwort zu dem Buch "Meditation on Emptiness" listet Jeoffrey Hopkins eine Reihe von Aussagen über die Madhyamakha auf, die er als widerlegt ansieht. Bei einer Aussage war ich etwas überrascht:


    Zitat

    The two truths are two ways of viewing the same object.

    Wenn die zwei Wahrheiten nicht zwei Arten sind dasselbe Objekt zu sehen, was sind sie denn dann?

    "Das Siegel der erreichten Freiheit: Sich nicht mehr vor sich selbst schämen."

    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

  • Wenn die zwei Wahrheiten nicht zwei Arten sind dasselbe Objekt zu sehen, was sind sie denn dann?

    Entschuldigung, lieber Maha, das ist wirklich verwirrend.

    Ich erkläre, warum: Wenn man auf die von dir erwähnte „letztendliche Wahrheit“ klickt, landet man im Theravāda-Buddhismus. Dabei geht es um die Definition von Nyanatiloka im Buddhistischen Wörterbuch:


    Zitat

    'Im höchsten Sinne gültige Wahrheit' (Ding, Ausdrucksweise, Darlegung), sagt man zum Unterschiede von der bloß 'konventionellen Wahrheit' (siehe vohāra-sacca) usw.

    Der Buddha nämlich bediente sich bei Darlegung seiner Lehre bisweilen der zwecks gegenseitiger Verständigung im gewöhnlichen Verkehr gebräuchlichen 'konventionellen Ausdrucksweise', bisweilen aber der der Wahrheit im höchsten Sinne entsprechenden philosophischen Ausdrucksweise.

    Im höchsten Sinne (paramattha) nämlich, so lehrt der Buddhismus, ist das sog. Dasein ein bloßer Prozess von beständig wechselnden körperlichen und geistigen Phänomenen, und weder innerhalb noch außerhalb dieses Werdeprozesses ist irgend eine beharrende Ich-Einheit oder Persönlichkeit anzutreffen.

    Wenn also in den Texten von einem Wesen, einer Person, einem Selbst oder gar von der Wiedergeburt eines Wesens die Rede ist, so ist das selbstverständlich nicht im absoluten und höchsten Sinne (paramattha) gesagt, sondern als bloße 'konventionelle Ausdrucksweise' (vohāra-vacana) aufzufassen.

    Die einzigen, wenn auch nur jedes Mal bloß für einen Moment aufblitzenden und dann sofort wieder für immer verschwindenden Realitäten (paramattha-dhamma) sind eben die 5 Daseinsgruppen oder, in ihrer Dreiergruppierung, Bewußtsein, Geistesfaktoren und Körperlichkeit. Vgl. anattā.



    Es gibt keine „zwei Wahrheiten“. Vielmehr geht es darum, die Dinge so zu sehen, wie sie wirklich sind (also ohne "Erscheinung", um es besser auszudrücken) und ohne eine endgültige, im Sinne eines Atman, anzunehmen. Im Herz-Sutra kann man ersehen, dass diese beiden (scheinbaren) Ebenen miteinander vermischt werden. Das hat, wie ich wiederhole, H.W. Schumann sehr gut erkannt:


    Zitat

    Ambivalenz und Doppelte Wahrheit

    Was macht das Verständnis des mahāyānischen Leerheitsbegriffes so schwierig? Warum entgleitet die "Leerheit" = Nichtexistenz einer unsterblichen Seele immer wieder dem denkerischen Zugriff? - Der Grund liegt in ihrer Doppelwertigkeit.

    Einerseits ist die Leerheit der empirischen Person der Grund für deren Wechselhaftigkeit und Tod und das daraus resultierende Leiden: Weil alles Leerheit ist, ist nichts von Dauer. Der Schlussvers des Diamant-Sūtra (Vajracchedika-Prajñāpāramitā) beschreibt die Unsicherheit der karmisch bedingten (saṃskṛta) Welt:

    "Wie Sterne, Augenflimmern, wie ein Lämpchen,

    wie Zaubertäuschung, Tau und blasiger Schaum,

    wie Traumgespinst, ein Blitz und eine Wolke:

    So ist, was da bedingt ist, anzuschaun." (Vch 32)

    Als Grund der Unsicherheit der Welt ist die Leerheit wertnegativ. Andererseits ist die Leerheit die Voraussetzung, dass die Beendigung der Wiedergeburt überhaupt möglich ist. Besäßen wir eine ewige Seele, wie Upanishaden und Hinduismus behaupten, dann wären wir eben durch die Ewigkeit unserer Seele zur Dauerexistenz in dieser leidvollen Welt verdammt und könnten der Wiedergeburt nie ein Ende machen. Als Voraussetzung der Erlösung ist die Leerheit ein Wertpositivum.

    Wie wir die Leerheit erfahren, hängt ab von unserer Einsichtsfähigkeit. Dem Unverständigen macht die Leerheit Angst wie das Wasser dem Nichtschwimmer, wenn er am Rande des tiefen Beckens steht. Sobald er später das Schwimmen gelernt hat, vertraut er dem Wasser, dass es ihn tragen werde, und springt jauchzend in die Flut. Nicht im Wasser liegt der Unterschied, sondern im Menschen. Ebenso fühlt sich der Weltling von der Leerheit = Vergänglichkeit erschreckt; der Weise hingegen erkennt sie als Gewähr für die Un-Ewigkeit des Leidens und als Bedingung der Erlösung - wenn nicht als die Erlösung selbst.


    Und weiter:


    Zitat

    Es gibt "kein Vergehen, kein Entstehen", weil nichts in der Welt Seele (ātman) oder Eigennatur (svabhavata) besitzt, so dass man vom Vergehen oder Entstehen eines Seienden sprechen könnte. "Keine Vernichtung, keine Ewigkeit" heißt, der Buddha vertritt als Seelennegierer weder (wie die Materialisten) die Vernichtung des Wesens im Tode noch (wie die Upaniṣaden-Lehrer) die Ewigkeit des Wesens infolge der Ewigkeit der Seele. Seine Auffassung liegt zwischen diesen Extremen: aufhebbare Wiedergeburt durch das Entstehen in Abhängigkeit (pratityasamutpada). "Keine Identität, keine Andersheit" bedeutet, der Wiedergeborene ist wegen des Fehlens eines Seelenkontinuums weder mit seiner Präexistenz identisch noch ein anderer. Die Wahrheit liegt dazwischen: Er ist von der Präexistenz karmisch bedingt. "Kein Kommen, kein Gehen" besagt, dass das Nirvāṇa als Leerheit und nichtbedingter (asaṃskṛta) Dharma nicht dem Entstehen unterliegt und darum seit jeher ist. Es kann nicht eintreten und nicht verschwinden.



    So kann all das nur geschehen, wenn man aus dem Theravāda-Begriff „leer“ die Leer-heit erschafft. Nur deshalb wird Nirvana als Samsara überhaupt möglich.( im Sinne--keinen Unterschied) Im Theravāda würde man das aber nicht so sagen, oder? Ich hatte den gesamten Artikel verlinkt – er stammt aus dem Buch Mahayana-Buddhismus aus der Diederichs Gelben Reihe.


    Nochmal:


    leerheit

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Die Gegenüberstellung von den Gegensätzen, von denen jeweils beide Seiten verneint werden ist wieder paradox.

    Das sind die acht Negationen, die Nagarjuna am Anfang des MMK dem Buddha widmet. Sie finden sich ähnlich im Udana 8.1


    Vorwort zum Udāna

    :zen:



  • Also, der Tisch ist leer von einer inhärenten Existenzweise, aber es gibt keine „Tisch-heit“.

    Leerheit ist nicht auffindbar, wie der Dalai Lama in seinen Harvard-Vorlesungen erklärte. Wie kann man dann über sie als ein beständiges Phänomen sprechen? :?

    So kann man den mittleren Weg verpassen, oder?

    Den Tisch gibt es, aber nicht seine "Tisch-heit", weil er nur in Abhängigkeit von Ursachen und Bedingungen sowie seinen Teilen existieren kann.


    Weil der Tisch abhängig existiert, besitzt er keine "Tisch-heit". Und weil er keine "Tisch-heit" besitzt, kann er abhängig existieren und seine spezifischen Funktionen erfüllen.


    Die Leerheit des Tisches, die Abwesenheit einer "Tisch-heit", ist die grundlegende Bestehensweise des Tisches. Sie existiert nicht unabhängig vom Tisch.


    Dies hat Avalokitesvara in seiner Antwort an Sariputra mit den beiden Sätzen "Form ist Leerheit und Leerheit ist Form" ausgedrückt.


    Dass die Leerheit nicht auffindbar ist, bedeutet: Man kann sie unter Analyse nicht nicht als ein aus sich heraus bestehendes Phänomen auffinden, weil auch die Leerheit kein Eigenwesen besitzt. Sie existiert als ein abhängiges Phänomen. Die Leerheit ist immer die Leerheit eines bestimmten konventionellen Phänomens.


    Als abhängig benanntes Phänomen existiert die Leerheit schon. Deshalb kann man Aussagen darüber machen, ob beständig ist oder unbeständig. Sie ist beständig, weil die Leerheit des Tisches - um obiges Beispiel aufzugreifen - solange existiert wie der Tisch dessen Leerheit sie ist ohne sich von Moment zu Moment zu verändern.


    Wenn man der Leerheit ein Eigenwesen zuschreibt, dann verfehlt man den mittleren Weg, der ja darin besteht, die zwei Extreme von Beständigkeits- und Vernichtungsglauben zu überwinden. Erkennt man aber die gegenseitige Bedingtheit von abhängigen Bestehen und Leerheit, dann verfehlt man ihn nicht.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Sie ist beständig, weil die Leerheit des Tisches - um obiges Beispiel aufzugreifen - solange existiert wie der Tisch dessen Leerheit sie ist ohne sich von Moment zu Moment zu verändern.

    Die Leerheit ist weder beständig noch unbeständig, da sie keine inhärente Existenz besitzt
    . Das ist doch logisch. Ok, danke und alles Gute. :taube:

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Sie ist beständig, weil die Leerheit des Tisches - um obiges Beispiel aufzugreifen - solange existiert wie der Tisch dessen Leerheit sie ist ohne sich von Moment zu Moment zu verändern.

    Die Leerheit ist weder beständig noch unbeständig, da sie keine inhärente Existenz besitzt
    . Das ist doch logisch. Ok, danke und alles Gute. :taube:

    Deine Argumentation ist nicht logisch, denn es ist genau anders herum: Weil die Leerheit keine inhärente Existenz besitzt wie alle anderen Phänomene auch ist sie ein abhängiges Phänomen und ein abhängiges Phänomen ist entweder beständig oder unbeständig. Warum die Leerheit beständig ist, habe ich mehrmals begründet.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.